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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.07.1920
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1920-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19200715018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1920071501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1920071501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-07
- Tag 1920-07-15
-
Monat
1920-07
-
Jahr
1920
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Morgen-Ausgabe -rr StLÜt LLipzig 1920 Nr. 324 Donnerstag, den IS. Juli Anzeigenpreis: )!l.2.L>: ^n««t-«n r«»B«dSkd<n I« amN!ch«u T«U t!« °N»ripareUNj«U« M. 8.5<X A!.».—; !<I<tn« An,eigen dl« Bonpar«lv»,«U»M l.4L o»n «a«wS«t« Mk. t^v.DesLdlidanielgen mit Platznorichrlslen im Peets« ^b»dt. vlah an» Dak«n»»r!r ttk tzt« Desamta^fiag« »«« T«,s«nd Mk. Ul. »a« Laak«»» M». Ul.— »ett». file Pastavslag« Postaedildr ««Ira. zarnsge^-Anschintz «r.l«5»L ,««»» and '««»«.—Post'«e<l>»»nta7»». EcheMleNnng nnd <st«lch»s»st«llt^ lladannltgas« V». I. Verlag: Dr. Reinhold L Lo^ Leipzig. k4rL«Ip,I, and D«r,kr,zw«Imal »glich In« ^^8»*««. Aa,j gebracht. Sannlag« al« Mvrgrnaasaad« «aaatl. M?10.-, atertellSdri. «>.30.—.- für Abholer monall. M. S5v Ma^en-Aatgad« «lein M. 7.dv monatlich, Ädend-Batgad« allein M 8.-— monatlich. Durch unser« answSriigen Filialen in« Kau« g«. beacht »»»alltch M. 10.—, vierteiliikrisch M. SO.-; durch di« Post innirhal» Deutschland» Gelamt-Aota-de monatlich M. 7H0, »lertelslh,- lich M. L7L0 («»«schlletziich PostdestellgedShr). Auslandlversand: «»aatlich M. 10.—i und DrnLsachen-Port». e>n,«Iammo«rn > Morgen- Ä—Md« S0 PN Abend-Butgad« 70 Ps. Sonnt-,« An«,ab« «> Pf. Haupkschrtfkletter: Dr. Erich Eoerkh, Leipzig. 114. Jahrgang Kirzeigenpreio: LLLK. 7!l.rL>: Anz«t,«n' " " " ' M. 8.50. ,. <nl«a>. M. ».-; >üst»an;«l,«n mit Piatzoorichrltlen im preti« chrlst ohne Verdindlichbeli. Aellagenpreis« Tausend Mb. Ul.— n«tto. für Tellaufiag« Bor eikLW neuen AMmaLnm? Die Drohung mit der Besetzung Les Ruhrgebiets Besprechung der Enlentedelegieiken mik den Militärsachokrstan- bigen — Feste Haltung Lloyd Georges. Spa, 14. Aull. (Elg. Drahtberich k.) Sciidem die Konferenz srck am Dienstag vertagte, c' :r ein Datum für eine nächst« Sitzung fest- zusehen, hat sich nichts Ne»?s ereignet. Marschall Foch ist Mittwoch früh in S,'a eingetrosten. Gleich bei seiner Ankunft am Bahnhofe be fragt, erklärte er, er hab« sich sofort beim Empfange der Aufforderung, nach Spa zu kommen, gedacht, daß die alliierten und deutschen Delegier ten nicht dieselbe Sprache sprächen «nd einen .Dolmetsch' branchten. Millerand und seine Mitarbeiter Mars al und Le Traquet haben sofort mit Marschall Fach beraten. Sodann traten die alliierten Delegierten zu einer Sitzung um 11,30 Ahr zusammen. Marschall Fach und Genera! Maglinse wohnten der Sitzung bei, die bis 1,15 Ahr dauerte. Die Beratung wurde jedoch wegen der notwendigen Anwesen heit deS englischen Marschalls Wilson, der erst Mittwoch nachmittag in Spa erwartet wurde, auf Mittwoch abend verschoben, vm einen vor hergehenden Gedankenaustausch der sämtlichen Sachverständigen zu er möglichen. Im Versänke der Sitzung zeigte Lloyd George, wie aus französischer Quelle berichtet wird, eine besonders fest« Haltung. Line Persönlichkeit aus seiner nächsten Umgebung erklärte, der Minister präsident sei des Borgctxns der Deutschen müde. Man glaubt, hast er keine Zusainincnkwnft »Mb Unterredung mehr abhalten will. Lloyd George soll entschlossen sein, ein klares und deutliches Protokoll durch die All»! rten ovsorbcilen zu losten, besten Unterschrift dann den Deutschen anfcrlcgt werden soll. Die Besetzung des Ruhr bechens, obwohl schwer durchführbar, erscheine ihm als unerläß lich notwendige Maßnahme, st« englischen diplomatischen Kreisen cland! men en eine dresche MHlkerkr.se nach der Unterschrift dcs zweiten Pr^.l..Ader ans