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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.10.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192010300
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19201030
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19201030
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-10
- Tag 1920-10-30
-
Monat
1920-10
-
Jahr
1920
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Sette L Nr. V08. Morgen-Ausgabe Interesses stehen letzt einmal die Vertehrsverhällntfse wischen Deutsch- land und Ostpreußen und di« BeZehungen »wischen Preußen und Litauen. Dl« ersteren sind abhängig von den zwischen und und Polen gesuhrten Vrrhan»lurgen. Die ringele teten Verhandlurgcn musten feineret ab gebrochen werden, da Polen sich nicht dazu bercltsinden konnte, über eine :oczvoswelse zu «rleblaenH« Maten« zu verhandeln. Nunmehr haben -le Verhandlungen In Pari- m t Polen begonnen. Drutschersei.s ist als Führer der De cgakion der Traf von der Schulrnburg beauslragt vorden. Die Verhandlungen haben am 8. Oktober begonnen und sind uock nicht abgeschlossen. In einigen Punkten ist bereits eine gewisse linigunq erzielt worden. Der wichtigste Gegenstand der Verhandlungen ft da- allgemeine Wirtschaftsabkommen, das wir mit Polen schließen -vollen. Augenblicklich besteht eine Wirtschastssperre m t Polen, die wir nicht le chten Herzen« unternommen haben. Aber auch die schwer be troffene deutsche Industrie sagt, daß der beschrittene Weg biS zum Z ele begangen werden muh. lieber Oberschlcsten worden wir ausführlich be« Vorlage des Autonomiegesetzes reden müssen. Die obersch.esische Frage ist deswegen so kompiliert. wc»l si« nicht nur ein, wirtschaftliche, nlcht nur sine preußisch-pol tisch«, nicht nur eine deutsch- polltlsche. son»>enr geradezu eine europäisch-politische Frage ist. Ganz Europa ist daran interessiert, was auS der obrr^chlesischen Koh'e, der vberschlesischen Industrie wird. Ich habe in Spa ausgcführt, daß eS für die gesamte europäische Wirtschaft unrichtig sei, überhaupt eine Abstimmung in Oberschlesien zuzuiasscn. «Lebhaftes Bravo!) Ich bin anch letzt noch der Meinung, daß ein Verzicht auf die Abstimmung das beste wäre. Ich werde cs beklagen, wenn eS wahr sein olite, daß die Internationale Komm ssion In Oberschlcsten an die ober- ch.esische Industrie herangelreten ist mit der Forderung, eingehende In- ormatiouen darüber zu geben, wie sie sich bei einem Ilebergang Ober- chlestenS an Polen verhalten würde. (Hört! Hört!) Bis seht hat die liommission nur die Aufgabe, für eine unbeeinflußte Abst mmung zu orgen. (Sehr richtig!) Ich glaube deshalb nicht, daß die mir sehr auS- ührlich gemachten Mitteilungen den Tatsachen entsprechen. Kein Tag vergeht ohne Klagen über liebergrisse und Gewalttaten in Oberschlcsten. Eine RcprefsaZrnpolitik dagegen ist aber gefährlich. Auch mit Litauen hat man unS für alle Zeiten veruneinigen wollen durch llcdertragung des deutschen MemellondeS an Litauen. Jeden Augenblick kann der Kriegszustand zwischen Polen und Litauen wieder ausorechen. Wenn Polen versucht, die Schuld daran Litauen oder gar uns zuzuschreibcn, so nommt mir das vor, wie wenn die .Note Fahne' sich darüber beklagte, daß das Ministerium Fchrenbach Terror verübt. (Lebhafte Heiterkeit) Wir halten demgegenüber die Stellung der un parteiischen Neutralität ebenso