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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.07.1920
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1920-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19200702018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1920070201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1920070201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-07
- Tag 1920-07-02
-
Monat
1920-07
-
Jahr
1920
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Irooäoer sieb »d. zkunäsu ll»a uuä lvRekuu- , LSKKs, Sll, uvä lüuäeo. U k-t» n>^«r 8«1«Ä 56.'- 56'- S1S0 91« Ä- L - Morgen-Ausgabe sar Lripzig und ^0ororl» zweimal täglich In« Hau« gebracht, Sonntag« alt Morgenausgabe monatl. M. 10.—, vierteljödrl. M. 30^-- für Ädhoier inonatl. M. Pb». Moraen-Lotgab« allein M. 7L0 monatlich, Adend-Autgad« allein Äl L— »onatt. Durch unser» autwürtigen Filialen in» Hau« gedracot «„all. M. 10.—, vierlellddrl. M. 30.—; durch die Post innerhalb Deutschland« Teiaml-Autgad» monatl M. 7Uiv, Viertels. M.22.SV saut- schltetzltch Poftbestellgedahr). Autlandtversand: monatl. M. 10.—and DruLsachen-Porto. Einzelnummern: Morgen-Autg. 30 pj, Abend- Au«gabe 70 Ps. Sonntagl-Autgad« «0 Pf. Hauptschriftletter: Dr. Erich Everth, Leipzig. 114. Jahrgang für Sr..r«,pz,g u Umgeb, dl« »Inlpalr. »Nkde^F» Vonparcillezeil« M. 1.7,. von aulwürt« M. 2.2,; Anzeigen von Behdrden im amtliche» Teil die ?lonpar«!lltzeil« M. 3.50. o.auLw. M. 5.—; klein« Anzeigen 0t« Aonpareillezeii« M 1.4a von autwartt Mk. 1.50, DeschLfttanzeigen mit Plahoorichrliten .u, l. reti« «rhSbi Platz und Dal« »Vorschrift odn« Drrdtndlichketi. B«ilan«npretl» für die Tesamtauflag« da« Tausend Mk. 12.— netto, für Teilauflag« da« Tausend Mk 15.— netto, für Postauflag« Postgebühr «ztra. Fernjprech-Auschiu z 7lr. l4VS2, ttüoz und l4uo«. — Postscheckkonto 7200. Schristleitunq und Veschästtstelle: lohannitgaste Nr. 8. Verlag: Dr. Reinhold L Co^ Leipzig. Nr. 302 Freitag, den 2. Juli 1920 limtt» »ork» M 3200 ' 255« 143'50 55« S6^ 45.- 240. 149. 185. M. 275. 260. 220. 2Z6. 281. 40Y.- 2000 09- 2000 20- 73- sn. L« 8« >440 >330 >875 >5300 iOOO 380 2160 835 1475 IZZO 3875 153« 4«a M 35« IS« 1650 850 2660 850 >5« >900 >650 850 !660 852 >100 1100 >550 15« 7« 775 l-rosr — tn«r 264 - isüli. 165. iS. 228 - k«5l<« — »ixs.!216. rlc. !lÄ'.- jL»- '177. t.-8sUs —, !?17.- 170181. nsrks 185« ü>» i —.— » 175- !2S0.- sipriz! — 160.- oisrei2<)0,— mann j229.« ckii>si>^2l0 — irsoti i.i.68 50 ,l! 152.- )hiol> ! —,— ruegung. nkvoroin en. ^ut nm (vsriribol cköobsrr /snäerer - c- 6), spisr- snton- 0 88Sl-> LelZiei: ck 27.90, arknotsn. n 105,30, Lpsuien sdarx säk- tenrealiten). Ännlndi-lk tg). — 7K6- iguruekte,!. dr lo 5t»U- 6. INüIIvr, rsrelo 8er s^oknledln- rechtes). — tnluerhSd), WLNtVMtt, ÜO1. 13/7 13/7 5/7 S/7 17« 12/S 2/S 21/8 23/7 ,2/7 ,0/7 15/» 5/8 13/8 >r/7 !2/7 >5/7 >0/7 !37 r/7 >0,7 >4/7 t Berlin, 1. Juli. (Drahtbericht.) Die Bokschafterkonferenz hat am 26. Juni dem Vorsitzenden der deutschen Friedenädelegakion in Paris eine Note übersandt, in der es heißt: Die deutschen Vertreter in jeder Abstimmungszone werden ermächtigt, die notwendigen Maß nahmen zu ergreifen, damit eine passende Anzahl von Sonderzügen (diese Zahl wird in jedem einzelnen Falle von der interalliierten Kom mission festgesetzt) von Deutschland die Wühler herbeiführt, di« das Recht haben, an