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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.02.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192102053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19210205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19210205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
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Jahr
1921
-
Monat
1921-02
- Tag 1921-02-05
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Monat
1921-02
-
Jahr
1921
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schieben sie ihn beiseite. Sie führen Dinge ein, öie im Vertrag nicht vorgesehen sind, sie erfordern daher Deutschlands Zustimmung zu einem neuen Vertrag. Es ist nicht mögliche ihre geldliche Last genau mit derjenigen des Friedens- Vertrages zu vergleichen. Ich glaube, daß sie etwas geringer sind — wenn ich eine Schätzung wagen darf: zwei Drittel oder drei Viertel der Vertragsforderung. Aber solange sie übermäßig sind, verschlägt es nichts, wie hoch das genaue Maß ihrer lleber- mäßigkeit sei. Solange unsere Forderungen mit den Tatsachen nichts zu tun haben, ist ihre genau« Form bedeutungslos. Diese Vorschläge bringen uns also der Lösung des europäischen Problems nicht näher. Die betroffenen Parteien sind hinsichtlich ihrer Berech nung dessen, was Deutschland wirklich zahlen wird, nicht bester ge stellt, als zuvor und können keinerlei Pläne darauf aufbauen. Die Wiederherstellung des normalen Wirtschaftslebens ist für eine spätere Zeit vertagt. Der nächste Akt des Schauspiels wird erst End« Februar anheben, wenn die Konferenz in London, bel der deutsche Vertreter anwesend sein werden, beginnt. Diese wenigstens werden die Frage voraussichtlich ernst behandeln. Denn alles, was sie jetzt unterschreiben, wird mehr moralisches Gewicht haben, als der Vertrag selb st jemals ha den kann. Vielleicht rechnet Lloyd George damit, daß ihm dies eine neue Aussicht bieten werde, zu vernünftigen Ergebnissen zu kom men. Er glaubt vielleicht, daß er die Franzosen einen Schritt auf seinem Wege mitgefchleift habe und daß das sehr geschickt von ihm gewesen sei: daß seine Kritiker langweilig und ungelenk seien, und daß er, wie gewöhnlich, sein Bestes tue. Aber wir werden niemals der Schlinge entrinnen, in die mir uns durch Schiebungen und Tricks selbst verwickeln. Sicher wird die Wahrheit eines Tages ans Licht kommen. Für eine Lage wie die gegenwärtige gibt es aber keinen anderen Weg, als sie offen zu b«ennen. Der Gedanke an die beiden Premierminister, die sich in Paris über törichte Formeln den Kopf zerbrachen — Formeln, deren Torheit sie genau kannten —, der Gedanke an Herrn Loucbeur, der dabei geschäftig zwischen den beiden umher- schwirrte, dieser Gedanke ist für jeden, der seine Bedeutung n steht, nichts anderes als der Gedanke an einen knuderu»«' erfüllten Alpdruck. Fragen sind ernst und praktisch, und sie verdienen beantwortet zu werden. Wenn die Pariser Vorschläge mehr als Wind sind, so bedeuten sie, daß die Kanäle des internationalen Han dels vollkom men um'gebaut werden müssen. Wenn be absichtigt wird, irgend etwas auch nur entfernt ihnen Gleichkom- mcndes tatsächlich durchzuführen, so find die Rückwirkungen auf den Handel und die Industrie Englands unübersehbar. Es ist eine Schande, daß sie in der