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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.07.1920
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1920-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19200729019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1920072901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1920072901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-07
- Tag 1920-07-29
-
Monat
1920-07
-
Jahr
1920
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Seite 2. Nr. 348. Morqen-Ausgabe Donnerstag, 29. 3uN1929 Leipziger Tageblatt Beendigung der Aussprache im Reichstag Drahlbericht unserer Berliner Schristleitung. Berlin, 28. Juli. Am RegierungSlisch Simons, Gehler. Scholz. Das Haus ist schwach besetzt. Vizepräsident Dr. Bell eröffnet die Sitzung um 1.20 jjhr. Die Aussprache über Spa Die Verbannungen werden fortgesetzt. Es liegen der bereits ge- eie Antrag i»er Regierungsparteien vor, der dec Regierung daä Vertrauen aus^prcht, sowie t-er deuisch lattonale Antrag auf Erteilung eines Mißtrauensvotums. Aba. Dr. Sirescmann (Disch. Vo): Eine Berliner Zeitung sprach in einem LeUaufsntze von emem Erfolg von Spa. Das ist nicht richtig. Spa bedeutet jackstch für uns die schwerste Belastung. Rian wird sich in den streifen der Entente darüber klar sein müssen, dah Lpa und Genf in unmittelbarem sachlichen Zusammenhang stehen müssen. Die wirtschaftlichen Leistungen sind nicht zu trennen von den «u^n.nellcn. über die in Gens verhandelt werden soll. Dr. Simons hat n.ii Lcecyi betont, wieviel Deutschland schon für die Entente geleistet Hai. Riemais hat ein Volk c.ncm andern solchen Tribut dargebracht. Man kann die Bedingungen nur mit jenen vergleichen, Sie »s siegreiche Rom einst Karthago auserlcgte. (Zustimmung.) Warum werd:n genaue Anrabcn über unsere Leistungen nicht verösfentlicht? Warum wird hier matt An Strich Wei Propaganda getrieben? Warum wird die deutsche Gegenliste in bezug aus die sogenannt« Kriegs- ichuidtgen niast veröffentlicht? (Beifall rechts.) 'Professor Hoetzjck har von der schlechten Vorbereitung für Spa gesprochen. Doftn kann ab:, 'och nicht die Regierung vrrantwortiich gemacht werden, die erst vier Wci.n .m Amte ist. Für o.e Veihaiiuiungen in Genf mö.,e acer ailr^ o^.un gefetzt werden, dah wir in der Lage find, dort wohlbegrüntretc sachliche Vorschläge zu machen. (Sehr richtig! rechts.) An den Verhandlungen in Spa seihst ist aber a u cy in u n. Itter ci cnen R e i h c u K r i i i k geübt worden. Rcichsminister Sinn ns ist in den Fcitt r Versalien, den Frieden von Vcrsaiilcs als eine Grundlage für die künftigen Leistungen Deutschlands hinzune >m^n, wahrend bis «hin die Reichsrcgierung ohne Unterjch ed der Parkei- striiong ihrer Mttltticdcr mit vollem Recht erklärt Hal, die Beengungen seien ni crinllbar. Man bat uns den Vertrag von Versailles als eine Strafe auicrleai. Man ha! weiter unsere Unterschrift er. zwn ngen. V esc Gesirdispunkle geben uns das moralische Recht, eine Revision zu vc.langen. (Sehr richt-g!) Meine Kritik an den Ver. Handlungen über sie Eniwassnungsjrage bezieht sich navauf, vast die Siiuat.on, in d." wir uns gegenwärtig gegenüber dem testen befinden, d-abei nicht genügend kerückjichiigt wor'en ist. Es war un möglich, gleichzeitig Entwaffnung, Einsammlung der 'Waffen und die Pi'.ia-.en der Neutral.ta. aus uns zu nehmen. Rian