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es werde auch in den offiziellen russischen Dieldungen weder die volle Wahrheit gesagt, noch der ganze Um sang der Verheerungen durch die Cholera rückhalt«lo» angegeben. Ein solcher Verdacht ist sogar in der letzten Sitzung de» obersten SanitätSrathe» in Wien bereit« ausgesprochen worden, ohne daß er ein» Wider legung erfahren halte. Zum Ueberfluß wird, wie schon telegraphisch erwähnt, in der »Polit. Korr." be richtet, daß sich in und um Astrachan eine Krankheit zeige, deren Symptome große Aebnlichkeit mit den charakteristischen Merkmalen der Pest haben. — Rußland. Der Generalgouverneur von Warschau bat Folgende» angeordnet: »Die Fabrikbesitzer und Industriellen im Gouvernement Petrikow sind zu verpflichten, Techniker und überhaupt Personen jeder Art, welchen irgend welche Leitung oder Verfügung über die Arbeiter übertragen wird, und welche der russischen Sprache nicht gänzlich mäch tig sind, in Zukunft nicht mehr anzustellen; diejenigen aber, welche gegenwärtig angestellt sind und dieser Anforderung nicht entsprechen, bi« zum 1. Januar 1898 durch andere zu ersetzen." Diese Verordnung ist ganz direkt gegen die im Grcnzgouvernement Petrikow zahl reich im kaufmännischen Dienst lebenden Angehörigen de» deutschen Reiche» gerichtet. — Die Gouverneure von Podolien, Kiew und Volhynien erhielten weit gehende Vollmachten betreffs Ausweisung der AuSlän der. — Die »K. Ztg." meldet aus Petersburg, daß auch in Wolsk und ChwalinSk Aufstände infolge der Choleraepidemie stattfanden, wobei ein Arzt von dem Pöbel aus dem Wagen gerissen und mit Steinen und Knüppeln todtgeschlagen wurde. Die Vermuthung, daß alle diese Ausschreitungen von noch unbekannten Wühlern einheitlich vorbereitet und geleitet würden, bestätigt eine aus Nischneh-Nowgorod kommende Meldung, wonach dort Nachts ein Aufruf angeschlagen wurde, der die Aufforderung enthielt, dem Beispiele der anderen Wolgastädte zu folgen und Aerzte sowie Beamte der Polizei todtzuschlagen. Hinter diesen Greueln steckten nihilistische Umtriebe, welche die Lage geschickt auSzunutzen verständen. Locale unv sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Herr Bürgermeister l)r. Kör ner ist vom 20. d. Mts. ab auf 8 Tage beurlaubt und wird während dieser Zeit durch Herrn Stadt rath Rechtsanwalt Landrock vertreten. — Dresden. Eine Depesche aus Triest vom 18. d. meldet: Heute Vormittag 11 Uhr find die Turnerextrazüge aus Sachsen über Graz hier einge troffen. In Opina wurden sie von den Turnern Triests feierlich eingeholt und der Weg nach Triest gemeinsam zu Fuß zurückgelegt. Die Orientfahrer bestiegen die Schiffe, während die anderen deutschen Turner dem Turnfeste in Triest beiwohnen. — Bei der Sängerfahrt des New-Dorker Gesang vereins „Arion" verhielt sich'S genau sowie in Deutsch land bei ähnlichen Anlässen: der größte Theil sind Nicht-Sänger. Auch bei der Meeresturnfahrt des sächsischen Turngaues besteht ein erheblicher Theil aus Solchen, die seit Jahren nichts mit Barren und Reck zu thun gehabt haben. Der Sonderzug nach Triest führte übrigens in einem Gepäckwagen mancherlei Turngeräthe mit sich, Barren und Schwingel, welche aus den Schiffen aufgestellt werden und an denen sich die Turner auf der Ueberfahrt üben sollen — natürlich darf da die Seekrankheit nicht einen Strich durch die Rechnung machen. Ueber Triest hinaus, also nach Griechenland und