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118. Jahrgang Abend-Ausgabe Nr. 824 1V21 Dienstag, den 2S. Oktober Stener-Gulchten der sSMen HMelrdWMi! Mr -en liaWen LlitidtWSllilililrn Aus Karlsruhe wird uns geschrieben: Ta4 Leipziger ragevtan «mhalr di« amtlichen Bekaiintttlachungel! des Rate» und des Poitzelamtes der Stadt Leipzig. des «tmlsgertchtS Leipzig. l»w»e ^„eyiedener anderer «etzörven. Anzeigenpreis: LLL',L LNN..7.ÄM: Md. 2 2L Anreize« von tvedörden im amNichen T«u Md. Lüo, oa., '.»ik. S. »tetne einzelgea »I«'NonporetUezeN, Mk 1L0. Uei Wiederholungen Nachlatz Platz- »a» Daienooktchiilt »ha» B«r- dindna>»kt,. SlMunzjart L«lpz»o >»ra>-rech.Nnlchtug Nr. 1/VKU bl« Hugg — ^o>>^ea,d»nio Leipzig 3004. echriitletta», «*» GeschStiSneti». L«Ipztg. .»va»»'«g-,i» Nr. 6. Heraatgeber Vr. Peter A rindold. Droch an» verlaz Leipziger ^verlagedruckeiei D, «. d. -. »»is» ibr Lelozlg und U,rorl. zweimot ««glich in« Hao»gebracht, vonntog« al»Mokgenaa»gaoe monatl. -LlU - vlerteüöhrt. M. »t.— für Ädholer monatl. M. n-Xi Morgea-Aa«gad« allein M. 7/>U monattlch, «tbend.Ausgabe allein M 3.— monatlich. Durch unsere auswärtigen Filialen in. Hau« ««- drachr monatlich M. Iv.—, rterielldhrltch Al. Ä>.—; durch die Pol, innerdalb Deoischiand«, frei in» Hao» geliefert. Gesamt-Ausgabe monatlich M. !l>—. »lerlelsährlich M. 27.—. Austandsverian» monatlich AÜ Itt.— und Druiklachen-Porl». Einzelnummern Aioigen- Anegadr SO Pf, Adend-Ausgade 2V p>. Sonntags-Ausgabe -tl. Pf. Kritik und Vorschläge Durchführung der alle» Steuergesehe — Vermeidung unnötiger Deklarationen — Erhöhung der Umsatzsteuer (Drahtbericht unserer Dresdner Schriftleitung.) Dresden, 25. Oktober. Zu den von der Reichsregierung vorgelegien Entwürfen zu Gesehen über eine Vermögenssteuer, Vermögenszuwachssteuer und Steuer vom Vermögenszuwachs der Nachkriegszeit haben sich die sächsischen Handelskammern grundsätzlich in folgender Weise ausgesprochen: Die vorliegenden Steuerpläne scheinen zunächst die Absichten der Negierung wegen neuer Reichseinnahmen nicht zu erschöpfen. Die An deutung, daß die Heranziehung des Besitzes zu Lasten des Reiches noch auf anderem Wege als dem der Besteuerung geprüft wird, erzeugt eine völlige Unsicherheit für die Behandlung des finanziellen Problems. Die Pläne, die über eine solche Heranziehung in die Ocffentlichkelt gedrungen sind, würden in ihrer Wirkung eine weitere Besteuerung bedeuten, die Grundlage für die Beurteilung der Einkommens- und Vermögenssteuern verschieben und vor allem geeignet sein, die Pläne der Entente, die deutsche Industrie in ihre Hand zu bekommen, zu verwirklichen. Die Steuergesehe der lehlcn Iuhre sind noch nicht genügend durch geführt. Die Veranlagung und Erhebung der in ihnen beschlossenen Steuern sollte in erster Linie betrieben werden. Insbesondere gilt Lies für die Kriegsabgabe vom Vermögenszuwachs, die voraussichtlich noch grotze Beträge bringen wird. Die jüngst geschaffenen Steuerbehörden sind bisher der Uebersülle der ihnen zugewiesencn Aufgaben nicht ge wachsen gewesen. Es mutz zu unübersehbaren neuen Schwierigkeiten führen, wenn ihnen jetzt noch weitere grötzere Aufgaben überwiesen werden sollen. Karl und Zita auf Schloß Tokis Der Kampf bei Komorn — Näheres über den Abenteurer Osztenburg Wien, 25. Oktober. Zwei amtliche Meldungen haben die deutschösterreichische Negierung in später Nachtstunde davon verständigt, datz Karl und Zita, nachdem sie