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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.03.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180312018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918031201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918031201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-03
- Tag 1918-03-12
-
Monat
1918-03
-
Jahr
1918
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Koch ^on der Gefahr der Anämie nicht ganz verschont geblieben) die an sich -vrchaui notwendige Blutaufsrtschung dringt und doch öat Land vor dem behütet, war man mit einem Schlagwort die «Berpreußung' zu nennen vflegk. Dat in stetiger, ruhiger Ar beit, zu denen Deutsche, Letten und Esten grundsätzlich mit glei chen Rechten heranzuztehen wären, das von den Rusten im letzten .Menschenalter planmäßig verwüstete Schulwesen vo» neuem -erstellt, die Bevölkerung erst wieder den Segen der Selbstver- ro a l t u n g kennen und schätzen lehrt und io allmählich die Boraus- etzungen schasst, auf denen später — vielleicht noch von uns, viel eicht erst von der kommenden Generation — weiterzubauen wäre, jnser Deutsches Reich, das doch ein Nationalstaat ist und bleiben oll, kann nicht von heute zu morgen den Zustrom von 2 btt 3 Millionen Fremdflämmlger brauchen. Die müßten zuvor erst abgeschliffen und uns angegltchen werden, und diesen Prozeß wer den die Bewohner der baltischen Lande unter sich abzumachen haben. Sie werde« ihn am besten überstehen, wenn sie — vielleicht unter einem deutschen Fürsten — einen eigenen und ein heitlichen Staat bilden, der seine auswärtige Politik, sein Heer wesen, Münze, Zoll, Verkehr vom Reiche besorgen läßt, im übrigen aber im Innern sein selbständiges Leben lebt. Dann wird, was die allzu Temperameulvollen über Nacht er zwingen möchten, die Zeit von selber schon bringen. Man wird uns Balten, die wir mit Letten und Esten zusammen ausgewachsen sind, doch schließlich ein Urteil darüber gestatten müssen: es gibt keinen natürlichen nationalen Gegensatz zwischen Deutschen, Letten und Esten. Nur eine Herrschaft, die, was sa freilich bis weilen vorkommen soll, die Ausgabe und Kunst des Negierens darin sucht, den in ihre Obhut Gegebenen dauernd auf die Hühner augen zu treten, könnte einen solchen schassen . . . Pferdezuchtsragen im Landtags (Drahlberichl unserer Dresdner Schrtftleitung.) --- Dresden, 11. März. Die Not des Krieges läßt auch die Bedeutung einer aus gedehnten Landespserds zücht besser erkennen. Es ist für die sächsischen Landwirte heute nichts schwerer, als die Erlangung guten Spannvichs. Auch für sehr viel Geld sind kräftige Pferde heute kaum zu haben. Diele Landwirte wollen daher der eigenen Zucht mehr Aufmerksamkeit als früher schenken. Die sächsische Negierung hat der Pferdezucht fchon vor dem Kriege ein dauernd steigendes Wohlwollen cutacqcngcbrocht. Unsere Landesgestüle sind mustergültig, und die Opfer, die Sachsen diese Sache brachte, sehr erheblich. 