Volltext Seite (XML)
Morgen-Ausgabe tlrLilpU« «n»Bor»kt« jw«lnial rs,lich Int » H«»t«»»lacht, g»on«a«t altM»r««nautgab< »«na«. M zv.-. »i»k«»1ir>,rl. sär «db»I»r monatt. M. »S0. M»ra»».A»t«äb« »ll«l» M» 7»0 »«natllch, 4H>«»».A»t«ad< all«!» M L— »»natllch. Dnrch ,«f»r» »ntwtillz«» 8Ill,I»n In» -ant ««- bracht «onatltch M. lO^, »t»rt«lltdrltch ÄI. SV.—: durch die Pest Inn»rd«ld vantlchlanbt V«l»ia!-A,taad, »»yatllch M. 7L0, »l«rl»>I«dr- Ilch MM l—«lchtt»>lch P°ftd^t«IIi-d«dr). »,«landt»«r,and: »»»«Wch M. 1L— Utd Vrnchlach»n-P»lt». i» n,«In»mm«r»: Ae«A»d« « VI- «d»»^«»t^d» L0 Ps. e°nnla««.A-tg»d» «o Pf. Hanpffchrtftleiter: Dr. Erich Lverth, Leipzig. -er StLÜL LetpM 114. Sahrgany A«zeigettpreis: ^«n-a^M. M.2Li; Lnj»I«»n »»n Ä«HSrd«a im a»I>lch»a T»il di» 4r»npar»lll»z,Il, M. 3Lt), ».autn>. M. li.—; d>«i:r< 4tuzel««n di« R»near»ill«^«ll« M von aulmLrt« Md lW,G<schLfttoaj«l«»n mit Platzeorlchriltin Im Pr«>lr erdthl. Platz und Dateanarlchrllt «hn« Derdliidllchdilt. i0«iiaa»a»r<>l« tür di» ivclamlauslaz« dat La,lind Md. 12.— nett», slr L«llauflag« dal Laalrnd Md Id.— n»Ilo, flr Poftaufla«« P»ftg«dlhl «stra- r-ni»r»ch-LnlchInLRr.l««»r. ,a» Itiwt. — P»PIch«ckd»»,»7»» chchettU«»,»« »nd S»lchLftLst«ll«: 3»tza,at«,aII» Rr. Ib Verlag: Dr. Reinhold L Lo^ Leipzig. Rk. 814 Freitag, den v. Juli 1S20 Zugeständnis und Strafandrohung Sech» Monate Frist für die Vermin derung der Reichswehr Ms 1. Oktober Herabsetzung auf 150 000, bis 1. Januar 1921 auf 100 000 Manu. — Bei Nichterfüllung Besetzung deutschen Gebietes. Spa, 8. 2vli. (Drahl bericht.) Die heutige Sitzung der Konferenz wurde um A4 Ahr nachmittag Sim Schlosse de la Fraineuse eröffnet. Lloyd George teilte sofort im Namen der Alliierten mit, daß, sofern Deutschland sofort zur Entwaffnung der Einwohnerwehren und der Sicher heitspolizei schreite, für die Herabsetzung der Heeresfkärk» auf 100 000 Mann eine Frist von sechsMonateuzugebilligt sei. Die Herabsetzung deS Heeres habe in zwei Raten (bis zum 1. Oktober 1820 aus 150 000 Mann und bis 1. Januar 1921 auf 100 000 Mann) fiattzufiaden. Minister Dr. Simons betonte, dah eine so bedingte Fristverlängerung c-ine einseitige Auflage der Entente darstellen würde, nicht eia Abkommen unter den verhandelnden Parteien. Lloyd George entgegnete, dah die Alliierten darauf beständen, dah wir dos Programm mit diesen Abmachungen annehmen. Demgegenüber er klärte Minister Dr. Simons, dah wir das nicht tun könnten, ohue vorher eingehend über die Angelegenheit beraten zu Haven. Die Konfe renz wurdo darttuf um 5 Ahr auf Freitag vormittag 11 Ahr ver tagt. Me Mitglieder der deutschen Delegation sind sofort nach ihrer Rückkehr von der Konferenz zu einer Besprechung zusammengetreten. Die Erklärung -er Alliierten. Die ln -er heutigen Sitzung als Ergebnis der Beratung der Alliierten übergebene Erklärung hat folgenden Wortlaut: Anter der Bedingung, dah Deutschland a) sofort zur Entwaffnung der Einwohnerwehren und der Sicherheitspolizei schreitet, b) eine Bekanntmachung veröffentlicht, in der die sofortige Auslieferung aller Waffen gefördert wird, die in den Händen der Zivilbevölkerung sind, und welche im Falle der Zuwiderhandlung wirksam« Strafen vorsieht. (3m Falle, daß die Befugnisse, di« di« Regierung Kraft Gesetzes hak, nach dieser Richtung hin ungenügend sein sollten, müssen unverzüglich gesetz geberische Maßnahmen geschaffen werden, die die Befug nisse der vollziehenden Gewalt auf diesem Gebiete verstärken), c) sofort alle die Maßnahmen in Angriff nimmt und ergreift, die notwendig sind, um die allgemeine Wehrpflicht ab zuschaffen und um das Heer auf Grundlage der langfristigen Dienstzeit