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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.10.1921
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1921-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19211026028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1921102602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1921102602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-10
- Tag 1921-10-26
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Monat
1921-10
-
Jahr
1921
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getroffen. »lrd man an di« Tätigkeit der römischen Statt-alter erinnert, die die zu verwaltenden Provinzen -iS auf den letzten Blutstropfen aospretzten. Die Franzosen unterhalten eben eine große Arnr-ig auf Deutschlands Kosten; offenbar wollen sie auf diese Art dein angeblich dem Versailler Vertrag zugrunde liegenden Abrüstungs gedanken Bachdruck verleihen. Und wie die Behörden, so die einzelnen. Einige Beispiel«: Ein Bureauvorsteher bei der Aheinlandkommisslon hat sich auf Kosten des Deutschen Reiches bereits zum dritten Male eine Woh nung einrichten lassen, obwohl die beiden früheren Wohnungen tadellos ausgestattet waren. Das Wechselfteber dieses Herren ist von der Stadt Koblenz mit 174 000 Mark bezahlt worden. Dir Frau eines Delegierten hat für 75 000 Merk Gegenstände selb ständig gekauft. Zwei Perserteppiche für 00 000 Mark sind aller dings infolge -es Einspruchs der Stadtverwallunig von dem Dele gierten zurückgegeben worden. Ader die handgearbeiteten Tisch decken, das sltbcrne Tintenfaß und der Streichholzständer für se 400 Mark, der Aschbecher für 250 Mark, der Federhalter zu 110 Mark, die Bleistifte zu 50 Mark, die Bas« zu 430 Mark schmücken sein Heim. Einem kinderlos verheirateten französischen Oberst in Ludwigshafen genügte eine Etagenwohnung nicht, er mußte ein Einfamilienhaus haben. Die einmaligen Gesamkkoslen betrugen 425 000 Mark, darunter über 10 000 Mark für Bilder; außerdem benötigte er Stores, Ileberwürfe und Türoorhänge aus gelber Seide nut seidenen Schnüren und ähnliche schön« Dinge. Diese Beispiele lassen sich verdutzendfachcn. ES tst selbstverständlich, daß Deutschland diese Lasten, die in gar keinen! Verhältnis zu dem Zweck der Besatzung stel-en und durch ihn nicht gerechtfertigt werden, außer den Micderguk- machungslasten nicht tragen kann. Der Siegerbund ist aber bisher allen Vorstellungen gegenüber taub geblieben und hat auch die vorgebrachten rechtlichen Bedenken nicht nur mit kühler Hand bei- seit« geschoben, sondern seine Ansprüche nur immer mehr gesteigert. Den militärischen Stellen ist eS offenbar trotz des Sturmzeichens der Weltwirtschaftskrise noch nicht aufgegangen, daß ein Zu sammenbruch Deutschlands auch den Ruin Europas nach sich ziehen muß. Der einzigste Erfolg, den das Bluksaugersystem gehabt hat, ist der, daß gewisse Sympathien, die in den Rheinlanden für fran zösische Kultur und französisches Mesen bestanden, bis aus den letzten Rest verschwunden sind. ziehen, über die Bedingungen für die Uebernahme der Post- and TeLe- grvphcnivcrwaltung Bayerns und Württembergs, sowie der SiaalSeisen- bahnen, Wasserstraßen mrd Seezeichen der Länder auf daS Reich. Diese Abteilung setzt sich