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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.04.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180417012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918041701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918041701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-04
- Tag 1918-04-17
-
Monat
1918-04
-
Jahr
1918
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112. Jahrgang Morgen-Ausgabe Rr iss Mittwoch, den 17. April («»«jchlle-Uch V»sti*st«I,«b«dr^ Hauptschriftleil«: Dr. Erich Lverth, Leipzig. hus Rates rurö des PollzelarnlLS -«Stadt Leipzig *»Ich«st—«a v*»„r«ch»q,«« >» Mil« «hetze W»U»Ii« »<>->»«a»ilaß« M. 7/— »«« !««>,»» ««sicht. Z?iA,,»Wr «^,1»»»»«» I« Pt. — v,«». ««» g«ßi«^ >» Pt- » mk>"ch «Lktzlrh Ar. >4««. »4« „»»<««.- p.ftich«»»«m» fM» chchrtskl«»«,, «ch V«tch4NsI«>«i S»tz«nM^G, Verlag: Dr Reinholt si Lo^ Lewrtck 1M8 BaiLeul genommen Die Erstürmung von Bailleul M». Berlin, 1«. ApM abends. (AmMch.) Die Höhen von Wykschaete worden erstürmt. BaMeol ist ge nommen. -» netk. Berltn, 1K. Aprü. (Drahlb«icht.) Am Vormittag de» IS. AprU stürmten bratsch« Trappen da» bisher von den Engländern mit der äußersten Zähigkeit und unter hohen Verlosten verteidigte Dorf Woloerghem nebst den beherrschenden Höhen nordwestlich de« Dorfcs. Die Guust der Lag« ausnntzend, schloffen pch südlich die Nachbartruppe» an und nähme« gleichfalls in schneidigem Anlauf die feindlichen Stellungen. Während der äußerst wirksamen deutschen Artillerievorbereitung, im Rahkampf und auf der Flucht erlitten die Engländer »a gewöhnlich starke Verluste. Vor allen Dingen tat ihaea Abbruch da« Verfolgungsfeuer der von dea eroberten Kuppen in die dichte» fliehenden Masten feuernd en deutschen Artillerie. Am Nachmittag de« IS. April setzt« um 2 Uhr ständig zunehmende« Arkrsteriefener aas die englische» Stellungen em, besonders auf die HH>cickrppeu zwischen Nie ave Ker Ke und Bailleul. Diese Hohe«, vor ollem der Moot d« Lille, der Sovet»-Berg und die Kuppe von Zwarteumoeleahoek gestattete« de« Engländern freie Beob achtung über da« flache Land bi« jenseits Armenti-res. Die Höken- pelloug selbst war mit breiten Drahtnetzen festuagsartig aosgebant, dos gtnciSarttge Vorgetönde durch tiesgegliederte Systeme von Maschinen q wehrnester» sehr geschickt zur Verteidigung hergerichtet. Langsam hatte fich i» dea letztes Tage« der deutsche Angriff an dieses Glacis ksrangeschoben. Die starken Stützpunkte wurde« durch die Geschosse der schrotcv Mörser zertrümmert. Die Gehöfte auf de« Höhenkamm, in denen fich die englischen Artillcriebeobachter aufhielte», brannten lichter loh. Li»Mauitionsdepot flog mit riesiger schwarzer Rauch wolke , ndleLnft. Roch vor der für den Angriff festgesetzten Stunde brach die deutsche stufauterie, die Erschütterung der eagsischen Besatzung wahruchmend, <mS dea Sturmstellangen vor. Dank d?r genauen 'Beobachtung der schweren und leichten Artillerie goto»g es, das Feuer so rechtzeitig vorzolegea, datz die deutschen Sturmwellc» unmittelbar hinter dea Mörser- »ad Haobitzea- emschläge» eine« feindlichen Graben nach dem aadorea erreiche» I Kennte». Dl« engllschen Maschiaengewehee wurde» Lurch da« Feuer I n edergehottea. Rnr aaf dem linken engllschen Flügel, wo ia dichten I Büsche» verschiedene