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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.02.1921
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1921-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19210218018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1921021801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1921021801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-02
- Tag 1921-02-18
-
Monat
1921-02
-
Jahr
1921
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Morgen-Ausgabe IIS. Jahrgang 1S21 Ar 8« Freitag, den 18. Februar Die Förderung der geistigen Arbeit IU in ULI» 7615 u>10b LI r elr tvo 1V. üges »No Li» ^Ir«» » 5881 Z4 45 °76- 8ZÜL6 Z.14S 6SÜ LL 87 42L 98S sro 1) uX- ui re,vvr^br Q< 108- 84 SV rio,- 18. 2. 24.7Z 18^2 872.- iineu >vi>' u, , l?üittr.'.icke _ ,. vvi^. lNüuiL uigstv 8ou<! . L Lsreä, ?res-to, 8c >>.1 i^er L Kliir L. d5eUr»1 bi La» Leipziger Tageblatt enthüll di« amiNche« «eiauat»««lM«e» de» Rate» und de» «oltzeiamle» der «tadt Leipzig, de« N«t»gerich1» »etprtg. lowie «rlchiedeu« -»do« »edLrP«, l, > 4. Nl ot!«ktt« «t sr Lei'lu. «r suul Xü'^ nl< tär 6rv.u Isibvn 6 unci XLserldn d i^aimtLea- l bot MLM r mukkvn iltor vL-i:; .! eine 1Lie!ni^ »r.i,!>,««' Zt >i»„« »«'- rr.uo°«> ü»d . tilsklemlllcti » LU Ut-> st» Lts 55, b uN^rerkoes i 12/-1^8 Nx nv i l«, »ite. 4/ »illsssl 250- 280. -, UOllLUNI,««! - len den OM. ll. 18—IS UV. Koi / — — No. i» -14Z. Luriolle !0 v t<ot. louIot. I 57.14 4Z44S 960- 8LS.15 222 78 2 18S2S 1 15 kekru.e: loil /liadLl^Ldluoe) ?>so« zle cd 1 y. II. 8edr. 4U—45 eie. i-e —,—, glviel i dt) 10 U. 14. ke.n tolvu 1 U, No« Die deutsche« Kohtenlieferungen aa die Entente. Die deutschen Kohlenlieferungen an die Entente beliefen sich nach französischen Angaben im Januar auf 1 K81 696 Tonnen. Davon erhielten Frankreich 1018 075 To., Italien 208 011 To., Belgien 27480« To. und Luxemburg 130 112 To Beland verleiht Orden. Ministerpräsident Br iand überreicht« dem Minister Dr. Aenejch di« Insignien de» Großkreuzes der Ehrenlegion. lerl.'tlpz>, und Vorort« zweimal »La»^ !»« Hao« grdracht. Sonst«,« oltMorgeeiaavgab« monatl. Vi. 1U.—, viertel jädrl. A>. 30.—i slic Abholer moaotl. Bi. U LV. Morgen-AuSgad« alleia M. 7.5U monatlich, Adend-Äusgad« allelo M 3.— monaliich. Durch »nser« avewärligea gtllal«, >»« Hau« ge- drachl monatlich M. 1U.-, vierleljahrilch AI. S0^-: »urch ti« Poft ianerkald Deutschland«, frei in« Haut aelieseri, Desamt-Autgad« monatlich M. S.—, »iertelsührlich M. 27.—. Autlandtversand: monatlich M. IU.— und Drucklachen-Porl». S>n,eln,mmern: Mor-eu- Äutgade SU Pf., AbeUb-Autgade !lv ps. Sanutagt-Autgad« 4V Pf. Unternehmer ein, der es aufsührt oder verbreitet. Hier hätte nun eine Reform de» Urheberrecht» zum Wohle der geistigen Arbeit und damit zur Hebung von Kunst und Kultur einzusehen. Eine Kulturabgabe von 10 Prozent muh erhoben werden, die in eine allgemeine KultuSkasse flieht. Der Ertrag, der bei der großen Verbreitung klassischer Werke gerade in Deutschland ziemlich hoch anzusehen ist, wird von einem unter öffentlicher Kontrolle stehenden, aus Autoren aller Kunstgebiete zusammengesetzten Selb st verwalt» ngskörper für folgende Zwecke