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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.03.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191803310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19180331
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19180331
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-03
- Tag 1918-03-31
-
Monat
1918-03
-
Jahr
1918
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8.0 Giblins, 8.« ^NttsI6s «rL L'd"i Ssrndurs, ».o Sertriett °.a Slnrkr«6iumds6 Srsmdsek sL. Ottsrlottsndrunn, vürkttelm ,^°„^,. Sllssn «°». ^Istsr, b.o ^risttrlekrorls NL So6ssdvrs Nsrrenstt» s7d^., t.sn6«ek «.o ^.ivdsn- slsin 8.0 ^vlndsrs u°i^ . käsrUsntfisim, Sstt ölsuttslm, ^susnsttr, Vs6 Ord, 8.0 pvrmont, 8.., kslnerr kolkenfslüs Sslrdrunn, 8.o S«!r- seklirf, 8.o Sorten Ssrt lülr Wilrtdsrt ,.o Wilrtunsen, «.o Loppot. , t»»8 hNvgO W» >g«»äb «a- c en. so <u»ch MttUÜeder W^tWttAt- io<r<tx Ker u L«« »er ; 2. .Ostern, t «» v»«at- al de« Zoo- Et»k,tt ist Blattes lter LeN»»g Male asf- »nd Sonn- wle-erholt »och »tel« erfeter bet- dtef« Frage Kaashanä, en-Ans- ilkmg geht rftSamt zur >örde. Die ig. den Er- beschaffung »igegebenen LÄerS, er- sichtlich der efreit auch lte Kriegs- für jeder- fie Anhalt ;tcn Ersatz- Rechnung ehen, noch »legen, die . Hervor- ng freund- Osterfrlerlooi, — r. Ostr:- ihr: Der ze- n: Der ver- orstellang lm Hause der nachmittag en Hauses Wohnung, nem nich' sichtig ein rchncll ge- Es hakte >l>zei ver- Hast und m Trans- r Boden- ;r, wie e, nd es ist. den. Et:: ssen. Wiederum )er Naä)t ls 12 40" arso) uno : Marken :rner sind lechselgM nn Paar e .A.S." 1918, m Preis, alles', au!> ttkt, d'e so lasse:» arte sehr !ZprU E undK bis 4.— ck .80 918" und E und - bestellt asfec - ner 63?: Bttrlrh marke 7> ndler. er, Aus- ne durch M,rV«»e»>rlN«n rerusnäev lcoatenkrei ctt« oiarsloov »»6«vrM»Nun»«n oäor 61« »Lei«,- «ml Imlucktrl» -/knr»Ists«l» S. IN. d. X. (Vu1»g). SnrNn M LS, pot«I»m«r 8tr»«o 24. vonntag, S1. MSrz 1818 A. 3. Balfours deutsch-englische Geschichte tZ» seiner Uuterhauseede om» 27. Februars Bon Geh. Hofvat Professor A. Mendelssoha-Barthotdy. Dies Vorhaben. daß ich als einfacher Mann aus dem Volke dem erfahrensten Führer der englischen Politik auf eine Itnterhausrede ant worten will, bedarf wohl einer kurzen Entschuldigung. Ich möchte sie damit geben, daß ich zu der Zett, in der Deutschem- von der hesiigsten Leidenschaft des Zornes gegen England ergriffen war. und drüben Lord Rosebery die Parole von dem Krieg auf Leben und Tod auSgegeben hatte, Anfang 1915, öffentlich gewagt habe, in einem Brief an Rosebery zu einer höheren sittlichen Einschätzung des Krieges, zu gerechter Achtung deS Gegners zu mahnen. Auch hoffe ich, daß unter den vielen hundert Seiten, die ich seitdem der Betrachtung deS englischen Kriegsrechts und der . politischen Justiz Englands geschrieben habe, keine von einem Hatz eingegebene und keine von einem Schimpfwort verunstaltet ist. — Ich mutz noch ein persönliches Wort vorausschicken: Ich bin aus innerster Ueberzeugung das, was der All deutsche einen Friedenswinsler nennt: ich halte nur eine Macht und Herrschaft für gut und gesund, das ist die Macht der eigenen Do'.kskraft und die Herrschaft über sich selbst; Macht über andere ist mir nur ein Krankheitsherd; ich halte, kurz gesagt, politisch die innere Mission für das. was notkut, und nicht die äußere. Aber diese Ueberzeugung ver fechte ich und suche ich durchzusetzen, wenn ich unter Deutschen bin. Ein Ausländer hat nicht das Recht, uns da hinri^zureden; am wenigsten aber, wie ich versuchen will zu zeigen, der engs fche Kabinetläminister, dem diese Zeilen gelten sollen. * Balfour