darf nicht einer "Regierung das .Instrument aus der >>and nehmen, das ihr die Autorität verteil)c, Irin f.ch nach aus er. und innen d,' ch-etzen zu können. (Sehr rtchiig!) Dem Aufnnen des Heron Slinneü ist außcror entnch viel zu danken. (Sehr richtig! bei der Disch. Vp) Dos i>t auch im Kabinett anerkannt morsen. Man hat Herrn Stinnes zu danken jur ,ci. c Mi.arbeit und nicht nacn En»imuli>igungen zu p-chen. :s:.r Bre ifcheid not nicht des Rech., Herrn Stmi-es latsche Beweg,- a ündc ru icrzufchioben. (Lärm dpi den Unabhängigen.) Auch die Unterredung des Herrn St nnes mit dem Vertreter des .Malin" ist u rricn.ig aüsgesastt werden. Wie ui.richt g die ausgestellten Behaup- «une^n li'.A, geh! schon kar-'.us hervor, dasz die Schafsung eines Wir!, so at-s. ebictcs über die Laudesgreiizc hinaus stets aus den festen Wider stand der rheinischen Großindustrie geflohen ist. Diese Tatsache sollte meb> wirken, als die Verdächtigungen gegen Herrn Sünnes. W>r m>i,,en sobcnfolts ans loyales Einhalicn der in Spa gcgebrnen Zusagen drängen. ?ie Erfübbarkcit ist ^.ber auch abhängig von der Trans por t f r a g c. Di« Annetten müjjen uns hierzu E.fenbah..material zur Vcrsürung stellen. Büro müssen die Summen, die sür Besserung der Lebenshaltung der Arbeiter verwendet werden sollen, auch den Eisen bahnern mit zugute kommen. Unsere Delegation hätte versuchen n. ijsci., auch in der Frag: der B e l i e f c r u n g a n s Ooerschlcjien die Entente vor ein gnoci non zu stellen. Die Ansichten können ver. sa ic^.'n jein, aber (nach rechts) ein Mehr oder Weniger«« nationaler Würde darf nicht f e st g e st e l l t werden. (Sebr wahr', bei der Disch. Vp.) Zur jeden Standpunkt, der eingenommen war.:, mutz man die Gründe würdigen. Der Außenminister hat sei re Rede z u s e h r a u s d i e P j y ch ologirde 2 Auslandes ein- >°c,.c!tt und .«rüber die notwendigen Imponderabilien im Inland außer Acht gelassen. Leiter hat der Äiba. Breitscheid die Abeinschuld am Kriege wieder Deu ichlo"d bcrgcmcssen. Das ist eine kleinliche Be trachtungsweise. D«r MiU'.ariSmus und der Kapitalismus sind doch wirklich keine deutschen Erfindungen. Wenn ter Außenminister Deu.sch- iavd die Gleichberechtigung unter den Rationen verschaffen will, dann sollte er gerate zu diesem Zwecke karger mit Liebenswürdigkeiten gegen über dem Auslande sein. (Lcbh. Zustimmung.) Der Sieger kann liebenswürdig sein, den Unterlegenen stehl das nicht an. (Sehr gut!) Die Flagge „angelegen heil und ihre Behandlung ist von uns deshalb so bitter empfunden worden, weil so viele schwere Verletzmraen des deutschen Ansehens im besetzten Gebiet ihr gegenüber stehen. Die Flaggenhissung am Pariser Platz war doch auch nicht als eine normale Hissung an einem historischen Tage zu betrachten, sondern sie war eine Kundgebung, die stark wirken mutzte und wirken sollte. (Sehr richtig!) Die Verwahrung gegen eine solche Kundgebung ent springt nicht chauvinistischer und alldeulscher Gesinnung, sondern selbst der pazifistische Vorkämpfer Dr. Fried hat in der sozialdemokratischen .Münchener Post' sich mit sehr starken Worten Argen diesen Akt Frankreichs ausgesprochen. (Hört, hört!) Er trat für die Ablehnung der französischen Forderung ein. (Hört, hört!) Daß eine Genugtuung gegeben werden mutzte, ist durchaus in Ordnung; aber man soll auch hier nicht übertreiben. Vier Entschuldigungen an vier ver. schieden