zusammen auS -cm Präsidenten des Reichs- gerichlS (Stellvertreter Senat-'präsidcnt Koenige), Lein RelchsgrrichtSrat v. Romeick und dem preußischen Oberverwaltungsgerichtsral Dr. Grengel sowie zwei we-leren Stellvertretern. Der endgültige Staalsgenchkshof Auf Grund des Reichsgesetzes vom 9. Juli d. 3. ist nunmehr der end gültige Staatsgerichtshof für das Deutsche Reich beim Reichsgericht ge- bildet worden. Er bestehl aus drei Abteilungen. Nach 8 2 des genannten Gesetzes ist der Gerichtshof zuständig zur Verhandlung und Entscheidung ülbsr An klagen deS Reichstages gegen den Reichskanzler, den Reichspräsidenten und die Reichsminister wegen Verletzung der Verfassung oder d«S ReichSgvsetzeS. Diese Abteilung seht sich zusammen aus -em Präsidenten deS Reichsgerichts Delbrück, dem Senatsprästdenbei, beim Preußischen OderverwaltungSgencht DomboiS, dem 2bat des bayrischen Obersten LundeSgerichts Erhard, dem Präsidenten des Hanseatischen OberlandeS- gerichls Dr. Mitkelstein und drei Stellvertretern sowie aus je fünf Mit gliedern des Reichstages und deS NcichSrates. Nach ß 16 deS genannten Gesetzes ist der Staatsgerichtshof weiter zuständig zur Verhandlung und Entscheidung über Meinungsverschieden heiten hinsichtlich der Mängel, die bei der Ausführung der Reichs^ setze hsrvortreten, über Verfassungs streitig ketten innerhalb etaes Landes, tn dem kein Gericht zu ihrer Erledigung besteht, sowie über Streitigkeiten nicht privatrechtlicher Statur zwischen ver schiedenen Ländern oder zwischen dem Reiche und einem Lande, endlich über Vermögensauseinanderfetzungen bei Abtrennung oder Ver einigung von GcbietSkeileii innerhalb des Reiches. Disse Abteilung seht sich zusammen auS dem Präsidenten des Reichsgerichts, den drei RelchSgerichtSraten v. Romeick, Rosenberg und Dr. Pietzcker, sowie den OberverwaltmrgsgerichtSräten Vrinz (Bayern) und Horn (Sachsen) und fleben SSelloertveteln. Als Stellvertreter deS ReichSgerichtäprästdenken fungiert Senaispräsident Koenig«, der dem bisherigen vorläufigen Staatsgerichtshof vorgesessen hat. Die -ritte Abteilung ist aus Grund deS 8 17 des genannten Gesetzes .»uständig zur Verhandlung und Entscheidung über den Umfang dar staatlichen Hoheitsrechte, die sich auf das Eisenbahnwesen bs- Ludendorffs AuSlandpatz General Ludendorsf halt« jüngst -em Nationalverband deutscher Offiziere eine Darstellung über seine Flucht nach Schweden zu gehen lassen. Darin war die Rebe davon, daß er durch Vermitt lung des Lrmaligen Volksdeauftragten Ebert einen AuS- landpatz vom Auswärtigen Amt ausgestellt bekommen hab«. Der Vorwärts zog dies« Erklärung in Zweifel. Ilm die Richtigkeit der von ihm gegebenen Dorstellunz nachzuweisen, veröffentlicht nun Luden- Lorff einen Brief eines Hauptmanns Dreucker, der die Ver handlungen wezen der Ansreif.'genchmi^ung mit den zuständigen Stellen geführt Hütte. Der Brief, an Ludendorsf gerichtet, besagt u. a.: .Zurzeit München, 23. Oktober 1921. Lieber Herr General! Die von Ihnen gegebene Darstellung trifft in allen Punkten zu. Der Hergang war folgender: 3m Auftrage Eurer Exzellenz erklärte ich dem Kriegsminäter: General Ludendorsf ersucht di« Volnsbcavftrogten um Schutz für seine Person und sür diejenigen, die ihn ausgenommen haben, vor den Verfolgungen