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' Seite 2. Nr. 217. Morgen-Ausgabe Pechiger, pelaUch gewistenhafter VenoaltungSbeamter ist. Nur «acht da« allein heule noch keinen tüchtigen Minister des Innern aut. ES fehlt ihn, der Föhrerqeist, der einem Manne auf diesem Posten innewohnen muh, und daS Verständnis dafür, dah der Staatsbürger heule Subsekl und nicht nur Objekt der Verwaltung fetn will, es fehlt demgemäß auch die entsprechende Einwirkung auf die Kreis- und Amtsbciuptleule, deren Tätigkeit vielfach ein« Erbitterung gegen die Behörden auSlöst. Abg. Dr. Philipp (Kons.) kleidete das in daS nicht üble Wort, daß man als Amtshauptmann allzuoft Gelegenheit habe, sehr viel Unhell anzurichten. ES ist bezeichnend, daß eS ein konservativer Nedner war, der dieser Er bitterung in der Zweiten Hammer Worte lieh und erklärte, in der ßfsentlicyen Meinung sei die Anschauung verbreitet, daß mäh- g»nd des Krieges die unheilanrichtende Tätigkeit der AmtShaupt- reute den größten Teil ihrer Arbeit arn-gemacht habe. Tatsache ist, wie auch der genannte Nedner hervorhob, daß bei manchen Amts- hauptleuten zu sehr vom grünen Tisch aus gewirtschaftet wird, und daß bei ihnen ein übertriebenes Machlbewußtscin obwaltet, das auch in dem Tone vieler Verordnungen zum Ausdruck kommt und dazu geführt Hal, daß mit vollem Necht in der Preße Ausdrücke wie Diktatur der Amtshauplleute gefallen sind. WaS hier von konservativer Seite hervorgeboben und im Laufe der Debatte um so kräftiger unterstrichen wurde, je weiter links der jeweilige Ned ner stand, kennzeichnet einmal den Hang zur Vielrcgiererei, der in Sachsen besonders stark ausgebildet ist, es kennzeichnet aber auch den Mangel an Einfluß des Ministers auf seine Beamten. Daß Graf Vitzthum daS Vorgehen feiner Untergebenen billigt, ist wohl nickt anzunckmen, denn er erklärte in der Zweiten Kammer, er mache die Mahnungen an die AmkSbauplleute sich zu eigen. Möge er diesen Worten entfplechende Talen folgen lassen, Im übrigen ist die Kritik, die naturgemäß eine ganze Neihe von Einzelfällen vorbrachre, aus die sich hier unmöglich eingehen läßt, unseres Er achtens schärfer gewesen, als in früheren Jahren, und würde wohl noch herbere Formen angenommen haben, wenn man nicht auch gem Ministerium gegenüber den Krieg als mildernden Umstand gelten ließe. Aus dem Umstande, daß nur die Sozialdemokraten das Ministergehalt verweigerten, darf Graf Vitzthum nicht etwa den Schluß ziehen, daß alle andere Parteien mit dem von ihm be folgten System zufrieden sind. Die „Norddeutsche" zum Preutzentag Gegen den Antrag Lohmann S Berlin, 2». April. (D i a k t b e r i ch t unserer Berliner S ch r i s t l c i t u n g.) Zu dcm Wahlrcchtsanlrag Lohmann und Genossen schiclb! die , Aoidd. Allg. Ztg.': Sicherlich ist dieser Antrag auS dem Bewußtsein geboren, daß ein Verharren auf dcm rein ablehnenden Standpunkt der Partei di« schwersten Folgen haben, ja zu einer Sprengung der Partei führen könnte. (Line andere Frage ist allerdings, ob der Antrag, der oielleich, parleitaktisch geschickt sein mag, der aber doch immerhin das, was die überwältigende M'hrhcil des Parteitages beschloß, nur bis zu einem sehr geringen Grade erfüllt, auf Gegenlieb« von der anderen Seile wird rechnen können. Nach der Stimmung, die sich aus den Verhandlungen des Parteitages ergab, dürften wohl auch die nationalliberalen Freunde der Wahircchtsvorlage kaum allzu ge neigt sein, nun, nachdem der preußische Vertretertag die Partei