verteilt: 1. Unterstützung verdienter bedürftiger Autoren, 2. Veröffentlichung wertvoller neuer Werke, 3. Verbreitung solcher Werke in den weitesten Bevölkecungs- kreifen zu billigen Preisen. Aus die noch gesetzlich geschützten Werke ist ebenfalls eine Kultur- abgabe zu erheben, die ungeteilt dem Auto; oder seinen Erben, abgesehen von sonstigen Abmachungen mit dem Verleger usw., zuzuleiten ist. Um eine unnötige Belastung der Bevölkerung durch die Kulturabgabe zu vermeiden, muh 1. eine Umgestaltung der Lustbarkeits steuer und 2. eine Reform des Sortimentshandels ein treten, dem heute der größte Anteil an einem Werke zusällt, während sich Autor, Verleger und Drucker in den Rest teilen müssen. Dieser un haltbare Zustand bedarf noch einer eingehenden Prüfung im Ausschuh. Die allgemeinen Folgen, die eine Gesetz gewordene Kulturabgabe hervorruft, wären eine Art geistiger Revolution, die das unterlegene Deutschland als Bekundung seines geistigen Lebenswillens und als Bekenntnis zur Erholung und Kräftigung seiner eigenen reichen Kultur trotz seiner wirtschaftlichen Not den Siegerstaaten vorweg nimmt. Der Plan, wie Herr Dr. R ü s ch ihn gezeichnet hat, wird von einer engeren urheberrechtlichen Kommission ausgearbeitek werden. Präventivkrieg gewesen und ein Verteidigungskrieg für Deutschland, als habe es sich für Deutschland darum gehandelt, gegen die Einkreisungs politik vorzugehen, solange es noch mögl.ch war. Porncart stellt fest, diese Entenlepoiittk sei nicht eine Einkreisungspolitik gewesen, sondern eine Politik des Friedens, denn ste hab« England und Frankreich ermög licht, ihre Auhenstreitsragen zu begraben. Frankreich sei auch in die Lage gesetzt worden, als Verbündeter Rußlands und als Freund Eng lands zwischen beiden Lagern zu vermitteln, da zwischen beiden Mächten immer noch genügend Verstimmungsursachen vorl-anden waren. Im weiteren sei infolge dieser Lntentepolitik Italien als Verbün deter Deutschlands und Oesterreichs in der Lage gewesen, zwischen den beiden Mächtegruppen einen natür lichen Bindestrich zu bilden. Allein gerade dieses europäische Glelchgew cht auf Grund dieser Allianz und diese Entente sei für den deutschen Imperialismus unerträglich gewesen, und gerade darum habe Wilhelm II. sich bemüht, den Zaren Nikolaus H. zum Abschluß eines Einverständnisses mit Deutschland gegen England zu bringen, um die Eigenschaft Rußlands als Verbündeter von Frankreich in dieser anti- englischen Situation ouszunutzen. Poincarä berief sich dabei auf die Konferenz zwischen Wilhelm II. und Nikolaus II, die Burzew nach der russischen Revolution entdeckt hatte. Es habe auch den Anschein gehabt, als ließe der Zar sich einen Augenblick lang ver führen, bevor aber das nickt wieder gut zu Machende geschehen sei, l>at er wieder den richtigen Weg gefunden. Im Jahre 1912, als Poincarö Außenminister und Ministerpräsident gewesen sei, seien Frankreich und England übererngskommen, daß, wenn ein Krieg unvermeidlich er scheinen werde, die beiden Regierungen die Armee- und Marine abkommen in Kraft setzen würden, die von den Generalstäben und Ad miralstäben für gewisse Fälle ausgearbeitet worden wären. Der auS- gcarbeitete und unterzeichnete