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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.04.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191804075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19180407
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- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19180407
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-04
- Tag 1918-04-07
-
Monat
1918-04
-
Jahr
1918
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Die preußische Staatsautorität Nur schweren Herzen-, nur mit offenem Widerwillen fanden firn die <'.1ipreuhen, als deren typischer Vertreter der Kriegsminister non Avon zu gelten hatte, mit dem neuen Deutschen Reiche ab. Für sie war der Tag der Kaiserproklamation m Versailles ein Ad- schied von dem Staate, dem sie bis dahin in ihrer stummen und doch leidenschaftlichen Art gedient hatten. Dieses Preußen war sur sie nicht nur ein Begriss, eine Formel, sondern ein Stück ihrer Seele. Die Jahrhunderte hindurch geradlinig fortgesetzte Entwick lung des Hohenzollernschen Staates war zugleich ihre eigene, und nun sollten sie tatenlos zusehen, wie dieses Preußen zusammen- acschweiht mit dem ganz anders gearteten Süden M einem neuen peandlungssöhigen Gebilde umgestaltet wurde. Man kann daS. beinahe Tragische in dem Empfinden jener Männer wohl be greifen. Sie selber waren auf jenem von der Natur nicht gerade begünstigten Boden groß geworden. Sie waren selbst so hart und yerbe wie die Umgebung, in der sie aufwuchsen. Der freie Luftzug, der im Süden wehte, erschien ihnen wie eine Verneinung ihres «ranzen Eigenlebens. Was dieses Preußen von all den übrigen Bundesstaaten unter schied, war die scharfe Ausprägung des Staatsbegrtsfs, war die keiner Deutclung zugängliche Staatsautorität. So wenigstens er schien es ihnen. Psychologisch richtig, historisch falsch. In Wirk lichkeit hat das preußische Junkertum niemals die Staatsautorität außerhalb ihres eigenen Gedankenkreises anerkannt. Man kann wohl sagen, ihren ganzen Anschauungen nach waren sie selbst der Staat, und die Autorität, die sie genossen, war eben die Staats- oatorität. Man soll gerecht sein und ihnen daraus keinen Bor wurf machen. Nur lrönnen wir unmöglich Gedanken anerkennen, die längst durch die Entwicklung widerlegt worden sind. Der preußische Staat -ec Hohenzollern hat sich zunächst nicht durch, sondern gegen seine Junker durchgeseht. Seit jenen April lagen des Jahres 14i5, da Friedrich Vl., Burggraf von Nürnberg, bisher oberster Verweser der Mack Brandenburg, von Kaiser Sigis mund zu ihrem Kurfürsten ernannt wurde, hat ein ununterbrochener Kampf zwischen den Hohenzollern und dem märkischen Adel statt gefunden. Und der Inhalt dieses Kampfes ist es eben gewesen, die Souveränität der Fürsten, die ganz allmählich in die Autorität des Staates überging, gegen den Adel durchzusehen und fest zu be gründen. Bon dem höhnischen Wort an, daß eS Markgra en vom Fimmel regnen könnte, ohne daß einer in der Mark Brandenburg aufkommen würde, bis zu dieser Stunde hat der Kampf niemals dauernd geruht. Je nach der Stärke des Fürsten sann und stieg das Ansehen des Staates. Der entscheidende Wendepunkt trat unter dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm i. ein. Nicht aus Vertrauen zu seinem Adel, sondern aus einem unverhohlenen Mißtrauen heraus hat dieser Autokrat seine Junker recht gewalt sam m -en Staat eingefügt. Er steckte ihre Söhne in seine Kadetten häuser, nicht weil er sie für besonders tüchtige