Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.06.1921
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1921-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19210616022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1921061602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1921061602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-06
- Tag 1921-06-16
-
Monat
1921-06
-
Jahr
1921
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Vonnersrag, iv. 3unt 1VLL Eette L. Nr. L83. Abettd-Ausgabe Leipziger Tageblatt zu für s cr Der Ertrag der Zollabgaben auf die deutsche Ausfuhr auf dcm rechten Rheinufer betrug für den ersten Manat 170 Millionen Franken. weil er eine nl^t zu finanzierende StaatSwirtschast finanzieren soll, Den unmittelbaren Anlaß zum Rücktritt Steczkowskis bildete eine Ministerkonserenz über den Haushalt des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, durch die Stecznowski seinen Haushaltplan für das laufende Jahr, der selbst bei seiner auf Ersparnis abzielenden Budgetie rung einen Fehlbetrag von rund 80 Milliarden vor,ah, über den Hausen geworfen sah. Bericht aus Petersburg und Moskau Kopenhagen, 16 Juni. Der »Verlingske Dden-de" wird aus Helsi vgsors telegraphiert: Der Führer der kürzlich aus Rußland zurückgekehrten finnischen Handelsabordnung Direktor Havilainen erklär!« Preßverkrelern, dieRussen hätten sowohl in Moslcau als auch in Petersburg große Mengen Exportware ausgestcrpelt, namentlich Hans, Leder, H a u te und Pferdehaare. Der größte Teil dieser Waren stamme noch aus der Zeit vor dem Kriege. Er berichtete weiter, in Rußland werde nur ganz geringe produktive Arbeit geleistet. In Petersburg mache der ungeheure Vcotmangel jede industrielle Arbeit unmöglich, Indes Hoche die Aushebung des Verbots des privaten Handels eine Erleichterung geschasst. Die kleinen Fabriken bis zu .">0 Arbeitern seien von der So-w'et-Rcgierung frcigegeben und setzten ihre Betriebs auf eigene Rechnung fort. Die Verkehrsverhältnisse hätten sich etwas gebessert: zwischen Petersburg imh Moskau verkehrten wieder regelmäßig Züge. In Moskau falle der außerorden!- lich lcbl-afte Automobilverkehr auf: eS solle dort nicht weniger als ,5 000 Autodroschken geben. In Petersburg sei dagegen jeder Wagenvcrkehr eingestellt: die Stadt mache einen traurigen Eindruck. Ausfuhrwaren aus Rußlcmd müßten bei der Absendung entweder in der Währung des betreffenden Landes oder in Gold bezahlt werden. * Mttvt Der ^«rrksLob « IVitb« VLa ^.wsciobc Prämien 68ch suk 114 cksr HiAtLUv nulniß «uik 9,^ 15.0) MU. d Der K « r Uark Ver8.oke vio Uoint« 0«r vo?ll < kspU»! tv ttüd dssmt^üe^tiel >a äor Uitlipkl VLvUIuoz « Von <l«l ckes ' KM. ein Ur 2.30S (L. V. ti. V. 0,798) 8c VVLK-r« 7kür El ßA in linier v eiter oLs äem l-s-nä iinsr RörLv Ir.tsaoh«, <i Pommerin Qi cior Lürso ! küokter äer ßnürtes Sell ä oQkMiü'er t sorcranvQÜ^ noch jenei- i vierLkib<n 1« gnüliL Micch n. nob-men. Ö V VI-ÜQN, iri d nut <len >v« nur einmal anau-.r'heer, UuiJ-lrasts pon-cchl mn-n tiiniz ckänktk 8-t>e«i« ins It< i U stwÄ <t^ pn^vsrtunZ lr.'l-l^MMN!