der Türkei, gehen von den 1240 Reiscgenossen nur 360. Diese eigentlichen „Meeresturner" sind auf zwei Schiffen von Triest abgefahren. Die Anderen zerstreuen sich in den Alpen. — Dresden, 1b. Juli. In der Nacht zum Freitag wurde in dem Antonstädter Lehrerseminar ein frecher Einbruchsdiebstahl verübt. Der Dieb, ein vorbestrafter Mensch namen« Hardig au« -sebnitz, mit den Räumlichkeiten de« Seminars wohl bekannt, hatte sich unter dem Schutze der Dunkel heit des Abendgewitters in da« Haus eingeschlichen und in der Annahme, daß bei Eintritt in die großen Ferien die Seminaristen mit Geld versehen sein würden, auf den Schlafsälen des Seminars die Kleider ihre« Inhalts, der Uhren, Geldtaschen, Messer rc. beraubt. Er hatte sich sogar die Zeit ge nommen, mittelst der auf dem Schlafsale entwendeten Schlüssel eine Reihe von Schränken, die in den tieferen Stockwerken sich befanden, auszuplündern. Aber eS gelang einigen wachsamen und handfesten Schülern, den Menschen festzunehmen, welcher der herbrigeholten Polizei übergeben wurde. — Plauen. Die Jubelfeier zu Ehren der Errichtung des 10b. Infanterie-Regiment« vor 2b Jahren ist am Sonnabend und namentlich am vorigen Sonntag in glänzender Weise verlaufen. Die Stadt selbst hatte zu Ehren der zum Theil von weither herbeigekommenen Gäste ihr Festgewand an gelegt, und letztere waren sehr zahlreich eingetroffen. Im Saale der »Freundschaft" fand am Sonnabend ein großer Kommer« statt, an welchem über bOO ehemalige Regiments-Kameraden theilnahmen. Vize feldwebel Franke aus Straßburg überbrachte im Namen der Abordnung die herzlichsten Grüße de« Regiment« und brachte ein Hoch aus auf die Mili- kärvereirre Sachsen«, befskkdcr» auf den Verein »10k>er' in Plauen. — Der Feftzug am Sonntag umfaßte nicht weniger al« 28 Gruppen und »rregte auf fei nem Wege durch zahlreiche Straßen nach dem »Aelsenschlößchen", woselbst die Hauptfeicr stattfand, Bewunderung und Beifall. Die Festrede hielt Herr Diskonus Diliner; ferner hielten Ansprachen die Herren W. Baumann, Bürgermeister Wagner und Major Franke. Ein Festspiel, lebende Bilder und zahlreiche Tonstöcke trugen sämmtikch dem militärischen Charakter der Feier Rechnung. — Am Montag fan den Ausflüge in die Umgebung und am Abend eine Abschiedsvereinigung in der .Centralhalle" statt. — Zwickau. Wie un« mitg»theilt wird, trägt man sich in hiesiger Stadt mit de» Gedanken, dem Fürsten Bismarck zu Michaelis in FriedrichSruh einen Besuch abzustatten. ES ist geplant, daß hieran die Städte de« Vogtlande« und Erzgebirge« sich betheiligen, resp. durch Deputationen vertreten lassen sollen. Ein Komitee mit dem Sitz in Zwickau soll schon zusammengetreten sein. — Oschatz. Eine Szene der Verzweif lung spielte sich am 1b. d. M. auf dem hiesigen Kirchhofe ab. Nachdem ein Sarg, welcher die irdi schen Ueberreste einer Wittwe barg, dem kühlen Schooß der Erde übergeben und die üblichen Feierlichkeiten dabei geendet worden waren, traten die näheren Familienangehörigen an die noch vfftne Gruft, um der lieben Entschlafenen die gebräuchlichen Blumen spenden zu weihen. Dabei gerieth die eine Tochter der Verstorbenen, welche sich in Dresden in Stellung befindet, derart in Erregung, daß sie in die Gruft sprang, um mit der Mutter zu sterben und begraben zu werden. Von den sofort herbeigeeilten Trägern wurde die so tief ergriffene Tochter, welche sich nicht von der Mutter trennen wollte, den erschrockenen