Menschen hielt, sondern weil er sie zu tüchtigen Menschen machen wollte. Seine Aussprüche belegen das. Wie er im Grunde über sie dachte, zeigt sein Testament von 1720, worin er seinem Nachfolger rät, den Junkern die Daumen auf die Augen zu drücken, denn es seien gar üble Gesellen. Sein Nachfolger Friedrich der Große hat, wie auf so vielen Gebieten, auch hier den Nutzen aus den Maß nahmen seines Vaters gezogen. Der Adel hat sich im OsfizierkorpS voll bewährt. Nur hat er allmählich dieses OsfizierkorpS als seine Domäne betrachtet. Falsch aber ist es, wenn es heute so dargestellt wird, als hätte das preußische Junkertum ausschließlich dem Staat seine Feldherrn und ötaatsminister geliefert. Neben vielen großen Heerführern und Staatsmännern aus junkerlichen Familien steht doch eine große Zahl von Nichtpreuhen und von Bürgerlichen. Namen um Nomen tauchen auf: Keith, Scharnhorst, Vorck, Moltke, Mangel, Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, die Braunschweiger .fürsten, und vor allem der Nassauer Stein und der Hannoveraner Hardenberg. Der preußische Staat ist in seiner geschichtlichen Ent wicklung eben durchaus kein ausschließlich preußisches Produkt. Im absoluten Staat haben die Junker im allgemeinen den offenen Kampf nicht gewagt. Gegen die rücksichtslose Art des Großen Kurfürsten, des Soldatenkönigs und selbst Friedrichs il. Noten sie nur selten offen auf. Erst unter Friedrich Wil helm ii., dem einzigen, dem selbst Hinze in seiner Hohenzollern- geschichte ein Berdammungsurteil spricht, herrschten sie aus Wegen, die nicht gerade sympathisch sind. Unter Friedrich Wil helm Hl. begann dann ihr offener Kampf. Dos militärische Re- lormprogramm der Scharnhorst, Boyen und Gneisenau, in noch erhöhtem Maße aber die Reorganisation des Staates unter Stein und Hardenberg trieb sie zu offener Auflehnung. Konnten sie auch jene Maßnahmen, die von Jena und Auerfiädk nach Leipzig und Belle Alliance führten, nicht aufhalten, eines vermochten sie doch: das Berfassungsversprechen der Wiener Bundesakte von 1816 wurde nicht erfüllt. Auch um die Seele Friedrich Wil helms IV., des Romantikers auf dem Throne, haben sie erbittert gerungen. Begreiflich, daß ein Einfügen des alten Preußens in einem großen Reich sehr wenig nach ihrem Sinn war. Der Reichstag vollends, diese Volksvertretung, hak stets ihre Abneigung erfahren. Immer wieder versuchten sie daher, das Schwergewicht aus dem deutschen Parlament in die preußischen Kammern zu verlegen. Welches Spiel sie im Landtag gelegentlich mit den Interessen der Staatsautorität getrieben Haden, ist bekannt; nur an die Kanal- Vorlage sei erinnert. Mochte sich auch der König persönlich ein sehen, das Gesetz siel, ohne Rücksicht auf die Staatsautorität. In diesen Tagen erleben wir das gleiche Spiel. Angeblich wird die Staatsautorität vor der Demokratie gerettet; in Wirklichkeit hak sie kaum je eine so schwere Erschütterung durchgemacht wie durch die Art, in der die Wahlvorlage behandelt wird. Man soll mit -en Konservativen nicht rechten. Sie handeln entsprechend ihren ganzen Anschauungen, wonach sich in ihnen der Staat ver körpert, sie können ihr Denken nicht mehr umstellen. Aber well sie das nicht mehr können, müssen ste bekämpft werden, um -er Staatsautorität willen. Ziele der Sparkaffe« > Uns wird geschrieben: Nachdem die Königliche Skaatsregierong die Frage der Neu ordnung des Soarkassenwesens für Sachsen auf gerollt hat, bietet sich für sie und die Ständekammern die verant wortungsvolle Ausgabe frei von aller