Wortlaut sei aber bloß Hypothese gewesen und habe-keine feste Verpflichtung gegenseitiger Hilfeleistung umfaßt. Darin, so schloß Poincarä, liege der Beweis, daß Deutschland nicht von einer Einkreisungspolitik bedroht gewesen sei, und daß weder die f r a nz ö st s ch - r u s s i s ch e Allianz noch die französisch- engliscye Entente eordtale geeignet gewesen sei, den Frieden zu gefährden. Poincare über die Vorgeschichte des Krieges Paris, 17. Februar. Poincarä hak gestern nachmittag -en zweiten seiner sechs Vorträge über die Ursachen des Krieges gehalten. Diesmal hat er die geschichtliche Entwicklung der französisch-russischen Allianz und der französisch.englischen Entente cvrdiale ausemandergesetzt. Er stellte die verschiedenen friedlichen Ziele dieser Allianzvertrüge den drei Kriegszielen des Dreibundes ent gegen, wenigstens was die beiden Vertragsparteien Deutschland und Oesterreich anbelangt. Infolge des Andranges wird Polncarä am nächsten Donnerstag den 2. Vortrag wiederholen. Poincarä führte folgendes aus: Nach Unterzeichnung des Frie dens von Frankfurt dachte die Regierung Thiers doch daran, die Kriegs entschädigung zu zahlen um die Besatzung loszuwerden. Aber Bismarck versuchte, Frankreich wie einen bestraften Schulbuben in die Ecke Europas zu stellen. Oesterreich war Bismarck bereits sicher und die Beziehungen mit Rußland dachte er fester zu knüpfen. Im Jahre 1872 fand in Berlin eine erste Zusammenkunft der drei Kaiser statt, die in Wirklichkeit vor den Augen der Oeffentiichkeit eine feierliche Bestätigung der französischen Niederlage war. 1875 ereignete sich die Herausforderung Bismarcks gegenüber Frankreich, und Alexander II. begriff, daß eine Zerschmetterung Frankreichs für Rußland eine Kata strophe bedeuten würde. Er intervenierte infolgedessen und verhinderte den Reichskanzler an der Ausführung seiner Entschlüsse, nämlich n--/»n frr<,ih?eich einen neuen Krieg zu verhängen. Bismarck selber bereitete einen Präventivkrieg vor. England schloß sich -.'»Miianö an. In den folgenden Jahren gelang es Deutschland, in engem Bunde mit Oejw.reich, einen Druck auf Rußland auszuüben. Deutschland unterstützte Rußland in dem türkischen Abenteuer, und nach her demütigte es dasselbe auf dem Berliner Kongreß, indem es Rußland um die Früchte seines Sieges brachte. Der Berliner Frieden, an dem Bismarck so großen Anteil halte, brachte unvermeidlich« Kon flikte zwischen Slawen und Türken, und auch zwischen Slawen und Oesterreichern und häufte auf einem kleinen Teile der Evde ungeheure Mengen Zündstt>ff an. Nach dem Abschluß des Dreibundes 1882 legt« sich Rußland Rechenschaft ab, daß eine Spitze des Dreibundes nach Westen und die andere nach Osten gerichtet sei. und nach und nach näherte sich Rußland spontan Frankreich, und die Beziehungen zwischen bv den Ländern wurden immer freundschaftlicher, besonders seitdem Alexander Ul. feststrllen konnte, daß Deutschland in allen Fällen, wo es sich um die Durchführung des Berliner Friedens handelte, di« österreichischen Interessen insgeheim gegen die russischen Interesten unter stützte, während gleichzeitig Frankreich die russischen Interessen ver teidigte. namentlich in der bulgarischen Frag«. 