festlegte, noch weitere Zugeständnisse an die Opposition zu erwägen. Tatsache ist jedenfalls, daß aus Grund des Ergebnisses des Preußenlages jetzt schon eine Neihe von Abgeordneten, die bisher Gegner des gleichen Wahlrechts warcn, sich entschloßen Haden, ihre Be denken z u r ü ck z u st e l i e n und jetzt für das gleiche Wahl recht zu stimmcn. Schon gestern wurde die Zahl auf vier bis sechs an genommen, inzwischen aber durste sie noch gestiegen sein. Jedenfalls steht fest, daß, wenn beute die Fraktion nochmals «inen Beschluß zu der Regierungsvorlage fassen wurde, dieser eine Mehrheit für die Vorlage ergeben würde. Die nattonalliberale Landkagsfrakkion ist am Montag vormittag nochmals zu einer Fraktionssitzung zusammengelreken, die aber nur einen verhältnismäßig kurzen Verlauf genommen Hal. Wie wir hören, besteht auch in der nationalliberalen Fraktion nicht die Absicht, nochmals über das gleiche Wahlrecht einen Beschluß herbeiznslihren. Daß der Parteitag seine Wirkung nicht ver fehlte, wird aber wok! die Abstimmung im Plenum des Abgeordneten bauses bcwcisen.' Das preußische Slaalsministerinm ist, wie dasselbe Blatt erfährt, am Montag zu einer Sitzung zusammengekreten. Vermutlich wird es sich hierbei um die endgültige Festlegung der Negiernngstaktik handeln. H- Ht »fr Auch unS scheint der Antrag Lohmann keine geeignete Grund lage für eine Verständigung zu sein. Selbst wenn man in Preußen grundsätzlich sich mit der Einführung von Zusatzstimmen befreunden wollte, wäre die Art ihrer Zuweisung, wie jener Antrag sie vorsteht, nicht annehmbar. Diese Zufatzstimmen wären in der Tal nicht mehr allgemein erreichbar und könnten daher in ein grundsätzlich gleiches Wahlrecht nicht mehr mit einem Scheine deS Necktcs hinein inter pretiert werden. Die wirtschaftliche Selbständigkeit schlösse alle Angestellten von vornherein von Zusatzstimmen aus; die Beamten eigenschaft bezeichnet einen noch engeren KreiS; und auch die zehn jährige Tätigkeit in einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft kommt für die Masse der Arbeiter und Angestellten nicht in Frage. Wenn Arbeitern und Angestellten eine Zusatzstimme gewährt werden soll, sofern sic vom vollendeten 25. Iabre ab mehr als 10 Jahre in dem selben Betriebe tätig gewesen seien, fo darf ein so zufälliger Umstand unmöglich derartig einschneidende politische Folgen haben. Dagegen sieht der bekannte Antrag der sächsischen nakio- nalliberalen Fraktion vor allem AlterSzusahstimmen vor nnd duldet keine, die auf Vermögen, Grundbesitz oder Bildung be ruht. Wenn das in Sachsen geschieht, wo mit mehr Recht alS in Preußen aus die Notwendigkeit besonderer .Kautelen' hinaewiesen werden kann, so vermag man auch danach jenen preußischen An trag zu bewerten. Er ist um so unerquicklicher gerade auch für die Aussichten der sächsischen Wahlreform, als es kaum ausbleiben drüfte, daß seinerzeit die Konservativen in Sachfen den National liberalen jenen Antrag Lohmann empfehlen werden, um eine mög lichst große Kluft zwischen den liberalen Parteien und der Sozial demokratie aufzureihen. Aber nicht nur die Sozialdemokratie, sondern jede Partei, die nicht darauf verzichten will, sich auch auf die Schichten der Arbeiter und Angestellten zu stützen, muh den Antrag Lohmann ablehnen. Schriftleitung des L. T. * D Berlin, 2». April. (Drahtbericht unserer Berliner S ch r i f t l« i t u n g.) lieber bi« heutige Sitzung der n a t i o n a l l i be rat e n LandtagSfraktion.dte sich bis in bi« späte