hat in der Rede, die er am 27. Februar im Unterhaus hie't (auf die Anregung des Radikalen Holt und zur Erwiderung auf die Hertlingschen Erklärungen zum Wilson-Programm), mehrmals beklagt, daß zwischen der Meinung Deutschlands und Englands nicht einmal jene potentielle Ucbereinstimmung bestehe, ohne die man sich nicht an den Verhandlungstisch setzen kann. Nun ist eS gewiß schwer, dieser Verschiedenheit der Anschauungen bsizukommen, wenn es sich dabei um die Schuld am Krieg, um Belgien oder Elsatz-Lvthringen oder Gibraltar, um Kolonien oder Wirtschaftskrieg handelt. Aber vielcicht laßt sich mit gutem Willen die Ursache und dann auch die Lösung der Gegensätze finden, wenn man sich auf die Geschichte beschränkt? Balfour hat sie dreifach herangezogen, und ich folge ihm Sah für Sah. .England hat einmal, zweimal, dreimal für das europäisch: Gleich gewicht gefochten, und es hat dafür gefochten, weil n'rr iadurch. datz r es so focht, Europa von der Beherrschung durch eine übermächtige Nation gerettet werden konnte. Weil wir für das europäische Gleichgewicht fochten, haben wir Friedrich den Großen und den preußifchen Staat seinerzeit vor der Vernichtung gerettet — weil wir für das Gleichgewicht fochten, haben wir Preußen instand gesetzt, jene Unabhängigkeit wieder- zugcwinnen, die von den triumphierenden Armeen Napoleons aus ihm herausgepreßt worden war." — Das erste stimmt wirklich nicht. Wer die englische Geschichte kennt, weih, datz die Teilnahme Englands am Sie- benjährizen Kr'cg nicht unter dem Zeichen des europäischen Gleich gewichts, sondern unter dem Zeichen dynastischer Interessen und innerer englischer Partei- und Kabinetts-Politik stand. Im zweiten Fall handelte es sich in der Tat um doS Gleichgewicht auf dem Festland, das durch Napoleon bedroht war; aber es handelte sich, wie jeder Engländer weiß, noch um etwas anderes, für England sehr viel Wichtigeres, nämlich um seine Herrschaft zur See, gegen die Napoleon mit seinen ägyptischen und irischen Expedittonsplänen und mit dem Wirtschaftskrieg brr Konti nentalsperre anging. Wir lesen die Gesch'chte jener Zeit so, daß Preußen (und Rußland, Spanien, Tirol), well die napoleonische Marktpolitik es zum Widerstand zwang, in seiner Erhebung zugleich die englische See- berrschaft retten mutzte. Gemeinsam war der Kampf; ganz allein für sich hat England nur eineS: Sankt Helena. «- .Nichts weiß ich sicherer in der Welt als dies, daß der unparteiische Geschichtschreiber, kritisch zurückblickend auf deutsche Theorien und deutsche Praxis und sie vergleichend mit britischer Theorie und britischer Praxis, sagen wird, daß. während beide große Reiche geschaffen haben, es nicht der Zweck des britischen Reichs und auch nicht sein Ergebnis war, das eigene Einzelleben der betroffenen Nationen zu ersticken. Wo das britische Reich hingegangea ist, sind Freiheit und lokale Interessen und lokale Kultur nicht vernachlässigt worden. Wir Haden nicht versucht — ich glaube, wir sind besten ganz unfähig —, unsere eigene Kultur Indien oder Aegypten oder irgendeiner Nation oder Gruppe von Natio nen — Ind'en ist heute noch keine Nation — anfzuzwingen, die unter unfern Schuh kam." Auch hier sehen wir freilich die Dinge anders. Nicht so sehr in Aegypten und Indien; denn während hier der strengste Tadel englischer Gewaltherrschaft in England selbst laut wurde, haben viele Deutsche willig das Gute anerkannt, das die englische Verwaltung wirtschaftlich für Aegypten getan hat; vor dem Krieg herrschte, glaube ich, unter den kundigsten Kolonialpolikikern in Deutschland und England ziemlich weitgehendes Einverständnis darüber, daß England und Deutsch land in der Behandlung der afrikanischen