wie beim Kampfe zwischen Rußland un- Doien für geboten. Mit der Zulassung russischer Agitatoren nach Deutschland haben wir trüb« Erfahrungen gemacht. Deshalb werden ->ir in Zukunft uns zweimal die Leute anschen, denen wir Einreise erlaubnis erteilen. Selbst auf dir Gefahr hin, daß darunter die An knüpfung wirtschaftlicher Beziehungen zu Rußland leiden könnte. Wenn wir bisher die Regierung deS Generals Wrangel und der Ukraine nicht anerkannt haben, so ist das in der Unübersichtlichkeit der Verbäitniste begründet. Deshalb aber wollen wlr diese Mächtegruppen mit derselben Courtoiste behandeln, wie seden, der sich verständig gegen Deutschsand benimmt. (Zustimmung.) Mit China verhandeln wir über cin vorläufiges Abkommen wirtschaftlicher Nalur, das hvfsenk! ch bald zustande kommen wird. Auch mit Japan hoffen wir das alte freund liche Verhältnis wieder Herstellen zu können. Bel der Beseknng der Stellen habe ich bisher nicht nach der Konfession gefragt. Wir sind ba>ln ganz unparteiisch vorgeganqen. DaS beweist am besten die Tat sache, daß den vielleicht wichtigsten diplomatischen Posten in Paris cin Katholik innehat. In Zukunft will ich allerdings mich bemühen, die Konfessionen gleichmäßig zu berücksichtigen, wie das einem demokratischen Land« entspricht. Dem Wunsch nach einem nationalen Feiertag kann ich mich ebenso anschließen wie dem nach einem nationalen Gesang, aber im Augenblick können wir keinen nationalen Feiertag und keinen nationalen Gesang festsetzen. Das zu erklären, habe ich auch beantragt. a.S von englischer Seite bet uns ungefragt wurde, weichen Nationoigesan-g wir lebt «igentkch hätten, Ledebour: DaS war eine recht unpassende Frage!) In unserer jetzigen Lage war diese Frage allerdings unpassend, lieber unser Ver hältnis zu Amerika setzt zu sprechen, halte ich im HinbKck aus die un mittelbar bevorstehende Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten ür nicht taktvoll. So verächtlich daS Volk ist. daS nur fremde Götter rennt, so verblendet ist das Volk, da- nur sich selbst auf den Alta etzt. Tew ß hat ledeS Vclk die heilige Pflicht, sich gegen äußere uru nnere Gewa.t zu schützen, aber die Selbstbehauptung darf nlcht da- fetzt« Wort fein. Deutsch sein ist so lang« nicht genug, so lange die Deutschen nicht einen Ge.vnken verkörpern, der über dos Deutsche Reich hinauSgeht. (W der- spruch rechts.) Gerade jetzt, wo unS mit Gewalt die Macht genommen wurde, ist ei unser Vorrecht, solche Gedanken za erstreben. Ich halte ei ' für richtig, auf den alten Gedanken der deutschen Genossenschaft zurück zukommen, mt dem wir In der Welt werbend oustrcten sollten, und als zweites der Gedanke an die deutsche Rechtsordnung, der nach uralter deutscher Arl eine organ sche Entwicklung bei uns erfahren hat. Das llrrecht unserer Völker und das anderer Völker, das im Fr edensvertrag von Versailles In vielen Punkten mit Flitzen getreten worden '.st, das wird uns in der Welt mehr Fremde schassen, als es jemals die Gewalt vermochte. Solang« ich di« von mir nicht gesuchte Ehre habe, bat Außcn- 3ean Paul als Sprachgelehrter (Mit einem ungedrucklen Brief Jean Pauis.) Von Johannes Reichest (Dresden). Der folgende Bries Jean Pauls ist an Professor Karl August Förster in Dresden gerichtet, der als Schriftsteller und Forscher sich einen Namen geschaffen hat. Innig« Freundschaft verband später beide Männer. AlS im Jahr« 1821 Jean Pauli begabter Sohn, der sich überarbeitet hat.