des aufgehetzlen Pöbels. General Scheuch bezweifelte die Durchführbarkeit eines wirk- I Aie MlchÄkaaswahl in Schleswig-Holstein samen Schutzes. Darauf bat ich den Minister, die amtliche Genehmigung ' der VolkSdeaustragten herbeizuführen, daß Eu«r Exzellenz sich bis zum Eintritt geordneter Verhältnisse nach Dänemark (nicht Schweden) be geben. Der Minister erwiderte, er werde mit dem Volksbrauftragten Ebert darüber sprechen. Am spaten Abend desselben Tages bat mich -er Minister zu sich und gab mir einen noch unausgefüllten Paß. Weil mich der mir unerwartet., weise von amtlicher Stelle übergebene ausländische Paß stutzig machte, fragte ich vor meinem Weggang den Minister ausdrücklich: ..Liegt auch üaS Einverständnis der VolkSbecuif- tragken vor?' General Scheklch bejahte und erklärte: .Ick habe das alles so mit Ebert besprochen.' Zusammengefaßt: Di« Erklärung des Vorwärts ist unwahr. Euer Exzellenz haben den Paß durch Vermitt lung -es Auswärtigen Amtes und im Einverständnis mit dem Volk-L- beauftraglen Ebert erhalten. Mit herzlichem Grütze bin ich Ihr Ihnen treu ergebener Breucker.' Kleine politische Nachrichten Putschgerüchte Aas >n Berlin erscheinende Deutsche Tageblatt bringt unter der Ileberschrist .Der kommende Putsch?' einen Artikel, wonach am 7. November im Verlaufe der kommunistischen Propagandawvchc vom ll. bis 10. November in Berlin ein Putsch geplant sei. Di« Rote Armes sich« fix und fertig da. — Und wann wird der nächst« Recht-- Putsch kommen? HaoSsuchvng in der K. P. D. - Zentrale Am DienS.ag wurde eine Dnrchsuckuna in der Zentrale der kom- nmnistischcn Partei in Bersin durch Polizeibeamke vorgenomrnen. Hierbei versuchte der kommunistische Reichstagsabgeordnete Braß, einem der Polizeibcamten ein Aktenstück zu entreißen. Braß wird sich deshalb wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt zu verantworten Hecken. Lodendorffs Guthaben lm Ausland Gegenwärtig findet ein Untersuch.ingsverfahren gegen den General Ludendorsf statt, der im Verdachte steht, seinerzeit versucht zu haben, Geld ins Ausland zu schaffen. Ludendorsf gehörte zu den Kunden drS Bankhauses Panier L Co., bei dem auch Eitel Friedrich Teile seines Vermögens deponiert hall«. Dis Uebersührung der Leiche des bayrischen Exkönigs verschoben. Die liebcrsührung der Leiche des ehemaligen Königs Ludwig nach München kann wegen der augenblicklichen politischen Lage in Ungarn nicht erfolgen und mußte auf unbestimmte Zeit verschoben werden. „Wiederaufbau im Ausland" Anter dem Flamen: .Wiederaufbau Im Ausland, L. V.' ist seht in einer Versammlung, an der auch Premier Grsßkausleute ksilnahmen. tn Hamburg ein Verein gegründet worden, -er den Zweck hat, die Interessen derjenigen Droß'irmen, die während des Krieges im Aus lande Schaden erlitten hoben, zu wahren. In der Aussprache wandlen sich die Interessenten in erster Linie gegen die von der Regierung grhandhabke Auslegung der Liquidationsrichtlinien für ihre Entschädigung. Die Regierung legt der Vergütung für die AuslandsclMen nur den zweifachen Friedenswert des erlittenen Schadens zugrunde. Die Interessenten vertreten dagegen den Stand punkt, daß den Berechnungen der Tageskurs zugrunde gelegt wcrden müßte, da nur bet einer solchen Vergütung an einen