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Morgen« Ausgabe »ezugspreis: »»»all. At.1L-, »I«kl»ll»brl. f«r «dhol.r W. LSO. M»ra«».A»«,ad« M. 7M »»«atlich, Ad«nd-4>»«s<ck« «»«»» M L— monalllch. Verch uaser« aelwlkil-«» Flllel«» in» pä»1 ««- bracht «onatltch M. 10^, vlrrtrllldrltch Al. SL-; darch bla Vast laaardalb Deullchland«, sral tat Haut aaltafart, chalamt-Autead« «»natllch M. L—, »tarletltdrllch Al. 27.—. Autlandtuarsanb: »anatllch M. 1L— »ab Druck,achaa-Porl». S>u,»lnu»»«r»: Marg«»- «»tgaba » P,, Lbaub.Aut^ba 20 P). Sauulagt-Aut-ad. « Pf. ^an-els-FeUuns »a» Let-zlger Trqevlatt enthalt die «ntttche« 0r,«n,nna»>n»«e» de« Rate« und de« Poltzetimte« d«, ««ad» SetZztg, de» «stUAgvkichü» Iowa «eeichiede«, «uver« »«km» US. Jahrgang Anzeigenprai,: m. r^S; Aniataaa »an BahSrbaa l» »lllchau Tast dl» AauparelUrzall« M. L50. ».aut».At. L—: blatir« Auzalgru dt« AanparaiUizril» M. I.tL »an -utwLrtt Mb. ILU.Saschafttanralg«» mit Pladvoilchrylen »m Prall« -r»öot. Platz »ad Dalenuorlchrlst »dn» Aardtndllchkatl. Ballaganpral,« ltr di« Tasamlauflaa« Atb. 12.— n»tta, für Lallausla,» Alb 1ö.— aalt» pro Pasta»,laa» P,st>«datzr «^tra. ik«r»lpr»ch-a>ilchl»ll Ar. lt«»tz> t«i>»t, P,stlchackb»iir»72av. Schristlell»», und S»lcha,l«ft«Ia: i»l»1',. ^»ba»»itg«t« A«. L Varta, Dr. A»l»hi»ld ck «, t.«I»jl» Die internationale Studentenbewegung nach dem Kriege Neben den gewaltigen, mehr oder weniger fest gefügten, inter nationalen Vereinigungen der Arbeitnehmerschaft, größtenteils auf marxistisch-sozialistischer Grundlage, nehmen fick andere, dir politischen und kulturellen Grenzen einzelner Völker überschreitende, zwischenstaat liche Organisationen und Bestrebungen sehr bescheiben au«. CS Kana nicht wundernehmen, wenn diese letzteren, auf den verschiedensten Grunb- lagen ruhenden und in mannigfachen Formen sich verwirklichenden, inter nationalen Strömungen und Verbünde in den weitesten Kreisen aller Völker und in besonderem Maße auch bet anS Deutschen unbekannt oder unbeachtet sind. Die internationalen Bestrebungen der Lohnarbeiter habe» nun btS jetzt nur sehr bescheidene Erfolge erzielt, und ihre Anhänger hören täglich — nicht ohne guten Grund — den Spott der grundsätzlichen Gegner jeder internationalen Einstellung. Dann aber sind die zwischenstaatlichen Or ganisationen auf konfessionellen, philanthropisch-humanitäre» und anderen Grundlagen doch nicht so unbedeutend und arm an Erfolgen, wie eS bei flüchtiger Betrachtung cheinen möchte. — Damit ist die Notwendigkeit gegeben, ihnen in politisch interessierten Kreisen eine sehr verstärkte Be achtung zu widmen. Dafür ist aber noch ein zweiter, wichtiger Grund vorhanden- TS geht nämlich durch die Gesamtheit der internationalen Strömungen «ine tren nende Linie. Man kann von zwei grundverschiedenen Ausgangspunkten zur internationalen Einstellung kommen, und obwohl die« tm realen Leben nicht zu einer wirklichen Zweiteilung der Bewegung führt, obwohl sich vielmehr nur eine flüssige Grenze herausdildet, so mutz man doch um der Klarheit und Objektivität willen streng scheiden. Denn tu der Un- möallchkett, diese Zweiteilung zu erkennen und M bewerten, liegt für sehr viel« Uninteressierte oder diesen Ideen Feindlich« der eigentliche Grund ihreS Verhalten«. Wenn die internationalen Bewegungen eine Zukunft haben sollen, so erscheint un« diese Erkenntnis als notwendig« Vorbedin- guna. — E« findet sich nämlich «in« Grupp« zwischenstaatlicher Be strebungen, deren Anhänger die Grenzen, die Natur und Geschichte durch die Menschheit gezogen haben, einfach ignorieren und beseitigen wollen, « di« Begriff« wie .Vaterland , .nationale Kultur' usw. für etwas M Ueberwindendes halten. Sie erstreben einen MenschheitSbund, unter ' Umständen ohne jede Rücksicht