3m lausenden ertöt werden für Pferdezucht reich lich 450 000 Mark gefordert über die heute nachmittag in der Zweiten Kammer beraten wurde. Bon dem Berichterstatter Abg. Frenzel (Kons.) hätte man auch auf den Presseplätzen gern etwas gehört. Er blieb aber im Zusammenhang völlig unverständlich. Ada. Andrä, der bekannte konservative Landwirt, wünschte, daß in Sachsen besonders ein starkes Kaltblutpferd und nicht ein leichtes Halbblut gezüchtet wird. Den Lohn für ihre Fürsorge in Sachen der Pferdezucht erntete die Regierung heute auch durch eine Anzahl Danksagungen von konservativer Leite. Der mehrfach geäußerte Wunsch, in Sachsen starke Warmblüter zu ziehen, wurde auch von Generalleutnant von Welk namens des Kriegsministeriums als berechtigt erklärt. Er hat von der Front über die Ausdauer der sächsischen Pferde die besten Nachrichten bekommen. Bemerkens wert war jedoch, daß der Aog. Andrä betonte: Wenn wlr Land wirte gezwungen werden, Pferde zu züchten für die Landesver teidigung, die wir in der Wirtschaft nicht gebrauchen können, dann müssen wir auch e n l s p r c ci, c n d h oh eP re i s e v e rla n gen. Bon konservativer Seite wurde diese Forderung noch weiter unter- strichen. Der Gegensatz zwischen dem Kriegsmtnistertum unb den Konservativen blieb unausgeglichen. Nach längeren Auseinander setzungen, die sich jedoch nicht gegen die Förderung der Landes pferdezucht an sich richteten, wurde das Kapitel schließlich bewilligt. Es wurde dann noch über Aussührungsbcstimmungen zum Körungs gesetz für Ziegenböcke beraten und eine Petition angenommen. * * Am Rcgierungskisch: Kommissare. Präsident Dr. Bogel eröffnet die Sitzung um 145 Uhr. Auf der Tagesordnung steht als erster Punkt die Beratung des Kapitels 61 des ordentlichen Haushaltplanes: Landespferdezucht. Berichterstatter ist Abg. Frenzel (Kons.): Die Deputation beantragt unveränderte Genehmigung. — Es enlspinnt sich eine Aussprache über dir im Königreich Sachsen zu befolgenden Zuchtziele, an der sich von feiten des Kriegsministeriums Generalleutnant Freiherr von Welk beteiligt. Das Kapitel wird antragsgemäß bewilligt. Ebenso wird nach kurzer Aussprache das Königliche Dekret Nr. 19, enthaltend die Aussührungsbcstimmungen zu dem Gesetz Über die Aö- rung von Ziegenböcken, angenommen. Berichterstatter ist Abg. Kleinhempel (Nall). Nächste Sitzung Mittwoch 12 Uhr. Tagesordnung: Eisenbahnangelegenheilen. Interpellation (Forischr. Bpk.), bclr. Eperrmaßrcgcln im Karloffclverkchr. Schluß: nach -46 Uhr. Abgeordneter Stolle s Glauchau, 11. März. (Eig. Drahtberlcht.) Wie die .Glauchauer Zeitung' meldet, ist heute früh im benachbarten Gesau der Reichstags- und Landtagsabgeordnetc Stolle, 76 Jahre alt, nach nur kurzem Krankenlager gestorben. Stolle vertrat im Reichstag Len 18. sächsischen Neichstagswahlkreis Zwickau. Karl Wilhelm Stolle wurde am 19. Dezember 1842 in Fran kenhausen bei Crimmitschau geboren, ging in Meerane als Unser Wirtschaftsleben im Kriege Brokversorguug bleibt bis auf weiteres unvermindert. — Ebenso die Fleischverforgung bis 30. April. München, 11. März. (Drahtbericht unseres Münchner Mitarbeiters) 3m Hörsaal der Münchener Universität begann heute die vom Ministerium dcS Innern veranstaltete Vortragsfolge für die dem öffentlichen Leben vorstehenden Bertrauensmänncc über das Thema: Wo und wie stehen wir? Minister Dr. von Brettrelch eröffnete die Versammlung mit einem politischen Rückblick, um dann auf die wirtschaftlichen Verhältnisfe überzugchen. Er führte folgendes aus: Die Ernte ist so knapp, daß wir nur bei äußerster Sparsamkeit und bei strengster Erfassung aller Vorräte ausreichen können. Einige Besserung wird uns hoffentlich die Zufuhr auS der Ukraine bringen. De, notwendigste Lebensbedarf unseres Volkes kann nur dann gleichmäßig sichergestellt werden, wenn die Landwirte für die allgemeine Volksrrnährung ab liefern, was sie nur irgend entbehren