aufzubauen, so wie es im Frledensvertrag vorgesehen ist, ä) den Alliierten all« in ihrem Besitz« befindlichen Waffen und alles Kriegsgerät, daS über die im Vertrag« zugelassene Meng« hinausgeht, zum Zwecke der Zerstörung auSliefert und den Alliierten bet der Zerstörung behilflich ist, e) dl« Anwendung derjenigen Bestimmungen deS Friedens vertrages Lb«r die Seemacht wi« über die Luftfahrt sicher stellt, di« noch kein« Ausführung gefunden haben, erklären sich dl« Alliierten damit einverstanden, 1. -4« Frist, di« für die Verminderung der Streit kräfte dar Reichswehr vorgesehen ist, bis zum 1. Oktober zuverlängeriuZu dl«sem Zeitpunkt muß das Heer auf 150 000 Man» beschränkt sei« und höchstens zehn Reichswehrbrigaden um fassen. Die Alliierten erklären sich weiter mit einer zweiten, am 1. Januar 1S2i adlaufenden Frist einverstanden. Für diesen Zeitpunkt mutz dl« Ermäßigung der Streitkräfte auf 100 000 Mann genau in der Zusammensetzung und der Organisation, wie im Friedensvertrag« vorgesehen, vollendet sein, >. di» deotsche Regierung ermächtigen, in der neutralen Z»»» btt zum 1. Oktober dtejentgen Streitkräfte zu unter- halt«, der« Zahl der tateralltiert» militärische AeberwachungS- ausschutz ihr dekaüntged«» wird, v» a» der Sammlung der Waffe» toilzmuehmon, 3. alle notwendig« Maßnahmen zu ergreifen, um den Waffen- schm ugget aus de« besetzten Gebiet nach anderen Teilen Deutsch lands zu verhtnder». Weu» M tr-«b«stm» ZMpuuki vor de» 1. Zauuar ISA die alliierte» A«berwoch«urgS<urSschüsie l» Deulschlaud feststellen, dah die Bedluguuge» d«r gegeuwärügeu Verel»barung nicht loyal ausgeführt werd«», ,. V. »au» am 1. Sept« » b « r di« vorgesehenen Derwaltungs- und gesetzgeberisch« Maßnahme» «ich! ergriffen «ad nicht in «eitest- gehender» Matz« veröffentlicht woeden p»d, wem dl« Zerstörung und die Auslieferung deS Kriegsgerätes nicht normal ihren Fortgang nimmt, wenn am 1. Oktober daS deutsche Heer nicht auf «)»« Ziffer von 150 000 Mann beschränkt ist und höchstens zehn RelcySwehrbrigaden umfaßt, werden die Alliierte» zur Besetzung eines neuen Teiles des devtschen Gebiete» schreiten, fei es des Rahrgebiets, sei es jeden anderen Gebiets, und werden dieses Gebiet erst an dem Tage räumen, wo ail« Bedingungen der gegenwärtigen Verein barung restlos erfüllt fein werden. Der Vorschlag der Sachverständigen Abänderung durch den Obersten Rat aus politischen Gründen. Spa, 8. 3uli. (Drahtbericht unseres nach Spa ent sandten Sonderberichterstatter».) Die militärischen und maritimen Sachverständigen haben am Mittwoch dis in die späten Nachtstunden und am Donnerstag vormittag Beratungen abgehalten und die Berichte der deutschen Delegierten über die Abliefe rung des Kriegsmaterials und über die Abrüstung mit den Berichten und Ziffern der alliierten Kontrollkommissionen verglichen. GS wurde ein Entwurf ausgearbeitet, der heute früh den Führern der alliierten Missionen vorgelegt werden sollte. Letztere sind denn auch zu einer Beratung zusammengetreten und bezüglich des der deutschen Regierung zu gewährenden Endtermin» für die Zerstörung des geforderten Kriegsmaterials zu einem Einvernehmen gelangt. Der Bericht der Sachverständigen, der erst heute früh beendigt wurde und zunächst den militärischen Beratern des Obersten Rates vorgelegt worden ist, d. h. den Marschällen Foch und Wilson sowie dem belgischen General Maclin und dem italienischen General Marietti, berücksichtigt die inneren Schwierigkeiten, mit denen Deutschland zu Kämpfen l>at, und ist dafür, daß Deutschland - ret Monat« gewährt werden sollen, d. h. daß die Armee bis zum 1. August auf 150 000 Mann und bis zum 1. September auf 100 000 