1890 war der Um schwung vollzogen, und im Dezember 1893 war die Allianz vollendete Tatsache, nachdem schon 1892 das militärische Abkommen vollzogen war. Der Wortlaut dieser Allianz wurde auf Wunsch des Aaren streng geheim gehalten und wunde erst im Jahre 1918 veröffentlicht. Ribot hotte aber damals die russisch« Regierung darauf aufmerksam gemacht, daß die französische Verfassung die Geheimhaltung eines solchen Vertrages ^uf die Dauer nicht gestatte und daß das französische Parlament unverLuß.-r- l/che Rechte besitze, die einer Durchführung der französischen Bedingungen voranständen. 1914 hat Deutschlanb selber nacheinander Rußland und Fro"krctcb den Krieg erklärt, und infolgedessen trat die französisch russische Allianzbedingunq in Kraft. Am 4. August 1914 nahm Viviinl den Wortlaut der französi'ch-russtschen Allianz von 1892 und 1893 mit in die Kammerfihung, für den Fall, daß jemand Kenntnis von dem Wort laut zu hoben wünschte; allein kein einziger Deputierter hat eine dirs- bczügliche Anfrage gestellt. Angesichts des Angriffes fettens Deutsch lands begriffen alle, daß als Folge dieser Tatsache jedes prakvsche Intereste am Wortlaut der vor 22 Jahren abgeschlossenen Verträge wegfällt. In seinem weiteren Vortrag über die Entwicklung -«r französisch russischen Allianz fährt PoincarL folgendermaßen sott: Wilhelm U. batte aus seinen freundschaftlichen Beziehungen zum Zaren Nikolaus tt. Nutzen gezogen, um ihn von Frankreich abwendig zu machen. Nikolaus war vielle'.cht eine schwach« Natur und ein unentschiedener Geist, aber er batte einen Kultus für die Erinnerung an seinen Vater, und er wollte di« Erbschaft, di« er empfangen hatte, nicht verleugnen. Nikolaus blieb also der Politik Alexanders IU. gegen Frankreich treu. Er wußte jedoch dem Einfluß Wilhelms II. nicht ganz zu entgehen. Glücklicherweise machte die englische Politik di« deutschen Manöver bald wieder zunichte, als Eduard VII. den Thron bestiegen hatte. Ans der Geschichte der englisch-französischen Annäherung wies Poincarä die wiederholt« Behauptung Deutschlands zurück, als set der Krieg ein Eine Kulturabgabe Berlin, 17. Februar. (E i g. Draht bericht.) In der Sitzung §cs Unterausschusses des Reichswirtschastsrates zur wirtschaftlichen Förderung der geistigen Arbeit am 17. Februar kam der Plan einer durch Aeichsgesetz einzuführenden Kulturabgabe zur Be handlung. Der Berichterstatter Dr. Rüsch führte aus, daß durch diesen Plan eine dauernde Sicher st ellung der künstlerischen Arbeit, nicht etwa nur eine vorübergehend« Notstandsaktion, bezweckt ist. Das bestehende Urheberrecht, für eine wirtschaftliche Blütezeit be- iccknct, verjagt bei der gegenwärtigen Notlage vollkommen. Früher hatte nach diesem Recht der Unternehmer den Löwenanteil an den Einnahmen e.ncS Werkes und war daher bereit, daS Risiko auch für Werke noch unbekannter Autoren zu übernehmen. Heute stehen wir vor einem Ver sagen des privatwirtschaftlichen Verlagsbetriebes, weil bei der heutigen kolossalen Preissteigerung im Verlags-, Verbrei tung»- und Aulsührungswesen kein Unternehmer ein künstlerisch wert volles oder geistig bedeutendes Werk ohne finanziellen Zuschuß des Autors herausbringen kann. Nur marktgängige