poker haften Manier zustande kamen, von der uns die Pariser Meldungen berichten. Noch eine andere Seite der Sache verdient Erwähnung. Etue Summe von vier Milliarden Goldmark — um den Betrag zu nehmen, der in ziemlich unmittelbarer Nähe steht — stellt beim gegenwärtigen Dalutastand mehr als 50 Milliarden Daptermark dar. Die gegenwärtigen Einkünfte der deutschen Neicysregierung betragen etwa 30 Milliarden, ihre Ausgaben etwa 100 Milliarden. Der deutsche Finanzminister wird also, wenn er seine Schulden be fahlen soll, vor dem Problem stehen, seine Einnahmen zu ver dreifachen und seine Ausgaben gleichzeitig um die Hälfte zu kürzen. Und einige Iabre stxiter wird er seine Einkünfte wiederum ver doppeln müssen. Wiederum befinden wir uns in der Region der Phantasie. Und wenn er es nickt tut, was wird dann geschehen? Einige Zeitungen meinen, dann werde die Neparationskommission ein greifen, die Zölle erheben und die Steuern eintreiben. Welche Versuchung für diesen Finanzminister, sie zu bitten. eS doch so- fort zu tuns Der Vorschlag ist, wenn er tatsächlich gemacht worden ist. ein glänzendes Beispiel dafür, daß jeder Gedanke, wenn der Geist erst einmal den festen Boden verlassen hat und in den Sphären der Einbildung herumsckwcist, genau ebenso gut ist wie jeder andere. Nichtsdestoweniger bedeutet die Vertagung von Ueber- legungen über wirklich durchführbare Leistungen einen großen Triumph Lloyd Georges auf dieser Konferenz. Er hat sich nur denjenigen französischen Wünschen gefügt, die unmöglich verwirk licht werden können: und es ist ihm bisher gelungen, seine Ein willigung in Dinge, die verwirklicht werden können, zurückznhaltcn. Es ist noch nicht ganz klar, wcläze Beziehungen man diesen neuen Vorschlägen zu dem Vertrag selbst beimihl. Offensichtlich Sü.' >nr , «41». «or«d. I ü, »>. M- »o <». ck>.l.K.c svs l«» !lA) kn». AXM.HW rr.-z. lj8 rillt. ttttt »» « Alt , votN>»etz«v I «VKr. V«t-el »dsia «U» »»- 1» vo ¬ ll Seo »ot- Uovbox »oä » >. a, a 4dSU 7-U »Ilt-g» re» i<7s «o-M» o-e-E Morgen-Ausgabe Bezugspreis: Monali. -rli.ro.—. vlerlel Übri. 'Bt.rli—- E«k Äbholer Wsusti. M. vüo Mor»,»-4l»1S«tz« alle!» M. 7HU ms««»lich, Ädend-A»«gäde «llei» M L— «»»siNch. Durch ,»s»r« o,t»ilr>«,«n 8UI«l«» m, Hop» brach« »u>natlich M. vieriellilhrltch -l!. All.—: dar» di« P-k Nniidatb L.utlchlaud«, frei in« -an« gelles««, «efaml-Anlgade monatlich M. S.—, »iirtelltdrlich M. A.—. Bn«land«p«rsaa»: monatlich M. I».— and Drachlochen-Parl» «in^lnnmmer,. Mor,,»- 4l»««id« M Pf., Ädend Äat^ld, lib Pf. eenntoxt-Airtgad« «o Pf. Da« retp»t«e, D««eblatt enthält die amtlichr« »ck.,n«t»ackv«ü«« de« «att« mlb de« Pattdktamtr« der «tavt Lctvtk». t«ü »vUH«ertcht» «owr« »erlckteven« «oder« »«»»rve». US. Jahrgang Anzeigenpreis: M. Anzeigen oo» B,h»r»«» i» amtlich«» I«U dl« «p^areilltzene M.L2V. o.«»1». M.5—: dl«in« A»z«ig«n »t« Aonpartlllezeil« M 1.40. »»» aulisürli Md. l^0, chelchüstsanzetg«» mli Platz»«rlchrlft«n im Preis« »rhdd«. Platz »»d Date»vorlchrls« ohne D«rdindllchd«ll. D«ll«g»»pr«ls» str dl« ««samtaalla^ Md. l».- nell», für Teiloiflaa« Md Id.— »eil» pr»M>«a,P»fIa,flaae P»Ilg«d<Idr »ztr». it«r»>»rrq>- A»lchl»b Ar. ltoltL ,4o»4. — Poss,ch«chd»»!o7l-^. SchrtNl.il,»« »n» S.