südlich von Komorn von Horthy-Truppcn gefangengenommen worden waren, nach Schloß Totis, wo die frühere Kaiserin Elisabeth be- sonders gern weilte, gebracht und unter Bewachung gestellt wurden. Gegenwärtig finden Beratungen zwischen der Regierung und der Entente stall, die sich mit dem Schicksal des Exkönigs befassen. Es nehmen daran auch die Vertreter der kleinen Entente teil. Der Kampf bei Komorn, mit dem der karlistischen Wehcinacht ein Ende bereitet wurde, verlief sehr blutig. ES gab 400 Tote und über tausend Verwundete. Nachdem bereits eine große Zahl Gefangene gemacht war, ergaben sich auch die beiden letzten kämpfenden Kompanien Osztenburgs. Eine ungarische Meldung besagt, Laß Osztcnburoä wahrer Name Moravek und daß er gebürtiger Tscheche sei. Dies war der Held, der in Westungarn den Ätufstand organ sierte, dessen berüchtigtes Detachement dann von den drei Entente generalen als interalliierte Truppe erklärt wurde und der schließlich mit ihr sich König Karl zu: Verfügung stellte, um gegen Budapest .zu marschieren. Die »Liga der envachcnden Madjaren' erläßt eine Proklamation, in der diese Tatsachen über Osztenburg festgcstellt werden und behauptet wird, das ganze Abenteuer sei von österreichischen Ofsiziecen anoezetlclt worden, die den Exkönig verführt hätten, nach Westungarn zu kommen. Das ist eine glatte Entstellung, da, wie der offizielle, durch den Begleit offizier Karls gegebene Bericht über den Flug aus der Schweiz nach Oedenburg in allen Einzelheiten darlegt, das legitimistische Ungarn, ver treten durch Andrass». Grah, Rakoosky, Benlecky usw., Karl Lurch Kurier zur sofortigen Abreise im Flugzeuge ausgcsordert Kal. Haftbefehle gegen Karlislenführer Budapest, 25. Oktober. D.e Regierung hat Haftbefehle erlajsen gegen die Abgeordneien Stefan Ariedrich, Ludwig Szilagyi und Georg Szmrecsanvi, ferner gegen die Generale Horvath, Lehar, Gras Anton Siynay und Borovic-nl, den Oberst ASdoth und den Major Oszten - bürg. Sie sind des Aufruhrs ongektazt und zum Teil flüchtig, und sollen ohne Rücksicht auf das Immunitätsrecht festqenvmmen werden. Die Abgeordneten Friedrich und Szitagni befinden sich bereits im Po- lizeigewahrsam, ebenso die politischen Führer der karlistischen Unter nehmungen, Graf Andrajsi), Dr. Gratz und Rakovszky. Dem Abgeordneten Ezmrecsanyi gelang eS, als die Geheimpolizisten ihn fest nehmen wollten, durch ein Fenster seiner Wohnung zu entkommen: er flüchtete in «nein Automobil. Die Abheilungen der aufrührerischen Truppen, die größtenteils ver- sprengt sind, werden entwaffnet. „Moralischer und politischer Selbstmord" (Eigener D r a h t be r iich t.) Paris, 25. Oktober. Der ungarische Ministerpräsident Gras Veth len erklärte gegenüber dem Budapester Korrespondenten des Petit Parisien aus das entschiedenste, daß die ungarische Regierung fest entschlossen sei — koste es, was eS wolle —, Karl von Habsburg an der Verwirklichung 4°mes Planes zu verhindern .Karl,' so sagte der Ministerpräsident, .Kat diesmal altes auf eine Karte gesetzt. Nun gut, er wird olles und den Rest verlieren.' Während der Ilnterredunz wurden Kanonen schüße in der Ferne hörbar. .Es ist unsere Artillerie,' so fuhr Graf Betklen fort, .die ungefähr IO Kilometer von Budapest entfernt die V-rtrupperi -er königlichen Truppen beschießt. Diese Truppen um- Von allen neue» Steuergejetzen, insbesondere auch von den neuen Bcsitzsteuern, mutz gefordert werden, baß sie schon mit Rück