erfolg- reichen Wiederaufbau des nokwenbcken Handels in den überseeischen Ländern gedacht werden könnte. Die Vergütung dürft« auch nicht durch Stcucrbelastung illusorisch gemacht werden: fernrr könnten sich die Arteressenksn nicht auf eine Ratenzahlung einlassen. ES wurde bareuf hingewiesen, daß zahlreiche hiesige Handelsfirmen Schreiben von ihren früheren Geschäftsfreunden und aus Eingeborenen Kreisen er hallen hätten, in denen um Wiederaufnahme der vor dem Krieg gepflogenen Handelsbeziehung ersucht wurde. In den Vorstand deS Vereins wurden Martin Horch von der Im- und Exportfirma Karlo- w'.tz L Lo., Fritz Sommer (in Firn» Teige L Schröder, China- Export und Import) und Direktor Kühl vom Bkmd der AuSland- teulschen nebst drei Vertretern von Bremer Eroßhondelsfirmen ge wühlt. Zur Deckung der vorläufigen Unkosten wurden VVOVOO Mark sür einen GaranNrsondS gezeichnet. sind, geht hervor. Von zuständiger Stelle erfahren wir, daß dar Rcichsminister fürs d«n Marschast Foch Wiederaufbau die in dem Verdrängungsschädcngcsetz unb Kolonial- amerikanische Regierung hak umfassende Vorsichtsmaßregeln für den schaden- und Au.IanLschädcngesetz bestimmten Anmeldefristen angemessen s Marschall Foch und alle Delegierten der Washingtoner Konferenz verlängern wird. , , j getroffen. Das Wah'^rütsu^gsgericht beim Reichstag erklärte die Reichstags wahl in Schleswig-Holstein für gültig. Damit ist die Legitimations prüfung sämtlicher ReickslagSmitglieder beendet Der Antrag dec Schleswig-Holsteinischen Landespurtei auf Zuteilung eines Sitz:s auf den Reichsrvachloorschlag Alpers wurde miirgrls Erfüllung der gesetzlichen Voraussetzungen abgerviescn Ebenso wurde de: Anspruch der kom munistischen Partei auf Resistimmen und der Unabhängigen Sozialdemo kratischen Partei im Wahlkreise Hamburg, deren Verrechnung bis zur s Neuwahl in Schleswig-Holstein aufgesckvben war, für unbegründet erklärt. Forderungen der chrlsllich-nalionalen Arbeiterschaft Kölns Der RerchsarbeilSministcr Brauns sprach Sonntag vor der christlich-nationalen Arbeiterschaft Kölns übe: das Thoma- »Drei Jahr« nach KrwnäMuß.' In einer Entschließung wurde ausgesprochen, -aß di» Mitglieder der christlichen Gewerkschaften und des Deutschen GcwerkfchaftsbunöeS in dexn Genfer Fehlspruch eine Mißachtung der wtnigen dem deutschcn Volke anerkannten Rechte sehen. In einer zweiten Enkjchueßung wurde ein energisches Eingreifen gegen den wirt- lchastlichen Ausverkauf in den besetzten Gebieten und die umgehende Wiodercinräumung der durch die Sanktionen den deutschen Behörden genommenen Rechte der Grenzkontrolle gefordert. Keine Nachprüfung der deutschen ReparalionLkosten? 2m englischen Unterhaus- fiagle d»r Abg. Kennwort Hy, ob die Wirkung der Entscheidung in der obcrschlesischen Frage auf die Zahlung der deutschen Entschädigungen erwogen worden sei und ob man beabsichtige die NeparalionSfrage neuerlich aufzuwcrfen. De«- Echatzkanzl-er verneinte dies. DaS im Mai von der deutschen Regierung angenommene Ultimatum setze den Betrag der Entschädigung fest, ohne die etwaige Entscheidung über Oberschlesien in Betracht zu ziehen. Kennworihv fraate weiter: Ist bem Schatzkanzlcr bekannt, daß der englische Finanz- und Hondelsausschuß beinahe einstimmig der Meinung