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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.03.1921
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1921-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19210303015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1921030301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1921030301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
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Jahr
1921
-
Monat
1921-03
- Tag 1921-03-03
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Monat
1921-03
-
Jahr
1921
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Sette L Str. 1VS. Rorgen-Uvsgab» Kunden vergrämt hatte. Aber was yiljt alles Butftellen, wenn die Preise so hoch sind, daß die betreffenden Länder bei sich billiger kaufen können? Tschechien ist mit Waren ungefüllt — wenn die Käufer ausbleiben, ist die Krisis da. Die Prager Muster messen, ursprünglich als Konkurrenz gegen Leipzig gedacht (man wollte «Prag zum Mittelpunkte der kontinentalen Handels beziehungen machen"), werden heute nur noch als das Tor betrachtet, durch das Tschechien aus den internationalen Markt tritt. In erster Linie ist da an die Eroberung des Ostens, an den Balkan gedacht. And man muß es dem intelligenten und fleißigen tschechischen Bolke lassen: es arbeitet an diesem Hel ebenso groß zügig, wie zähe. Fragt sich nur, ob ihm seine nationalistischen Politiker das wirtschaftliche Rezept nicht erneut verderben, und ob die Weltwirtschaftskrisks ihm Zeit läßt, die Erfolg« feiner Bemühungen zu sehen. Ein Bedürfnis für die tschechische In dustrie sind die Messen ohne Frage: sie wären es nicht, wenn der Wahn der Politiker den Industriellen die Inanspruchnahme be währter deutscher Einrichtungen nicht erschwerte. Dreitausend Aussteller sieht die Messe. Sie ist diesmal schön ,-eglicdert. lieber iyre Einrichtung, über die Nationalität der Aussteller und Käufer sei später berichtet. Noä) ist nämlich die Messe nicht fertig. Aber feierlich eingeweiht wurde sie. Bereits Sonntag nachmittag l-atten die Pressevertreter (die Ne gierung hatte namhafte auswärtige Blätter eingeladen) eine Bor besichtigung. Nach dem Nundgana begrüßte Vizepräsident Chmel die Zeitungsleute und ersuchte um objektive Bericht erstattung. (Zu welchem Wunsche er viel Grund hat.) Auf Französisch (Prags offizielles Esperanto) hieß der Präsident des Exportvercins, Dr. Stokuda, sie willkommen, auf Deut» Dr. Grcgr, der in der Messeleitung sitzt. Ein tschechischer und ein deutscher Journalist antworteten. Die Herren von den En- lentedlättern machten während der Zeit umfangreiche Notizen. Montag vormittag Ahr wurde dann feierlichst eröffnet. Der Andrang war sehr groß, und die offiziellen Persönlich! eiten gerieten in Gefahr, vom Podium weggedrängt zu werden. Prag war zuversichtlich und stolz. Der Bürgermeister Dr. B ax a, eine typische tschechische Erscheinung, übernahm die Messe mit tsche chischer und französischer Begrüßung: er dankte besonders dem Kanzler Schamal, der den erkrankten Präsidenten vertrat, den Ministern und den Vertretern der befreundeten Regierungen. Die fremden Gesandten waren nämlich vollzäkiich erschienen, voran der päpstliche Nuntius Micara. Nach dem Bürger meister sprach Ministerpräsident Cerny. Er pries die tschechische Industrie, wies auf die Bedeutung der Messe hin und forderte das Bekenntnis zum Friedensverkehr im Wirt schaftsleben, zur Lieferung von Qualitätsware, zur An erkennung des Grundsatzes von Treu und Glauben, Worte, die klar und tugendhaft sind, wenn hinter ihrer Klugheit und Tugend haftigkeit auch die Not