en Stellen, das ist etwas viel. Weniger wäre mehr gewesen. (Sehr gut!) Zurückhaltung in Liebenswürdigkeit ist die beste Politik, die wir dem Ausland gegenüber treiben können. (Beifall bei der Dtsch. Vpt.) Es ist ganz töricht, wenn man in Frankreich von der Zerschlagung Deutschlands spricht, während nur ein unzerschlage- neS Deutschland das leisten kann, was das aus vielen Wunden blutende Frankreich braucht. (Sehr wahr.) Auch das wirtschaftliche Zusammen arbeiten mit Frankreich ist nur möglich bei Beobachtung gewisser morali scher Imponderabilien. Hier klafft aber der große Gegensatz der fran. zösischen Politik. Die Errichtung der französischen Gesandtschaft in München ist eine Provokation, die noch verstärkt wurde durch die Art, in der sie der französische Mi. nisterpräsident Millcrand begründet hat. (Lebhafte Zustimmung.) Es geht nicht an, datz man in dieser Weise einen deutschen Stamm gegen den andern ausspielen will. Weil auf Milleravds Rede aus München ein so erfreuliches Echo der Abwehr aller Zersplttkerungspiäne kam, hätte ich gewünscht, daß der Außenminister nicht mit solcher Resignation von den Dingen gesprochen, sondern datz er den starken Ton Bayerns bei der Ablehnung der französischen Gesandtschaft durch eine gleich starke Auffassung von dieser Stelle aus unterstützt hätte. (Le'ohs Beifall.) — Wir stimmen den Maßnahmen des Ministers zur Wahrung der Neutralität im russisch-polnischen Kampfe zu. Wir haben keinen Anlaß, der einen oder anderen Partei unsere Sympathie zuzuwenden. Die Ueberspannung des nationalen Sinnes der Polen führt sie zu einem System der Unterdrückung, unter der auch wir Deutschen schwer zu leiden haben. Wir müssen die Wieder gutmachung fordern sür das unbestreitbar deutsche Land, das durch den Versailler Vertrag in die Hände der Polen gebracht worden ist. Der Außenminister wsil Polen als Brücke zn Rußland betrachten. Ich glaube, daß die Russen über diese rote Brücke den Bolschewismus nach Deutschland exportieren werden. (Widerspruch bei den Unabhängigen.) Trotz aller cntgcgenstehenden russischen Versicherungen ist es doch mit der Natur des Bolschewismus untrennbar verbunden, dah er ein imperialistisches Ausdehnungs bedürfnis haben muh. Die Rede des Abg. Breitscheid hat dos za klar bewiesen. Er beglückwünscht die Russen zu ihrem Kriege, weil dieser Krieg nach seiner Meinung sür gute Ideen geführt wird. (Sehr gut! Unruhe bei den Unabhängigen.) Wer von diesem Hause aus die sieg reiche russische Armee beglückwünscht, der hat das moralische Recht verwirkt die Lobredncr des Krieges anzugreifcn. Sehr richtig! bei der Mehrheit. Unruhe bei den Unabhängigen.) Es ist tief be schämend, datz man t kein Wort der Anerkennung für den Eristenzkanwf Deutschlands, aber Morte des Glückwunsches für dG siegreichen bolschewistischen Truppen. gesunden bat. (Stürmische laute Zustimmungskundgebungen rechts, Un ruhe bei den Unabhängigen.) Die Neutralitätserklärung deS Außen ministers und die Neutralitätsbcmühungcn des Deutschen Reiches wer den durch solche Reden, wie die deS Ada Brcitsckeid, nicht unterstützt. (Sehr wahr!) Aus den Worten des Ministers über Rußland sprach vielleicht die Sehnsucht, daß etwas von der Autokratie, mit der man dort Wirtschaftspolitik treibt, auch auf dos demokratische Deutschland überspringen möge. Das Bild, dos er von Rußland gab, hat uns außerordentlich befremdet. Das