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Morgen« Ausgabe US. Jahrgang Dis Da« Lewrlgrr Lairvlatl enthalt die «mmq«, «rkaaanaachuage» de« Rate« und de« Polizetamte» de, «ladt «ctpztn, de« »mi«ge,tcht« Srtpzl«, «owl, srrschiedentt ander« BebSrd«. >K>-Är, »ick -i d ici P^OL. käAKr ivsr- -SM. M. uvct, IÜ6V- etl«« l.üre«Ip,I, und-vor«tt« zw.imal ,s,llch INI Han«gebracht,Sonntag« at»Morgrnaii«aab« monali. 1it.1v.-. vlertalj«drt. M.SV^-: flr Addoler moaotl. M. »Sv Margen-Autgab» allein M. 7LV «anatltch, 4tb»nt.Aa«g,d« all««» M Ä.—monatlich, lvnrch anfar« a»«»«rtl,en FUialan an»-an« -«. bracht monatlich M. IÜ^, vierteiltldrltch M. SV.-; »,rch »I« Poft innerhalb Deutschland«, frel tn« -an« aellesert, Selamt-Aal-ad« monatlich M. 9.— olerlelslbrilch M. 27.—. Av«landt»«rland: monatlich M. I».— and Drachlachen-Part». «inzeinammera: Morgen- Au«,«da SU -pj, Ad«nd.»u«gabe L0 Pf. 6»nnIa,«-A,1,ab» 40 Pb Anzelgeupreis: Ä'.n?-«m'K .'N. r.Sö,- Anjeigan von Aeddrden Im amtlich«!» Tall die RouparrtUezrll» M.L20, ,. au«w. M. S.— : »lain, A»i«Ig«n dl« Roil-aralUejeil« Ai l^ä »»» au«»art« MI». Ukv, Sefchästtanielgen mtt Pladvorschrtften tm Prell« erhebt. Platz und Vattnaarfchrlfl ahn« P«rdladllchd«ll. V«il-s,npr»ls« für dl« S«lamta»llag« Mb. 12.— a«tto, für Lell«allag« Mk lL — nelt» »ro M^ll«. Postaaflag« Poflgebahr «stra. S«rnl,r«rd-A»lchl»s, 4lr. l4t.UL >« ,u«. — PoftIch«chb,nto72Uu. Schrtf»l«itu«, und <k«schäsl»itell«: k«ipzi,. 2otzaniU»>all« Ar. Si V«rla> vr. Aiintzal» « L» - Leipzi» t 6I-- olliSr 'l«u- TdMt Nr. 286 Sonnabend, den 18. 3uni 1821 27.L5 IS.V. L. «7 . - 77 sc, !l2bll bren», 2ur L ck- erliu« neben i-orein elrlsu o lllr ^uril -Vuk „etter , Vie der lI2 -1700 -73^ >40 !l» 'll« >75 UU >7', 8V -6!« e.ri<l rlloo: > 118 lolre o dlöku 8kl«o- gelb« !iUsl: «als teüon leine. t>el -tavrt stiotl orüor w.- tS.^ l7S iS.- MWeiteil im Seiilslheii Reichstlige Die Merpkllslm iiber de« Mord a« Gareis (Drahtberichl unserer Berliner Schriftleituug.) Berlin, 17. Juni. Am Regierungsttsche: Dr. Wirth, Dr. Gradnauer. Es kommen zunächst einige kleine Anfragen zur Erledigung. Auf der Tagesordnung steht dann die unabhängig-sozialistische Interpellation über die Ermordung des bayrischen Abgeordneten Gareis. Abg. Unterleitner (U. Soz.) begründet die Interpellation: Di« Schüsse di r Adordciigue, die das Gehirn des Abgeordneten Gareis zerschmetterten, haben aller Welt gezeigt, wie es um die bayerische Ordnung bestellt ist. Die Augen der ganzen Welt sind jetzt auf diesen Musterstaat gerichtet. Der Mord macht es uns zur Pflicht, mit doppelter Kraft gegen die .Korruption vorzugehen, die solche Früchte trägt. Dieser Mord ist nicht das Werk eines einzelnen, sondern die Auswirkung eines ganz bestimm ten politisclxn Systems. Es ist notwendig einen Untersuchungs ausschuß einzusetzen. 