steht. Ein Rundgang durch die Hallen schloß sich an. Das diplo matische Korps hat in Prag nicht viel Gelegenheiten zu gemein samen Aktionen. Es ließ sich deshalb Zeit. Was ihm wieder Gelegenheiten bot, schmeichelhafte Morte an die tschechischen Per sönlichkeiten zu richten. Wofür ein diplomatisches Korps ja schließlich auch aus Diplomaten besteht. Bon Len Journalisten waren die Franzosen die eifrigsten. Reichswehr und Beremsrecht Berlin, 2. März. (Drahtbericht unserer Berliner Schriftleituna.) Im Wehraus schuh des Reichstages wandle sich heute bei der Fortsetzung der Beratung des Wehrgesehes Wehrminister Gehler gegen die Behauptung des .Vorwärts", das Wehrmlnislertum sei in puncto Zeitungswesen nicht liberal versehren, da der Truppe das Halten des .Vorwärts" verboten worden seit Ab«. Schöpflln (Soz.) betont, dah die ausgestellte Behauptung In den Darlegungen der sozialdemokratischen Busschuhmitglledcr keine Stütze sande. Er könne nur sein Bedauern über das Vorkommnis aussprechen. Er trat weiter dafür ein, dah den Soldaten die wirtschaftliche Interessen vertretung gestoltct würde. Streiks, passive Resistenz und dergleichen Kampfmittel würden von den Wirtschastsvccbänden der Berufssoldaten nicht in Anspruch genommen werden. Die Entscheidung über ein Bei einsverdot dürfe nicht in die Hand des Standorlskommandanten gelegt werden, sondern müsse dem Wehrmlnisterlum zustehen. Adg. v. S ch och (D. Vpt.) verlangt, daß zum Erlaß eines Vereins- Verbotes das Wehrkreiskommando ermächtigt werden soll. Gegen ein Versammlungsverbot soll ein Beschwerderecht gegeben werden. Reichswehrminister Gehler erklärt, es müsse dasür gesora- werden, dah Mißbräuche verhindert und Reich und Volk dvrch Verelns- organisalionen nicht unter Streik gesetzt werden könnten. Ein Heer Streikrecht wolle niemand und ein solches sei undenkbar. Dem po ik' doch stark engagierten Reichsoerband der Berufssoldaten könnte er kein Privilegium elnrüumen, er sei aber bereit, mit diesem Verbände zu sammen zu arbeiten, ebenso wie mit anderen. Der Minister schildert hierauf das merkwürdioe Verhalten des Reichsverbandes der Berufs soldaten während des Kapp-Putsches, wo dieser mit beiden Teilen ver handelte, und fchlichlich von der rechtmähigcn Regierung verlangte, dah Leip-l-er Lsßeblatt ihm sämtliche Leutnantsftellen, So Prozent der Hauptmann-steilen und 2S Prozent der StobSosfizIelstellen eingeräamt würden. Der Minister schildert dann eine Reihe von Vorkommnissen, um darzutun, daß «S nicht möglich sel, di« VereinSfrriheit «»beschränkt za gewähren. Einverstanden sek er damit, daß das Wehrkreiskommando für Verbot« zuständig ge macht wird, und das Wehrministerium als zweite Instanz in Frage kommen soll. Weiterderalung morgen. Deutscher Reichstag (Fortsetzung des Berichts auS der 2. Abendausgabe.) DaS Gesetz über die Erhöhung der Postgebühren (Postkarte 40 Pf., Brief 80 Pf. bis 1^0 Drucksache 15 Pf. bis 1 -k, Postscheckgebühren blS 50 25 Pf. und aufsteigend bis zu 2 -tt, Tele- graphengeoühr 30 Pf. für jedes Wort, mindestens 3 ,k) wird nach längerer GcschäftSordnungsuussprache einem SonderauSschuh von 21 Mitgliedern überwiesen. ES folgt die zweite Lesung des Gesetzentwurfs zur Entlastung der Gerichte Der Ausschuh fordert ein Gesetz zur Regelung eines Gütsoersahrens. Abg Dr. Rosenfeld (Anabh.): Die Vorlage will dle «mdgerichle «ntlasten und di« Schöffengerichte belasten. Dagegen Haden wir nichts einzuwenden, denn diese Tendenz liegt auf dem Wege zu unserem Ziele, die Laiengerichbe za stärken. Abg. Leuthäujer (Dtnatl.): Wir sind mit dem Entwürfe ein verstanden. Wir find Gegner der Ordnungsstrafe für