sicht auf die Belastung der Steuerbehörden alle Bestimmungen ver meiden, die nur zu unwesentlich höheren Einnahmen, aber zu einer in keinem Verhältnis hierzu flehenden Arbeit führen würden, und daß sie dem Steuerpflichtigen gegenüber darauf Rücksicht nehmen, ihn tun lichst mit unnötiger Arbeit, insbesondere unnötigen Deklarationen, zu verschonen. * In einem Entwur, zu: Abänderung des Umsatzsteuer- gesetz es l-aben Lie sächsischen Handelskammern ein ge meinsames Gutachten an das Wirtschalts- und das Finanzministerium erstattet. Während darin die Handelskammer Plauen den Wegfall der Umsatzsteuer und ihre Umgestaltung zu einer Kleinhandelssteuer forderte, sahen die übrigen Kammern von diesem Verlangen ab und konnten mit der durchgängigen Erhebung der Umsatzsteuer in Höhe von künftig 3 v. H. statt bisher v. H. trotz der gegen diese Erhöhung zu beachten den Bedenken sich einverstanden erklären. Eie knüpften jedoch diese Zvstimnmnz nachdrücklich an die Bedingung, daß der Entwurf an anderer Stelle entsprechend abgeän-ert wird und gemäß dem Wunsche sämtlicher Kammern in der seitherigen Weise darauf verzichtet, die Aus- und Einfuhr einschließlich der ersten Umsätze eingeführier Waren heranzuziehen. Wegen der bet allen inländischen Umsätzen hervorgerusenen Verteuerung der Waren durch die künftige 3prozentige Abgabe sei es besonders wichtig, die Ausfuhr nicht noch mehr zu verteuern und wettbewerbsunfähig zu machen. Unter dem Gesichtspunkte sollten auch industrielle, für die Ausfuhr zu verarbeitende Materialien und Hilfsstosfe, die aus dem Ausland« eingesührt würden, bei dem ersten Inlandoerkaufe abgabefrei ausgehen. Ebenso einmütig wurde verlangt, die Luxussteuer künftig za beseitigen. fasten höchstens 3—^000 Mann und sehen sich insbesondere aus ehe maligen österreichischen Offizieren und Soldaten zusammen.' Zum Schluß erklärte Graf Veth len. datz der neue Staatsstreich Karls einem moralischen und po'itischen Selbstmord glcichkomme. Karls Aus- sichten, jemals wieder auf den Thron zu gelangen, seien nie sehr groß «gewesen: jetzt seien sie aber au' Null gesunken. -U Der schweizerische Bundesrat Hal einstimm g Len Wort bruch des Exkönigs Karl verurteilt. An eine Rückkehr in die Schweiz könne nicht mehr gedacht werden. Lloyd George teilte im llnkerbcmfe mit, daß die all ierlen Regierungen sich der Wiedereinsetzung eines Mitgliedes der Dynastie Habsburg nach wie vor widersehen werden. Die ungarische Regierung habe mitgctoilt, daß sie dem Wunsche der alliierten Reg e ungen nach kommen werde und die notwendigen Schritte getan habe, um die Aus weisung des Exkönigs aus Ungarn siche'zustellen. Mißtrauen gegen Horthy in Prag Gemeinsames Vorgehen Italiens und der Tschecho-Slowakei Wien, 25. Oktober. Die in Wien erscheinende ungarische Tageszeitung Iövö meldet: Aus bestinformiertcn tschechischen politisch.» Kreisen erfahren wir folgendes: Die Regierung der T s ch e ch o - S l owa k e t hat kein Vertrauen zumReichSvcrwescr Horthy. Sie kält sein Auftreten in der zweiten Karl-Affäre nur für Schauspiel und betrachtet auch im Falle deS Sieges von Horthy die Angeiegenh«ik nickt ats er- ledigk. Sie verlangt Garantien, datz in Ungarn ein ganz neues Regime entsteht, das die Wiederholung solcher Ereignisse und solcher Bedrohung der Tschecho-Slowakei ausfckließt. Demgemäß wird die kleine Entente sich nicht damit begnügen, daß Karl außer Landes gebracht wild, sondern weiter gehende