Mann herabgesetzt werden müsse. Was das Kriegsmaterial anbetrifft, so ist man dahin ettttg geworden, daß 14 000 Kanonen, 5000 Maschinen, g.wehre und 750 000 Gewehre zerstört werden müfs«n, -och haben flch die alliierten Sachverständigen geweigert, die von den Deutschen angegebenen Zahlen über da» noch zu zerstörende Material gelten zu lasten, da man fortwährend noch weitere'Vorräte aufdecke. Man wiffe, daß mindesten» die Hälfte des deutsch«» Material» noch nicht zerstört s«i. Am Donnerstag vormittag 11 Ahr versammelte sich der Oberste Rat. Am Schluß seiner Sitzmg wurde folgende Mitteilung veröffent licht: Die Konferenz hat von den Berichten der militärischen Vertreter -er alliierten Mächte über die aut di« deutschen Vorschläge betreffend di« Entwaffnung zu erteilend« Anndoort Kenntnis genommen. Li» besonderer Bericht der militärischen, maritimen und aeronautischen Sachverstädigen bezüglich der miteinander verglichenen Zisfernangaden der deutschen und «Merten Delegiert«: ist ebenfalls in Betracht ge zogen worden. Di« von den alliierten Regierungen heut« festgesetzten Text« werden -en deutschen Delegierten Donnerstag nachmittag be kannt gegeben.» Als di« deutschen Delegierten gegen Mittag vor der Villa Fraineuse eintrafen in der Meinung, daß eine Sitzung stattfinde, keilte ihnen der Präsident Delacroix mit, -ah die Ätzung der Konferenz bis nachmittags >j4 Uhr verschoben worden sei, um -en Alliierten zu ermöglichen, ihr« Beratungen zu Ende zu führen. Di« Besprechung des Obersten Aales dauerte btS ILO Ahr, und man wurde schließlich einig über die Frtst und die Bedingungen, die Deutschland zum Zwecke der Zerstörung deS Kriegsmaterials und der Herabsetzung der Armee auferlcgt werden sollen, sowie über die Straf Maßnahmen für den Fall der Nichterfüllung der militärischen Verpflichtungen. DaS End ergebnis der Beratung deS Obersten Rates ivar folgender gemein samer Beschluß Die Deutschland gewährte Frist für di« Entwaffnung wird bis za 6 Monaien gehe». Di« iuS Auge gefaßt«« Strafmaß» ahme» bleiben dieselbe» all« in San Remo, d.haeueGebietsbefetzu » a. Ueber diesen zweite» Punkt ist die Einigkeit der Alliierte» eia« voll ständige. Die Sachverständigen hatte» die Sach« vom rei» militärische» Sta»dpa»kt betrachtet. Di« allf» irrten Regieruagshäapter habe» sie indes v«m polt- tischeaStaadpuaktbehaadeltuadaasdiefemGraad« die Frist von 3 auf SMoaatea»sge dehnt. Auf jede» Fall wird die Herabsetzung der Reichswehr auf 100 000 Mana und di« voll- stäadige Ablieferung voa Kriegsmaterial noch vor Lad« dieses Jahres gesondert werden. Der Eindruck in Berlin Beradmge» b«r Regierung und der Parteiführer. Protest gegen die Lkmeorschdrohnag? Berlin, ll. IM. (Drahtb«richt »nferer Berliner Schriflletl»«») Der Beschluß b« Alliierte», der voa Lloyd Georg« tn der hallige» Sitzmm ik Spa mit btktatooifcher Gest« «U- aetckÜ «ab«, stellt di« bwllsche Regier«« vor eine letzt« schwere Ent AeGvng. Di« A»flsf»«g der Sicherheitspolizei umß aü eine außerordentlich schwerwiegende und gefährliche Maßnahme be zeichnet werde». 3» den Beratuygea -er Konferenz voa Spa ist bisher «» her EstcherheitSoovrei überhaupt noch nicht di« Rede gewesen. Trotz dem wolle« die Alliierten eine Diskussion darüber nicht zulasten, und die RÄf« drs preußischen VAnislcrpräfldeuien S «vertag, dem di« Stcherheitspollzck bekmmtlich untersieht, und der sich eine» Sachverstän dig« Gehet«»» ». Friesdorff, mitgenommen hat, ist somit gäazlich ««Klos gewesen. Sofort »ach Beendigung der heussM» Sitzung trat di« bratsche Delegation in Sva z» einer Beratung zusammen, »ad sie fetzte sich auch mit de« Reichspräsidenten and den Führern der Parteien la Berst» i» Verbindung. Am S Ahr fand eia« Kabi nettsfitz»», statt, i« der bi« Lag« beraten amrde. Am 10 Ahr Katen -Le Fraktionsführer z» einer Besprechung zusammen. Di« Entscheidung wird «orpen früh in einer gemeinsamen Gltz«»g das H«»pt»»Sfch,sfos des R«tchst<v» u»d des Reichsrates fallen. Wir dürfen annehm-n, daß die deoffche Dele gation ermächtig! wird, voa den Alliierten nähere Aas- »Saft« darüber zu verlange», wie sie sich di» Durchführung der Entwaffnung und Auflösung der Sicherheitspolizei praktisch denken. 