^HM«h«l>a: Lech,«,, ^channiS^H« Ar. «. -v«rla, »r. A.iatzot» ch «a - dachzt» Nr. 64 1921 Sonnabend, den S. Sebruar Die wirtschaftlichen Folgen der Pariser Beschlüsse Von John Maynard Keynes. Der durch seine Kritik am Versailler Vertrag bekannte englische Volkswirkschastier John Maynard Keynes Hot im .Manchester Guardian" die Pariser Beschlüsse kritisch beleuchtet. Wir geben seinen Aufsatz, der auch in Deutsch land Beachtung verdient, hier m wörtlicher Uebersetzung wieder, jedoch unter Weglassung der Einleitung, in der er nur die, unseren Lesern bekannten, Forderungen der Alliierten zusammenfaßt. ; Vor dem Krieg betrug die deutsche Ausfuhr ungefähr zehn Milliarden Mark jährlich, und die Einfuhr war noch etwas höher. Zu heutigen Preisen wäre dieselbe Ausfuhr mehr als 20 Milliar den Goldmark wert. Nun ist es klar, daß Deutschland den festen Teil der Leistungen unmöglich anders als durch Entwicklung eines riesigen Ausfuhrhandels wird zahlen können. Denn seine Ausfuhr muß seine Einfuhr wenigstens um die Summe übersteigen, die es zahlen soll: und viele seiner Aus fuhrgüter — z. B. Metall- und Textilwaren — können überhaupt nur erzeugt werden, wenn die Rohstoffe dafür loder wenigstens ein großer Teil davon) zuvor eingeführt wurden. Ich glaube nicht, daß irgendwer ernsthaft behaupten wird, Deutschland sei in der Lage, seine Ausfuhr Jahr für Jahr und unausgesetzt auf einer Höh« zu erhalten, die seine Einfuhr um, sagen wir einmal, 40 v. H. übersteigt. Das heißt, um ein zahlenmäßiges Beispiel zu geben: Wenn Deutschland einen Ausfuhrüberschuß von 4 Milliarden Goldmark haben soll, so muß seine Gesamkausfuhr wenigstens 14 Milliarden Goldmark betragen. Zwölf Prozent dieser Summe ergeben 1,68 Milliarden Goldmark. Es wird somit klar, daß die veränderliche Verpflichtung un- acheuer groß ist. Mit einer Gesamtausfuhr von 14 Milliarden Goldmark gegen eine Einfuhr von 10 Milliarden, d. h. also mit einem Ausfuhrüberschuß von 4 Milliarden Goldmark, könnte Deutschland gerade eine feste Summe von 2,32 Milliarden and eine Ausfuhrabgab« von 1,68 Milliarden zahlen, was zusammen 4 Milliarden Goldmark ergibt. Das will heißen, daß ein Hande! dieser Höhe schon nahezu für die Zahlung der wahrend der ersten beiden Iabre verlangten kleinsten Rate von 2 Milliarden Gold mark zuzüglich der Ausfuhrabgabe notwendig sein wird. Es ist schwer, sich Zahlen vorzustellcn, die die vorgeschlagene Normal zahlung von 6 Milliarden Goldmark mit der Äusjuhrabgabe ge stalteten. Aber man kann mit einiger Sicherheit sagen, daß die zwölfprozentige Abgabe von einer Ausfuhr, die einen Uebergewinn von 6 Milliarden Goidmark abzuwerfen imstande wäre, ganz gewir den Betrag von 2 Milliarden Goldmark überstiege. Die Vor schläge der Pariser Konferenz für die normale veriodische Zahlung belaufen sich daher auf eine Forderung von mehr als 8 Milliarden Goldmark jährlich: das ist das Doppelte der höchsten Zahl, die, soweit meine Kenntnis reicht, irgendeine sachkundige Persönlich keit in England oder in den Vereinigten Staaten jemals zu recht- fertigen versuchte. Es fei aber daran erinnert, daß Deutschland, nack den letztveröffenklichten Statistiken, gegenwärtig ein Ansfuhr- defizit hak. Die Pariser Vorschläge können daher nicht ernster gemeint sein, als es der unspriingliche Vertrag war. Sie stellen nur einen neuen Zug in einem Spiele dar, auf den die Spieler selbst ganz gewiß nicht mehr hereinfallen. Lloyd George glaubt, daß er etwas