elektrische Kraftwerk in Moskau rührt nicht von den Bolschewisten her, sondern von Sie mens L Halske Das Moskauer Kohlenrevier hat überhaupt nur eine Durchslbnittsfördernng von 1500 Tonnen pro Tag; was sind da i Prozent Steigerung der Kohlenförderung? Auch die Zahl der Loko motiven hat sich nicht vermehrt. Die Mitteilungen aus bolschewistischer Ouelle lauten sehr trostlos. Aus dem dritten allrussischen Gewerk schaftskongreß im Jahre 1920 erklärte Trotzki: .Wir bringen keine neue Lokomotive hervor. (Hört, hört!) Der Feind, der uns umgibt, ist Hunger, Bettelarmui, Finsternis, allgemeiner Verfall.' (Lebhaftes Hört, hört! Dr. Breitscheid: Trotzdem gehen die Soldaten in den Krieg!) Das zeigt eben, daß die letzte Kraft des Mannes ür den Militarismus und nicht für die Volkswirtschaft ver wendet wird. Groß ist die Zahl der Todesurteil« aus Gründen der Disziplin. Die politische Freiheit besteht in Rußland in der Unter drückung jeder Meinung, die den Machthabern nicht gefällt. Es hak niemals eine größere Autokratie gegeben, als das jetzige Rußland. Die soziale Freiheit zeigt sich in der Aufhebung der Betriebs räte und der Einsetzung von Organen der Regierung, denen dikta torische Gewalt über die Fabrikarbeiter gegeben ist. Die angebliche wirtschaftliche Prosper it it zeigt sich im Zusammenbruch von Verkehr und Wirtschaft. Der Außenminister wollte sicherlich nicht den Eindruck er wecken, als sehe man In Rußland die starke wiederaufbauende Arbeit eines Landes, das zu Wohlfahrt und Ordnung kommt. Wir sind politisch völlig einverstanden mit der Anerkennung dieses Rußlands und in der Betonung des Friedeuszustandes zu ihm. Wir wüsten unS aber verjähren gegen die Propaganda, di« von Rußland ausgeht. Ich habe mancherlei Kritik an den Ausführungen des Außenministers üben müssen. Wir können seiner Rede in vielen Teilen nicht zusammen. Er hat einen Erfolg in Spa sür sich nicht in Anspruch genommen. Daß er ober in Spa unter Berücksichtigung der schwierigen Verhältnisse das Beste hergegeben und sich dadurch inter national eine Stellung geschaffen hat, die uns später noch zugute kommen wird, das ist das Entscheidende. (Beifall bei der Deutschen Dolkspartei.) In diesem Sinne bitte ich meine Kritik aufzufassen. Unsere Kritik bedeutet nicht ein Mißtrauen gegen da- Kabinett oder gegen die Delegatton. Wir würdigen ihre Beweggründe, wenn auch die große Mehrheit meiner Freunde nicht im Einklang mit ihren Entscheidungen steht. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, in dieser Zeit eine politische Krisis hcrvorzurufen. Die Regierung hat jetzt Zeit für sachliche, aus bauende Arbeit. Wir vertrauen dabei nicht auf die Hilfe des Auslandes. Vielmehr kommen wir aus der Schwierigkeit der Lage nur heraus, wenn wir uns selbst mit aller Kraft an diese wiederaufbauende Arbeit heran macken. Dabei werden wir die Regierung unterstützen. (Beifall.) Abg. Haußmann (Dem.): Dr. Simons hat selbst erklärt, er hoffe in Genf ein besseres Ergebnis zu erreichen. Dieses abschätzige Urkeil ist leider nur zu berechtigt. Die französische Regierung.ist durch die Sieger krankheit, wie es Stinnes genannt hat, dazu gezwungen, ihrer Bevölke rung aller 2 Monate das Schauspiel einer Demütigung Deutschlands vorzuführen und Lloyd George mutz diese Politik wenigstens zu 80 Prozent mitmachen. Daraus ist das Abkommen von Spa entstanden. Deshalb ist in Deutschland