nönnen. Unser Kampf gilt der Freiheit Deutschlands unter drn Weltvölkcrn, der Entfaltung nicht seiner Militärmacht, sondern der Ausdehnung seiner Arbeitskraft. Ministerialdirektor Brand äußerte sich zum Stand der Volkser nährung. Die Brotversorgung in dem bisherigen Maße wird bis auf weiteres bleiben. Die Statistik über die Kartoffelernte kann nicht richtig gewesen sein, denn die letzte Ernte war nicht schlech ter als die im Jahre 1916. Das Ergebnis hat aber zu weiteren Ein schränkungen geführt. Bel der Fleischversorgung ist eine Kürzung bis zum 30. April nicht zu befürchten. Ob sie für die Dauer des Wirtschaftsjahres vermieden werden kann, ist noch fraglich. Die Selbstversorgung konnte in Bayern auf einer Höhe gehalten werden, wie sie in anderen Staaten nicht annähernd besteht. Unsere Lage ist ernst, und es bedarf der restlosen Erfassung aller Lebensmittel und größter Sparsamkeit, um durchzuhatten. lieber die Kriegswirtschaft einer Industriestadt sprach Oberbürger meister Dr. Veßler aus Nürnberg. Dr. Helm über das Thema: Bayerns Landwirtschaft vor und im Kriege und Baurak Dr.-Ing. Lippert, Direktor der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, über die Rüstungsindustrie. Die Sequestration der deutschen Güter in Amerika Basel, 11. März. (Eig. Drahtberlcht.) Reuter meldet aus Washington: Gemäß der Gesetzesbestimmung, die Palmer, der an der Spitze der Sequestration der Güter der feindlichen Ausländer in denVeretntgtenStaaten steht, ermächtigen soll, Liese Güter zu verkaufen, wird jetzt der erste Verkauf die Güter treffen, die «der Deutsch« Kaiser und Bethmann Hollweg, die Junker im allgemeinen und die deutsche Regierung in den Vereinigten Slaalen besitzen'. Am Sonnabend wurden die Darlegungen Palmers vor der Senats kommission durch die Regierungskredite veröffentlicht. Aus dieser Dar legung geht hervor, «daß man die feste Absicht habe, die vorgeschobenen Dosten Deutschlands in den Vereinigten Staaten zu vernichten . Palmer sagte in der Kommission, der Feind müsse wissen, daß die Beziehungen, die er mit dem amerikanischen Handel und mit der amerikanischen In dustrie unterhalten konnte, nicht nur für die Dauer des Krieges, sondern für immer vernichtet sind. Dank seinen Finanzoperationen habe Deutsch land ln den Vereinigten Staaten und in deren überseeischen Besitzungen seine Hand in den kommerziellen und industriellen Unternehmungen. Palmer erklärte, daß die amerikanischen Interessen in Deutschland im Vergleich zu den deutschen Interessen in den Vereinigten Staaken un bedeutend seien. Seine Absicht besteht darin, das Ergebnis des Ver kaufes der feindlichen Güter zum Ankauf von Schatzscheincn der Re gierung zu verwenden. Er hob die Tatsache hervor, daß er -keineswegs beabsichtigt, die privaten Geldanlagen der Deutschen in den Vereinigten Staaken zu stören, wenn diese von geringer Bedeutung sind. Gärtner in die Lehre, arbeitete alt solcher In Deutschland, Holland und Rußland. 1862 gründete er tn Crimmitschau ein eigenes Geschäft. 