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sehen waren, welche für sie zu den nothwendigsten gehörten. Diese zu befriedigen, traten daher öfters einige aus den R ihen, um vorzüglich an Bäcker und Apotheker laden zu klopfen, damit man ihnen diese öfne. Nur der einzige Buchhändler F. hatte seinen Laden cröfnet und sah ohne die mindeste Furcht aus dcmsiben dem Ein märsche zu. Plötzlich treten zwei Gemeine aus der Ruhe an seinen Laden, und for dern feines Tuch zu ihrer Bekleidung. Da fertig französisch spricht, so reicht er «S ihnen sogleich, bezeichnet dabei den Preis für daßelbe, und fragt, wie viel sie da von verlangen. Sie lassen sich mehrere Eilen abschneiden, schlagen diese ein und empfehlen sich, ohne an die Bezahlung zu denken. Jetzt tritt F vor. Wie, meine Herren! spricht er, ist dieses der Lohn für das Zutrauen, welches ich gegen französisches Militair bewies, indem ich meinen Laden, da alle umher geschloßen blieben, vertrauungsvoll öfnete? Die beiden Soldaten stutzten, beschämt zogen sie ihre Hüttze, und zahlten unverweigert die verlangte Stimme. Nach der unglücklichen Schlacht bei Jena kam ein Preußischer Officier nach Sachsen und fand da einen alten Bekannten wieder. Einige Tage darauf ward dieser von ihm wieder besucht und der Officier war jetzt völlig in einen keilenden Jä ger umgeschaffen. „Seht, Freund, was ich jetzt für einen Entschluß gefaßt habe! Dienen will lch als Iägerbursche, wo ich irgend ankommcn kann. Zum Glück kann ich leidlich schießen, und mit dem Lehrbriefe, das wird sich wohl machen. Was bleibt mir sonst übrig? Mein König kann mich jetzt nicht ernähren, Vermögen ha be ich nicht und Gnadenbrod mag ich nicht, werde es daher auch nicht suchen." Ein französischer General hatte in Löwenberg in Schlesien seinen Hund einge büßt und war nach Breslau gegangen Eine Magistratspcrson schickte ihm densel ben durch einen Expressen nebst einem Briefe nach Breslau. Hierüber war der Ge neral, als über eine ganz unerwartete Artigkeit, so entzückt, daß er dem Bothen 6 Louisd'ors schenkte und zugleich von B. bis L. Extrapost für ihn bezahlte. Seine Antwort an den Ucbersender war äußerst schmeichelhaft, und er versicherte, daß wenn er für ihn oder für die Stadt L. jetzt oder in Zukunft etwas thun könnte, so würde er sich eine wahre Freude daraus machen. So kann mitten unter den Stür men des Krieges und den Gräueln der Verwüstung Humanität die Herzen einander nähern, und Tausende erhalten oft Gut und Leben, weil ein Einzelner eine Pflicht erfüllt, die ihm wenig oder nichts kostet. Durch Güte wird doch wahrlich auch die Welt regiert, das sollten die Besiegten so wenig als die Sieger vergessen.