feindliche Stützpunkte unentdeckt geblieben waren, eröffneten einige Maschinengewehre da« Feuer. Sofort griffen die- jeaigea Truppen «ia. die schon tag« zuvor die nördlich Rleave Kerke liegende Stampkotmühle genommen hatten. Durch Mineawerferfeaer hielten sie englische Maschinengewehre nieder. Unaufhaltsam vorwärt« stürmend, trugen die Deutschen den Angriff über den schweren Boden der Sturzäcker durch Stacheldrahtverhau« hindurch tüs auf dl« Kappen der Hügel vor. Die englische Artillerie, die entweder in der Umgruppie rung begriffen oder ihrer Beobachtung beraubt war, hakte dea Be^nn de« Angriffes nicht erkannt. Jedenfalls setzte da« englische Sperr feuer drei Stunden zu spät ein, so daß nicht nur die vordere« Wellen, sondern auch die Masse der nachrückendeu deutsche» Reserve» die feindliche Feuergarbe bereit« überlaufen hatten. Bei Erscheinen der ersten Deutschen auf den Höhen begannen die Lngläaber la Hellen Haufen ans ihren Unterständen, Gräben imd au« dea Barackenlagern von Breemeerschen zu fliehen. Aach westlich kamen ihre Linien in« Wanken. Starke deutsche Kraft« rückten ia dichten Schwärmen über den sumpfigen Grund, der sich vor dem Ravels-Berg hiuzleht, nnd erstürmte» eine Kupp« nach der anderen. Die Deutsche« begonnen sofort den Stellungswechsel, sie sagten in vollem Galopp der Infanterie nach und eröffneten ihr vernichtende« Feuer avf di« dichtes Reihen der fliehenden Engländer. Die Milliardenbeute der Mittelmächte vttb. Berlin, 16. April. (Drahlberickt.) Die Beut« der Mittel mächte an Kriegsmaterial und Vorräten während de« letzten Halb jahres belässt sich aaf viele Milliarden. Allel» a» Geschütze» und Artilleriemsnilloa wurde für weit über eine Milliarde Mark er beutet. Auf genommene Maschinengewehre entfalle» über KV, rollen de« Eisenbahnmalerial rund 250. auf abgeschossene Flagzeuge nnd Ballone rund 6V Millionen Mark. Zu diese« 1)4 Milliarden kommt die ungezählte wertvolle Beule an Kriegsmaterial jeder Art: Piontergeräl, Handfeuerwaffe», Gasmasken. Die gewaltigen Vorräte an Bekleidung»- und VerpflegungsdepotS i» Ruhla»-, 3tallea und Rordfrankreich lasten sich überhaupt nicht abschlche». Ihr Wert beträgt da« Vielfache jener 1)4 Milliarden. Die Beute an Gummi »ad Kapfer allein in Nordfrankreich deckt dea deutschen Heeresbebarf aaf «in Jahr. Die Sefamtbente hat die materielle Kriegführung b«r Mittelmächte außerordentlich gestärkt und dte Heimat m» de» Betrag einer volle» Kriegsanleihe v«, der BeikrogBpfllcht M de» Kriegskoste» «iflastet. In Estaires Drahtberich» unseres Kriegsberichterstatters. 3m Westen, 18. April. Wichrcnd am nördlichsten Flügel der Schlachtfronk unser Angriff dem hartnäckig Widerstand leistenden Feind Wulverghem und das am 7. Juni ver'orcngegavgeue Trichtergelände wieder entriß und sich d-r Höhen zwischen Nieuve Eglife und Bailleul (ist inzwischen gefallen, st. Schriftltg.) bemächtigte, weilte ich in dem von Fromelles and Auber» bis Estaires vorgetrogenea Kampffeld. Die hier von de» Porlugle- s e n besetzten englischen Stellungen hinter den ersten Linien, der Lacou rn re- nnd Lavcate-Fleorbaix-Aiegel, aber auch da« verzweigte dritte Stevuogsfypem vor der LyS wurden von unserem vorbereitenden Arttlleriefeuer ia eia wüste« Chaos von zlmmertlefes Löchern and Seen verwandelt. So ist auch da» Wort von portugiesischen Gefangenen, die