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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.10.1920
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1920-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19201014023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1920101402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1920101402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-10
- Tag 1920-10-14
-
Monat
1920-10
-
Jahr
1920
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k < e 1S2L 114. Jahrgang Rr. 481 1920 Dounersta-, den 14. Oktober Mttmmr MreOmz M Sömiz StsLer »lt. daselbst Da« Le»zt,er ragedla« entMl dt« »mtUche» »rka»lk»chanse» des und dcS Pottjetamna d«r Llavt Setp.ts, de» AmtSg>.rtchl» Lrtpzig uno der «ichjtichen »«»dea iowt« vcrs-Istrsrarr «derer Seh0rde». ngen T LSI 824 rchsen Oktober, isernen Ee- .'eS Sa6)ien h Gelreidc nclvcrbänke »ei vorüber- umgehclü)c volle Vo - le der Ein- rbiciunq mit igerichts e it u ng.) >. Oktober " n eine i,^> tlich.-n ie Stieiken. den Ardeü- lii dkw Er- zeberverbanj >eS Schieb,. 1t zu unlei. zunächst von Entscheidung ;^en müssen en Resultat en Ausgniz 4 41 Nachrichten über Aufstände in Rußland. .Ermordung Trotzkis', .bevorstehender Sturz der Sowjetregierung' usw. sind schon zu ost in die Welt geschickt und durch die Tatsachen wieder dementiert worden, als daß man nicht mit stüikstem Mißtrauen jeder neuen Meldung begegnen müßte. i'fch c P-a rlu- en Tagung n. — Den der 9. und reoemvardo »enuber Ni ti l l st a n Di« Abstimmung der euglisch«« Grubenarbeiter. Bei der Abstim mung der englischen Grubenarbeiter sprachen sich 23 676 Arbeiter gegen die Annahme der Vorschläge der Grubenbesitzer und 7477 dafür aus Nach Ansicht der Press« wird »4 zu erneuten Verhandlungen kommen. * BrotvreiSerböhung ia London. Die Bäcker in London haben de schlossen, den Preis für dost Vierpsunddrot. der gegenwärtig 1 Schilling beträgt, auf IS Pence za «rhShen. Ist das schon Tollheft, hak es -och Methode. Und zwar die -er Feinde, die KM uns ihre Allmacht fühlen lassen, -le brutal, rücksichtslos ihre Interessen verfolgen! Die Gemeindearbeiter leiden Not. Ganz sicher, Ske letden wie die Millionen anderen. Doch was sie jetzt lun, das habe« fl« >061324 !^t et für deu n folgend? ianuar und llr. 1—WO. -Anstatt in r Namens- r versehen, echend dem Teilschul^ ft hat »ungen mil sstenü zum n der aus- eines jeden der bereils Ansprücke cheinbogen, wertierunk Deutschen en Reicht- 00.— ncI>A . lrundbuctt mtbypold«! l als Ver lngetragcu. Fläche ein- »ciuden br- ung fallen, I n-Zschochei gshypothek usgestellten gt die Ge ohmakeria! ustrie unt falsch bedacht oder sind falsch beraten worden. Sie verurteilen -te einsichtslose Gewaltpolitik von Versailles und Spa. Wollen sie sie gegen eigene Volksgenossen anwenden und ausrecht erhalten? Die Stadt im Dunkeln, ist ein Zeichen herrschender ÄZarbarel, an der Front und daheim. j. Vaden ein selbständiger Elektrizität«- Wirtfchaftsbezrrs Karlsruhe, 14. Oktober. Die Besprechung des badischen Arbeitsministers Rückert mit de« Reichsschatzminister v. Raumer über» die Gestaltung der Eleittttzttäts- wittlchaft in Baden unter der Herrschst des Reichs-Elektrizitätsgesetzest hat zu dem Ergebnis geführt, daß Baden einen selbständigen Elektrizitäts- wirtfchafts-Bezirk bilden wird. Unruhen in Moskau? , Pari», 