- in cisr Liek til-erM. Ls k'elbeir, <las sn^ritken kn tl'äZcin Nlicibt Tiei'.ig« ^risl dlakilieir «n < kassen, rrnicl Asiisnbeiten äer Lörs rüokiiiechtiiNt von 500 dis Arlük. rrelekik Xuin M> ssechtioken t gQKÜN<iiAt>S tration«: biinitkür cksr sc maz «xM a« es «Iber ck'is selrlocchtemm jstLltzMl ÜM öentken xelx visanlcurse 1 chokkNMlMVvl verrvAmtoln »in <l>sr liOiL kol^ain. Das -Lugsn lmida Der akc gekeilt, in d» ! ikätswo Volkes vor « den Teilnehi unserer qesa Theatrrbssw Abschluß un tu na bildet Meldung vo, ihrem wlssei sondern für und für jode vorwiegend Aktionen un erwiesen Hal kommen der zu einem gri Eine große rahme an d esterr-iättsch Außerdem i Tine besonoc poßziigige ' Rücktritt des poln schon Finanzmimslers (Eigener Drahtbericht.) Warschau, 16. Juni. Die polnische Kabinettskrise scheint sich zu einem Nor malzustand zu entwickeln. Kaum hak nach dreiwöchigem Mühen Minister präsident Witos in der Person des bisherigen römischen Gesandten Skirmunt einen Nachfolger für Sapieha im Außenministerium ge sunden- so erhält das Regierungsschiss schon ein neues Leck. Längst an gekündigt, mehrfach angeboren und bisher stets vertagt, wird nunmehr der Rücktritt des F i n a n z m i n i st e r S Steczkorvski Tatsache. vor allem d lichen Liebe aber reuiger Orden der T Kirchhof für Krypta er b olle'. Auf chlechtesten chäftigt moi ein reuiger ( nisakionskari der Vatikar Dem Volk s gibt es unzo dem Gu-adal haben. Er Beisetzung d und wird «f Wie Sapieha darüber gefallen ist, daß er außenpolitisch nickt ver- ersten nacy ükaiien uoermvncn Zeppelinscylsse ,ino ourcy u tretbare Ansprüche seines Staates vertreten sollte, so fällt Eteczkowskl, I Behandlung der italienischen Mannschaft vernichtet worden. Das Verfahren gegen Augustin eingestellt (Eigener Drahkberichk.) Berlin, 16. Juni. Das gegen den früheren Ministerialcak im Reichsministerium . Ernährung Augustin anhängig gemachte Verfahren wegen Be stechung ist sitzt auf Beschluß der Strafkammer des Landgerichts I eingestellt worden. Ariqustin wurde außer VerfolgMg gesetzt. Der Fall Augustin hatte seinerzeit in der Oeffentlichkeit beträchtliches Aussehen erregt. Er spielt auch in dem mehrmals vertagten, heute wieder beginnenden Prozeß des Neichsernährungäministers Hermes gegen den Redakteur des .Vorwärts' Dr- Peiser eine Nolle. etwa keinen Tadel bedeuten soll. Denn auch die Musik hat, wie alle anderen Künste, ihre Wiederholung, die vollkommenes, eigenschöpferisches Quellen sein kann. Es wuroe mehr kulturelle als problematische Musik geboten, was, von einem besonderen Standpunkt aus besehen, eher einen Vorzug als Schwäche bedeutet. Jedenfalls lernten die Nürnberger gleich am ersten Tage musikalisch schaffende Menschen kennen, die durch ihre polyphonischen Arbeiten sich sofort als echt« Kinder unseres stürmisch be wegten Jahrhunderts erwiesen: Sthamer, Salomon, Prings- heim und Petersen. Als erstes Merk hörten wir: Ein sinfonisches Märchen, vom Hamburger Komponisten Heinrich Sthamer. In seinem mit großem Beifall ausgenommenen Merke spricht sich die Lyrik in einer natürlichen Lcbcnsbewegung nach den Prinzipien psychologischer Entwicklung in allen Empfindungen und Schattierungen als Urgesühls- Stimmung und -Gedankendichtung aus. Technisch wie geistig spricht aus dieser Komposition eine musikalisch hochstehende Persönlichkeit. — Auch im Rondo A-Dur von Heinz Prings heim