Volltext Seite (XML)
ihre Heimalh zurückzukehrcn. Die ganze Feier war für unseren Badeort ein Ereigniß allerersten Range«. Hagesgeschichle. — Deutschland, lieber die Vorgänge, die sich in Wien vor der Hochzeit de« Grafen Herbert BiSmarck abspielten und Anlaß zu dem bekannten Schreiben de« Reichskanzler« Grafen Cap rivi an den deutschen Botschafter in Wien Prinzen Reuß u. s. w. boien, gehen den »Bert. N. Nachr." folgende Miltheilungen zu, die, wie deren Gewährs mann versichert, den thalsächlichen Verhältnissen ent sprechen sollen: Längere Zeit vor der Hochzeit, als eS festgestellk war, daß sie in Wien gefeiert werden sollte, suchte man von FriedrichSruh aus dort alle Fragen der Konvenienz und der Etiquette in der sorgsamsten Weise klarzustellen. Da cS bekannt war, daß die Gemahlin des deutschen Botschafters am Wiener Hofe, die Tochter des Großherzogs von Weimar, eine ebenso taktvolle Dame wie begeisterte Verehrerin der BiSmarck'schen Familie ist, so schien diese als Vermittlerin in diesen Angelegenheiten ganz besonders geeignet. Man wendete sich daher von FriedrichSruh aus au dieselbe, und sie nahm auch den Auftrag an, zu dessen Erledigung sie sich an den für solche Fragen kompetenten ersten Hofbeamten, den Prinzen von Hohenlohe in Wien, wendete, der mit dem Kaiser Fanz Joseph Rücksprache nahm, und zwar namentlich wegen der Audienz des Fürsten BiSmarck bei ihm. Die auf diesem Wege der Prin zessin Reuß gewordene Antwort lautete dahin, daß der Kaiser Franz Joseph eS natürlich und selbstver ständlich finde, daß Fürst BiSmarck als alter und bewährter Freund seines Hause« und der österreichi schen Politik ihm bei Gelegenheit des bevorstehenden Privatfestes in einer Audienz seine Aufwartung mache. In jener Zeit dachte Niemand in Wien daran, daß der in Rede stehenden Privatfestlichkeit von Berlin aus ein anderer Charakter beigemessen werden könnte, als der eines freundschaftlichen Zusammentreffens alter Freunde in Nord und Süd. Der deutsche Botschafter in Wien, Prinz Reuß, selbst war damals bettlägerig und kümmerte sich naturgemäß um diese rein private Angelegenheit garnicht. Trotzdem kam sie dem gesauunten deutschen Botschaftspersonal zu Ohren und aus den Kreisen dieses Personals ge langte an den Grafen Caprivi ein Brief, der davon Mittheilung machte. Erst auf Grund dieses Briefes trat die Koutrcarbeit von Berlin ein, die dazu führte, daß dem Fürsten Bismarck die nachgesuchte Audienz versagt wurde. Die gesellschaftliche Verletzung wurde an dem Altreichskanzler und namentlich an seinen ungarischen Freunden um so peinlicher empfunden, als Fürst Bismarck davon erst in zwölfter Stunde erfuhr, also zu einer Zeit, wo es ein Rückwärts für ihn nicht mehr gab. — Berlin, 26. Juli. Der „Reichsanzeiger" schreibt, die Ausbreitung der Cholera in Ruß land veranlaßte die Regierung zur Anordnung ver schiedener wichtiger Maßnahmen in der Richtung, welche bei dem Erlasse gegen die Cholera vom 14. Juli 1884 inne gehalten ist. Außerdem stehe eine den neuesten Ergebnissen der Wissenschaft Rechnung tragende Anleitung zur Desinfektion bei Cholera un mittelbar vor der Vollendung und werde alsbald nebst einer populären Belehrung über das Wesen der Cholera und da« Verhalten während ihres Herrschens ver öffentlicht werden. — Herr NeichStagSabgeordneter Geh. Reg.