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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.04.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180424017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918042401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918042401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-04
- Tag 1918-04-24
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Monat
1918-04
-
Jahr
1918
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Uraufführung in Königsberg i. Pr. Im Königsberger Neuen Schauspielhaus wurde das Drama «KöniginEsther" von MaxBrodaus der Tatzfe gehoben. Der Prager Dichter gibt sich darin weniger als bewußter Expressionist wie in seinem kürzlich uraufgefiihrken Einakter .Die Höhe des Gefühls'. Symbolreich ist freilich auch das Esther-Drama. An den biblischen Vor- warf, die Geschichte von der schönen Königin Esther, die ihr Volk, die Hebräer, vor den Vernichtungsanschlügen des dösen Siatkhaliers Hamann rettet, lehnt es sich nur oberflächlich an. Die geschichtlichen oder sagen haften Vorgänge sind — schon der Titel .Eine Königin Esther' weist darauf hin — ins Zeitlos-Märchenhafte erhoben und symbolisch vertieft. Esther vertritt, nach de» Dichters eigener Erklärung, das Prinzip der Harmonie, der Weltbeglückung und hilfreichen Liebe; Hamann, der dämonische Skeptiker, verkörpert den bis zur Zerstörungswut be- tätigungSfreudigen Vitalismus. Die äußeren Vorgänge des Dramas oerstnnvildlichen den Kampf zwischen diesen beiden Strömungen, dessen Gegensätze im Judentum (das Liebllngsprolem Brods!) besonders stark ausgeprägt find. Das positive Prinzip siegt schließlich über das negative: Escher tötet Haman (in Abweichnung vom Bibeltext übrigens, denn hier wird Haman auf Befehl des Königs erhängt). Aber dieser Sieg be deutet keine endgültige Lösung des Problems: Esther erkennt, daß auch ledeS einzelne der widerstreitenden Prinzipien allein nicht imstande ist, die Welt zu erhalten. Der Dichter findet für diesen Gedanken ein geistvolles Symbol in Bäumen, die sich in Glas verwandeln. Da« be- deuret, daß bei einer hemmungslosen Durchführung deS unfruchtbaren Estherschen Moralprinzips die Welt zugrunde gehen mühte. Der Ver fasser läßt oder die Möglichkeit einer Synthese beider Anschauungen offen. .Vielleicht gibt es einen engen Pfad, den man gehen kann' — sagt Esther — .wir müssen ihn suchen.' Das Werk Ist, vom dramatisch-technischen Standpunkt au« gesehen, zu symbolistisch-abstrakt, ermangelt aber trotzdem nicht einer gewissen Lffektsicherheit und birgt reiche dichterische Schönheiten. Die Auf führung, um die sich in erster Linie Grete Bä ck (Titelrolle), Hans Raabe (Haman), Heinrich Spenraht (König) und nicht zuletzt Richard Nosenheim als Spielleiter verdient machten, fand sehr warm« Aufnahme. Der anwesende Verfasser, der übrigens zu seinem Stück selbst eine zarte Musik komponiert hat, wurde eifrig hervvrgerufen. Am Tage vor der Ausführung laS Max Brod im Nahmen eine« vom Königsberger Goethedund veranstalteten Vortrages auS seinen Werken vor und erzielte lebhaften Beifall. Hans Wnneken. Schiller-Verein. Der für Mittwoch, den 20. Februar, augesetzt«, aber wegen Kohlenmangels verlegte, 8. Abend deutscher Metfikarsprecher findet heute, Mittwoch, 7 Uhr in der .Mbert- halle' statt. Näheres über Dortragsfolge und Kartenverkauf ist aus der heutigen Anzeige zu