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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.04.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180430019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918043001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918043001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-04
- Tag 1918-04-30
-
Monat
1918-04
-
Jahr
1918
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Seite 6. Nr. 217. Morgen-Ausgabe Leipziger Tageblatt Dienstag, 30. April 1V18 Berkans von Heringen Mer Mischer Anfficht. I. ES werden zuaeteilt: Je 3M «Henna auf je 1 Marke Ms! und X der allgemeinen Lebensmittelkarte Neihe kl 2. Die Heringe werden nur nach Gewicht, nicht stiitfweise, verkauft. Der Preis betragt 1.10 Mk. für das Pfunde oder 66 Pf. für 300 e. H Bedarfsanmeldung und Abgabe der Marken durch die Verbraucher in den Geschäften, die durch das Schild .Verkauf von Heringen unter städtischer Aufsicht" kennt lich gemacht sind, vom Mittwoch, den 1., bis Sonnabend, den 4. Mai, gegen Aushändigung einer Bcstellkartc mit Aufschrift des bestellten Gesamtgewichts. NI. Entnahme der Bezugscheine in der Bezugschcinstette durch die Händler, die bei der früheren Verteilung von Heringen als bezugsberechtigt anerkannt sind, Montag, de« 0. Mai, rn der bekannten Ordnung. Gewichts^ zuschlag 2 Prozent. kV. Die Entnahme der Heringe Hal gegen Abgabe der Bezugscheine und Barzahlung ad Lager der Lebens- mittelversorgnngs-Gesellschast Leipzig in. b. H.. Noschcr- jtratze 23, in nachstehender Ordnung zu erfolgen: Dienstag, den 7. Mai, Mittwoch, den 8. Mai, Freitag, den 10. Mai, Sonnabend, den 11. Mai, Montag, den 13. Mai, DicnStag, den 14. Mai, Mittwoch, den 15. Akai, Donnerstag, den 16. Akai, Freitag, den 17. Akai, Buchstabe >l, k^eh, „ ll, dk, < , f', 0, „ I), vv, . 7,, I K, „ ll,v, X, D di, . Die Herinae werden den Kleinhändlern ohne Lake und abgetropft »uaewogen. Tonnen oder Kubel sind demnach bei der Abholung mitzubringen. Der Klein- Händler muß sich bei Abnahme vom richtigen Gewicht überzeugen, da nachträgliche Beschwerden über Jehl- gewicht nicht berücksichtigt werden können. V. Die Ausgabe der Heringe an die Verbraucher hat sofort nach der Belieferung durch die LebenSmittel- versoraunaö Gesellschaft zu erfolgen. Leipzig, am 29. April 1918. Kr.-E.-A.lll. Der Rat der Stadt Leipzig. MehllllldBMnmen betreffend Mühlen, Völker, Konditoren nnd -Sadler sind nach einer Verordnung des Königlichen Ministerium« verpflichtet, regelmäßig am 15. und lebten jedes Monuts ihre Vorräte in inländischem Getreide und inländischem Mehl anzuzeigcn. Neben den Beständen an Getreide und Mehl sind auch die Bestände an Backwaren in Mehl umgercchnet mit anzugeben, und -war von den Bäckern und allen Brothändlern. Tic Anzeige für den 30. April muß spätestens am I. Mai früh bei nns eingchen. Zu der Anzeige sind Vordrucke zu benutzen, die den einzelnen Betrieben vom Statistischen Amt zugcstellt werden. Wer am 30. April nicht iin Besitze eines solchen Vor druckes ist, muß sich sofort an das Statistische Amt, Stadthaus, Dachgeschoß, Zimmer 865, wenden. Die Anzeigen über das Auölandclmehl sind von jetzt an ebenfalls am 15. und lebten jedes Monats ein- zureichen, und zwar wie bisher bei der Mehlverteilungs- stelle, Rathausrina 13. Vordrucke hierzu sind in der MehIverteilungSstclle zu entnehmen. Leipzig, am 