Kleinlichkeit, vielmehr mit großem Wurfe, die Entwicklung der Sparkassen auf Jahrzehnte hinaus zu bestimmen und ste zu dessen ungehemmter Verwaltung in dos wichtige Amt einzusetzen, zu dem sie mehr denn je, gerade in der Zukunft, in volkswirtschaftlicher Hinsicht berufen sind. Daß ste Vertrauen, nicht Einengung, verdienen und daß sie zu neuen Aufgaben fähig sind, beweist neben der willigen Teilnahme an den Kriegsanleihen die alles in allem glänzende Haltung,unseres Spar kassenwesens, verbürgt aber namentlich der rührige und schaffens freudige Geist, der in den Sparkaffenverwaltungen immer leben diger wird und den man nicht binden sondern nützen sollte. Auf keinem anderen Gebiete des Wirtschaftslebens ist die Konzentration so stark durchgeführt, wie auf dem deS Geldwesens. Fast lede Wochen erleben wir es, daß kleine Provinzbanken verschwinden und in einer Großbank aofgehen. .licht nur bedeutende Summen an Aktienkapital, sondern, was wch wesentlicher, ein Vielfaches, ja Millionen an Depositen geldern, die alle Schichten der Bevölkerung den Banken onyer- Haut haben, gelangen so unter die KoWMNdygerpalt der Letter -er Großbanken. Die Art ihrer Verwendung und die Sicherheit ihrer Anlegung, die bei den Banken an dis sogenannte Mündel mäßigkeit nicht gebündelt ist, bestimmt setzt im wesentiichen von Berlin aus eine beschränkte Zahl von Personen, während sie früher die Sorge einer großen Zahl selbständiger Banken und Bankiers, auch der Provinz, bildete. Gegenüber solchem Ver schmelzungsprozeß, mag man ihn vorteilhaft oder nachteilig nennen, erhebt sich, damtt der Aufbau unseres Gelügebäudes nicht einseitig werde, unbestreitbar die dringende Forderung, auch den jenigen Geldinstituten ungehinderte Entwicklung zu »erstatten, die in der Verwaltung und Anlegung ihrer Gelder die Mündelmähig- kett beobachten müssen: di« Sparkassen. Die Vorstellung, daß die Sparkaffen nur Minderbemittelten und nur für beschränkte Elnlagesummen zur Verfügung stehen dürfen, muß schwinden: Jedermann, dem es daraus ankommt sein Geld mürwelmäßia verwaltet zu sehen, muß die Möglichkeit haben, dieses in unbeschränkter Summe der Sparkaffe zuzusühren. Niemand vermag die Verantwortung zu tragen, die daraus folgt, daß Geldmittel, die mündelmähige Anlegung erheischen, aus Gründen veralteter Einschränkungen an die Depositenkassen der Banken verwiesen werden müssen. Und weiter: Bedarf nicht das Fundament, aus dem die Spar kaffen arbeiten, nämlich ihre Spareinlagen, dringend einer nachhaltigen Verstärkung und Verbreitung? Die Ausnahme öffentlicher Anleihen durch Reich, Staat und Gemeinde sowie der erststelliae Grundkredlt werden in der Zukunft wesentlich be deutendere Mittel erfordern; dazu muh eine Summe der Hilfe für den Mittelstand, eine gegenüber der Vergangenheit weit aus gedehntere Pflege des Perssnalkredites durch die Spar kassen treten, und die Frage -er .zweiten Hypothek' wird ebenfalls durch ste mit gelüst werden müssen (Ausnahme von Pfandbriefen). Und endlich: Immer deutlicher kündigt sich angesichts deS starken Steuerdruckes der Zukunft die Notwendigkeit an, daß unsere Gemeinden ihre Einnahmequellen verstärken, damit sie, namentlich mit den für diese Zwecke vordehaltenen Sparkaffenerträgntffen, die dringendsten Kulturaufgaben — Schulwesen, Wohlfahrtspflege, Krankenpflege und dergleichen — künftig nur am Nötigsten erfüllen können. Auch deshaw muß sich die Allgemeinheit an der Forderung beteiligen: Wie die große Organisation der Banken für die Gebiete ungebundener Ver- mögenSanlegung