14. Oktober. . Der «Tcmps' meldet: Der Korrespoübe»« des Stockholmer «Afie»- blodet' in Helfiugfoes bestätigt die letzten Nachrichten über die anti bolschewistische Bewegung in Moskau. Aus Riga erfährt berselb« Korrespondent, daß zahlreich« Arbeiter der Fabriken von Moskau Ver sammlungen und Kundgebungen gegen di« Sowsetregleruna veranstaltet haben. Die Sowjetregleruug sei in großer Unruhe. Sie hab« bi« Militärpatrouillen ia Moskau verstärkt. Weiter wird gemeldet, datz starke Kräfte i» der Umgegend der Stadt z,'isammeng«zogen werdea. Verschiedentlich haben in den Straßen heftige Kämpfe stattgefuadea, ia deren Verlauf die Soldaten gezwvngen waren, Barrikade» z» stürmen. barg und Moskau hat Sinowjew durchaus höflich und kameradschaftlich mit uns verkehrt, bei den Verhandlungen fiel er aber des öfteren aus der Rolle. 4ms seinen Ausführungen ging sehr klar hervor, daß est ihm lediglich darum zu tun war, uns vor der dritten Internationale jk» kompromittieren und uns als Offiziere ohne Soldaten auszustoßen und Sie szu Sinowjew gewendet) haben auch D ä u m i a undStößer ia einer Weise behandelt, daß ich nicht annehmen kann, daß Sie diese beide» als Führer in der dritten Internationale aufnehmea wollen. (Hört, härt!« rechts.) In der heutigen Loge ist dl« Aufgabe des ganzen revolutionären Prolebarlats sich zu sammeln, nicht aber sich zu zersplittern und gegen seitig zu oerfleischen, wie die Russen eS wollen. Die Zersetzung geht ja bei den Kommunisten immer weiter. Alle diese kommunistischen Parteien stellen nirgends einen nennenswerten Faktor im Kampf« des revolutionären Proletari-ckls dar. Die Arbeiter werden es ablehnen, mit Ihnen, wenn Sie die Bedingungen der Moskauer Internationale an nehmen, in die kommunistisch« Partei einzutreken. Manch« Ortsgruppe, die zur Annahme der Bedingungen bereit war, Hot sich barm zurück gezogen, da sie hörte, daß der Eintritt in di« K« P. D. gefordert werde. Wenn ihr (immer zum linken Flügel gewendet) aber versuche« wollt, euch weiterhin als ll. 6. P. auszugeben, um die Arbeiter bei euch zu halten und sie allmählich zu den Kommunisten überzuführen, so werde» wir dieses Ziel durchkreuzen und euch überall zwingen Farbe zu be kennen. Ihr werdet die Arbeiter enttäuschen, und sie werden sagen, ihr seid auch' nicht anders als Dittman und Trtspien. Die U. S. P. aber wird immer wieder ihre grundsätzliche Ueberzeugung und ihre Taktik der Lag« von neuem »«passen, und sie allein wird berufen sein, die Führerin de» deutschen Proletariats und seine Bannerträgerin za bleiben. (Zwischen ruf Adolf Hoffmanns: Glückliche Reife über Leipzig »ach KasseU Stürmisch« Heiterkeit.) Dann nimmt Genosse Stöcker das Wort za einem Referat, dos mit einer scharfen Kampfaasag« gegen de» rechte» Flügel beginnt. Wenn Diltmann geäußert habe, Stöcker und Däomlg hätte» wie ein Häufchen Unglück In der Zentralleitung gesessen, so werd« diese» Häufchen Unglück Dittmann und Genossen noch genug zu schaffen mache». (Die Tagung dauert forkZ Die Kohlenforschungsinstiiute (Drahtbericht unserer Berlioer Schriftleitung.) Berlin, 14. Oktober. Ais Auftakt zu der heutigen Vollversammlung des Reichs- kohlenrales fand gSstern eine Sitzung seiner beiden Ausschüsse für Kohlenbergbau «nd für. Brennstoffverwendung statt. Zur Besprechung kam die Frage der Unter st ühung der