Massen ware kann er ohne Risiko übernehmen. Die junge Künstlerschaft ver fügt aber im allgemeinen nicht über die Mittel, um einen Zuschuß leisten zu können, und steht infolgedessen vor der Unmöglichkeit, überhaupt an die Oefsentlichkeit zu treten, von der sonstigen starken Gefährdung ihrer Existenzgrundlage, die schon jede» erträgliche Maß überschritten hat, ganz zu schweigen. WaS das aber für die Erhaltung oes allgemeinen Kultur- niveauS bedeutet, liegt ohne weiteres auf der Hand. Noch einen weiteren Nachteil Hal das heutige Urheberrecht. Mit dem 30. Jahre nach dem Tode des Autors ist der Rechtsschutz auf gehoben. Das Werk wird ohne weiteren Anspruch der Erben frei ünb fällt an die Allgemeinheit. In Wirklichkeit heimst den Gewinn der Der Abschluß des Tranfttabkommenv zwischen Deutschland, Polen und Danzig Berlin, 17. Februar. tDrahtbericht unserer Berliner Echriftleitung.) Die Bevollmächtigten von Deutschland und Polen, Herr v. MuliuS und Herr Olschowskl, die unter dem Vorsitz des Herrn Leverre in Paris zusammengetreten waren, haben am 16. Februar die Ausarbeitung des in Artikel 93 des Ver sailler Vertrages vorgesehenen Transitabkommens zwischen Deutschland, Polen und Danzig beendet. Dieses Abkommen regelt die Verbindungen jeder Natur zwischen Ostpreußen und dem übrigen Deutschland, wie zwischen Polen und Danzig aus dem rechten Weichselufer, und dezreht sich vornehmlich auf zivile und militärisch« Eisenbahntransporte, auf Post-, Telegraphen- und Telephonvervin- dungen, auf die Schiffahrt, auf den Kraftrvagenverkehr und auf die Zoll- sowie Paßvorschrtsten. Die Unterzeichnung des Abkommens wird dem nächst in Paris stattstnden, sobald die Stellungnahme der freien Stadt Danzig herbetgesühtt ist. Die Erzählungen des Herrn Poinearv Als der Lothringer Raymond Poincare zum Präsidenten der französischen Republik gswählt wurde, sastte man m Paris in vom Chauvinismus nicht angekränkelten Kreisen: .Das ist der Krieg!' Es ist daher immerhin ein starkes Stück, wenn sierade dieser Revanchard in seinen Dorträgen zu sagen wagt, daß kein Minister und kein Präsident in Frankreich den Gedanken eines bewaffneten Konflikts genährt hätte. Verständlicher ist es schon, daß er die Legende verbreitet, Deutschland habe nach der «Welt herrschaft gestrebt und von Frankreich verlangt, daß es seine Hegemonie annehine. Das Unterschieben dieser Absicht ist erfor derlich, um den Versailler Frieden moralisch zu rechtfertigen. Richtig wird es deswegen nicht. Mit besserem Gewißen als er kann man sagen, daß kein verantwortlicher Staats mann in Deutschland diesen Gedanken genährt habe. Richtig ist nur, daß nicht zum wenigsten unter dem Einfluß des volksverderbenden englischen Renegaten Chamberlain die Theorie .Staat ist Macht' ausgebaut worden ist, und daß alldeutsche Red ner Dinge geschwatzt haben, die im Auslande »eider ernster ge nommen worden sind, als in Deutschland, wo ernsthafte Leute diese Tiraden mit einem Lächeln abtaten. Herr Poincare gibt zu, daß Frankreich auf Elsaß-Loth- ringen nicht verzichtet habe. Glaubt Poincare, daß die .Drs- annexion" der Reichslande ohne bewaffnete Konflikte' erreich bar gewesen wäre? Deutschland habe diesen .großmütigen