Kolonien zusammen gingen und sich scharf von Frankreich und Belgien unterschieden. Auf jeden Fall wird Balfour selbst, wenn er seinen Satz wieder liest, sehen, daß jeder Vergleich zwischen deutscher und englischer Praxis ausgeschlossen ist, einfach deshalb, weil Deutschland nie eine fremde Nation beherrscht Kat. die auch nur irgendwie und von weitem mit Aegypten oder Indien sich vergleichen ließe. De fermden .Nationen", die unter unfern Schutz gekommen sind, das sind die Dänen in Nordschleswig, die französischen Lothringer und die Polen. Wenn aber Balfour daran dachte, wie war es dann möglich, daß ihm von allen Ländern, die England erobert und beherrscht hat, das eine nächste, nicht e nfiel, das Land, mit dem k- ine eigene Laufbahn aufs engste verknüpft ist, Irlan d? Als irischer Sekre tär hat sich Balfour die Sporen verdient, und den Namen des .blutigen Arthur", obgleich er die Gelassenheit und,gnke Form selbst ist, und die engste Gedankenverbindung zwischen der Caercion-Politik und seiner Verwaltung ist geblieben, linker seiner Ministerpräsiderttschaft ist der Verstand gungsvcrsuck gescheitert, den der beste Konservative — neben Lyttclton und Hugh Cecil — in England der letzten vierzig Jahre, George Wyndham, mit seinem irischen Landgeseh unternommen hatte: und Bal four war es, der Wyndham fallen ließ. Und zuletzt hat, kurz vor dem Krieg, in einer Unterhaussihung, die wie wenige Parlamenkscre'gnlsse Leipziger Tageblatt jeden Mitspieler and Zuhörer ergriffen. Balfour d«S öffentliche Be kenntnis abgelegt, daß die irisch« Politik seines ganzen Lebens end gültig zusammengebrochen sei und vou ihm preisgegeben werden müsse. Wie stand es aber in Irland mit den drei Dingen, die England überall gepflegt habe» will, locnl culture, kxnl ioterests, Uderts? Zweihundert Jahre der grausamste« ReÜgtonSv«rfolgung — und Religion ist doch Kolturl Zweihundert Jahr« rücksichtsloser Unterdrückung des irische« Handels und aller seiner .lokalen Interessen"! Und heute noch keine Freiheit! Den» die Freiheit, die Irland will, gibt ihm England nicht. Vor zwanzig, vor zehn Jahre» »och war e- Home Rul« im großbritan nischen Reich; »nd dte Konservative» unter Balfours Führung haben sie Irland verweigert. Heut« ist es die Freiheit der irischen Republik — und Balfours hoher Lhef und sehr ehrenwerter Freund Lloyd George hat mn 23. Oktober 1917 im Unterhaus mit erhobener Stimme dieses erklärt, als er von den Slnn-Feinern und ihrem Führer de Valera sprach: .Sie organisieren sich zum End« der Trennung. deS Ausscheiden-, und der souveränen Unabhängigkeit. Es ist besser, wir sagen es gleich, daß unter keiner Bedingung unser Land möglicherweise irgend etwas Derartiges gestatten kann." („Ikey ar« oi^auisiug. . . . tor «overvigu iuclvpsu- <t v u c «. It i» bstter tknt v« skouiä ut cmes tbat on uo eouäi- tlou enn tkir, eountr? poosldl? p«rmit uu^tdlug ot tkat kin <i.") DaS ist in der Tat offen gesprochen, unter gar keinen Umständen kann England irgend etwas Derartiges wie d^ Selbst- besiimmungsrecht oder di« Freiheit dem irischen Volk gestatten. * .Deutschland hak immer verfolgt und verfolgt auch jetzt einen andern Weg. Seins Politik ist auf bewußtere Art ehrgeizig gewesen als die irgendeiner andern Nation. Ich glaube, wenn man gewiße Episoden in der Geschichte Frankreichs ausnimmt, ist Deutschland herrschg'eriger mort Lmbiiäokm c>k äau-.ivatlou) gewesen als irgendeine Nation sistt Ludwig dem Vierzehnten." England hak seitdem den Kr'eg mit den Vereinigten Staaken geführt, der diesen die Unabhängigkeit verschließen sollte — on na eoucULan enu ütts cvuntr^ poraidly pc-mit nnx chivg ok tkst kinä. hieß es damals auch schon — und der Krieg in