ich sprach» zu verstehen, dah sie, selbst wen« sie Widerstand leisten ge wollt, es niemals mehr gekonnt halten. Die ganze Front hier galt als so wenig gefährdet, datz überall ia den kleinen Dörfern noch Zivil bewohner waren, die da« Bombardement mitertebten. Den LySübergan a bei Estaires erkämpft« sich der Aaaptmana Prevßer mit zwei Kompanien und Pionieren am 5Z0 Uhr früh am 1V. April. Die ehedem 7000 Einwohner zählende Stadl war gest«m noch ein schaaerliche» Bild der schweres Kämpfe, die hier stattfandes. Fast in jedem Hasse liegen avch die englische« Leichen mit schmerzverzerrte» Ge sichtern, Gardinen flattern wie Parlamentärfahnen aus de» scheiben losen Fenster» im Winde, indes die englische Artillerie die Strotzen weiter unter Fever hielt. Hier wütet daS Zerstörvngswerk der Ka nonen erst einige Tage, lieberall find noch Spnren menschlicher Wohn- tichkeit, Hausgerät und Läden. Darum packt das Kriegsgraaen hier doppelt. Me Stadt liegt sozusagen noch mitten in der Schlacht, obgleich wir in nordwestlicher Richtung schon längst Reu- nnd Alt-Berqaln seit lich de« Nieppeforste« nahmen. Der Engländer weitz, datz es sich für ihn nicht aar »m den Besitz von Hazebroack handelt und verdoppelt seine verzweifelten Gegenanstrenguagen. Alfred Richard Meyer, Kriegsberichterstatter. Deutsche Helden Haag, 16. April. (E t g. Drahtberlcht.) Der Berichterstatter Gibb» meldet vom Montag nähere Einzelheiten über di« Kämpfe ia Flandern, in denen es heißt, dah die Deutschem wiederholt bis zu IS neuen Divisionen i» den Kamps geworfen hätten. Von diese« Divi sionen habe nur eine an der Somme mitgekämpft. Den neue» Divi sionen seien besonder« Stoßtrupps betgegeben worden. Trotzdem be fände» sich Bailleul und Kemmel, die das Zentrum de» Angriffs bilden, noch in britischer Hand. Am Sonntag nacht wurde die britische Linie bei Laraesche zurückgenommen und Neuwe Eglis« der Ha»pttmnkt de« Kampfes. Schließlich aber wurden die Engländer auch von G«r vertrieben. Die deutschen Offizier« zeigen Wunder von Begeisterung »ad beinah« «ine fanatisch« Zuversicht la de» Endsieg, von de« sie auch ihr« Mannschaften za überzeugen wüßten. Generalmajor Höfer» der nur einen Arm hat. führte persönlich die erste Stnrmwell« einer Sturmabteilung a». Er lief mit er hob e u o m Spazierstock den Soldaten voraus, die ihm erstaunt, aber voll Begeisterung folgte«. Rieuwe Egllse wechselte während der Schlacht wiederholt den Besitzer. Hier wurde mit allen möglichen Waffe» gekämpft. Kleine Trupps unternahmen Angriffe in dea Trüm mern de« Dorfes mit Gewehren. Bajonetten oder Bomben. Der An- griff a»f da» Dorf hotte bereit« am 10. April begonnen. 3« der Nacht zm» 11. April «hielten di« Briten, die den Wald von Ptoegsteert be setzt hielte», den Befehl, dies« Stellung zu räumen und sich ass Nieuwe Eglise Mriickzaziehen. Eine Abteilung der britischen .Infanterie ward« htO z»m letzte» Maa» vernichtet. Eine a»dere Abteilung da» Lancafter-Regiments hat ebenfall« bei N*rvwe Eglise schwer« Ver- beste erlitte». (S e« f, 16. AprU. (ElgenerDrahlberlchk.) «Temps» «eldet» datz tzn französischen Hauptquartier ein wichtiger Kriegsrat der Alliierten statkgefunden hat, de« englischersett» Balfour und Derby, amerikanischerseitt Blitz nnd Pershing bei wohnten. Die Haupigegenständ« der Verhandlung ogüten der Organisation der beschleunigten