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die Stiefeln auszuzichen: ergreift sie glücklich den Stiefel, worin die Münzen stecken, zuerst, so gehören ihr diese nicht nur, sondern sie hat sich dadurch auch von der Verbindlichkeit befreit, im Lauf ihrer Ehe dem Manne die Stiefeln auszuzie- hen. Gewöhnlich dauern die Kochzeitgastmähler drei Tage, wobei tapfer gegessen und noch mehr getrunken wird. Gesang und wilde rohe Musik wechseln ab. Die russische Kost ist verschieden. Fast in allen Baucrhaushaltungen stehl der Kohl suppe uopf stetg am Feuer, um sogleich jeden damit bewirthen zu können. Der Russe liebt Suppe von Stinten und andern kleinen Fischen selbst dann, wenn diese in Fäulniß übergehen. Pilze, Wurzeln, Grütze und Mehlbrei, alles mit Knoblauch und Zwiebeln vermischt, und mit Hanföl fett gemacht. An -onntagcn giebts Kuchen und Pasteten. Am elendesten lebt der russische Esthländcr und Finnländer vom gemeinen Stande. Sein Brod bestehet aus Hafer und junger Baumrinde. Die höhern Stände leben besser und kleiden sich nach der Mode. Der gemeine Mann gehet aber jetzt noch wie seine Voreltern. Er hat ein kurzes oft gefärbtes Hemde an, welches über die Beinkleider herabhängt. Ueber dem Hemde wird ein kurzer Brust latz oder Weste angelegt, und dann folgt der weite Rock mit kurzen Aermeln, der bis an die Knie gehet, oft mit Pelz verbrämt ist, und durch einen Gürtel um den Bauch fest gehalten wird. Der Kopf ist im Winter mit einer Pelzmütze be deckt, im Sommer mit einem nnaufgeschlageuen und mit Bändern verzierten Hu- the. Die Beine sind mit Flanell, Zuch oder andern Lappen umwickelt, über welche - zuweilen Stiefeln, von Lindenbast geflochten, getragen werden. Die Russinnen haben gleiche Bciubeklcidung; oft gehen diese auch in bloßen Füßen mit Pantof feln. Sie tragen weiße lange Hemden und drüber einen langen, bis auf die Füße herabhängenden Rock ohne Aermel, der entweder aus Glanzleinwand oder aus Wollenzeug, auch wohl aus Seidenzeug gemacht und oft mit Pelz verbrämt oder mir krcssm besetzt ist. Bis an die Hüfte schließt dieses Kleid an; von da verbrei tet es sich unfern Wciberrücken ähnlich. Um den Leib tragen die meisten einen Gür tel, woran ein Gebund Schlüße! hängt. Für viele bleibt der Pelzrock, womit der Bräutigam seine Braut beschenkt, das beste Kleid, das Sommer und Winter zur «»Feier getragen wird. Frauen tragen verschieden geformte Mützen, oder sie um. winden den Kopf mit Tüchern. Mädchen lassen die Haare in drei Flechten, mit Bändern geziert, herabhangen. Schminke, weiße und rothe, aber stets grob auf getragen, wird auch von den gemeinen Russinnen nicht vergeßen. Die ächt russi schen Käufer si,d hölzern, aus runden über einander gelegten Balken aufgeführt, deren Zwischenräume man mit Moos und Werg ausfüllt. Sic sind in Moskau ganz fertig feil und brauchen nur aufgesetzt zu werden. Ein Eigcnkhümer, der sich in einem andern Theil der Stadt oder eines Dorfs niedcrlassen will, führt sein Haus mit sich und stellt es auf dem neuen Wohnplatze auf. Die Fenster sind klein, und ihre Anzahl ist gering. Man verwahrt sie mit Marienglas, mit gcöhltem Papier, mit Blasen, oder setzt nur einen hölzernen Schieber davor. Der viereckige Ofen