Rechtsanwälte. Auch wir wünschen die Erweiterung des Sühneverfohrrns. Abg. Radbruch (Soz.): Das Sühneverfahren ist <rm geeignetsten zur Entlastung deS Gerichiswesens« Das Güteverfahren muh durch be sonderes Gesetz geregelt werden. Abg. Marx (Ztr.): Der Deutsche Anwaltsverein sollte sich über die grundsätzlichen Fragen der Iustizveform äußern. Die B-ftlm- mungen über die Auslosung der Schöffen und Geschworenen können im Rahmen dieses Rolgesetze« nlcht geändert werden. Abg. Craef (Dtschnatl,, Thüringen): Unsere Kollegialgenchte sind viel zu stark besetzt, La wird manchmal mit Kanonen nach Schwarzen geschossen. Die Zeit zur Abschaffung der Ordnungsstrafen wegen An gebühr vor Gericht scheint jetzt nicht gegeben zu sem. Gerade in Berlin ist eine große Verwilderung der Eilten eingetr-tcn. Wir sind auch gegen die Zulassung von Frauen zum Schöfsenamt. Abg. Brodaaf (Dem.): Dle Vorlage ist ein Schritt, freilich nur ein kleiner Schritt, zur Entlastung der Gerichte. Auf eine große entlastende Wirkung des Sühneverfahrens rechne ich nicht. Abg. Dr. Herzfcld (Komm): Durch die sogenannte Entlastung wer den die Angeklagten auch wichtiger Schutzmittel beraubt, weil nicht alle Beweismittel und Zeugen herangezogen werden körnen. Reichssustlzmtmster Dr. Heinze: Ich bin den Parteien dankbar, daß sie dem Gesetzentwurf durchweg zugestimmt haben. Auch ich bin für eine Weiterung des Sühne verfahrens. Die Frage muh aber noch wcitcr geklärt werden. Der Minister bitlet um Ablehnung deS Antrages, nach dem die Ord nungsstrafen für Rechtsanwälte fallen sollen; darüber müssen noch die LandeSjustizoerwaltungen und die Anwattskammern gehört werden. Die Frage gehört nicht in den Rahmen' dieses NotgosetzeS. Ebenso nicht die Frage der Zulassung der Frauen zu den Schößenämtern. Die Abgeordneten Frau Z i e tzsUnabh.), Frau Pfülf (Soz.), Frau Dr. Baum (Dem.) und Frau Wachwitz (Anabh.) treten für Zu lassung der Frauen zu Schöffen- und Geschworenenämtern ein. Abg. Frau DranSfeld (Ztr.): Wir stehen grundsätzlich auf dem Boden der Zulassung der Frauen. Augenblicklich können wir aber aus formalen Gründen diesem Antrag« nicht zustimmcn. Reichsjustizminister Dr. Heinze: Es ist unnröglich. so weitgehende Anträge im letzten Augenblick ohne Vorberatung im Ausschuß hier an zunehmen. Mit der Verfassung hat diese Frage nichts zu tun; diese ver langt nur^daß Frauen und Männer gleichberechtigt fein sollen. (Große Anruhe.) And der werden Sie durch Annahme dieses Antrages nicht gerecht. In namentlicher Abstimmung wird dann der Antrag auf Zulassung der Frauen zum Amte eines Schöffen und Geschworenen mit 170 gegen 128 bei 7 Enthaltungen angenommen. Dafür stimmte,, mit den Linksparteien die meisten Demokraten und die Bayrische VolkSpartel. Der zur Abstimmung erschienene Reichskanzler Fehrenbach stimmte dagegen. Der Antrag auf Streichung der Ordnungsstrafen für Rechtsanwälte wurde im Hammelsp.nng mit 143 gegen 137 Stimmen angenommen. Abg. Roseufe'd (Anabh.) begründet einen Antrag, wonach die Be- rufurm zuzolalsen ist ohne Bindung an eine Wertgrenze. Abg. Rabbruch (Soz.): lehnt sowohl den unabhängigen Antrag als auch die vom Ausshuß beantragte Erhöhung der Berufungsgrenze ab. Reichsjustizminister Dr. Heinze: Die 300-Mark-Grenze ist doch für heutige Verhältnisse nicht hoch. Abg. Dr. Herzfeldt (Komm.): Das Gesetz muß höher stehen als die Bequemlichkeit der Richter. Die Abänderunosanträge der Anabhäng'gen zu Artikel 2 und 3 werden abgelehnl. Auf Anfrage Brodaus (Dem.) wird dem Artikel eingesügk: .Verzichten alle zur Anfechtung Berechtigten innerhalb 3 Tagen nach Urteilsverkündung auf Rechtsmittel, so genügt die