amerikanische» MWonenhUfe für die Westfront. Durian Minister des Aeutzern vtd. Wien, 16. April. (Drahtbertcht.) S. K. n. K. Apostolische Majestät hat de« gemeinsame» Finanzmiuister Baron Stefa» Burian von Rajecz za« Minister de» K. ». K. Haase» »ad de« Aeutzern ernannt. Dieselbe Meldung kommt amtlich an» Budapest mit de« Zusatz: Dke Wahl ist deshalb auf Baron Bvriaa gefalle«, weil er, abgesehen davon, baß er das Vertrauen Seiner Majestät besitzt, alle Antezcdenglea im einzelnen kennt, deren gründlich« Kenntnis im Zusammenhang mit dea zunächst zur Verhandlung gelangenden Angelegenheiten sehr wichtig ist. Der Minister des Aenhern wird, wie das Ungarische Korrespondenz bureau erfährt, auch weiteOhi« die Führung de« gemeinsamens Finanzministeriums beibehallen. * Skcphan Freiherr Burian v. Rajecz entstammt einer un garischen Adelsfamilie im Pretzburger Komilat. Er wurde am 16. Ja nuar 1851 geboren, vollendete seine Studien an der otteutallschen Aka demie und trat sodann in den diplomatischen Dienst. 3n den 3ahren 1875 biS 1880 diente er bei den Konsulaten in Bukarest, Belgrad nnd Sofia. 3n den Jahren 1882 bis 1886 kettete er das Generalkonsulat tn Moskau und wurde dann Generalkonsul in Sofia. 3n die letzte Zeit seiner AmtSwirksamkett tn Sofia fiel die Wahl des Fürsten Ferdinand und die Mission Kaulbars, durch düe Bulgarien vollständig dem russi schen Einflüsse unterworfen wurde. Von Sofia worbe Herr v. Burian in daS Ministerium des Aeuhern zur Dienstleistung einberufen und später zum Gesandten am württembergischen Hofe und 1897 zum Gesandten in Athen ernannt. Am 24. 3uli 1903 wurde er al» Nachfolger Kallays mit der Leitung des gemeinsamen Finanzministeriums und der Verwaltung Bosniens betraut. Unter seiner Amts führung wurde die Annexion Bosniens und der Herzegowina vollzogen, zu der Baron Burian die Anregung gegeben hat. Zu wiederholten Malen fungierte Herr v. Burian als Vertrauensmann der Kron« bei den Verhandlungen mit der ungarischen Koalition bezüglich der Zu sammensetzung des Kabinetts. Am 20. Februar 1912 schied Baron Burian von der Stelle eines gemeinsamen Finanzministers und Ver walter» Bosniens. Sein Nachfolger wurde Dr. Ritter v. Bilinski. Zur Zeit der Kriegserklärung Rumäniens war er Minister des AuS- wärkigen, wurde dann nach der Kriegserklärung Rumäniens aber seines Postens enthoben und wiederum zum gemeinsamen Finanzminister ernannt. Rücktritt de« Kabinetts Wekerle? Budapest, 16. April. (Drahkbericht.) Da« uagarisch« Korre- spoabenzbvrea» meldet: 3m Palai« de« Ministerpräsidenten fand Heal« 7 Ahr abends unter dem Vorsitz de« Ministerpräsidenten Dr. Wekerle ein« Konferenz statt, an ber mit Ausnahme der abwesende» Minister Szrrenyi and Dr. vo» Aakelhanser sämtliche Mitglieder de» Ka binett» teiinahmen. Di« Ministerkonferenz hat mit Rücksicht daraas, daß di« Regierung ihrerseits nicht über jene» Matz der Mittel verfügt, die sie für erforderlich hält, vm die Wahlrefvrm unter Dach z» bringe», ver- eindarl, daß in dieser Angelegenheit morgen «in Mlnisterrat abgehallen wirb. 3» diesem Mlnisterrat wird dl« Regierung voraussichtlich be schließe», daß sie ihreDemtsfia» überreicht. Oesterreichisch-rrrrgarischer Heeresbericht Wien, 16. April. Amtlich wird verlautbart: An der ik^ili e nls chea Front nicht» vo» Belang. Der Chef de« Deneralfiode«. (W.T.B.) Nochmals