Kohlen- forschungSinstitute und insbesondere der beiden in der Litt- stehuna befindlichen Braunkohlenforschu'ngsinstitute an der Bergakademie Freiberg und an der Technischen Hochschule Berlin. Die beiden Ausschüsse faßten in gemeinschaftlicher Sitzung eine Entschließung. Sie empfiehlt die Unterstützung der Kohlen forschungsinstitute, soweit es aus Mitteln der Kohlenwirtfchaft erfolgen muß, in erster Linie durch die Bezirkssyndikate vorzonehmen, denen sie räumlich naheliegen. Für die Unterstützung der beiden ge nannten Brounkohlenforschungsinsiitute kommen daher das mittel deutsch« und das »st ethisch«, früher Nied«rlaasltzer Braunkohlensyadikat in Betracht. Anzeigenpreis: M. LLS; »»« B«h»kd»» t» ««tltch«» T«U dt» sl»ap»r«>lI»^»U« M.LÜ» ».»»«». kl»ta« A»j,I,»» »»«-rro»pa«»Ul»z»U« M »»» autwäkll ML. Iso, Mt pta>»»«lchrllt»» I» pr»«(» «rhdhk. Matz »»d B«tr«»»rschrlil »d»» V«rd»ndUchtl«tt. B»ll»,»»»/«lj« sT« dt« «»samt»,»»-« Alk. H. - n«ll», L»U»»fIaz« Mk. Id.— «tt» v»tz»»sl,g«v»st,eb1hr <^,a. ,,.r»i»r«ch L»ichl»hAr. ll««. — 'p°ffich«»konr» s<hrtfo»it»,, ,«» «»schSsre».!«! Ar. ». Arila, lvr. tzl»i»i»ld « L», i.d>e,iv Der Parteitag der U. S. P. sDrahtbericht unseres nach.Halle entsandte», R e da kti on s mit gl i ed e s.) « Halle, 14. Oktober. Gegen ZL10 Uhr erösfntt Braß als Verhandlungsletter den drttten Verhandlungstag. Vor Eintritt in die Tagesordnung bringt er ein Tele gramm zur KeruttniS, das vom Auswärtigen Amt an di« russische Delegation, die auf dem Parteitag vertreten ist, ge richtet ist, des Inhalts, daß die F^ist zum Aufenthalt in Deutschland bis zum 18. Oktober verlängert worden ist, da bis dahin die Entscheidung der italienischen Negierung über die Ein reise »ach-Italien eintrefsen soll. Daum erhielt Dittmann daS Wort zu einem längeren Referat, in dem er u. a. ausführte: Genosse Däumig hat der Auffassung Ausdruck gegeben, daß die U- S. P. ihren Namen ändern müsse, well sie den Boden der Demokratie auf gegeben und den der Diktator des Proletariats beschritten habe. Das ist falsch. Die Diktatur des Proletariats ist lediglich eine Ueber- HangSperiodj im Kampfe gegen den Kapitalismus zum Aufbau des Sozjalisnms. Wenn wir de« Sozialismus in die Tat umsetzen, dann müssen wir die Vorbedingungen dazu kennen. Der Sozialismus ist erst möglich auf der ökonomischen Grundlage, die vom Kapital geschaffen worden ist. Wir geben uns nun nicht dem Wayne hin, daß der Besitz der politischen Macht ausreicht, um gesellschaftliche Umformungen durchsetzen zu können. Nach wie vor halten wir an der Auffassung Lassalles fest, daß die Politik einzig und allein richtig ist, die nach dem Grundsatz handelt, alle Kräfte zu sammeln und zu konzentrieren auf einen einzigen und nächstliegenden Punkt, aber darüber hinaus niemals die großen Richtlinien zu vergessen. Die Politik Däumigs aber ignoriert alle Zwischenstufen, die das Proletariat durchmachen nruh, ehe es sein Ziel erreichen kann. Man will r...s eine Politik aufzwingrn, die auch in Rußland praktisch gar nicht angewandt ist. Nachdem Lenin seine Broschüre über die Kinder krankheiten des Kommunismus geschrieben hat, kommen er und seine Freuirüe jetzt au uns und bescheren uns diese Kinderkrankheit. Lenin stlbst sagt in seiner Broschüre, Laß sie jeweilig in Rußland diejenige Parole ausgegcben haben, mit der sie die Masse Schritt für Schritt »ach sich