29. April 1918. ^V57/15. Der Rat der Stadt Leipzig. Ausgabe von Kaffee-Ersatzmitteln für Gastwirtschaften und ähnliche Betriebe. Auf jede Marke 2 der violette« itaftee-Srfatz- mittelkarte für Gastwirtschafte« und äh«liche Betriebe werden 5 Pfund Kasiec-Ersa«mittel zugctcilt. Die Marken .V2 sind bis Donnerstag, de« 2. Mai, in den Geschäften mit Schild „Ausgabestelle für Kaffee-Ersatzmittel gegen Marken unter städtischer Aufsicht" gegen Empfangsbestätigung abzugeben. Die Verkaufsstellen jauch die Mitglieder desWaren- einkaufsvereinsi haben Arcitag, de« A. Mai, die von ihnen eingenommenen Marken X2 bei der Ber- teilttngsftelle für Kaffee-Vrsaqmittel,Grimmaische Straße 28, gegen Bezugskarten umzutauschen. Die Ware ist durch die Verkaufsstellen auf Aufforderung der Verleilungsltclle non deren Lager gegen Abgabe der Bezugskarten abzuholen und unverzüglich an die Kunden auszugeben. Kr.-E.-A. 1. Leipzig, am 30. April 1918. Der Nat der Stadt Leipzig. TleifchverteilungssteUe der Stadt Leipziq. Morgen — Dienstag — den 30. AM 1818. Wurst Nachm. 3 Uhr Nr. 1—120 der Bcrechtigungsauswcise. Wurstbrühe Nachm. Uhr Nr. 241—270 > der BerechtigungS- „ 5 „ „ 271—300 t ausweisc. Die Lehrlinge haben sich zur Arbeitsleistung früh 8 Uhr auf den, Schlachthofe cinzusindcn. Verkehr mit Milch. Sämtlich« Halter von Küken und sämtliche Milch verkäufer und Molkereien hoben umgehend, spätestens am 1. des nächsten MonatS, über die m ihren, Betriebe erzeugte Mich, auch Magermilch und Butter, sowie über die eingekaufte und verkaufte Mich aller Art Auskunft ,u geben. Da» gilt insbesondere auch für Händler, die «it Geschirr die Milch «ach Leipzig eiufuhren «ad hier i« Verkehr bringe«. Die Vor drucke sind den Anzeigepflichtigen zugestellt worden. Wer keinen Vordruck erkalten hat, ist verpflichtet, sich unver züglich einen Vordruck beim Statistischen Amt, Stadt haus, Dachgeschoß, Zimmer 865, zu holen. Wer die Anzeige unterläßt oder verspätet einreicht, wird nach den Bestimmungen in 8 15 der Ratsbekannt machung vonl 7. Oktober 1916 über den Verkehr mit Speisefett bestraft. Alle Anzeigepflichtigen, die den Fragebogen wiederum nicht vollständig auSgefüllt oder mit Verspätung einreichen, werden zur Bestrafung an- gezeigt werden. Leipzig, am 29. April 1918. 387. Der Rat der Stadt Leipzig. Stadtbad. Tic Schwimmhallen werden aufs neue am 1. Mai vormittags ' ,8 Ukr eröffnet. Vom 16. Mai ab ist die Anstalt von 7 Uhr morgens ab bis abends '/.9 Uhr geöffnet. Kaffenschlutz 1L Uhr. Leipzig, am 29. April 1918. Ges.-D. Iki. Der Rat der Stadt Leipzig. Der Schlosser Felix Paatz in Leipzig, Lützow- straße 10, ist in das Verzeichnis der Gewerbetreibenden eingetragen worden, die Privatgaseinrichtungen und Anlagen zurBenutzuna deS Wasserwerks ausrühren dürfen. Leipzig, am 29. April 1918. 8.X. 105. Ter Rat der Stadt Leipzig. Der nationalliberale Prentzentag (Fortsetzung aus der gestrigen Abend-Ausgabe.) Aus der Rede Vr. Lohmanns Landtagsabgeordnctcr Lohmann führte aus: Sie stehen unter dem Eindruck einer großen rednerischen Leistung und ich möchte Sie warnen, sich durch die Red« bleichen zu lassen. Lassen Sie nur Tatsachen und Gründe auf sich wirken. Wir befürchten vom gleichen Wahlrecht ein Uebcrwuchcrn der Sozialdemokratie. Dann haben wir Bedenken gegen das gleiche Wahlrecht wegen der Rückwirkung auf die anderen Bundes staaten und die