ersehen. Theaterchronik. .DaS Buch der Nichter Simson' nennt Max Treutler ein biblische« Drama, das am Deutschen Theater in Brüssel seine Uraufführung erleben wird. Erste« Halberstädter Musiksest. Das durch die hiesige Firma Sckimmeldurg veranstaltete Erste Halberstädter Musikfest, an dem etwa 2000 Personen teilnahmen, hat einen vollen Erfolg ge zeitigt, der in erster Linie den glänzenden Leistungen des Orchesters der Dessauer Hofoper unter seinem Führer Generalmusikdirektor Professor Mikore y zu danken ist. Der erste Abend brachte vor verdunkeltem Hause da« Vorspiel und den Karfreitagszauber au« dem .Parsifal' und di« .Eroica'. Al« Solist fesselte der erste Konzertmeister des Leip- ziger Gewandhauses Edgar Wollgandt in dem .Konzert für Violine' von Brahms durch vollendete Technik und entzückende Ton- gebung. Der zweite Tag war Mo,zart und Richard Strauß gewidmet. Von dem ersten kam die Sinfonie in C-Dur (Köcher Nr. 425) und die Serenade in G-Dar zu Gehör. Richard Strauß war durch die große Tondichtung .Don Juan' vertreten. Außerdem brachte die Koloratur- sängerin der Dresdner Hofoper Frl. Siem« Arien von Mozart, Strauß und Straußsche Lieder zum Vortrag. Das Publikum bereitet« allen Mitwirkenden stürmische Kundgebungen. Eine Ausstellung ältere» christlicher Kunst in Upsata. In dem schönen alten Universitätshause Gustavianum in Upsala ist kürzlich, wie der .Cicerone' berichtet, ein« Lelhansstellung älterer christlicher Kunst au« dem Erzbistum Upsala, and zwar au« seiner reichsten Landschaft, Upland, eröffnet worden, die Gegenstände der kirchlichen Kunst vom 11. bi« zum 18. Jahrhundert enthält. Sie umfaßt Tauf becken der gotländischen Schul«, Madonnen und andere Bildwerke, deutsche und niederländische Schnthaltäre des IS. Jahrhunderts, eine wertvolle Sammlung alter Ornate, Waffenschilder, Gemälde, Gold, schmiedeardetten und andere« Kunstgewerbe. Zugleich mit der Aus stellung werden dort Vorlesungen, Lehrgänge und Uebungen abgehalken, deren Gegenstand die ausgestellten Kunstwerke bilden. Nletzsche-Archi». Nachdem durch da« Vermächtnis eines hervor ragenden Nietzsche-Kenner« und Nietzsche-UedersetzerS im Ausland« vor Jahren bereits für die Stiftung Nietzsche-Archiv in Weimar «ine malerielle Grundlage geschaffen worden ist, hat sich in jüngster Zeit auch in Deutschland ein Förderer der wichtigen Aufgaben des Nietzsche. Archivs gefunden. Durch Herrn G. F. Reber in Barmen auf die kulturellen Bestrebungen des Archivs aufmerksam gemacht, hat die. Familie Hans Lngelhorn in Mannheim dem Nietzsche-Archiv einen jährlichen Zuschuß überwiesen. L« muß mit lebhafte« Danke begrüßt werden, daß nunmehr auch deutscherseits etwa« Entsprechende« ae- schiaht, wie die« von Schweden au« ftlr Nietzsche bereit« ^schehen ist. Seite 2. Nr. 208. Morgen-Ausgabe Leipziger Tageblatt vor sich, obwohl die Reichsregierung versprochen hat, alles zu tun, um den freien Handel nach dem Kriege wieder zu seinem Rechte kommen P» lusseu. Was wird geschehen, um den Bestrebungen der Kriegs gesellschaften, sich noä' lange Zeit nach dem Kriege zum Schaden de« freien Verkehrs zu beiüiigen, entgegenzutreten? Ein RegierungSv^rlreter erklärt, über derartige Bestrebungen der Kriegsgesellschaften sei nicht» bekannt. Abg. Hofs (Fortschr. Vpt.): Was gedenkt der Reichskanzler zu tun, um der ungleichmäßigen Belieferung der Landwirte mit stickstoffhaltigen Düngemitteln, namentlich