«, an einem Nervensicber starb, war Ioan Paul» der sich von der West «rückzog, in jeinem Schmerze und in seiner Verbitterung selbst dem Lode nay«. Sein Freund Förster und sein« Gattin Lurj« gewannen ihn, wie er später selbst schreibt, dem Leben wieder. Jean Paul beschäftigt» sich gern, wie auch folgender Bries beweist, mit Sprachstudien. 1820 vecöftentlicht« er die schon 1818 im Morgen- bla'.t gedruckten zwölf Briefe .lieber die deutschen Doppelwörter', ein.» grammatische Untersuchung, worin er vor allem gegen dl« Einschiebung eine- .S' in zusammengejetzten Wörtern kämpfte. Auch mit Förster korrespondierte er darüber. So hatte Jean Paul noch mo)r«re grammatisch« Grillen, di« er in seinen Werken konsequent durchführt«. Der Widerspruch berufener Fachmänner, wie z. Bi. der Jakob GrimmS, vermochte nicht, ihn davon abzudringen. Bayreuth. 3. August 1818. Derehrungswürdiger Männl Ich hab« mehr gegen mich gesündigt als gegen Sie, daß ich aus Ihr Schreiben und Ihr Geschenk mit einem so späten Dank« antwort«. Eine Meng« Geschäft« ließen mich noch nicht daS Studium eines solchen Sprach- und SachforscherS vollenden. Nicht einmal dl« Untersuchung über di« Gründ« deS Wechsels der beiden deutschen Sprochfügungen — bald zu sagen Löwenhaut. Pfaueisschwanz, dann wieder Tautropfen, Daugraf; bald weiblich — Liebesdienst, Enten jagd, dann Bcerwanz«, Eouja-zd; dach gefchlecht.oS, DejchlecytSlräger, dann Werkmeister — könnt' ich durchführen, weil durchaus Gründ« zu dieser anscheinenden Grundlcsigkell durch Ucberzählung aller Fälle auf- zafinden sein müssen. Was aber eben wieder meine dankend« Antwort verschob, war, daß ich im künftigen Jahre di« zweit« Auslage meiner Aesthetik geb«, worin diese Untersuchungen, noch meinen Kräften an gestellt, vorkommen müßen. Ich gäbe ein« Halde Büchermast« darum für di« Erscheinung einer deutschen Sprachlehre von Ihnen, durch welch« Sie. wie ick hör«, münd- tck «ine deutsch« /icactemm Jelle Cruca um sich bilden. Mit halb weh mutiger Freud« sieh« man Si« kurz vor Ihrem .Davon' and Aussloge roch am Sprachgewandt unserer Gedanken arbeiten, um ordentlich wie ein EliaS nnt den Mantel zurückzuwersen. Ihre Verdeutschungen sind deutsch und kräft'g geschaffen. Dennoch bleiben wir beide nicht au Einem Weg« n«benelnand«r, woran auch »Gleicht Schuld ist, wrtl Sir vorautgeben. K«in« d«r m«nschl chen Sprachen behauptete -t« Gleichmäßigkeit Ihr« Dll-uu- f»U, —... Nichts s Leio ziyer Taae blatt mrirsterium za leiten, bin ich fest entschlossen, di« ö«»Ifch« Außenpolitik nach dt«s«n Gesichtspunkten zu stihrea. (Zustimmung und Widerspruch.) Ado. Sir«semaim (DI. D): Mit der außenpolitischen Haltung, di« Vr. Simon- eingenommen hat, sind wir enr er stanken. Nur häl e ich gewünscht, daß wegen der Lieferung der Milchkühe von RezierungSselt« daraus h «gewiesen worden wäre, dag in Anbetrach! der wirischastiichen Lage Deutschlands von «inrm moralischen Anspruch der Entente keine Rede se n kann. (Sehr richtig rechts und im Zentrum). Nach dem mir vorliegenden Material hat Frankreich im Jahre 1914 8 Millionen Kühe besessen. Wenn d'« Zahl in normaler Weis« zugcnommen hat, dürste ein befriedigender Zustand erreicht sein. Nichts ist für Deutschland so katastrophal, wie der MangelonMilchkühen. Eine rechtlich« Prüfung der Frage ist irrelevant. Die Regierung