Gemeinden. Das Königreich Sachsen, Bremen, Hamburg und verschiedene kleine thüringische Fürstentümer würden bei einem gleichen Wahlrecht weitere sozialdemokratische Mehrheiten er halten. Im Zenlralvorstand ixtt der Vertreter Hamburgs für die Ein führung des gleichen Wahlrechts in Preußen gestimmt, hütet sich aber, dieses Wahlrecht in Hamburg einzusühren. Wer in Preußen das gleiche Wahlrecht will, musi auch die Möglichkeit seiner Einführung in den Gemeinden in Betracht ziehen. Schließlich haben wir Bedenken wegen der Ostmark. Wir in der Landtagsfraktion haben bisher fast ausnahmslos auf dem Standpunkt gestanden, daß die königliche Botschaft ein Unglück war. Selbstverständlich ist ein Wider stand nur so lange begründet, als er Aussicht auf Erfolg hat. Das moralische Recht zum Widerstand hört auf, wenn er nur des Wider standes wegen geleistet wird. Das erkenne ich auch an. Aber es ist schwer, darüber zu entscheiden, wann ein Widerstand aussichtslos ist. Darüber gehen auch hier die Meinungen weit auseinander. Dr. Stress- mann hat aus meinen Borhalt, daß die nationalliberale Reichstags fraktion sich für das gleiche Wahlrecht in Preußen erklärt habe, ohne Fühlungnahme mit der Landtagssraktion zu nehmen, erklärt, die Sache sei zu überraschend gekommen, man hätte nicht ausweichen können. «Dr. Stresemann: Ich habe am 27. März mit keinem Wort vom gleichen Wahlrecht gesprochen!) Das ist richtig, ich bitte um Entschuldigung, lch habe mich geirrt, es war damals nur davon dir Rede, ob eine Reform in Preußen im Kriege gemacht werden sollte oder nicht. (Dr. Strese mann: Das ist ein großer Unterschied.) Das g^be lch ohne weiteres zu. Aber wie steht es mit den Herren, die gegen den Willen der Landtags fraktion heimlich dem Kanzler zugeredct haben, er möge das Reichs tagswahlrecht in Preußen einsühren? (Hört, hört! und Zurufe: Namen nennen!) Wenn einst die Partei zugrunde gehen sollte und mit ihr das Vaterland, dann wird die Feststellung dieser Namen erfolgen, nicht nur im Interesse der nationalliberalen Partei, sondern erst recht im Inter esse unseres Vaterlandes, darauf können Sie sich verlassen. Ich halte einen Widerstand noch für aussichtsreich, sonst würde ich hier nicht stehen. Ich habe die Hoffnung, daß noch etwas Förderliches zuwege ge bracht werden kann. (Bravo!) Gewisse Vorgänge im Ausschuß deuten darauf hin, daß di« Re gierung ihr letztes Wort noch nicl t gesprochen hat. Ihr äußerstes Maß an Zugeständnissen wird sie erst Mitteilen können, wenn das Herrenhaus gesprochen haben wird. Aber je größer die Phalanx -er Widerstreben den ist, um so größer das Maß von Konzessionen, das die Regierung zu machen bereit sein wird. Bedauerlich ist nur, daß wir den geschicktesten Unterhändler in unserer Partei an die Gegenseite verloren haben. (Große Heiterkeit.) Dem Protest gegen die Zusammensetzung des Vertrckerkages schließe ich mich nicht an. Selbstverständlich erfordern außergewöhnliche Um stände außergewöhnliche Mittel. Bei der Schnelligkeit der Vorbereitun gen aber wird liier doch manche Nuance nicht zum Ausdruck kommen. Wenn wir heute den nationalliberalen Ministerkollegen einen Offen barungseid auferlcgen wollten, waS sie an Zugeständnissen glauben machen zu können, sie würden diesen Eid verweigern, denn sie wissen es noch nickt, daher empfiehl! sich auch für uns möglichste Zurückhaltung. Vielleicht ist es daS