darauf, daß diese Menschheit aus vielen in sich geschossenen, Eigenwert besitzenden^ Teile» besteht. Dürfe Ein stellung war typisch z. B. bet der von Marr gegründeten Internationalen Arbeiter-Assoziativer. — Wir möchten diese Einstellung wenigstens i» ihrer schroffen Form, vor allem well st« unpsychologisch ist, adlebnen. Di« and«re Ansicht aber, die von den Chauvinisten aller Länder «tn- fach mit der ersten zusammengeworfen wird, geht von d«n eigenwertigen und historisch-psychologisch berechtigten, nationalen Kulturen und Staaten ouS, und sackt so von unten herauf «in« MenlchheitSkultur zu bilden. Nicht MenschbettSbund, sondern Vömerbund ist doS Ideal. Ebensowenig wie der einzelne, der sich in di« Volksgemeinschaft einfüat, fein« Indi vidualität einbützt, müssen dies bi« Völker, die »ach MenschhettSgeuretv- Nr. 268 Mittwoch, den 8. 3uni 1S21 Rem KsiWt MW Aailkreich M England Einspruch gegen das englisch-russische Handelsabkommen London, 7. Juni. Wie der .Daily Telegraph' erfährt, hat au: 26. Mai der französische Minister des Aenßern der britischen Botschaft in Paris eine von Briand unterzeichnete Note über die Handels beziehungen mit Räterutzland überreicht. Die Note enthält einen energischen Einspruch gegen die in Art. 9 des britischen Handelsabkommens mit Rußland niedergelegten Grundsätze und gegen die durch die Entscheidung deS britischen Appellationsgerichts geschaffene Lage. Briand legt dar, Art. 9 des Abkommens könne dahin auSgelegt werden, daß er den Bolschewisten gestatte, nach England nicht nur Geld, sondern auch Wertpapiere auszuführen, die nicht als Eigentum der britischen Regierung anerkannt werden könnten. Briand erklärt, da durch würden die Franzosen ihres Eigentums, das von den Bolschewisten für beschlagnahmt erklärt worden sei, verlustig gehen. Die französische Regierung begreife vollkommen die Notwendigkeit der Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Beziehungen mit Rußland; diese könnte jedoch «nr erfolgen, wenn die früheren Schulden anerkannt und die räuberische Gesetzgebung für nichtig erklärt werde. Daher Halle es die französische Negierung in voller Uebereinstimmung mit der Erklärung des amerikanijchen Staatssekretärs Hughes für notwendig, die britische Regierung zu benachrichtigen, daß Frankreich sich weigere, die in Art. 9 ausgedrückten Ansichten anzunehmen, und daß sie sich die Rechte der französischen Bürger la aller Form vor- behalten werde. „Der Tod der Entente" London, 7. 7 n>. .Daily Chronicle' schreibt in einem .Die Entente' überschriebenen Artikel, die nächste Zusammenkunft deS Obersten Rates sei noch nicht festgesetzt. Dabei häuften sich die Fragen an, mit denen sich der Rat beschäftigen müsse. Oderschlesien bleibe das Hauptproblem; die Verschleppung in der Behand lung dieser Frage ziehe ernste, nicht notwendige Gefahren nach sich. Außerdem jedoch seien vorhanden das Problem deS nahen Ostens und das Problem der Aburteilung der Kriegs beschuldigten, worüber nach der Travestie oer Gerechtig keit in Leipzig zumindest gesagt werden müsse, datz es eine weitere Erörterung erfordere. Schließlich müßten noch eine oder zwei Repara - tionSfragen vom Obersten Rat erörtert werden. Ein endgültiges interalliiertes Abkommen und gleiche Politik in Oberschlesien durch Frankreich und England seien für den europäischen Frieden unentbehrlich. Der Grundsatz der beiden Länder sei, sich freie Hand zu be wahren, soweit das unter den Friedensverträgen möglich sei. Alle paar Wochen Konferenzen des Obersten RateS abzuhalten, führe in der Praris zu Unzuträglichkeiten. Man brauche nur die Reden zu lesen, die während der letzten Debatte in der französischen Kammer gehalten worden seien, um sich zu vergegenwärtigen, daß ein Fortschreiten aus dieser