ist, die Zahlung drS gegenwärtigen Enklchädigungsbclrages könne nicht geleistet werden, ohne Großbritannien zu schädigen? Von RcgierungS- seiie erfolgte keine Antwort. China verlangt Kiaulschau zurück Wie der japanische Botschafter in London mitteiit, haben sich die Meinungsverschiedenheiten zwischen Japan und China über di« Schan- lung-Frage verschärft, nachdem China die javanischen Vorschläge abge lehnt hat. China strhk auf dem Standpunkt, daß von einem Miet- vertrag keine Rede sein könne, nachdem China an Deutschland den Krieg erklärt hatte, und daß Japan das Gebiet daher fosoct und be dingungslos an China zurückgeden müsse. Atkenkatspläne gegen Marschall Foch? Die Londoner Morning Post meldet aus Washington: Aus Briefen der amerikanischen Extremisten, die nach Frankreich gesandt worden waren und jetzt in den Händen der amerikanischen Regierung daß die amerikanischen Extremisten beabsichtigen, bei seiner Ankunft in Amerika zu ermorden. Die Die Hose Schauspielhaus Modeditder sehen nach zehn Jahre» fast immer geschmacklos aus. K«in« Dam« glaubt mehr, daß sie so etwas je getragen hätte. Weil Karl SterrcheimS Talent nur zur LiteraUrrmode, nicht zum literarischen Ereignis au-geveicht hat, geht «S fein« Theaterstücken ebenso. Nach zehn Jahren trägt man sie nicht mehr, und würde sie, wenn -er Autor nicht «rn« Anzahl Possenwihe unter seinem eigenen Niveau darin an gebracht hätt«, kaum nach als Zuschauer ertragen. Harlekin muß auf -« Bühne aach-elfea, sonst bleiben uns Sternheim- Schnittmuster der deutschen Sprach«, wo- sie wirktich find: Intelligent« Manufaktur. Was er gewollt hat, ist Klar: den Spießbürger ooa 1910 so reden taffen, wt« ein LUevat voa 1910 über ihn zu reden pflegte. Vivisektion des bürgerlichen Anterbewußtseins. Well oder nur lustig dedvriert« Kleiderständer sich auf Sternheims Bühn« gespenstisch bewegen, kommt eben nicht da- Anterbewuhtseiu bürgerlicher Gestalten heraos, sondern nur LS« bewußte Konstruktiv« eines begabten Literaten über das Thema: dt« Spleßbikgerseele. Di« tierlsch-ällz»-tierisch« Vitalität deS Ehepaare- Mas!:« und der asten Jungfer Deuter, Bürokrat, Weibchen und Kupplerin, behauptet wohl noch auf der Bühne ihr spaßhaft-unheimliche- Dasei« in -er Satire. Di« beide« Bewerber aber um das Weibchen, da- sei» diskrete- Klei dungsstück verlor, der nervös« Kavalier Searro» und der neurasthenische Friseur Maudolstam entpuppen sich heute schon aiS dünne Kulisse »war«. V«r Hjalmar Ekdal hat Nlandeistam, von Gregers Werl« Herr Soarro» «in paar unterscheidende Merkmale gcerbt. Aber beide sind nur Rede figuren, von Sbevnheim «ms Psychologie und Literatur zu orvlligen Ara besken verschkrngen. Vor zehn Jahren dursten dl« Bühnen de- kaiserlichen Deutschland diese- Stück nur unter dem Titel .Der Riese' spielen. Man befürchtete »echrscheinlich, daß der Untertan außer Rand und Band gerate» würde, »eun ihm das süße Geheimnis, daß neben de« sichtbaren mäunltchea Beinkleid auch »nsichtdac« weibllch« Beinkleider vorzustelle» feie», oicht erst durch die Vorstellung, in der sie zum Ereigats werde«, sonder« schon durch den Theaterzeüel (aus dem sich bat Geschlecht der Hofe aber gar nicht erkennen ließ) verraten würde. Di« kaiserliche Zeus« war darin einig mit dem