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anderen Stände genießen, zu Theil werde, daß eS ibnen jedoch völlig freigcstellt bleibe, entweder als Einjährig-Freiwillige den Waffendienst zu leisten oder der sech-wöchentlichen Ausbildung in einer dem Lehrer stande entsprechenden militärischen Abtheilung zu ob liegen. In den Motiven wird darauf hingewiesen, daß die Lehrer meist unbemittelten Familien ent stammen, welche die Kosten für das eine Jahr Dienst zeit nicht ausbringen können. Dann müßten die jungen Lehrer aber zwei Jahre dienen. Weiter soll dem Lehrer wohl die Last de« Einjährigen, nicht aber der AvancementS Vortheil eingeräumt werden. — Da» Beispiel Sachsen», den Mehrbedarf für den Staatshaushalt au» der Besteuerung der großen Einkommen über 30,000 Mk. zu decken, findet in andern Bundesstaaten schnell Nachahmung. Der Finanzausschuß der Hamburger Bürgerschaft hat den gleichen Ausweg gewählt und will statt der Einführung einer bei der großen Masse der Steuer zahler mißliebigen Firmensteuer, zur Herstellung des Gleichgewichts im Staatshaushalt die tragfähigeren Schultern stärker belasten. Auch in Baden steht eine gleiche Maßnahme bevor. Finanzminister Buchen berger stellte nach Meldungen aus Karlsruhe die Ausarbeitung einer Novelle zum Einkommensteuer gesetz noch für die laufende Tagung des Landtages in Aussicht. Nach dieser Novelle sollen Einkommen über 30,000 Mark ansteigend besteuert werden. — Stuttgart, 5. April. Heute Vormittag 11 Uhr hat in Stuttgart die Vermählung Sr. König!. Hoheit pxg Prinzen Johann Georg, Herzog» zu Sachsen, mit Ihrer König!. Hoheit der Herzogin Maria Isabella von Württem berg stattgefunden. Die standesamtliche Trauung de» Erlauchten Brautpaares erfolgte durch den Präsi denten de» Staatsministers Se. Excellenz Staats minister v. Miltnacht. Hiernach sand die kirchliche Trauung in dem in eine Kapelle umgewandelten großen Saale de» Kronprinzenpalais statt, bei welcher der Bischof von Rottenburg, vr. v. Reiser, die Trau rede hielt. Der Bischof wurde assistirt von dem Universitätsprofessor Keppler aus Tübingen und dem Stadlpfarrer Mangold aus Stuttgart. Sämmtliche hier weilenden Fürstlichkeiten wohnten mit den Hof staaten der Trauungsfeier bei. Als Trauzeugen waren Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Fried rich August und der Herzog Albrecht von Würt temberg an dem feierlichen Akte betheiligt. Nach dem die Ringe gewechselt worden waren, löste der sächsische Dienst den württembergischen, der bis dahin hinter Ihrer König!. Hoheit der Herzogin Maria Isabella Aufstellung genommen hatte, ab. Nach erfolgter kirchlicher Einsegnung stimmte der Bischof vr. v. Reiser ein Tedeum an und zum Schluß sang der Cäcilienchor ein doppelchörige« Te deum von Witt. Hieraus fand die Beglückwünschung de» Neuvermählten Paares statt. Bei der Rückkehr von der Trauungskapelle in den Versammlungssaal schritten die hohen Neuvermählten voran; unmittelbar hinter Höchstdenselben ging der sächsische Dienst; so dann folgten Ihre Majestäten der König Wilhelm II. und die Königin von Sachsen sowie die anderen Er lauchten Fürstlichkeiten. Den Schluß des feierlichen Zuge» bildeten die Mitglieder der Hofgesellschaft. — Frankfurt a. M. Am Morgen des 4. April wurde die westliche Außenstadt von Frankfurt a. M. von einem Brandunglück schwerster Art heimge sucht, wie sich ein solches seit dem 1867er Dombrande oder seit dem Unglück des Jahre« 1857 bei dem Feuerwerker Schenck in der Kleinen Eschenheimergasse, wobei 14 Menschen getödtet wurden, nicht mehr er eignet hat. Da» frühere „Hotel Britannia" wurde am Morgen de« 4. April völlig zerstört, und nicht weniger als sieben Menschenleben sind dabei zu Grunde gegangen. Der Schauplatz de» Unglücks