Nachmttßaqs- stunde hindehnte, wird noch berichtet: An der Sitzung nahm Staatsmini ster von Friedberg und UnterstoatSsekretär Schiffer teil. Bei der vorgcnommenen Probeabstimmung ergab sich eine Mehrheit von zwei Stimmen für die Reform. Line positive Klärung aber wurde einstweilen nicht erzielt. Aach der neue Kompromihan- trog Lohmann und Genossen wurde eingehend erörtert. Aus bi« Wahlrechtsfreunde wirkte er jedoch nicht überzeugend. Besonders er hoben sie Bedenken gegen g 2 dieses Antrages, in welchem eine Z u- satzstimme für Personen vorgesehen wird, die länger al« zehn Zähre In einer Stellung sich befinden. Ls wirb dabei bemerkt, daß es hier Im Beheben eines jeden Arbeitgeber« steh«, «inen Angestrsiten noch 9)4 Zähren zu entlasten and thn so seiner Zusotzfttmme zn be rauben. * Strafantrag gegen di« «Aldentschen Blätter'. Wie di« Nord-. Allg. Zig' meldet, stellte der Reichs Kanzler gegen die ,Alldeut schen Blätter' wegen de« Artikel« .Zur Reinigung unsere« öffentlichen Leden«' in Rr. 17 vom 24. 4. Strafantrag. * Penr l« MerU«. Dee .Reich«anziger' veröffentlicht die Ver- lethung de« Orden« Pour I« Märtte an b«n Kgl. Sächs. Leutnant der Reserve Menckhoff. Leipziger Tageblatt Auswärtige Politik und Steuern im Landtag Drahtdericht unserer Dresdner Schrtftleilung. — Dre«ben, L'. April. Am RegierungStifche EtaatSmlnister von Seydcwitz. Präsi dent Dr. Vogel eröffnet die Sitzung nach 8 Uhr. Auf der Tages ordnung steht zunächst die Schlußberatung über die Kapitel 102 bi« 108 de« Rechenschaftsberichtes aus die Zahre 1914 und 1915. Ministerium für auswärtige Angelegenheiten Gesandtschaften und so weiter. Die vorgekommenen Ueberschreitungen werden einstimmig genehmigt. Ls folgt Schlußberatung über Kapitel l04, 105 und 106 des ordentlichen HaushaltplaneS, finanzielle« Verhältnis zum Reiche, ReichStagSwahl und Vertretung Sachsens im BundcSrat. Präsident Dr. Vogel teilt mit, der Minister des Znnern und Aeuszern, Graf Vitzthum, sei durch eine dringende Berufung nach Berlin verhindert, der Sitzung beizuwohnen. Abg. Koch (Fortschr. Vpt.) berichtet nochmals zur Finanzdepula- tton und beantragt, die Kapitel zu bewilligen. Abg. Günther (Fortschr. Vpt.) bringt ausführlich die elsaß- lothringische Frage zur Sprache. Llsaß-Lothringen sei Reichs- staat, und es dürfe nicht an einzelne Bundesstaaten wie Preußen oder Bayern aufgeteilt werden. Sachsen habe ein ebenso großes Anrecht wie jeder andere Bundesstaat. Er stelle deshalb die Frage an die Regierung, ob eine solche Abstellung Llsaß-LothringenS im Bundesrat erwogen oder in Aussicht genommen sei und welche Stellung di« sächsische Regierung dabei eingenommen habe. Abg. Fleihner (Unadh. Soz.) sprach besonders über die neuen R e i ck s st e u e r v o r l a g c n, die er als eine unberechtigte Belastung des Verbrauchs bezeichnete. Insbesondere sei die neue Branntwein- steuer geradezu wahnwitzig. Redner erörterte dann die Kriegs- entschädtgungsfrage, wobei er vom Präsidenten Dr. Vogel mehrfach unterbrochen würbe. Er tadelte weiter unsere Auslands politik, die überall Mißstimmung und Opposition Hervorrufe. Als er die Vorgänge in Finnland als eine Schmach für Deutschland be zeichnete, wurde er vom Präsidenten Dr. Vogel unter lebhaftem Bei fall der Mitglieder zurOrdnung gerufen. (Der Präsident machte ihn darauf aufmerksam, dah er gegebenenfalls daS Haus fragen müsse, ob «S ihn noch weitersprechen lasten wolle.) Als der Redner über die politische Beeinflussung im Heere sprach, wurde