1870 »nid« er Mitbegründer der Venossenschaftsdrvckeret Atolle, Schlegel ». Lo.' und Herausgeber vom LrimmtlschauerBürger- und Aauernfreund', der dem Sozialistengesetz zum Opfer fiel. Seit 1886 war er Gemetnderat, gehörte von 1885—97 dem Sächsischen Land tag an und war Mitglied der, Reichstages von 1881—87 und feit 1890. Der Wahlkampf in Niederbarnim D Berlin, 11. März. (Drahtberlcht unserer Berliner Schrtftleitung.) Im Wahlkreise Niederbarnim tobt der Wahlkampf um di« Nachfolge Stadthagens. Nicht weniger als 5 Kan didaten stnv In dem Wahlkreis, der ISO 000 Wähler zÄlt, ausgestellt war den. Wenn die neu« Wahloorlage im Reichstag durchgeht, wird hier dos nächste Mal nach dem Verhälmiswahlrecht gestimmt werden. Die Sozialdemokraten haben zwei Kandidaten ausgestellt, den aus reichend bekannten Dr. Br «itscheid , für den seine Gattin im Wahl kreise iälig ist, und den GewerkschastSsekretär Wissell.'dle Foct- schilltliche Voikspartei Otto Hofsmann, für den auch Zentrum und Polen stimmen werden, die Na t l ona l l t b e r a l e n den Lichtenberger Stadtsyndikus Dr. Marehky und die Konservativen den Amtsvor steher Kühn- Birkenwerder. Die Entscheidung wird erst am kommen den Donnerstag salien. (-) Berlin, 11. März. (Drahtbericht unserer Berliner Schrtftleitung.) Dem Reichstag ist der Entwurf eines Gesetzes über Kriegszuschläge zu den Gerichtskosten sowie zu drn Gebühren der Rechtsanwälte und der Gerichtsvollzieher zugegangen. D Berlin, 11. März. (Drahtbericht unserer Ber liner Schrtftleitung.) Dem ReichslagSabgeordneten Dr. Stresemann ist Las Eiserne Kreuz am weisz-schwarzcn Bande ver liehen worden. D Der Friedensverkrag mit Rußland wird Ende dieser Woche i.n Reichstag verhandelt werden. Die Sitzung am Dienstag be ginnt mn 2 Ilhr. * Erkrankung der Königin von Bayern. Seit einigen Tagen ist die Königin an einer katarrhalischen Asfcktion mit leichtem Fieber erkrankt. Erfreulicherweise ist in dem Befinden der Königin, die bereits mehrere Stunden außer Bett verbringt, eine Besserung eingckretcn. * RcichSbankpräsidenl tzavenstcin hielt am Nachmittag im Großen Hörsaal der Münchner Universität im Rahmen der vom Ministerium des Innern begonnenen Vortragsfolzc einen mit Beifall aufgenommencn Vortrag über die 8. Kriegsanleihe. ' General Hoffmann Ehrenbürger von Nordhousen. Die städtischen Körperschaften haben einstimmig dem Generalmajor Hoffmann das Ehrenbürgerrecht Nordhause ns, seiner Vaterstadt, verliehen. Druckfehler: Im NeichskagäauSschuß hak der Abg. Stubmann (Nall.) gesagt, die Verhandlungen seien industriefreundlich gewesen, weil sie nur Mißstände (nicht Mißverständnisse) erfassen wollten. Die Abmachungen mit Rußland Der gestern morgen veröffentlichte deutsch-russische Zusatzvertrag füllt den Rahmen des vorangegangenen eigentlichen Fneoentver- träges, der ja ungewöhnlich weit und vorläufig war und tn wich tigen Teilen auch jetzt noch nicht mit festen Bildern ausaefüllt ist, zum guten Teile auS. Nur -aS Schicksal der bisher .besetzten' Ge biete Ist noch nicht geklärt, und daS ist freilich nicht bloß einer der wichtigsten Punkte der ganzen Abmachungen, sondern daS für die zukünftigen Beziehungen Deutschlands und Rußlands entscheidende Stück. Der Zusatzvertrag beschäftigt sich damit nicht. Darin handelt es sich nur um die diplomatische und konsularische Klein arbeit. Dabei sind die Bestimmungen über die Wiederherstellung der Staatsverträge zum Teil schon bekannt, zum Teil auch l« den anderen FricdenSverträgrn der letzten Zeit ähnlich enthalten. Mr beschränken unS im folgenden auf die wirtschaftlich wichtigen Ziele des Abkommens. Wie in den mit der Ukraine und mit Finnland getroffenen Vereinbarungen hat die Regelung der privatrechtlichen, kommer ziellen und Industriellen Fragen auch im deutsch-russischen Zusatz verträge eine befriedigende Erledigung gefunden. Im allgemeinen kann man sagen, daß der Zustand, wie er