Angabe der Donnerstag, 8. MSr- 1VLL für erwiesen erachteten Tatsachen, in weichen die gesetzlichen Merk male der strafbaren Handlung gesunden werden, und der zur Anwen dung gebrachten Slrosgesehe.' Auf Antrag Marr (Zentr) wird beschlossen, daS Gesetz om 1. April 19 21 in Kraft treten zu lassen. Damt ist d« zweite Lesung beendet. Auf der Tagesordnung stebt noch die zweite Lesung des Gesetzes über erhöhte Anrechnung der Kriegsdienstzeit der Beamten. Der Ausschuß für soziale Angelegenheiten beantragt, dem Gesetze die Zustimmung zu versagen und statt dessen die Regierung zu ersuchen, bei der bevorstehenden Neuregelung der Invattden- und Angestellten versicherung eine ähnliche Berücksichtigung der Kriegszeit der Angestell ten und Arbeiter vorzusehen wie für die Beamten. Der Gegenstand wird dem HauptauSschuß zur nochmaligen Beratung überwiesen. Damit ist d e Tagesordnung erschöpft. Das Haus vertagt sich auf Donnerstag 1 Ahr: Körperschastssteuer, Novelle znm GewerbegerichtS- gesetz, Bekämpfung der Trunksucht, Schließung der Bordelle. Schluß nach 5)4 Ahr. Der Empfang der oberfchlefischen Landsleute Katlowitz, 2. März. (Eigener Drahlbericht.) Anser Eon^ber- berichierstatter erfährt vom deutschen Plebiszitkommissariat über die von deutscher Seit« getroffenen Vereinbarungen für den Empfang der oberschlesischen Landsleute aus dem Reiche, sowie über die zurzeit in Oberschlesien herrschende Stimmung folgende Einzelheiten: Das völlige Scheitern der polnischen Versuche, die Volksabstimmung nach ihren Sonderwünschen zu regeln, hat naturgemäß in den letzten Wochen besondere Freudigkeit he'worgerusen. Die starke Abwanderung aus dem polnischen Lager ist überall, wo man hinkommt, festzustellen. Selbst aus den a!s urpolnisch verschrienen Ortschaften gehen von Tag zu Tag mehr Anmeldungen von Quartieren und Unterkünften ein. D e deutschen Abstimmungsbehörden Unterlasten es natürlich nicht, immer und immer wieder mtt den für die friedliche Durchführung der Ab stimmung verantwortlichen interalliierten Stellen Fühlung zu halten und auf besonders gefährdete Ortschaften hinzuweisen, für die auch eine besonders zuverlässige Sicherheitsbeschung gestellt werden wird. Trotz teilweiser, recht kleinlicher Schikanen von polnisch gesinnten Gemeinde behörden, Pfarrern usw. ist eS doch gelungen, einer stattlichen Anzahl von über 180 000 Reichsoberschlesiern ihr Avstimmungsrechk zu sichern. ES sind biS ins kleinste gehende Vorbereitungen getroffen, um einva schnellen, slixren und bequemen Transport der Abstimmungsberechtigten zu gewährleisten. Die zahl. eichen Sonderzüxe — etwa 250 — werden zunächst an den Grrnzübergangsstationen einen dreiviettclsiündige, Aufenthalt haben, der da.zu dient, die Kontrolle der Ausweise und des Gepäcks durch oeulsche Zollbeamte in Gegenwart von Mitgliedern der interalliierten Kommission durchzuführen. Dazu ist es natürlich crforder- l'ch, daß sämtliche Reisende mit ibrem Geväck den Zug verlassen. Damit auch ja keine Waffen oder andere verbotene Gegenstände in das Ab- stlmmungsaebict gebracht werden, wird sogar der leerstehende Zug einer -genauen Durchsicht unterzogen werden. Eine ganz besondere Aufmerk samkeit ist selbstverständlich der Unterbringung und Verpflegung der Abstimmungsberechtigten zugrwendet worden. Für den we raus größten Teil der Ob.'rschlesier rst durch das freundliche Entgegenkommen der Ortsansässigen eine Anterkunst in Privatquartieren sichergestellt. Nur eine verhÄinismähig geringe Anzahl braucht in Massenquarkieren, Schulen, Turnhallen usw. zu übernachten. Auch Aebernachtungsloha'e, die in der Nähe vom Bahnhofe eingerichtet sind, sind