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Morgen-Ausgabe „«aL«. Ul^-, I »erd»h,l« »»„-«.«.»La. Durch ,nl«r« »»«»LrUanSttlat«, I»L Hau« ««»rucht mouaIl.M.10.—, «.iU—: durch »I« Pust »uaartzaid Vuutlchtaudt Dustrmt-Boload« »»»»«. M. 7L>'. ,I«rt«l>ahr»ch M.Li.ro. M,k,»n-N»1i,adr W.r.—. «duud-Bu»- aad« M. r.SU, Sannkaal-Aulgad« M. 1^— monatlich (alilschliatzllch Post- drsteilg«dLhr>. A»«ian»1»«r,a»d: «uaatl. M. M— ». Ärncklachin-Poit». «t^»Iauau»ar« M,i,«,.«u«aa»< 30 P,, «dend-Äut^rd« N Pt- S»au<a,t-Aut4«b< 40 Pf. Havpkschrtftteiter: Dr. Erich Lverch, Letpztg. Handels-^eUung -bntsblatt des Rates und des poUreianrle« der Stadt Leipzig 114. Jahrgang Liy«I,«U»r«l-,: LrLW.^Trk^'LLL M. LL>: A^ai«» »»» Bah««»«, a» «Mtldcha» r«u »ta N«^«mtl,,«u» M.»sa ».»»«».M-S^-r uai», A»^u»» »t«N»»par«ttia,«u«vr l «a -»» auleSrlt Mk. 1.S0, ««lchdfttau^t^u mtl PU>tzo»r<chrstI«n Im Prust, rrddvt. Platz und Datmnrarschrlfl »du« V«rdlndstchk«lt. B<l>«-«npr,st, j»r »U ««lamtaufla,, da« »aus,«» Md. Ü.— nett,, stzr T«t!a»slag« da« Laul«» Mb. IS.— ««ta^ ftlr Poltaufla^ Pust,«KLdr »»«ra. Sa«s,-ch-«»Ichl»HR^X«e, 14»t» m>» l4S«4. — P,st,ch«ch»»a'»7»«. SchühNaNuch, »ab GabtzSfUDail«: SatzamUStzag« Ne U vertag: Dr. Rtt«hotd L Eo^ Leipzig Nr. 2S6 Dienstag, de« LS. 3uni 1S2V Der WortlNt her EMOWMte« Amtliche DerSffentlichung der drei Roten der Entente »tb. Berlin, 28. Juni. (Amtlich.) Die dem Vorsitzenden der deutschen FriedenSdelegation in Paris übermittelten drei Notenüberdie Entwaffnung haben in d« Uebersetzung folgenden Wortlaut: Verringerung des Heeres auf 100000 Mann Im Namen der Alliierten Mächte dreh« ich nüch, Sie M bitte«, der bevtschcn Regierung folgend« Rote zu übermitteln: Die Alliierten Regierungen hab«» mit dem größten Bedauern die Langsamkeit und de» Mangel au gute« Wille, sestgesteM, mit dem daS deutsche Volk an die AuLführung der Bestimmungen des Friedcns- , vertrag«» bezügllch Landheer, Luf^ahrt und Marine heeangegauge» ist. Am LI. Änr^ nach Ablauf von beinahe S Monaten seit Inkrafttreten d«S Friedensvertrages, sind die wichtigsten dieser Bestimmungen noch un ausgeführt oder unvollständig aoSgesühri. So kommt eS, daß das ste hende Heer soeben erst auf 200 00V Man« znrllckgesühet worden ist, eine Zahll aus die eS «u 10. Anrll HSSe gebracht sei, mästen, und daß seine Gliederung mit der im FrledeuSverkag vorgesehenen nicht im Ein klang steht, dah keinerlei Gesetz erlasse« worden ist, mn in Deutschland ei» dem FriedenSvertrag entsprechendes Heerwesen einzurichten, dah durch )e« Vertrag verdoieue militärische Formationen, wie die Sicher heitspolizei aud die Einwohnerwehr trotz wiedorhoüerAuf forderung zvr AaftSsavg «och fortdestehen, dah die Zerstörung des Kriegsmaterials, die am 10. März hätte beendet sein sollen, noch nicht zur Hälfte durchgefährt ist, und dah die Ausfuhr von Waf fe» nach dem AuSlavidc andauert. Die Alliierten Regierungen haben nach ernsthafter Prüfung dieser Sachlage einstimmig beschlossen, die in dem von Deutschland unterzeich neten FrirdcnSvertrage enthaltene» Bestinmmngen über die Entwaff nung sowohl waS dl« HeereSstärk« als auch was daS Kriegsmaterial betrifft, in vollem Umfang aufrechlzuerhalten and deren schon allzu lange D..