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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.07.1920
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1920-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19200730019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1920073001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1920073001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-07
- Tag 1920-07-30
-
Monat
1920-07
-
Jahr
1920
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li 8Uä gegoa- >11» 'i'ouäsor «ism Oodiet« »et»; Iw vei- Lrüsr gsstei- - Lttigtsu itiot» lsokv VVottv. ;sr 0«» uuä Q uur säcb- Lrvokeubsrz tsu vmäou. StLar «oo «oüvLcdun^. ulrsad cwä 8oon<tg s velc Stämme, bei ^«jor!:. ; sekvüeber keiv^lrom k Leisten nun privat. ctie xckatt tsxen 114. Jahrgang Morgen-Ausgabe V' L»tp,i, ,»» v»r»r<« re,l«ch l»t vLAAFS-ILE»»« cht allM»ra«»a>«aa8« »»,««. M.U^—, ote^ellähkl. M.zo^-I ftk Abholer »o»att. M. VSV. M»rao».A»«i»b« «lel» Äl. 7^ü »„atllch, Ab,nb-A»1z«b« »I«Ul M L— »»«Illch. D,rch i»1«r, ,otw<!r!I,«» FI»«!«» l»l Ha»« «». d«ch« »»—ttlch «. 10^, »l«rl,l!«hrlt<d M. w.-' b»r<d dt» v»ft br»«rh«lb v*»Ncht«d« Sesaml Ailaob, «»atlich Äk. 7Ai, »tarlellRdr- Nch «. V.W (-««»».blich D°ftdest,ll,«b«h,). ,»«I..b«»«rI<M»: »oir«tilch M. 1L— »»d vr»cks«ch«».V»rt». A»4^b« A> Pt, <daab.L»«^d« rv V«. Sonnt«,4V PI tzasptschriftletter: Dr. Erich Everld, Leipzig. AnALlgtNPkOls: 7.^»°n "«««-» aa o„»»«»«»«M». lM, SescdLft«»»«!,«» *»t Pl«»»»rlchrlsl«n tm Prr l« -lmrsblalt des Rai« und des voll-elarnl« ,?.'SS -er Stadt Letoiia «chNM««—« —» »«Ich«,-Sei«: 2^—»«^«« «r- «- Verlag: Dr. Reinhold ck Ta« Leipzig. 1V20 Nr. 3S0 Sreitag, den 30. Tutt siguag 7.un lüZen )evÄv Spsr- 161 aa 1 si - verlost l en aa<1 4- unä vorvlezeuci ; I^auä^irt- i-iets. ?65t > vareu als ! Oermaais, sster vareo r«u llsod.Lol« N>-Vvsl ul-UIv.-S. ,g«eb HoliIrrnN ». Konto kdononl» Ipi«n»nl« Lol<ir«nl« iil«r U-Lok»n. <io. : >r §t.-«n>.! 67^ —,— Z7^-.e Ä- 88- SS.-> 'S 1450 750 16100 «iso kr.-z. >n«f,8t-4 a.v,sf. Il.Sürxe. t. Srücl!. Iirelvet lonozrd. >. non« litr Lt.-!t Pf.-Urt. 6o. UI.» rortookr. d. S,°Ir. oni» 7«o. 2225 . Vires». 2Z1 — r,r!°sf.W. 162.— oklsn«l<tlen. . 8t«inlr. ,2275 «,.ri..«.Iiiso >. kl.-«. ». il». I! „5.8t-1 1SÜ. 112. 170- 17SÄ 118'- 1Z5.- lootntt. U»li« i UoUl. . 7LII . klsUf. - >8.»»II>« ionlllpr! —,— Nodor!201 — I«r>liit»,1o0.— SM- »oocd. 228 — >r L t». 178- m.SonI, ron.Vr. il>r»t» 145 — -aüoktsl —,— lsplsl« 255.— 1»!°s>- 174. - iHieit» —.— 7«N,s I'rilllcti. i I. äli- UlelerulljsS- lledlele »o eins l.Uoke Viele ^d- en. rbilrse bat sog einl-re pro t>kun<I ist. Uolsr iUe6er«are Hsnüokelu cd »urOeu >onen kok- mdLIir, üte , Import loko —,—. verewder 2uol 2U^8. 2ult —,— 2V, ^«ou»r Dto Uax e 'lo «prunx- ril. ?rel» i 2iad uoa . «vMte >a !ok I»«0 Vl.. »t sied de- rodlicklicd rrstt Keill «II gurcd- I1,ü0—«Z^L «^b-SV.7L er: ^oe- von L»r» RuWe Ersolge W Bolschewistische Kavallerie 4^ Kilo meter vor der deutschen Grenze Ossowiez in der Han- der Sowjettrnppen. — Der NordflSgel der Polen abgeschnitten. — Bialystok vor dem Fall. Daazig, rs. Juli. (Eigener Drahibericht.) Das Schicksal des polnischen Heere» ist besiegelt. Die Reiiermassen der 1k. russischen Armee haben bereits die lehte« Linie« der Polen dorchstotzen und haben gestern schon Ossowiez ein genommen. Der