2n Bayern besteht in engster Verbindung mit der Polizei eine geheime Organisation, die sich politische Meuchelmorde zur Aufgabe gemacht hat. Ich behaupte, daß der Mörder der politischen Abteilung der Münchner Polizei nahesteht. (Hört, Höri! links) Vielleicht erkundigt sich die Polizei bei den so gelinde bestraften Studenten, die Hofer überfallen haben, wer der Mörder von Gareis ist. Deutlicher kann man doch wirklich nicht werden! (Hört, Hört! links.) Hofer hakte sich zu Gareis gerettet und Gar eis stellte fest, daß die Mörderorganisation bis ins Kleinste ausgedaut ist. (Der Redner verliest einen Brief des Vorsitzenden der B'a yr'ischen Königspartei, worin Kanzler auffordert, Verräter unter einem Vorwande auszusuchen und zu beseitigen unter Hinterlassung eines Merkzeichens.) Der Ministerpräsident deckt solche Talen. Er Hal schon einmal einen Linw-ohnerwehrmann aus den Klauen des Gerichtes be freit. (Hört, hört! links.) Gareis wußte zu viel von diesen Dingen und wurde deshalb als Vaterlandsverräter gebrandmarkt. Die Rich tung Dr. Heim treibt eine Politik, die schon sehr nahe an Landesverrat grenzt. In Regensburg hat das Dr. Heim ja selbst zugegeben; er hat . §en Franzosen 'Konzessionen machen wollen, wenn nur die Einwohner- > wcbr bestehen bleibe. Sie (zu Dr. Heim) haben also das Reich ausein- f andecreißen wollen. (Hört, hört! links!) (Abg. Dr. Heim: Nix habe ich s den Franzosen versprochen!) Dio Arbeiter werden mit allen Mitteln niedergehalten, die Reaktionäre können sich frei tummeln. In unsere Bureaus werden Handgranaten geworfen; kein Täter wird gefunden. Auch dem Mörder von Gareis wird man kein Haar krümmen. (Zuruf rechts: Wie steht es mit den .roten Morden'?) Nennen Sie mir doch einen politischen Mord während der Revolution. (Lachen rechts.) Erst die Reaktionäre haben mit dem Morden begonnen. Dec Münchener Polizeipräsident Pöhner stellt falsche Pässe aus für Leute, die er in politischer Mission nach Ungarn schickt. Pöhner und die ihn stützen gehören ins Zuchthaus; aber die Justiz steht ja mit ihm im Bunde. Der .Miesbacher Anzeiger' fordert ungestraft offen zum Mord auf. Das Blatt hat auch zur Ermordung von Gareis ge hetzt. (Der Redner verliest einen Drohbrief, den der Abgeordnete Breit scheid aus Bayern erhalten hat). Pöhner hat uns nicht nur Versamm lungen, er Hal uns sogar den Trauerzug für Gareis verboten, er hat Drahtverhaue und Lanzenreiter aufgeboten. Die Arbeiterschaft ist trotz dem in gewa'tigen Scharen gekommen und hat sich nicht provozieren lassen. (Abg. Mittelmann, D. Vp.: Da hak er recht! Lärmender Wider spruch links). 2ll>er die Einwohnerwehr besteht weiter und hält Kreis schießen ab. (Der Redner verliest die Aeußerung eines bayrischen Stu- deuten: .Kommunisten sind keine Deutsche, sie erledigen wir kalt!' Abg. Mittelmann D. Vp.: Da hat er recht! Großer Lärm bei den Kommunisten) Abg. Remmele (Koni.) stürzt auf den Abg. Mittelmann zu und schlägt auf ihn ein. Andere Abgeordnete der Rechten kommen dem Angegriffenen zu Hilfe. Zahlreiche Abgeordnete drängen zu der kämpfend«» Gruppe hin. Abg. Dr. Heim (Bayr. Vp.) und andere ver such«« die Kämpfenden auseinanderzubringen, namentlich die Frauen suchen versöhnend zu wirken. Der Lärm dauert aber minutenlang an. Präsident Löb« schließt deshalb um 2H5 Uhr die Sitzung. Da diese Mitteilung in dem Lärm untergegangen war, erscheint -er Präsident um 3,10 Uhr nochmals und teilt mit, daß die Sitzung geschloffen sei un baß