5m übrigen wird die brutsche Delegation einen entschiedene« Protes gegen die Androhung mit dem Einmarsch in bas Ruhrgebiet erheben. Das gerichtliche Nachspiel -um Sturz der ungarischen Ratediktatur Budapest, 8. Juli. (Drahtbericht.) Vor dem Budapester Staats gerichtshof hat die Verhandlung gegen di« zehn bolschewistischen Volks kommissare begonnen, denen «S nicht gelang, nach dem Sturz« der Dikta tur -es PolertariatS au» Budapest zu flüchten. Die Angeklagten werden der Teilhaberschaft an d«n Verbrechen deS Hochverrat», und deS Auf ruhr» beschuldigt, sowie deS Morde» in 107 Fälle», begangen zumelf auf Anordnung Tiber Szamuely». Ferner werden sie beschuldigt, d«t der Aebernöhm« der Geldinstitute sinter Androhung von Todesstrafe Er pressungen an Beamten begangen zu haben, und Geidfäischanqen durch Ausgabe von über 3X Milliarden nachgrahmt«r Banknoten der Oester- reichtsch-Angarischen Dank vorgenommen zu haben. Der Ober' ?(!t»an- walt Hot di« Vernehmung von 400 Zeugen beantragt. Di« Wiederherstellung unseres Nsberseeverkehrs Von Philipp Heineken, Generaldirektor Les Norddeutschen Lloyd. Bei Bekrachtung unserer zukünftigen Beziehungen zur Welt wirtschaft möchte ich den Sah voranstellen: «Wirtschaftliche Not wendigkeiten lassen sich nicht vergewaltigen.' Nur müssen wir uns in Geduld fassen und erst die Wunden vernarben lassen, die der Krieg unseren Gegnern — und es war doch schließlich die ganze Welt, mit dar wir in Kampf standen — eben so gut wie uns ge schlagen hat. Auf Rückfälle in den allen Haß müssen wir auf der Gegenseite immer noch gefaßt sein. Ein solcher Rückfall war es, wenn kürzlich der Generalsekretär der englischen Industrie-Union äußerte, man müsse sich in England zusammenschließen, um die deutsche Einfuhr zu oekämpfen, wenn das nicht glücke, so wäre der Krieg, der doch größtenteils ein Handelskrieg gewesen fei, für England verloren! Was nun zunächst die Zukunft der deutschen Handelsschiff fahrt anlangt, deren Betätigungsfeld der weite Weltmarkt ist, so möchte ich im einzelnen auf die Pläne, die wir in dieser Richtung haben, nicht näher eingehen, da ich es für außerordentlich bedenk lich halte, wenn man mit diesen Absichten an die Oeffentlichkeik tritt, ehe die betreffenden Projekte zum Abschluß gelangt sind. Gerade in dieser Beziehung ist m. L. in Deutschland vor dem Krieg« viel gesündigt worden, indem wtr unsere nachmaligen Feinde dauernd mit unseren wirtschaftlichen Eroberungsplänen in Atem hielten und dadurch ihren Konkurrenzneid bis zur Siede hitze steigerten. Ganz allgemein aber möchte ich hier betonen, daß an eine Wiederherstellung unseres Aebersee-Verkehrs, sofern er nicht nur Selbstzweck sein, sondern in seinen Endwirkungen unserer gesam ten deutschen Volkswirtschaft zugute kommen soll, nur gedacht werden kann auf Bast» einer eigenen deutschen Han delsflotte. * Wie bitter nötig gerade wir, die wir fast alle unsere Schiffe verloren haben, wieder eine eigene Handelsflotte brauchen, ergibt sich daraus, -ah der deutsche Einfuhrbedarf von llebersee vor dem Kriege 53>L Millionen Brutto-Register-Tonnen betrug, wovon auf