eine hemmungslose Entfaltung genommen hat und nehmen kann, haben die Sparkaffen gleichberechtigt und un gehindert neben sie zu treten zur Verwaltung derjenigen Ver mögensmassen des Volkes, die der mündelmäßigen Anlegung Vor behalten sind oder sein wollen. Wie ste es beim Ausbau Ihrer sonstigen Unternehmungen nicht verabsäumen, müssen daher die Gemeindeverwal tungen unablässig daran arbeiten, die Geschäftssormen der Sparkassen zu modernisieren, ihrem Aeußeren ein neuzeitliches Aussehen zu geben, kurz, die Geschäfte von dem Gesichtspunkte aus betreiben zu lasten, daß ste auf den besonderen Gebieten ihrer Tätigkeit allen berechtigten Anforderungen der Bevölkerung in gleicher Weise entsprechen können, wie es bei privaten Geldinstituten gemeinhin der Fall ist. Kriegswirtschaftliche Arbeiten der Schuljugend Von (Seh. RegierungSrak Professor Dr. I. Reinke. Mitglied des Preußischen Herrenhauses. Im Jahre 1917 Haden deutsche Schüler und Schülerinnen wertvolle freiwillig« Beihilfe geleistet für unser wirtschaftliches Lurchhallen. Be richte der Regierungen und der Prooinzialscholkollegien, die vom Kultusminister in einer Denkschrift zusammengestellt wurden, geben ein Bild davon; hier möge einiges Interessant« aus der reichen Tätigkeit hervorgeboben werden. Zunächst wollen wir der Sammeltätigkeit der Kinder ge denken, die hauptsächlich aus Anregung von Lehrern und Lehrerinnen zurückzuführen ist; sie bezog sich aus nutzbare Gegenstände aller Art. So sammelt« eine einzige Schule in Westpreußen für 5500 M. Pilze. An Brennesseln. deren Faser für feine Gewebe von höchstem Wert ist, wenn die Stengel nicht zu früh gebrochen werden, wurden ge sammelt im Regierungsbezirk Königsberg 620 Zentner, in Schleswig 614 Zentner, in Arnsberg und Koblenz je 700 Zentner; die Stadt Tel tow allein lieferte an Nessel» zwei Eisenbahnwagen. An Lieferung von Ob st Kernen steht der Bezirk Magdeburg voran mit 4600 Zentnern. Von Arzneipflanzen lieferte der Bezirk Marienwerder für 15 000 M. Kamillen, im Bezirk Schleswig wurden an verschiedenen nutzbringenden Kräutern 1500 Zentner gesammelt. An nutzbaren Früchten auS Wald und Feld (Roßkastanien, Eicheln, Bucheckern, Mehlbeeren, Preiset- und Heidelbeeren usw.) kamen zusammen aus den Bezirken Königsberg ?8VO Zentner, Köslin 13 500 Zentner, Liegnih 8600 Zentner, Frankfurt a. O. 10 700 Zentner, Schleswig 11600 Zentner, Arnsberg 10000 Zentner; nur an Roßkastanien und Eicheln lieferte Potsdam 3000 Zentner. Natürlich sind dies nur Beispiele; auch tn den übrigen Bezirken war man fleißig genug. Bedeutend waren di-: gesamme«ten Bücherspenden, so in Kassel 25 570 Stück. Erheblich war die (Solds am mlung; im Bereich des Provinzial- schulkollegiumS Danzig wurden 1774 000 Al. (gemünzt) herbeigeschafft. Die erfolgreiche Tätigkeit der Kinder für Zeichnung der Kriegsanleihen ist bekannt; der Bereich deS ProvinztalschulkollegiumS Koblenz hat neben 36 Millionen Zeichnungen der Kinder, noch 37 Millionen an Werbungen geliefert. Li« feststellbaren Zahlen reichen indes auf allen Gebieten nicht annähernd an die tn Wirklichkeit zusammengebrachten Menge» und Summen Hera». Sämtliche Sammlungen kamen der Kriegswirtschaft und der KriegSwohltättgkelt zugute. Wichtiger als diese dankenswerten Sammlungen, die auch daS Kleinste nicht vergaßen (Korke, Alaschenkapseln, Bleiplomben usw.), war die Hilfe der Schuljugend bei Aufrechterhaltung der landwirt schaftlichen Betrieb«. Wenn schon di« Arbeit -er Kriegs gefangenen unentbehrlich war, so gebührt doch de« Kindern größte