ziehen konnten. Dittmann behandelt? dann rein theoretisch noch die Gegensätze genauer, die die jetzige Unabhängige Pattei von dein linken Flügel trennen, und erging sich iu längerer Verteidigung gegen den Vorwurf, daß er und seins Freunde als Bremsklötze der revolutionären Bewegung anzvsehen seien, wie von feiten der Gegenpattei immer wieder behauptet werde. Er erinnerte daran, wie gerade Erispicn und er immer wieder in der Zentralleitung der U. S. P. einzig und allein die Aktiven gewesen seien. Däumig und Stöcker hätten immer dagesefsen wie ei« Häufchen Unglück, und immer hätten sie gutgehelßen, was Crispien und er gesagt hatten. (Großer Lärm auf der Linken.) Trotzdem sei er heute .bestgehaßter Konterrevolutionär'. (Zurufe: Eigennutz! Großer Lärm auf der Linken.) Dittmann (sortfahrend): Wenn ich es mir gefallen lassen muß, mich öffentlich als Bremsklotz der revolutionären Bewegung hingestellt zu seyen, so habe ich ein gute» Recht, mich hier zu verteidigen und auf meine gegenteiligen Handlungen zu berufen. Ich stehe nicht auf dem Stand punkt eines Richard Müller, der zu Beginn der Revolution erklärt hat: .Ich lasse mich nicht kompromittieren, ich lass« mich nicht in den Vorder grund schieben, ich warte ab, meine Zeit ist noch nicht^ekommen. Wenn eS nun Parteigenossen gibt, die die «ine Seite der Partei als konter revolutionär beschimpfen, merken Sie (zur Linken gewendet) denn gar nicht, wie Sie ihr eigenes Nest beschmutzen, wie Sie eine ander« Partei glorifizieren, von der Sie noch vor kurzer Zeit behauptet haben, daß sie niemals imstande sei, die Vorhut de» deutschen Proletariats zu sein? Die Schwierigkeiten, die uns in der Zenkralleitung immer gemacht worden sind, kamen stet» von Stöcker und Genossen, jenen Genossen, di« immer die Taktik betrieben Haden: Nutzt es mir oder schadet es mir? Dittmann kam dann auf dte Verhandlungen in Mos kau ru sprechen. Er habe Trotzki gegenüber immer behauptet: Wir Deutsche« möchten di« Bedingungen so gestaltet wissen, daß wir, wenn wir nach Deutschland kommen, Mit gutem Gewissen dclsür eintretcn können. Mir waren »ns von vornherein klar über dl« Taktik, die man uns gegenüber in Moskau befolgt hat. Däumig und Stöcker haben stets in Privatgesprächen mit den D ohki, Lenin, Radek usw. verhandelt, und als dann wir mit der Gegen seite zu tun hatten, da war man bei ihnen schon ganz genau informiert. Das ist offene Verräterei an der Partei. (Großer Lärm links, stürmisch« Beifall rechts.) Dittmann verliest dann Dokumente, die Sinowjew über die Zustände in der russischen kommunistischen Partei veröffentlicht hak. Sinowjew »erlangt darin selbst größer« Freikeil der Kritik innerhalb der Partei und klagt über die Diktatur der Funktionäre, über die Un gleichheiten ihrer Lebensführung gegenüber den geführten Massen sowie über die ZersetzvngSbestrebungen innerhalb der Partei, mch verlangt eine Kontrollkommission und ein Ehrengericht. (Stürmische Heiterkeit.) Diese «Zentratisakioa*, di« l« Rußranb bankrott gemacht hat, soll mm »ach Drvtschtand im portiert werden. ,Im Bolschewismus paaren sich Klager Wirkkchkeiisflnn mit jüdischem Fanatismus and tatarischem Haß gegen alle» Europäertun.» Da» Hal kein anderer gesagt als der Moskauer' Wilhelm Herzog. (Minutenlange stürmisch« Hefterkett.) Daß Sinowjew hier ist, ist mir s«hr angenehm, damit alle