der kleineren Landwirte in der Provinz Schleswig-Holstein, soweit sie früher durch Exportfirmen bedient wurden, entgegenzutrcten und eine gleichmäßige und gerechte Zuteilung an alle Landwirte ohne Rücksicht auf die Größe der Betriebe und die Mitgliedschaft bei den landwirtschaftlichen Genossenschaften herbeizu führen? Ein Regierungsvertreter erklärt den Modus der Verteilung stick- stosfhaltiger Düngemittel. Abg. RoSke (Soz.): Den Zeitungen ist folgende Zensurversügung zugegangen: .Alle Veröffentlichungen über eine bei den Mannes- mann-Waffen- und Munitionswerken Westhosen und in Verbindung damit bei anderen Firmen, namentlich bei der Maschinenfabrik Efferen cingeleiteten Unters,rchung wegen Steucrhinlcrzichungcn und Bestechung voa Heeresangehörigen sind verboten." Ist der Reichskanzler in der Lage, Mitteilungen über die vorgckommenen Ungehörigkeiten zu machen und ist er gewillt, jedem Vertnschungsversuch über die vorge kommenen Unregelmäßigkeiten entgegenzuwirken? Oberst Waltz: Gegen die Leitung der Mannesmann-Waffen- und Htkunitionswerke in Westhosen war eine Untersuchung wegen Steuer hinterziehung eingeleitet worden und dabei der Verdacht ent standen, daß Bestechungen von Heeresangehörigen vorgekommen seien. Dieser Verdacht hat sich nur insosern bestätigt, als ein bereits entlassener Heeresangehoriger sich hat bestechen lassen. Nähere Angaben können nicht gemacht werden, da das Verfahren noch schwebt. Von einem Verschleierungsversuch kann keine Rede sein. Das Zenfurverdot wurde erlassen, um zu verhüten, daß etwaige Täter gewarnt wurden. Nachdem es seinen Zweck erfüllt hatte, wurde es, noch bevor die Sache im Reichstag zur Sprache kommen sollte, aufgehoben. Abg. Weinhauscn (Fortschr. Vpt): In weiten Kreisen -er längeren Kriegsteilnehmer herrscht Beunruhigung über angeblich vorbereitete Demobilisierungspläne der Heeresverwaltung. Danach würden alle Kriegsteilnehmer, die während des Krieges freiwillig eingetreten sind oder die eingezogen wurden, bevor sie das 20. Lebensjahr vollendet hatten, nach der Demobilisierung zurückgehalten werden, um ihre ganz« aktive Dienstzeit nachzudiencn. Ein Regierungsvertreter erklärt, die Berunruhiauag sei nicht be rechtigt. Die Leute haben lediglich ihre gesetzliche Dienstpflicht zu er füllen und müssen nach den gesetzlichen Bestimmungen ent- lassen werden. Abg. Weinhausen (Fortschr. Vpt.): Das Stellvertretende General kommando des II. Armeekorps hat am 10. September 1916 eine Be kanntmachung über Beschränkungen des Versammlungs lebens erlassen, deren 8 5 lautet: .Die Berichterstattung über die Mitgliederversammlungen ist zu beschränken, insbesondere ist es unzu lässig, auS Versammlungen, in denen politische Fragen erörtert werden, die Reden vollständig wiederzugcdcn." Aus Grund dieser Bekannt machung hat der Stellvertretende Kommandierende General de« H. Armeekorps die .Ostseezeitung' in Stettin am 10. März d. I. ver- warnt und mit Verweisung an das Kriegsgericht des Kriegszustandes ge droht, weil sie einen ausführlichen Bericht über eine Rede des Stettiner Landtagsobgeordneten Lippmann gebracht hat. Der Bericht über die fünfviertelstündig« Rede des Abg. Lippmann war in der .Ost- svezettung" auf zwei Spalten beschränkt worden, während andere Zei tungen des gleichen Korpsbereiches, z. B. da« .Demminer Tageblatt', sechSspaltige Reden konservativer Landtagsabgeordneter unbeanstandet