An erkennung für ihre Tätigkeit; an ste dürsten wohl im nächsten Sommer noch höhere Ansprüche gestellt werden, wenn wir di« ukrainischen, russische» »sw. Kriegsgefangen« werd« tn ihr« Heimat entlassen müssen. Fast all« irgend verwendbar«» Schulkinder hab« im letzt« Jahre in der Landwirtschaft geholfen, an erster Stelle tn der elterlichen Wirtschaft oder aus dem heimischen Boden großer Güter. Zu Ar beiten aller Art wurden sie herangezogen; besonders wertvoll war ihr« Tätigkeit tn der Kartoffel- und Nabenernte. Die größer« Knaben muhten vielfach die Stelle erwachs«« Arbeiter einnehmen, dies kam besonders den Frauen zugute, deren Männer im Heeresdienst stand«; 12- bis 14sährige Knaben besorgten häufig das Pflügen and Düng«, die AuSsaal und daS Mähen, di« Einbringung von H«, di« Pflege der Pferde, selbst da- Fäll« von B仫«». Ohne Glnsprtngen de, Schul jugend wär« di« Einbringung der Ernt« nicht möglich gewesen. Die kleineren Knaben und di« Mädchen mach!« sich beim Viehhüten nütz lich. Gruppen- und klassenwrtse zogen di« Kinder auS den Städten aufs Land, um sich hjer keiner Arbeit zu oersagen; im Stadtkreis« Erfurt find durch ft« in 3 Tagen 10000 Hamster and SO 000 Mäuse unschädlich gemacht wo» den; besonder- verwendbar zeigt« st« sich für da- wichtig« Ausziehen von Unkraut. Wohl ward« den Stadtkindern anfangs die schwer« Arbeit sauer, allmählich aber gewöhnten ft« sich daran und ge wannen dl« Tätigkeit im Freien lieb. Durch den rastlosen Eifer un serer Iungmannen wurden sogar «eite Strecken von Oedlaod tn Kulturland verwandelt, so allein auf der Holter Heide bei Gladbach 400 Morgen. Geklagt wird darüber, daß dieser arbeitsamem Jugend bei ihrer landwirtschaftlichen Tätigkeit kein« geeignete Klei dung und geeignetes Schuhwerk zur Verfügung stand; eine zweck mäßige Arbeitskleidung wird für dieses Jahr dringendes Erfordernis sein. Die Schulverwaltung verkennt nicht, daß die erziehliche Wirkung der landwirtschaftlichen Arbeit sich zum Segen der Jugend geltend gHtacht hat. Auch di« Lust zu» Laz^tzhe» t»rft« tn d« Jagend ge weckt. Mir ist bekannt, daß mancher Sohn eines großstädtischen Fabrikarbeiters bet der diesjährigen Konfirmation seinen Eltern er- klärte; «Ich will Bauer werden.' So sahen wir lm letzten Jahre ein Heer kleiner Heimarbeiter er folgreich am Wohle deS Vaterlandes wirken und schaffen, und diesen Knaben und Mädchen gebührt unser aller Dank Wenn sie dadurch «in Stück ihrer fchulmäßigen Ausbildung zum Opfer bringen, so dürfen wir hoffen, daß für diefen Ausfall durch frühzeitige Stärkung deS Kör- perS und des Ehorakters, wie ste jede derartige Leistung mit sich bringt, ihnen ein vollwertiger Ersatz geboten wird: Lücken im Wissen lassen sich nachholend ausfüllen. Weil in dieser großen und schweren Zeit, die über unser Vaterland hereinbrach, alles Geschehen durch unsichtbare Fäden miteinander verknüpft ist, so gedenkt man unwillkürlich der vielen Studenten, Schüler höherer Lehranstalten, Seminaristen usw.. die draußen tm Feldheer, zum Teil bereits seit fast vier Jahren, ihren Studien entrissen sind, um dem Feinde ins Auge zu blicken und täglich Leben und Gesundheit aufs Spiel zu sehen. Wird einmal eine Schar dieser sangen Männer für einen Monat in die Heimat beurlaubt, um hier an einem wissenschaftlichen Kursus tsilzunehmen, so wird der Lehrer mit hoher Freude erfüllt über den ungebeucsn Eifer, mit dem die jungen Leute nach dem ihnen gereichten geistigen Brote greifen, und geradezu erstaunlich ist ihr Geschick, sich in oft fabelhaft kurzer