Grund lage den Tod der Entente bedeuten würde. Kampfbericht aus Oberschlefien Oppcln, 7. Juni. Der Montag brachte neue Angrisfsaktionen der Aufständischen. In den nördlichen Kreisen mußten mehrfach Vor stöße der Aufständischen zurückgewiesen werden. Die Dörfer Eudorf und Pruskau sowie Amaliendorf wurden von polnischer Ar tillerie stark beschossen. Zahlreiche Häuser wurden durch Voll treffer zerstört. Bei Zembowih beteiligte sich ein polnischer Panzer zug an den Kampfhandlungen. Im Gebiet bei Landberg erhielten die Aufständischen Verstärkungen. Starke polnische Angriffe werden aus der Gegend von Krapp > tz gemeldet. Besonders bildet der Bahn hof von Kandrzin das Ziel polnischer Vorstöße, doch blieben der Personen- und Güterbahnhof in der Hand der deutschen Verteidizer. Angriffe versuchten die Insurgenten auf Slawenhitz, die jedoch miß langen Bei Birawa im Kreise Kofel starke Feuertällgtzeit. Die heftigen Angriffe auf A l k-K osel wurden durch drei polnische Panzer züge unterstützt. Die Angriffe mißlangen. Im Kreise Ratibor wurde die Oderbrücke bei Lapalsch durch polnische Sprengungen neuer dings schwer beschädigt. Auf dem Bahnhof Tarnowih sind ähnlich wie in Kottowih und Berthen von den Aufrühern 13 Loko motiven gestohlen worden. In Hindenburg sind, wie jetzt feslstehk, 23 deurschgesinnte Oberschlesier den polnischen Aufständischen zum Opfer gefallen Nach Nachrichten aus dem Zenkralrevier ist die Lage der Industrie trostlos. Die Halden machen eine Förderung größeren Ilmfanges unmöglich. Wenn auch einzelne Hütten über genügende Koh'enmengen verfügen, so ist doch infolge Rohstoff mangels in den nächsten Tagen die Stillegung zahlreicher Betriebe zu erwarten. — Di« bisherige französische Besatzung der Stadt Pleh ist am 5. d. M. abgerückt. Man befürästet eine neue Besetzung der Skckt durch die polnischen Insurgenten. Polnische Bedingungen Loudon, 7. Juni. Der neue britische Kommissar in Oberschlesien kündigte an, daß eine sichtliche Besserung in der Haltuirg der Insurgenten eingekreken sei. Am Sonntag machten die Führer der Polen der Interalliierten Kommission eine Reihe von Vorschlägen, in denen sie anbieten, ihre Truppen 6 bis 1t) Kilometer östlich dec jetzt besetzten Linie zurückzuziehen, damit die neutrale Zone errichtet werden könne, die von den alliierten Truppen besetzt werden solle. Die Polen verpflichten sich ferner, die systematische Zerstörung des Privateigentums und der öffentlichen Gebäude zu verhindern. An diese Angebote werden jedoch folgende Bedingungen geknüpft: 1. Sofortige Einstelluna des deut- schen Vorrückens; 2. Zurückziehung der deutschen Truppen; 3. Aufhebung der deutschen Posten; 4. Einsetzung einer lokalen Polizei in der neutralen Zone, die unter der Kontrolle der Alliierten stehen müßte; S. das Ver sprechen der Alliierten, die polnische Bevölkerung unter ihren Schutz zu nehmen. Der Berichterstatter des .Daily Telegraph' tellt mit, daß die Generale Lerond, de Marini und Harald Stuart die Einsetzung einer aus drei höheren Offizieren bestehenden Kommission beschlossen haben. Diese hätte die Frage der neutralen Zone zu prüfen. schäft streben. .Vaterland und Menschheit sind nicht zwei eifersüchtige Gegner' lieber diese Dinge, soweit sie die akademische Jugend der Kultur völker direkt angehen, berichtet ein soeben erschienenes, gut 100 Seiten starkes Buch, dessen Verfasser der verdienstvolle Leiter deS .Deutschen KorrespondenzbureouS für ausländisch« Universität-- und Studenten-Än- gelegenheiken* Dr. 2. E. Lips ist.