bringen. Der Abgeordnete Lippmann hatte für di« Einführung de« gleichen Wahlrechts im Sinne der preußischen Staatsrvgierung gesprochen. Was gedenkt der Reichskanzler zu tun, um derartige Auswüchse der militärischen Zensur beim Stellvertretenden General kommando in Stettin in Zukunst unmöglich zu machen? General von Wrisberg: Die Angelegenheit unterliegt .zurzeit näherer Prüfung. Erste Lesung der Steuervorlagen Auf der Tagesordnung stehen die elf Steuergesetze. Vizepräsident Dr. Paasche stellt fest, daß zunächst eine Aussprache über die Besitz-, Ilmsatz- und Verkehrssteuern stattfinden fall. Daran wird sich di« Aussprache über die Getränkesteuern schließen. ReichSschatzfekrelär Graf Roedern kettet die Beratungen ein: Mein erstes ist ein Dank für den Erfolg der achte« Kriegsanleihe. Die Anleihepolitik ist aber nur ein Teil der KriegSstncnzpolttik, den zweiten Teil bildet die Ausqabewirtschaft, den dritten Teil die Steuerpolitik. , , Unsere bisherige Steuerpolitik bestaub tm wesontlichen darin, daß wir das Mehr an Zinsen für die inzwischen bewilligten Kredite durch neue Steuerbcwilligungen deckten. Hiermit hat sich der Reichstag mehrfach einverstanden erklärt. Daneben heben sich aber auch gegnerische Stimmen erhoben, die die Zinsen ge- «tstenuaßen al« Bauzinsen zum Kriegsschuldenkapitcl schlagen wollen. Dcoel wirb übersehen, daß es auf jede Milliarde schwebender Schulden mehr ankommen wird, da eine weitere Geld- und Kredit-Inflation ein- ,treten müßte, weil der bundesstaatliche Eharakter des Reiches auch bei Fftranzreformen viel Z:it und Arbeit verlangt. Gegenüber den ent- gtgengesehlen Vorwürfen, daß wir auf steuerlichem Gebiete nicht ge nug getan satten, fei gesagt: Kann man gleichzeit.g gute Anleihepolitik und heroische Steuerpolitik treiben? England ist nn« in manchem In seiner Steuerpolitik voraus, aber außer der Kriegsgewinn- teuer hat England doch auch seine dereits vorhandenen Steucrquellen >esser auszunutzen vermocht. Der deutsche Bundesstaat steht vor der Tatsache, daß die Einkommensteuer die letzte ist, über die die Einzel- »aalen und die Gemeinden sür ihren Hau»!,alt frei verfügen können. Ohnehin ist das Reich an das Vermögen schon beim Wchrbettrag und dei der Kriegsgewinnsteuer herangegangen, ein Ausbau der Erbschaftssteuer wird später kinzukommen. Den Einzelstaaten muß mehr Spielraum bleiben. Eine Vereinheitlichung des Einkommen- «griff« in der einzelstaatltchen Gesetzgebung wäre freilich erwünscht. Die tm Jahre 1916 vorgenommene neue Belastung mit indirekten Steuern beträgt in den Jahren 1916 bis 1918 zusammen 1625 Millionen Mark. Die jetzt vorgeschlagenen Steuern werden — auch sür das Jahr, in dem sie eingeführt werden, mit der Hälfte eingesetzt — 1180 Millio nen Mark ergeben. Da« ergibt für die Jahre 1916 bis 1918 rund -t Milliarden Mark an indirekten Steuern. Wird zu den di rekten Steuern der Wehrbeitrag gerechnet, so haben wir hier rund eine Milliarde. Die Kriegssteuern des Jahres 1916 mit den Zuschlägen von 1917 ergaben 5,7 Milliarden Mark. Zwei Raten der Besitzstcuer ind mit rund 200 Millionen «inzusehen. Die neue Kriegs st euer der Gesellschaften ist mit 600 Millionen Mark zu berechnen, das ergibt zusammen einen Betrag von Milliarden an erhobenen direkten Steuexn für das Reich. Dir Notwendigkeit einer gesunden Mischung von direkten und indirekten Steuern kann als Binsenwahrheit der modernen Finanzwissenschaft