letztemal, daß ich öffentlich zu Parteifreunden spreche. Wenn keine Verständigung gelingt, werden Sie mich nicht Wiedersehen. Ich habe aus bestem Gewissen und nur aus Pflichtgefühl heraus gehandelt. Nicht Eigensinn diktiert unfern Widerstand. Aber was auch kommen mag, cine starke nationallibcrale Partei muß nach wie vor vorhanden sein. Der Staat verträgt es nicht, wenn harck« Steine, wie es die Parteien auf der Rechten und auf der Linken sind, gegen einander arbeiten. Ein positiv gerichtetes liberales Bürgertum ist für den Staat unenlbcbrlich, und so scheide ich mit der Hoffnung, daß eine starke nationallibcrale Partei erhalten bleiben möge, komme, was kommen mag. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Die Entschließung Der dem Vertrekertage zur Entschließung vorgelegke Antrag (Reso lution Leidig) halte folgenden Wortlaut: .Der 5. preußische Verireierkag der Nationalliberalen Partei stellt sich auf den Boden des gleichen Wahlrechts für Preußen, das er als eine Staatsnotivendigkeit erachtet. Er erwartet deshalb, daß die national liberalen Mitglieder des Abgeordnetenhauses dem gleichen Wahlrecht im Rahmen der Regierungsvorlage zustiinmcn. Er lehnt die Verant wortung dafür ab, wenn nationallibcrale Abgeordnete nach der Ent scheidung des Prcußcntages, als der maßgebenden Parleiinstanz, durch ihre Abstimmung den Ausschlag gegen das gleiche Wahlrecht herbei führen sollten.' Die Aussprache Professor Dr. Baumgarten, Kiel: In einer so grundlegenden Frage muß die Partei geschloffen handeln. Viele Bedenken des Vor redners teile ich. Jetzt aber sind wir an einem Zeitpunkt angelongt, wo man nicht nur hinter den König, sondern hinter das Volk treten muß. (Beifall.) Line Partei, die fetzt versagen würde, würde für lange Zeit verspielt haben. Bis zum Kriege war ich Anhänger eines Pluralwahl rechtes. Der Krieg hak mich auf die andere Seite geführt. Gerade nach Einführung des gleichen Wahlrechtes werden wir eine Partei des ge mäßigten Fortschrittes nötig haben, die dem Drange nach links be schwichtigend und beruhigend entgegenwirkk. Der Wagen rollt, wir wollen nicht hinter ihm herlaufcn, sondern cinsteigen, um dafür zu sorgen, daß die Interessen des Staates vollauf gewalnt bleiben. Wir sprechen niemandem die Ehrlichkeit seiner fteberzeugnng ab, wohl aber sagen wir, daß die Gegenseite kein Verständnis hat für das Gebot der Stunde. SkaalSminister Dr. Friedberg: lieber den Geschäftsordnungsprokest aus Posen gehe lch hinweg. Wer von vornherein protestieren will, wird immer einen Haken finden. Das moralische Gewicht dieses Prcußcnlages ist zehnmal stärker als jede Formalität. Dr. Lohmann sei gesagt, daß In dieser Frage Nuancen keine Rolle spielen. Hier muß man ja oder nein sagen. (Sehr richtig!) Gewiß war nur sehr kurze Zeit für die Vorbereitungen vorhanden. Aber wir konnten nicht warten, dis im Abgeordnetenhaus die Ent- schekdvng gefallen war. Die nationallibcrale Parket mußte eine Platt- form Haden, mit der sie i» den Wahlkampf gehen kann. Wir müssen im Wahlkampf die Verantwortung dafür ablehnen können, wenn mit nationalliberalen Glimmen das gleiche Wahlrecht scheitert. Die Gegen seite hat gewiß schwere und gewichtige Bedenken. Ich teile sie teilweise noch heute. Aber wenn die .Westfälischen politischen Nachrichten' in höchst taktvoller Weise frühere Musterungen von mir kommentarlos abdrucken, dann