er wieder vom Präsidenten unterbrochen und schloß dann mit der Feststellung, eS sei einem sächsischen Abgeordneten unmöglich, zu den brennenden Tagerfragen Stellung zu nehmen. Flnanzmlnisier von Seybewih: Für den Friedensschluß sei allein der Kaiser zuständig. Der Bundesrat und die Parla mente hätten dabet nicht mitzusprechen. (Sehr richtig!) Heber die Kriegsentschädigung sei seine Ansicht hinreichend bekannt. Den neuen Steuervorlagen im Reiche habe die sächsische Regierung im BundeSrat zugestimmt wegen deS großen Geldbedarfes des Reiches. Sie Hai aber versuch!, tcllS mit, teils ohne Erfolg für die sächsischen Interessen Milderungen zu erreichen, so für die Musikinstrumenten industrie und den Buchhandel. Die neuen indirekten Steuern treffen nicht nur daS Volk, sondern teilweise und vorzugsweise den Besitz. Er erinnert an die Börsen-, LuxuS- und Weinsteuer. Die direkten Steuern dürften nicht überspannt werden, denn nach dem Kriege würde «in großer Bedarf an Kapital zum Wiederaufbau des Wirtschaftslebens und der vernichteten Existenzen erforderlich sein. Gesandter von Leipzig entschuldigt nochmals die Abwesenheit deS Ministers und gebt dann auf die Ausführungen deS Aba. Fleitzner ein. Die Reichsleitung habe ein gutes Gewissen, lieber die Zukunft Elsaß-Lothrlngen« lägen bestimmte Vorschläge noch nicht vor. Lediglich öle RelchSleitnng hab« sich damit besaht, nicht aber der BundeSrat. DeSl-olb könne die Regierung sich auch nicht darüber aussprechen. Jedenfalls habe sich di« bisherige Form deS Reichslandes nicht bewährt (Sehr richtig!), insbesondere nickt die Neugestaltung von 1911 unter der eigenen Landesverfassung. (Hört, hört!) Wenn auch die sächsische Regierung damals im Bundesrat schließlich ihre Zustimmung erteilt Hot, so hat sie doch ernsthafte Be denken geltend gemacht, und diese seien mittlerweile durch die Erfah rungen bestätigt. (Erneute Zustimmung.) Es seien daher auch Be denken gegen die Fortsetzung deS 1911 eingeschlagenen Weges im deutschen nationalen Interesse, das auch hier für die oberste Regierung Gesetz sei, zu erheben. Welche Lösung dte elsaß- lothringische Frage finden werd«, sei noch völlig unklar. Sie dürfte aber nur so auSfallen, daß öle unlösliche und bauernde Ver einigung mit unserm ganzen deutschen Vaterland« und zugleich die föderalistischen Grundlagen der Reichsverfassung sicher gestellt seien. (Beifall.) Abg. Sindermann (Soz.) erklärt, seine Partei stimme auch jetzt wieder gegen di« Gesandtschaften. Für den Ausbau der indirekten Steuern sollte sich die sächsische Regierung nicht einsetzen. Redner geht dann ans die KriegSentschädigunzSfrage ein. Menn man eine Entschädigung erhalten könne, so würde auch er eS begrüßen. Es sei aber unerreichbar. Abg. Dr. Böhme (Kons.): Auch der sächsische Landtag wird sich mit der elsässischen Frage zu befaßen haben. Vorderhand aber müsse man Zurückhaltung üben, bis die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse und Bevölkerungszusammensetzung sich geklärt hätte. Seine Freunde ständen unbedingt auf dem Boden der Kriegsentschädigung. Mit den neuen Steuerplünen im Reiche seien seine Freunde im großen und ganzen einverstanden. Abg. Nlhschke-Leutzsch (Natl.): Für die Nationalliberalen stehe dte elsaß-lothrtnglsche Frage im Vordergründe. Nachdem unsere Politik im Elsaß 40 Jahre hin und her geschwankt nnd e« deshalb nicht ge lungen sei, uns das Elsaß innerlich anzugliedern, ei jetzt Festigkeit not- wendig. Ohne indirekte Steuern sei ein Steuersystem undenkbar. Eine Ueberspannung jedoch brücke auf den Verbrauch und schädige daher sowohl die Volkswirtschaft als auch die Einkünfte. Die direkten Einkommensteuern müßten den Einzelstaaten unbedingt verbleiben. Ruhe würden uns unsere Feinde nur lasten, wenn wir vollständig besiegt wären. Daran also würde eine Kriegsentschädi gung auch nichts ändern. Abg. Fleihner (Unabh. Soz.) polemisiert in den KrtegS- und Frie densfragen nochmals gegen die Vorredner. 