vor dem Kriegsausbruch bestaub, wiederhergcstelit ist, ohne daß dem einen oder dem anderen der vertragschließenden Teile Sondervorteile erschloßen oder öondernachteile zugefügt werden. Wo sich etwa leichte Ein schränkungen finden, treffen diese beide Parteien gleichmäßig und berühren die Interessen der beiderseitigen Staatsangehörigen auch in gleichem Maße. Als besonders wichtig für den deutschen Teil ist die Regelung des öffentlichen S ch u l d e n d i e n st e s zn erachten, wonach dieser sofort nach Ratifizierung des Friedens vertrages wieder ausgenommen wird und die Bestimmung ge troffen ist, daß die vor KriegSbeendiaung fälligen Verbindlich keiten innerhalb sechs Monaten beglichen werden sollen. Damit sind die Forderungen der deutschen Staatsbürger an das Russische Reich endgültig stchergestellt. Ein weiterer Kardinalounkt der Vereinbarungen ist die beiderseitig vorzunehmende Wiederherstellung des privatrechtlichen Schutzes in Verbindung mit EntschädioungSbestimmungen; diese letzteren werden, was für den loyalen Charakter Les Abkommens spricht, derartig durchgesührt, daß diese Fragen von beiden Par teien nach den in ihren Gebieten für olle Landeseinwohner gelten den Gesetzen, unter gleichmäßiger Behandlung der Angehörigen beider Teile, geregelt werden. Als ein erfreulicher Erfolg unserer diplomatischen Verhandlungen ist es ferner zu bezeichnen. Laß die Schutzrechte jeglicher Art, die im Kriege von der russischen Ge waltpolitik schwer verletzt worden waren, in vollem Umfange wieder aufgerichtet werden, und daß den deutschen Schuhberech tigten für entstandene Nachteile entsprechende Vergütungen ge währt werden. Daß die unter staatliche Aufsicht oder Verwaltung gestellten Vcrmögensgegenstände sofort frcigegebcn werden, die Geltendmachung von Ersatzansprüchen gegen unzulängliche Tätig keit der russischen Verwaltungsstellen eingeräumt sowie den be rechtigten Forderungen Erfüllung zugesichcrt wird, verficht sich gemäß den übrigen Vereinbarungen von selbst. Dabei soll be sonders die Wiedergutmachung der Schädigungen hervorgehober, werden, die deutsche Aktionäre dadurch erfahren haben, daß sie als feindliche Ausländer nicht in den Genuß von Bezugsrechtcn und anderen Vergünstigungen treten konnten. Schließlich verdient noch Beachtung die Frage der Behand lung der in die Gewalt des Gegners geratenen Kauffahrteischiffe und deren Ladungen. Bekanntlich sollen die Kauffahrer, die ge mäß Artikel II, Absatz 2. des 6. Haager Abkommens angefordert worden sind, unter Entschädigung für die Zeit der Benutzung zurückgeaeben oder im Verlustfalle ersetzt werden. Da die gleiche Abmachung auch für solche Kauffahrer, die in neu tralen Hoheltsgewässern mit Beschlag belegt oder versenkt worden sind und für deren Ladungen, ohne Rücksicht auf entgegenstehendc Prisenurteile, Geltung hat, so ergibt sich, daß die deutsche Handels marine und der deutsche Export, soweit ihnen im Kriege durch Rußland Schädigungen zugefügt worden sind, nahezu vollen Er satz erholten werden. Es wäre zu wünschen, daß unsere Diplo maten bei den späteren Friedensverhandlungen mit der Entente und den verschiedenen nord- und südamerikanifchen Staaten in dieser Frage die gleichen Bedingungen durchzusehen verstehen. Für den deutschen Ileberseehandel nach dem Kriege ist die un geschwächte Kraft der deutschen Handelsmarine eine Unerläß- lichkeil. Andersens MSrchen in Porzellan » Berlin, den 11. März 1918. Kleinkunst und