liegt in der Nähe des Hauptbahnhofes, ein stattliche», vier Stockwerk hohe« Eckgebäude, in der Kreuzung der Gutleut- und der Scharnhorststraße. ES wurde 1889 von dem Architekten Eurich fertiggestellt und al« Hotel ersten Ranges eröffnet, stellte aber nach Schluß der Elektrischen Ausstellung im Jahre 1891 den Hotelbetrieb ein und wurde durch den Besitzer H. W. Müller zum Wohnhaus umgewandelt. Aus bisher unaufgeklärter Ursache, vielleicht durch auS- strömende» GaS, entstand früh halb fünf Uhr in dem Gebäude Feuer. Augenzeugen versichern, daß genau fünf Minuten vor 4'^ Uhr noch keine Spur von einer Feuersbrunst an dem Hause von der Straße her zu bemerken war. Wenige Minuten darauf aber nahm man im Erdgeschoß den ersten Feuerschein wahr, und mit rasender Plötzlichkeit stand dann auch schon da» ganze au» Eichenholz gebaute, mit einem eisernen Geländer versehene Treppenhaus bi» zum Dache hinauf in lichterlohen Flammen. Auf diese Weise war den zahlreichen Insassen de« brennenden Hause« der rettende Ausweg von den Flammen gänzlich ver sperrt und der Verlust so vieler Menschenleben eine natürliche Folge. — Frankreich. In Pari« hat am Mittwoch Abend 9'/, Uhr ein neues Bomben-Attentat bewiesen, daß die .Propaganda der That" sich nicht abschrecken läßt. Die Folgen des abscheulichen An schlag« lassen sich noch nicht übersehen, nicht einmal die Zahl der Verwundeten ist bisher sicher ermittelt, den anarchistischen Ursprung de» Verbrechen« bezweifelt jedoch Niemand. Der Schauplatz de» Attentat» war da« Cafs Restaurant Fohot in der Rue Vaugirard, unmittelbar am Palais Luxembourg. Al« die ersten Nachrichten durch Pari» liefen, wähnte man zunächst, e» handle sich um einen Anschlag auf den Senat, der bekanntlich im Luxembourg-Palast tagt. Die Bombe war eine mit Dynamit und großen Nägeln gefüllte Conservenbüchse. Der Schaden im Restaurant ist beträchtlich. Auch Häuser auf der anderen Straßen seite wurden beschädigt. Außer dem Kellner Thomaro wurden der sozialistische Schriftsteller Laurant Taillade und ein Fräulein, die im Restaurant dinirt hatten, verwundet, Taillade erheblich, jedoch nicht lebensge fährlich. Taillade protestirte beim Verbinden im Krankenhaus gegen anarchistische Theorien, die man ihm vorwarf. Der Assistenzarzt erinnerte Taillade daran, daß er bei dem Attentat in der Deputirten- kammer gesagt, wa» liegt an den Opfern, wenn nur die That schön ist. Der Urheber de« Attentat» soll ein 30 jähriger Mann in Arbeiterkleidung sein, der die Bombe in einen Blumenbehälter am Fenster de» Restaurants niederlegte und dann sich. Es verlautet, daß ein Individuum verhaftet wurde, welches dem Signalement des angeblichen Attentäter» entspricht. — Rußland. Die Wiener „Pol. Korr." meldet aus Petersburg, das Ministerium de» Innern habe dem Ministerrathe einen Gesetzentwurf unterbreitet, wonach die bisher geltenden Vorschriften für die Naturalisation Fremder in Rußland ver schärft werden. Durch diese« neue Gesetz soll der zu große Fremdenzufluß in Rußland und die Leichtig keit, mit welcher in Rußland ansässige Deutsche, ledig lich ihren Interessen folgend, die russische Staatsan gehörigkeit annehmen oder ablegen, künftig verhindert werden. Das Ministerium de« Innern wird in Zu kunft allein über die Naturalisationsgesuche zu ent scheiden haben. Locale unv sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 6. April. Mit kommendem Sonn tag beginnt unsere diesjährige Theatersaison. Die Gesellschaft KarichS, vom vorigen Jahre bei den hiesigen Theaterfreunden noch in gutem Andenken stehend, eröffnet diesmal die Bühne mit dem 4akligen Birch-Pfciffer'schen Charakterbild „Der Goldbauer." Obwohl da» Stück schon oft über die Bretter gegangen ist, so wird es, wie die meisten