ÄI«E, .°d ' > LL, detreibeu. In gleicher AxZse erwarte« dte vntierlen ?<^teruuaeu, dah die deutsche Regierung ihnen keine» A»trag auf Abä»de- ruugder militärischen Bestimma»ge« de» Vertrage» »ehr Vorlege» wird, da solch« Anträge nur abschlägig beschicken werde» könnte» und daher «otzlose neue Verzögerungen nut sich bringen würdön. Dl« Alliierte« Neuerungen richte» heute a» de« Herr» Vorsitzenden der Deutschen Friedensdelegalion in Pari» ihre Antwort auf de» An trag der deutsche» Regierung wegen Beibehaltung eine» Heeres von 200 000 Manu. Diese Antwort geht dahin, dah dl« »ilikärlsche« Kräfte Deutschland» auf der d»rch de» Friedens vertrag bestimmte» Stärke vo» 100 000 Man« mck la der durch diesen Vertrag vorgesehene« Gliederung zu belassen Sud, dah die Sicherheitspolizei ln»erhalb vo» S Monate» aufznlösen lst und dah anderseits dle Stärk« der Polizel- kräft« auf 15 0 0 0 0 Maa» erhöht, somit «» 70 000 Mana im Vergleich za der Stärk« von 1S1» vermehrt wird. De» wettere» fordern die Alliierte» Regterange» dio deutsche Ne- gleruag auf, «ve-züglich dl« dratsche Ves»hg«b«»a enkfpr«che«d d« BesKauao», de« Äettkelt 211 mit de» »llltärfscho» De- sti»mu»ge» de» Bartrage« ia «inkiaug M bringe«, ae- setzNche Mahregel» zu treffe», am entsprechend d«m Artikel 170 die Ausfuhr von KriegSmat« rich »ach dem ÄuSlarkde zu verbiete», die For mationen der Gt»woch»erwehre», die im Widerspruch wüt dnir' Entfchllehong vom 8. Miril noch forlbefiehe», tatsächllch aufzu lösen usob die AuSUeseneng dar Waffe« dieser FÄrmottonech dunchi- zufähre». Die Alliierte« Negßammgea erwarte«, dah bet der Zerstörung de» Kriegsmaterial« keine neue Verzögerung «intrM, and dah die Ausführung aller Bepummuge« über di« Entwaffnung sowohl hi» sichtlich der Truppenstärke« als auch hinsichtlich d«S KrlegSgeräteS oha« »elter«, Aufschub erfolgt. Andernfalls würden sich di« Alliierte« Regierung»» gepounge» sehe«, dle geela««te» Mittel zu prüfe«, um dle »»llstä»dl-e A»«fSkr,»g der Be dingung«« des Fried««Sver»rage» slcherzostell«».' Auflösung der Sicherheitspolizei innerhaw 3 Monaten Die zweite Rot« wellt darauf hin, dah sich die deutsche Regierung am 4. Juni an die Komaussioa geaxmdt hätte, »m eine vorläufige Ver längerung der ihr gestellte« und <u» 10. Juli ablaufenden Frist herbeizu führen, binnen der di« HeeresstSrsie i» Deatschla»- auf 100 000 Man» heradgesM werde» soMe, mit der Begründung, dah »ach dem. was die allsten«, Regierungen ihr auf der Konferenz von Sa» Rem- mitgeteitt Halle», sie erwarten muhte, dah erst die Koufereaz von Spa endgültig über dieses Ersachen bestimmen würde. .Die Alliierten Mächte können,' so sagt dte Note, dies« Auslegung der vo» San Remo aa di« deutsche Regierung gerichteten Rote nicht gelten laste». Dle atlltertea ReHernugen haben keine Veranlass»««, etner erneotea Berlängernng der Frist znznstlmme». Sie brüchige« viel»»ehr klar und einfach ihre früheren Erklärungen. Die militärische» Bestimmungen deS Vertrage» von Versailles über das deutsche Heer