jnncrpolitischo Forderungen an Ungarn stellen. Nach einer Meldung aus Prag erschien dort gestern der talieni che Gesandte beim Ministerpräsidenten Dr. Benesch und übergab ihm eine Erklärung des ita ionischen Außenministers, in der della Torretta mitteilt, daß er mit Dr. Benesch der gleichen Ansicht sei über die Wichtigkeit e»nes gemeinsamen Vorgehens gegen die Ereignisse in Ungarn. Diese Gemeinsamkeit stütze sich nickt nur aus den Vertrag der beiden Verbündeten, sondern werde auch Lurch die beiderseitigen Interessen dlklicrt. Die Ermordung des bulgarischen Krieasministers (Eigener Draktbericht.) Wien. 25. Oktober. Die Ermord u n g des dg'garischrn Kriegsmimsters Dimttr »sj erfolgte, wie aus Sssia gemeldet wi.d, als der Kriegsminister von . Kdftendil nach Sofia zmücksuhr: er wurde von rückwa ts erschossen. Zwei Personen, die mit ihm fuhren wurden gieichclls getötet, «in Kaufmann verwundet. Die Töter sind entkommen Der Reuen Freien Presse wird gemeldet, Dimitross set in Mazedonien mißliebig ge- wrstn und auch innerhalb seiner Partei Kobe eine lebhistc Mihsl mmung gegen ihn geherrscht. Die bulgariscye Gcsandt'ckast »eilt Lazu'mit: Dimitross woc einer der tatkräftigen Führer der bulgarischen Bauernpartei, aus der die gegenwärtige Regierung hervorgc,angen ist. Durch seine strengen Maß lahmen betreffend die Grenzliberwachunz im Sinne des eine Annäherung Bulgariens an di« Nachbarstaaten anstrcbenden Negierungsprogramws hatte sich DlMitrof, den Hast unbot mäßiger Elemente zuaezogen, die das einstig, Bandenwesen wieder erwecken wollten, und es liegt die Wahr-ch 'inlichkeit nahe, baß ec dieser Anfeindung zum Opfer gefallen ist. Am 30. Oktober werden in Vaden die Landtagswahlen sein. Für den politisch wirklich geschulten Wähler wird die Entscheidung nicht schwer fallen, denn die Lage ist ln Baden sehr einfach — weit einfacher, als sonst irgendwo im Reich. Der jetzt zu Ende gegangene Landtag war am 5. Januar 1918 als versassunggebende Landesoersammlung gewählt worden. Er zählte nur vier Fraktionen: drei der Regierungsparteien (Zentrum 40, Sozialdemokraten 35, Demokraten 25 Abgeordnete) mit zusammen 100 Abgeordneten, denen als Opposition die nur sieben, Mann starke dculschnalionale Gruppe gozenüberstand. Dieser Landtag hat oom ersten Tage seines Bestehens an gute und brauchbare Arbeit geleistet. Er konnte sie leisten, weil er eine feste arbeitsfähige und arbeitswillige Mehrheit halte, die die kleinlichen Fraktionszänkereien aus ein Mindestmaß herab zusetzen verstand und in aller Stille ein Werk staatlichen Wieder aufbaus und innerer Festigung schuf, das — mag man eS im ein zelnen auch beanstanden — im ganzen als schlechthin vorbildlich bezeichnet werden muh. AuS dieser Tatsache folgt ohne weiteres, daß man nur einen gleich oder ähnlich arbeitsfähigen Landtag zu wählen braucht. Leider geht eS in der Politik häufig so, daß gerade die einfachsten Zusammenhänge nicht erkannt werden, weil es Leute gibt, die ein Interesse daran haben, sie in einen Nebel von Schlagworten und Phrasen einzuhüllen, so daß nicht mehr zu erkennen ist, um waS es sich eigentiich handelt. Dergestalt sind die Bemühungen der Oppositionsparteien im gegenwärtigen Wahlkampf. Da ist zunächst die Opposition dar Deutschnationalen. Sachlich hat sie nicht viele Avgumenle, schon deshalb nicht, weil die kleine deutschnationale LandlagSfraktion allen wichtigeren Gesetzen im Landtag selber zugestimmt hat. Ihr