Südafrika. Deutschland würde, wenn es den Maßstab dieser englischen Kriege an sich anlczen wollte, zu einem sehr .starken" Frieden kommen. Denn über dem hohen Lob englischer Staatskunst, das in diesem Kriege von dem südafrikanischen Unionsstaat in Taten gezollt worden ist, über dem Lob der freiheitlichen Weisheit, die den Südafrikanern ihre Se'.bst- regierung gab und sie so fester als vorher an das englisch: Weltreich knüpfte, dürfen wir eines nicht vergessen: der Weg zum südafrikanischen Staat ist über gewaltlsame Annexion gegangen; England hat nicht nur, wenn man den Stimmen aus der ganzen weiten Weit von damals g'auben k-arf, grausam nnd bl.ttiz Krieg geführt; es hak auch, als die Buren ohnmächt'g am Boden lagen, zuerst di« eroberten Länder einmal unter seine Herrschaft genommen — mit derselben sehr einleuchtenden Begründung, die überall gegen die Räumung eroberten Gebets her hält —, und hat sich so die Möglichkeit jener späteren Großmut ge- schaffen, mit der cs die Selbstregierung der Un'on gab. Diese selbständige Un an von Südafrika ha? England so eingerichtet, daß den Kapsngländern in Verbindung mit den Johannesburgern die Oberhand über den .Hcrhoqismus" gesichert ist, nicht znm wenigsten auch dadurch, daß Rho- desia, statt der Union zuznstrllan, fest in englischer Hand blieb. Kein englischer Staatsmann — weder der Konservativ:, der die südafrikanische Verfassung nur höchst widerwillig zvgesta»d, noch der Liberale, der sie mit ihrem englisch«» Siegel versah — könnte über Dentschland Klage erheben, wenn es für die baltischen Provinzen den gleichen Weg ginge. Und tut es Balfour doch, so halten w'r Ihm eines der Grundgesetzes deS englischen Rechts entgegen; seiner Klag« verschlösse Estoppcl den Mund; niemand darf einem andern d«s vorwerfen, was er selbst getan hat. * Man hört bei uns jetzt ost den Wunsch, detz auch onsse« regierende« Leute den Redskampf lebhafter führen, den Reichsqedrrnken vor Parla ment »nd Volk lauter verfechten sollten. Aber euch dieses Ding hat seine zwei Seiten. Noch lieber hält« ich, daß jeder Minister verpflichtet wäre, seine Reden nach einem Monat oder zweien bet ruhigem Blute wieder zu lesen. Ich glaube, wenn Balfour, der ein so feiner Skeptiker und Im Grund ein Mensch von dar guten altenglischen Art ist, seine ge schichtlichen Exkurse so wieder überläse, kilmen ihm selbst die Einwände, die ich hier ausgestellt hab«. Er sähe dann, daß die Rettung Englands und Prenhens von der napoleonischen Gefahr ein« gegenseitige war, daß Irland, gelinde gesagt, ein schlimmerer Fall verweigerter Selbst bestimmung ist, als Polen, und daß in Südafrika England eher «Ln Bei spiel des Festhalten- seiner Eroberung als ein Beispiel des freigebigen Verzichts der Welt vor Augen gestellt Hot. Wenn er das sähe, dann kämen w'r wenigsten- sür die Vergangenheit za jener potentiell«« Uebereinstimmun-g der Meinungen. d«r«r Fehlen di« Einleitung der Friedensverhandlnngen hindert. Er brauchte dann nicht mehr za Klagen und zu bedauern, daß .das Wasser so viel zu tief' tst. Das Klagen und Bedauern bliebe dann denen übrig, dte den Fr eden nicht wollen. Denen ließen wir es dann gern für den traurigen Rest ihre- LebenL. Politische Nachrichten d .ReichSgenofsen." In der jüngsten Ausgabe der Halbmonats schrift .Vortrupp" (Verlag Alfred Janssen, Hamburg) würdigt .Fidelis" den Friedensverkrag mit Großrußland. lieber den Anschluß der Esten, Letten und Polen macht er folgende Ausführungen: Durch daS Ver hältnis Englands zu den nichtenglischen weißen Einwohnern seines Weltreiches zieht sich ein politischer Meistergedanke, dem das Wort .The Brilisher" entspricht. Der .Britisher" ist kein .Englishman", und England verlangt