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Abend-Ausqabe lür Lrip'Ig »nd v»r,kte I««lmal tSg'Ich lut ^'-0**8""^'-^"- v»»«o«biacht,S»i>nl<i,« ai»Mor,<i,iu«ecd« uionall. ^l.Ui.-, »t«r1«l «br>. Bl.SN.— für Bdhol»r mo»atl. Bi. »SV. Br,c<i«n-?!»t«»d« «ll«l» M. 7LV moaatltch, Adliid-Äitzad« all«l» Bi L— monalllch. lvokch ,,l,r» «utiotrll,«, '«sMalin la» yä,« ,«. »rächt moaatltch Al. IN—, vl,rt«Il«drltch M. VN-; durch dl, Post «nnrrhuld ü-,»Hchl-nd« D,l»m« Aur,<id« monatlich M. »t,rl«>ILdr- »Ich Ai. L.W tautlchll.bilch -vosid«V«»,«düdt). Butloudtu.lland: monatlich M. lü.— und Bruchsuchrn-Port». d-.»r, nummern: Alorgen- B»»liad, SU Pt, Bd«ud-Lu«t,d, LV p,. eonntagt-Aatzod« tU Pf. Hmrdels-IeUung Las »r<pj«,er »«seblatt rinhült dir mmNcha, Vera««lm^ch«n»n, deS «atr» und dcS Polireianrera der «t-di Lrip.tg, des «m«»aeria,.s Ueipitg uno der «Lchpscheu «,a«u»miaip«iru »rrsdea t»wt« vers^,i^»e»er »»brr«, lvtySrd««. 114. Jahrgang Anielgenprels: 4g. rÄ: Bnt«l,,n v»u A,d»rd,u lm amtlich«, r«ll dl« Äoupur«lll^«lle Al. LLl Bl.: dl«ln« «nj,l,,n »l« Bo»p,r«lli«j«u« BI »o» autwärtt BIK. Vilchttttanjiig«« mit 1»adr>»llch«ltten I» Prell« »rddd». Platz und Dal«»»,rlchrltl adn« Birdlndllchtz«». B.lla^nprill« sltr dl« L«lamlaoslag« Altz. U — n«lto, slr r«lla,sla,« Md 1L.— »,ll» sr« MUI«, Pustauslaa« Post,«dtltzr «ztr^ .l«r,l»r«ch unschl, , Ar. I1vl»r. .- P,ftlch«ol»»»««7r'> . echrlsll.il»»« m>» »«lchtsllll«», r«lp,!,. Suda,»i«,ass« ». Brrla, vr. «-Indol» L La, Nr. 471 Freitag, den 8 Oktober 1820 Nachbarn-Gezänk oder mehr? Es kann der Beste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt! - Wobei leider infolge der mensch lichen Anvollkommenheit und mangelhaften Selbstkritik immer der eine in dem andern den Friedensstörer steht! Wenn nun solche Konflikte bei Leuten sich ergeben, die durch Zwangseinquartierung in ein nachbarliches Verhältnis gekommen sind, oder bei solchen, die der Zufall Haus an Haus, oder gar Tür an Tür wohnen liest, so ist der Vorgang eine immerhin alltägliche Erscheinung, und er bedarf keiner besonderen Betrachtung. Anders ist das aber, wenn Zwei Freunde ein gemeinsames Haus errichte ten, sich nicht genug tun konnten der lauten Beteuerung, dast der ganze Unterschied zwischen ihnen nur in der Tatsache der getrennten Zimmer bestehe, und nun doch aus den geöffneten Fenstern Bosheiten sich zuzurufen beginnen. Also steht es heute mit den beiden Rechtsparteien. Wobel gleich betont sei, dast das Karnickel, das angefangen hat, die Deutschnationalen Volkspartei ist. Die schwarzweißrote Fahne auf dem Dache kann wohl vom Winde leben, nicht aber kann das der Mieter. And so ging denn eines Tages der deutsche Volks parteiler daran, die ins Stocken geratene Arbeit der anderen Plahumwohner nicht mehr ausschließlich zu oekritteln und zu bespötteln, sondern mitzumachen. Wobei er sich sogar sehr wohl fiiylte und nicht abgeneigt schien, auch den Mann in der roten Bluse, für den er eingesprungen war, wieder heranzuziehen. War schon die Mitarbeit des Volksparteilers mA Demokraten und Zentrum für den Deutschnationalen ein Grund zum Greinen, so wurde die Bereitwilligkeit, mit Sozialdemokraten zum Wohle des Ganzen schaffen zu wollen, Anlast ohne Ende, zu stänkern. Bis dem Angeödeten die Galle überlief, und er nicht nur die Vorwürfe erwiderte, sondern zu drohen anftng. Die Not unseres Volkes ist zu grost, und die Mitarbeit der Volkspartei in der Regierung wie im Parlament hat sich, al- Ganzes betrachtet, zu ehrlich und sachlich erwiesen, als dast wir den Zwist zwischen den beiden Parteien mit Schadenfreude de- orüßen könnten. Lediglich, um den Nörglern aus Prinzip, ge kränkter Eitelkeit und Selbstsucht das Törichte eines