2lbg. Dr. Zöphel (Natl.) erwidert, daß der Vorredner immer nur bei der deutschen Reglerung Fehler sehe. Man sollte nicht sagen, daß die elsaß-lothringische Verfassung sich nicht bewährt habe. Die Bevölkerung sei auf unserer Seite. Ebenso möchte er davor war- nen, immer unser« Siege in die Welk hinauszuschreien. Die amtliche Publizistik scheine eS für notwendig zu halten, da 4 Volk mit SiegeSnachrichten einzuschlummcrn, dadurch werde nur der Anschein erweckt, als ob Deutschland nur um Eroberungen willen wciterkämpfe. Diese Art, die Vorgänge aufzutischen, sei eines mün digen Volkes unwürdig. Redner wünschte ferner, daß daS Ermäch tigungsgesetz aufgehoben werde. Unser Wirtschaftsleben dürfe unmöglich weiter so geknebelt werden, sobald der Kampf um den Weltmarkt wieder ausgenommen würde. Auch der Belagerungszustand sei für diesen Zeitpunkt zu beseitigen. Jetzt seufzen wir dauernd unter unhaltbaren Zuständen. Finanzminister von Seybewih: Wenn man die Arkoit »eS Reichs- schatzsekretärS als Flickwerk bezeichnet hat, so stelle er fest, daß die neuen Steuern 3 Milliarden etnbringen sollten, da« wäre ebenso viel als -er «lnze ReichSetai ausgemacht hätte, da seS allerdings e i n tächtioer Flicken nötig. Der Mtnlkter kennzeichuet noch die Frie denspolitik, die Deutschland noch vor und während des Krieges getrie ben habe. Abg. Günther (Forttchr. Vpt.) wünscht möglichst baldige Wieder- zudastang bes freien Handels. Ueber den Rahmen deS Ermächtigungs gesetze«, wie er dem Reichstag vvrgeschwebl habe, sei der Bundesrat weit hinaus gegangen. Die Austeilung Elsaß-Loth ringens sei al« ein« Entschädigung für gebrachte Opfer gedacht. Sie solle aber nicht de«wegen erfolgen, weil sich die Verfassung nicht bewährt habe. DaS Kapitel wir- bewilligt. Hierauf berichtet Abg. Dr. Löbner (Natt.) über das Dekret Nr. 12, den Gesetzentwurf über die Brandversicherung von Gebäu den, die von der Zwongsoersicherung ausgeschlossen sind. Die Gesetz- gebunaädepuiation habe da« Dekret dahin erweitert, daß die Befugnis zur Aufnahme solcher Baulichkeiten in die Versicherung (Laaer von Sprengstoffen, Munition ufw.) nicht nur fär den Krieg zogelasicn sein soll, sondern dauernd. Dieser Vorschlag «Erb angenowwe«. Do« Dienstag, 80. April 1V18 i Haus nimmt ferner in sofortiger Schtuhberatm^ de» Antrag Kteb»- Hempel (Natl.) und Genossen nach Begründung durch de« Aatvacksteker an, der die berufsmäßigen Bürgermeister in de» Äädten mit der Stadlondnung für mittlere und klein« Städte unter -a« Dthtpst- norgesetz vom 23. August 1878 stellen wird. Damit ist di» Laaeäorhiviae erschM Nächste Sitzung: Dienstag )45 Uhr. Tagesordnung: Aallghaätana». legenheiten. Schloß nach 1ü Uhr. — Dresden, 29. April. (Drahtbericht nuferer Dra<- dener Schriftleitung.) In der Finanzdeputatton X der Zweiten Kammer wurde das Etatskapitel .Leipziger Zeitung' gegen die Stimmen der Konservativen abgelehnt. Die Gesetzgebungsdeputation hat sich erneut mit der Landtagsordnung beschäftigt. Es steht ein be friedigendes