Birch-Pfeiffer'schen Erzeugnisse, auch diesmal wieder seine Anziehungs kraft voll bewähren und den Anwesenden einen genuß reichen Abend bieten. Wünschen wir der anerkannt strebsamen Truppe in ihren künstlerischen Bemühungen auch einen zufriedenstellenden materiellen Erfolg. — Eibenstock. Wie aus dem Jnseratentheile dieser Nummer ersichtlich, veranstaltet Hr. Musiklehrer Jäpel aus Oelsnitz i. V. am nächsten Sonntag im Saale des hiesigen Schützenhauses ein Zither- und Mandolinen-Concert. Da letztere« Instrument hier wenig bekannt ist, so dürste das Concert die volle Aufmerksamkeit aller Musikfreunde wohl auf sich lenken. — Dresden, 5. April. Anläßlich der in Stutt gart stattfindenden VermählungSfeicr des Prin zen Johann Georg haben die öffentlichen Gebäude und viele Privathäuser geflaggt. Da« Tedeum in der kath. Hofkirche wurde im Beisein Sr. Maj. de» König» durch Bischof Wahl celebrirt. An der Gala tafel im Spiegelsaal nahmen 38 Personen theil; außer König Albert sämmtliche Minister, der Kreishaupt mann, der Oberbürgermeister, der Polizeipräsident, die Leibärzte, der Generalintendant des Hoftheaters und Andere mehr. — Dresden. In einem in Renovation be griffenen Speisesaale einer an der Blumenstraße ge legenen Restauration war am Dienstag Abend an der Gasleitung eine Menge GaS auSgeströmt, welche« beim Absuchen der Leitung mit offenem Lichte explodirte. Die Decken des Speisesaales und zweier Nebenräume wurden theilweise zerstört und ein Fenster, sowie eine Anzahl Fenster- und Büffetscheiben zer trümmert. Der Luftdruck war so stark, daß in einer über dem Saale gelegenen Wohnung mehrere Kinder aus den Betten geschleudert worden sind. Der mit dem Lichte in den Raum Gegangene, ein zeitweilig dortselbst beschäftigter Mann, hat leichte Brandwunden im Gesicht und an den Händen und ein anderer in der Nähe Stehender Verletzungen im Nacken davon getragen. — Leipzig, 4. April. In der verflossenen Nacht wurde Großfeuer aus dem hiesigen alten Amts hose (in der Nähe der Pleißenburg) gemeldet. Wie e« sich herauSstellte, brannte da« ganze recht- nach der Mcritzstraße zu gelegene Gebäude, in welchem sich verschieden« Wohnungen, sowie namentlich ein Lumpen- und Haderngeschäft befinden. Durch die reiche Nahrung, welche die Flammen sanden, stand bald da« ganze Hau» in Brand. Einzelne Menschen mußten mittelst der Feuerleiter aus dem brennenden Hause gebracht werden und leider fiel auch ein Menschenleben dem entfesselten Elemente zum Opfer. Ein Markthelser de» betreffenden Lumpengeschäftes, Karl Ponikau, 26 Jahre alt, ist vermuthlich infolge de» dicken Qualm erstickt und seine Leiche wurde verkoblt am heutigen Morgen au- den Trümmern gezogen. Ueber die Ent stehungsursache de» Brande» hat sich mit Sicherheit noch nicht» feststellen lassen. Vermuthlich liegt jedoch Brandstiftung vor. Ein bei Ausbruch de» Feuer» au» dem Gebäude kommender Lumpensammler wurde wegen dringenden Verdacht», da» Gebäude fahrlässig oder vorsätzlich in Brand gesetzt zu haben, festgenommen. — Da» Feuer war da» umfangreichste, da» hier seit langer Zeit stattgefunden hat. Die Feuerwehr arbeitete mit allen disponiblen Spritzen, um dem verheerenden Brande Einhalt zu thun; aber immer und immer wieder loderte e» von Neuem auf. Seine größte Aus dehnung erreichte der Feuerheerv um 2 Uhr Nacht», zu welcher Zeit sämmtliche der kleineren Häuser, die sich an den Durchgang nach der Moritzstraße an schließen, in Brand standen und ein Feuermeer zu bilden schienen. Noch um 7 Uhr früh schlugen die Flammen aus dem Trümmerhaufen empor und auch jetzt Mittags ^2 Uhr wirst die Feuerwehr noch Wasser in den Schutthaufen, der einen intensiven, den Athem fast benehmenden Rauch und Geruch verbreitet. Ein Glück, daß während der Nacht