spricht semand zu uns, der sich offenkundig zur Melodie, zur großen Linie im musikalischen Auf bau bekennt. Pringsheim liebt große, effektvolle Steigerungen, denkt und empfindet durchaus polyphon und stellt an jedes Instrument des OrchesterkörperS hohe Anforderungen. Ein Vollblutsmusiker mit hin reißendem Temperament! — Er hat sich seine Proben schwer erkämpft — führte aber dafür das Orchester zum Siege! — Das Hauptwerk deS Abends bildete Wilhelm Petersens Sinfonie C-Moll für großes Orchester. In der ganzen Anlage deS Werkes bewahrt der Komponist wohl äußerlich die traditionelle Form der Sinfonie, wobei zu erinnern ist, daß es seit Beethoven eben Tradition geworden, die Form mit außer ordentlicher Freiheit zu behandeln. Durch das meisterlich gestaltete Kunst werk geht entschieden ein großer Zug. Alle möglichen geheimen Orchester effekte lasten den geschickten Instrumentator erkennen. Petersen verfügt über plastisch musikalische Gedanken, deren eigenartige Fortfpinnung man mit Interesse verfolgt. — Mit Recht wurde auch dieser Komponist ge feiert und durch stürmischen Beifall geehrt. — Iss eine neue, fast fremde Welt führte uns Karl Salomon mit seinen 6 Liedern für Bariton und Orchester. Wie verlautet, haben vier Sänger sich geweigert, die Lieder zu singen. Erst Kammersänger Mar Kraus besaß den .heroischen Mut', sich dieser sonderbaren Musenkinder anzunehmen. Eine hypermoderne musikalische Vertonung von 6 Gedichten Michel angelos, die, über Mahler und R'ck rrd Strauß hinausgehend, fast nihi listisch anmutet, und die in ihrem unkontrollierbaren Expressionismus, der sich immer bequem darauf hinauüreden kann, daß er die musikalischen Dinge nun einmal so empfindet, fürs erste Mal schwer zu beurteilen sind. Da man vom Text nichts verstand, daj Orchester allein herrschte, wirkten sie wie expressionistische Lieder ohne Worte!' August Scharrer und Robert Heger, die sich teilweise in dec musikalischen Leitung keilten, verdienen für die Vorarbeit höchste Anerkennung. Das Orchester war au:z: :i " i ! und ließ keinen Wunsch offen. . ErastSmigelski. Eröffnung Les 81. TsnSüusilersesle; in Nürnberg Von unserem nach Nürnberg entsandten Sonder berichterstatter. Für die Versinstagung des Jahres 1921 wurden in der letzten Hauptversanunlung deS Allgemeinen Deutschen Musikvereins als Fest orte Königsberg, Vera und Nürnberg vorgeschlagen. Schon damals neigte sich die Wcgscha'.e stark zugunsten Nürnbergs in Deu'sch- lands Mitten'. Gewiß, Königsberg, das auf seins Musikgeschichte fiir- wahr stolz sein kann und besonders um die Mitte des 19. Iahrh -nderts im Mnsidleben einen starken Aufschwung erlebte, besitzt ein stackes Anrecht, die Festversammlung einmal in der Kantstadt begrüßen zu dürfen. In Anbetraa-t der bOprozentigen Fahrpreiäerhöhung aber und der Wichikjkelr der dies ährigen Hauptversammlung, in der dem Plenum dar Entwurf einer verbesserten und vervolll-rmmne'en Satzung vor gelegt werden soll. Vorsband uird Musikauästyusz neuzcwäkls wird, war es notwendig, eine Sladt zu wählen di^ «erchl erreichbar für alle ist. lind so fiel mit Recht die Wahl für das Jahr 1921 auf die m'nke'.frän- kische Stadt Nürnberg. Schenkcndorf rühmte einstens Nürnberg als die Stadt edler Künste voll, als -es Deutschen Reiches SchahKLfttein. In musikalischer Hin sicht aber stand Nürnberg mit Neid beiseite. Seltsam genug, dieses Bei- seitestehen- von dcm man kaum weiß, ob träge Bescheidenheit oder Mangel an mutiger Initiative die Schuld daran trugen. Denn gerade tiefer Boden, auf dem unsere Größ en gewandelt sind und geschaffen haben, der heute noch die Spuren ihrer Menschlichkeit trägt, wo sich Gegenwart und Verpön,zenhett die Hände reichen, wo nicht erst ein mühsam zufammengeiasskcr Aufwand zur Anlockung herbsigescyleppt werden muß — ist für Fcstoersa.'mlungcn wie geschaffen. Und wenn sich gerad-e in den letzten . .hren Anzeichen geltend gemacht haben, die darauf hindcutcn, daß auch das Musikleben Nürnbergs an Intensität zunimml, so dürste das 51. Tonkünstlecfcst ein neuer großer Ansporn für taS Knnstleben der Sadl bcdsulcn. Ein Blick auss d eSjä!ge Prc-'romm beweist, daß die Zukunft d«S Vereins, der ja :m Geiste seines Gründers Liszt ein Asyl des Neuen sein soll, fast glrichbodeulend mit dem heutigen mustka ischcn Iung- deutsch'and ist. Neue Werke — neue Namen auf dem Gebiete der Sinfonie, Kammennnlk. des L'ie'eS und selbst der Oper! Hoffen wir, daß die komme den Tare der Festwoche in künstlerischer Hinsicht uns größere Ilcbcrraichun'kN o clcn, a's die lebte Weimarer Mnflkwzchel Nachdem die Festvsrsieilung: .Ein Fest zu Hade.-slev' des Streikes wegen vom Pro >r mm gestrichen werden mußte, brachte erst der Dienstag die musikalischen Daro'ctu.r: n: das 1. Festkonzert im Großen Saale des Kullurverclns Außer den sechs kicdenr v n Karl Salomon brachte her erste Abend wedcr L5 u.och stiipr-ffionisiisch« Aekerraschuugea» wa4 Lloyd George und die Geistlichkeit Kirche und Politik. — Der Völkerbund. (Eigener Drahtbericht.) London, 16. Juni. Lloyd George hat die durch seine Krankheit erzwungene politisch« Ruhepause benutzt, um der in Portmadoc stattfindenden General- Versammlung der calvinischen Methodisten einige Winks zu geben, die an die Geistlichkeit im allgemeinen gerichtet sind. Der Premierminister meinte, die Kirche solle sich nicht mit Fragen, wie Kapital und Arbett und Verteilung der Profite, befassen, da sie dadurch nur zersplittert würde. Sehr hochgestellte Geistlich« hätten ihre Ansicht kundäegeöen, wie der Kohlenkampf beiaelegt werden und wie die Profite verteilt werden sollten. Dies sei aber eine Frage, die nicht im mindesten zur Kompetenz der Geistlichkeit gehöre. Das sei ein Bei spiel dafür, daß eine religiöse Organisation sich nicht in Aufgaben der Regierung einmischen dürfe ohne nachtelll^ge Folgen für beide Teile. Noch gefährlicher sei der Versuch der Kirche, sich in die irische Frage emzumischen. Zwei Drittel der Bevölkerung Irlands forderten eine Trennung rom Vereinigten Königreich und die Errichtung einer selbständigen Republik. Ob diese Forderung berechtigt sei, könne vielleicht Gegenstand der Erörterung in einer politischen Versammlung sein, aber bestimmt nicht in einer religiösen Konferenz. Lloyd George sagte dann u. a. wörtlich: Kein vernünftiger Mensch kann im Zweifel sein, daß, wenn Irland völlige Unabhängigkeit erhielte, mit eigenem Heer, e'gener Kontrolle seiner Häfen und dem Recht, Verträge mit fremden Mächten abzuschließen, gleichgültig, ob