Ihrigen zurückgegeben. Auf Alle aber, welche dem letzten Gange der Wittwe gefolgt waren und der Trauerfeierlichkeit beiwohnten, machte diese Szene der Verzweiflung einen tief ergreifenden Eindruck. — Schneeberg, 19. Juli. Gestern Nacht kurz nach 1 Uhr wurden die Bewohner unserer Stadt wiederum durch Feuerlärm aus dem Schlafe geschreckt. Es war in dem an der Weißbacher Straße gelegenen Gasthof zur Goldenen Höhe, kurz nach be endigter Tanzmusik, in der oberen Etage Feuer auS- gebrochen, welche« sich rapid verbreitete und in kurzer Zeit das ganze Gebäude in Asche legte. Vom In ventar konnte nur wenig gerettet werden, dagegen ge lang es, sämmtliche« Großvieh in Sicherheit zu bringen, nur da« Federvieh soll zum Theil verbrannt sein. Die Rettungsarbeiten der rasch eingetroffenen hiesigen und GrieSbacher Feuerwehrmannschaften wurden durch den bestehenden Wassermangel beeinträchtigt. Der Brand soll, wie verlautet, durch den Kronleuchter ent standen sein, welcher die niedrige Decke des Tanz- saaleS in Feuer gesetzt haben soll. — Im Tannenbergsthaler Jagdbezirke machte sich im Mai d. I. das Auftreten mehrerer Wilddiebe bemerkbar, welche namentlich den Reh bestand schmälerten, ohne daß cS gelingen wollte, der frechen Gesellen habhaft zu werden. In der Nacht zum 2b. Mai wurden jedoch drei Wilddiebe, Scheerbaum, Seidel und Geipel mit Namen, festge nommen, auch konnte man der benutzten Gewehre, zusammenlegbare Büchsen, habhaft werden. Am Sonnabend verurtheilte das Kgl. Landgericht Plauen die beiden Erstgenannten zu je sechs Monaten Ge- fängniß, während Geipel mit sechs Wochen Gefängniß davonkam. — Sonderzug nach Wien. Zur Erleichter ung des Besuchs der gegenwärtig in Wien stattfin kenden Theater- und Musikausstellung und der da mit verbundenen Theater-, Konzert- und sonstigen Aufführungen im Wiener Prater wird Sonn abend, den 13. August, ein anderweiter Sonder zug von Leipzig und Dresden nach Wien abgelassen werden. Die Fahrpreise sind wie beim ersten Zuge außerordentlich ermäßigt und beziffern sich beispiels weise von Leipzig, Dresd. Bhf., nach Wien auf 28,30 M. in II. und 16,00 M. in III. Kl. und von Dre«den-A. nach Wien auf 21,20 M. in II. und 11,20 M. in III. Kl. Die Gültigkeitsdauer der Fahrkarten ist wieder auf 14 Tage bemessen. In Wurzen, Oschatz, Riesa, Priestewitz, Pirna, Schandau, Chemnitz, Oederan und Freiberg werden direkte Fahrkarten nach Wien aufgelegt und von sämmt- lichen übrigen größeren sächsischen Stationen An schlußkarten ausgegeben werden. Ueber die sonstigen näheren Bestimmungen giebt das in einigen Tagen erscheinende Programm über den Sonderzug näheren Aufschluß. Aus »ergangener Zeit — für «nsere Zeit. IS. Juli. (N-chdruUxrd-tn» Am IS. Juli 1810 starb Preußin« große Königin und Mutter Kaiser Wilhelm 1, Königin Luise die Edle, aus Hohenizeritz, wohin sie sich zum Besuche ihre« Vater«, de» Grostherzog« von Mecklenburg-Strelitz, begeben hatte. Das Bild der schwer ge prüften, duldenden Königin ist längst volksthümlich geworden, es ist in Schule und Hau« zu finden. Königin Luise hat die Bitterkeit des Leben» zu kosten bekommen, wie selten ein« Fürstin; sie mußte mit tiefstem Schmerze die Erniedrigung ihres Reiches durch den llbermllthigen Corsen erleben und sie hat nicht ein mal mehr die Befreiung des Vaterlandes von dem Joche de« fremden Eroberers erlebt. In verklärtem Lichte steht die edle Gestalt der Königin vor un», sympathisch in der äußeren Er scheinung, wie in ihrem ganzen Thun an» Lassen ihres kurzen und doch so schmerzlich inhaltreichen Leben«. 