das Zähneknirschen eine nationale Beschäftigung geworden. Nach dem Ent waffnungsabkommen bann irgendwelcher Schuh der Ordnung und Sicher heit weder in Oberschlesien, noch in ganz Süddeutschland gewährt werden, und . ch protestiere als SüddeuOcher ganz energisch gegen die Schutz losigkeit, die durch die Beschränkung der Wehrmacht gerade über Süd- deuisch'.and verhängt wird. (Hört, hört!). Der Formulierung Strese- manns. datz entscheidende Gründe das Verhalten unserer Delegation in Spa bestimmt haben, können meine Freunde durchaus zustimmen. Die Wichtigkeit dieser Gründe für das Abkommen wird unterstrichen durch die Tatsache, datz der Außenminister Simons sich als Gegner der Unter zeichnung des Vertrages von Versailles bekannt hat. Seine Entschei dung für die Unterschrift des Spaer Abkommens ist also zweifellos nach gewissenhafter Prüfung erfolgt (Sehr wahr!). Diesen Eindruck der Gewissenhaftigkeit l-aben alle Erklärungen des Außenministers gemacht, die über Spa in diesen Tagen von ihm gemacht worden sind. Erst kürzlich hat ein her- vorragender Ausländer öffentlich ausgesprochen, daß die schwerste Störung des Friedens durch die Hetze der Unabhängigen gegen Deutschland, sowie durch ihre Anschuldigungen Deutschlands bei Frank reich, hervorgerufen wird. Rußland trägt nach allem, was bekannt ge- worden ist, an dem Weltkriege die größte Schuld, und England eine wesentliche Mitschuld. (Beifall rechts.) Die Stellungnahme der Deutsch nationalen gegen den neuen Außenminister ist für uns nicht überraschend gekommen. Die Deukschnationalen hätten gern einen der Ihrigen auf dem Platze des Außenministers gesehen. Darf man fragen, ob er nach vierzehn Tagen wieder aus der Regierung ausgetreten märe, wenn er eingesehen hätte, daß eine andere Politik als die gegenwärtige nicht möglich ist? (Sehr gut!) Bereits der Reichskanzler hat sich mit Recht verbeten, daß man den deutschen Unterhändlern unterstellt, sie hätten die nationale Würde preisgegcben. wogegen sie vor dem Auslande doch mit Autorität austrctcn sollten. (Lebhafte Zustimmung.) Poinc.ar« ist in Trank reick cm Werke, die nächst« Zusammenkunft zu sabotieren. D i e s« B e- strebungen könnten wir nicht unterstützen, wie es Herr Hoetzsch getan hat. Die Zukunft gehört nicht dem Bolschewismus, sondern der Demokratie. (Beifall.) Abg. Böhm (Dayr. Volksp.): Mir haben nicht viel von Spa er wartet. Die Delegation hat aber herausgeholk, was möglich war. An der bisherigen Politik Bayerns im Sinn« des Herrn von Kahr Helten wir fest. Abg. Frau Zetkin (Kom.): Di« Rede des Herrn Dr. SimonS war nur Theaterdonner. Wir lehnen das Spa-Abkommen ab. Abg. Müller-Franken (Soz.) verteidigt die Haltung der Sozialdemo- kiatie in den O st f ro g e n: Wenn die deutschen Arbeiter auf die Welk revolution warten wollten, dann würden sie bis dahin zehnmal ver hungern. Wir hoffen, daß nach und nach die Arbeiterklasse in allen Ländern die Regierungen kontrollieren wird. Abg. Frau Sender (U. S.): Herr Höhsch wollte uns mit seiner Rede zeigen, daß der Geist von Potsdam noch lebt. Wir wissen ganz genau, daß wir unser Ziel nur etappenweise erreichen. Wir sind grund sätzlich friedliebend, sind ober nicht gewillt, uns weitere Gewalttätigkeiten der Besitzenden gefallen zu lasten. Abg. Hergt (Deukschnat.): Wenn wir der Delegation nationale Würde und Festigkeit abgesprochen haben, so haben wir doch kein« Vie