der Abstimmung teilzunehmen. Die Züge werden von Offi zieren der Verbündeten begleitet, die den Auftrag haben, sich durch Prüfung geeigneter Auswelspapiere die Sicherheit zu verschaffen^ -atz nur Personen, die zur Abstimmung zugelassen werden, diese Züge besteigen. Unter diesen Bedingungen werden keine Püffe für die Durchfahrt durch den polnischen Korridor gefor dert werden. Die interalliierten Kommissionen für Marienwerder und Allenstein werden die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Durchführung vorstehender Beschlüsse zu sichern. Beschießung deutscher AbMmrnungsflrrgzeuge durch die Polen Berlin, 1. Juli. (Drahkberichk.) Wie die Abendblätter mitteilen, d«schießen die Polen seit gestern systematisch fLmttch« über den polnischen Korridor fliegenden Flugzeuge, die deutsche Abstim mungsberechtigte mt Sienohmigunlg der Interaliiierl-en Kom mission nach Ost- und Westpreußen bringen, mit Infanterie- und Ma- schinengewehrfeuer. Ein deutsches Flugzeug wurde auf der Rückfahrt In Brand geschossen, der Führer, der allein an Bord war, stützte ab und fand den Tod. Ein zweies Flugzeug fing gleichfalls Feuer, konnte aber noch deutsches Gebiet erreichen, ohne daß einer der In sassen verletzt wurde. Weiter versuchen die Polen den Transport dec Abstmmungsberejchtigten auf der Eisenbahn dadurch zu behindern, daß sie systematisch Abstimmungszüge anhalten und diejenigen Reisenden, deren Abstimmungsausweise nicht den Stempel der örtlichen Absttmmungs - Kommissionen tragen, zurück sch ick en. Da der größte Teil der Abstimmungsausweise von den Kommissionen nicht mit Stempel versehen ist, können viele deutsche Stimmberechtigte ihr Stimmrecht nicht ausüben. Allrasteia, 1. Juni. (Drahtbericht.) Aus angeblich zuverlässiger Quelle wird mitgeteilt, die Lage der Deutschen- im Soldauer Gebiet werde unter dem polnischen Terror von Tag zu Tag verzweifelter. Die durch die allgemeine Einziehung hervorgerufene Flocht der Militärpflichtigen nehme täglich größeren Um fang an. Di« Polen versuchten mit den schärfsten Maßnahmen, die Ab wanderung zu verhindern. An der Grenze seien Maschinengewehre aus gestellt, deren Bedienung Befehl habe, alle Flüchtlinge nlederzuschießen. ' KtulgsberL 1. Juli. (Drahkbericht.) Die Ankunft von Abstim mungsberechtigten aus allen Teilen des Reiches ist bereits im vollen Gange. Mehrer« Tausend sind auf dem Seewege in dem reich ge schmückten Dillan bereits eingekroffen und von dort mit der Bahn In -t« einzelnen Abstimmungsbezirke weiterbefördert worden. Für den festlichen Empfang und die Verpflegung der ankommenden Ost preußen stnd in Pillau ausgezeichnete Vorkehrungen unter Leitung des «s dem Abstimmungsgebiet ausgewiesenen AUensteiner Oberbürgermei sters KS lch getroffen. Die Stimmung der Ankommenden, die sich an alen Kreisen und Altersklassen zusammensehen, ist vorzüglich; bei allen Zutgt sich gehoben« Freud«, der alten Heimat das Bekenntnis unwondel- b«ar Treue adlegen zu können. Auch in den Adstimmungsbezirken Zwangswirtschaft «nd Preispolitik s fvhrungen gemacht. Die Anmeldungen sind daher weit hinter 120 Mil lionen Zentnern zurückgeblieben. Endgültiges über di« zukünftige Kartofdetbowirtschaftung wird sich erst im Herbst sagen lassen. Bei dem Abbau der Zwangswirtschaft verfolgen wir weiter den Zweck, sobald wie möglich das Preisniveau der Lebensmittel zu senken. Di« zentralisier!