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Texte der Gesänge. 23. Der Pilgrim vor St. gust. (Kaiser Karl V.) Nacht ist's, und Stürme sausen für und für, Hispan'sche Mönche, schließt mir auf die Tür! Laßt mich hier ruhn, bis Glockenton mich weckt, der zum Gebet euch in die Kirche schreckt. Bereitet mir, was euer Haus vermag, ein Vrdenskleid und einen Sarkophag! Gönnt mir die kleine Zelle, weiht mich ein! Mehr als die Hälfte dieser Welt war mein. Larl Loewe. Das Haupt, das nun der Scheere sich bequemt, mit mancher Krone ward's bediademt. Die Schulter, die der Kutte nun sich bückt, hat kaiserlicher Hermelin geschmückt. Nun bin ich vor dem Tod den Toten gleich und fall' in Trümmer wie das alte Reich. Nacht ist's, und Stürme sausen für und für. Hispan'sche Nlönche, schließt mir auf die Tür! <u. v. 2 b. Der Mohrenfürst auf der Messe. Larl Loewe. Auf der Blesse da zieht es, da stürmt es hinan zum Zirkus, zum glatten, geebneten plan. Ls schmettern Trompeten, das Becken klingt, dumpf wirbelt die Trommel, Bajazzo springt. Herbei, herbei! das tobt und drängt; die Reiter fliegen; die Bahn durchsprengt der Türkenrapp' und der Britenfuchs; die Weiber zeigen den üppigen Wuchs. Und an der Reitbahn verschleiertem Tor steht ernst ein krausgelockter Mohr; die türkische Trommel schlägt er laut, auf der Trommel liegt eine Löwenhaut. Gr sieht nicht der Reiter zierlichen Schwung, er sieht nicht der Rosse gewagten Sprung, Nit starrem, trockenem Auge schaut der Mohr auf die zottige Löwenhaut. Er denkt an den fernen, fernen Niger, und daß er gejagt den Löwen und Tiger; und daß er geschwungen im Kampfe das Schwert, und daß er nimmer zum Lager gekehrt. Und daß sie Blumen für ihn gepflückt, und daß sie das Haar mit perlen geschmückt. Sein Auge wird naß, mit dumpfem Klang schlug er das Fell, daß es rasselnd zersprang. (jerd. zreiUgroch.) 2c. Odtns Meeres-Rttt. Meister Vluf, der Schmied auf Helgoland, verläßt den Ambos um Mitternacht. Es heulet der Wind am Meeresstrand, da pocht es an seiner Türe mit Macht: „Heraus! heraus, heraus, beschlag mir mein Roß, ich muß noch weit und der Tag ist nah!" Meister Vluf öffnet der Türe Schloß, und ein stattlicher Reiter steht vor ihm da. Schwarz ist sein Panzer, sein Helm und Schild, an der Hüfte hängt ihm ein breites Schwert. Sein Rappe schüttelt die Mähne gar wild und stampft mit Ungeduld die Lrd'I „Woher so spät? Wohin so schnell?" „Zn Norderney kehrt ich gestern ein. Ulein Pferd ist rasch, der Tag so hell, vor der Sonne muß ich in Norwegen sein!" Larl „Hättet ihr Flügel, so glaubt ich's gern!" „Mein Rappe, der läuft wohl mit dem Wind, doch bleichet schon da und dort ein Stern! Drum her mit dem Eisen und mach' geschwind! Meister Vluf nimmt das Eisen zur Hand, es ist zu klein, da dehnt es sich aus. Und wie es wächst um des Hufes Rand, da ergreifen den Meister Bang' und Graus. Der Reiter sitzt auf, es klirrt sein Schwert: „Nun, Meister Vluf, gute Nacht! Wohl hast du beschlagen Vdins Pferd; ich eile hinüber zur blutigen Schlacht." Der Rappe schießt fort über Land und Meer, um Vdins Haupt erglänzet ein Licht. Zwölf Adler fliegen hinter ihm her, sie fliegen schnell und erreichen ihn nicht.