solchen Handelns immer wieder vorzuführen, weisen wir noch einmal darauf hin, daß die Volkspartei heute dieselbe ungerechte Kritik und dieselben Anwürfe ertragen must, die sie seinerzeit in so reichem Maste gegen die Demokraten richtete. Jede Partei noch, die aus dem Redenhatten und Herunterreisten, aus dem Selbst zweck-Dasein zur praktischen Arbeit sich bequemte, musste eine doppelte Erkenntnis machen: zuerst di«, dast auch ihre Krask und ihr Talent nicht ausreichten, die ehedem mit Sorgfalt fest gestellten Fehler des Betriebes zu beheben; zum anderen die, -atz das ehrlichste Bemühen nicht vor der hämisci-en Glossierung und Verdächtigung durch die Außenstehenden schützt. Bei der Volkspartei und den Sozialdemokraten gleicht sich Schuld und Sühne aus, denn es wechselte bet ihnen Arbeiten und Kritisieren. Demokraten und Zentrum aber haben im neuen Deutschland bisher nur zu dulden gehabt. Selbst die Anabhängigen mußten schon erkennen, dast Regieren und Kritisieren zweierlei ist: die 1918 geübte geringfügige Anpassung an die Verhältnisse wird ihnen noch heute von den ganz Radikalen zum Vorwurf gemacht. Nur die Deutschnationalen befanden sich dis heute rn der, vom Parteistandpunkt aus betrachtet, vielleicht glücklichen Lage, ihre Tätigkeit allein im Herunterreisten sehen zu dürfen. 3n Zeiten, in denen das Volk unzufrieden ist, sichert die scharfe Kritik an den Zuständen und das großsprecherische: .Wenn wir nur zu sagen hätten!' — Erfolg bet der grasten Masse. Das vaterländische Gefühl sollte zwar eine ander« Haltung diktiern, den Parteimachern und auch den Nachläufern; aber was kann man sagen, wenn schon die patentiert« nationale Partei zuerst an das Süppchen denkt? Di« Taten der Reichsregierunq sind dabel wirklich nicht so gefährlich gewesen, dast man der Volks partei wegen der Beteiligung am Kabinett einen Amfall nach sagen könnte. Die Partei Stresemanns hat lediglich die Opfer gebracht, die jeder bringen must, der mit Andersdenkenden «ine gemeinsame Sache ausführen will. Dast sie dabei nicht Partei rücksichten ausschlaggebend sein liest, ist nur anzuerkennen. Wenn jetzt di« Deutschnationalen diese Arbeit stören wollen, so beweisen sie damit nur, wi« wenig ihnen die Gesundung unseres Volkes, die Annäherung der Schichten, dl« Verständigung der Parteien auf der Basis der Arbeit am Vaterlande wert ist. Aber wen wun- derfs? Sind sie doch di« alten selbstsüchtigen Konservativen geblieben, die noch heute die Behandlung der Hälfte des Volkes als Objekte der Gesetzgebung fordern. Die Krise zwischen den beiden Rechtsparteien, deren Laut werden bisher durch die Zeitungsgardlnen gedämpft wurde, trat in den letzten Tagen schon deutlicher an die Oeffcntlichkeit; bis Dr. Stresemann auf der Tagung des Zentralvorstandes der Volkspartei in Hannover durch die Drohung, zur Offensive gegen die Deutschnationalen übergehen zu wollen, den Blick auch der Leute auf die Angelegenheit zog. di« an Partei zänkereien vorüberzugehen pflegen. Es stellt sich nun die Frage zur Betrachtung: Kann di« Deutsch« Volkspartei überhaupt in scharfen Gegensatz zu den Deutschnationalen treten? Die andere Frage, ob sie es tun müßt«, ist für uns keine Frage: sie müßte es tun auf Grund ihres liberalen Bekenntnisses und aus politischen Erwägungen heraus. Die Politik der Deutschnationalen, das zerrissene deutsche Volk grundsätzlich in zwei Hälften zu trennen, ist unheilvoll. Das erste Parteiztel Westarps — dauernder Ausschluß der Sozialdemo kratie — sollte allein schon eine wahrhaft national und liberal empfindende Partei zur Abwehr aufrufen. Die Trennungslinie, die zwiscben dem wirtschaftlichen Bekenntnis der Sozialdemokratie rmd dem des Bürgertums