diese England freundlich oder fein' 'ich gesinnt s-'en, England dadurch in eine so ge fährlich Lage gebracht würde, i>aß ich gar nicht auszudenken wage, was geschehen könnte, wenn entweder der große Kampf mit Napoleon oder mit Deutschland sich wiederholen sollte. Lloyd George sprach dann übe: andere Fragen und ging dabei auch auf das Thema des Völkerbundes ein. Er bekannte sich als ehr licher Anhänger des Völkerbundes: aber die Völker müßten politisch aufgeklärt werden, denn sonst werde der Völkerbund ein Tummelplatz für Intrigen werden, und dann könnte v rllsicht eines Tages der größte Konflikt entstehen, den die Welt je erlebt habe. Das beziehe sich nicht nur auf die großen Länder: die Nationen, die durch den Krieg befreit worden seien, gebäudetrn sich viel schlimmer. Ich kann bei ihnen, sagte Lloyd George, nicht sehen, daß sie die Intervention des Völkerbundes irgendwie fürchten oder respek- tieren. Das Bewußtsein der Völker muß so erzogen werden, daß sir Blutvergießen als ein Verbrechen verabscheuen. Aber ob der Völker kund für «diesen Zweck dis beste Organlstation ist, oder ob der ameri- ka nische Vorschlag bessere Aussicht auf Erfolg hat, darüber Yak die Kircke nicht entscheiden. Sie ha! größere Aufgaben, nämttch die Mm^häre verbreiten, in der die Menschen guten Willens gegen, cinander sind. D:e Kirche soll sich nicht in Ding« einmischen, die sie nichts angehen. Eine Schreckensnachk in Belfast (Eigener Dra hkbericht.) London, 15. Juni. Belfast hak wieder eine Schreckensnacht erlebt. Der Kampf be gann mit einem zufälligen Zusammenstoß zwischen Protestanten und Katholiken, der sich bald zu einer heftigen Schlacht entwickelte. Von Stcinwürsen gingen die Kämpfenden bald zu dem Gebrauch von Gewehren und Revolvern über. Die Schlacht tobte, bis das Militär -und die Polizei erschienen und den Kampfplatz mit Maschinengewehr feuer säuberten. Nun wandten sich die Kämpfenden gegen die Regierungssvldalen und die Polizei, denen es erst nach langer Zeit ge lang, die Ruhe wisderherzuskellen. Im wetteren Verlaufe der Nacht brach der Kampf von neuem aus, und auch am dAorgen kam es zu neuen Unruhen, die aber bald unterdrückt wurden. In Dublin wurden zwei Bombenangriffe unternommen. Ein paar Zivilisten wurden verwundet. Bei Bally-arid wurde der Versuch gemacht, eine Militärpatrouille durch eine Landmine in dle Lust sprengen. Mehrere Soldaten wurden zum Teil schwer verletzt. Kleine politische Nachrichten Die Abfindung des sächsisch«« Königshmses. Die von brr Re gierung eingesetzte Kommission zur Prüfung der Entschädigungs ansprüche des früheren Königshauses hat ihre Arbeiten beewdet und ihre Vorschläge der von dem Königshaus« eingesetzten Kommission unter breitet. Die Regierung Hal nun dem Landtag anheimgegeben, seinerseits eine Kommission aus fünf Mitgliedern zur Prüfung zu bestellen. Flucht deS preußischen LandtagSabgeordneten Schalem? Der preu ßische Landtag hatte am 2. Juni beschlossen, der Staatsanwaltschaft die Erlaubnis zu gcben, den kommunistischen Abg. Schalem wegen Hoch verrats zu verhaften. Der Haftbefehl ist auch durch die S-aatsan- waltsckaft erlassen worben, es ist jedoch bisher nicht gelungen, Schalem aufzufinden. Man nimm' an, baß Schalem bereits Anfang