deutschen Schissen nur 47,9 Millionen eingefahren werden konnten, sodaß unsere Frachtbilanz immer noch ein Passivum von zirka 5 Millionen, gleich 10 v. H., zu verzeichnen hatte. Oder um ein anderes Beispiel zu geben: Von der sich auf 21 Milliarden Mark belaufenden Ein- und Ausfuhr vor dem lKriege kamen oder gingen 70 v. H- von oder nach llebersee und wurden zum größten Tett durch deutsche Schiffe befördert. Nun kann man allerdings den traurigen Trost geltend machen, daß wir doch keine Einfuhr mehr nötig haben, da wir ste ia doch vorläufig nicht bezahlen können. Dieses Argument ist allen Ernstes schon ins Fel- geführt wnden, aber wie klein mag sich wohl die Weltwirtschaft im Hirn solcher Wirtschaftspolitiker spiegeln! Dah wir ohne die auslän dischen Lebensmittel, Futter- und Düngemittel für unsere Land wirtschaft einfach verhungern, dah unsere Industrie ohne die frem den Rohstoffe zur Stillegung gezwungen ist, dah wir für diese Transporte nach vorsichtiger Schätzung mindesten- 12 Millionen Tonnen Schiffsraum zur Verfügung haben müssen, das sind Tat sachen, die sich doch nicht einfach aus der Welt schaffen lasten. Die deutschen Ein- und Ausfuhrinteresten fordern also gebieterisch, dah wir so rasch als möglich an den Wiederaufbau einer eigenen Handelsflotte gehen müssen, um uns in dieser Beziehung vom Aus land unalchängig zu machen. Leider wird non auf einen nennenswerten Bau neuer für un sere eigene Tonnage tn Bettacht kommender Schiff« auf deut schen Werften in den nächsten Jahren kaum zu rechnen sein. Aller dings belief sich die Leistungsfähigkeit unserer Werften 1913 auf über 500000 Tonnen p. a. Optimisten rechnen nun ass Grun des Umstandes, -aß während des Krieges eine Reih« neuer Werf ten entstanden find u»d dah sich auch die bisherigen Kriegsschiffs werften in erhöhtem Maße dem Bau von Handelsschiffen zuwen- den, mit einer jährlichen Produktton von 7—800 000 Tounen, so- dah auch nach Abzug der für die Entente während der nächsten 5 Jahre zu bauenden 200000 Tonnen noch ein schöner Zuwachs für uns selbst verbleibe. Ich halte diese Zahlen für viel zu hoch gegriffen. Kohlen- und Erzmangel,^»ngeheu«r gesteigerte Löhne und Betriebskosten sind Faktoren, dMda sehr viel Master in den Wein glehen werden. Bis die deutschen Werften eine nur an nähernd unseren Bedürfnissen entsprechende Handelsflotte gebaut haben, werden Iabre vergehen. Bis wir aber soweit sind, wird eine gewisse Anleynung an auswärtige Reedereien nicht zu um gehen sein. Niemals aber darf diese Anlehnung zum Ausgeben unserer nationalen Selbständigkeit werden. Erstes Ziel für Deutschland muß immer die Schaffung einer eigenen Handels flotte bleiben. Lieber ganz klein wieder anfangen und zunächst agenturweise fremde Schiffe behandeln, als sich auf lange Jahre in fremde Abhängigkeit begeben, das ist der Standpunkt, den ich immer vertreten habe. Auch ohne Schiffe bilden wir doch für die ausländischen Reeder noch «ine Gröhe, mit der sie rechnen müssen. Unsere vorzüglichen Paflage- und Frachtorgantsaiionen, unsere deutschen Hafeneinrichtungen und vor allem unser geschul tes, technisry^ und naottschxs Personal, macht man uns so leicht nicht nach. Jedenfalls würde alles dieses «tn vorzügliches Wider lager für di« wirtschaftlich« Brück« bilden, die das Ausland über kurz oder lang wieder zu uns schlagen muß. ' » . Elne weltelle Kreis« Interessierende Frage ist die, ob und in wie wett tn absehbarer Zeit mit einem Aeruntergehen d«f gegen wärtigen, immer noch unheimlich hohen Uedersee-Frachk- Raten ro rechnen ist. Sie steht im engsten Zusammenhang mit der Gestattung der Verhältnisse aus dem Weltschiffsmarkle. Mäh-