« Einfuhr war berechtigt, solange uns nur ein sehr be schränkter Markt zur Verfügung stand. Jetzt aber können wir Fische nicht nur in Holland oder Norwegen, sondern in ganz England und Schottland kaufen. Darum muh die Einfuhr schleunig freige- geben werden, damt nicht ein Teil der ausländische Fischerflotte stilliegt, solange verstärktes Angebot di« Preise drückt. Das gleiche gilt für di« freie Einfuhr von Obst und Frischgemüse, die, mit Aus nahme von Luxusobst, bereits verfügt ist. Gemüsebauern und Garken- bau-vereine haben Mar protestiert, aber in erster Reihe muß das In teresse der verbrauchende" Bevölkerung stehen. Auch die Zentralisierung der'Eiereinfuhr und der Käsecin-fuhr ist aufgehoben worden. Ls soll ' nicht nur ein beschränkter Teil des Handels unter dem Schuhe der Regierung Einfuhrgeschäfte ohne großes Risiko machen, sondern der ganze Handel soll mehr Ware undoadurch billi gere Ware hereinbringen. Diese Wareneinfuhrpolitik ist auch die beste Valutapolitik. Deshalb wird mit den Kriegsgesellschaften gründlich und schnell aufgeräumt werden. Eine Anzahl von ihnen sind schon aufgelöst, die andern werden so rasch folgen, als dies die Verwer tung der vorhandenen Bestände zuläht. Die Reichsgekreidestelle und die Reichsfettstelle, diese besonders für Milch, müssen natürlich bleiben. Aber auch dort läßt sich der Apparat vereinfachen und verbilligen. Wo die zentrale Bewirtschaftung bleibt, wir- auch straffe Einfuhrregelung aufrecht erhalten. Weiter kündigte der Minister eine Frühhruschakkion für Getreide an. Jetzt müsse sich Deutschland durch die letzten Wochen durchquälen, aber bei Beginn des neuen Erntejahres müsse eine dauernde Reserve geschaffen werden, um lokale Rückschläge zu über winden und mit den Einkäufen ruhiger disponieren zu können. In -en Fettwirtschaft sei an eine vollkommene freie Wirtschaft vorläufig nicht zu denken. Dagegen müsse unter Ausschaltung des Relchsaus- schusses für Oele und Fette eine zweckmäßige Neuregelung getroffen werden, die augenblicklich Gegenstand eingehender Verhandlungen ist. * * * Die -eutschnationale Reichstagsfraktion hat fol genden Antrag eingebrachk: Der Reichstag wolle beschließen, die Re gierung zu ersuchen, die öffentliche Bewirtschaftung von L e bensmitteln mit Ausnahme von Brotgetreide und Milch unver züglich auszu heben und Maßnahmen zu treffen, um durch Steige rung der Brotgetreide- und Milcherzeugung die rasche Beseitigung der gesamten öffentlichen Bewirtschaftung zu ermöglichen. Reichsminister Hermes über die deutsche Wirtschaftslage Lockerung der Zwangswirtschaft für landwirtschaftliche Produkte. — Die Neuregelung der Fett- und Kartoffelbewirtschaftung. — Senken der Lebensnütlelpreise durch teilweise Freigabe der Einfuhr. Berg«, 1. Juli. Drahtdertcht uns. Berliner Sschrlfk- l« i tu ng.) Der Reichsernährungsminister Dr. Hermes sprach sich gegenüber einem Mitarbeiter der .P. P. N.' aus und sagte: Di« in- «ndische Stickstofferzeugung befindet sich in hoffnungsvoller Ent wickelung und wir werden sie nachdrücklichst fördern, um Len Aeckern auch das Quantum an Düngung wieder zuzuführen. Las während der Krieaszelt ausgefallen ist. Auf der anderen Seil« können wir der land- «strtschastlhchen Produktion durch Lockerung der Zwangs wirtschaft einen starken Anreiz geben. Wir werden sie nur da aufrecht erholten, wo elementare Notwendigkeiten es erfordern. Jeder Diskussion entrückt ist für uns