selbstverständlich mit allen: Notwendigen versehen. Ausk.unftsstellen sind auf allen Bahn höfen eingelichtet. Es haben sich jugendlich« Helfer aus allen Berufs kreisen berellwlll'g zur Verfügung gestellt. Am allen anderslautenden Meldungen und Vermutungen enlgegenzukreten, sei auch darauf hin gewiesen, daß die Neichsoderschlcsier mit einem etwa zehntäaägen Auf enthalt in Oderschlesien werden rechnen müßen. Damit in dieser Zeit die Verpflegung angemessen sein kann, sind genügende Mengen von Fleisch, Mehl und Kattoffe'n bereitgestllt. Aber nicht nur für das leib lich« Wohl-ist gesorgt, sondern auch Geist nnd Gemüt sollen zu ihrem Rechte kommen. So werden überall in Stadl und in Land während des Aufenthaltes der Brüder aus dem Reiche, Theateranfführungen, Unterhaltungsabende usw. veranstaltet, um den Heimattreuen zu zeigen, daß es das größte Bestreben ihrer Heimat ist, ihnen zu beweisen, daß man sie daheim nicht vergessen hak und daß man ihre Wiederkehr in diesen hochbedeutenden Tag«, mit Freude und Dankbarkeit begrüßt. Der HanplauSschuß des Reichstages setzte Mittwoch unter dem Vorsitz von Dr. Pa ch nicke (Dem.) die Beratungen über den Etat des Reichsverkchrsministerioms fort. Der Ausschuß genehmigte sämtliche Einnahmeposten 192021 des Reichsverkehrsmlnifieriums und bewilligte auch di-e Ausgaben für di« Hauptverwaltung. Verändertes Wah'resullat. Die amtliche Feststellung des Wahl resultates im Wahlkreise Elbe — Halle — Merseburg ergab in sofern eine bemerkenswerte Aenderang, als die Kommunisten statt d«r gemeldeten 5 Mandate nur 4 erhalten Haden, da sie statt der ur sprünglich errechneten 204900 nur 197113 Stimmen erhalten hatten. * Polen sucht englische und italienische Flnanzkreise für Oberschlesi^n zu interessieren. In den nächsten Tagen sollen nach England und Italien polnische Sonderkommissionen abreisen, vm engere Beziehungen mil den dortigen Industrie- und Finanzkreisen anzuknüpfen und diese für die polnischen Interessen in Oberschlesien zu gewinnen. Richard Wagner als Leipz gcr t dent Von Dr. W. Ahrens. Im Leipziger SiaLtmuieum befindet sich ein Aquarell von Georg Emanuel Opitz, auf dem .das Leben und Treiben im Grimmaischen Tore zu Leipzig nach der Septembrrrevolution 1830' Largestcllt ist. Dieses Bild ziert den Umschlag einer soeben !m Neuen Akademischen Verlag (Wien und Leipzig) erschienenen kleinen Schrift, in der O. F. Scheuer das Thema .Nicbard Wagner als Student' behandelt, und die das erste Hest eines Serienwerkes „Berühmte Männer als Verbindungsstudenten" bilden soll. In den Tagen jener Scptemberrevolution von 1830 war es nämlich, daß der damals 17jährige Richard Wagner, wenn auch selbst noch kein Student, zuerst in nähere Berührung mit studentischen Kreisen kam. Auf dem Grundstück von Friedrich Brockhaus, dem bekannten Buchhändler, hatten in jenen Tagen der Anruhen (2.-5. September) die „-Hauptbühne" der Studentenschaft ihr Lager ausgeschlagen und, da Wagner der Schwager von Brockhaus war, so hatten jene Makadore des Leipziger Studentcntums alle Ursache, sich mit dem jugendlich«» Ri chard Wagner gut zu stellen, und dieser genoß damals, wie er später selbst in seiner Autobiographie geschildert hat, „in dem Kreis« -er allerbe rühmtesten Renommisten der Universität, von ihnen geliebt und geehrt', .di« wahren Saturnallen seines studenli chen Ehrgeizes'. Dies« .Renomm sten" stellten bekanntlich einen im 18. Jahrhundert, und zwar zuerst vornehmlich in Jena, aufgekommenen gai z bestimmten Slndentcntypus dar, den der jugendliche Friedrich Wilhelm Zactxiriae in seinem in Leipzig spielenden Heldengedicht .Der Renommist', besungen Kat. Gestiefelt