Wahlaufruf klingt denn auch fast demokratisch. Dafür wird aber in der Agitation uin so mehr an Einzelheiten Kritik geübt, und einzelne dculschnalionale Prestorganc tun gar so, als befinde man sich in Baden in einem bolschewistischen Tollkaus. Ein Glück, daß von derlei Zuständen niemand im Lande etwas merkt. Auf den gleichen Ton gestimmt ist daS Verhallen der Deutschen VolkSpartei. Sie war im Landtage überhaupt nicht vertreten, weil sich im November 1919 Rationalliberale und Fortschrittler zur Deutschen Demokratischen Partei gesammengeschlossen haben. Inzwischen aber sanden sich Leute, denen daS Zuviel an Einigkeit deS freiheitlichen Bürgertums Sorgen bereitete und die deshalb die Deutsche Volkspartei auch in Baden ausinachtcn. Da sie Wähler brauchen und diese nur von der demokratischen Partei bekoinmen können, entfesseln sie jetzt in Wort und Schrift und mit einem großen Aufwand an finanziellen Mitteln einen wilden Kampf gegen die Deutsche Demokratische Partei, in deren Reihest, nebenbei bemerkt, nach wie vor fast alle Führer der ehemaligen nalionalliberalen Partei sitzen. Daß dieser Kampf in seiner ganzen Hohl eit nicht ohne weiteres von der Wählerschaft zurück gewiesen wird, ist ein Zeichen bedauerlicher Unreife weiter Kreise der Bevölkerung. lieber die Opposition von der anderen Seile: Unabhängige und Kommunisten — beide im allen Landloge ebenfalls unvertrelen — ist nicht viel zu sagen. Ihre Zielsetzung und ihre politische Me thode sind bekannt. Grctze Erfolge werden sie nicht haben. Eine neue Erscheinung sind die Listen des Landbundes und einiger Grund- und Haucbcsitzervereine. Beide Wirtschafts gruppen bezeichnen sich selbst als parteipolitisch völlig neutral, aber man wird den Verdacht nicht loS, daß es in Wahrheit Hilfs- lruppen der Dculjchnalionalen sind, insbesondere wenn man sieht, datz aus den Listen des Landbundes die Namen bisher deutschuationaler Abgeordneter figurieren. Leider enthalt das badische Wahlgesetz nicht eine ähnlich weise Bestimmung wie das ReichSwahlgcsetz, daS vorschceibt, datz eine Wählergruppe aus Grund der Reichsusle höchstens so viele Mandate erhalten kann, wie ihr schon in den Wahlkieisen zugesallen sind. Es können daher in Baden auch ganz kleine Gcuppcn mit Aussicht auf Er folg Listen cinreichen. Wenn sie nur lOOOll Stimmen im ganzen Lande zujainmenbringen, erhalten sie von ihrer Landesiiste schon einen Abgeordneten. Gegenüber dieser Opposition haben die Regierungsparteien keinen leichten Stand. Sie haben ade« die Wahlarbeit Kräftig ausgenommen. Die Deutsche Dcmokratstcbe Partei insbesondere ist im ganzen Lande eifrig an der Arbeit: ihre Kandidatenlisten weisen Namen ven c.ulem Klung auf. Es wäre vermessen, über die Wahlaussicklen auch nur Ver mutungen zu äußern, da nickt weniger als neun Lanüeslisten e-n- gereicht sind: auch in den meisten der sieben Wahlkreise beträgt die Zahl -er eingereiaten L.flest cickt oder neun. Eines ist siener: wenn es wirklich .alle Renne" zu einer parlamentarischen Ver tretung bringen werden, wird es vorbei fein mu der Zeit der ruhigen und sachlichen Parlumentsarbeit, wie sie bisher geleistet wurde. Bei neun Gruppen und Grüppchen wird schon auS rein technischen Gründen die Arbeit bedeutend komplizierter werden, ganz abgesehen von den unvermeidlichen politischen Auseinander setzungen zwischen diesen Ginppen. Sollte es wirklich so schwer sein, daS einzusehen? Der 30. Oktober mutz es lehren.