äußerste nördliche Flügel der Polen ist in Vrajewo abgeschnittea, da die russische Reiterei sich i« seinem Rücken befindet und bereits b i s aus 4>j Kilometer an di« , deutsche Grenze herangekommen ist. Sie wird wohl ln- vzwischen die Grenze bereits erreicht Haden. Die Polen versuchen, die Rarewlinie von Bialystok nach Lomza zu halten, und sammeln die Reste ihre» nördlichen Flügels bei Lomza. Die Russen stehen sedoch bereits 40 Kilometer vor dieser Stadt. Bei Bialystok findet augenblicklich ein verzweifelter Kampf statt. Die polnisch« Arme« befindet sich in vollständiger Auflösung und ist völlig demoralisiert. Die Russen haben in vier Tagen von Grodno bis Ossowiez 120 Kilometer zurückgeleqt, fast ohne Widerstand zu finden. E» ist sehr bezeichnend, daß sie bei ihrem ganzen Bordringen jeglichen Widerstand uur mit In fanterie au» dem Wege»räumten und fast gar keine Artillerie in An wendung brachten. Die interalliierten Truppen im ostpreuhischen Ab stimmungsgebiet Haden, wie verlautet, noch keinerlei Instruktion für ihr Verhalten gegenüber den Rätetruppen. Frankfurt, 29. Juli. (Eigener Drahtbericht.) AuS Warschau meldet man der «Franks. Ztg.': Die polnisch« Heeres leitung gab ihre 'suflimmnng, übermorgen nm 8 Ilhr abends Parla mentäre durch die russische Front zu senden. Heute dürft« der Fall von Bialystok bevorstehen; vielleicht ist er inzwischen schon ein- qetreten. Die Rarewlinie ist noch umkämpft, die Gesamlfront nähert sich der Buglinie. Pinsk ist geräumt. Die Bolschewik! sind gegen Lemberg bis zum Serethübcraang vorgerückt. ES finden starke Kämpfe be: der Sbruczniündung statt. Die Ententehilfe für Polen Breslau, 29. Juli. (Eigener Drahtdericht.) In Warschau find über Danzig und da» Abstimmungsgebiet 300Ententeoffizter« eingeiroffen. Sie sind auf Gründ eines Antrages de» polnischen StoatS- rates an die Alliierten adkommairdtert. Auch General Rollet be findet sich nach einer Meldung des «Oberichtestfchen Kuriers" -a-e'. Paris, 29. Iull. (Elg. Drahtderlch t.) Die Regierung hat aus Warschau den ersten Bericht der französischen Mission erhalten, aus dem hervorgeht, dasz eS sehr schwer sei, mit dem Präsidenten Pilsudski zu verhandeln, der die Lage nicht so sehen will, w« sie tatsächlich ist. der deutschen Grenze Nur mit großer Müh« Hütt« der Präsident dazu veranlaßt w«rd«n lönnen, die alliierten Offiziere ein« wirksame Rolle in seiner Armee pielen zu lassen. Di« Laae, so lagt General "Weygand, ist nicht voll- tändlg geklärt, und daher haben die alliierten Missionen den Polen ge raten, wohl den Waffenstillstand zu unterzeichnen, aber sich nicht zu be eilen, sich tn politisch« Verhandlungen mit den Sowjets elnzulasfen. Warschau, 29. Juli. lDrahtbericht.) Die Presseabkeitung des Mi nisterium des Aeußern teilt mit: Gestern fand «ine Sitzung der eng- lisch-franiösischen Militärkommission statt. Es wurde über die Hilfe der Entente für Pofen beraten. Die Hilfe der Entente soll mit größter Beschleunigung organisiert werden, um für den Fall, daß der Waffenstillstand nicht zustande kommt, bereit zu sein. Die Entente-Truppentransporte durch Deutschland Berlin, 29. Juli. (Drahtbericht.) Zu den zahlreichen, die Bevölke rung beunruhigenden Gerüchten über die Beförderung von Trup pen und Kampsmaterial der Entente auf deutschen Eisen bahnen, die im Kriege Poi«ns gegen