um Uhr der Aelkestenavsschutz zusammentreten werde, um zu dem Tatbestand Stellung zu nehmen. (Im Saale blieben noch lange er regte Gruppen zusammen.) * Für dis Ergreif««» des Mörders des Abg. Garels hat das bayrische Ministerium «des Innern -:e ausgesetzte Belohnung ron 10000 M. auf 30 000 Mark erhöht. Me SslscheMistische Welle in SberWefien Verrücken der interalliierten Truppen. — Der russisch« Agitator Radek in Oberschlesien? (EigenerDrahtbericht.) Berti«, 17. Iuni. Die Lage in Oberschlesien stellt sich nach den vorliegenden Nach richten so dar, daß einzelne Orte der Kreise Kofel, Ratibor und Gr oß - Strehlitz in der Nähe der von den Polen gehaltenen Linie von den interalliierten Truppen beseht wurden. Auch in den Kreisen Rosenberg, Lubliuih und Taruowitz ist die Besetzung im Gange. Guttentag wurde von den Engländern beseht, Tarnowitz und zwei weitere kleinere Orte wurden von den Insurgenten befreit. In ocerfchlesischen Kreisen hält man die Art des Vorgehens der inter alliierten Truppen nicht für geeignet, die schwere Sorge der Bevölkerung zu zerstreuen. Die polnischen Banden lösen sich, sobald die interalliierten Truppen in Sicht kommen, auf, und die Insurgenten erscheinen, nachdem sie ihre Waffen vergraben haben, im nächsten Dorf als friedliche Bauern wieder. Hinter dem Rücken der interalliierten Streitkräfte bkden sie dann Bande « , die jeder Disziplin und Führung entbehren. Rach den vorliegenden Meldungen dürfte es sicher sein, daß sich in den noch von Lrn Insurgenten besetzten Gebieten tatsächlich eine bol- schcrviftischeMelle bemerkbar macht. Da der Aufstand im Zeichen des Niederganges steht, so ist es erklärlich, dah die mit leeren Ver- sprschnngen gespeisten Insurgenten dem Einfluß der Kommunisten zugäng licher werden .Die von den Zeitungen gebrachten einzelnen Nachrichten lassen sich nicht nachprüsen; doch geht aus den Erzählungen von Flücht lingen hervor, daß die Gefahr des Umschlagens der Insargentenbewegung in» Bolschewistische bestehl. Nach Mitteilungen vertrauenswürdiger Amerikaner soll sich ia der kritischen Zeil der russische Agitator Rad « Kin Oberschlesien avfgehalten und Besprechungen mit Korfavty gehakt l agen, dem er den Vorschlag eines autonomen Sowjetoderschlesten, das von der russischen Regierung unterstützt würde, mochte. Deutsch« zuständig« Stellen erklären, daß ihnen von einem Aufenthalt Radeks in Ober- schirsien oder im übrigen Deutschland nichts bekannt fei. Nach anderen Nachrichten soll jedoch der Aufenthalt sowjelntffische, Führer in Ober schlesien einwandfrei festgestellt sein. Protestnote der deutschen Parteien und Gewerkschaften Berlin, 17. Iuni. Folgende aus Kaktowih vom 12. Iuni datiert« Protestnote ist heute hierher gelangt: Kattowitz, -en 12. Iuni. An die interalliierte Kommission, zu Händen des Präsidenten Le Rond, der General« -e Mar int und Sir Harald Stuart. In unserem Telegramm vom S. Iuni teilten wir der interalliierten Kommission di« Tatsache von der polnischen Zwangsein ziehung mit. Wir stellen fest, daß der .Ooerschlestsche Wegweiser' in Nr. 64 vom 11. Iuni anker der Ileberschrifi: .Eine oberschlesische Miliz" eine