se'tcn dr Alliierten ist man trotzdem enlschlostki,. fest und kategorisch zn hs<-iben. Ai'Mitte'bar en die Besprechung der alliierten Delegierten schloß sich eine private Anterrednna zwischen Lloyd Georg« und M > Neranb. Gerüchtweise vcrl.mtet, Hatz Lei dieser Besprechung auch dis K o h! c n s r a a e zur Erörterung gekommen ist. — Paderewski ist in Spa eingclrossen und stattete Millerand einen Besuch ad. Eine Unte^rrhttnil zwischen Dr. Simons und Llsrzd George Spa, 14. Juli. lLigener Drahtbericht.) Der heutige Tag war voller Gcyc-mnisträgerei und Verschwiegenheit. Schon am Bor mittag versammclte sich der Oberste Rat mit dem Marschall Foch zu einer Beratung, von welcher d»r Presse keinerlei Mitteilung gemacht wurde. Iber am Nachmittag, fuhr ein englisches Auto vor der Billa des deutschen A.ns^nmm'rsierS Dr. Simons vor und holte ihn za «iner Besprechung mit Lloyd George ab, um die er den englischen Ministerpräsidenten gebeten hatte. In dieser Aussprache milderte sich anscheinend die Spannung etwas, und als dann um 8 Ahr der Oberste Rat seine Rachnnitagssitzung begann, mar man wieder ein wenig hofs- nnngsvoller. Ruch die Deutschen hielten unterdessen in ihrem Hotel eine Beratung nach der andern ab, an denen zumeist auch die Sach verständigen teilnahmcn. Als die Delegierten nach dieser Beratung den Saal verliehen, schienen sie außerordentlich gedrückt. Später trat eine engere Beratung zusammen, an welcher nur die Minister te'lnahmcn. Auch diese Beratung verlies in äußerst ernster Stimmung. eDr Oberste Rat, der sich um 6 Ahr versammelte, setzte die Be ratung ohne Marschall Wilson fort, der noch nicht in Spa eingetraffea ist. Die Sitzung dauerte dis Uhr und es ist bemerkenswert, daß über diese Beratung kein amtlicher Bericht ausgegeben wurde, und selbst die Dranzofenfeindliche Kundgebungen in Berlin Demonstra!ionen gelegentlich der offiziellen französischen Rakionalfeier. — Gewaltsam:s Herniederholen der französischen Trikolore von der französischen Botschaft. Berlin, 14. öuli. (Drahkbericht unserer Berliner Schrift lei tu ng.s Wie die Tiö-erheilLpolizei mMeilt, wurde heute vormittag auf dem Pariser Patz zur Feier des französischen National feiertages ein Festakt vorder französischen Botschaft ver anstaltet, an dem di« Vertreter der hiesigen Ententckommlssionen teil nahmen. Da« anwesende deutsche Publikum stimmte beim Hissen der Trikolore das Deutschland-Lied an. Beamte der Sicherheits polizei geleitrten franzSsischeOsfizier« und Matrose«, di« durch ihr Benehmen das Publikum gereizt halten, tn die Bot- sclmfl. Ans diese Weise gelang es, Ausschreitungen vorzubeugen. Als die Feier vorüber war und das Publikum den Platz verlassen hatte, sind bisher noch unbekannte Personen aus das Dach der französischen Bot schaft geklettert und haben die Trikolore heruntergeholt und sich mit ihr entfernt. Eine polizeiliche Untersuchung wurde sofort ein geleitet. Kurz nach dem Borfall erschien in Vertretung des Polizei präsidenten Richter Regierungsrat Dr. Weih auf der französischen Botschaft, nm dieser im Namen des Polizeipräsidiums die Zusicherung zu gebe», dah alle erforderlichen Mahnahmen getroffen wor den seien, um jede weiteren Ausschreitungen gegen di« Botschaft zu verhindern. Bekanntlich findet heule abend «ine von der Liga rheinischer Frauen veranstaltete Protestversammlung gegen die Be setzung des Rheinlandes durch schwarze Truppen statt. Es wird de- türcklet, dah die Versammlungsteilnehmer einen Demonstralionszug zur sranzösijrl^n Botschaft versuchen werben. Die Polizeibehörde hat darum ihren Organen die strikte Anweisung erteilt, auf keinen Fall etwaige Demonstrationszüge in das Bereich der Reichstogsbaunmeile, in der die französische Botschaft liegt, gelangen zu lasten. Zn dem Vorfall vor der französischen Botschaft wird von amtlicher Seite mitpcleilt: Der Staatssekretär im Auswärtigen Amt hat dem französischen Geschäftsträger