Kunstgcwerbe erfreuen sich seit Jahren besonders großen Interesses, das sich zweifellos zum nicht geringen Teil als elne Art Gegengewicht gegen die Industrialisierung auf allen Gebieten ent- wickelt hat. Trotz der regen Tätigkeit auch großer schaffender Künstler zugunsten des Kunstgcwerbcs ist aber im allgemeinen mehr das Be stehende fortentwickelt, als etwas wirklich Neues ausgebildet worden. Reue Wege geht nunmehr die berühmte Kopenhagener Psrzetlanmanu- saktur, die es sich jetzt zur Aufgabe gemacht hat, plastische Märchen- lllustratiouen zu schaffen. Gerade die Geschichte der Märchenillustration weist nur wenige unvergänglich« Werke auf, wie z. B. .Die sieben Raben' und.Die schöne Melusine' von Moritz von Schwlndt, oder das bekannte .Schlaraffenland' von Pister BrueghelS. Von der plastischen Märchendarstcllung der Vergangenheit ist aber so gut wie nichts zurück geblieben, so daß die Kopenhagener Richtung, die Dr. G. Lens lm näch sten Heft der bei der Deutsche» VerlagSanstalt in Stuttgart erscheinen den Zeitschrift .Heber Land und Msec' bespricht, ohne Uederlreibung als eine bedeutungsvolle Erweiterung der Kleinkunst bezeichnet wer den kann. Die neuen «PorzellanmLrchcn' der königlich dänischen Manufaktur stammen von dem Bildhauer Ch. Thomsen, der bereits eine Anzahl der schönsten Figuren auS Andersen« Märchen tn die greifbare Wirklichkeit des Porzellans überlrug. So wurde die .Schneekönlgin' geschaffen, die der kleine Kay an einem Winterabend durch das runde Guckloch im zugefrorenen Dachstubenfcnstcr entdeckte; die statuarische Haltung, der starre Sphtnxbllck und die schimmernde Weiße deS Porzellens drücken die Grausamkeit und Kälte dieser Geistcrerschelnunz packender aus, als es dl« beste Zeichnung oder Malerei vermögen. Das Märchen .Die Nachtigall' reiste um so mehr zur Darstellung in Porzellan, als es ja in einem Porzellanschloß spielt. Der Kaiser von China hatte gehört, daß sich in seinem Garten «in merkwürdiger Vogel, die Nachtigall, de- . finde, und seinem .Kavalier' befohlen, pe herbelzuschaffen. Die Gruppe ' Thomsens gibt den Augenblick wieder, da ein kleines Lhinefenmädchen den Kavalier zur Nachtigall führt und beide andächtig dem Gesang s lauschen. Weiterhin wurde eine lustige und phantastische Episode auS dem Märchen .Der Schatten' in Porzellan gestaltet, endlich Haden bis her noch die Märchen .DaS Feuerzeug', .Die Prinzessin und der Schweinehirt', sowie .Die Hirtin und der Schornsteinfeger' dem Por- zettanpiastiker als Vorwnrf gedient. In Dänemark erregten die ersten Proben dieser Mai chcnporzellanknnst große» Aussehen, und nicht mit Anrecht wird betont, daß auf diese Meise auch die Liebe zu den Mär chen, die einen der schönsten Bestandteile der Volksüberlieferung bil den, wuchgehalten und sogar noch gefördert wird. Jedenfalls scheint das Problem der künstlerischen Märchcnillustration auf drcse Weise am besten gelöst, denn es gibt kein Material, das ich für die duftigen Ge bilde einer träumenden Märchenphantasie besser eignete, als das kost bare Porzellan mit seiner Bildsamkeit und Zerbrechlichkeit, vor allem aber mit -er sanften und gleichzeitig leuchtenden Pracht der Unterglasur. färben. ES wäre zu begrüßen, wenn nach dem Kriege auch bei uns der Versuch gemacht würde, die schönsten Szenen aus den deutschen Mär- chen für immer in Porzellan festzuhalten. Schauspielhaus. Gedächtnisfeier für Frank Wedekind. Di« siebente künstlerische Morgenseier findet