läuft, darf nicht zur unüberbrückbaren Kluft zwischen Volksgenosten werden. So zu reden und danach zu handeln, heißt nicht, den festeren Zusammenschluß der in der bürgerlichen Anschauung Wurzelnden hintanzustellen. Demokraten VerdmelW der PluWn Staatsgebietes Polens Kriegsgewinn durch den Dorfrieden von Riga (Drahtberich l.) London, 8 Oktober. «Düüy Mmt' meldet ans Riga, durch die neue polnische Grenze, über die jetzt beraten wird, würde das Staatsgebiet beinahe verdoppelt. Sie beginnt in Drissa östlich Dwlnsk, gehl nach Süden bis Baranow itschi, wo sie dem ehemaligen deutschen Eradensystrm folgt; weiter verlaust sie durch Story und Grodno. Das wichtige Eisendahnsyflem Wilna — Kowno wird polnisch. Ein neuer polnischer Korridor gibt Polen Zu- gangz« den leltläudijchen Seehäfen und schneidet Litauen, Polens gefährlichsten Feind, von Rußland ad. Aus der kurzen Meldung, dle wir über den Abschluß der Verhandlungen brachten, ging schon der volle Sieg Polens her vor. Nach der Meldung der «Daily Mail' aber hat Polen durch die hier gezeichnete Grenze eine überragende Machtposition sich erkämpft. Der polnische Größenwahn wird nach diesem Erfolg sich auch gegen Deutschland entladen, das ist die Wirkung der russischen Niederlage für unS. Diefe Niederlage must eine ver nichtende sein, sonst hätte Sowsetrußland niemals eingewiiligt, einen Frieden wie diesen zu schließen. Die Quertreiberei gegen das englisch-russische Handelsabkommen (Eigener Drahtbericht.) London, 8. Oktober. Der joziailstlsche «Daily Heralö' veröffentlich« eine Mitteilung seines Moskauer Vertreters, bie das Gerücht über Unruhen in Petersburg und die Verwundung von Volkskommissaren als vöckg unrichtig bezeichnet. Das Blakt deutet an, daß dieses Gerücht von einem Kreis russischer Persönlichkeiten ovsgegan-zen sei, der das englisch russisch« Abkomnren um jeden Preis vereiteln wolle und dem es auch bereits gelungen sei, Lloyd George einzureden, ss werde besser sein, den Abschluß des Handelsabkommens noch hinauszuschüeben. Dieser KreiS Hoss«, daß inzwischen die Räleregierung fallen werde. Daher warne auch die neue Curzon-Note wieder einmal vor Rußland und verlange Garan tien, bevor die Verhandlungen des Handelsabkommens weitergeführt werden. Alles sei nur ein Echeinmanöver, um Zeit zu gewinnen, und die Absicht dieser russischen Männer sei, die gewonnene Zeit für eine intensiv« Propaganda gegen die Abmachungen des Handelsabkommens zu gebrauchen. Der Sowjetvertreter Krassin Hot einen langen Brief an Lloyd George gesandt, worin er ihm die einzelnen Bedürfnisse Rußlands an Rohstoffen und Fabrikaten aufstellt. Krassin besteht auf dein raschen Abschluß eines Handelsabkümmcns und hebt hervor, daß zahlreiche Bestellungen auf Lokomotiven und anderes Eisenbahnmaterial, ferner auf Maschinen, Werkzeuge, Lastautos, elek trische Maschinen und chemische Produkte sowie Arzneimittel von Eng land übernommen werden könnten. Die Sowjetregierung schlage nicht mehr Bezahlung tn Gold, sondern ln Waren vor. Das in Reval deponierte Gold sei lediglich als Sicherheit für die durch eng lische Banken geleisteten Darlehen gedacht. Das Gold solle nur im Falle der Nichtlieferung der Waren während des laufenden Finanz jahres benutzt werden. Die englischen Finanzkreise stehen diesem Vorschläge nicht günstig gegenüber. )<e Urabstimmung in Habe (El-euer Drahtberlcht.) Halle, 8. Oktober. Ber der Urabstim mang der A. S. P. Hall« über die Frage Annahme oder Ablehnung der Moskauer Bedingungen stimmten 8433 für Moskau, 1357 dagegen^ Die Anhänger Mosk os erhalten elf Mandate zrun Parteitag, die Gegner zwei. Deutschlands Kohlenekenb Ein Vortrag des Leiters der Dresdner Kohlenausgleichstelle (Drahtberlcht unserer Dresdner Schriftleitung.) Dresden. 