erreicht habe (und hat vielleicht auch etwas erreicht), wenn es seiner Ueberredungskunst gelingt, Herrn Briands Zustimmung dazu zu erlangen, daß 24-2 nich4 — 12, sondern nur — 8 sei. Und Herr Briand hofft, daß seine Beredsamkeit in der französischen Kammer doch noch erreichen werde, die 8 so bestechend anzupreisen, daß er jedes Plädoyer des Herrn PoincarL, wleviel Lesser es für Frankreich wäre, wenn 2-l-L--12 wäre, damit übertrumpfen könne. Ich zweifle, ob es jemals in aller Geschichte etwas Aehn- l'ckeS gegeben hat. Man diagnostiziert es vielleicht am besten als Folge jener nnglücksschwangeren Entwicklung dessen, was mir als Propaganda zu bezeichnen gelernt haben. Dieses Unge heuer ist der Herrschaft seiner Urheber entglitten: davon allein rührt die außergewöhnliche Lage her, daß die mächtigsten und intelligentesten Staatsmänner der Welt — unter -em Zwange von Kräften, denen sie sich nicht entziehen können —, genötigt sind, sich Tag für Tag zusammenzuflnden, um die Einzelheiten von Unmöglichkeiten zu verhandeln Es wäre leicht, nun noch dar-uleaen, wie Deutschland, wenn cs den riesigen Ausfuhrhandel, den die Pariser Vorschläge im Auge haben, wirklich erreichen könnte, nur dadurch dazu in der Lage sein könnte, daß es einen Teil des englischen Stapelhandels von den Weltmärkten verdrängte. Für welche Art Ausfuhrgüter, können wir fragen — Ausfuhrgüter, die über seine gegenwärtig« Ausfuhr hinauSgehen —, wird Deutschland im Jahre 1922 (weiter wollen wir zunächst gar nickt denken) Märkte solchen Umfangs finden, daß es imstan-e wäre, einschließlich der Ausfuhrabgabe, die es in diesem Jahre zu zahlen haben wird, Beträge von A—4 Milliarde« Goidmark abzuführen? Deutschlands (fünf Haupk- cmsfuhrgüter vor -em Kriege waren Eilen und Stahl, Maschinen, Kohlen und Koks. Wollwaren und Baumwollwaren. Welchen, dieser Handelszweige wird es, nach der Pariser Meinung, auf eine noch nicht dagewesene Höhe bringen? Oder wenn nicht diese: welch« anderen? Und wie soll es die Finanzierung der Rohstoff einfuhr bewerkstelligen, dl« (außer bet Kohl« und Koks) Vorbe dingung der Verarbeitung ist, — wie soll es die Finanzierung bewerkstelligen, wenn die erzielten Warenerlöse nicht mehr zur Rückzahlung der Kredite verfügbar sind? Ich stelle diese Fragen für das Jahr 1922, weil viele Leute irrtümlicherweise glauben, daß, lvährend die vorgeschlagene Regelung für die späteren Jahre fraglich sei — nur die Zeit könne das erweisen —, Vach wenigstens «ine Art durchführbaren Anfangs mit ihr gemacht fei. Diese Keine Hoffnung auf Amerika Berti», 4. Februar. (Drahlderlchi ««ferer Ber liner Schrlfileit»»-.) Z« ei«er Berllarr Mittaaüzeikuag, von der «an weL daß gewisse Fade« zu einer Entenkekommissio« in Berlin htnvberlaofen (es handelt sich um die .Neue Berl. Ztg." Dl« Echristleituog.), wird heule di« angebliche Acutzerung eines Milgliedes der deutschen Regierung über die Vorbereitungen für Loudon erörtert. Es daun uül aller Entschiedenheit festgestelll werden, daß kein Mit glied der deutsche« Reichsre-leruug eine derartig« Dar legung dem Blatte übergeden hat. In politische« Kreisen albt man sogar de« Verdacht« Raum, daß dieser Bericht eine« Versuchsballon darsteUt, wozu die Aeußerung über die EinwirkuugSmöglichkeil der Ententebot schafter i» Berlin auf die gegenwärtige politische Lag« auch