muß mit allem Nachdruck aus die wirtschaftliche Leistungsunfähigkeit Deutschlands hinwe sen (sehr richtig rechts und im Zentrum). Die Behandlung der deulschen Sce'eule in England widerspricht durchaus dem Friedenszustonde (Zustimmung). ES gibt «in« Grenz«, bis zu der absichtlich« Beleidigungen ertragen werden können. Die Frag« der Behandlung unserer Krieger in Frankreich ist eine Frage der Menschlichkeit (Bravorufe rechts). Ich möchte in diesem Zusammenhänge an den Herrn Außenminister e ne Anfrage stellen. ES Ist Beschwer-« erhoben word«n, daß eine Veröffentlichung deS Majors von Stülpnagel über die Vorwürfe, die wlr hinstch'.lich der Kriegs- gefangenenbehand'ung den Feinden gegenüber geltend machen können, zur Einleitung eines Verfahrens gegen ihn geführt Hot. Eme Klar stellung dieser Angelegenheit ist unbedingt erforderlich. Ich möchte nicht nur wünschen, daß d « Nachricht von einer strafrechtlichen Verfolgung des Autor- nicht richtig ist, sondern möchte darüber hinaus die Frage stellen: Wann erscheint eine amtliche Veröffentlichung der deutschen Re gierung über die unerhörte Behandlung unserer Kriegsgefangenen auf Grund des Material-, das das Auswärtige Amt besitzt? Hervor- ragende Männer, die die ersten Beziehungen mit England wieder an knüpfen, haben mir gesagt, daß die vergifte « Atmosphäre in Eng'and durch die angeblichen deutschen Greueltaten ersolgie. Da ist es eine ge bieterische Notwendigkeit, daß die Anklagen entkrästigt werden. Ein solcher Gegenbeweis soll durchaus nicht unsere internationalen Be ziehungen belasten, sondern vielmehr zur Wiederherstellung norma er wirtschaftlicher Beziehungen beitragen (sehr richt g). Der Abgeordnete Gras Westarp hat di« Anfrage gestellt, wie sich die deutsche Voks- Partei zur Sozialisierungsfrage verhalle. Wlr erkennen grundsätzlich an, daß di« Bodenschätze d«r Allgemeinheit gehören. Das hat aber absolut mchs zu tun mit der Frage, ob die Iledersührung der Bodenschätze in die staatliche Hand ratsam ist. Es gibt kein schärferes lirleit gegen die Soz alisierung, als der Bericht der Soz ollsierungskommission. Auch die rad ka.en Vertreter der Arbeiter, schast wünschen die Frage der industriellen Führerschaft nicht zu be seitigen. Die Verwaltung und Produktion von Kohle und Gas muss?» einheit.ich gestaltet werden. Cs muß e-.ne große gemeinwirtschaftlicke Kontrolle hergestell« werden. Der Gedanke der Wirtschaflsprovinzen ist Ke ne Gefahr für das Reich. Je mehr die Möglichkeit gegeben ist, durch solche Zusammenfassungen den einzelnen Landestciien Deutschlands ihre wirsschaflliche Stellung sicherzustellen, um so sicherer steht daS Reich selbst. W.r würden dreierlei erreichen- 1. Eine Mchrförderung von Kohle, 2. bill aere Kohle durch den techn scken Fortschritt, der damit verbunden ist, 3. eine Iledersührung der Mehrheit des Besitzes ln die Hände der Allgemeinheit. Man versteht d e deutsche Wirtschaft nlcht, wenn man g^mbl. daß sie nur die Vertretung der Aktionäre ist, die hohe Dividenden verschaffen soll. Das Werk als solches ist dasienige, dem die Kratt der Unternekmungsführer gilt. Gewinne. di« sie erzielen, kommen dcm Wc^k zugute Wollen Sie diesen Einfluß verstärken, so g den Sie den Weg, daß dlcsr Cemeinschaflskörperschaften über die Mehrveit des Besitzes verfügen, dann werden wir in absehbarer Zelt das Mehr an Kohle schassen, das wir haben müssen. Dir Anspruch» der Arbeiter gehen weiter. Der Arbei'.er betrachtet heut« das Bergwerk mit als seinen Besitz. Eine Gewinndete i.gung würde an dieser Auffassung nichts ändern. Etwas andere- ist di« KapItalbcteHigllng der Arbeiterklasse. Weshalb haben wir nns aus bureaukrakischen Gründen gegen die kleine Aktie so gewehrt, Auf dcm Geb et der Kap talbeteiligung ist die Mög lichkeit gegeben, auch die Betei.lgung der Arbeiter an der Ve.