Verordnung der Leitung -er Insurgenten über diese Zwangs ¬ einziehung veröffentlichte. Di« interalliierte Zensurstelle in Beuthen hielt es für zulässig, eine derartige Veröffentlichung zu gestatten, die sich gegen die Autorität der interalliierten Kommis sion richtet, da sie sechs Wochen nach Beginn des Aufstandes Maß nahmen zur Wiederherstellung gesetzmäßiger Zustände in die Wege leitet. Ferner ließ die Zensur die Ausschreibung einer Steuer durch Kor - fanky in Nr. 65 des .Oberschlesischen Wegweisers' zu. Das ist das offizielle, in deutscher Sprache erscheinende Organ Korfantys. das er an Stelle der verbotenen .Oberschlesischen Grenzzeitung' in Beuthen drucken und ausgeben läßt. Solange die interalliierte Zensurstelle in Beuthen derartige zur Förderung des Aufstandes bestimmte Bekannt machungen und Veröffentlichungen der Rebellen unbeanstandet läßt, so lange können wir nicht an den Ernst der Zusagen der interalliierten Kom mission glauben. Wir fordern sofortige Hilfe. Die deutschen Parteien und Gewerkschaften in Oberschlesien. Die Iap-Frage Amerikanisch-japanische Verhandlungen. — Einwanderungs- und Schanlungfrage. — Internationalisierung der Kabel? Washington, 17. Iunl. Seit einigen Tagen verhandelt der Staatssekretär des Auswärtigen Hughes mit dem japanischen Botschafter tn Washington, Sid « hara, Über die Insel Iap, die Einwanderung und die Schantung- srage. Die Grundlage für eine Regelung der Angelegenheit in der Iapsrage scheint in der Internationalisierung der Kabel zu bestehen. Was die Einwanderung betrifft, so scheint man sich auf der Grundlage einigen zu wollen, daß die Einwanderung von japanischen Kulis vollständig aushöcen sott, daß hingegen japanisches Eigentum, für welches die Rechte bereits erworben würden, gesichert bleiben sollen. Mas die von Iapan vorgenommene Besetzung Ostsibiriens ein schließlich Sachalins betrifft, so zerfallen die Verhandlungen in zwei Teile: in solche, die die Vereinigten Staaten und Iapan allein an gehen, und solche, an denen andere Rationen ebenfalls interessiert sind. Es wird mitgeteilt, daß die Vereinbarungen über die Insel Iap Amerika das Kabelvon Guam zugestehen und die Kabelstationen internationalisieren wollen. Dieses Abkommen soll dem Obersten Rat, der am 1. Iull ru- sammentreten wird, unterbreitet werden, damit alle anderen Mächte, die auf Kobel Anspruch erheben, diesem Abkommen zustimmen können. Hierbei sott vor allem die Politik der offenen Tür zur Erörterung gelangen, wodurch die Besprechungen eine oesondere Bedeutung erlangen werden. Man bemüht sich auch, das Mißverständnis, das noch von den Verhandlungen zwischen Lansing und Ishi herrührt, zu beseitigen. Iapan würde sich damit zufrieden geben, daß die Vereinigten Staaten eine Einfluß-Sphäre in Ostasien anerkennen. Die Ver einigten Staaken wollen allerdings nicht zugesteben -aß Iapan in Iap und China Eingriffe vornehmen dürfe. Es wird deshalb zwischen Hughes und Sidshara darüber verhandelt, daß die Japaner ihr« Truppe» aus Sibirien und Schantung zurückziehen und die Politik der offenen Tür allein in Geltung gebracht wird. « Nachklänge zur Wiesbadener