Frist die erstrebten Kenntnisse anzueignen; man hat den Einoruck, daß jedes Wort, daS fle vernommen, tm Gedächtnisse haftet. So dürfen wir hoffen, daß auch den in der Landwirtschaft und in -er Scmmel- tättgkeit für das Gemeinwohl sich admühenden Kindern ihre Arbeit nicht zum Unsegen, sondern zum Segen gereichen wird. Die PrSventtvpolizei in der Kriegszeit Verhüte«, nicht verfolge» Von einem juristischen Mitarbeiter Unsere Polizei, besonders die in der Großstadt, ist heute wenig be liebt. Der oft vergebliche Schrei nach ihr ertönt unausgesetzt, seitdem bei uns Warenmangel eingetreten ist und Langfinger sich solche auf billigem Wege zu verschaffen suchen. Selten denkt man aber daran, daß unsere Polizei gerade durch die Kriegszeit mit Arbeit überlastet ist, und zwar so, wie ste im Frieden nicht bestand. DaS kommt in der Hauptsache durch die Tätigkeit der Präoentivpolizei, die, seitdem über unS un aufhörlich .Verordnungen zum Schutze der wirtschaftlichen Maß nahmen' ergehen — solche sollen nach einer Pressenotiz tm Deutschen Reiche sich annähernd aus 50 000 Stück belaufen —, di« besondere Auf gabe Hal, Uedertretungen dieser Strafgesetze zuvorzukommen. Schon die Ueberwachung deä LebenSmitteloerkehrs verschafft ihr in dieser Hinsicht eine Hechenarbeit. Hand tn Hand arbeitet ste mit den Verwaltungs behörden, daneben fällt ihr noch die Ausgabe zu, die Verfolgungs behörde zu sein und als solche der Staatsanwaltschaft, der fle tn dieser Hinsicht untergeordnet ist, Hilfsdienste zu leisten. Von dieser letzten 'Tätigkeit soll in den nachstehenden Ausführungen nicht die Rede sein, sondern von der Aufgabe der Polizei als Präventivpottzei, weil diese Tätigkeit uns tn den heutigen Zeiten mehr interessiert. Das Recht der Präoentivpolizei ist landeSrechtlich geregelt. Alle Landesgesctze deS Deutschen Reiches ähneln sich in dieser Hinsicht, und auch die Rechtsprechung hat dt« Maßnahmen, die die Polizei als Präoentivpolizei selbständig unternimmt, anerkannt. Nach diesen Landesgesetzen gehört es zu den Pflichten der Polizei, die nötigen An stalten zur Erhaltung der öffentlichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung und zur Abwendung der dem Publikum bzw. dessen Mitgliedern bevor- stehenden Gefahr zu treffen. Zur Erledigung dieser Odilegenheiten ge hört u. a. die Durchsuchung von Räumen nach Waren, die entgegen den bestehenden Verordnungen erworben und verschleißt werden, die Schließung und Untersagung von Betrieben usw. Alle diese Geschäfte vollziehen sich nicht nach den Bestimmungen der Strafprozeße bnung, weil diese nicht aus di« Verwaltungstätigkeit angewendet werden können, sondern nach den landeSrechtltchen Gesetzen. Deshalb kann der Betroffene auch nur die DerwaltungSbeschwerde oder, wenn eS der Fall zuläßt, die VerwalkungSklage erheben. In ihrer Tätigkeit als Präoentivpolizei ist die Polizei eine vollständig un abhängige Behörde, und erst dann, wenn eS durch ihr Vorgehen zur Strafverfolgung des Sünders kommen sollte, wird ste als untergeordnetes Organ, als Htlssbeomte der Staatanwaltschast, tätig. Mit Recht weist Ministerialdirektor Dr. Meyer, München, tn der Leipziger Zeit schrift für deutsches Recht, 12, 138, darauf hin, daß ein Beamter, der die Präoentivpolizei aoLübt, nicht als Krlminalpotizet handelt; denn seine Aufgabe besteht darin, die Begehung einer strafbaren Handlung zu verhüten, st« in ihrem Lause zu unterdrück«; infolge dieser Tätig keit ist dieser Beamte nicht unbedingt verpflichtet, jeden Verstoß gegen die KrtegSgesehe zur