-wallung u lösen. Industrie und Gewerbe stemmen sich dagegen, Arbeiter im Ui'ssicktsrat zu haben, di« sich ledgl.ch zur Lösung von Lohntagen verpflichtet fühlen. Das gemeinsam« Interesse muß sich finden auf elr.«c gemeinschaftlichen volkswirtschaftlichen Linie. Unser« Vertretrr der Industrie wünschen «ine solche Kapitalbeteiligung, weil wir einer lieber sremdong der deutschen Volksw rtscbast enlgegengeben. Der ein- zlge Stand, der in die entstandene Bresche einspringen kann, sind die Industriearbeiter. 140 000 Arbeiter, von denen jeder 1000 -st anlegt, ergeben eine Kapitalbeteiligung von 140 Millionen Mark. Das ist ein ganz gewa't ger Einfluß der Arbeiter im Werke fclbst. Damit wäre die Gewähr einer Produktlonsförderung gegeben. Die Disziplin würde e ilten, die persönliche Initiative und der gemeinwlct- icl-astlich« Gvdcmkc kämen klar zum Ausdruck. Wir haben uns da gegen gewehrt, a!S es schien, daß sich die Regierung auf die Vorschläge Lederer oder Rathenau festgelegt hätte. Diesen Weg können wlr nicht gehen. An dem von mir dargelegten Gedanken werden wlr aber mit- Sonnabend, SV. Oktober 1VM arbeiten. Auch bl« Arbeiter haben sich bereit erklärt, dl« Frag« drr Kapitalbeteiligung der Arbeiter zu prüfen. (Hört, hört!) W.r hoffen, daß wir trotz der mit L «ktrizität geladen«» Atmosphäre In diesem Winter dazu kommen werden, daß wir diese ZukunfiSsragen sachlich diskutieren können, vhne parte pol tisch« Leidenschaft. Wir werden dann einen Weg finden, der der deutschen Volkswirtschaft, der deutschen Arbeiterschaft und dem deutschen Unternehmer nützt. (Beifall.) Be züglich der Frage der Arbeitszeit unterstreiche ich die Ausführungen des ReichsfmanzminsslerS über die tragischen Wirkungen der mechanischen Durchführung de- Achtstundentage- auf die Reichsfinanzea. Wir müssen mehr leisten. Mehrleistungen müssen wlr mit einer außer ordentlichen Bezahlung vergüten. Auslandaufträge werden sich euch immer mehr wieder einstellen, oder die Unmöglichkeit, a-ieder zum Auf schwung zu kommen, liegt tn dem Mangel an Kohle, der unS unsere Industriebetriebe nicht voll ausnutz n läßt. SS gibt nur ein einziges Mittel, d e Inflation zu bekämpfen: Die ProdvktionSsörderung und öle Ausgleichung der Mehreinfuhr durch Mehrausfuhr. ReichSarbelts- Ministerium und Re'chSfinanzminlsterlum müssen hier gemeinsam arbeiten. G ne große Gefahr für unsere finanzielle Grundlage liegt ln dem sich entwickelnden großen Beamtenheer dcS Finanzwesens, das schon «inen sehr großen Teil der Mehreinnahmen vorweg» mmt. Wird sich nicht die Möglichkeit ergeben, einmal unsere Industrie zur Steuerträgerin zu machen, die das riesige Deamtenheer entbehrlich macht? Wir werden nur zwei Möglichkeiten haben: Produktlonssörderuna und 8 parsamkett Wie weit ist es möglich gewesen, d e von allen Selten als zu groß bezeichnet« Zahl der Hilfskräfte in den Relchsbetrieben auf ein erträgliches Maß zurück.