-Rath Klemm hat im „DreSd. Journ." unter dem Titel „Berlin nach Chicago?" einen längeren Weltaus- stellungSartikel veröffentlicht, dessen Ausführ ungen in folgenden Sätzen gipfeln: „An und für sich erscheint es ja recht passend, am Ausgange des zur Rüste gehenden Jahrhunderts die Kulturvölker des Erdballes zum friedlichen Wettkampfe ihrer wirth- schaftlichen und künstlerischen Interessen zu versammeln, und eS würde sich alles das, was für diesen Gedanken vorgebracht wird, recht wohl auch für Berlin haben sagen lassen, wenn nicht — Chicago uns zuvor gekommen wäre und sofort die Angelegenheit in fast ungeheuerlicher Weise in Angriff genommen hätte. DaS Unglück ist, wie wir uns nicht verschweigen dürfen, daß die findigen, entschlossenen und „wohlsituirten" Amerikaner un» zuvorgekommen sind, daß wir den Platz schon belegt finden. DaS läßt sich dadurch nicht wieder wett machen, daß wir nun im Laufschritt unmittelbar da hinter herstürmen und der Welt verkünden: „Ja, ja, auch wir werven das Jahrhundert feierlich mit einer Weltausstellung beschließen" — zu einem solchen Wettlauf ist eS eben „zu spät". Die Frage: ob auch wir zur Veranstaltung eine« derartigen Wettkampfe» innerhalb unseres Gebietes zu verschreiten haben werven, müssen wir, nothgedrungen, für eine spätere Zeit offen halten: sie jetzt, auf die kurze Spanne Zeit, welche vom Jahrhundert uns noch vergönnt ist, im bejahenden Sinne zu entscheiden, würden wir für ein verfrühtes recht bedenkliches Beginnen erachten." — Unter der Ueberschrift „Unpopuläre mili tärische Betrachtungen" veröffentlicht die Kreuz zeitung einen Artikel, der an sich wenig neue« ent hält, aber gleichwohl wegen des Zeitpunktes seiner Veröffentlichung bemerkenSwerth erscheint. ES wird darin auSgeführt, daß der Geist der künftigen Kriegs kunst von der Schwere der Materie erdrückt, vielleicht vernichte« werden wird und daß der sorgsame Ausbau der Organisation unsere» Heere« höher ge stellt werden muß, als das Ausbreiten großer Heer haufen, die nur auf Kosten der Güte der Truppen errichtet werken können. Dieser Artikel ist indirekt gegen die geplante große Militärvorlagc gerichtet, über deren alSbalvige Einbringung beim BundeSrath und Reichstag nach der nahe bevorstehenden Rückkehr de« Kaiser« endgiltig entschieden werden soll. Er beweist, wa« in eingeweihten Kreisen ohnehin kein Ge- heimniß mehr war, daß auf militärischer Seite eine sehr starke Strömung gegen die beabsichtigte erhebliche Vermehrung unseres Heeres unter gleichzeitiger be dingter Herabsetzung der Dauer der Dienstpflicht vorhanden ist. Die beiden sich entgegenstehenken Richtungen, deren jede hochstehende und einflußreiche Militärs als Anhänger besitzt, dürften im Laufe dieser Woche noch leidenschaftlich und nachdrücklich um den Sieg ringen. Da sich der Reichskanzler und der preußische Kriegsminister, also die nach Außen hin in dieser Frage zumeist verantwortlichen Persönlich keiten, in den Reihen der Befürworter der neuen Militärvorlage befinden, so dürfte freilich die schließ liche Entscheidung zu ihren Gunsten überaus wahr scheinlich sein. — Angesichts der nahe bevorstehenden militärischen Hebungen sind allgemeine Anweisungen an die Leiter der Manöver ergangen, möglichst für eine Ver ringerung der Flurschäden Sorge zu tragen. In allen Fällen, in denen die Flurentschädigungen den Durchschnitt wesentlich überschreiten, sollen die Divisions-Kommandeure über die außerordentlichen Umstände, denen dies zuzuschreiben ist, den komman- direnden Generalen Bericht erstatten. Diese Verfüg ung wird in landwirthschaftlichen Kreisen sicher mit lebhafter Befriedigung begrüßt werden. — Ein in Gera eingetroffenes Telegramm von Professor Schweninger aus Kissingen meldet das Ein treffen des Für st en Bismarck in Iena am näch sten Sonnabend Abends halb 8 Uhr. Die Abreise ist auf Sonntag Nachmittag 2 Uhr festgesetzt. Große Vorbereitungen zum Empfang des Fürsten sind im Gange. Am Abend der Ankunft findet großer Fackel zug