Daimler im Reichstage Bersin, 16. April. (Drahtbertcht nnserer Borliw« Schriftleitung.) Der Reichstag hat heute seine Arbeiten wieder ausgenommen. Ganz schlicht und geschäftsmäßig, wie es pch tu dies« Tagen geziemt, da mehr denn je nickt Reden, sondern Taten die Ent- sckeidung zu bringen baben. Ein paar einführende Worte von Herr» Paasche, der statt des noch immer sckwerkrcmken Herrn Kämpf de» Präsidiums waltet — dann war man meciiis in redus, erledigte in Rebe und Gegenrede ein Bündel kleiner Anfragen und wandte pch non dem Thema zu, in dessen Erörterung man durch die Osterferien unterbrochen: worden war: dem Fall Daimler und den verwandten Fälle», die vor wenig Wochen eine so starke nnd berechtigte Erregung in allen Schichte» des Volkes geweckt hatten. Dabei erwies sich von neuem, wie schnell, wie viel schneller als sonst wir im Kriege zu leben pflegen. Wer denkt heul« noch viel an den Fall Daimler. Die Leidenschaft von damals fft abgeblaßt; neue, stärkere und zugleich erfreulichere Eindrücke haben ste verscheucht, und so ist man geneigt, all diese Dinge heut: schon mit mche Ruhe und Objektivität und damit auch nüchterner und kritischer zu betrachten. Für eine so kritische Betrachtungsweise gibt der aattonäl- llberale Redner Keinath ein Mustert» nspiel. Er wägt ab, er sichtet dte Vorwürfe, er tadelt, was zu tadeln ist. aber er hütet sich. daS Ivnd mit dem Bade auszuschütten und die 3ndvstrie, die in diesem Kriege nicht nur Verdienste gemacht, sondern sich auch Verdienste erworben hat, ia Buch und Bogen zu verdammen. Nur Herr Henke, der grimme, ganz und gar Unabhängige von Bremen, malt schwarz in schwarz, vor Em pörung nnd sittlicher Entrüstung wid-:r .Industrie und Kapitalismus. Aber derer, die ihm zuhören, sind wenige: wenige selbst auf den Bänken seiner eigenen Gefolgschaft. So geht dieser Auftakt der Ssmmerlagung ztemllch schmerzlos aus. Dennoch, es ist der Auftakt n»r. Di« Tagung selber wird aller Voraussicht nach bürdereich werden und sich bis weit tn den Sommer hinein erstrecken. Es handelt pch nickt nm um die neuen Ckeuervorlagen, di« in normalen Zeitläuften Stoff z» monatelang er Arbeit geben würden. Anter dem gebieterische» Zwang von Stande and Umständen wird man hier wohl zu schnellere» Ardettsmekho-en sich entschließen. Ader auch sonst wivd «S an Mllhe und Last und vielleicht noch an allerlei Erregung lücht fohlen. Auch die Frage der großen Politik, der Friedensziele, der künftigen Gestaltung unserer auswärtigen Beziehungen werden immer wieder in di« Er örterungen hineinspielen, und zumal die Dinge im Osten, die schnelle» Schrittes der Entscheidung e-ttgegerrrerfen, worden stärker and dring licher noch als bisyer an die Tore des Reichstages pochen and leicht die Geister scheiden. Dabei wird sich dann zeigen, ob und wie wett das, was man seit 3ahr und Tag di« ReichstagSmohcheit zu nenne» pch ge- wöhnt hrtt, noch znsammenhält und Bestand hat. Unverkennbar ist, daß tn den bürgerlichen Parteien, die damals bei der Entschließung des 19. 