werden sowohl hinsichtlich seiner Stärke als auch seiner Gliederung und Bewaffnung im vollen 1l Or fange aaf- rechterhallen, sie müssen auf das genaueste auSgeführl werden. Wenn die Mächte auch entschlossen find, die Abrüstung Deatsch- landS den VertragSbestimmnngea gemäh dnrchzutühren, so verkennen sie doch nicht die Notwendigkeit, der deutschen Regierung zur Aufrechr- erhattnng d« Ordnung im Innern auSreichendePolizelkräfte zu belasten. Sie erkennen gern an, dah die noemqlen Polizeikräfte nach dem Stande von 1913 nicht alle« Bedürfnissen genSgen können. Die alliierten Regierungen find bereit, eine Vermehrung der Polizeikräfte zu genehmige«. Sie können aber unter keinem Vorwand zulaste», dah diese Vermehrung durch Beibehaltung der Sicherheitspoli zei» einer Polvettrnppe vo» ausgesprochen militärischer Art und Orgamsation, stalksindet. zu deren Auflösung Deutschland be reit» vom Dezember ISIS ad aufgefordert war. Die Auslösung der Sicherheitspolizei muh binnen einer Frist vondreiMo- naten von der Avsendwng dieser Rot« ab beendet sein. Die Alliier ten find mit der Verstärkung der alten Ovdnungspostzei, genxurnt Poüzeiknrppe, einverstanden. Sie zählt gegenwärtig 92 000 Manu. Die Mächte geben ihre Zastimnuma, dah fie bis auf 150 000 Mann vermehrt wirb, lnäpfe« jedoch daran die Bedingung, bah die OrdnungSpolizei ihren Charakter al» örtlich« und Gemeinde-Polizei wahren müsse and mit ein« Bewaffnung ausgerüstet werd«, die chrem Zwecke entsprich» und die von dem Interalliierten Iteber- wachnngsauSschuh festgesetzt werden wird. Andererseits wir- ausdrück lich festgestellt, dotz in dem Bestand von 150 000 Mann Ordnungs- poLzei «e 10000 Mann inbegriffen find, die vom Interalliierten LebrrwachmrgSausschuh für Poiizeizwecke in dee neutralen Zone ge nehmigt worden sind. Die Vermehrung der OrdnunApollzei erstreckt sich Sbr^enS weder auf di« linksrheinischem Gebiete, in denen di« Hohe Nheinloadskommisfion allein die erforderlichen Stärken fest- zustellen befugt ist, noch auf die Abstimmungsgebiete, eS sei den«, bah die Interalliierten Regirrnugs- und Plebiszit-Avssclösse dies anSdrückuch verlangen Die Vermehrung der Stärke der OrdnnngS- polizel wird in dem Mähe erfolgen, ia dem die Auslösung der Sicher- hettspolizei fortscheettet, nnb zwar derart, dah in keinem Zeitpunkte die Stärke der Sicherheitspolizei »ab der OrdaungSpoüzei zusamm.m 150 000 überschreiten dses. Andererseits haben di« Mächte beschlossen, de» Bestand der Gendarmerie von 12 000 aus 17000 Man» za erhöhen. Die Alliierten werde» während -er Zeit von der Ab senkung der gegenwärtigen Rote aa bi» zur endgültigen Auslösung der Sicherheitspolizei es nicht zulass«», dah Soldaten der Reichswehr in die Sicherheil^olizei übernommen werden. Die derzeitige Stärke der Sicherheitspolizei stellt ein« Höäistzahl dar, die fortschreitend vermindert werden muh." Verbot der Herstellung von Lnftfahrmaterial Die dettle Rote besagt u. a.: .Artikel 201 de» Vertrages von Ver sailles mstersagt für die Dauer vo« S Moaadn» auch Inkrafttreten deS Friedensoerrvases di« Herstevmsg von Luftfabrmaterial jedsr Art