^führen? (Sehr richtig!) Ist damit der An fang gemacht? Allein mt der Prvdukkionserhöhung ist die Finanz frage nicht zu lösen. Die Zwangswirtschaft ist schon während des Kr.eges zusammengebrochen. Im Zusammenhang mit der Kciegswir'.sci ast sind Lug und Trug, Unwahrhastiake t und Zusammenbruch von Treu nnd Glauben tn unser Wirtschaftsleben e'mgezoaen. (Sehr richtig!) Eine Gesundung unserer Wirtschaft wird nur vom Seelischen ausgehen müssen. Wir müssen den Weg zur freien Wirtschaft weiteraeden, auch wenn w'r jetzt die Krankheiten der Ueberganas'eit ertragen müssen. (Sehr v chlig!) In der Landwirtschaft wehrt man sich bereits gegen die hohen Preise der Aufkäufer. Auch in der Industrie werden wir wieder zum Kalkutatvrgewinn, an Stelle der Konjunkturgewinne zurückkehren müssen. Nach dieser Richtung muß auch bei der Pre'S- pvlitik eine Selbstzucht einsetzen, auch beim Abbau der Gewinne, der nicht bei den Löhnen und Gehältern von Arbeitern, sondern bei den großen Gewinnen von oben herab beginnen muh. Ein Zusammenschluß der Industrie zwecks gemeinsamer Führung der Geschäfte wird einst, wessen vielfach wünschenswert sein, aber der technische Fortschritt Ist doch nicht ausschließlich mit der Aufrechterhaltung der gras en Betriebe und der Stillegung der mittleren und kleinen Betriebe verknüpft. Das würde zu weiterer Proletarisieruna des Mittelstandes auch In der Industrie führen. (Sehr richtig!) NchtS trägt so sehr soziale Gegensätze und Katastrophen in sich, wie das Vorhandensein nur einiger weniger großer Betriebe, denen ans der anderen Seite die Massen der Besitzlosen gezenüberstehen. (Sehr richtig!) Unsere Stellung aus dcm Weltmarkt hatten wir nur durch die differenzierte Arbeit Deutschlands, nicht durch Tvp sierung (Sehr richtig!) Eine zu welkgehende Zusammenlegung der Betr ebe würde den notwendigen Industriellen Nachwuchs vernichten. In der Behandlung der oberscklesischcn Froa» namentlich bzgl. psgcholoviscker Einwirkung auf unsere Oberschleller, würden wir eine größer« Initiative unserer führenden Persönlichkeiten sehr begrüßen. Als der große Flüchtltngsstrom aus Oberschlesien elnsctzte, hätte einer unserer ersten Neichsbeamten nach Breslau reisen und den Flüchtlingen den Gruß des Vaterxindes überbringen müssen. Dagegen vermag Ick mich der Empfeh lung des Grafen Westarp, den e.»marschierenden Polen mit bewaffneter! Hand entgegenzutreten, n chk an)uschl!eßen. Ein etwaiger deutscher Erfolg im Osten würde, darin hat der ReichSminister des Äevßern recht« zw'ifellos mit der Besetzung dcS Ruhrgebietes beantwortet worden sein, Wenn der preuhifch« StaalSgedanke, der preußisch« «Volksgedankk. werbend« Kraft behält, dann liegt auch keine Gefahr für «Ine solche Ab stimmung vor. Dem Airtvnomlegeseh stimmen auch oberschlesische Parteifreunde des Grafcn Westarp zu. Wir begrüßen die gestrige Er klärung des RelchSminlsterS des Innern, daß dieses Gesetz für Ober schlesien keinen Präzedenzfall für andere Reichsgebiete schasse. Wir wollen keine Auslösung Preußens und werden unS dagegen mit aller Kraft, -I« uns tnncwohnt, wenden. (Sehr richtig!) Geschichtliche Ver schiedenheiten einzelner Volksstämme eines Staates bilden keinen Grund zur Zerschlagung jahrhundertealter Zusammengehörigkeit. Vielleicht wäre schon 1871 die Durchführung des föderalistischen Gedankens im Sinne Steirischer Selbstverwaltung, wie sie dann Kaiser Friedrich er strebte, richtiger gewesen. Preußen