persönlich sein und der Re gierung Bedauern über den gegen di« französische Bvschafk ver übten groben Unfug zum Ausdruck gebracht. Die Pollzeibeamten, durch derea Fahrla,sigkeit die Demonstration möglich -ewstr-en ißti ' Ententedelegierten auf dl« üblichen Informationen für die Press« ver zichten muhten. Immerhin gelang es dem Korrespondenten der .Baseler Nachrichten' von Ententefeite folgend« Mitteilungen zu bekomme«: Der Oberste Rat hat beschlossen, in der morgigen Bormittagssitzung der Konferenz den deutsche» Vertretern mitzuteilen, dah die Alli ierten ihnen am Nachmittag eine Note übergeben werden. Diese Roke wird vor allem aussprechen, dah Deutschland an der Zerstörung der französischen Bergwerke schuld sei, und dah die Alliierten auf der Lie ferung von 24 Millionen Tonnen Kohle im Jahre bestehen. Falls die Deutschen diese Forderung nicht ««nähmen, werde das Ruhrgebiet besetzt. Die Note wird einem Ultimatum gleichkommen und muh sofort beantwortet werden. Sie wird jedoch eine Formel für Lebensmiltelllese- rnngen enthalten, die gewiffermahen eine Entschädigung darstellen sollen. Die Entente besteht darauf, da nach Ansicht ihrer Sachver ständigen Deutschland auch nach der Lieferung von 24 Millionen Tonnen noch immer besser mit Kohlen versorgt sei als Frankreich und Italien. — Wie der Korrespondent ferne? erfährt, war die Sitzung des Obersten Rakes ziemlich bewegt, und Graf Sforza wies wiederholt auf die Gefahren der Besetzung hin. Lr soll sogar gesagt haben, dah die ita lienischen Truppen nicht an ihr teiinehmen würden. Man weih nun noch nicht, wie die Deutschen sich zu diesem Ultimatum stellen werben. Man dürste wohl onnchmcn, dah sie es nicht zu einem Brache der Verhandlungen kommen lassen. Die Deutsche Bolkspartei und die Einigkeit der Negierung Basel, 14. Juli. (E lg. Drah tbe ri ck t.) Wie ben .Baseler Nach richten' aus Spa geineldet wird, soll in Enlentekreisen die UÜberzeugung herrschen, dah, solange die DeutscheVoikspartet in der deutschen Regierung vertreten sei, die Annahme der Ententefordernngen für die Deutschen unmöglich sei. Wenn die Forderungen nicht an genommen werden sollten, so Müßte die Deutsche BolkSparkei aus der Regierung austreten und eine neue Kombination vielleicht mit den MK-hrhettSsoziaUfken die Geschäfte übernehmen. Wir haltan diese Meldung für bloßes Gerede. Die Entente vertreter, die an den Sitzungen tetlgenommen Haven, können kaum den Eindruck gewonnen haben, dah die AegierungSmikglieder der Deuksck^n Volkspartei tn ihrer Haltung irgendwie von unseren anderen Delegierten sich unterscheiden. lieber die Unannehmbar keit der gegnerischen Kohlenförderung herrscht vollkommene Einigkeit ans deutscher Seite. Es gibt darin keinen Unter schied zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und ebenso keinen zwischen den Parteien, dir an der Negierung teiinehmen. Ein etwaiger Austritt der Deutschen Bolkspartei aus der Regierung würde also an der Haltung der anderen beiden Parteien gar nichts ändern. Im übrigen wäre jeder Versuch der Entente, auf einen solchen Austritt hinzuwirken, eine Einmischung in unsere inneren Angelegenheiten, die wir uns verbitten mühten. * Berlin, 14. Juli. sDrahtbericht uns. Berliner Schritt- l e i t n n g.) Die kürzlich angekündigte Einberufung derRei <yS- tagSfraktion und des gescbüflsführenden Ausschusses der Deut schen BolkSpartei aus kommenden Donnerstag im Reichstag wird nicht stattfinden. Rsichstagsfraklion und geschästsfühvender Ausschuh werden zu einer Tagung erst znsammentreten, wenn die Verhandlungen tn Spa abgeschlossen sind und damit die Möglichkeit vorltegk, Stellung zu den dortigen Vorgängen zu nehmen. werden avf Anordnung des preußischen Ministers des Innern vom Dienste suspendiert werden. Die französische Flagg« ist von einem Manne niedergebolt und entfernt worden, der über das Dach des Aachbargebäudes auf das Dach der Botschaft gelangt ist. Der