und feine Einführung »ach Deutschland. MldererseitS beilii >mi Artikel 202, dah Deutschland den alliierten und assoziierten Haupt mächten innerhalb von drei Monaten nach Inkrafttreten d«S Vertrages do« gesamte Luftfahrmolerial deS Heeres n»d der Marine ausliefert. Me dreimonatige Frist zwischen der Ab nahme d«S Luslfahrmaterüals und der Ermächtigung zur Wiederaufnahme der F<ü>rtKation sollte dazu diene«, die Durchführung dee die Luftfahrt betreffenden Bestimmungen und insbesondere de« Transport oder die Unbrauchbarmachung des Material» zo sichern. Da Deutschland sein Lnftfahrmaterial kmerhaS, der festgHetzte» Fr« nicht «-geliefert hat, wird di« llebermachuagskommtsfio« nicht in der Lage sein, ihre Arbeite» vor Abtmrs der in Artikel 201 vorgesehene« Smonötige« Frist za be ende«. Würde die Herstellung von Luslfahrmaterial vo« 10. Juli ab wieder gestattet, so würde e» also praksisry unmöglich werde«, Ke Aus führung de» Artikel» 202 zu Lberwa«l-en. Die Konferenz hat daher entschieden, dah die Herstellung aud Einfuhr vo« Laskfahrmoterial, wie sie ia Artikel 201 des Vertrages von Versailles vorgesehen ist, innerhalb von 3 Monaten, beginnend mit dem ALi^abkcke, aa dem diese Macht das gesamt« Luskfai-rmaterial des Heeres und der Marine odge- liesert hat, und den die IMealliierte LufftahrWerwachougSkom- Mssion offiziell anzeigen wird, im gesamte« Gebiete vo« Deutschland »ntersagt bleibt. Beginn der Brüffeler Konferenz am 2. 3uli Paris, 28. Juni. (Drahlbericht.) Wie die MorgeablStter mel de», trttt die Koufereaz t» Br«sf e l am Freitag, de« 2. Juli, zusammen. Lloyd George «d Mklleraub treffe» am Donnerstag PmsS, 28. Iimi. sDrahkbertcht^ Louchenr hak tm Auftrag« deS F^urnzansschutses -er Kammer einen Bericht über -t« Regelung der Ketegskostei» und die W i e de rg n t m a chn « g « n ansgearbeitet, der demnächst zur Verteilung gekmgen soll. Loucheur soll den Stand punkt vertreten, daß man die Schuld nicht ta -em Augenblick sest- srtzen könne, in dem der Schuldner die geringste Zahlungsfähigkeit hab«, vm so weniger, wen» diese Schuld ans 35 IBS 40 Jahr« »«teilt werden solle. Rach de« Bericht Loncheurs sind von 1724 000 Hektar Acker land 1406000 bestellbar und 1408 000 diese» Jahr bestellt. An» den Saargruben wird Frankreich blS Ende 1920 2 683 981 Ton » stosit«» gefördert Hoden. Die ne«e russische Offerrsive Basel, 28. Ionl. (Drotzkberlchsi) DaS polnisch« Haupt- tzuartier bestätigt de» Begi», -<r r»sstsche» Offenst»«. E» gibt bekannt, dah dies« erneu« «, einig«« Teilen der Front a»S- gebrvch« sei. SlreDhröP« «eta»9 «s, »Mich, Kl« etwa 15 Kilometer vorzurücke«. - Der Kosakengeneral Budinny leitet die AngriffSöperationen der Roten Armee, die zurzeit mehr als 38 Divisionen gegen die Polenfront geworfen Haden. Kopenhagen, 28. Juni. (Drahtbericht.) Einem Telegramm au» Hetstngfors zufolge haben die Truppen aus Ostkarelien sich-unter dem Drucke der bolschewistische» Tr»ppen nach Finnland zurückgezogen. Li« bolschewistischer Kriegsgefangerre«- trarrsport verunglückt HelfingsorS, 28. Joni. (Drahtbertchl.) Lin bolschewistischer Transport dumpfer von 8000 