Ergebnis zu erwarten. Morgen wird die Deputation do« Diätengesetz weiter beraten. Die Regierung ist aus neue Vorschlckz« eingegangen, die auf eine weitere Erhöhung der Akgeor». netcnbezüge hinauslaufen. Die deutsch-schweizerischen Verhandlungen Berlin, 29. April. (Drahtbericht.) Die Verhandlungen mit der Schweiz über die Erneuerung des Wirtschaftsabkommens nehmen ihren Fortgang. Inzwischen ist bereits am 24. Aprit eine Einigung über die Versorgung der Schweiz mittels amerikanischer Schiffe erzielt und unterzeichnet worden. Dies« Einigung hat jedoch nur unter dem Vorbehalt Kraft, daß auch das Wirtschafts abkommen zu einer Verständigung führt. Bern, 29. Aprik. (Amtliche Mitteilung.) Die Verhandlungen Mi schen der schweizerischen und der deutschen Regierung in der Frage des freien Geleites für die schweizerischen Getreide schiffe sind zn in Abschluß gelangt. Laut einem soeben ein- gelrosfsnen Bericht wurde gestern in Berlin ein Abkommen unter zeichnet, wonach alle mit Getreide und anderen Lebens- und Futter- Mitteln für die Schweiz beladenen Schiffe freies Geleite genießen, sofern sie nach Cetle oder einem neutralen Hafen fahren und dte Sperrzone meiden. Für die Transporte können neutrale wie auch Deutsch land feindliche Schiffe verwendet werben. Maßnahmen für die Stärkung des sächsischen Wirtschaftslebens Dresden, 29. April. (Drahtbericht unserer Dre«b. n c'r S ch r i s t l c i t u n g.) Zu dem Anträge der Abgeordneten Byer», Friedrich und Genossen betreffs Arbeitskräfte für dte Lmidwirt- Ichast usw. nach Friedensschlüße beantragt die Finanzdeputattoll fotzen- den Beschluß: I. Die königliche Skaalsrcgierung zu ersuchen, dem Wiederaufbau und die Förderung deS gesamten sächsischen Wirtschaftslebens, insbeson dere der Landwirtsä-ast durch folgende Maßnahmen zu sichern bezie hungsweise dem Bundesrat entsprechenden Antrag stellen zu wollen: 1. Die Beschaffung ausreich en d'er Arbeitskräfte. s> Die für die Landwirtschaft unentbehrlichen Betriebsleiter, Beamten, Facharbeiter und Arbeiter sind bei der Demobilisierung am erster Stelle zu entlasten, b) Die vom Heeresdienste frei werdendem Arbeiter sind tunlichst früheren Arbeitsstätten zurückzuleiten. c) Die Abwanderung ausländischer Saisonarbeiter ist bis zur Ersatzbeschaffung zu verzögern, ct) Die Entlassung der Kriegsgefangenen hat auS denselben Voraussetzun gen nur nach und nach zu erfolgen. 2. Dte Beschaffung von Zug'tler « n. Die beim Friedens schluß frei werdenden, für das Heer entbehrlichen Pferde sind bi« zue Erfüllung des Bedarfs unter Ausschluß des Zwischenhandel« und unter besonderer Berücksichtigung der Betriebe abzugeben, die der Heeres verwaltung Pferde geliefert haben. 3. Die Beschaffung von Zuchtvieh. Zur Ergänzung des durch übermäßige Abschlachtung von Rindern und Schweinen besonder« geschwächten Nutz- und ZuchtviekbestandeS sind Zuchttier« auS anderen deutschen und den besetzten ausländischen ZuchtgÄieten sowie auS neu tralen Ländern einzuführcn. 4. Die Beschaffung von Beförderungsmitteln, Maschinen, Geräten und Geschirren an Stelle der durch Witterungselnflüste, ungeeignete Behandlung und infolge von Fach arbeitermangel nicht rechtzeitig erfolgter Ausbesserung unbrauchbar ge wordener, ist dadurch zu erleichtern, daß solche Gegenstände aus den be setzten Gebieten zurückgefahrt und mit den bei der Heeresverwaltung frei wendenden unter Ausschluß des Zwischenhandels so lange abgegeben wenden, bis der notwendigste Bedarf gedeckt ist. Hierbei sind die Be- triebe zuerst zu berücksichtigen, di« solche Gegenstände an dir Heeres verwaltung geliefert haben. 