deutschen Genossen sehen, daß a»ch er ein Mensch von Fleisch und Blut ist (Stür mische Heiterkeit). Ader schlimm muhesumdieBedingungen stehen, wenn jemand von Moskau nach hier kommen muß, um die Be dingungen erst auszulegrn. Das ist bezeichnend für die Bedingungen Selbst ich bin neugierig, wie Si»owj«w diese Ausgabe hier lösen wirb. In Peters- Die Stadt im Dunkeln Wenn ich mich jetzt abends durch daä dunkle Leipzig taste, steigen mir Zwnterlnnerungen auf. Ich denke an Dizmuiden, der Stadt in Flandern, an der im Sbellungskrlesie der Graben entlang ging. Das Leben erstorben, in den toten Häuserreihen — es waren meistens nur noch Fassaden, das übrige' war von Granaten zerstört —, irgendein gespenstisches Licht, zmf den Straßen huschende Schatten. Hin und wieder das Aufgehen einer Tür, ein schwacher Lichtschein kam und verschwand. Ls war der Eingang zu den «sicheren' Kellern, in denen, um ein elendes Wachsstümpschen versammelt, Menschen saßen und über das Sinnlose d«s Augenblicks nachdachten. Damals war allerdings Krieg, das erklärte vieles. Aber heute ist tiesster Frieden. Doch was hat ein Frieden zu bedeuten, in dem doch noch Kri«^ ist. Die Granaten, die damals wie Blitze in die unglückliche Stadt Flanderns scusien, machten ebensowenig die Bedeutung des Krie ges aus, wie heute die schweigenden Kanonen den Frieden. Das wesentliche war und ist, daß sich damals bei Dixmuiden Men schen gegenüberlagen, um sich mit allen Waffen der Niedertracht zu bekämpfen, genau wie heute in Leipzig und den übrigen säel>- fischen Or»en, in denen man kurzerhand das Gas und die Elek trizität abdreht. Dort wurde um vermeintliche Werte gerungen wie heute hier, und doch ist letzten Endes beides Zerstörung. Nun wird man zwar sagen, daß es doch eia Unterschied ist zwischen Dizmuiden, in dem die Häuser mit einem Knüll zusam- mensonken, und Leipzig, Chemnitz oder Dresden, wo niemand daran denkt, irgendein Explosivgeschoß hineinzusenden. Aber doch .st dieser Unterschied nicht jo groß. Dort war nur plötzlicher Verfall und hier ist langsamer, aber ebenso sicherer. Noch stehen »oar die Wände und Mauern, aber s'^on bröckelt die Herrlich keit des Stuckes mrd Verputzens, zeigen die Wände Risse und hängen die Tapeten in Fetzen. Und die Menschen sind froh, irgendeinen Unterschlupf zu haben, in dem sie wieder über das Lunllose der Zeil nachdenl.cn, die nickt anfbanen will, die aber au* dec GrundsatzfesUgkeit ihrer gegensätzlichen Interessen heraus zerstört. Heute gibt es wohl niemai'Den mehr, der sich nicht des damaligen Unsinns bewußt ist, der darin liegt, blühende Skädte zasaunnenzuschießem Der Krieg liegt wie ein böser Traum hinter uns, und der Torheiten, die zu ihm führten, ist man innegcwor- d.n. Aber heute führt man die tollsten Wirtschaftskriege in Gs- meinwefen, denen der Zusammenbruch droht, von dem alle ins V-.r>:eroen gerissen werken. Ist cs gar nick! anders möglich, als ck>ß die Vernunft erst einkchri, wenn der Schaden zu besehen ist? Zwischen Städten, die zusammengejchossen .werden urrd solchen, die Zusammenstürzen, weil sie die Mittel zum Erhalten nicht mehr aufbringen können, ist kein Unterschied. Im Felde tziosfierte der Soldatenwitz bei fedein Einschlag einer Granate, bei dem es ohne «Unfall' abging: der Leichtsinn, da schießt man ein- sc.ch in die Gegend und denkt nicht daran, daß Menschen