Bidet des Panslawismus Bei der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart ist ein 330 Se tcn starkes Buch erschienen, das heute, wo alle Wett Spenglers .Unicrgang des Abendlandes' zwar nicht immer liest, aber um jo eifriger kauft, eigentlijch das größte Aussehen erregen müßte. Denn es ist e.gentümiich, wie nah sich Spenglers Anschauungen ost mit denen des russischen Natur forschers Nikolaus Danilewskij berühren, dessen Werk .Ruß land und Europa' bereits 18K7 erschien. Dr. Karl Nötzel, der Biograph Tolstois und Versasser eines ausgezeichneten Buches über die „Grundlagen des geistigen Rußland', hat es jetzt ins Deutsche übertragen. Allerd.ngs nicht vollständig: von den 17 Kapiteln des Originals bringt er nur zehn; wcggelassen sind die Abschnitte, .die entweder durch den Lauf der Gcjjchichie schon allzu sehr überholt sind oder gar zu ausführlich in die Einzelheiten der geschichtlichen Theorie des Autors einsühren'. Dank diesen Streichungen erscheint der russisch« Denker in der deutschen Ausgabe seines Werkes in einem viel günstigeren Licht: sein Doktrinaris mus und seine Einseitigkeit treten nicht mehr so deutlich hervor; er wirkt lebendiger, anregender, frisscher. Mag sein System ebenso anfecht bar sein, wie das von Spengler — das Buch fesselt durch seine Fülle eigenartiger Gedanken, und cs gibt uns tiefen E nbl'ck in die russische Psyche. Es ist das Evangelium von der Welt- und Menschheitssendunq des Slawentums. Danilewskys Geschichksphilosoph c, die übrigens, wie schon seine Zettgenosten bemerken, auf den deutschen tzistorik«r He mich Rückert (.Welkgcschijchle In organischer Darstellung', Leipzig 1857) zurück geht, wurzelt in der Annahme einer Reihe kuliurkistor'scher Rastctypen, di« einander >m Laufe der Jahrhunderte abgelöst haben sollen. Jeder Typ hatte seine eigene oesch'chtstche Misston, die darin bestund, gewisse BildungSelemenk« der Menschheit auszuarbeiten. So verkörpert das Judentum di« Idee der Religion, bas Griechentum d'e der geistigen Kultur, dos Römertum die des Rechts und Staats, die grrmenisch- romanische Welt die der wissenschaftlichen Forschung und industriellen Entw cklung. Aber jeder dieser Typen ist mehr oder weniger einseitig, entwickelt sich nur in einer Richtung, kann daher nicht als Vertreter des VollmensckenttimS gelten. Darum mutz das Volk, das ibn vertritt, wenn es s«!ne Mission erfüllt bat, entweder ganz verschwinden in anderen Völkern aufaeken, oder in Stagnation versinken, anfkören, Kultur- schaffend und kultursördernd zu wirken — wie z. B. Cbina. Und so be weg' stjch auch die Kultur deS Abendlandes seit 150- 200 Iakren schon abwärts. Ibre schöp'eriscke Zeit, d'« Blü'e, 'st vorüber: .es begann Here ts d!« Zeit des Fsück'ekroqens. Ob dies Getre'derenta oder Obst- einlummtung oder lckon Traubenlese ist: ob Sväk'emwer. Früh- o^er Spä'Kerbst — das ist 'cbwer zu laaen. Ans jeden "der überschritt d'e Sonne die diese drückte reisen lieh, ssckon den Meridian und ne nt sich zriim Westen'. Die Ernenernng ^r Mentchk«' t nun ist d'e Ans- ab« de- Slawentums. Der slawische Typ ist d'e Vereinigung aller nen m älteren Kullmlypen geschaffenen DlldungSelemenle zum Ideal des Ast menschentums. Das Joch der islamitischen Völker, unier dem die Slawen st hrknndertelang zu leiden hatten, hat nur scheinbar kultuchemmend ge wirkt. Denn einerseits war der Gegensatz zwischen Eroberern und