Tonnen ist am 6. Iunt ta der Newa gelanken^An Bord befanden sich 2000 finnisch«, österreichisch« rmd englische KrlUgSaefa»ge«e, di« auS Ruhland abiranspo^iert werde« sollten. Sämttlche Kriegsgefangene wurden gerettet. a Stockholm, 28. Juni. (Drahtdericht.) Frithjof Raufen tst aus Berit« hier etngetrvfsev und gestern nach Ehriltkmia weiterqereist. Er will sich ^nächst nach Moskau degeden, um n»tt ver Sorvsetregierwig «egen des Rücktransportes der deutschen und österreichischen Kriegs- ge sang «ne» M verhandel». VDaS um« peet»atestsche Kabinett setzt sich aus fünf Demokraten, «xi Mitgliedern dük-v«k»partei, -eei Unabhängigen und einem Sozta- M^ämntze». Das Kabinett der Versöhnung L.L Die neue Regierung hat sich also vorgeslellt, und der erste Eindruck, das wir- man bei aller Vorsicht sagen können, ist günstig. Die Erklärung, die Herr Fehrenbach verlesen hat, und die zunächst durch ihre außerordentliche Länge aufsällt — eS ist eigentlich keine Erklärung mehr, sondern eben eine der üblichen Kanzlerreden — zeigt, daß er und seine Mitarbeiter sich des ge- waiügen Umfanges ihrer Aufgabe bewußt sind, und daß sie den ehrlichen Willen haben, sie zu erfüllen, soweit das in ihrer Kraft steht. Der neue Leiter der Aeichsgeschäste, der so sehr betont hat, daß er und seine Mitarbeiter ein Opfer bringen — .ich stehe hier nur als ein Opfer meiner Auffassung von Vakerlandspslicht, und mit mir meine Herren Kollegen im Kabinett' —, und der gewiß weiß, daß die Lebensdauer dieser Regierung viel eicht (hoffentlich nicht) nur von kurzer Dauer sein kann, hat doch chon durch die Breite seines Programms nicht den Eindruck aufkom men lassen, als richte er sich von vornherein darauf ein, bloß ein Uebergangskabinett zu führen. Sondern man Hai offenbar die Absicht, eine umfassende und gründlich« Arbeit nach den verschie densten Richtungen bin aufzunehmen. Die Vielfältigkeit der Themen, die angeschlagen wurden, Härte es verständlich machen können, wenn hier und -a gewiße Widersprüche hervorgetreten wären, di« man dann leicht auf die verschiedenartige Zusammensetzung des Kabjneits zurückgeführt halte. Allein man wird, wenigstens beim ersten Eindruck, fest stellen können, daß diese überaus umfängliche Regierungserklärung doch nicht gewunden wirkt, daß nicht viele Worte gemacht zu fein scheinen, um Verlegenheiten zu verbergen, und daß der Kom promißcharakter dieser Regierung nicht stärker zutage tritt, als cs bei der vorigen der Fall war. Die Unterschiede zwischen heut und damals sind vorläusifi überhaupt nicht groß, und man darf fragen, ob die Rede wesent lich anders ausgefallen wäre oder hätte aussallen können, wenn die Sozialdemokraten noch im Kabinett sähen und die Volks- parleiler darin fehlten. Der Dank an die vorige Regierung z. B. wird auf manchen Seilen vielleicht nicht ohne ein Gefühl von Pikanterie ausgenommen worden sein angesichts der Tatsache, daß auch Mitglieder der Volkspactei jetzt hinter einem solchen Danke stehen. Oder der Satz: der Weg, den man beschreiten müße, werde za einem nicht geringen Teil durch die Gesamtverhältnisse einfach vorgeschrieben, gilt