Sowjet-Rußland verwendet werden, erfährt W. T. B. von zuständiger Seit«: LS gehen regelmäßig Nachschübe zu und von den in den Abstimmungsgebieten Ostpreußens, WestpreutzenS und OberfchlestenS stationierten Besatzungstruppen. Die Transporte lau fen von Bischofsheim nach Sogon auf der Streckt Frankfurt-Süd— Hanau-Ost—Flieden—Blankenheim—Gerstungen—Erfurt — Weißenfels Leutzsry — Tauscha — Eilenburg — Falksnberg — KottbuS —Sagan in der Weif«, daß an -le regelmäßigen am Sonntag, Dienstag, Donners tag und Sonnabend verkehrenden Züge, sowie an die Montags, Mitt wochs und Fre'tags verkehrenden Kurierzüge einige Wagen mit Mann schaften und Material, darunter der für die Schießübungen -er Truppen erforderlichen Munition, angehängt werden. Die Transporte neben von Sagan weiter nach Oppeln für Oberschlesien über di« Stationen Llegnitz, Maltfch, Mochbern, Brockan und Carlsmarkt, während von -en am Sonntag und Donnerstag verkehrenden Zügen «ine Wagengrvppe für West- und Ostpreußen nach Deutsch-Eolau abgezweigt wird. Gnt- spreschend verkehren regelmäßig Rückzüge über dieselben Strecken. Die Transporte dienen dem Zweck, die Desatzungstuppen abzulösen und mit Material zu versehen, und wevden daraufhin oonden zuständigen deutsche« Stellen regelmäßig kontrolliert. Die Be völkerung der Ortschaften, die -lese regelmäßigen Transporte pafferen, kann nischt nachdrücklich genug gewarnt werben, von irgendwelchen alarmierenden Gerüchten über den Charakter -er Transporte sich beun ruhigen öder sich zu einer unbesonnenen Haltung ihnen gegen über verleiten zu lassen. Die Transporte erfolgen durchaus in lleberem- sttminung mit -er Ausführung deS Friedensvertrages hinsichtlich der öst lichen Abstimmungsgebiete, und zwar bereits seit Monaien. stehen i n keiner Beziehung zu -en polnisch-russischen Kriegs handlungen und können nicht im geringsten die von der deutschen Regierung erklärte Neutralität beeinträchtigen. Die Bezahlung der Kohlenlieferung In. Boulogne, wo sich Lloyd George und Millerand zu wich tigen Besprechungen trafen, ist eine Entscheidung über die Bezah lung der von uns zu lieferenüen Kohlen und der von der Entente zu gewährenden Vorschüsse gefällt worden. Danach soll Deutsch land am 1. September 1920 der Wiedergutmachungskommisston Schahscheine im Werte von 60 Millionen Goldmark mit dem Ver falltage des 1. Mai 1921 mit sechsprozentiger Verzinsung über geben. Nach dem 1. September sotten dann, je nach -er Höhe der Kohlenlieferung, weitere Vorschüsse gewährt werden, und Mar bis zu 40 Goldmark pro Tonne. Trotz dieser Meldung erscheint das Zahlungsverfahren noch keineswegs geklärt. Man muß einen Unterschied machen zwischen dem Preis, der für die Kohle selbst gezahlt wird und dem Vorschuß, den wir auf die gelieferten Kohlen erhalten. Für die Kohlen selbst erhalten wir den Wert der Kohle auf Grund des deutschen Inlandspreises zuzüglich Fracht auf das Wtedergutmachungskonto gotgeschrteben, o. h. diese Summe wird uns von der Schuld, die wir an di« Entente zu zahlen Haden, abgerechnet. Da nun diese Schuldsumme selbst noch gar nicht feststeht, so ist diese ganze Rechnung etwas höchst Ima ginäres. Wenn man pessimistisch ist, kann man ruhig sagen, daß sich in der geheimen Rechnung der Entente das Schuldkonto um soviel erhöhen wird, als wir bis zum Tage der endgültigen Fest stellung