*) Objektiv werden di« internationalen Bestrebungen der akademischen Jugend der Kulturländer geschildert. Selbst Strömungen, die uns Deutschen unangenehm sind, wie da- Ver halten der französischen Studenten nach dem Weltkrieg unS gegenüber, werden in wissenschaftlicher Ruhe dargestellt und dann erst scharf kriti siert. ES ergibt sich, daß die oben ««schilderte Zweiteilung auch durch -lese Bewegung geht und daß die ideologisch internationalistische Richtung vor dem Kriege vou den Romanen unter italienischer Führung vertreten wurde, während die praktisch-realpolitischen, auf den Gegebenheiten auf bauenden deutschen Bestrebungen auf der anderen Seite standen. Nach dem der AuSdruch deS Weltkrieges diese erfreulichen, vor allem in de» achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts einsehenden Strömungen unterdrückt hatte, lebten sie, teils noch während d«S Weltkrieges, vor allem aber danach, wieder auf. ES zeigten sich, nun aber in merkwürdiger Veränderung, di« alten Grundströmungen. So stehen wir heute vor der Tatsache, daß dt» LonfLdäration Internationale deS Etudiants, di« von den Tendenzen der romanisch-amerikanischen Eorda fratr«--Bewegung auSaeht, unter französischer Führung eine kulturelle Filiale deS Völker- bunoes geworden ist, die einen geistigen Boykott der Deutschen zum Vor teil des frankopbilea KulturimperialismuS auSübt, während anderseits die Zusammenarbeit der auf prakUsch-realpolitisch« Ziele gerichteten nationalen Korrespondenz- und AuSkunfiSbureoaS — daS deüisch« be findet sich in Leipzig — bereits zu einer wirklichen tnternationalru Zu sammenarbeit geführt hat. — So find denn, obwohl viele Neutral« und Engländer, Schotten und Italiener mit dankenswertem Eifer au der Um stellung der E. I. E. arbeite», die praktischen Erfolge hier noch gering. Eine solch« Internationale d«S Geistes kann nur leben und wirken, wenn st« grundsätzlich unpolitisch und »»konfessionell ist and -ort arbeitet, wo zuerst und vor allem Zusammenarbeit aller Kulturvölker notwendig ist, i» der geistigen Kultur Jedenfalls, etn beachtlicher Anfang ist gemacht und Fortschritte tu Richtung auf wahrhafte Internakionalität auf der Grundlage von Ge rechtigkeit und Versöhnlichkeit find erzielt. Notwendig ist inntge Zu- smmnenarbeU beider Richtungen, denn beide Haden L«venSberechtiaung. — Für den politisch Interessierten in Deutschland aber ergibt sich di« Aufgabe, flch mit den internationalen Strömungen in der akademischen Ivyind — st« sind voa großer Wichtigkeit und Zukunft — auSeinaickerzu sehen. DaS Bach von LtpS wird jedem die kürzeste und vollständigste Einführung bieten; es ist jedem politisch gerichteten Deutschen, vor allem de» deutschen Studenten, die flch von allen VolkSteilen relativ am «eisten in Unkenntnis aber auswärtig« Fragen befinden, dringen- zu empfehlen. Land. rer. pol. Gerhard Kitzscher. (La Son. Voce', L«»,i» Barometerstand im Orient: Sturm in Sicht! Wenn man englischen Zeitungen glauben darf, steht England vor einem Kriege in Kleinasien gegen Mustafa Kemal Pascha, den führenden Geist des türkischen Volkes, das von Angora aus regiert wird. Denn die Regierung, die in Konstantinopel nach Unterschreibung des Vertrages von Sevres unter dem be drohlichen Schuh enlentistischer Bajonette residiert und vegetiert, wird nicht einmal von den Türken ln Konstantinopel respektiert, und verlangt das vielleicht auch gar nicht, well sie selbst mit dem Herzen in Angora weilt. Wenn die Tradition des Islams den Padi schah nicht zwänge, als Platzhalter in Stambul zu verbleiben, ginge er wohl auch nach Angora; aber da die Entente ihn interniert, ist er vor einem Verstoß gegen Tradition geschützt. Traditionell wird Konstantinopel also stets das Zentrum des Islams fein; politisch aber und militärisch ist Angora heute die Hauptstadt der Türkei. Ein Krieg Englands gegen Mustafa Kemal Pascha wäre demnach ein richtiger englisch-türkischer Krieg. England kennt die Gefahr, daß dieser Krieg sich leicht zu einem neuen