5. Bei Durchführung dieser Maßnahmen ist nachdrücklich darauf hinzuwirken. daß Sachsen eine den Leistungen und Bedürfnffftn ent sprechende Berücksichtigung findet. ll. Die Erste Kammer zum Beitritt zu diesen Beschlüssen einzu laden. Die Regierung hat sich in einer Erklärung vom 23. April zu diesem Forderungen geäußert. Einschmelzung der Denkmäler? BerNn, 29. April. (Eig. Drahtdericht.) Der preußische Kricgsminister hak, wie die «Nationalzeitung' erfährt, unlängst in einer Sachvcrständigenkonferenz Mitteilen lassen, daß die Einschmelzung eines erheblichen Teiles der Denkmäler Deutschlands not wendig sein wird. Kunst und Wissenschaft Mitteilung der Städtischen Theater-Intendanz. In der Ausführung des fünsaktigen Trauerspiels «Der Brief deS Urta' von Emil Bernhard, das Sonnabend, den 4. Mai, im Alten Theater zum ersten Male in Szene geht, sind die Rollen, wie folgt, verteilt: David: Kurt Sliclcr, Uria: Lothar Körner, Bakhseba: Maria AreaS, Thamar: Viktoria Strauß, Abjathac: Wilhelm Engst; inszeniert von Adolf Winds. Schauspielhaus. Da die letzte expressionistische Morgenfeier völlig ausoerkaufl war, und viele stündige Besucher der Morgenfeiern keinen Platz bekommen konnten, wird Dr. Rudolf Blümner seinen Vor- trag über Expressionismus und seine Rezitationen der Sturmkünstler am nächsten Sonntag vormittag 5412 Uhr wiederholen. Musik. Der bekannte -L eipziger Musikverlag Max Brock- hauS besteht am 1. Mai 25 Jahre lang. Von seinem jetzigen In- Haber, Herrn Max Brockhaus, einem Sprößling der bekannten Leipziger Buchhändler- und Patrizierfamilie Breckhans, selbst gegründet und von allem Anfang an als ausschließlicher Musikverlag gedacht, birgt er «ine Reihe von Werken erster deutscher Meister. So sämtliche Werke Sieg fried WagnerS, die drei erfolgreichsten Opern seines alten Lehrers Engel bert Humperdinck, von Hans Pfttzner Lieder und Opern bis zum «Palestrina", von WriS «Der polnische Jude', d'Albert« .Abreise'; dazu noch Werke von Istel, SekleS, Heuberger und MarschnerS leider gar nicht mehr gespielte Repertoireoper «Der Templer and die Jüdin' in Pfthners Bearbeitung. Auch die zahlreichen Schansplelmustken, die Humperdinck und Psihner geschrieben haben, sind zn nennen. * Delacroix in der Nationalgaleri« zu Lhristiania. In den jüngsten Jahren hat sich der Besitz der Nationalgaleri« zu Lhristiania an Werken Delacroix' in bemerkenswerter Weise vermehrt. Der Verein der Freunde der Nationalgalerie hat -er Sammlung nicht weniger als drei Gemälde deS großen französischen Meisters gestiftet; es sind dies «Löwe und Araber', «DaS Boot auf dem See Genezarekh' und eine Pieta. Dazu ist soeben «ine neue Erwerbung getreten, di« die Nattonalqalerie auS eigenen Mitteln in Paris machen konnte, nämlich di« sehr kraftvolle und rassig« Skizze zu dem Gemäld« der Austreibung Heliodors aus dem Tempel, da« Delacroix tm Auftrage der Regierung von 1848 dekanntlich für die Kirche St. Sulptce gemalt hat. Da di« Nationalgaleri« außerdem noch ein Blumenstück und ein« Hundestudte von Delacroix besitzt, so verfügt sie setzt über «ine Sammlung von Werken de« Großmeister« der französischen Romantik, di« sich wohl sehen lasten kann. * Prof. Schiemann Kurator in Dorpat. Der Historiker d«r Berliner Universität Prof. Theodor Schic mann ist zum Kurator der neuen -«»tschen Universität Dorpat ernannt worden und begibt sich baw- nächfi dorthin.