ist ihr Fuß umgürtet ihre Lenden, And Schlägerhandschuh' sind an Len Zyklopenhänden, so werden dort u. a. die .Renommisten' beschrieben, deren Hauptver treter, der Held des Gedichts, den bezeichnenden Namen .Herr v. Raufbold' führt. Auch unter den .Rausdegen', mit denen Richard Wagner in jenen Tagen näher bekannt wurde, waren tüchtige Kerle. An k'e 20 Semester zählten manche bereits und schon seit 8 oder 7 Jahren hatten sie zum Teil Eltern und Heimat nicht mehr ausgesucht. Wahre .Hünen' waren darunter di« in dem jungen Wagner .Grauen und Wohlgefallen zu- gleich erweckten.' Einer von ihnen, «tn gewisser Gebhardt. «In Mensch von hoher, kräftiger Gestalt, von hervorragender Körperschönbelt und von gewaltiger Muskelkraft, brachte eS einmal fettig, wei selbst recht k. ästige KorpSbrüder, zwischen denen er. Arm l» Arm, durch di« Straßen elnherschrttt, plötzlich hoch in dle Höhe zu heben, um nun mit Ihnen, w e mit zwei Menschenflügeln, dahinzuslatlern. Ein ander Mal griff er einer Droschke, die in scharfem Trabe dahivfubr, mit elner Hand in di« Speichen etneS Rades und zwang sie so -um Halten. Noch längere Zeit nach Len Tagen der Anruh«n blieb die Bewachung der Leipz ger Stadttore die Aufgabe der Studentenschaft, und der Ruf von Ver. 'ienslen, die Le pz gs Studenten sich um Wiederherstellung und Aufrechterhaltung der Ordnung erworben hatten, lockte auch aus anderen A'iivelsitätSstädtcn, zunächst aus Halle, Jena, Göttingen, ober auch von ferner her, die verwegensten und abenteuevfreudipsten Burschen nach Lcip.ig, an d.'ssen Torwachen sich so tägl'ch ganze Gese lschastswagen von Studenten entluden. Mehrere Wochen lebten diese Gäste dort auf RatS- kosten, stellten für Speis« und Trank ihre Bons au dle Polizei aus und widmelen Im übrigen ihre ganze Sorge Ler Bewachung der Stadt, der Beruhigung der Gemüter. Der Student war in dem Leipzig jener Wochen der Held des Tages, nnd die ganze Bürgersci-aft zollte ihm, dem schnellen Wiederhersteller der Ordnung, wohlverdienten Dank Auf den jugendlichen Wamrr machten diese Erlebnisse begreiflicherweise tiefen Eindruck, u:D so war er glücklich, bald darauf — im Februar 1531 — selbst als .Student der Musik' bet der altehrwürdigen Hochschule seiner Geduttsstadt einge schrieben werden. » Wagner trat nun dem'KvrpS .Saxonia' bei und bat) .Hinz' er, obwohl noch krasser Fuchs, schon mit nicht weniger als «'nem halben Dutzend der furchtbarsten Kampfbahn« Leipz gS. Di« Ursache dieser Händel bestand darin, das: Wagner durch ein rach gewöhnlichen Ehr begriffen recht harmloses Wort «ineS Kommilitonen die Ehre' seiner boldseligen Schwester Rosalie, die damals die erst« Liebhaberin deS Leipziger StatttheaterS war, argctastet glaubte. Daß der leicht« Mut, mit dem daS Füchslein sich In diese vielen .Kontrahagen' mit gefürchteten Schlägern htnetistürzte, ihm einige ruhmreiche Beachtung' verschaffte, braucht kaum re agt -u werden. In Wirklichkeit wurde jedoch keinS der Duelle, deren Zahl sich sogar noch von 6 auf 7 erhöhte, auSgrtrazen. Die Gründe, di« dies verh'ndetten, waren, soweit sie heute überhaupt noch bekannt sind, von verschiedener Art: der «ine ter Gcon«r verlor vorher, in einer andern Mensur, durch eine erhebliche Armverlehung aus Jahre hinaus d'e Waffen fähigkeit, zwei andere verschwarrdea Schulden Halder plötzlich, und, was dergleichen Zw schensäll, sonst waren. Nach Lieser Zeit d«r Ehren- und Walsenbändel erzaib der .Student der Musik' sich dem Kartensp «i und bald war er dem Spi'lkeufel btS u dem Grade verfallen, daß er in einer Nacht dat karge Witwengeld -einer Mutter, das er vorher batte erbeben müssen, nah-zu