Ge danken' Frankreichs nicht verstanden, und Wilhelm II. habe es abwechselnd durch Drohungen und Schmeicheleien zu gewinnen versucht. Daß unsere auswärtige Politik von dem Augenblick an, indem man entgegen dem Bismarck'schen Vermächtnis Welt politik zu treiben begann, keine geschickte Hand zeigte, ist das Geheimnis des Polichinell. Und ebensowenig ist es ein Geheim nis für politisch denkende Menschen in Deutschland, daß unsere Politik gegenüber Llsah-Lothringen im Frieden ungeschickt, wäh rend des Krieges verbrecherisch war. Es ist nicht allgemein be kannt, daß der elsaß-lothringische Landtag, falls di» Reichslande Bundesstaat werden würden, bereit war, eine Er klärung für Deutschland abzugeben. Bethmana war bereit, den Wünschen der Elsaß-Lothringer zu entspre chen. Sein Nachfolger H e r t l i n g/konnte sich wegen der dynastischen Ansprüche der Wittelsbacher auf das Elsaß, die mit den Ansprüchen der Hohenzollern auf Lothringen und den Kurhut im Baltikum verfilzt waren, zu dem unbedingt notwendigen Schritt nicht aufraffen. Interessanter als die allgemein moralisierenden Ergüsse könn ten die Ausflüge des Herrn Poincare iu das Gebiet der Tatsachen sein. Lr begnügt sich aber damit, Dinge zu erzählen, die jeder mann in -en sogenannten Kautsky-Akten nachlesen kann. Das gilt namentlich über die Unterredung des Botschafters v. Schön mit Viviani am 3. August, die die Kriegser klärung bedeutete. Es ist richtig daß der Flieger über Nürnberg eine Ente war. Aber ebenso richtig ist es, daß im Generalstab, vielleicht allzu vertrauensselig, die Nachrichten über Grenzverletzungen geglaubt wurden. Ob sie unter dem Einfluß der Kriegspsychose entstanden oder erfunden worden sind, bleibt noch sestzu stell en. Wäre Frankreich in einem deutsch russischen Krieg neutral geblieben? Darauf kommt es an, und das soll Poincare beantworten. Herr Poincare behauptet weiter, daß Herr v. Schön am Tage der Kriegserklärung Oesterreichs an Serbien in Paris spazieren gegangen sei, gegen seine sonstigen Gewohnheiten das Theater besucht und im Restaurant gegeßen habe. Er habe den Auftrag erhalten, sich dem Publikum zu zeigen und einen Zwischen fall zu provozieren. In den deutschen Dokumenten ist ein solcher Auftrag nicht enthalten, und es wäre interessant, zu erfahren, woher Herr Poincarö seine Wissenschaft hat. Ein recht schwerwiegender Irrtum unterläuft Herrn Poin care bei seinen Mitteilungen über die Note an Belgien, den Durchmarsch betreffend. Nach ihm ist der Brief, in dem sie versiegelt lag, mit der Aufschrift .Nur auf telegrafische Ordre zu öffnen' bereits am 26. Juli, .also Zwei Tage vor der ersten Kriegserklärung', vom Auswärtigen Amt an den deutschen Ge sandten in Brüssel gesandt worden. Das istnichtwahr. Die Absendung von Berlin ist erst am 29. Juli erfolgt, h. am Tage der russischen Mobilmachung - und nach der Kriegserklärung Oesterreichs an Serbien. Am 26. Juli hat der Generalstabschef den .Entwurf zu einem Schreiben an die belgische Regierung'' niedergeschrieben. Dieser Entwurf ist am 29. im Auswärtigen Amt eingegangen, wurde also nicht als sehr eilig angesehen, dort ist er geändert worden, und dann wurde er nicht an die belgische Regierung, sondern