berührt mich das nicht. Die schwersten Bedenken bestehen noch heute für die Ostmarkenpolitik. Diese Bedenken aber bestehen auch beim Pluralwahlrecht. Dr. Loh mann hat gemeint, es bestehe vielleicht doch noch die Möglichkeit, die Widerstände zu überwinden. Nach meiner Ansicht ist der Widerstand nicht aufrechtzuerhalten. Wenn im Abgeordnetenhaus etwa eine Zwci- drittel-Mehrheit gegen das gleiche Wahlrecht wäre, dann wäre er viel- leicht aufrechtzuerhalten, aber wenn überhaupt, so wird die Regierungs vorlage mit 20 oder 30 Glimmen Mehrheit abgclehnt, so daß höchstens 10 Stimmen der Regierung für die Mehrheit fehlen. Unter diesen Um ständen ist der Zustand unhaltbar. Die Gegenseite hat freilich noch «in« Hoffnung. Ich will ganz offen sein: es ist die Hoffnung, daß an maß gebender Stell« vielleicht doch noch ein Umschwung cintretcn könnte, wenn man sich einem festen Willen gegenübersieht. Diese Ilederzeugung wird von mir nicht geteilt, mehr kann ich nicht darüber sagen. Andere glauben nicht an eine Auflösung des Abgeordnetenhauses im Kriege. Gewiß wäre eine Auflösung höchst unerwünscht, aber daß sie im Kriege überhaupt nicht in Betracht kommen könnte, ist ein unhaltbarer Grund satz. Deshalb ist der Widerstand gegen das gleiche Wahlrecht nicht auf- rcchtzuerhalken. Professor Spamer, Wiesbaden, führt folgendes aus: Der Reichs- tag ist daS Produkt des allgemeinen gleichen Wahlrechts und er ist nicht die Körperschaft, die daS Vertrauen gerechtfertigt hat, das wir ihm an fangs entgegengebracht haben. Wir können also nicht dafür eintreten, daß die Bedingungen, unter denen der Reichstag ins Leben getreten ist, nun auch noch für die preußische Volksvertretung Geltung erlangen. Wir haben zu dem Ministerium in Preußen und im Reiche nicht das Vertrauen, das man einem Ministerium mit einheitlichem Willen ent- gegcnbringen könnte. Ans ist gesagt worden, die Stimmung des Volkes sei wichtig. Mas ist die Stimmung des Volkes? Wer macht sie? Glauben Sie, daß im Volke «ine anders Erwägung stattfindet, als die, z welcher Zustand die wenigsten Steuern und das meiste Brot bringt, i Man befürchtet, daß nach Ablehnung -es gleichen Wahlrechts Teile der Partei Nach links gehen. Hat man nie daran gedacht, daß im anderen l Falle auch Teile nach rechts gehen können, weil sie das feste Rückgrad vermissen? Abgeordneter Dacmeisker, Elberfeld: Angesichts des Unfuges, der jehtmit dem Wort StaatSnokwendigkeit getrieben wivd, muß ich auch daraus zu sprechen kommen. Wenn Staaksminister Dr. Friedberg davon spricht, so hat er dazu ein Recht. Menn aber die Herren aus dem Land«, die von den Dingen hinter den Kulissen keine Anhung haben, uns klarmachen wollen, was eine StaatSnokwendigkeit ist, dann sage ich mit Reuter: .Da lach' ick öw«r!' Wollen Sie mit -em gleichen Wahlrecht die Massen der Arbeiter gewinnen? Die gewinnen Sie nicht! Wenn große Teile des Mittelstandes für das gleiche Wahlrecht ein treten, so doch nur deshalb, weil der konservative Druck aus dem Lande gelastet Hal und weil man das Wesen und di« Folgen des Mehrstimmcn- wahlrechtS, auf das wir uns im vorigen Jahr« geeinigt halten, nicht kennt. Ich habe in 5 Minuten Leute zu Anhängern dieses Mehrstimmcn- rechls bekehrt, weil ich ihnen nachweisen konnte, daß sie alle 5 Stimmen bekommen würden und daß von einem plutokratischen Wahlrecht keine Rede mehr sein kann. Mehr als einmal