der Summe geliefert haben werden. Daß wir den Ge genwert für die Kohlen lediglich gutgeschrieben erhalten und kein bares Geld dafür sehen, hat einen weiteren Nachteil zur Folg«, es wird -em Neich weiter nichts übrigbleiben, als -le Zechen für die gelieferten Kohlen zu bezahlen, d. h. die 2 Millionen Tonnen werden monatlich vom Reiche mit Papiergeld bezahlt werden müssen und die Noteninflation wird dadurch, wie auch von hiesigen Bankfachleuten angenommen wird, stark gesteigert wer den. Die Gefahr dieser starken Inflatton sollte man nicht unter schätzen. Was nun dl« Vorschüsse anlangt, so ist für deren Grund lage eine ziemlich komplizierte Berechnung notwendig. Der Be trag wird bestimmt durck den Unterschied des deutschen Inland- pretses gegenüber dem Ausfuhrpreis der deutschen Kohlen ab deutscher Hafen bzw. dem englischen Ausfuhrpreis ab englischer Hafen, und zwar dem jeweils geringeren dieser Preise. Das Weißbuch, das über die Verhandlungen von Spa herausgegeben ist, berechnet, daß wir danach als Vorschuß rund 900 Millionen Papiermark erhalten sollen. Nach -en Abmachungen von Boulogne wird man von unS die Uebergabe von 60 Millionen Goldmark ln Schatzscbelnen ver langen, h. also, wir stellen gewissermaßen einen Wechsel auf unS I selbst aus, den die Entente akzeptieren wird, und auf Grund dessen I -l« verschiedenen Staaten, Frankreich, England usw., sich bei I Privatbankiers oder bei Amerika Kredit beschaffen wollen. Die I Entente, speziell Frankreich, ist durch dieses Verjähren der Not ¬ wendigkeit überhoben, von Staat- wegen Gelder für die Bezahlung der Kohlen flüssig zu machen. Bedauerlich an dem Verfahren sind nur zwei Punkte. Einmal, daß nur ein Betrag von 60 Millionen Goldmark, also etwa 480 Millionen Paptermark, für -en 1. Sep tember festgesetzt wird, obwohl nach der Berechnung der Vorschuß rund 900 Millionen Papiermark ausmachen müßte, da wir ja bis zum 1. September zwei Millionen Tonnen Kohlen geliefert haben müßten. Auch für die späteren Lieferungen sollen wir nur 40 Goldmark pro Tonne erhalten, statt rund 80 nach deutscher Be rechnung. Ferner wir- es uns große Schwierigkeiten bereiten, diese Schahscheine bereits nach 8 Monaten (vom 1. Mai 1921 ab) zurückzuzahlen. Auch hier besteht die Gefahr einer verstärkten Inflatton, falls sich nicht die Entente bereit erklärt, die Kredite zu verlängern. Alles in allem wird es notwendig sein, daß die zu ständigen Stellen noch genauere Mitteilungen über die Art der Verrechnung geben. . Or- ^1. Bafel, 29. Juli. (Drahtberichi.) Der Be-richttrsiatter der .Bast. Nakimmlzlg." schreib! seinem Motte au» Pari»: Wie au» autoritattver Stelle verlautet, sind amerikanisch« Finanzgruppen bereit. De Lischt an- für die Wechsel, di« es zur Deckung der ihm für die Kohlenliefenrngen vorgestreckten Summe nötig hat, große Bor- sjchÜssezu leisten. Unter diesen Umständen würde Frankreich nicht ein mal vorübergehend stark belaftei werden. Man «rwarket von dem ge troffenen Abmarkungen die sichere Lieferung der für Fabriken und -en Bedarf -er Bevölkerung notwendigen Kvhlenmengen. (Siebe auch Sette 2.) SlserrbahnurrfaÄ am Bahnhof Le1pz*a-S1Stteritz Keine Tote«. — 10 Personen leicht verletzt. Amtlich wird von der Essenbahnb«irieb»direktion 1 mitgeieM: Gestern, am 29. Juli abend« gegen 7 Uhr, entgleisten vom Per sonenzug 4211 von Hof nach Leipzig-Hauplbahnhof bei der Durchfahrt bnrch be« Bahnhof Leipzig-Stötteritz di« letzten drei Wagen in der Einfahrweiche, lieber bi« Entgleisung«»rsach« find Erörterungen noch im Gang«. 