kann im Reiche ausgehen, wenn auch andere Bundesstaaten hierzu bereit sind; solange dleS aber n chk der Fall ist, lehnen wir es ad, denfrnigcn Staat zu schwächen, der jeden falls der Kern des Deutschen Re ches ist. Die Beweisführung über die Abneigung gegen Preußen ist nicht zntressevd. Preußen trägt au der Last der Hauptstadt mit. Letzten Endes richten sich die Dcsticbungen gegen die Ueberspannunq de- Zentralifation-aedankea-. Man bedenke, daß im vorläufigen Reichswirtschaftsrat 146 Berliner, aber nur «in Vertreter out Westfalen sitzen und auch dieser nur, weil er von einem Berl.ner Organ vorgcschlagen ist. Wäre daS nicht der Fall, auf der Erde ist regel — beständig. Und warum soll denn immer die elfte, a.so die fortgcleitete Form die bessere bleiben? Danken wir alle LandeS-Formen, Philosophien, Fürsten und 10 000 Dinge ab: so möz.n alte Sprach-Gleichmäßigkeiten auch daran kommen. Nicht der Dichter, wie Sie mir schreiben, scheint mir am leichtesten Ihre so wichtigen Sprach-Umwälzungen einführen zu können — denn «i hängt von der Gewalt des ästhetischen Augenblicks ad und «in Wort, z. S. wie .prächtig', könnt« ein ganzes Bild zerstören —, sondern «in WeUweijer, Natur.ehrer usw. Leden Sie nicht blot wohl, sondern lang«! Ihr Jean Paul Fr. Richter. Konzert von Walter Sommcrmcyer and Wilhelm Ammerman». Ein Balladcnabend mit W«:ken von Schubert, Loewe, Wolf, Ansorge und Chopin fand ein kleines Publikum. Herrn Eommermeyers Bariton ist in der Höh« von sehr tenvra'er Färbung. Der Sänger bemüht« sich redlich und gab alles recht verständig, konnte mich aber beispielsweise weder von der unheimlichen Dämonie des .Erlkönig' noch von dem köstlich-^roleSken Humor der Brautsahrt Ritter Kunos von Grund aus überzeugen. Es fehlte di« Durcharbeitung dis auss letzte Tüpfel wl« im .Feuerleiter', di« sein zugespihl« Pointe, dann auch die hymnish« Begeisterung, wie sie Goeihe-Wolss .Sänger' heischt. An Herrn Ammer- mannS Klavierspiel war zunächst die physische Kraft und Ausdauer be merkenswert. Vielfach siellte der Vortrag der stark lisztisch gefärbten Ballade AnsorgeS wie jener ChepinS «in Stück Pianist.scher Parszcc«. Kunst dar. A S Beg!«iter paßt« sich der Genannte gut an, ließ auch di« Möglichkeit eines Pianos merken: aber als Solist ermüdet« er, da zartere tonliche Uebergäng« sich gar zu selten «instclllen. Prof. Eugen Segnitz. Liederabend NMba Horulckel. Der Nam« .Undine', jener seelen losen Fee, der der Sängerin, wohl noch vor «nein Jahr« mit Necht gegeben werden konnte, dürste nun nicht mehr ganz am Platze se n. Das Programm (Bradms, Liszt, Hans Pjitzner) wollte nicht nur technisch beherrscht, sondern auch seelisch durchdrungen sein. Diese Aufgabe schien in vielen Fällen gut gelöst zu sein (z. B. bei Brahms .An ein Ve lcken', Liszt .O komm im Traum', oder H. Psihner .ssast du von den Fischerkindern . . .'). Gelingt es der Sängerin, das Pia ro tn der Höhe ihrer sonst gut entw ckelten Stimme noch mehr zn pflegen, so ist gewiß v ei gewonnen, und die Freude an ihrem Gesang auch für geschult« Hörer ungetrübter. — HanS Volkmonns Begleitung war anschmiegend und doch selbständ g- beides Vorzüge, die durch gute Technik unter stützt wurden. Besonder« za begrüßen ist d>e Ausnahme Hans Pf tzners in das Programm, eines wirklich dedeuturgsvollen Liederkomponisten, der noch viel zu wenig als solcher bekannt ist