gellen. Wohl kaum glauben auch selbst radikalste Politiker, mit hohen direkten Steuern alles erreichen zu können. IleberdieS braucht das Gebiet der direkten Steuern noch nickt als abgeschlossen angesehen zu werden. Voraussicht lich ist im Herbst «Ine Neuauftage der Besteuerung de« KriegSgewlnne« der physischen Personen zu erwarten. Da« Kommen einer weiter aus- gebauten Reickserbschaftsstener habe ick auch bereit« er wähnt. Auf Erweiterungen der direkten Steuern des Reiches in dieser Art sind die Etnzelstaaten bei all ihrer begreiflichen Abwehr von zu weit gehenden Plänen durchaus gefaßt. Eine grundsätzliche Festlegung der Belostungsrerteilung mit direnken und indirekten Steuern aber wäre seht verfrüht. Wir kennen noch nicht die Höhe der Entschädigungen, die wir uns erkämpfen werden. Auck die bevorstehend« Geidinslation mach« e« noch ganz unübersichtlich, wie diese oder jene Steuer sich sozial auSwirken würde. Dte vielfach warm empfohlene» Monopole dürften auch kein Allheilmittel sein. Die vorjährigen und heutigen Vor lagen sind mehrfach als Fltckwerk bezeichnet worden. Run, di« warme Kohlenwcske mit ihren 500 Million?n wahrscheinlich im Ertrage, di« ganze Derkehrsbelastung mit 400 Millionen und die jetzige erschöpfende Regelung der Getränkesteuern mit rund 1600 Millionen Gesamtertrag, die Umsatzsteuer mit einem Mehr von etwa 1000 Millionen, die Kriegs steuer der Gesellschaften, die Börsensteuergesetzgebung, die Erhöhung der Postgebühren — all das sind jetzt auf absehbare Zeit abschließend ge- regelte Steuergebiet«. Es sind große einheitliche Stücke und kein Flick werk. So können wir also an die Weiterarbeit gehen, und ich möchte um recht baldigen Beginn -er Durchführung der Entwürfe in der Ausschuß- b.natung bitten, weil die Ausgaben weiterlaufen und wir darauf be dacht sein müssen, diese Ausgabsnvermehrung durch schnelleres Tempo in der Einnahmebeschafsung einzuholen. Was die Ertzagsberechnung für den diesjährigen und die späteren Etats anlangt, so werden die neuen Steuern jetzt noch nicht voll« Erträge bringen. Wir werden daher tie GesellschaftSsteuer zum Ausgleich brauchrn, und sie wird noch nicht einmal reichen. Aber der Ertrag der Kriegssteuer steht noch zur Verfügung. Wird er für die Deckung deS Defizits auf 1917 und 1918 so verwendet, wie für da« Jahr 1916, dann können wir hoffen, die fünf KriegsetatSfahre von 1914, 1915, 1916, 1917 und 1918 so ab zuschließen, daß wir kein Rechnongsdesizit weiter zu schleppen brauchen. Allerdings wird damit der Ertrag der Kriegssteuern seinem ursprüng lichen Zwecke, -er Schuldentilgung, entfremdet. Nach diesen Aus führungen allgemeiner Natur ging der RetchSschahsekretär zur Be gründung -er einzelnen Steuervorlagen über und führte zum Schluß seiner Rede aus, der Erfolg der bisherigen Anleihepolitik sei in erster Linie darauf zurückzuführen, daß DundeSrat und Reichstag stet« gewissenhaft geholfen hätten, für die Zinsentilgung der Reichsanleihen und für die Balancierung der Etats zu sorgen. Er hoffe, daß auch diesmal der Reichstag bereit sein werd«, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß der deutsch« Kredit nach jeder Richtung hin in unerschütterlicher Festig keit -astehen werde. (Lebhafter Beifall.) M»g. Mayer-Kaufbeuren (Ztr.): Wir hoben hier den größten Steuerfirauß, der je dem Reichstage vorgelegk wurde. Es handelt sich um eine Belastung von jährlich drei