Täter ist noch nicht ermittelt, doch ist die Flagge im Rachdarhaufe gefunden und der französischen Botschaft durch die Polizei wieder zagestellt worden. Berlin, 14. Juli. (Drahtbericht unserer Berliner S ch r i f t l e i tu n g.) Im Laufe des Spätnachmittags kam es hier zu einem anderen Zwischenfall: Ein Franzose, der mit dem Ruse «Vivo la krau es!" von der französischen Botfctxrst durch die Straßen zog, wurde in der Budapester Strahe durch einen Stock- schlag verletzt. Es hat den Anschein, als wenn dieser Franzose ab sichtlich provozieren wollte. Die Erregung des deutschen Publikums gerade gegen die Franzosen ist in diesen Tagen begreiflich, um so mehr, wenn eS, wie es scheint, durch herausforderndes Benehmen einzelner An gehöriger der französischen Nation noch gereizt wird. Ob nicht auch die Veranstaltung eines Festaktes auf der Strahe, statt in den Räumen der Botschaft, als Herausforderung zu bezeichnen ist, mag dahingestellt bleiben. Jedenfalls konnte man diese Ver anstaltung als eine Demonstration oufsassen, wenn auch der fran zösische Nationalfeiertag an sich keinerlei feindlichen Sinn hat. Trotz alledem Ist daS Herabhoien der französischen Fahne von dem französischen Botschaftsgebäude, daS völkerrechtlich französischen Grund und Boden dcrrstellt. unter allen Umständen zu verurteilen und gerade im gegenwärtigen Augenblicke so töricht wie möglich. Die Dinge stehen in Spa auf des Messers Schneide, und da sollte von beiden Seiten alles vermieden werden, was die Gefahr von Erpiosionen vermehren kann. Belgien entschuldigt sich Spa. 14. Juli. (Eig. Draktberlcht.) In der Angelegenheit deS von Beia en angegriffenen Vertreters des Wolffschen Telegraphendureaus ist eine offizielle belgische Entschuldigung eingclroffen, di? solche Brutalität' tief beklagt, die selbst die frischen Wunden des Krieges nicht rechtfertige. Im übrigen sind die belgischen Untersuchungen noch nicht abgeschlossen. Bogel-Strautz-PMtik Bvn Dr. Joseph Bouftmsky. Wo steht der Feind, links oder rechts? So ist km Laufe der Wahlagitation gefragt worden, und die verschiedenen Parteien haben ihrer Meltmffchauung gemäß diese Frage beantwortet. Die demokratischen Parteien, die mik derselben Energie Ausschrei tungen von beiden Seiten zu verhüten suchten, und denen eine Stärkung der beiden extremen Flügel gleich verhängnisvoll er schien, sahen nur zu gut, dah der Feind auf beiden Seiten steht, und dah gegen beide Fronten gekämpft werden müsse. Es war klar, dah für Deutschlands Wiederaufbau und Erneuerung eine Neigung zur Rückkehr zum Alten ebenso verhängnisvoll werden müsse, wie ein Experimentieren mit neuen Formen einer wirt schaftlichen Organisation, für die man in linksstehenden Kreisen noch immer, trotz ihres völligen Fiaskos in Rußland und Ungarn, schwärmte. Diese Gefahr von beiden Seiten bedroht nunmehr Deutsch land tn realem, geographisci-en Sinne auch von auswärts. Auch hier steht der Feiwd .links' und .rechts'. Im Westen die Sieger, ole sich mit dem biS jetzt Errungenen noch immer nicht zufrieden geben, und im Osten, im Lande der Besiegten bei Brest-Likowsk, die kommunistische Flut, die sich Polens Grenzen naht. Und dabei springt eine große Analogie inS Auge. Trotz der die äußerste Rechte von der äußersten Linken trennenden Kluft haben beide extremen Parteien in Deutschland ost gemeinsame Sache gemacht. Ob Böswilligkeit oder Unverstand, immer hat daS Ansslackern einer revolutionären Richtung die Reaktion gestärkt, und um gekehrt: Kapp und Spartakus haben nicht ergebnislos für einander gearbeitet. Genau dasselbe geschieht nun in der aus wärtigen Politik. Die Entente hat ebensowenig Sympathie für den Bolschewismus, wie die Deutschnationalen für die U. S. P., und trotzdem ist ihre ganze Politik dem Bolschewismus nützlich. Ein Aprilscherz in Sowjetrußlcmd lautete, Llemencean und Lloyd George seien zu Ehrenmitgliedern der Rüteregierung gewählt, da ihre Politik