10 Fahrgäste wnrden leicht verletz». Der Betrieb wnrb« »ich» gestört. (Wehe auch .Leipzig und Umgebung'.) Die 2 Lesung des Gesetzentwurfs über die Aushebung der Militärgerichtsbarkeit Der Reichstag Hal in feiner gestrigen Sitzung den Gesetzentwurf belr. die Aafhebonq der Mililärgericht»darkeit gegen di« Stimmen der beiden Re«hl»parlei«n in zweiter Lesung an genommen. R«ich»wehrminister Dr. Gehler erklärt«, die Regierung werb« da» Gesetz annehmen; sie erhoffe davon ein« Beruhigung der politischen Atmosphäre. Gegen die sofortige Vornahme der dritten Lesung wurde von der Rechten Einspruch erhoben. Hierauf wurde die Beratung des Rötet ats fortgesetzt. (Siehe aus Seit« 3.) Pazifismus «nd Demokratie Von L. Oniö-e. Dec Pazifismus erstrebt -le gewaltlose Erledigung aller Strei tigkeiten, -ie Herrschaft -eS Rechts an Stelle der Gewalt; er tritt insbesondere ein für die Ueberwindung des Krieges durch den Aus bau einer internationalen Rechtsordnung nnd durch eine Umwand lung in der Gesinnung der Menschen; er fordert die Organisation der Völkergemeinschaft ln einem Völkerbund, der auf dem Grund satz der Gleichberechtigung aller Kulturvölker aufgebaut ist, der die solidarischen Interessen der Menschheit in einer Kultur- und Arbeitsgemeinschaft pflegt und zugleich durch Einrichtungen für Schiedsgerichtsbarkeit und gütliche Vermittlung den unparteiischen Ausgleich internationaler Streitigkeiten gewährleistet. Die Deutsche Demokratische Partei erklärt tn ihrem Programm: «Die lehte Verwirklichung unserer Gedanken kann dauernd nur er reicht werden durch einen Bund aller freien Staaten. Wir treten daher ein für einen Völkerbund, dessen erste Aufgabe das Zu sammenwirken der Nationen ist und der zugleich eine internatio nale Arbeitsgemeinschaft darstellt.' Danach ist die Demokratische Partei Mar nicht dem Worte, aber der Sache nach auf eine durch aus pazifistische Politik verpflichtet. Gleichwohl gibt es In der Partei zahlreiche Mitglieder, die den Pazifismus mehr oder weniger entschieden ablehnen. Manche tun das in einem offen baren, nicht nur formalen, sondern sachlichen Gegensatz nicht allein zur Methode, sondern auch zum Ziel und zu den Grundgedanken des Pazifismus. Sie stellen sich damit ln Gegensatz zu einem wesentlichen Bestandteil des Parteiprogramms. Weit zahlreicher, wenn ich nicht irre, sind die Parteimitglieder, die den Programm- sah anerkennen und doch sich entschieden dagegen verwahren, mit dem Pazifismus etwas zu tun zu haben. Wie seltsam dieses Ver hältnis ist, mögen ein paar Beispiele aus der politischen Praxis belegen. Als ich während deS letzten Winters in einer Parteiverfamm- lung in Oberbayern sprechen sollte, sagten mir Freunde von der örtlichen Parteileitung: .Aber von Ihrem Pazifismus werden Sie hier fein schweigen müssen, davon wollen unsere Leute hier nichts wissen." Ich erwiderte, daß ich meine Anschauungen nicht ver leugnen könnte, daß ich aber überzeugt sei, keinen Anstoß zu er regen. In meiner Rede habe ich die Fragen der Revision des Ver sailler Friedens, des Beitritts zum Völkerbund, der künftigen aus wärtigen Politik rückhaltlos offen tn unserem