Zusammenkunft London, 17. Iuni. Der Pariser Drrichterstattvr -er .Mornlng Post' schreibt, in Frankreich nehme die Ansicht zu, daß die letzten Besprechungen zwischen Leucheur und Rathenau ein Vorläufer za einem Einvernehmen zwischen den Fabrikanten und Finanzleaken Deutschlands und Frankreichs seien, um den systematischen Wiederaufbau in den zerstörten Gebieten zu be werkstelligen. Das freie, aber teure Brot Noch ist es zwar nicht soweit, aber der halbe Weg ist doch schon zurückgelegt. Der Halde Weg insofern, als das Brot mit Beginn des neuen Wirtschaftsjahres erheblich teurer wer den wird. Dann auch, well das am Donnerstag im Reichstage beschlossene Amlageoerfahren die Brücke von der Zlvangswirt- sch«aft zur freien Wirtschaft bedeutet. Die Adstiininung im Reichstage hat neben ihrer großen sozialen auch eine sturste politische Bedeutung. Ursprünglich halte man gehofft, eine Menge von 4.^ Millionen Tonnen Getreide auf diesem Wege zu erfassen; die ReichSgetreidestelle hatte fest gestellt, daß dadurch die jetzige Brotration gesicyert sei. Auf den Protest auS Erzeugerkreisen strich die Regierung (es war noch die vorige) 1 Million Tonnen; Million setzte noch der Reichstag ab. So sollte die Vorlage jetzt verabschiedet wer den. Es brachten aber die Demostraten, die Dolkspartei und das Zentrum einen Antrag ein, eine weitere Halde Million Tonnen abzusetzen. Das wurde von den bürgerlichen Parteien beschlossen, nachher in der Gesamtadstimnmng aber der ganze entscheidende erste Paragraph des Gesetzentwurfes adgeiehnt: es hatten mit den sozialistischen Parteien auch die Deutfchnationalen dagegen gestimmt, die Gegner des Umlageverfahrens sind, weil sie die freie Wirtschaft wollen. In der -ritten Lesung aber besannen sich die Deutschnationalen und nahmen mit den anderen bürgerlichen Parteien dis Vorlage an. Wären sie bei ihrer ersten Stellung nahme geblieben, dann wäre eigentlich ganz von selbst die Zwangswirtschaft beseitigt gewesen und die freie Wirtschaft ein getreten. (Wenn nicht die Regierung in diesem Falle im Ver- ordnunswege -en bisherigen Zustand aufrechterhalten hätte. Die freie Wirtschaft heule schon zuzulassen, ist nach den Ausführungen des Ministers unmöglich, öa nicht genügend Reserven vorhanden sind, den Bedarf während des Ueberganges zu decken.) Wenn auch das Zwangssystem bei der Gekreidebewirtschaf- tung am besten sich bewährt hat, so war es doch durch die langsame Durchlöcherung brüchig geworden. Der Abbau auf dem Wege über das Umlageverfahren ist da ohne Frage der gegebene Weg. Die Leute aber, die ihn zu gehen sich entschlossen haben, mußten sich auch darüber klar sein, daß er einmal der nicht gerade 'not leidenden Landwirtschaft gewaltige Gewinne zufiießen läßt, auf der anderen Seite aber die Verbraucher schwer belastet. Brot ist das Nahrungsmittel, das auch der Aermste kaufen muß, der Ver gleich mit dem Fleisch ist unzulässig. Hermes selbst gibt zu, daß der Brotpreis sich um 50 Prozent erhöhen wird. Das ist sicher zu milde gerechnet: ohne eine Verdoppelung des Preijes wird es nicht abgehen! Bei der durch das Umlage verfahren erfaßten Menge von 2>L Millionen