ziemliche Windstille herrschte, sonst wäre unabsehbarer Schaden durch da» Feuer entstanden. Bei der Enge jene- ThcilS der Moritzstraße hatten die Flammen schon den Dachstuhl der gegenüber gelegenen Häuser ergriffen und die Bewohner waren gezwungen, nur leicht bekleidet die Häuser zu verlassen. Erst früh um 6 Uhr konnten die Insassen wieder in ihre Logis zurückkehren. — Bad-Elster. Ein in seiner Art bi« jetzt einzig dastehender Fall dürfte der sein, daß eine Ziege sechs Junge zur Welt brachte. Am ersten Oster- feiertag hat in dem nahen Reuth bei dem Zimmer mann August Baumgärtel eine drei Jahre alte Ziege einer so zahlreichen Nachkommenschaft das Leben ge schenkt. Die alte Ziege, sowie sämmtliche Junge, wovon nur eine» etwa« kleiner als gewöhnlich ist, erfreuen sich des besten Wohlseins. Referat über -ir Sitzung dcs Grmrinberaths zu Schönheide vom 28. März 1894. (Entschuldigt fehlen die Herren Flemming, Fried rich und F. L. Lenk.) Der Gemeinderath nimmt 1) Kenntniß von den auf die Reklamationen der An lagenpflichtigen Schlesinger und Martin ergangenen Entscheidungen der König!. Amtshauptmannschaft, 2) faßt auf die Almosengesuche a. der Ehefrau des inhaftirten Handarbeiter- Markert Nr. 309, d. der Ehefrau de« z. Zt. in Crimmitschau be findlichen Eisengießers Friedrich Richard Tuchscherer Nr. 247, e. der Wittwe Preuß Nr. 109 entsprechende Entschließung, 3) bejaht bezüglich der Gesuche a. Richard Seidel« in Rodewisch um Ueber- tragung der Albin Lenk hier ertheilten Schank conzession, d. Bruno Junghann» hier um ConzessionSer- theilung zum Weinschank, c. der verehel. Tugemann um Ueberlragung der ihrem Pächter Werner ertheilten Con zession zum Kleinhandel mit Branntwein die Berürfnißfrage, 4) beauftragt den Vorsitzenden, in der demnächst statt findenden Generalversammlung der Braugenoffen schaft für den Verkauf de» Brauhauses zu stimmen, b) entläßt auf da« Gesuch des Schuldner» eine» Legalcapital» einige verkaufte Parzellen bedingungs weise aus der Pfandverbindlichkeil, 6) lehnt ab, das Regulativ über Ausleihung von Sparkassengclder» dahin abzuändern, daß auch Fabrikgrundstücke bestehen werden dürfen, 7) verweist die Sache wegen Feststellung der Adjacenz- beiträge bezüglich der neuen BahnhofSzufuhrstraße zur Vorberathung an den Bauausschuß, 8) setzt die 1894er HauShaltpläne, die nunmehr sämmt- lich durchberathen worden, endgültig fest und 9) beschließt, die sich von Ostern 1894 ab nötbig machende Erhöhung des Schulgeldes für die Se- lectenschüler in der Weise eintreten zu lassen, daß in Zukunft zu zahlen sind im Jahre: 36 M. bei der Theilnahme am Unterricht in 2 fremden Sprachen, 28 , , . „ . „ in einer frem- den Sprache, 20 „ , „ Nichttheilnahme am fremdsprachlichen Unterricht. Aus vergangener Jett — für «nser« Jett. s. April. INachdruU verbot«».! Sobald in dem Drama, das sich vor 80 Jahren in Frank reich abspielte, die sogenannten „leitenden" Männer, die auch damals schon, wie heute, unter Umständen von einem Tage zum anderen zu Macht und Ansehen gelangten, sahen, daß Napoleons Stern endgiltig versinke, zögerten sie nicht, ihr Schäfchen zu scheeren; und das konnten sie nicht besser, als indem sie aus die Wünsche der Verbündeten cingingen und die in Frankreich verhaßteste Dynastie der Bourbonen wieder auf den Thron riefen. So erschien denn am 6. April 1814 ein Manifest des Senates, laut welchem der Prinz Ludwig Stanis laus Xaver, — vorläufig enthielt man sich noch de- Titel- Ludwig XVIII., — der französischen Nation vermög« einer Constitution wiedergegeben wurde, welche ebenso Vortheilhaft für da- Volk, al« für die Herrschersamilie sei. Und solche- geschah in Pari-, während wenig« Meilen entfernt davon Napoleon seine Abdankung-urkunde zu Gunsten seine« Sohne«