Weltkrieg auswachsen kann, und Hal deshalb seit mehr als einem Jahre eine Politik verfolgt, die die Entscheidung aüfschieben soüle. Aber Frankreich ist alles daran gelegen, dis neue Verlogenheit Englands zu bescheunigen. Während es selbst den Vcnizelismus, also die schärfste Spielart des Panhellenismus, förderte, ließ es durch seine Agenten von Konstantinopel aus dauernd Nachrichten nach Kleinasien leiten, daß England die na tionalistischen Aspirationen Griechenlands ermutige. Dadurch sollt» England allmählich in eine Position gedrängt werden, in der es nicht mchr .als Gesetz des Handelns" beherrschte. Wie wett das gelungen ist, wird man nun bald erfahren. Auf die Dauer freilich wäre ein Eingreifen für England ohnehin unvermeidlich ge wesen. Denn in Kleinasien liegt nur die Westecke des Riesendreiecks Moskau-Kabul-Angora, in dem der große Schlag gegen das englische Imperium im Osten vorbereitet wird. Das bolschewistisch muselmanisch«, oder richtiger gesagt, das russisch-türkische Bünd nis, das seit mehr als einem Jahre besteht, das sich dauernd kon solidiert, okenchrein durch Verträge beider Länder mit Afgha nistan und Persien verstärkt ist, in Aegypten durch geschickte Emissäre Bündnis gefunden hat un- sogar bis zum Sudan sich auswirkt, — dieses Bündnis ist die stärkste Koalition, die jemals sich gegen die englische Kolonialmacht gebildet hat. Nordindische Stämme erklären offen ihren Abfall von Eng land, und es muß weit gekommen sein, wenn selbst Sikhregi- menter, «Hedem die Treuesten der Treuen, meutern, so daß die englische Militärverwaltung sie auflösen mußte. Der Vizekönig Lord Reading hat dem indischen Nationalismus soviel Entgegen kommen gezeigt, wie überhaupt noch mit der anglo indischen politischen Praxis vereinbar war; er hat sogar den verfemten Führer der Nationalisten, Ghandi, in seinem Palaste empfangen, eine nach anglo-indischen Kolonialbegriffen unerhörte Zeremonie, aber die Zeit, wo solche Zeremonien noch etwas verschlugen, ist völlig vorbei. Lord Reading sendet jetzt die schwärzesten Bericht« über die nativnalistisch-bolschewtsüsche Gefahr nach London. Dort härt man sie wohl und glaubt sie auch, aber man wagt nicht, etnzuschretten, weil man immer noch hofft, eine Gefahr im guten abzuwenden, die im bösen gar nicht abgewendet werden kann. Die Versuche der englischen Staatsmänner, bei den Ver handlungen mit Krassin in London von der Sowjetregierug di« Zusage hsrauszuschlagen, nichts gegen die englische Interessen- sHäre zu unternehmen, sind offenbar gescheitert oder haben wenig stens zu keinem praktisch zuverlässigen Ergebnis geführt. Eng land weiß, datz die russisch-türkische Armee, die unten in Zen tralasien ficht, fich sofort in Bewegung sehen wird, sobald das Terrain in Indien propagandistisch genügend vorbereitet ist. 3m Kaukasus beherrschen die Sowjets die Lage. Persien fühlt sich durch seine Verträge mit Rußland und der Türkei stark genug, die Konzessionen der Lloydgesellschaft zu kündigen, durch dl« diese Gesellschaft nahezu alle Handelsstraßen des Landes zu Lande und zu Wasser — auch in Mesopotamien — beherrschte. In Kleinasien ficht dann Kemal Pascha, dessen Offiziere sich ge radezu al- Bolschewisten bezeichnen. Aegypten ist, wie schon gesagt, bis zum Sudan hin von bolschewistischen Agitatoren durch drungen, die den Völkern die Befreiung des Islams vom englischen Joch verkünden. Das ist in großen Zügen die Lage im nähen und mittleren Osten. Ein hoher russischer Offizier, der die Lage aus eigener Anschauung kennt, äußerte sich vor einigen Wochen in Zürich dahin, datz die in Zentralasien stehende russisch-türkische Armee sofort nach Indien etnmarschieren könnte, wenn sie über so viele und so gut au-g^ÜdeLe Leute verfügte, wie «Hedem zu Ist—12