Unterworfenen zu groß, um eine Verschmelzung der Völker zuzulassen. Die Asiaten konnten die Slawen nicht entnalionalisiercn. Anderseits bewahrten Türken und Tarkarcn die Slawen vor jeder näheren Be rührung mit der westlichen Kultur und retteten sie so vor der Gefahr, zum Schaden ihrr welthistorischen Sendung vorzeitig in dieser KFultur auszugehen. So entwickelte sich das Slawentum als eigener Rassetyp und kam erst in Berührung mit dem Westen, als es innerlich so weit gefestigt war, daß eä von dessen Kultur nur das aufnahm, was seinem Wesen entsprach, — wobei es von sich aus diese Kultur nicht nur bereichert, sondern schlechterdings zur höchsten Entfaltung bringt. Die Ausgabe des größten slawischen Volkes, des russischen, ist cs, die Brüder stämme zu einem großen Bunde zu einigen und gemeinschaftlich mit ihnen von Konstantinopel aus, dessen Hagia Sophia wieder das Kreuz an Steile Les Halbmondes tragen wird, die ganze Welt geistig zu beherrschen. Das wird keine Gewaltherrschaft sein, denn das Wesen des slawischen Geistes ist eben sein Allmenschentum, seine Fähigkeit, alles zu verstehen und allen gerecht zu werden; der slawische Typ ist ja die Synthese alter vorhengegangenen, der .erste, volle, vierfach begrün dete kulturhistorische Typ." .Der Hauptstrom der Weltgeschichte be ginnt mit zwei Quellen an den Ufern des alten Nils. Eine, die himm lische, göttliche, geht über Jerusalem und Konstantinopel und erreicht in ungeirübter Reinheit Kiew und Moskau; die andere, irdische, mensch liche, fließ über Athen, Alexandrien, Rom in die Länder Europas... Auf den weilen Flächen des Slawentums sollen sich alle diese Ströme zu einem mächtigen Meere vereinigen...' Für ein-» kritisch« Auseinandersetzung mit diesen Ideen des russi schen Denkers feklt hier der Raum. Jedem Leser des Danilewskyschen Buches sei aber die kleine Schrift von Wladimir Solovieff .Ruß land und Europa' (Jena. Diederichs) empfohlen, in der dir Unhaltbar keit von Danilewskys geschichtlichen Konstruktionen, seine nationalistisch« Uberkebung glänzend charakterisiert werden. Das ändert ober nichts daran, daß Da ilewskns Buch eines der fesselndsten qeschichtspkiloso. phischen Bücher ist, die je gesckrieben sind. — fesselnd gerade weil eS fast aus jeder Se'te zu schärfstem Widerspruch berausfordert. Und was der russische Naturforscher hier scheinbar wissenschaftlich darzu- egen bemüht war, das hat ein anderer, größerer mit dem ganzen leiden, maftlichen Fanatismus des Propheten verkündigt — Dostosewskij in einen polnischen Schriften. Diese Ideen sind auch in dem größten Teil »er heutigen russischen .roten' Armee lebendig und erklären ihre Er- olge. Nicht umsonst wird diese Armee von denselben Männern ge- übrt, die vor fecks Jahren für die panslawistischen Ideale des Zaris mus kämpften. Sie olle sür gesinnungslose Feiglinge halben, geht eben sowenig an, wie glauben, catz sie sich in corpore zum kommunistischen Manifest belehrt haben. Eie Kämpfen auch jetzt für die Wettmission des Slawentums. Arthur Luther. Ein neues Ballett in Berlin. Unser Mitarbeiter schreibt aus Berlin: Der Maler Ludwig Kainer, farbiger Favorit einer kunst- gewerbelnden Modern«, hat sich als Star einem Peh-Kainer- Ballett eingeftlgt. Gefällig kapr ziös«, mattbunte, hübsche Kostüm-, Licht- und Dekorationsesfekte huüchen vorüber. Vorüber (nicht gerade h'n«itt in den Zuschauer) tanzt Eilen