nicht von ihm, daß er es werde; er bleibt in Sprache und Kultur Bure oder was er sonst ist. Aber politisch fühlt er sich auf Gedeih und Verderb mit dem britischen Reiche verbunden. Lernen wir Deutschen daraus: Versteifen wir uns nicht darauf, aus Esten, Letten und Polen Deutsche zu machen, wo uns nicht freier Wille dazu entgegen kommt, aber erfüllen wir sie alle mit dem lebendigen Gedanken und Gefühl, daß sie deutsche «Reichsgenössen" sind. Deutsche .Reichs genossen"! — die deutsche Weltgeltung bedarf ihrer, wie der britische Reichsgcdanke den .Britisher" braucht. Und gelingt es uns, im Osten diesen Typus zu schaffen, dann wäre jeder etwaige Gedanke Groß rußlands an Revanchekrieg eitel. * Die ikallenischen Besitzungen Tlrpitz'. Durch Dekret wur den die Besitzungen des Admirals von Tirpitz in Sardinien unter Sequester gestellt. Str rs: Sonntags-DusUaK«. Sette tL " - - Ser Krieg Md dte Diebe Von Fr«z Mchonum. Der grvhe Umwerder Krieg hak auch für die S-tMsiM «tue gänz lich« Umwertung aller Werte gebeucht. Jene Kreise, di« sich in i mm er wähl sn dem Kriege mtt Gesetz und Ordnung befanden, machte der Her- cknbruch der gewaltigen Katastrophe zunächst offenbar verblüfft. Sll» muhten erst Stellung zu den veränderten Verhältnisse« «ehmen, »nd so kam es, daß zu Anfang des Weltkriege- ein« bedeukerrde Abnahme aller Krtminalverbrechcn festzustellen war. Indejse» dauerte dies« A»- stand vor so lange, als der Krieg nicht im Innenlande fühlbar wurde. Mtt dem Knoppwerden von Leben-Mitteln »nd vielen anderen Dinge» trat auch die Begehrlichkeit, sich unrechtmäßig und gewaltsam in ihren Besitz zu s:tz«n, aufs neue und bald stärker als in Friedenszett hervor. Wenn Gelegenheit Diebe macht, so gehört der Krieg zweifellos zu deu besten Gelegenheiten. Das wußten schon die Marodeure alter Zeiten. Aber während diese, ihr Leben beständig aufs Spiel setzend, den Krieg an On und Stelle ausbeuteten, verlegten di« Modernen den Schauplatz ihrer Tätigkeit fern vom Schuß unter die zurückgebliebene friedliche Bevölkerung. Seit dem 3. Kriegsjahr nahmen besonders die Mebstähle von Monat zu Monat einen immer größeren Umfang an und wurden für die Daheimgebliebenen zu einer wahren Landplage. Der steigende Wert aller zum Leben nötigen Dinge fördert: diese Zunahme in gleicher Weise wie der Umstand, daß die alten, vom Militärdienst ausgeschlosse nen Zuchthäusler bei dem vielfach herrschenden Mangel an Polizei beamten um so ungestörter ihrem früheren Handwerk nachgehen konn ten. Ost vermehrten auch entflohen: Kriegsgefangene, di: wie in alter Zeit zu Strauchdieben wurden, die Zahl der Einbrecher und Diebe, hauptsächlich um sich die nöligen Lebensmittel zu verschaffen. All« Nahrungsmittel, die früher von den Dieben, falls nicht bittere Not oorlag, nur wenig beachtet wurden, stehen heutzutage begreiflicher weise im Mittelpunkt ihres Interesses und werden an den Gauner börsen an erster Stelle gehandelt. Einbruch: in Metzgerläden gehörten im Frieden zu den Seltenheiten, jetzt b:gniigt man sich nicht einmal mehr damit, man eignet sich gleich ganze Stiere auf der Meide an und schlachtet sie an Ort und Stelle, um das Fleisch auf dem Wege deS Schleichhandels zu vertreiben. Schweins, Ziegen, Schafe und Kälber werden aus den Ställen geholt, die in den Heimgärken gehaltenen Ka ninchen bilden eine beliebte Beule. Im Gebirge wird das Vieh schon auf den Almen entwendet, und in den Schlachthdfen der Großstädte werden hüusig ganze Karren mtt geschlachteiven Tieren gestohlen. Be gehrter und noch höher im Werte stehend als das Fleisch ist alles Fett. Hamsterlager, in denen solche Kostbarkeiten reichlich aufgestapelt sind, werden deshalb mit Vorliebe geplündert. Im