pumperigesunden Auter lauen Theobald, baß Ordnung sei» müsse, wenigstens auf dem Papier. Sie war so diskret wie der Zunmer- »ermlele, Mask« mit seiner LiebSrngSevenduag: .A»d di, Bequemlich ¬ keit, meine Herren, auf halber Trepp«.' Diese Zensur hat in Stern heims bürgerlichem Lustspiel den besten Witz gemacht, den die Literatur- gcschichls kommenden Zeiten aufbewahren möge, in denen man weder .Den Riesen' noch .Die Hose' spielen wird. Man kann's auch heute nmr so, wie eü Robert Pirk gemacht hat. Das vergeblich« Werben zweier Zimmerherrn um Markts Eheweib, an gereizt Lurch ihr auf offener Straße vertoreneS Hö-chen, und das Er gebnis: Maske selbst, der erfolgreiche Zimmervermieler, hält, künftigem Kindersegen oorzubeuzen, nicht mehr für nötig; dies« bürge rlich-allzu- biirgerllchvn Vorgänge in SternheimS flacher, harter Umnßzeichnung sind nur der Stoff sör ein flaches, überdeutliches Spiel. Die Bühne in kitschigem Rot, weit vorgetrieben, drängt den Mimen zur Reliefwirkung. Massiv aber auf seinem beleuchteten Thron darf sich Mask« behaupten, der riesige Untertan deS ewigen Stumpfsinn-. Behauptet sich in Wer- thers FUdwebelfrctz« und turnerischem Gebärdenspiol aufs herrlichst». Als Pusselchen, von drei Männchen umsprungen, steht Frau DoerpellruS da, lieblich und blöd. Frau DaviöS Kuppelweiblein möchte Ich noch ge meiner sehen. WiidenhainS — zu arischer — Mandeistam Ist in Stern- heims Text nicht zu Haus«. Stoeckel, der faselnd« Ritter dagegen, be herrscht ihn voller Melodie, tteo» Lvorg 10 edier. Einstein in Italien. Au« Rom drahtet unser Korrespondent vom 2S. Oktober. Gestern hielt Einstein in Bologna den ersten Vortraa über die Relativitätstheorie. Der Andrang war so übergroß, daß da« 'Publikum auS der überfüllten Aula d«S Gymnasium- in den Lesefaal der Bibliothek wandern mußte, der in wenig«» Minuten bis zum letzten Platz besetzt war Einstein wurde mit Minuten- langem Beifall ausgenommen. Der Vortrag soll auf die studentisch« Jugend einen großen Eindruck gemacht haben. Zwei weiter« Vorlräg« werden diesem ersten folgen. Schiller und di« Gegenwart. Der erst« der drei Vorträge voa Dr. Karl Wolff (Dresden) stellte di« Fragen in den Vordergrund, wie sich uns der Dichter in der Stellungnahme zu den politischen und sozialen Theorien zeigt, die die Gegenwart so heiß bewegen, »ich zu welcher Er- Kenntnis wir unter seiner Führung in diesen brennenden Wirklich- Keils prob! cm en gelangen können. DaS Thema konnte also so ungefähr auch .Der StoakSgedank« del Schiller' heißen, denn cuS der Grundan- schaaang über da« Wesen de« Staate« entwickelt« sich Cihik und Moral, der Begras der Gerechtigkeit und die Idee der Pflicht. So glühens auch Las revv.uttonärr Temperament Schiller« in seinen Iugenhwerken lodert, s» st doch damit von Anfang an da« Element üer Ordnung ver- bnnden. Der Begriff .Freiheit' ist ihm Beschränkung im Sinn« de« Kaatschen SittcngcsekcS: .Staat' ist Harmonie der menschlichen Kräfte. Eine Steigerung d^r Kultur, ein ,Wiederaufbau', kann nach ihm nar von innen heravS erfolgen, darch Vvllmenschin. d«r«a Erzi«h«ngSw^ üb«r dt« K»nst stchrtz D Plakon und wir Der Verein für Volks wo hl begeht seinen fünfzigsten Ge burtstag in großem Stile durch eine .Volküwohl-Woche' mit erlesenen