Sein« ke-iteren Lieder, wie Verrat' und .An di« Bienen' erweckten nm derechtiat« Freude iu bea leider nicht allzgi zahlreichen Zuhörer^ l. Weitere Verkäufe auf der Lia. Die Ausstellung des Vereins Leipziger IahreS-Ausstellung (Lia) im Limburgerhaus er- freut sich andauernd deS regen Interesse« der Bildeikäufer. In den letz en Tagen wurden folgende ausgestellt« Werke verkauft: Wilhelm Lehmbruck .Haldakt', Rüdiger Berllt .Straße' und .Kopf mit lila Schleier', Erich Kunze .Arkona' und .Land schaft', Maz Pechstein .Mutter mit Kind' und .Bild nis Ilt", Max Schwimmer Industrieviertel', C. F. Lederer-Weida .Aquarell Ul'. Klein« Nollze«. Frl. Irmgard Richter, «In« jugendlich« Leipziger Darstellerin, Schü'erln von Pros. Winds und Fritz Neiff, hat ihr Wiener Engagement an den Iarnoschen Bühnen (Theater in der Iosesstadt und Stadttheater) in .Zwailgseinquartierung' erfolgreich angelreten und ln der Wiener Presse günstig« Aufnahme gesunden. Von Georg Kaiser. Nach der .D. Z. am Mittag* soll der Dichter Georg Kaiser nach einer gestern in Berlin eingetrossencn Verfügung des Münchner Untersuchungsrichters sofort nach München gebracht werden. Er dürste die Reise bereits angelreten Haden. Außerdem wi.d Rechtsanwalt Pinner versuchen, die Zurückziehung des Strafantrages zu erwirken. Die Feier des Rektorwechfels au der Universität Leipzig f'.i-det, wie alljährlich, am 31. Oktober d. I.. vormittags 11 Uhr, in der Aula der Un.versität, nach vorausgogangener Feier de« Resormal> onssestes in der Unioersttätskirche, statt. Der bisherige Rektor, Geh. Hosrat Professor Dr. phil. Er.ch Vrandendurg. Ordinarius der neueren Geschichte, w rd in se ner Abschiedsred« Bericht über das Siudien ahr 1919/20 er statten unö hierauf das Rektorat seinem erwählten und bestätigten Nach- folger. Geh. Hosrat Prof. Dr. jur. Richard Schmidt. Ordinarius des Strafrechts- Strafprvzeßrechts und SiaalsrechtS, übergeben, der seiner- leits sein« Antrittsrede über «n Thema feiner Fachwissenschaft ha.tea wirb. Deutscher HochschuNrdrerta». Unter dem Vorsitz von WirN. Sch. Rat Pros. D. W a ch ragte in der »Inivrriilär »u ^cipjig der Verein Dcutlchcr Hocktchiillehrcr. Der Tagung wohnte als verrreler der Sächsischen Regierung Geh.imrat Dr. -l p e l t, sowie der Setandte der Oesierrcichilchrn Republik Gros. Dr. A. Hartmann, Srresieni. Vertin, brr. Die Versammlung wühlte al« stellvertretenden Vorsitzenden »c« Rektor d«S. der Unlvcistlät <u>chel u.at Dr. Sei'mtdi und wura von Lr "'o'iniii;. nr ctzetz imrat Gros. Tr Branden burg lm Ramen der Universität Letp.tg begras;«, der den Verhandlungen einen günstlgrn Verlauf wünschte. V.spcochen »vurd« vor allem die Frage der tLin- oder «ngitcderniig de* Vercins Deutscher vochictiutlehrer an den Verband Deutscher DochsSmlcn uno eS wurde aus Rnteag von Dr. Hartmann ein stimmig betcklossen, mit dem verband der Deuiscten Hochschulen tn Ver bindung «u trettn und daraus hn»uw!rttn, da-t der verband auck Hochschul lehrer nicht reich-deuischer, ab.r anschlusibercitcr Hochschulen dentfchrr Zunge ausnehmen möchte. Der <8esZ>SstSsührende RuSIchusi wurde in seiner <t>c- samtbctt wiedergewShi«. Für vtr auSgeschiedenen Miiaitedcr ttel die Wavl M'f die H eren S>h innat Pros. De. iZbeenbern. SeWtia: B^os. De i-ei- täuher, «etpssa; Pro«. Dr Skhrtsch, Dresden; Pros. Dr. Hettz, Freiburg ». v.
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