letzten Herbst nahm der oft mit einer Verwüstung der Felder verbundene Kartoffeldiebstahl, zu mal in der Nähe von Großstädten, wo ganze Banden sich darauf ver legten, solche Ausdehnung an, daß man zum Schuh der Fluren nrilitä- rische Hilfskommandos heranziel-en mußte. Beim Nahen deS Winters lähk der Mangel an Brennmaterial die Diebe wieder auf anderem Ge biete tätig sein. DaS Holz, das so hoch im 'Preise steht wie nie. und daher in größtem Ilmfange zum Schlage kommt, wird massenhaft aus den Wäldern gestohlen, ebenso wenden Kohlen häufig schon von den TranSportwaaen entwendet und Speicher wie Keller ih.es Inhalkc- enkleert. Am meisten wird in den Gasthöfen erbestet, wo schon dte vor die Türen gestellten Schuhe sich gewöhnlich nur einer kurzen Freiheit er- freuen. Bettwäsche, Handtücher und Tischdecken lassen betrügerische Gäste mit Vorliebe-mitgehen, und wo es möglich, werden Schränke und Koffer ihres Inhalts an Kleidern und Pelzen beraubt. In welchem Maße sich solche Tätigkeit lohnt, beweist am besten di« Tatsaäx, daß ein« in Berlin arbeitende Drebesgcsellschaft in kurzer Zeit aus feine« HotelS für 5V 000 -K Kleider und Stoff« entwenden konnte. Ständig von Diebe» bedroht sind außerdem auch die Zigarrcnläden un- Ladakgefchäste, »n denen es immer auf große Posten abgesehen ist. Kaum etwa- anderes genießt indessen bei den Dieb«« et» so hohe- Ansehen, wie daS Leder, daü in jeder Gestalt willkommen Ist. Den An fang machten di« Fensterriemen in Eisen- und Straßenbahnwagen. Dann kam da- L«der von Pferde- und Ochsengeschirren daran, man mchm auch die Lederpolster von den Türen mit, und schließlich verfiel man auf das Ergiebigste, di« Treibriemen in Werkstätten und Fabriken. Gegen diese mit ihrer Ledermass« ost einen Werk von vielen Taufenden darstellenden langen Bänder wurde ein förmlicher Feldzug eröffnet. Selbst mit Hand granaten ausgerüstete Einbrecher hat inan schon bei der Ausführung derartiger Diebstähle getroffen. Kirchendlebstähl« gehörten in Friedenszeiten rm allgemeinen .zu den Seltenheiten. Jetzt sind sie geradezu Mode geworden. Früher plünderte man wohl die Opferstöck«, jetzt aber nehmen Leute, di« auch vor Heilig tümern nicht zurückschrecken, alles was erreichbar ist, Meßgewänder, Rauchmänkel der Priester, Traghimmcl, Altartüchcr, Kelche, Bilder, Engetfiguren, silbern« Ampeln, Leuchter und Wachskerzen. In Mün chen wurde das in soläxun Maße betrieben, daß man die Frauenkirche, von den Andachksstundeu abgesehen» gänzlich schließen mußte. Wann hätte man je gehört, daß den Schmieden viele Zentner schwer« Amboße, und den Gotteshäusern die Kirchenqlocken gestohlen wKren. Heute ist das keine Seltenheit mehr. Seit di« ehernen Gotteskünder ins Feld wandern, um Kanonen zu werden, wird gewöhnlich die Zeit ihrer Abnahme vom Turme zur Entwendung benutzt. Nicht immer können schwere Glocken gleich weiter geschasst werden, sie bleiben des Nachts auf dem Friedhof« oder der Dorsstraße stehen, «nd am anderen Morgen sind sie auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Wollte man nach beliebtem Master einmal ein« Sammlung von in Krtegszeit gestohlenen Dingen veranstalten, so müßten tn das Raritäten kabinett derselben zweifellos die Puhlumpen ausgenommen werden, deren wahren, bisher verkannten Wer! erst der Bezugschein enthüllte. Das gleiche gilt von den Türklinken, von den Höhrrohren -er Delephon- kablnen und vom Petroleum, an dem sich früher wohl so leicht nicmand vergriff. das aber jetzt gleich in großen Mengen aus den Tanks gestohlen wird. Man darf sagen, alles was nicht niet- und nagelfest, wird heut zutage mitgenommen. Ksist in rleutsctis 83cier.
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