Anzeige zu bringen, und er selbst verstößt auch nicht gegen tz 34S des Strafgesetz buches, wenn er die Anzeige, besonders bet gering« Urbertretungen, unterläßt. Der Will« seiner Dienstanweisung gtqg aus Verhütung, nicht auf Verfolgung der uebertretung hinaus, infolgedessen erscheint eine Ermahnung oder Verwarnung an den Uedertreter vollständig aus reichend. Selbstverständlich kann der Beamt« nicht tn allen Fällen so handeln, besonders nicht tn solchen, in denen ein« Absicht verbunden ist. Zn den meisten Fäll« dürst« aber daS Bewußtsein der Rechtswidrigkeit fehlen. Die Erkenntnis, daß bet unS für jede Kleinigkeit viel zu viel ge straft wird, bestand schon vor dem Kriege. Während des Krieges hat die Kriminalität sehr zugenommen, und nach dem Kriege steht zu be fürchten, daß wir tn noch schlimmere Verhältnisse kommen. Sache der StrafrechlSreform wird eS sein, den heutigen Strafverfolgungs zang, besonders bei leichten Ueberttetungen, zu mildern, und diesen mehr für die Rechte der Präoentivpolizei auSzubauen. Armenier als Helfer des Verbandes Köln, 6. April. (Drahtbericht.) Die .Köl. Ztg.' veröffentlicht eine Drahtung aus Vertin, worin unter Bezugnahme aus Be sprechungen lm AauptauSschuh Les Reichstages am 22. März und in -er Vollsitzung am 2S. März aufdieunoerantwortliche Handlungsweise gewisser armenischer Kreise tu der Schweiz yingewiesen und gesagt wird, nach netteren Nachrichten sei es der Verband, der hinter dieser Hetzerei stehe, die der fran zösische Botschafter in Bern tm Auftrage seiner Regierung leite. Der französisch« Schriftsteller Berard vom Institut de France hielt im Hause des Armeniers Scherlüschiantn Gens eine Ver sammlung ad, tn der er sagte: Die französische Regierung erwarte, -atz die Armenier mit allen Mitteln -er Türkei Widerstand leisten. Die französische Regierung würde ihnen die nöligen Geldmittel gern zur Verfügung stellen. Es handle sich darum, den Krieg tn die Länge zu ziehen, um Amerika Zett zur Vollendung seiner Kricgs- vorderettungen zu verschaffen und andere bisher neutral gebliebene Staaten zum Anschluß bewegen zu können. Die Berardsche Arbeit führt dahin, -atz in Genf eine Vereinigung der verschiedenen armenischen Gesellschaften der Schweiz unter dem Vorsitz Schertdlchtans getagt und einen Ausschuß gewählt hat. Seine Auf gabe besteht darin, die Volksgenossen in der Türkei im Sinne des Verbandes Zu beeinflussen und in -er Presse gegen die Türkei und Deutschland Stimmung zu machen. Des weiteren weist das Telegramm daraus hin, daß die türkische Regierung trotz des Ver haltens der armenischen Banden entschlossen ist, Milde gegen di« armenische Bevölkerung walten zu lassen. Die Meldungen feind licher Quellen von furchtbaren Gemetzeln sind nach dem Einrücken der Türken in Trapezunt augenscheinlich dadurch veranlaßt worden, daß deutscherseits zur Widerlegung gewisser hier geäußerter Be fürchtungen darauf aufmerksam gemacht worden war, daß bis da ytn auch dt« feindlich« Presse nichts gegen das Verhalten -er vor rückenden türkischen Truppen vprbrochte. Die neuen Meldungen, die das Versäumte nachholen sollen, sind von Anfang bis zum Ende er firn den. Nach dem Bericht eines deutschen Beamten sind in Trapezunt keinerlei Ausschreitungen ttlrkischerseits vorgekom men. Die gegen Deutschland gerichtete Spitze -er feindlichen Mel- düngen tritt in der erlogenen Behauptung zutage, daß deutsche Offiziere, die türkische Truppe« Wrt^l, bet den angeblichen Ge- netzelU Mi» -. * — S
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