Sinn mit scharfer Polemik gegen die Vertreter der Gewalt- und Revanchepolitik be handelt. Aus -er fast tausendköpfigen Versammlung gab es keinen Widerspruch, und die Freunde von der örtlichen Partei leitung sprachen sich nachher sehr befriedigt aus. Als ich dann sagte: .Aber was euch da gefallen hat, war ja Pazifismus', hieß es: .Ja, den Pazifismus lassen wir gelten, gegen den hat niemand von uns etwa-.' Aehnliche Erfahrungen habe ich häufig gemacht. Ein zweites Geschichtchen: In einer Berliner Wahlversamm lung hatte der demokratische Referent ganz im pazifistischen Sinn gesprochen. Lin Diskussionsredner sprach darüber seine besondere Genugtuung auS. Darauf entrüsteter Protest deS Referenten: er sei kein Pazifist und wolle mit Pazifismus nichts zu tun haben. Dritte Erfahrung: Auf einer Partettagung hakte ich Ver anlassung, gegen einen Redner aufzukreten, der ziemlich unverhüllt den Revanchekrieg gepredigt hatte; jch verwies darauf, daß in allen Kundgebungen der Partei bisher eine pazifistische Tiylitik ge fordert sei, und daß die bevorstehende Beschlußfassung über das Programm voraussichtlich diese Haltung bestätigen würde. Da durch sah der Vorsitzende der Tagung sich veranlaßt, mit großer Schärfe gegen eine solche Behauptung zu protestieren: «Einen Völkerhnnd als eine freie Gemeinschaft gleichberechtigter Völker, den wollen auch wir; Einrichtungen für di« wirklich unparteiische schiedsgerichtliche Erledigung von Völkerstreitigkeiten zur Vermei dung von Kriegen, die wollen auch wir. Aber.— das nenne ich nicht Pazifismus.' Ich erwiderte, waS der Redner persönlich Pazifismus nennen wolle, sei ziemlich gleichgültig; entscheidend sei, daß das, was er anerkannt habe, tatsächlich Pazifismus sei. Allen drei Vorfällen ist gemeinsam, daß viele Gegner oder Verleugner -es Pazifismus sich nicht an der Sache, sondern an dem Wort zu stoßen scheinen, weil sie sich von dem Pazifismus ganz falsche Vorstellungen machen. Aber ganz so glatt und einfach steht es mit diesen Demo kraten, die den Pazifismus abschwören, doch nicht. Es liegt meistens doch auch, bewußt, halbbewuht oder unbewußt, ein sach licher Gegensatz zu Grvnd«. Man findet sich mit den pazifistischen Forderungen für die zunächst einzuschlagende Politik ab, weil eine andere heute glicht möglich ist; aber innerlich regen sich gegensätz liche Stimmungen, grundsätzlich ist man nicht überzeugt. In ge legener Zelt wird man bereit sein, vom Programm auch wieder ab- zunücken. Wer in der Partei so denkt, möge sich zweierlei gesagt sein lassen: einmal, -aß er doch angesichts des Parteiprogramms ver pflichtet ist, daS Pwblem etwas gründlicher durchzudenken (vielleicht wird er dann zu grundsätzlicher Zustimmung kommen), und dann, daß ein Erfolg der Politik, die das demokratische Pro gramm fordert, selbstverständlich nur möglich, ist, wenn sie konse quent und aufrichtig betrieben wird und nicht wie eine Opportuni- tätspolittk, die man morgen, wenn die Umstände sich zu ändern scheinen, wechseln kann; denn die Vorbedingung für den Erfolg gerade dieser Politik ist, daß sie Vertrauen gewinnt. Die Demokratische Partei aber wird sich zu voller Einbelt- lickkeit in der Behandlung der Grundprobleme auswärtiger Politik entwickeln müssen. Ob man -le Scheu vor dem Worte .Pazifis-
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