Li« Zwangswirtschaft in Brotgetreide und Milch. Wir wollen Lle landwirtschaftliche Produktion durch eine ge recht« Preispolitik fördern. An einen Abbau der Getreide preise kann nicht gedacht werden. Aber die Erhöhung des Brotpreises muß jedenfalls vermieden werden. Als Ausgleich müssen wir von der Landwirtschaft di« restlose Lieferung von Brotgetreide und Milch verlangen. Die Abneigung der Landwirtschaft gegen diese Pflicht hing übrigens, wie mir von allen Seilen bestätigt wird, vor allem mit der bisherigen Preispolitik zusammen. Wir werden jetzt nicht etwa -er Landwirtschaft Konjunkturgewinne zubilligan, aber ihr für die sehr viel schwierigeren und teureren Produktionsbedingungen Ersah geben. An dererseits werden wir die Fleischbewirtschaftung al:bauen oder richtiger umbauen, und stehen in Verhandlungen üb«r die Neurege lung -er Fett- und Kartosfelwirtschaft. Der Mindest preis von 25 Mark für -en Zentner Kartoffeln, -en wir im Frühjahr garantiert haben, hat in den meisten Gegenden zu einer erheblichen Vermehrung des Kartoffelbanes geführt, und die Ernte au ssichtep sind bisher sehr günstig. Im Frühjahre haben sich Landwirtschaft, Handel «nd Städte darauf geeinigt, daß 80 Millionen Zentner Kartoffeln ab geliefert, der Rest freigegeben werd.-n sollte. Das Neichs- ernäyrungsministerium hat di^ Lieferungsverpflichtung auf 120 Millionen Zentner erhöht, womit etwa 43 Millionen Menschen aus 44 Wochen mit 6 Pfund auf -en Kopf versorgt werden könnten. Bis zum 19. Juni sollten die Städte ihren Bedarf anmelden und sich gleichzeitig zur Ab nahme verpflichten. Nun rechnet man aber jetzt mit Preissenkungen und -le Städte haben mit ihrer Cinkaufspolitik mitunter sehr schlechte Er- selbst regen sich alle deutschen Hände, um -en Volksgenossen aus dem Reich die Freude über deren Eintreffen zu bekennen. - Kerne Verlängerung der Näumungsfrist Paris, 1. Juli. (Drahtbericht.) Die Bokschafterkonferenz bat in ihrer gestrigen Sitzung den Text der Antwort auf die letzte deutsche Note redigiert, in der Deutschland eine Verlängerung der Frist für de Räumung der neutralen Zone verlangte. Die Antwort wird ablehnend ausfallen. Die Beratungen in Brüsfsl Brüssel, 1. Juli. (Dwhlberlchk.) Die Zeitung .Demnin' erklärt, Lloyd George werde neben -er Hauptfrage, der Verteilung der deutschen Entschädigungssumm«, mit Unterstützung der italienischen De legierten von neuem die Wiederaufnahme -er Handels beziehungen mit Rußland aus der Konferenz von Brüssel zur Erörterung bringen. Paris, 1. Juli (Drahtnachricht.) «Echo de Paris' gibt der An sicht Ausdruck, daß das Programm für die Konferenz von Spa fisch erweitert habe. Lloyd Georg« habe die englischen Generäle in Berlin und Ostpreußen berufen. Es müsse daraus geschlossen werden, -:ß nicht nur die Entwaffnung Deutschlands, sondern auch das Schicksal -er Gebiete, in denen «ine Volksabstimmung sbaltfinden soll, sowie auch das Schicksal gewisser von Deutschland abgetrenntsr Gebiete, z. B. Danzigs, in di« Debatte hineingezogen werden soll. Abreise der Ententevertreter nach Brüssel Amsterdam, 1. Juli. (Drahtbericht.) Lloyd George ist in Be gleitung von Lor- Curzon und Sir Worthington Evans im Sonderzuge von London abgereist. Als VertreterFrankreichsauf den Konferenzen in Spa und Brüssel we.den noch genannt: Der Präsident der Wiedergutmachungs kommission Dubois, General Weygand, Admiral Levassieur, Anterstaatssekrelär