ist die Zukunft unseres Volkes in größte Gefahr gebracht worden durch die Politik des Reichstages. Wer hat uvS gerettet und alles wieder gut gemacht? Das waren die jenigen starken Männer, di« ihre persönliche Kraft auS dem preußischen Staate zogen und di« von den Kräften unterstützt wurden, die jetzt noch in Preußen vorhanden sind. Wie soll eS in Zukunft werden, wenn sich das ändert? Regierungspräsident von Campe: Mi! der Kritik am Reichstag kommen wir hierin nicht weiter. Aber wenn man sie übt, so wird man auch anerkennen muffen, daß ein voll gerüttelt und geschüttelt Maß des Verdienstes, daß wir durchgehalten haben, auf den Anteil des Reichstages fällt. Im vorigen Jahre i-abc auch ich noch auf dem Standpunkt von Dr. Lohmann gestanden. Heute aber gehöre ich zu denjenigen, die eine neue Orientierung für notwendig halten. Heute läuft alles auf die Frage hinaus, was geschieht, wenn die Vorlage abgclehnt wird, was geschieht, wenn sie angenommen wird. Im ersten Falle tritt in unserem politischen Leben ein derartiger Wirr warr ein, daß die Erfolge des ganzen Krieges dadurch in Frage ge st eilt werden. Weil dies meine Ilebcrzcuaung ist, büke ich darum, daß man für die Vorlage cinkrikk. Ls ist eine ganz bekannte Tatsache, daß ein jeder Fortschritt des öffentlichen Lebens sich darzustcllen pflegt als ein Kampf zwischen der Krone und dem Volke. Hier liegen die Dinge anders. Hier tritt die Krone für den Fortschritt ein. nnd wenn sie dabei auf den Widerspruch der liberalen Kreise stößt, so ist das c i n Unikum in der Geschichte. Wir haben der konservativen Partei vorgcworfcn, daß cs ihre Schuld ist, wenn die Dinge so gekommen sind. Wenn aber die Vorlage abgclehnt werden sollte, dann kann uns «inmal als unsere Schuld vorgeworfcn werden, wenn ein noch radikaleres Wahl recht kommt. In dem Augenblick, in dem wir die Regierungsvorlage ablehnen, bereiten wir dem Radikalismus cine offene Tür, durch die er verwüstend eintretcn kann. Man sagt, daß das gleiche Wahlrecht der Untergang des alten Preußens ist. Ich weiß gewiß, was wir dem alten Preußen zu verdanken haben. Aber nur durch eine voll- kommen« Paarung von Autorität und Individualität ist daS entstanden, waS wir in diesem Kriege erreicht haben. Wenn Preußen eine Anleihe macht bei Gedanken, die nicht auf seinem Boden erwachsen sind, so wäre das nicht zum erstenmal ein Segen für den preußischen Staat. (Schluß folgt in der Abendnummcr.) Leipzig und Umgebung * Das Eiserne Kreuz 1. Klaffe erhielt Leutnant d. R. der Feld artillerie Hans Lindner aus Leipzig-Schönefeld. * Ordensverleihung. Der Kgl. Eiscnbahngütcroorsteher Otko S chu- mann, Leipzig, Berliner Bahnhof, wurde anläßlich seiner am 24. April vollendeten 50 jährigen Eisenbahndienstzeit durch Verleihung des Kgl. Kronenordens IV. Kl. ausgezeichnet. * Geschäftsjudiläum. Die Firma Gebr. Honorö, Lederkreib- riemenfadrik, Leipzig, Lange Straße 33, begeht am 1. Mai daS goldene Geschäftsjubiläum. Im Jahre 1868 gegründet, ging die Fabrik später in den alleinigen Besitz des Herrn A. Zöpkel, den Vater des Land tagsabgeordneten Dr. G. Zöphel, über. Nach Ableben des Ersteren übernahm die Fabrik der langjährige Prokurist M. Thomas, nach dessen Tode sie auf die Söhne überging. Die früheren sowie jetzigen Inhaber haben der Firma einen weit über die Grenzen unseres engeren Vaterlandes gehenden Ruf verschafft. * Jubiläum. DaS