Petz, eine Choreographin mit Ge- schmack, eine Ballerina voll Geschick. In nicht eben unerhörten, doch oft sich einschmeichelnden Bildern wird auch ein russischer Name Genia Nikolajewa lebendig; und der bedeutet ein sschlankfüßig junges, wunder liebliches Franenschweben. k). k. Die Kommission für den Schillerpreis ist nunmehr vom Minister für Kunst, Wissenschaft und Volksbildung berufen worden. Sie besteht aus sieben Mitgliedern: Arthur Eloesser, Theodor Däubler, Heinrich Lilien sein, Gerhart Hauptmann, Julius Petersen, Hans Pfitzner, Max Rein hardt. O Eine Untersuchungsanstalt für Graphit. Line GraphUforschungs- und Untersuchungsanstalt ist jetzt in Bayern eingerichtet worden und soll der Technischen Hochschule in München angegliedert werden. DaS Institut ist aus kleinen Anfängen während deS Krieges entstanden. Es wurde nämlich in Passau in nächster Nähe des bayrischen Graphit- gebietes eine Untersuchungsstelle eingerichtet. Die Stelle hat nunmehr das Recht erkalten, amtliche Grapkituntersuchungen vorzunehmen und Zeugnisse über die Ergebnisse der Prüfungen auszustellen, auch Gutachten und Auskünfte zu erteilen. Reue Möglichkeiten der Telegraphie ohne Draht hat ein italienischer Ingenieur gefunden. Ueber die fesselnde Geschichte seiner Erfindung ans dem Gebiete der infraroten Strahlen berichtet die .Polytechnische Rundschau'. Fünfzehn Monate vor Kricgsausruch wollte der Italiener die sogenannten F-Straklen, die dem unsichtbaren, unter dem Namen Infrarot bekannten Teil des Spektrums angehöreu, so dirigieren können, daß sie in beliebigen Distanzen jeden Explosivstoff zur Explosion bringen könnten, wenn eine Metallplatte dazwischengestellt würde. Von der damals in großer Reklame gerühmten wunderbaren Erfindung ist «S bald wieder still geworden. Jetzt tauchen die F-Strahlen und das Infra rot in der technischen Diskussion wieder aus, und zwar sollen ihre be sonderen Eigenschaften sür ein neues System der drahtlosen Telegraphie benutzt werden. Eine starke Glühlampe im Mittelpunkt eines Konkav spiegels sendet ihre Strahlen gegen einen schwarzen Schirm, d«n die infraroten Strahlen durchdringen. Durch Verhüllung oder Aufdeckung der Lichtquelle erzeugt man nun infrarote Strahlungen, die wie die Hertzschen Wellen in -er drahtlosen Telegraphie nach dem Morse- Aiphabet benutzt werden. Indem ihre Eigenschaft, die Phosphoreszenz der Zink-Schwefel-Verbindung auSzuiö'chen, ausgewertet wird. ' Am Aus- nakmeapparat wird eine Papierrolle, die mit Schwefelzink belegt ist, ad- gerollt, wobei unter der Form von Punkten und Strichen die Spuren -er übergebenen Botschaft eingeschrieben werben. , Zv- f- bev Sir nat u n wa Hai mel der cini ni> d e Um Ihr best dis der dru uns« nati l'.eir ZU (Be der Han d e! abei Rcp Inic Aue n..^, Wei bei d i e unse Fra wie ausl E i r kielt Fra: Krim nuec ga n habe lxit <. wieg l>,.st« jo I muß: Abki scstst redw caß daß das ' die r Gebr folge wie < raffe schu zup Deut notro Ansp geh ausbc h'-fte R c erklä Mill' Einrt gierlc gegar fach i für v überz Inter wiede man Deuts auf e links verüb habe, natlor Gest einer trägst, vebess qebvn Händ< als es durc Her, weist trau sich sü Tonn« geben' gesagt ich bes geben! darülx geko komm« Mied« A Gesa Stand, schrieb Lina ein R« reich r ohne si ebenso Was 1 Paris Süd- ! Gesank Irland lösungiS Sozial! Bayer)
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