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Erläuterungen unci ^ext. I^ie kireklicbcn Lborwerkc jok. 8cb. Lack's wu pflegen, ist jetwt das ernste Anliegen vieler Lköre und Vereine in un8erem Vaterlande. /^uck clie Uauptstadt 8acksens dark nickt wurücksteken. ^war Kat Lack'scke Kunst in Vreden von jeker eine Ueimstätte gefunden, wurden clock allein durck den Kreuwckor wäkrend der letwten fünf jakre auker den Passionen unci doppelckörigen a cappella Motetten 26 Lkorkantaten cie8 ?komaskantors aukgefükrt (davon 13 wuni ersten klale). Unci auck andere Lkorvereinigungen und In8titute Dresdens sowie ker- vorragende Künstler (es 8ei nur an pickard Luckma^/er erinnert), waren am Werke, un8 cia8 Verständnis kür die kekren lonpoesien kack's immer mekr wu erscklieken. Wicktiges bleibt aber nock wu tun. Ls gilt vor allem, clie Werke des groken l'komaskantors, be80ncler8 8eine K^ntaten-Kompositionen, wu populari8ieren, iknen eine bc- lebencle klackt im Volke wu 8ckaffen. Llierwu möckte an seinem "seile cler neugegründete Dresdner Lackverein beitragen, er möckte mitkclken, dak cla8 Wort jenes 8ckarfblickenclcn klannes, cla8 19. jakrkunclert kabe Lack für die 8ckule unci clie Kenner, das 20. jakrkunclert kingegen für cla8 Volk geboren, auck in cler Llauptstacit 8ack8en8 wur lat wercle. 8ckon oft ist es au8ge8procken worclen: wer clie Kantaten 8eb. Lack's nickt kennt, clem entgekt einer cler 8ckön8ten unci eigen8tcn /^bscknitte cieut8cker Kunst. Diese Werke 8incl clie Raritätenkammer, in welcker 8eine ge8taltencle bland ikre fein8ten Orikke übte. Von clen Passionen uncl Klesscn cle8 Kleisters au8 aknt man clock nock nickt die Wunclerclingc formeller Lildung, an clenen nur wenige clie8er Kantaten ganw leer au8geken (LIcrm. Kretwsckmar: „Lükrer clurck clen Konwertsaal", II. Ld., 8. 358). Lack Kat fünf jakrgänge von Kircken- 8tücken auf alle 8onn- uncl Lesttage Kinterla88en, wie 8ein Liograpk PK. 8pitta berecknet, sine 8umme von 295 Kantaten. Oer keute clargebotene I. „^clus tragicus", clie Kantate „Qoltes ^eit ,8t «Ne allerbeste Leit", ein jugenclwerk cles Kleisters, rntÄLNcl 1711 (also vor geracle 200 jakren) anläklick cles locles cles Weimar'scken pektors kl. Lrokgebauer. Das Werk ist cler clcnkbar erkabenste Ausdruck cles ergreikenclen Wortes „Ledenke wu sterben", clas der lonclickter im Legensatw wu clem sorglosen „Ledenke wu leben" cler Oegenwart wurukt. Wir kören clie Lotsckakt cles locles- engeis, wir vernekmen aber auck clie 8timme cles LIcrrn uncl bleilandes, der clem lode seine 8ckrecken genommen uncl ikn rum Eingang in clas kimmliscke paraclies gemackt Kat. black einer weikevollcn Einleitung, „8onatina" genannt, kür wwei Llöten, rwei Violen uncl Lontinuo*) (diese einkacke Instrumentation wircl wäkrencl cler Dauer cles ganwen Werkes beibekalten uncl gibt ikm ein gewisses umflortes Kolorit) folgt cler ernst kreuclige aber sckwungvolle Lkor: „Lottes 2eit ist clie allerbeste 2eit", cler bei clen kugiert bekanclelten Worten: „In ikm leben, weben uncl sincl wir, so lange er will" clie bunte Leweglickkeit cles Lrdenlebens einclringlick sckilclcrt. klit clem Ein tritt cler im Adagio gesungenen Worte aber: „ln ikm sterben wir rur reckten 2sit, wenn er will" wircl dies bewegte unci lickte Lilcl plötwlick von clen 8ckauern cles locies überkauckt. Wie verciüstcrnclcr biebel sinken clie "bodesgedanken kerab, unsicker erwarten wir, was kommen wircl. Lin 8olo-^enor stimmt clie einclringlick ver tonten Worte cles 90. Psalms an: ,,-Vck Llerr, lekre uns beclenken, dak wir sterben müssen, auf dak wir klug wercien", wu welcken clie Llöte eine nackclenklicke Kleloclie spielt, welcke wie ein Verkängnis nickt vom platwe weicken will. Immer kekrt sie wiecier uncl bildet musikalisck clen blauptträger dieses Ariosos. Und nun tritt wu den von den Lassen rauk und gewalttätig ausgcrufenen Worten: „Lestelle dein Klaus, denn du wirst sterben und nickt lebendig bleiben", der lod glcicksam im Person an den witternden klenscken keran, wäkrencl jene seine klaknung durck den ln tief ernster Llaltung einkallenden Lkor: „Ls ist der alte Lund, klensck, Du mukt sterben" erst ikren weiteren Hintergrund erkält. Dieser Lkor ist das blauptstück des >^ctus tragicus. Drei musikaliscke kläckte bedingen seine Lestaltung. Zuerst vernekmen wir über einem gleickmütig wandelnden Lontinuo die drei tieferen 8t>mmen in Doppelkugierung des eben genannten 8pruckes. Iknen gegenüber stekt der 8opran mit den Worten der Umgebung und des Verlangens: „ja komm', LIerr jesu!" blierwu singen ^endlick die Llöten und Violen dreistimmig die Kleloclie des alten 8tcrbeliedes: „Ick kab' mein 8ack' Lott keimgestellt". Der resignationsvolle Lkarakter dieses Lkores kommt nickt wuletwt durck die ungewöknlick tieke Lage wum Ausdruck, in welcker Kak, -llt und lenor einsetwen. Ls klingen die 8timmen in einem Register, welckes 6>auen erregt. In ergreifendem Legensatwe geken diese Vertreter des 8ckreckcns und die kröklick aukkciternden 8opranstimmen, die an der Uokknung und am Llauben festkalten, nebeneinander ker, bis der tiefsinnige fünktaktige 8ckluk dieses Lkores uns das Lncle des klenscken und die letwten 8eufwer seiner slck von allem Irdiscken los ringenden 8eele in geradezu dramatlsck ansckaulicker Weise malt. Linem sckwankenden Lalter gleick kängt ein sam die Lopranstimme über dem Abgründe, und als endlick alles totenstill geworden ist, vernimmt man ikren 8terbekauck: — „jesus". Die darauf folgende blummer, das unbesckreiblick milde und innige, nur vom Lontinuo *) „Ununterbrockensr Lall", OeneralbsK, der unter Leikilke von Ziffern die karmoniscke Lntvvickelung des ätückes reguliert.