statt, sowie großartige Beleuchtung der Saalberge. — Znaim (Niederösterreich), 25. Juli. In der vergangenen Nacht stürzte der au« dem zwölften Jahrhundert stammende sogenannte Räuberthurm ein und zerstörte einige Baulichkeiten. Vier Personen wurden verschüttet, von denen bisher eine gerettet worden ist. Loeale und sächsische Nachrichten. — Schönheide, 26. Juli. Zu dem Berichte in Nr. 87 d. Bl., da« 50jährige Jubiläum des hie sigen Männergesangvereins betreffend, ist nachträg lich noch ergänzend hinzuzufügen, daß der Jubel verein am Festtage einen gemeinschaftlichen Kirchgang veranstaltete und in der Kirche einen Festgesang vor trug, sowie, daß am Montag eine Nachfeier für die Vereinsmitglieder stattfand. Dieselbe wurde im „GambrinuS" veranstaltet und bestand auS: Gemein schaftlichem Frühschoppen von 10 bi» 12 Uhr Vor mittags, Kinderfest im Garten von Nachmittags 3 Uhr an und Ball von Abends 8 Uhr an. — Chemnitz. Der 10 Uhr 17 Min. Abends von Dresden hier eintreffende Personenzug ist am Sonnabend bei der Ausfahrt auS der Station Niederwiesa von einem ernsten Unfall be troffen worden. Der Zug durchfuhr die letzten Weichen der Station, als ein polterndes, krachendes Geräusch und lautes Rufen und Schreien zu hören war und gleich darauf der Zug hielt. Hinzueilen den zeigte sich ein Bild großer Verwüstung. Die letzten 5 Wagen des Zuges, 3 Personenwagen III. Klasse, der Zugführerwagen und ein weiterer Per sonenwagen III. Klasse waren entgleist, der Zug führerwagen hatte sich gerade auf dem Straßenüber gang auf die Seite gelegt; der letzte Wagen III. Kl. hatte die hinterste Achse verloren und lag mit dem Wagenkasten direkt auf dem Gleise. Die anderen 3 Wagen standen auf ihren Rädern neben dem Gleise. Alle Wagen waren mit Passagieren und Zugspersonal besetzt und wie ein Wunder muthete es an, daß Nie mand eine irgendwie ernste Verletzung erlitten hatte; nur 3 oder 4 Herren klagten über erlittene Stöße. Am meisten gefährdet waren der Zugführer, Ober schaffner Sternitzky und der Gepäckschaffner Böhme, beide aus Reichenbach, welche sich in dem umgestürz ten Wagen befanden, sie wurden beide mittelst Leiter, unbeschädigt, au« dem Wagen geholt. Die Passagiere der entgleisten Wagen III. Klasse waren nur kräftig durcheinandergcschüttelt worden. Durch die Entgleis ung waren beide Hauptgleise gesperrt. Der Personen verkehr wurde bei Fackellicht durch Umsteigen er mittelt, und erlitt deshalb fast gar keine Störung. Die AufräumungSarbeiten wurden sofort in Angriff genommen, sodaß da« eine Gleis bereit« gegen '/,6 Uhr früh, da« andere gegen '/«7 Uhr fahrbar wurde und der geordnete Verkehr wieder ausge nommen werden konnte. Ucber die Veranlassung de« Unfälle« ist dem Vernehmen nach noch nicht ermittelt worden, jedenfalls aber ist eine Verschuld ung des Personal« nicht anzunehmen. — Dieser Tage ist in Plauen i.V. eine Haut- Haltungs- und Kochschule für Schäkerinnen der ersten Klasse der Volksschule eröffnet worden. Die Schulgemeinde hat für 10,000 Mark ein besonderes Ge bäude mit vollständiger Einrichtung für den genann ten Zweck aufsühien lassen. In dem Kochsaal stehen 6 Kochherde, 0 Küchenregale u. s. w. Den Unterricht ertheilt eine besondere Kochlehrerin. Es erhalten jede« Mal 24 Mädchen 4 Stunden Unterricht. — Grimma. Während alljährlich von den Kirschenpächtern rc. massenhaft Beschwerden über die Staare einliefen, hört man dieses Jahr immer fragen: wo sind nur die Staare? Wer e« der Mühe Werth hält, dieselben zu beobachten, wird, so schreiben die „Grimmaer Nachrichten," finden, daß sie sich in Flügen zu Tausenden gemeinschaftlich mit den Krähen auf den Rübenfeldern aushalten und