restlos ver spielte.' Nur e t n Taler war ihm noch davon verblieben, und mit dem Mut der Verzweiflung setzt« er auch die'cn. Aber letzt wontte sich daS Glück plötzlich. Der Sp.eler gewann und gewann weiter, gewann schließlich di« ganz« PensionSfumme wieder zurück un^ noch mehr. Aber dle Seelenquaien dieser Stunde wirkt:» läuternd. Wagner wandte sich vom Spiel ab und beschloß nunmehr überhaupt sein .kurzes, aber leiden schaftliches Studentenleben', um k nfott wirklich ein .Student' und sodann ein Meister .der Musik' za werde». Wiesbadener Uraufführung. Aus Wiesbaden wird unS geschrieben: Das Staatstheater brachte als Uraufführung Hermann Keffers fünfaktiges Drama .Die Brüder'. Seine an'pruchsvolle Form ent hält als Kern eine Ler von alters her gewohnten TheaterfcrbeAr. Feind liche Brüder Der aus Irrungen und Wirrungen heimkehrende jüngere, der nach d:s Vaters Tode zum Alleinherrscher in Haas und Geschäft geword.ns ältere Bruder. Soweit auS dunkelm Geichehen und Ne.'en zu erkennen sollen in den kämpfenden Brüdern napitallstisches un kommunistisches Prln.tp einander gegenüber stehe»,. Der Kommunist treibt es sogar bis zur Besitzergreifung der eigenen Schwägerin. In dessen toben sich Gegensätze und Konfl kte nur tn Mono- und Dialogen aus. Es kommt nicht zum dramatischen Zupacken, wenn zum bösen End« auch der kapitalistische Seniorbruder dem Wahnsinn verfällt und den allzu kommunistischen Jungen niederknäM. — Des Intendanten Hage mann Inszenierung ermangelt« der hier gan z besonders notwend gen klaren Linienführung. So verschwamm die dünne Handlung allmählich gänzlich und sand bis zum allgemeinen Aufschrecken bei Kem un- motivierten Revolverschuh kaum mehr ausmerkende Obren. DaS Arkeil gegen Georg Kaiser rechtSkräfkig. Das Arlell des Münchener Landesgerichts gegen den Dramatiker Georg Kaiser und seine Frau Margarete ist rechtskräftig geworden, da eine Revision nlcht eingelegt wurde. !. Deutsch« Wissenschaft in Spani«». Aus Halle a. d. S. wird uns berichtet: Dr. Leonhard Koeppe, der vom spanischen Ministerium der Wissenschaften di« Eutta-urig erhalten hat, an spanischen Aniver- stiäten Kurs« und Vorlesungen adzubalten. hat ein« neue Methode zur mikroskopischen Erforschung des lebenden AvgeS entdeckt, die «S ermöglicht, jedweden TeU deS lebenden Auges tn eii«r bisher ungeahnten Gründlichkeit nnö Vollkommenheit u betrachten. Die Feinheit dieser neuen Methode geht so weit, daß sogar die Bewegung Ler kleinsten Blutkörpercheu In den Blutkaptllarien aufs genaueste kontrolliert werden kann. Die mikroskopisch« Er forschung des lcbenden Äuget hat sich zu einer eigenen umfangreichen Wlsienschaft entwickelt. Dat Schwergewicht -er neuen Methode liegt In der Früherkennono ter Augenerkrankungen. Dr. Koepp« wird Ende März für zwei Monat« an den Aniversitäien Madrid, Barce lona, Saragossa, Sevilla und Granada Kurs« und Vorlesungen -der sein« neu« Methode adhalten. * . * von de» NtLdtttche» V»hnen Tie Intendanz weis» nochmal» autdrüc^ lich daraus -tn. da- »t« »lftadttüHrung d«D neu auSqkftatttten und neu km- ttcnicrien .L)b«ro«' am Vrcttag drrrtis ^7 Ahr »egtnn» «letne erottee» Ende Frdrnar derschtrd tn vrrltn der Schriftsteller und verlaasbuchyandler AultuS Wtescashai, der, att>or<Uer Lctvstger, tn »en TVcr Iadrrn ai'ch öd' Lrtpztger Lagedlatt, nnd zwar am Feuilleton und an der rdcaterkttUk levvaft mttararbrittt dat. «r gründete sptttrr den gonferNMUK und andrre FawdlLtter »ich ledt« t« krtzten Ja-rLehm tn WteSdade» als frcirr Echrtflstrtlrr. Dor Es sammelt« - zu den Populär eine mel kam. 2 seine Bc durch in hat. 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