künstlerischen und wissensclxrfllichen Darbietungen. Am Dienstag abend hielt Geheimrat Erich BetheS einen Vortrag über das Thema: .Platon und wir.' Der Redner verschaffte seiner wissenschaftlichen Plauderei einen sehr wirkungsvollen Hintergrund dadurch, daß er aus einem Werke zweiter Hand mit lehriMt erhobenem Zeigefinger einige abstruse Zeilen zu: Würdigung der wissenschaftlichen Bedeutung Platons vorlas, wobei dem Auditorium sichtlich eine Gänsehaut über den Rücken lief. So wurde es ihm leicht zu derwnstUeren, daß man den wahren Platon nicht .aus gelehrte Flaschen gezogen' genießen könne, daß man ihn nicht In Lehrbüchern nnd Kompendien bcgecpe, daß man den Platon, ter auch heute noch lebmdig zu wirken vermag, den Dichter, Künstler, Mystiker vielmehr aufsuchrn nniisse in seinen Merken selbst. Dock packt er auch de», modernen Leser — zunächst in ganz unphilosophischcr Weise — duvch die Lebendigkeit seiner Schilderungen attischen Lebens, durch dir Kühnheit und phantastische Groß- seiner Bilder, durch die Wunder setncr Nakurpsesie. Erst auf dem Wege über den Dichter Plakon gelangt man tiefer zu Platon dem Erzieher zum Denken, Forschen, zu Plakon dem Wayr- hetkssuchcr. Doch bleibt auch in dielen Dingen Platon imxner der Dichter, der nach einem poetischen Ausdruck für seine Gedanken sucht, ui.d dessen Symbole und Gtslchnisse, dessen kühne Einkleidungen daher auch niemals als dogmatische philosophische Wahrheiten genommen weiden Liefen. So verhalt e« sich m>k der Lehre von der Anamnese uui» de: Ideenschan (Lernen und Erkennen ist ein Wiedererinnern an die vor dem Ird sckcn Dasein deccitS in ganzer Reinheik erschauten Ikeen deS Wahren, Guten und Schicken), die eine wundervolle dich te-isch« Lösung der Frage nack dec Möglichkeit de- Erkennen« dar stellt und die denselben Wad heitSgchalt bietet, wie etwa unsere mote-ns Anschauung von de>' Vegndung und den Anlagen des Maschen, di« der Erzieh.'r nöckt erst erschafft, sondern nur weckt und lcitet. — Aebnlich verhält eS sich «wck mit der'Lehre vom Eros, dem Kinde der A mut und de« Reichtums, dem ewig cnmen und ewig reichen Mittler, d«. in die Menschrnsecie.i dringt, sie besliigelt und zu Gott führt, und drr all.« G-oße, Edle. Schön« und Gute „.schassen hat, — sie ist dl« dichterisch» Verklärung sener qomz modernen Anschauung welch« besagt, daß alles Lehren vergeblich sei, solang« nicht Lehrer und Schüler beseelt sind von der glucken Lich«', von der gleich!-» Sehnsucht nach dem Ideal. Dt« Bedeutung PlatonS für unser moderne« Bewußtsein liegt also, o schloß der Redner, nicht lediglich in fachphllosopdtschen Problem- tellunaen, sondern in seiner Größe al« Künstler, in der Tief« seiner Ansichten al« Seelrndeuter, al« Künder unaussprechlicher Ahnungen und Sehnsücht« und vor allem in seiner Stellung att Wegweiser zu den «eigen 2d«al«n des Guten, Wahren und Schönen. vr. Lazrvauvä LUuvtät. W 2 .die 2 /Karl ',die P dringt zusam de« , setzun noch reiche tauch, Z- B. gester Cur weil«! käme '.ischei von < Auck in Er Draht erwai ossi. brir wui Obt and n e kein vor mit Mc übe Un loy hab Ehi ein füll aui Ita tca pol je des An vei we c durch cngli werd I'NNg! 'likt ..Ehri wisse, Selbs Sach < Basi! 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