daselbst eine in diesem Jahre massenhaft auftretende, 2 cm lange, dunkelgrüne Raupe mit schwarzem Kops und Hinierkheil vertilgen. Menschenkräfte reichten nicht aus, daS Ungeziefer zu bewältigen, und da sind es die Staare, die helfend einspringen. Bezirkstag der Loiiigiichcii Amtshauptmaniischast Schwarzenberg am 20. Juli 1892. Anwesend: nächst dem Vorsitzenden 27 Abgeord nete und Herr Oberinspector Hohlfeld aus Grünhain; entschuldigt 9 Abgeordnete. Nachdem eine persönliche Zulage für den AnstaltS- arzt, sowie mit Rücksicht auf die große Anzahl kranker und gebrechlicher Personen die Annahme einer Pflegerin für die Bezirksanstalt beschlossen, der Bau einer Leichenhalle für diese Bezirksanstalt aber abge lehnt worden war, wird der für die Bezirksanstalt Grünhain auf das Jahr 1892/93 ausgestellte HauS- haltplan nach dem Entwürfe genehmigt. Die auf das Jahr 1889/90 für die Anstalt auf gestellte, vom Herrn Abgeordneten Fritzsche in Ober- scblema geprüfte Rechnung wird unter Vorbehalt der Beachtung der dagegen gezogenen Erinnerungen ge nehmigt, Herrn Fritzsche auch die Prüfung der Rech nung aus da« Jahr 189091 übertragen. Bei Berathung einer Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern, die Revision der Kassen- und Geschäftsführung der Gemeinden betr., beschließt man zu erklären, daß eine Geschäftsrevision durch besondere Organe nicht nothwendig erscheine, daß da gegen die Vornahme von Kassen- und Rechnungs- Revisionen durch qualificirte Beamte, welche von einem freiwilligen Verbände von Gemeinden angestellt werden, sich empfehle, daß letztere im hiesigen Bezirke schon seit dem Jahre 1889 bestehen und die Ein richtung sich durchaus bewährt habe. Nach Kenntnißnahme über den Stand der Re servisten-Darlehne vollzieht man die Wahl der Ver trauensmänner für die Ausschüsse zur Wahl von Schöffen rc. gemäß der Vorschläge, sowie die Wahl des Herrn Stadtverordneten Alban Meichsner in Eibenstock als Taxator zur Abschätzung ausgehobener Pferde bis Ende 1892 durch Acclamation. Amtliche Miltheilungen aus den Sitzungen des Staotraths zu Eibenstock. Sitzung vom 4. Juli 1892. Vorsitzender: Bürgermeister Or. Körner. An wesend: 5 Rathsmitglieder. 1) Man nimmt Kenntniß a. von der Verordnung des Kgl. Finanzmini steriums, welches die Neuaufnahme der Stadt und Flur Eibenstock nunmehr für 1895 unter gewissen Bedingungen in Aussicht stellt; b. von der für den Bezirk vereinbarten Bekannt machung über die Sonntagsruhe im Handels gewerbe und den in dieser Angelegenheit er gangenen Verordnungen; e. von der Mittheilung des Herrn Postdirektors Helbig Hierselbst, betr. die Uebernahme der Geschäfte des Kaiser!. Postamtes; 6. von dem Regulativ über die Erhebung der Bezirkssteuer; e. von den Beschlüssen der letzten Stadtver ordnetensitzung. 2) Wegen Vergebung der Zinsen der Pfarrer Mahn- schen Stiftung (für Studirende) wurde in Ueber- einstimmung mit dem Vorschläge de« hiesigen Kgl. Amtsgerichts Entschließung gefaßt. Zur Bewerb ung um da« Stipendium soll alljährlich einmal öffentlich aufgefordert werden. 3) Die Entschließung über Neuherstellung der Flur karte wird ausgesetzt, bi« feststeht, ob die Flur im Jahre 1895 neu vermessen wird oder nicht (vgl. Pkt. I «.) 4) Dafern die Gemeinde Muldenhammer für die Schulgeldreste ihrer Einwohner selbstschuldnerisch eintritt, soll an dem bisherigen Verhältniß zur hie sigen Schulgemeinde Nicht« geändert werden. 5) E« sollen anläßlich mehrfacher Beschwerden die Vorschriften, betr. da« freie Umherlaufenlassen großer Hunde, erneut in Erinnerung gebracht und gleichzeitig für den Fall der Nichtbefolgung weitere Beschränkungen im öffentlichen Verkehr mit Hunden