8. Oklober. Gestern hielt der Leiter der Kohlenauszleichftelle Dresden, Regierungsrat Trümer, einen Vortrag über den Stand der Ver sorgung nut Kohlen und Koks. An der Hand eines reichen Zahlen materials verbreitete er sich über den Rückgang der Kohlen förderung in Deutschland und kam auch auf das Spa-Ab komm en zu sprechen. Die 24-Mtllionen-Tonnenliefe- rung an die Entente könne man, so legte er dar, nach ihrer Be deutung am besten daran bemessen, daß unsere Gas- und Elektrizikats- rru'ke jährlich nur 12 Millionen Tonnen Kohlen verbrauchten. An der Ruhr müssen jeden Lag 80 0 0 E i s e n b a h n w a A e n nach dem Westen abgegeben werden. Rohbraunkohle steht uns ge nügend zur Verfügung, die Industrie könne sie aber nur bei Ver größerung der Rostanlagen und größerer Flächen vorteilhaft verwenden. Das ganze trostlose Bild der Kohlenversorgung könne nur geändert werden, wenn die Bergarbeiter erhöhte Leistungen vollbringen. An der Ruhr ist die Leistung erhöht worden. In Sach,en ist es aber noch nicht gerungen. Die achte Stunde ist noch nicht erreicht, obwohl dadurch im Alonat 400—500 «k Lohn mehr, bessere Lebensmittel, billigere Schuhe und billigere Textilwaren für die Bergarbeiter gezahlt werden. Auch die Bevölkerung ist mit Hausbrand schlecht ver sorgt. Die Sozialisecung des Bergbaues hält der Redner für das größte Unglück am Volkskörper. Jetzt habe uns erst die Syndikaiisierung eine Reihe neuer Beamten gebracht, die Vollsozialtsierung müsse uns noch viel mehr bringen. Das Volkäkammermitgiieü Fabrikdirektor Lenig führte auS: Wir müßten aber rn Zukunft unserer Wirtschaft viel mehr Richtung geben und mehr Ausklärunc^dienst verrichten. Die Auf- ixrbe der Industrie liege nickt nur in der Fabrikarbeit, sondern auch in die Suche nach Wahrheit, nach Wegen zur Aussöhnung mit der Arbeiter schaft Man müsse sich mit bescheidenen Gewinnen begnügen. Aia.l müsse Produzenten- und Konsumentenpolitik gleichzeitig treiben. Wenn das deutsche Volk wieder nach oben kommen wolle, müsse man konziliant und selb st opferbereit sein, dann wc:de man auch das Vertrauen der Arbeiter wiedergewinnen. Die JeLstörunflcwut der Entente-Kom i. onen (Eigener Drahtbericht.) München, 8. Oktober. Dieser Tage war eine Ententekommission im Werk der Maschinen fabrik Augsburg-Nürnberg in München, um den Bestand an Dieselmotoren aufzunehmen, da seilens der Entente ge plant ist, diese Maschinen zu vernichten. Diese Vernichtung soll sowohl Schisfsmotoren als auch rein industriellen Zwecken dienende Motoren in ganz Deutschland treffen. Als Grund wird an gegeben, daß die Gefahr besteh«, daß diese Rlotoren wiedrr für llnlersee- bootSzwccke Verwendung finden könnten. Die Direktion erklärte gegen über der Kommission, daß sie schon im Intereste der Arbeiterschaft sich dieser Vernichtung mit allen Mitteln widersehen müsse. — Ein« Abordnung von Arbeiter- und Angefketltearäten d«S Werkes hat sich inzwischen nach Berlin begeben, um mit den zuständigen Reichs si eilen und dem in Berlin tagenden Betriebs- rätekongreß wegen dieser Angelegenheit Fühlungz.on ehm e n. Dle Arbeiter sollen geneigt sei«, sich der Vernichtung mit allen Mittel» zu widersehen. * * * Selbst wenn einem daS Blut zu Kopfe steigt über den schamlosen Zerstörungswillen der Franzosen — sie sind es, die den Ton angeben in den Kommissionen — muß man doch aussprechen, daß wir mit der An wendung aller Mittel wohl die Dieselmotoren vorerst retten können, daß aber der Preis für diesen Erfolg ein unvergleichlich härterer sein dürfte. Hoffentlich sitzen in den Reichsstellen Männer, die durch direkte Ver mittlung tn Paris die Gefahr erneuter Zwischenfälle