Bignan, -er Direktor des Auswärtigen Amtes Berthelot, sowie -essen Stellvertreter Laroche, -er stellvertre tende Direktor im Amte für Handelsbeziehungen Fleuxiot, -er De legierte beim Obersten Wirtschaftsrat Avenol, -er Direktor im Fi nanzministerium Sellier, Finanzinspektor Cha y s s e r , -er juristische Beirat im Auswärtigen Amte Fromageot, -er Direktor im Kohlen versorgungsamt Ader, -er Vertreter für Schiffahrt Hauptmann Ro bert, sowie -er Bevollmächtigte beim Obersten Rat Camerlynk. Ein Nachspiel zum Zabern-Prozeß Frankfurt a. Main, 1. Juli. (Drahtbericht.) Staatsanwalt Klein- böhmer, -er die Zivilbevölkerung im Zaber „-Prozeß gegen die Militärs nachbrücklich in Schutz nahm, ist jetzt Leiter der preußischen Usbernohmestelle für elsaß-lothringisch« Flüchtlinge in Frankfurt und in dieser Eigenschaft maßlosen Angriffen einer Opposition ausgesetzt, -eren Führer der ehemalige Postsekretär Hartmann ist. Es wurde u. a. behauptet, daß er im Zabern-Prozeß zu Gunsten der Militärs gegen die Bürger aufgetreten sei. Auf Veranlassung seiner vorgesetzten Behörde in Berlin ging deshalb Kleinböhmer gegen Hartmann gerichtlich vor, so daß vor dem Frankfurter Schöffengericht -ar Aad«rn-Pror«h erneut zur Besprechung kam. Die Verhandlung endet« mit der V « r - urteilung Hartmanns wegen Verleumdung za mehr monatlichem Gefängnis. Stimmungsumschwung in Amerika Wachsende Gegnerschaft gegen die Wilsonsche Kriegspolitik. — Keine Denffchfeindlichkeit mehr. (Bon unserem New Torker Mitarbeiter.) L—u. New Bork, Anfang Juni. Aus der Botschaft an Len Kongreß, in welcher Präsident Wilson die Verweigerung seiner Unterschrift für die von beiden Häusern angenommene Friedensschließung zu begründen sucht, ergibt sich als einzig interessanter Punkt die Tatsache, daß der ökimmungSumschwung, der sich in den letzten Monaten im amerikanischen Volke vollzogen hak, am obersten Negierungs beamten des Landes spurlos vorübergegangen ist. Alle die alten Behauptungen von dem selbstlosen Idealismus, dessentwegen die Vereinigten Staaten angeblich in den Krieg eingetrclen waren, und alle die gehässigen Beschuldigungen gegen Deutschland werden fast in denselben Worten wiederholt, mit denen er sich vor drei Jahren bemühte, das Volk zur Kriegsleidenschaft aukru- stacheln. In einer Schilderung der Stimmung von damals un heute erinnert der ,Globe', eines der am meisten gelesenen Abendblätter, daran, daß am 2. April 1917 Kongreßleute, Di plomaten und Galleriehesucher dem Präsidenten nach Verlesung einer Kriegsbotschaft eine wilde Ovation darbrachten und daß nur Senator La Follette — unentwegter Verächter einer liberalen Weltanschauung — «sardonisch lächelnd" mit verschränkten Armen sitzen blieb. Das Blatt fährt dann fort: «Senator La Follette, der eine Haltung anzunehmen wagte, derentwegen ihn die meisten Senatoren heutzutage nicht mehr tadeln würden, wurde im ganzen Lande als Judas verschrieen. Zn Wirklichkeit tat er damals nichts anderes, als dieselbe ^rcwe zu stellen, die heute auch die meisten Senatoren stellen, nämlich: «Mas geht uns Europa an?' Senator La Fol.ctte hat sich seitdem nicht geändert. Präsident Wilson hat sich ebenfalls nicht geändert. Dagegen hat sich ganz deutli^die das Land beherrschende Stimmung geändert. Aus den Worten des Präsidenten läßt sich infolgedessen fest stellen, daß er mit der Wirklichkeit absolut keine Fühlung mehr hat. Dr Stimme