Tonnen Getreide bleibt eine derartige Menge übrig für den freien Handel, daß die Preise sich immer mehr den Weltmarktpreisen nähern werden. Es wird mit 2)4 Millionen Tonnen nicht möglich sein, die bisherige Ralion weiter zu sichern. Der Preis für diese Ration wird sich um nur 50 Prozent erhöhen, denn das kann die Regierung b-eslimmen; nicht aber kann sie bestimmen den Preis für das zu kaufende Zuschußbrot. Die Folge wer den neue Lohn- und Gehaltsforderungen sein und Erhöhungen der Arbeitslosenunterstützungen. Es ist nicht möglich, so gerecht es auch wäre, den Mehrgewinn bei den Erzeugern zu erfassen. Die Regierung stößt sich anschei nend an dieser üblen Tatsache nicht, denn sie wird bei den neuen Steuerplänen auch die Landwirtschaft gut bedenken. Wie sie aber auch vorgeht: das Fallenlassen -er Zwangswirtschaft bringt zwangsläufig eine Annäherung an die Weltmarktspreise mit: im nächsten Iahre werden wir das Dreifache des heutigen Brotpreises zu zahlen haben. Und auch die neuen großen Steuern wird die Landwirtschaft auf die Erzeugnisse abioäizen so lange, bis der Weltmarktpreis erreicht ist. Dann freilich muß sie Haltmachen, weil dann der Import -en Inlandpreis drücken kann. Deshalb auch fordern die Ueberagrarier schon heute eine Sperrung der Grenzen. Sie hätten sich die Enthüllung -es nackten egoistischen Standpunktes sparen können, denn bei dein Tief stand unserer Valuta sind wir schon ans anderen Gründen ge zwungen, die Einfuhr möglichst zu begrenzen. Die Brolpolitik der Regierung und der ihr folgenden Par teien mag für sie durch den Gang der Ereignisse bestimmt fein. Die Zwangswirtschaft legt den Landwirten Fesseln an, das muh zugegeben werden. Zugegeben werden aber muß auch, -aß die meisten der Landwirte wenig Grund zum Klagen haben. Wenn die Regierung plant, -en den Landwirten jetzt gegebenen Ge winn in Gestalt neuer Steuern zum Besten der Reparation wieder zu nehmen, so soll das recht und gut sein, es schafft aber nicht die gewaltige Mehrbelastung der Verbraucher (und das sind ln der Hauptsache die Aermsten und Schwächsten in Deutschland) hinweg, und gibt dadurch Veranlassung zu neuen Lohnforderungen und zu schweren sozialen Konflikten und Kämpfen. Neben dieser wirtschaftlichen Seite ist die politisch« -er Ab stimmung bezeichnend für -le ganze Lage. Es haben alle sozialisti schen Parteien gegen die Regierungsvorlage gestimmt, wenigstens gegen -le Gestalt, die sie in den Verhandlungen bekommen hat. Die Koalition hat einen Riß bekommen, der zwar noch nickt bedeuten ist, es aber werden kann, wenn -le Folgen dieser Abstimmung sich im sozialen Leben zeigen werden. Es ist mit diesen Beschlüssen der Linksopposition das beste Material geliefert worden, ohne daß das Reich einen Nutzen hätte. Den Nutzen haben nur die Er zeugerkreise. Deshalb kann man auch als Freund der freien Wirtschaft sagen, daß die Zwangsbewirkschaftung des Getreides für mindestens noch ein 3ahr besser betbehalten worden wäre, L. V. Der LteveravSschuh des Reichstag«» beschloß, daß -te Frist sttr Stenerbesreinngsmögltchkeit stc A»«an-r-eAtfche zunächst vis zum -1. Dezember 1S22 »erläagevt »iv-.