die Eowjetreglenrng in hohem Maße stärke. Und wenn diese Wahl nur als Aprilscherz gelten kann, es läßt sich leider die Ententepolitik nicht als Scherz auffassen, sondern ist bitterer Ernst» der verhängnisvoll für Europas Geschicke werden kann.' Die Konferenz von Spa gibt einen neuen Beweis der Gefähr lichkeit dieser kurzsichtigen Politik. Die Forderung nach Deutsch lands Entwaffnung, die in derselben Zeit in so schroffer Form ge stellt wird, da die bolschewistische Flut vom Osten in besorgnis erregender Schnelligkeit um sich greift, zeigt zur Genüge, wie pou- 1isci>e Leidenschaft «das Auge trübt und was für ein scklechier Rat geber die Rachesucht ist. Man kann ja verschieden über den Mert einer militärischen Intervention zur Bekämpfung des Bolschewis mus denken, man wird aber kaum darüber im Zweifel sein, dah eine Bewegung, die sich offen zmn Ziel einer .Wc'krevolutton" bekennt, asio gar nicht leugnet, daß sie sich nicht damit begnügen will, nur im eigenen Lande Politik zu treiben, keinesfalls davon absehen kann, territorial immer weiter vorzndringen und Propa ganda für den kommunistischen Gedanken außerhalb des eigenen Landes zu machen. ES ist dabei von sekundärer Bedeutung, ob dieser Vormarsch mit Feuer- oder GeisteSwaffe geführt wird. Die Bolschewisten verstehen eS in jedem gegebenen Falle, die nötige Waffe bei der Hand zu haben. Die starken Militärdivisionen, die sie an Polens Grenzen zusammengezogen haben, sind es nickt allein, denen die Siege über die Polen zu verdanken sind. Von verschiedener Seite wird berichtet, daß die Polen die Bolschewisten truppen einfach durchlafsen und daß Verbrüderungen feindlicher Gegner auf kommunistischer Basis stattfinden. Und die Erfolge im Orient? Sind daS nicht die wieder-belebten islamischen natio nalen Bewegungen, die -er Bolschewismus auSzunuhen verstanden hat, und die für England viel gefährlicher werden als große mili tärische Streitkräfte? Die bolschewistische Melle, die vom Osten kommt und die Polen zu verschlingen droht, schlägt an Europas Mauern. Es ist einfach grotesk, wenn man in den Londoner Verhandlungen mit Vertretern Sowjetrußlands diesen das Versprechen abnimmt, aus jegliche Propaganda in Europa zu verzichten, oder wenn die Sowjetregierung durch Funkspruch die Bekanntmachung aus sendet, Rußland liege jegliche feindliche Absicht Deutschland gegen über ferne. Wie erinnern diese Dementis an die gute alte Zeit, wo solch« immer -en Beweis vom Gegenteil lieferten! ..Feind liche Absichten' mögen wobl fern« liegen, ab^r die .freundlichen", internationalen Brüderlichkeitsgedanken, bringen die nicht viel eher feindliche Kräfte ins Land? Daß eS so ist, weih niemand so gut, wie die Entente. Sie weiß auch, daß eine Immunität aegen utopische Irrlehren nicht besteht, und hätte sie das vergessen, so brauchte sie bloß an den Rückzug der französischen Flotte a iS Odessa zu denken, der stattfand, nachdem einen Tag vorher der kommandierende französische Admiral in feierlichen Plakaten der Bevölkerung Odesias die Versicherung abgegeben halte, die fran zösischen Truppen würden die Skadt -en Bolschewisten nickt räumen. Und nach kaum vierundzwanzig Stunden kielt die rote Armee, oder richtiger gesagt, winzige bolschewistische Truppen abteile, ihren feierlichen Einzug in Odessa, und die französischen BesatzungSmannschaften wurden schleunigst wcggeführt, weil sie schon anfingen, sich .kommunistisch' zu gebärden. Ob eine kommunistische Bewegung in Europa so lange vor halten könnte wie in Rußland, bleibe dahingestellt; können aber die größten Optimisten leugnen, dah der nötige Nähr- und Gär stoff für Unruhen und Pniic die gewisse Anknüpfungen an die Rätersgicrung suchen und wemgstens zeitweise seine Flagge hissen wollen, gegeben ist? Was bezweckt die von den Kommunisten an di« Reichsregierung gerichtete Anfrage, ob die deutsche Regie-
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