Sonntag, den 24. März, statt. Sie gilt dem Gedächtnis Frank Wedekinds. Zur Nachfolgerfchoft Max Grubes. Wie uns unser Hamburger Mitarbeiter drahtlich mitteilt, wird von maßgebender Seit, erklärt, daß entgegen einer Meldung eines Leipziger Blattes, der Dresdner Hoftheoter-Dramaturg Dr. Karl Wolff habe begründet« Aussicht, als Nachfolger Grubes ans Deutsche Schauspielhaus in Hamburg be rufen zu werden, wohl von Hamburg aus ein« unverbindliche An» sragean Dr. Molsf ergangen sei, doch habe dieser erklärt, in Dres den bleiben zu wollen. Uedrigens kommt Albert Heine für den Posten ln Hamburg nicht mehr in Frage, und zwar aus finanziellen Gründen; denn Heine hat in Wien ein Einkommen von 50 000 Kronen, «inen Betrag, den das Deutsche Schauspielhaus nicht zu zahlen in der Lage ist. Deutsch« Hesihealer auf ber V«nbersch«st. Eine eigenartig« Er scheinung in der deutschen Lheaterwelk, von der »en übrigens nicht weiß, ob sie «in Ausfluß d«s Kriege« mit seinen Begleitumfttlnde» ist, bieten gegenwärtig di» Hofth«at«r Mitteldeutschlands »nb vornehmlich. diejenigen der thüringischsten Staaten, lieber alle Grenzen der sonst so schwer enkwirrbarcn thüringischen Staaten seht sich neuerdings in noch nie dagewcscner Häufigkeit der wandernde .Hof-ThespiSkarren" hin weg und schlägt seine Zelte saft ebenso häufig im .Ausland' auf, wir in der Heimat. So gastierte u. a. die Dresdener Hofoper in Gera, die Gothaische Hofoper in dem sachsen-weimarischen Eisenach, das Weima risch« Hoftbeater im schwarzburgischen Arnstadt, das Koburgische Hofthealer tn dem meintngenschsn Sonneberg und in der Harfcnstadt Meiningen selbst, dos Geraer Hofthcater in bem sachsen weiinarischen Jena usw. Wir dir Berichte aus allen diesen Orken besagen, begegnen diese, zumeist eine ganze Serie oder Zyklen umfassenden Gastspiele einem so regen Interesse, daß vor ausverkaufien Häusern gespielt werden kann. * * H Aus Lukas Cranachs Werkstatt. Aus Erfurt wird unS ge- chrieben: Eine wertvolle Neuerwerbung ist dem hiesigen städli- chen Museum gelungen, indem von der Leitung ein Bildnis der Cranach, chen Werkstatt, dos die Szene .Lasset die Kindlein zu mir kommen', n figurenreicher Anordnung vor landschaftlichem Hintergrund dar« teilt, ersteigert wurde. Gegenüber der in der Wenzelskirche zu Naum- >ura befindlichen Fassung, die 1903 auf der kunsthistorischen Ausstellung n Erfurt viel Beachtung fand, stellt daS Bild eine andere Fassung dar; eine Gestalten sind weniger zusammengedrängt und deutlicher in drei Gruppen gegliedert: die deS segnenden Christus mit Kindern und Müttern in der Mitte und seitlich rechts hinzucilende Mütter, links die erstaunten Jünger. In dieser übersichtlichen Gruppierung wie der Be tonung der Landschaft und der klangvollen Farbengebung ist das Werk In hohem Maße geeignet, gemeinsam mit der vor dem Kriege erworbe nen .Heiligen Nacht' den großen Thüringer Meister der Reformations zeit in der Erfurter Sammlung würdig zu vertreten. ' * Literarische Mitteilungen. Derphilosophlsche Kritizis mus, daS drelbändig« Hauptwerk des Berliner Philosophen A. Rlehl, erscheint künftig tm Verlag« von Alfred Kröner in Leipzig. — Ilse von Stachsneuestes Werk .Requiem' wirb soeben lm Buchhandel augeköndigt. Es ist eine Avsmünzung der gewaltigen Sttmmungswerte, die in dem ergreifenden Ritus eines Requtems L- «rlcheint in der I »L^Kö l e llchen Buchhandlung, Kempten-Mönch«. -
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