Milliarden Mark. Die meisten Steuern werden ja während des Krieges erheblich hinter den Ansätzen Zurückbleiben. Rechnet man die übrigen während des Krieges geschaffe nen Steuern hinzu, so ergibt sich, daß in der Krtegszeik das deutsche Volk mit 7 Milliarden einmaligen und4A Milliarden dauernder Steuern belastet ist. Das ist ein unvergängliches Zeichen unserer wirtschaft lichen Kraft, aber auch unseres ungebrochenen Siegeswillens und unserer Siegeszuversicht. Die wichtigste Vorlage ist die Erhöhung der Umsatzsteuer. Vor einem Jahre noch trat die Regierung nur zögernd auf den Boden des ihr vom Reichstage enkgegengebrachten Umsatzsteuergesetzes. Jetzt ist sie mit beiden Füßen auf diesen Boden getreten. Die Steuer wird verfünffacht und für Luxusgegenstände noch viel stärker erhöht. Der Mittwoch. 24. April 1V18 Begriff des Luxus kann ganz getrost noch eine Erweiterung erfahren. Mit der Erhöhung der Post -und Telegraphengebühren sind wir einverstanden. Dagegen wird die Aenderung der Stempelsteuer eingehend zu prüfen sein. Ganz unbedenklich ist die Erhöhung der Talonsteuer und dir Aus nahmestellung der Kriegsanleihen. Die Erhöhung der Kriegsgewinn- steuer für die Gesellschaften begrüßen wir angesichts der enormen Ge winne der Rüstungsindustrie. Nun schließlich das Gesetz über die Steuerflucht! Witt die Regierung wirklich eine so scharfe Kontrolle des AuslandverkehrS übernehmen, um die Steuerflucht unmöglich zu machen? Dann müßte sic aber viel fester zugreifen, als das Gesetz es vorsckreibt. Wir beantragen, die Vorlage mit Ausnahme der Getränke steuer an den Hauptausschuß zu verweisen. (Beifall.) Abg. Keil (Soz.): Wir brauchen neue Steuern; aber sie müßen die starken Schultern treffen. Ganz unverantwortlich ist es, wenn man das Volk auf Kriegsentschädigungen vertröstet. Wie man von Eng- land eine Kriegsentschädigung erlangen will, ist schleierhaft. Wir brauchen am nötigsten Rohstoffe und Nahrungsmittel, und die werden nach dem Krieg immer die Seemächte des Westens mehr als wir zur Verfügung habe». Das deutsche Volk darf seine Finanzpolitik nicht auf eine Kriegsentschädigung einstellen. Man hat mit den vorliegenden Steuervorlagen eine Sammlung von Entwürfen veranstaltet, -er nicht« Ueberzcugendes und nichts Ackten-nverteS anhastek. Sie sind nur Flick werk. Die Vorlagen weiden wieder zerstören, was mühsam auf dem Gebiete der Bevöikerungspoiitik und Wohnungspolitik aufgebaut wor den ist. Die Arbcitcrm"ü Ui d-e <>enne. die goldene Eier legt. Ihr darf der Lcbcnsfadcn nickt bescknitten werden. Abg. Graf Posadowsky (Dtsch. Fraktion): Seit fünf Tagen haben wir die Steueroorlogen in Händen. Ls ist ganz unmöglich, in dteser Zett diese schwierigen Gesetze durchzuarbeiten und geistig zu verdauen. Wenn in dieser Weise weitcrgcarbeitet wird, dann gerät der deutsche Parlamentarismus in die Gefahr, immer mehr zu verflachen. Den Vorschlägen des Schatzsekretärs wird man im allgemeinen wohlwollend gegenüberstehen. Das Branntweinmonopol ist an und für sich bedenklich, weil damit weile Gebiete der Staatsomnlpotenz unterworfen und der Privatintclligenz entzogen werden. Das Brennen von Ge treide wird sick in Zukunft kaum noch rechtfertigen lasten. Da« Ge- treide, das in Deutschland erzeugt wird, muß auch der menschlichen Er nährung voll zugute kommen. Die Post bringt noch nicht die Ein- nahmen, die sie bringen kann. Man stellt zu hohe Anforderungen. Einfach »orgebildete Kräfte, namentlich weibliche, würden den Betrieb verbilligen. Mir brauchen eine einheitliche gesetzliche Grundlage für die Eiukommensteucrgcsetzgcbung, schon im Interesse der Freizügig keit. -Das Einkommeusteucrveranlagungsverfahren muß verfeinert un besonderen selbständigen fiskalischen Boomten übertragen werden. Heute ist es kaum staatlich-sittlich. -Dem Gesetz gegen die st «ver flüchtig en Steuerpflichtigen stimme ich zu. Wir mästen verhüten, daß die Leute sich und ihr Geld ins Ausland bringen, obwohl uns per sönlich an diesen Leuten nichts liegt. (Heiterkeit.) Ein« Kriegsentschä digung in vLtstandigen Grenzen werden wir von gewissen Staaten, wenn -er Krieg siegreich zu Ende geführt wird, erlangen können. Faust pfänder haben wir genug. Wir werden die Steuervorschläge des Neichsschatzsekrclärs unterstützen. Das Haus vertagt sich. Mittwoch 1 Uhr: Weiterberatung. Schluß 6 Uhr. * * * O Berlin, 23. April. (Drahtbericht unserer Ber liner Schristlcitung) Der Aeltestenrat deS Reichstages hielt am Dienstag vor der Plenarversammlung eine Sitzung ab, um sich über die Autsch ußberatung der Steuervor lagen zu verständigen. Man beschloß schließlich, die Steuer vorlagen an drei Ausschüsse zu verweisen: Der Hauptausschuß soll ich mit der allgemeinen Finanzierung sowie mit der Umsatzsteuer, -em Reichsstempeigesetz, dem Wechselstempelgesetz, der KriegS- steuer für die Gesellschaften und dem Gesetz gegen die Steuerflucht owie mit den Verkehrssteuern beschäftigen. Die Getränkesteuern, mit Ausnahme des Branntweinmonopols, will man einem beson deren Ausschuß von 28 Mitgliedern überweisen. Dos Brannt weinmonopol schließlich wird an einen dritten Ausschuß von 21 Mitgliedern gehen. Ferner beschloß der Aeltestenrat, alle zwei Wochen in den Plenar- und Ausschußsitzungen eine Pause von 4 Tagen eintreten zu lassen, die erstmalig an diesem Freitag ein- treten soll. Die P f i n g st f e r i e n sollen vom 17. Mai bis 4. Juni dauern. D Dem Reichstag ist der Entwurf eines Arbeits kammergesetzes zugegangen. * Der Kronprinz von Sachse» wohnte einem Telle der heutigen Reichstagssitzung in der Diplomatenloge in Begleitung seines Adjutanten bei. Der sächsische Gesandte v. Nostitz war gleichfalls in seiner Begleitung und gab ihm während der Rede des Abg. Keil mehr- fach Aufschlüsse. -- Eine sozialistisch« Interpellation in der Zweiten Kammer fragt: Was Hot die Königliche Staaksregierung getan und was gedenkt sie noch zu tun, um bei der Ueberleitung der Wirtschaftsvcrhäll- nisse in die Friedenswirtschaft auch die Interessen der arbeitenden Klaffen zu wahren? * Strafantrag gegen die .Deutsch« Zeitung'. Wegen der beleidi genden Angriffe gegen den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes in dem gestrigen Artikel .Alldeutsche Sittenrichter' in Nr. 204 der .Deut- scheu Zeitung' hat der Herr Reichskanzler Strafantrag gestelt t. Alle Porzesiane — alte Gläser. In der Galerie Helbing, München, kommt vom 13. bis 15. Mai 1918 die Porzellansammlung C. H. Fischer, Dresden, zur Versteigerung, die ihrer Bedeutung entsprechend Professor Dr. E. Zimmermann katalogisiert hat. Ihr Bestand an 730 Stücken seht sich ziemlich gleichmäßig aus Geschirren und Figuren zusammen. Am umfangreichsten ist Meißen vertreten, von dem sich frühe, prachtvolle Stücke aus der Böttger- und Höroldtzeit, zierliche Tassen und Kannen, größere Service, ein