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Vorlesung. 5. christliches Lied (op. 82, Nr. I) von Osk. Wermann, ge sungen von Fräulein Marie Alberti. Ich klopfe an zum heiligen Advent und stehe vor der Thür; o selig, wer des Hirten Stimme kennt und eilt und öffnet mir. Ich werde Nachtmahl mit ihm halten, ihm Gnade spenden, Licht entfalten, der ganze Himmel wird ihm aufgcthan — ich klopfe an! Ich klopfe an, da draußen ist's so kalt in dieser Winters zeit; vom Eise starrt der finstre Tannenwald, die Welt ist . eingcschneit; auch Menschenhcrzen sind gefroren; ich stehe vcrschlossnen Thoren, wo ist ein Herz, den Heiland zu em- pfah'n? Ich klopfe an! Ich klopfe an, sähst du mir nur einmal in's treue An gesicht, den Dornenkranz, der Nägel blutig Mal — o du verwürfst mich nicht! Ich trug um dich so heiß Verlangen; ich bin so lang' dich suchen gangen; vom Kreuze her kam ich die blut'ge Bahn — ich klopfe an! Ich klopfe an! Jetzt bin ich noch dein Gast und steh' vor deiner Thür. Einst, Seele, wenn du hier kein Haus mehr hast, dann klopfest du bei mir; wer hier gethan nach meinem Worte, dem öffn' ich dort die Friedenspforte; wer mich verstieß, dem wird nicht aufgethan; — ich klopfe an! 6. Adventsgesang für vierstimmigen Chor. Macht hoch die Thür, die Thor' macht weit! Es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich', ein Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt; derhalben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rath! Er ist gerecht, ein Helfer werth, Sanftmüthigkeit ist sein Gefärth', sein Königskron' ist Heiligkeit, sein Scepter ist Barm herzigkeit; all' unsre Noch zu End' er bringt, derhalben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Heiland groß von Thal! O wohl dein Land, o wohl der Stadt, so diesen König bei sich hat, wohl allen Herzen insgemein, da dieser König ziehet ein: Er ist die rechte Freudensonn', bringt mit sich lauter Freud' und Wonn'. Gelobet sei mein Gott, mein Tröster früh und fpat!