an den Gesandten, zum Gebrauch» falls er forderlich, übersandt. Was beweist das? Auf deutscher Seite hielt man den völker rechtlich unentschuldbaren und diplomatisch törichten Durchmarsch durch Belgien für militärisch unbedingt nötig, und man bereitete die erforderlichen Eventualitäten vor; daß man den Krieg wollte, ergibt sich aus dieser vorbereitenden Handlungntcht. Falsch ist die Annahme oder die Behaup tung, die im Eingang der Note ausgesprochen wird, daß Frank reich beabsichtige, durch belgisches Gebiet vorzugehen. Das sah der französische Offenflvplan nicht vor. Im Schreiben Moltnes hat das Auswärtche Amt aber aaS verständlichen Rück sichten die Worte .nach Veteinigung mit einem eng lischen Expeditionskorps' gestrichen. Dieses Korps sollte sich bei Avesnes sammeln. Wenn es, wie selbstverständlich, zur Offensiv« überging, wozu es durch die äußere Linie gezwun gen war, mußte es durch Belgien vorbrechen. Wenn Herr Poincare wirklich zur Wahrheit über die Vor geschichte des Krieges beitragen will, so möge er dafür sorgen, daß di« französischen Archive ebenso wie die deutschen geöffnet werden, und darüber berichten, was franzönscherseits in den kritischen Tagen in Petersburg geschehen ist. Ober ist der ganze Sinn und Zweck seiiZer Vorträge nur de^ lierls« «w> lülil. llc!.» Union kork, vor« rau > Vozrl. V.Use^otKs,, - L. 5. «-di- - Hsr.LN»om.!>>c, , Aott Usrcti.jLb'i - . ao. 0o. Ursu.Vr.1 — 8ier Lto. - rm. 2SZ Ü0 .— »rrtmroa 294, »«rk« Uosiüvtt 18^ ?orr krrm« 21625 21/ 493 — ». Xmioek -- r - UtoUck« k — 12Z i»o!!sp. Z41 Koli« Vor. M. I.'5, oolwüit« M. Li>i«iz«a von B«d»rdrn >o> a»Mch«n Illi tt« M. SL0, o.an«w. M. 5.—: kl«In, 4laz«l,»n i>1« R»npar«UI«j«It« M I^V, von av«w4rt« Mk. 1LV, <velch4Ntaai«lg«n »U ylatzvoklchkM«» I» Pr«tl« »idtkt. Plah »nd Dolinvorlchrgt ohn, V«rdi»dttchk«!l. B»tl«»«»»r«lj« für dl« <v«Iamta»flag« Mk. 12^ a«No, sLk I«l!a»fl«^ Mk. Id.— n«N» pro Mill«, PoftanIIoz« P«sta«ddhr «xl««. »5««n1v««^.«,s<d!»b R«. 14vll2. 14U.U, 14v«4. — PoIl!ch«-»kont,72I->. Schrlstt.N»»« »od »«sch«N«»«I«: L«IpzI>, 5oba»»itg«11« 71«. ii. P«rl,g Vr. ««Indol» t L, - L«te,I» Rumäniens Entschädigungsansprüche Betti«, 17. Februar. Rumänien hat durch seinen Vertreter Nikolas bei der Reparattonskomwission Entschädigungsansprüche in einer Ge samthöhe von 31,99 Milliarden Gold-Lei anaemeldet. Rach dem Boulogner Beschluß soll bekanntlich Rumänien 2 Prozent der Gesamt- summe bekommen. Vermutlich soll die jetzt etngereichte Forderung die Grundlage bilden für die bis zum 1. Mai aufzustellende Gesamkechnung. Außerdem beansprucht Rumänien noch 10 000 Wagen oberschlesischer Kohl« im Jahre. I l.«u!« 7>N«!» IL11.5I IE sid»; 1ZZ '.g I»««. I»d»>, v«.l>, «,«««> 5x4. - II««,«» >Z95,— fr»«, z,«v»jzbö- V«r. r«f. Ird.^i!» isil.— Vikl«r>» — *" Sri »««,!, <»1.^84 — K«»«or,,,,> i>24.— »k.1,!>,««<>r 82L- r«Mon-r«r lo—t. ««1«> 4A— i vllu« «.»»» ! iievl« i «r>, „„e- Loiö. . lir. ?!.. ^rsdork « ka!i>S4rki!so '-r- 8i«^».!2M I2Z 5:.-».! 12» '' 4» l>r.-1 1275 „vk llir;r^17>."l „!ck. 175') -Üd»s/> n«4oi>zxri>. —- r«klli? 51, 1 <I«. <i»,Ulli — 4». <j» ur vlzyi; im forlrrkr. I'M >«i«k. llrik.i —- 1A US 21
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