genau so für die Arbeit der vorigen Regierung rmd enthält also auch für ihre Tätigkeit eine Abso lution, rvenn man vom Standpunkte der Deutschen Volkspartei sprechen will. Werterbin wird anerkannt, -ah die Spannung zwischen Wollen und Können, die schon -er alten Regierung große Schwierigkeiten gemacht habe, auch der neuen gewisse Grenzen sehe, und daraus ergebe sich ein gewisses 2Aah von Kontinuität in der Führung der Politik -er Republik. Alles das widerspricht ja offensichtlich in gewissem Grade der Wahlagitation der Rechten und wirkt versöhnend gegenüber den Mitglied em -er vorigen Re gierung und den Parteien, die hinter ihr gestanden haben, auch der Partei, die jetzt -raußon geblieben ist. Der Kanzler nannte dann verschiedene Fragen, auf die die vartetpoliElsche Zusammensetzung -er Regierung gar keinen Einfluß habe, und das waren vor allem Probleme der äußeren Politik Es war selbstverständlich, daß dieses Gebiet, und namentlich di« bevorstehenden Auseinandersetzungen von Spa, in den Vor dergrund gerückt, an den Anfang der Rede gestellt wurden und aus diese Weise einen Hauptton erhielten. Was darüber gesagt worden tst, wird weithin Zustimmung finden. Dte Versickerung, daß im deutschen Volke machtpolitische Träume und Revanche gedanken um so weniger Boden finden würden, je einsichtiger man ihm enkgegentrete, dcch jeder gute Deutsche keine wichtigere Auf gabe kenn«, als die Zerstörungen des Krieges in friedlicher Arbeit wieder gutzumachen, war außenpolitisch angesichts der Zusammen setzung der neuen Regierung nicht überflüssig. Denn in der Entente ist man sehr gHpannt, wie sich die neue Konstellation vor allem ibr gegenüber äußern werde. Au diesem Zusammenhänge kommen dann auch di« viel besprochenen und erwarteten Sätze, daß der Wiederaufbau auf dem Boden der republikanischen Staalssvrm weiterzusühren fei — also -och ausdrücklich republikanische Staatsform —, daß die Regierung jeden Klaffen- und Rassenhaß bekämpfen werde, und weiterhin tst noch «oetmal tm gleichem Sinne von der Verfassung von Weimar dte Red«. DaS alles, wie gesagt, hätte km» anders tauten können, wenn die allen Männer am Rogienwgstisch gesessen hätten. Die Sozialdemokraten hätte« auch kaum mehr sagen können, wenn einer der Ihrigen gestern das Wort geführt hätte. Was Herr Feh reich ach über die besonnene Lockerung der Zwangswirtschaft sagte, dte noch nicht völlig aufgehoben werden dürfe, fvndern nur einen planmäßigen Abbau ertaube, der dem jeroetAgen Stande der Produktion gerecht werd«; oder was er aber dl« loyale Durchfüh rung der bereits erlaßenen Soztottsierunasgefetze äußerte und darüber, daß d-e Sbzta fist eruagskommiß ton ihre Arbeiten sv-rtfetz« «b die Regierung fl« fördern w«de, datz Eber der Iweck jeglicher Sozialisierung eine Steigerung der Produktiv, sttn müße; schließ- llch dte Ankündigung, dotz tu Verfolg des Betrtedsrätegesehes nunmehr dle BezirkSarbet-erräte nnd der Rttchsarbttterrat un verzüglich ausgestellt «erd« solle« — da» alles war schon ein Beweis dafür, daß der «ehrliche und aufrichtige Wille der Re- giernng^ oichs gtg» d» hmdEn Mi jhr zn