20. Juli. Da« schwache Geschlecht hat e« ja sehen sehr ost »»wiesen, daß es uuter Umständen stärker, al« die Männer sein kann. Einen glänzenden Beweis hierfür gab der 2» Juli 1447. Die Stadt Seest war von Kaiser Friedrich lll„ in die Reichiacht erklärt ievrden und wurde nun von dem Kurfürsten von Löln mit ca. 6VM0 Mann, darunter 26,000 Mann Ezechcn, belagert. Am genannten Tage kam es zum Hauptslurm auf die Stadt. In einer, alten Schrift heißt e« nun: „Aus ^den Fall be dacht, stellt« die Bürger längst der Mauer große Kessel, Brau pfannen mit kochendem Wasser aus, in das man Mehl schüttete. Die Soesterinnen hielten langsam das Gebrödel im Sieden und freuten sich ihrer todtbrmgenden Kochkunst. Sie brauten zur glücklichen Stunde einen „Kraut", dergleichen die Böhmen schwerlich begehrten, so hoch sie sonst das Soester Bier schätzten." Diesen siedende» Brei schütteten flink und geschickt di« Frauen und Töchter der Soester den Stürmenden mit großem Erfolg auf die Köpfe, und der Stadt Soest war ihre Unabhängigkeit gerettet. 21. Juli. »Ich will, daß nur ein Herr sei auf Erden, wie nur ein Gott im Himmel ist." Also ries übermüthig und siegesgewiß der Sultan Mohamed II. und ließ feine kriegsgewohnten, wilden Schaaren gen Belgrad ziehen. Es handelte sich am 21. Juli'I4S6 schon darum, ob Deutschland von den islamischen Schaaren überschwemmt «erden sollte, oder ob es gelingen würde, diese noch hinzuhalten und zurückzudrängen. Diese bedeutende und schwere Ausgabe löste am genannten Tage Johannes Hunyades Corvinus, der im Verein mit dem greisen Franziskanermünch Johann Lapristanus durch den Heldenmuth der Ungarn die Türken gewaltig aufs Haupt schlug, so daß diese mit einem Verluste von 24,000 Mann an Todten sich zurückziehen mußten. Deutschland war durch diese That vorläufig vor den Türken gerettet. 22. Juli. Vor 100 Jahren, am 22. Juli 1792, gab der König von Polen, Ponjatowsky, seinem eigenen Reiche, dessen Bewohner er so wenig »erstand, wie diese ihn, den Todesstoß. An diesem Tage trat er dem sogenannten Targowiczer Bunde bei, der keinen anderen Zweck hatte, als die völlige Niederwerfung und Zerstückelung Polens und dessen rückhaltslose Auslieferung an Rußland. Der schwache und wankelmüthige König, der zuerst den Reichstag in seinen Beschlüßen, gegen jene Conföderation Stellung zu nehmen, bestärkt halte, ließ sich durch einen drohen den Bries der Kaiserin Katharina II. von Rußland derartig einschüchlern, daß er jenem Bunde beitrat, die Handlungen des Reichstages verdammte und alle Feindseligkeiten gegen die Kaiserin, „die Wiederherstellerin der polnischen Freiheit", unter sagte. Nun legten von Wuth und Schmerz erfüllt, die tapferen polnischen Kämpfer, verrathen von ihrem König, das Schwert nieder, um dem Hohn und der Rache der triumphirenden Geg ner zu entgehen. Die Wiederherstellung des alten Zustandes mit allen Mißbräuchen und Verkehrtheiten bezeichnete den Sieg der Targowiczer Verbündeten und Rußlands Uebermacht. Die Folge war die zweite Theilung Polens. Das Pferdefleisch als Nahrungsmittel. Me Ik dem Hsterde shrkösung zu »ringen t Wohl giebt es in verschiedenen Bezirken Verordnungen gegen die Verwendung alter gebrechlicher Pferde zur Arbeit, aber beobachtet werden diese Verordnungen nicht. So heißt es in dem