Kronleuchter, eine Kanne aus dem Schwanenservice, zahlreiche Figuren und Gruppen von Kändler, Eberlein, Reinicke, Meyer, Ocier finden. Auch von den gejuckten Haus malern finden sich schöne Stücke in der Art Bottengrubers und Ferners. Von anderen deutschen Manufakturen sind schöne Beiträge vorhanden, so von Wien Figuren und Geschirre aus der Paquierzeit, von Nymphen burg Modelle von Bustelli, ferner von Ludwigsburg, Frankenthal, Ans bach, Berlin, Fürstenberg, den thüringischen Manufak- turen und einzelnen ausländischen Fabriken. Eine kleinere Kollektion von Fayencen, fast ausschließlich Walzenkrügen, schließt sich an. Der sorgfältig hergesteltte Katalog, mit 68 Lichtdrucktafeln auSgestattet, ist zum Preis« von 15 »it durch die Galerie Helding ^u beziehen. Im Anschluß daran gelangt am 16. Mai eine «ertvolle Glassammlung der ehemals im Besitz de« Dr. Spthner, Dresden, befindlichen Kollektion zur Versteigerung, di« in der Hauptsache Erzeugnisse der deutschen Glaskunst des 16. bis frühen 19. Jahrhunderts enthält. Hervorragende Stücke sind in der Gruppe der Gläser mtt Lmaillemalerei sowohl, als auch der Schwarzlotmalerei, der geschnittenen und geschliffe nen Arbeiten. Das älteste Stück der emaillebemaften Gläser ist ein Becher mit Wappen des Nürnberger Patriziers Heldt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Dann folgen böhmische Humpen, viel« datierte Arbeiten de« 17. und 18. Jahrhundert« sächsischer Her kunft. Die Schopermalerei, ein Glas -er Preußlergrnppe, der böhmische Zwifchengolddekor, Transparentmalerei von Scheidt sind vertreten. Die bisher einzig bekannt gewordene Wasserflasche von Mohn 1814 zeigt «in Panorama von Dresden. Za den Ti«fschnittgläs«rn bis zur 2. Hälft« des 17. Jahrhunderts gehört ein Frankfurter Pokal von eine« Frankfurter SlaSschletfermitalied Heß. Mannigfaltige Rtesengeblrgs- gläser, schlesische Arbeiten. Gebrauchs- und Beingläser schließen sich an. Unter den Farbgläsern finden sich sowohl die echten Rubinaläser al« auch die Lrzeuqniffe der Gräflich Bouquotschen und Lgermannschen Hütte vom Anfang des 19. Jahrhundert« In guten Stücken. Der von Professor Dr. G. Pazaureck mit Einleitung versehene Katalog umfaßt 345 Num mern und 12 Tafeln und ist zum Preise von 8 .K zu beziehen. Aufdeckung einer Ordensburg in Elbing. In Elbing Hot man, wie die «K u n st ch r on i k" berichtet, umfangreiche Reste einer deutschen Ordensburg aufgedeckt. Die aufgefundenen Bauteile sowie da« Bruch stück einer gotischen Gewands i zur »eis«, in den Anfang d«1 14. Jahr- hundert«. Dan 1251 bi« 1809 »ar di« Elbing«r Burg de*. Sitz de« Land maifier« und später der de« obersten Spittler«. I Ri inuw und wohl dohii llch teuei herai weg« in fr Mar einzi Volt höhe wohl ähnli m a r in a Luftl Mas alten schick Zeile Hein Leut« graus störu derui Scha rung Grad Bege Kriex die g dies jugen landk -eukli jener iichec Kor« Franl Richt! enaiis mit f schw« Zeit G«f. meilei Lufik scheid Höh sein« in d 2 Di« 4 impi mitta« Orte, teil»» Der <5 der L hären 2 erließ blatt s Herr r aekeh Helfe: verlor mrd ft und f Mit d' ist am Richtl ment Leutn genan und k 6. erf Hoher den T Oberl nicht Boelk fang Am 2 darau hielt Schw« meld«! dewäh S der « ff marsä der L au« 2 sich h dernd erhall nur r tarisä bot. Straß unters gen 1 zu fei Angri Ein« vorrä Verfi aus 1 ausg« wtstisi des l Baue -«« g r T.ieg Mj»!
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