Juni nach Sowjet-Rußland geflüchtet ist. Süddeutscher Separatismus. Mit dem 1. Juni ist die Zwangswirt schaft für Butter und Milch gefallen und damit auch die verschiedenen Ausfuhrverbote der einzelnen Länder un- Kommunalverbän-e. Bayern Württemberg, Baden und Hessen haben jedoch entgegen allen re'.chsrechllichrn Bestimmungen die Bukker- und Käseausfuhr bis 31. Juli und die Milchansfuhr bis 31. August gesperrt. Selbst dis .Korrespondenz des RcickSlandbundes' erklärt dies als .ein Stück aus dem Tolihause'. Re chssinigkeit und gegenseitiges Verständnis werden m-i solchen separatistischen Nefervatrcchlen wirklich nicht gefördert. Eignungsprüfung für Lehrlinge. Da sich junge Leute bei der Firma Karl Zeiß häufig als ungeeignet erwiesen, so hat man dr» t eime Eig nungsprüfung für Lehrlinge seit 1918 durchgeführt, üb:r deren Ergebnisse Gustav Immig in der «Praklischen Psychologie" berichtet. Die erste Auslese der jungen Leute geschieht nach dem Schulzeugnis. Für dis weitere Prüfung werden sclbstregistrierende Apparate ongewendct, und zwar erfolgt eine 2 Kl stündige gemeinsame Prüfung bezüglich der natür lichen und allgemeinen Intelligenz, Vorstellung, Konzentration, Zuver lässigkeit und Findigkeit. Eine dreistündige Einzelprüfung erstreckt sich dann auf Sinnesküchtigkeit' Geschicklichkeit, technisches Verständnis, Kombinakionsvermögen, Beobachtungsgabe, Willcnsteistung, Ermüdbar keit und Reaktionsfähigkeit. Es werden dabei die höchsten Anforderun gen an diese Feinmechaniker-Lehrlinge gestellt, un- es hak sich ergeben, baß Entlassungen nicht mehr vorkamen, wenn die jungen Leute diese Eig- nungsprüfung bestanden hatten. «Nordstern' in Paris. Der an Frankreich abgelieserke Zeppelin- Lustkreuzer «Nordstern' ist im Beisein einer zahllosen Menschen menge auf dem Flugfelde von St. Cyr glücklich gelandet. Die Fahrt hak neun Stunden in Anspruch genommen. Die Bemannung des Lust kreuzers bestand aus vier deutscken Offizieren und acht Unteroffizieren und war von zwei französischen Hauptleuten und einem Mechaniker be gleitet. Vor der Landung führte der «Nordstern' noch einige gelungen! Rundflüg« aus, die vom Publikum mit großem Beifall ausgenommen wurden. Die Blätter bringen eine genaue Beschreibung über die Ge schichte und den Bau deS abgelieserten Lufllrreuzers. Die .Bodevfee', das Scbwesterschiff des .Nordstern', wird dem nächst als drittes Zeppelinluftschiff an Italien abgelieferk. Die beiden ersten nach Italien überführten Zeppelinschiffe sind durch unsachgemäße also -er englischen Landbrücks nach Indien die größte Gefahr droht. Deshalb, und deshalb allein trat die brittjche Regierung für weitere Ilnlerstt »ung der Griechen bei ihrem Kriege gegen die Kcmalisten ein. Auf der Londoner Konferenz im März drang aber dieser cngli<che Standpunkt nicht durch. Es wurde mit Bekir Sami Bei, -em Berlreter der Regierung von Angora, -em sich übrigens der Delegierte der offiziellen Konstantinopeler Regierung In dieser Frage völlig anschlosz, ein Abkommen ge troffen, dcn.zuf^.', e die En eine neben einigen territorialen Kon zessionen ji i) in dein g.ttchtjch-lürkiichen Streit für neutral er- kiurre. Sehr bald eranes cs sich, daß die Griechen ohne fremde Hilfe -em türkischen Gegner nicht