Nestlersch« Musikinstitut, Zeiher Straße 15, kann am 1. Mai auf ein 40jähriges Bestehen zurückblicken. In dem Institut haben im Lause der Zeit viele mustkliedende Kunstfreunde wie auch gute Fachmusiker als Mustklehrer und -lehrerinnen usw. ihre Ausbildung gefunden. Der Gründer und Leiter des Instituts, Kgl. Musikdirektor Julius Nestler, der immer auf gut« Lehrkräfte gehalten hat, ist für sein Wirken mehrfach ausgezeichnet worden. lk . . * Gründung einer deutsch-bulgarische» Gesellschaft. Es wird unS geschrieben: Leipzig, als die erste Handelsstadt Deutschlands, als Sitz der weltbekannten Messe, die Weltzentrale des Rauchwaren- und Buchhandels, hat schon seit langen Jahren Handels- nnd kullurelle Beziehungen zu Bulgarien unterhalten. Ganz besonders zu begrüßen ist es daher, daß von verschiedenen Selten Freunde Bulgariens angeregt haben, auch hier in Leipzig eine deutsch-bulgarische Gesellschaft zu gründen, die es sich zur Aufgabe machen wird, durch Vorträge über Land und Leute und durch Förderung des Reiseverkehrs das Interesse für Bulgarien zu wecken, sachgemäße Auskunft zu erteilen und alle Bulgaren, die früher in Leipzig geweilt haben, zur Mitarbeit an dieser so wichtigen Aufgabe für die Zukunft Bulgariens und Deutschlands aufzufordern. Wenn diese Vereinigung in erster Linie die örtlichen Beziehungen zu Bulgarien innerhalb des Konsulatbezirkcs Leipzig pflegt, fördert sie zugleich auch die Beziehungen Deutjchlandä zu Bulgarien im allge meinen. KreiShauptmann v. Burgsdorfs, Exz., sowie Oberbürger meister Dr. Rothe haben bereits ihre Unterstützung für cine solche Vereinigung zugesagk. * Vorträge im Städtischen Kaufhaus. A:n Sonntag fanden im Konzcrlsaa! des .Städtischen Kaufhauses' zwei Vorträge vor geladenem, zahlreich erschienenem Publikum statt. Als erster Redner sprach Pfarrer I). Traub über daS Thema .Unser Dank'. Anknüpfend an seins beiden letzten Reisen, deren erste -em Redner nach Mazedonien, deren zweite ihn nach Marschau führte, wies der Redner auf das still« Heldentum der .ruhigen Fronten'» im besonderen drr mazedonischen Front hin, wo unter unzähligen Entbehrungen und Schwierigkeiten unsere braven Feldgrauen ihre wenig beachtete und wenig bekannte Arbeit verrichten. Bei seiner zweiten Reise nach Warschau sprach er di« ersten aus der Gefangenschaft wicderkehrcndcn Kriegsgefangenen deutschen Landsleute. Auch gegen diese müssen wir dankbar sein, denn sie taten ihre Pflicht wie alle anderen. Am Schluffe seiner Aus- führungen kam er auf die Kämpfe im Westen zu sprechen und betonte, daß der beste Dank für die großen Taten in Westen das vertrauens volle Abwarten der Dinge sei, dis da kommen werden und uommcn müssen. Als zweiter Redner sprach Hauptmann Fiegen vom Kriegs presseamt Berlin über unsere .Militärische Lage'. Der Redner be- gleitete unser sieggewohntes Heer in seinem ruhmreichen Vorwä'rtS- schreiken im Angriffsraum Arras—Lafere, erläuterte die gewaltigen Er folge und besprach dann den zweiten gewaltigen Schlag an der Front von Armeulidres. Die günstigen Aussichten an dieser zweiten Groß kampffront, lassen die Eroberung des zweiten Kernes dec englischen Front, Yperns, als sicher erscheinen. Beide Redner fanden reichen Bei fall ihrer Zuhörer. * Verein Leipziger Gastwirte. Die am Montag in Ulrichs Bier palast, Peterssteinweg 19, abgehaltsne Monatsversammlung war zahlreich