am 7. April 1867 zu Berlin erlassenen Strasten-Polizei- Reglement: „8 6. Mit ansteckenden Krankheiten oder augenfälligen äußeren Schäden behaftete, lahme und abgetriebene Pferde dürfen nicht als Zugthiere benutzt werden." Aber trotzdem sieht man in den Straßen Berlins an den Stein-, Sand- und Abfuhrwägcn wahre Jammergestalten von Pferden, blind, lahm, ausgehungert, bedeckt mit offenen Wunden, die schlecht passen des Geschirr und rohe Mißhandlung verursacht haben. Des scheußlichen Aussehens wegen überschmieren dann die Besitzer solch' elender Thiere das blutige Fleisch der Wunden Stellen mit Theer. — Also, Verordnungen helfen nichts. Es ist eben nicht möglich, all' den armen Fuhrwerksbesitzern, denen der alte Gaul den Unterhalt verdienen muß, ihre Pferde zu kon- fisziren ; es sind ihrer zu viele, die dadurch brodlos würden. Auch ist es hinausgeworsenes Geld, wenn hie und da ein mitleidiger Mensch so ein jammervolles Thier ankaust, um es von seiner Qual zu erlösen. Denn der Verkäufer hat nichts Eiligeres zu thun, al» wieder ein ebenso billiges und elendes Pferd anzukausen, ja, wenn möglich, von der erhaltenen Kauf summe noch etwas zu erübrigen. Es giebt nur einen Weg, der unbarmherzigen Aus nützung alter, arbeitsunfähiger Pferde zu begegnen: das ist die Beseitigung des Vorurtheils, das noch die meisten Menschen gegen den Genuß von Pferdefleisch haben. Wird das Pferd Schlachtthier, dann verschwinden diese armen abgetriebenen Thiere von unseren Straßen, denn dann gewinnt der Pferde besitzer mehr, wenn er sein nicht mehr genügend leistungsfähiges Thier dem Pferdeschlächter verkauft, als Wenner es ausnützt, bis es todt zusammenbricht und als Aas vergraben wird. Viele Pferdebesitzer, die ihre Thiere gern haben, würden die selben lieber vom Pferdeschlächter tödten lasten, als sie bei den beginnenden Gebrechen des Alters zu schwerer Arbeit und zu dem voraussichtlichen traurigen Loos eines zu Tode geschundenen alten Sandgauls zu verkaufen. Allein sie können das Opfer nicht bringen, denn bei dem heutigen Preis de» Roßfleisches kann der Schlächter nur eine so geringe Summe für ein auch gut genährtes Pferd bieten, daß der Verlust für den Pferde verkäufer zu groß ist. Würde die Nachfrage da» Pfund Roß fleisch nur auf 40—SO Pfennige erhöhen, so könnten für ein nicht zu sehr heruntergekommenes Pferd gut ISO Mark bezahlt werden. Oft hört man sagen: „Ich würde mich nicht scheuen, Fleisch von einem nicht zu alten, gut genährten Pferd« zu essen; aber wie jetzt die Pferde, die geschlachtet werden, meist beschaffen sind, mag ich keinen Rostbraten." Wer scheut sich aber, Fleisch von einer alten Kuh, einem alten Stier zu essen? Und doch ist dieses Fleisch ebenso zäh wie da» eine» alten abgearbeiteten Pferdes, das vor dem Schlachten nicht erst in Mast gestellt worden. Was würde man zu dem Verlangen sagen, daß alte Kühe, wenn sie zur Milchgewinnung nicht mehr dienlich, als Aas vergraben werden sollen? Sobald da» Vorurtheil gegen den Genuß von Pferdefleisch verschwindet, ändert sich übrigen« dieses Verbältniß von selbst, weil e« für den Pserdebesitzer nur Vortheilhast ist, wenn er sein Thier nicht bi« zu einem Alter au«nützt, das es für den Roßschlächter minderwerthig macht. Je mehr Perdefleisch gegessen wird, um so mehr hebt sich di« Güte de« Fleische«. L o u i s o a. Erzählung von Bruno Köhler. (9. Forschung.) Schon über eine Woche weilte Walther in seiner