gewachsen waren. Ihre laut an gekündigte Offensive scheiterte kläglich. Der Regierung von Angora aber liehen ihre neuen Erfolge den Augenblick für ge kommen erscheinen, einen Kulissenwechsel, unter Moskauer Regie nalüriich, vorzanchmen. Ein neues Kabinett — das übrigen- be- .zcichnendcrwcise wie in Moskau aus Volkskommissaren besteht — wurde «gebildet, die dn^ von Belrir Sami gelr.fsene Ablrommen nicht anerkannte, weil dieser angeblich mit der Annahme zu be scheidener Konzessionen seine Vollmacht überschritten habe. Im Lande ging man gs. sn englische und französische Staatsangehörige vor, einige wurden sogar wegen Spionage hingerichtct, darunter auch ein angesehener Inder, Spahir mit Namen, der als Ver trauensmann der englißben Regierung nach Angora gekommen war, um -en boischcwi'ischen Aufwiegelungen gegen Indien ent- gegenzulrelcn. Der neue Mini fier des Äußern Munir Pascha richtete eine ganz im Moskauer Drohsiil abgefaßke Note an den französischen Komm «ndanten in Syrien General Gouraud, indem er die Räumung gewisser Zonen verlcingle. Lapidare Kundgebun gen. in Angora kündigten weiter den Kamps gegen England an. Daß es Kemal aber auf einen Krieg mit der Entente abgesehen hätte, ist trotz aller dieser Provokationen kaum anznnehmen. Woraus es ihm und seinen russischen Ratgebern ankommt, ist sicherlich in erster Li Le nur Prestigegewinn, und man kann schwerlich dis Bedeutung des Eindrucks überschätzen, den cs in der ganzen asiatischen Bevölkerung Hervorrufen muß, daß ihr Vorkämpfer in einem solchen Ton zu den mächtigsten Regierun gen der Weit spricht. Eben dieselbe Taktik bat ja auch die Mos kauer Sowst'lregierung verfolgt, deren meiste Noten für den heimischen Konsum bestimmt waren. Kemal glaubt offenbar zu wissen, wie weit er bei der ausgesprochenen Abneigung, die so wohl im englischen als auch im französischen Volk gegen neue kriegerische Abenteuer herrscht, gehen kann. Jetzt, nachdem einer seits -ie propagandistische Wirkung erreicht ist und man der islamitischen Welk gezeigt hat, was für Kerle in Angora sitzen, anderseits aber London Ernst zu machen droht, beginnt auch Kemal einzulenkcn und läßt bereits erklären, daß seine Regierung sogar einer Vermittlung in dem Kriege mit Griechenland nicht abgeneigt sei. Es scheint, daß nun nach berühmtem Muster eine «Atem pause' eingelegt werden soll, während der der erworbene greif bare und ideelle Besitz konsolidiert wird. Nach Persien und Aszchanisten lausen bereits Fäden. Sondergesandtschaften dieser Länder sind in Angora eingslroffen. Währeich so der gegen Indien gerichtete panislamitische Block Gestatt zu gewinnen anfüngt, werden in Moslrau die klugen Re gisseure etwaigen englischen Vorwürfen mit dem lächelnden Hin weis begegnen können, cs handele sich doch um souveräne Staaten, auf deren Taten die Sowjetregierung keinen Einfluß ausüben könne. Englund hat vor-geschlagen, -ie orientalischen Fragen auf -ie Tagesordnung der nächsten Sitzung des Obersten Rakes zu Mllen. Daß es aber bei diesem Problem, bei dem es um rein englische Interessen geht, ohne weiteres die Unterstützung Frank- >, r-ichs un- Italiens finden wird, ist schwer anzunehmen. Sicher lich jedenfalls nicht ohne erhebliche Gegenleistung, und leider sieht