besucht. Nach Begrüßung der Teilnehmer gedachte der Vor sitzende August Franke der seit der letzten Versammlung durch Tod ausgeschiedencn Mitglieder. Als neue Mitglieder wurden ausgenommen die Kollegen Barris, Hertel, Menzler, Wönnicke, Zöllner und Frau verw. Arndt. Zu dem am 3. und 4. Juni in Plauen i. V. staklfindenden Sächsischen GastwirtSverbandskag wurden die Kollegen Heßler und Brömme als Vertreter gewählt. Die weiteren Mitteilungen bekrafen die mit dem Ministerium gehabten Verhandlungen wegen der Zuteilung von Lebensmitteln an Gaslwirke und die für den Monat Oktober in Aussicht genommene Ver legung der Vereinsgeschäftsstelle. Die seit längerer Zeit bestehenden Bestrebungen wegen Schaffung einer Arbeitsgemeinschaft für sämtliche Gastwirtsorganisationen deS Leipziger Bezirks werden sich voraussicht lich schon in den nächsten Wochen verwirklichen. Der Vorsitzende berichtete ausführlich über die Vorarbeiten und den Entwurf der Satzungen und die Versammlung erklärte sich im Prinzip mit der an- gestrebten Arbeitsgemeinschaft einverstanden. Zum Schluffe richtete der Vorsitzende an alle Mitglieder die Aufforderung zu möglichst reichlicher Entnahme der vom Rate der Stadl zur Verfügung gestellten rumä nischen Salzkarpfen. * Windelwoche. In den Eckschaufenstcrn. von Stenhlers Hof, P-kersskraß:, ist in reizvoller Anordnung ausgestellt, was aus den ver- scbicdcnartigsten Stoffen der Haushaltbestände für die Kleinsten ge arbeitet werden kann. Die glückliche Mutter an der Wiege inmitten ihrer Mäscheschätze wird gewiß dazu anrcgen, daß viele Gaben für die Neugeborenen gespendet werden. * Die Romantiker in der Musik. Die musikalische Vortragsreihe des Vereins für VolkSwohl, Gemeinnütziger Gesellschaft für Leipzig und Umgegend, wird heute Dienstag abend Punkt 714 Ahr fort gesetzt mit dem Brahmsabend, für den Konzertmeister Hamann (Violine), Max Ludwig (am Blüthnerflügel), Otto Ludwig (Tenor) und Fr. Areta Naoum (Alt) ihre freundliche Mitwirkung zugesagk haben. * Gedenktafel. Der Männer-Turnverein zu L.-Lindenau lxtt in seiner Turnhalle an der GukSmuthsstraße eine aus der Hand seines Ehrenmitgliedes Ludwig Haase hervorgegangene Gedächtnis tafel für die im Weltkriege gefallenen Mitglieder anbringen lasten. Bisher decken 27 Namen treuer Turngenossen, die den Opfertod für das Vaterland starben, das schlichte Ehrenmal. * Den Ehrenbrief der Deutschen Turnerschafl erhielt der Haus meister des Männer-Turnvereins L.-Lindenau, Vorturner Eduard Erde. » T»rng«»«<n», Lripjia. 4X<n««aa, 1H0 Uhr, HooptveksammI»», I, d»k VaMoUgchaft v»n Vucht>»!z, Otlo-SchlN Slrah« 1t. * Die Ringerwettkämpf« in Groh-Leipzig führten gestern aks erstes Paar Ro sch-Leipzig gcaen G e h r m a n n - Magdeburg. Der Kampf mußte nach 26 Minuten Ringens abgebrochen wenden, da sich Rosche an der Hand verletzte und nicht imstande war, weiter zu Kämpfen. Zum zweiten Kampf standen sich Luppa-Berlin gegen Em on d s -Rhein- land gegenüber. In 1 Stunde 8 Minuten siegte Luppa. ?. Unsinnig« Spielerei. In L.-Volkmarsdorf hat am Eonnabs.id om Schlosscrlehrling im Hofraum« Papier «mgcbronnk und ln das Feuer eine Sewekrpotrone geworfen, die durch die Hitze explodierte. Dnrck die nmhergeschleuderten Teil» ist ein dabeistchendss -jähriges Mädchen, glückli^erweise m» laicht, an otnem Beine verletzt worden.
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