des Volkes vermag nicht zu ihm zu dringen und deshalb hält er an dem Glauben f^st, daß es sich immer noch in derselben exaltierten Gemütsverfassung befinde, in welcker es willig eine Schuldenlast von 22 Milliarden Dollars auf sich nahm, ein Heer von vier Millionen Mann auf die Beine brachte und sein friedliches Industriesystem in eine Vernichtungs maschine umwandelte. Aus den Morten des kranken Mannes im Weißen Hause spricht der Geist von 1917, der schon längst verschwunden ist." Ueber die «Rückkehr zur Vernunft" läßt sich Hearsts ..Ame rican", die verbreitetste Zeitung New Vorks, folgendermaßen aus: «Zn weniger als einem Jahre hat sich in der Stimmung unseres Volkes ein bemerkenswerter Umschwung vollzogen. Daß sich das Land in zwei, drei oder vier Jahren von der Kriegshysterie wieder befreien würde, haben wir niemals be zweifelt, selbst damals nicht, als diese Hysterie auf ihrer ab surdesten Höhe war. Mir waren jedoch nicht optimistisch genug, anzunehmen, daß sich diese Rückkehr zur Vernunft schon innerhalb zehn Monaten vollziehen würde. Eigentlich sollte man erwarten, daß auch Herrn Wilson Lieser Stimmungs umschwung nicht verborgen geblieben wäre. Er scheint aber noch immer nicht einsehen zu können, daß das Land seinen ge sunden Menschenverstand zurückgewonnen hat und infolgedessen jetzt ebenso der Kriegshysterie wie der Wilfonschen Politik überdrüssig ist, und damit beweist er, daß ihn die Gerissenheit in politischen Dingen, deren er sich früher erfreute, im Stich ge lassen hat." Aber auch in seiner hermetischen Abgeschlossenheit gegen über der Außenwelt stände dem Präsidenten das Mittel zur Verfügung, aus den Zeitungen den Stimmungsumschwung zu erkennen, über den ihn die wenigen Personen seiner Umgebung offenbar absichtlich im unklaren lassen. Wenn er zum Beispiel in diesen Tagen in seinem Leibblatt, der «World", gelesen hätte, daß Senator Johnson in einer Massenversammlung in der Aula einer New B»rsier Hochschule mit der Charakterisierung des Friedensvertrages als eines «infamen Packtes" seine 2500 Zuhörer zu tosendem Beifall hinriß, daß Gouver neur Frazier aus Nord-Dakota etwa eine Woche zuvor in der Carnegie - Hall mit dem Bekenntnis, daß die überwiegende Mehrheit des amerikanischen Volkes dem Kriegseinlritt der Ver einigten Staaten innerlich entschieden widerstrebte, und heute in seiner Gesamtheit, abgesehen von den Kriegsgewinnlern, des ganzen Rummels herzlich satt ist, einen wahren . Beifallssturm entfesselte, wäre er vielleicht dock etwas stutzig ge worden. Und erst recht, wenn ihm die Tatsache bekannt würde, daß in zahlreichen Versammlungen allüberall im Lande die bloße Erwähnung seines Namens oder seiner vierzehn Punkte mit jenem l a n g g e z o g e n e n «pu-uh" begrüßt wird, mit dem der Amerikaner seine Ver achtung ouszudrücken gewohnt ist. Wohl am deutlichsten zeigte sich der Stimmungsumschwung des Volkes während -er mährwöchigen Sammelkampagne, die von -en Deutschen New «Dorks gegenwärtig zur Linderung -er Not in -er alten Heimat betrieben wird. Noch Monate nach Abschluß des Waffenstillstandes durfte man sich kaum getrauen, auf -er Straße deutsch zu sprechen oder in -er Hoch-, Des- oder Straßenbahn seine deutsche Zeitung zu lesen, ohne arvgepöbelt zu werden. Gegenwärtig erhallen deutsche Frauen wid junge Mädchen deutscher Abstammung, die an be-
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