eine gewisse Berechtig««- gibt. Es ist aanz ausgeschlossen, daß «in deutsches Ae- gierungSmitglitd die Hoffnung ausgesprochen habe, daz; Amerika und die »eatrale« Staate» Einspruch gegen das Diktat der Alliierte« erheben «»erden. Im Gegenteil glaubt man in Regierung-- Kreisen entschieden vor jedem unangebrachten Optimismus nach dieser Richtung warnen za mästen, insbesondere was Amerika anbetangt. Die Haltung der amerikanischen Presse gegenüber dem Vorschlag der !2prozentigen Ausfuhrabgade gehl offenbar ans rein amerika nische geschäftlich« Interessen zurück and dürft« auf die amerikanische Politik nicht so viel Einfluß auSüben, um sie zu einer Intervention za veranlasse«. Die in einigen politischen Blättern Amerikas zum Aus druck gebrachte Absicht, den FriedenSvcrlrag zu ratifizieren, zugleich aber den VölkerbundSaaaex vollkommen abznlehnen, würde, wenn die» zur Ausführung käme, durchaus nicht günstig für Deutschland sein, da dieser Annex die einzige Sicherung Les Friedensvertrag«« darstcllt. „Die Deutschen scheinen zu glauben" London, 4. Februar. (Eigener Drahtbericht.) Die „Times" schreiben: Die Sanktionen werden auferlegl werde«, wen« Deutschland entweder die Beschlüsse über die Ent waffnung oder die über de« Schadenersatz nicht zur Ausführung bringt. Die Deutschen scheinen za glauben, baß die finanziellen Bedingungen von Paris als Vorschlag zn betrachten seien, aber sie wissen sehr gut, daß diese Bedingungen Beschlüsse sind. Sie können in London Reden halten wie sie in Spa Reden hielte«, aber man wird ihnen nicht gestalten, daß pe durch Unterhandlungen eine völlig« Revision des Friedeasvertrages erreichen. * London, 4. Februar. .Westminster Gazette" spricbt M>er die Erklärung -es Reichsministcrs Simons mit Bezug auf die Ent waffnung. Das Matt tagt, die Alliierten hätten es in der Hand) Deutschland Strafen a ufzue r le g e n ; wenn jedock eine tat- sächliche Wiedergutmachung erzielt werden solle, so müsse sie das Er gebnis einer Art von Uebrreirckunft sein. Jetzt sei die Reihe an den Deutschen, ihre eigenen Vorschläge vorzulezen. Diese rvürden jedoch wenig Nutzen haben, wenn sich die Deus scheu ebenfalls nach einer Seite verirrten, wie dies die Alliierten nach der anderen Seite getan hätten. Die Deutschen täten gul, endlich die Höchsisummo, die sie zu zahlen in der Lag« sind, zu erwägen und ihren Standpunkt dann eingehend zu begründen. Briands schlechtes Gedächtnis Berlin, 4. Februar. (Drahkberichf unserer Berliner Schriftleitung.) In politischen Kreisen Berlins weift man die Aeußerung des französischen Ministerpräsidenten Brtanü in der fran zösischen Kammer, Deutschland schulde Frankreich beträcht- liche Summen, mit Entschiedenheit zurück. Es könne keine Rade davon sein, daß Frankreich bisher Deutschland Geld vorgeschofsen bade, mit dem eS seine WiederausbaUkosten bezahle. Der französisch« Minister präsident scheine sich offenbar nicht mehr der -entfchen Bar leistung von 20 Milliarden Goldmark zv erinnern und zu vergessen, daß Frankreich in -en deutschen Kolonien und anderen deut schen Besitzstücken reale Pfänder in -er Han- hat, die den Wert her biSyer entstandenen französischen Wiederaustxmkosten bei weitem über steigen. Die bayerischen Quertreiber ruhen nicht k. L. Bervn, 4. Februar. (Drahtbericht unserer Berliner Echrtftleitung.) Dle Erklärung