ge troffen werden können. Dieser gallige Humor, der die Rück sichtslosigkeit und Brutalität der Mittel umgrenzte, könnt« auch aus die heutigen Streiks zur Anwendung kommen. ES gibt keine Rücksicht aus Mitmenschen. «Leichtsinnig', wie ein einzelner Kanonier «abzieht', wird gestreikt. Und das Geschoß schlägt ein, »risst Gerechte und Ungerechte, Lahme und Kranke, Greise'und Kinder. So bedient sich die kleine Gruppe der Gemeindeürbeiter der Gewalt gegen die Allgemeinheit. Zufällig stehen sie an einem uerantwortunzsoollen Platze wie der einzelne Kanonier, und ent- se.rden das Geschoß dos Wahnsinns null dem Recht der Macht. Man sage nur nicht, daß die Welt für den Völkerbund gedanken reif ist, wenu nicht einmal die engeren Volksgenossen untereinander im wirtschaftlichen Kampf der terroristischen Mittel entbehren können. Die Streikenden, sicher Anhänger des Sozialismus, verlangen ein Schiedsgericht in allen strittigen Völ- sierangelegenheitcn, damit nicht zwecklos Kulturwerte vernichtet werden. Einem Schiedsgericht sich in wirtschaftlichen Streitig keiten zu unterwerfen, scheint ihnen nicht in den Sinn zu kom men. Da gilt die Gewalt, die sinnlose, moralische und materielle Werte zerstörend?. Ideen lassen sich bei ferner liegenden Dingen icicht vertreten, handelt es sich um engere, den einzelnen an gehende, sind all« Grundsätze dahin. Gewiß, die Menschen sind keine Engel. Dann sollten sie aber nicht fliegen wollen. . Die dunkle Stadt im Frieden kündet nicht das Ende d^r Kriege . . . Di« Zeiten find schwer, di« Teuerung schreit zum Himmel. Di» GemAndearbeiter leiden sehr unter der Not. Das muß an erkannt werden. Mer sie leiden nicht allein. Andere, das stnd die meisten, leiden mit. Das Notleiden ist unser Los geworden durch den verlorenen Krieg und durch die rücksichtslose Macht und Gewalt unserer Feinde. Die Demeindearbeiter konnten mit am frühesten ihr Eirmommen einigermaßen den Verhältnissen an passen. Andere Arbeitergrupoen, di« Schar der Angestellten ist ihnen fast heut« noch nicht nachgekommen. Die Städte haben un geheure Schulden irnd wissen sich nicht Rat, einen Ausgleich für dle Fehlsiunme«*z» schaffen. Die Steuerschraube kann kaum noch a«gezogen werd«». Der einzelne weiß di« Last nicht mehr zu tragen. Die Kulturausgaben sind nicht mehr zu 'erfüllen. Dle öffentlichen EiebWde tragen Spuren sichtlichen Verfalls. Die Straßen find in «inem fürchterlichen Zustande. Das sonst so glatte Asphältpsläster (z. B. von Iohannisgasse über Roßplatz, Kurprinz-, Windmühlen- bis ober« Boyersche Straße) ist völlig ausgefahren, es wird gestickt »nd gestickt, und doch ist es Berg »md Tal. Ls kostet Millionen, die nicht da sind, um wiederhergHtellt zu werden. In Kürz« wird «i völlig verbraucht sein. Was dann? Dazu die Not -er Erwerbslosen. Macht alles nichts. Für die Gemeinde- arbeiier gibt es kein Schiedsgericht. Sie streik«». Sie sitzen mm vcbel. Machtpolitiker, Cäsaren. Die StLdte liegen im Dunkeln. Krankenhäuser sind ohne Licht und Das. Betriebe stocken. Di« Rdt d«s bqgttmeadru Minters wird erhöht. Di« Preise steigen. Abend-Ausgabe Ht,S«»»>-,« sl« «Met. «NM—; für 4ldpt.» »»»all. Ak. SM «. »ZA »»»aillch, 4>d«n»-A»LaLl>« ch »*s»r» SvlaN» k»j »»«.^»»rNch Al. do.-: »«,» »- «. 7»>, «l.H.IISd». >0l»as«ch«».p»rN. W Pjk » ps. 0—40 P».
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