3irli zusammemvirkken, das Bestreben vorhanden ist, von ihr oder wenigstens einem Teil ihres 3nhaltes obzurücken. Das finden wir de- greisltch und natürlich. Aber wir würden es beklagen, wenn die Sozialdemokratie Schetdemannfcher Prägung ganz aus dem Verbände positiv mikarbeikender Parteien herausgedrückl würde. Denn noch immer tobt an imseren Grenzen der Kriog. Aber auch wenn schon wie der Freden wäre im Lande, würden wir nickt wünschen, daß der alt« uicheiloolle Trennungsstrich, der die bürgerlichen Parteien von der Sozicrvdemokrasie schied wie die Schafe von -en Böcken, wioder «rfiebte. Aqp Tische deS Bundesrates von Payer. Vizepräsident Dr. Paasch« eröffnet die Sitzung um 2 Uhr 15 Min. und dankt den tapferen Feldgrauen für die großen Erfolge an der West front. Wir können mit Stolz und mit besonderer Befriedigung fest stellen, datz das, was wir vor der Vertagung des Reichstages erhofften, in Erfüllung gegangen ist. 3n heldenmütigem Eifer sind die Truppen Sorwärts gegangen. Wir hoffen, daß wir auch fernerhin auf ber Bah» des Sieges fortschreiten werden. Auf die Glückwünsche des Reichstages zu den Erfolgen im Weste» sind Dankielegramme deS Kaisers nnd Hindenburgs eingeqangen. Lingegangen sind die neuen Steuervorlagen. Kleine Anfragen Abg. Fegte« (Fortschr. Dpt.) welst auf dte schweren wirtschaftlich« Schäden htn, dte die 3nselgemeinden durch die Sperrung des Bade verkehrs nach den Nordseeinseln erleiden. Uaterstaatssekretär Dr. Lewald: Es handelt fich hauptsächlich um Erwerbsverluste durch Derdlenstentgang. Lin Ersah solcher Schäden an die Seebäder würde gleichartige Ansprüche anderer Erwcrbskreise Her vorrufen. Wo außergewöhnliche Härten zutage treten, ist eS Sache der Bundesstaaten, eine Regelung zu treffen. Abg. Graf Westarp (Kons.) weist auf die Notwendigkeit der recht zeitigen Erledigung der FrühjahrSarbsiten in den landwirtschaftlichen Betrieben hin, und fordert zur Beseitigung des Mangels an mensch lichen Arbeitskräften Zurückstellung und Beurlaubung von Heeres- pslichtigen, ferner Abgabe von kriegsundrauchbaren Pferden. Aeder- weisuna von Lastkraftwagen usw. Oberst Braun: Die stellvertretenden Generatkommandos haben An weisung erhalten, in bezug auf rechtzeitige Zurverfügungstellung von menschlichen und tierischen Arbeitskräften der Landwirtscixttt nach Maß gabe der Verhältnisse tunlichst entgvgenzukommen. Abg. Geck (Soz.) regt an, ein Abkommen über den Lastkrieg her- betzuführen. »m dt« Einstellung der Fliegerangriff« auf die Städte außerhalb der Kriegszone zu erreichen. Ein Regieimngckxrtrele, erklärt, daß bis jetzt keine amtliche An frage der Gegner ergangen ist. Sollte eine solche eingehen, so würde sie von den militärischen Stellen geprüft werden. Abg. Dr. Schatz lLIs.) behauptet, daß ein Film, .Der An- tlq»ar von Straßburg', die Elsaß-Lothringer verhöhn« und zur Agitation de» feindlichen Auslandes diene. Etz, Vertreter de» Kriea»ministeri»ms erklärt, dah der Film größten Anklang und uar vereinzelten Widersprach gefunden habe und eine Verhöhnung der Elsaß-Lothringer nicht darstelle. Das Auftreten «in« chasvtnistlschen, verhetzenden Persönlichkeit darf nicht verallgemeinert werden. Der fetndllchen Agitation dient der Film nicht. Wg. Grüber (Ztr. wild) fordert eine reich «gesetzliche Regelung de» Schadenersatzes für die durch Fliegerangriffe verursachte« Personen- and Sachschäden. Anterstaalssekretär Dr. Lewald: Das Reich ist bereits heute ver pflichtet, den Bundesstaaten geleistet« Vorschüsse und Vorentschädigua- gen znrückzuerstatten and U» Bedarsüßall« zue Ermöglichung solch« Ans-
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