der Regierungsparteien, -ie -er -emokrat-sche Abg. Schiffer am Mittwoch im Reichstag abgegeben hat, war auch mit der Bayrischen Volkspartei vereinbart und in ihrem Namen vorgetragen worden. Wenn es in -Leser Erklärung hieß, man wolle in der Entwaffmmgsfrage -ie im Frisdensvertrag und in Spa übernommenen Verpflichtungen loyal ausführen, so war in dieser Fassung ein Kompromiß mit der Bayrischen Volks partei zu erkennen. Aber auch diese vorsichtige Fassung ver sprach doch offenbar Entgegenkommen, während nur dieDeutsch- nattonalen als einzige Partei jedes Entgegenkommen ab lehnen wollen. Jetzt liegt nun eine Auslassung aus Kreisen der Bayrischen Volks Partei aus München vor, in der gesagt wird, daß dle Reichsregierung anscheinend zu nutzlosem, unglückseligem Ent gegenkommen in der Entwaffnungsfrage bereit sei. Wir meinen, die Bayrische Dolkspartel habe ganz genau gewußt, wie weit die Regierung nachzugeben gedenkt, als die Fraktion ihre Zustimmung zu der vereinbarten Erklärung der Koalikionsparteien gab. Daß die Reichsregierung etwa inzwischen sich zu einem weiteren Ent gegenkommen entschlossen habe, ist durchaus nicht anzunehmen. Es scheint also, als ob die Bayrische DolkSpartei Lust zu Seiten sprüngen habe; denn sie erklärt welker, daß Deutschland die im Friedensvertrag und in Spa übernommenen Verpflichtungen schon so loyal durchgeführt habe, daß zn tun nichts mehr übrigbleibe. An dem vorläufigen Bestand der Bayrischen Einwohner wehr dürfe nicht gerüttelt werden. Nun, das Wort .vorläufig" ist dehnbar. Wir glauben allerdings, daß die Reichsregierung und auch die Koalitinosparteien der Meinung sind, daß um die bayrischen Einwohnerwehren ein schwerer KoWikt mit der Entente nicht riskiert werden darf, und es ist anrunehmen, daß auch Bayern sich der allgemeinen II Überzeugung fügen wird, wenn sie kbr in der in diesen Tagen zusammenkommenden Konferenz aller deutschen Ministerpräsidenten nahegebrachk wird. Auch Her, von Kahr wird ja zn diesem Zwecke nach Berlin kommen. Er wird sich überzeugen, -aß hier überwiegend die Meinung der Bayrischen Volksparlsl, wonach es eine Verschiedenheit in der Acparations- nnd in der Entwaffnungsfrage nicht gebe, nicht ge teilt wird. Man ist vielmehr in allen maßgebenden Kreisen der Meinung, daß die Bedeutung der wirtschaftlichen Zumutungen unvergleichlich viel größer kst, als die der militärischen. Wenn die angeführte Stimm« der Bayrischen Volkspartei weiter androht, cs würde eine Spannung zwischen Bayern und dem Reich ent stehen, falls man diese beiden Fragen verschieden behandeln wolle, so ist dös gerade jetzt außerordentlich zu bedauern. Das „Rein" des bayerischen Kabinetts München, 4. Februar. (E ig D r a h t b e r l ch k.) Heule vor mittag fand ein Ministerrat über die Pariser Beschluss.' statt, zu dem sämtlich« Minister versammelt wa-ren. Es handelte sich darum, dem banrischen Ministerpräsidenten v. Kahr, der beute abrnd zu de, Konferenz der Ministerpräsidenten der Länder nach Bersin fährt, das einstimmige Rein des Ministerrates nrtt auf den Weg zu geben. Am Sonnabend wird der Ekadtrat München in einer öffentliche!, Sitzung gegen die Pariser Beschlüsse protestv.'ren Me sozia!- demokratisch« Partei Münchens veranstaltet eine Protest- Kundgebung am Sonntag vormittag.
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