abzuwenden ver stehen. unö Zentrum haben sich als national zuverlässig erwiesen und als Bekenner -es bürgerlichen Glaubens. Aber sie handelten stets auf der demokratischen Grundlage der Gleichberechtigung aller Volksgenossen. Dies« einwandfreie Haltung hat die liberal fühlen den Männer in der Deutschen Volkspartei veranlaßt, der ^Rit arbeit treu zu bleiben. Niemals noch tag das Heil eines Dockes in der Befolgung extremer politischer Ideen. Die Mitte verbürgt Stetigkeit des Handelns und die Möglichkeit, die Gegensätze einigermasten auszugleichen; wenigstens soweit aoszogleichen, daß den Interessen des Volksganzen gedient wird. Deshalb must die wahrhaft vaterländische Politik auf dieses Ziel eingestellt werden. Die Zufammenarbelt -er Demokraten, des Zentrums an der Volkspartei fördert die bürgerliche Einigkeit, ohne sie zu aggressiver Politik zu mißbrauchen; eine Heranziehung noch der Sozialdemokratie hieße die deutsche Einigkeit einigermaßen ge währleisten. Deutschnationale und Unabhängige sür solche Ge danken zu gewinnen, tst leider überflüssige Arbeit. Fragt sich nun, ob dl« Devtsche Volkspartei den beschrittenen Weg fortsetzen kann. Di« Kritik, die man auf der Tagung tn Hannover an den Demokraten übte, war parteipolitisch bedingt. Sie war auch sehr mäßig im Vergleich zn derjenigen, di« nach rechts ging. Immerhin zeigte sie, dast oarteltaktische Erwägun gen Mitwirken. Das Gäilbe der Deutschen Volkspartei tst, wie jedes Parteigefüge, nicht geschloffen: ein erheblicher Teil der Mitglieder ist mehr den Nationalisten als dem deutschen Bürger tum verwandt. Dazu kommen die starken Einflüsse des reinen kapitalistischen Geistes, die ln der Partei vorhanden sind. So mag es schwer sein, Beamten, Angestellten, Gelehrten und Unter nehmern gerecht zu werden. Den rechten Flügel zu beruhigen, in nationaler und wirtschaftlicher Hinsicht, wurden zwei Fanfaren ge blasen: Herr Maretzky hat ln Weimar deu Gedanken, eia» pazifistische Politik mitzumachen, als Herausforderung der Partei bezeichnet. Er sagte pazifistische Politik, wo unmißverständlicher eine friedliche gemeint war. Herr Stresemann hak in Hannover die Sozialisierung strikte abgelehnt, wo unzweideutiger von der Sozialisierung der dazu vielleicht reifen Betriebe (Bergwerke usw.) hätte gesprochen werden müssen. An diesen belüen Steinen kann das volksparteiliche Rad vom Regierungswagen abbrechen. Die Reichsregierung wird eine fried liche Politik treiben müssen; es bleibt ihr kein« andere Mög lichkeit, es zwingen sie dazu außer der Selbstverständlichkeit innere und äußere Verhältnisse. Die Regierung wird in gewissen Fragen den Sozialisten und Förderern des Ausgleichs der Gegensätze zwischen Unternehmertum und Arbeitnehmerschaft Zugeständnisse machen müssen, will sie nicht ihren Bestaw gefährden. Während das eine keine nationale Würdelosigkeit oder Weh- leidiakeit bedingt, kann das andere nicht als Kapitulation vor der sozialistischen Anschauung gedeutet werden. Bisher schien die Bereitwilligkeit des Parieivorstandes, die Mitarbeit der Regterungsmitglieder an diesen Gegenständen zu billigen, klar zu sein. Die Kritik und der Hohn des rechten Naap- barn und die dadurch geweckte Nörgelei ln den eigenen Reihen der Part« können aber sehr wohl eine Aenderunq herbeiführen. Die Anwesenheit der Regierungsvertreter in Weimar wie tn Hannover und ihr schweigsames Verhalten albt tmmerhtn za denken. Die Offensive-Drohung gegen rechts beruhigt da allein noch nicht. Hoffentlich sind die Kräfte in der Deutschen Volkspartei stark genug, die das Vaterland höher als di« Partei stellen. Dos kann man wünschen, ohne in den Verdacht geraten zu müssen, dle Rattenfänger-Flöte zu blase». Lv.