M befürchten, daß Frankreiclis Forderungen in der oberschlesischen Frage zu den Kompensationsobjekten gerechnet werden werden. Hochschulstistung der Wiener Industrie. Wie daS .Wiener Abendbl." meldet, hat der Haupkvorstand derIndustrle Oesterreichs gemeinsam mit den Führern von Banken beschlossen, für die Wiener Hochschulen acht Millionen Kronen zu widmen. Die Widmung er folgt in Berücksichtigung der Lage der Wiener Hochschulen, deren wisscnschastkcher Betrieb durch die wirtschaftlichen Verhältnisse ge fährdet ist. Eine bronzene Leibniz-Medaille stir da- Ausland. Auf Beschluß des preußischen Staatsministeriums wird bei -er preußischen Akademie drc Wissenschaften eine neue, auf das Ausland beschränkte Klasse der Leibniz-Medaille errichtet werden. Es soll eine Medaille in Bronze sein, die sahungsgcmäh für ausländische Verdienste um die deutsche Wissen- chast bestimmt werden soll. Die preußische Akademie der Wissen schaften ist mit einem entsprechenden Vorschläge an daS Staatsministerium herangekreten, weil nach der Abschaffung der Ordensauszeichnungen in Deutschland kaum eine Möglichkeit meyr bestand, Verdienste deutsch- freundliclxr Ausländer um die deutsche Wissenschaft durch eine äußere Auszeichnung anzuerkennen. Von der Kant-Gesellschaft. Der Termin für die Ablieferung der Arbeiten zur Korl-Güttier-PreiSausgabe ist auf den 22. April 1923 verlegt worden. Das Thema lautet: Kritische Geschichte des Neukantianismus von seiner Entstehung bis zur Gegenwart. Preisrichter sind die Pro fessoren Erich AdickeS-Tübingen, Max Frischeisen-Köhler-Aalle, Ernst von Aster-Gießen. 1. Preis 1500 Mark, 2. Preis 1000 Mark. Ein zweite- Thcater für Darmstadt. Die Darmstädter Skadtverord- netenversamm'ung beschloß die Wiederherstellung des Darmstädter Interimsthcaters, das vom Hessischen LandeStheater gepachtet und zur Ausführung von Kammerspisten, Kammermusik, Sommertheatervorstel- langen und Lichtspielen dienen soll. Es handelt sich um ein schon seit dem 16. Jahrhundert bestehendes Gebäude, daS früher einmal eine Reitschule war und im 16. Iahryundert zu Theatervorstellungen benutzt und schließ- sich im Jahre 1810 zu einem Opcrntheatsr umgebaut wurde, in dem bi- zur Erbauung des neuen Darmstädter Theatergebäudes 1880 die Vor stellungen des Grotzhc-rzoglichen Hostheakers gegeben wurden. Das Gebäude wurde nach dcm Brande des Theaters und während des letzten Umbaues als Inkerimstbea'er benutzt. Zu seiner Wiederherstellung sind 900 000 Mark erforderlich. Man erhofft in maßgebenden Kreisen von dieser zweiten Bühne eine wesentliche Verminderung des Defizli- des Hessischen LandcSlbeaters, daS in der jetzt zu Ende gehenden Spiel zeit drei bis vier Millionen Mark betrogen dürfte. Dos Urbild des Don Inan. Anläßlich der Aufführung oller mög lichen Don Iuanstücke au' den französischen Düknen, wie «Don Juan' von Bataille, von Rostan-, ovn Regnier, plaudert Emile tzenriot im .Temps' von dem wirk» Ken Don Juan, der tatsächlich gelebt hak, und besten Name Miguel Manara VIcenterlo d« Leca war. Er wurde 1525 in Sevttla als Srho einer korsischen Familie geboren. Schon früh zeigte « große Neigung zu Abeuteuern, obgleich seine spätere« Biographen,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)