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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.03.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180312018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918031201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918031201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-03
- Tag 1918-03-12
-
Monat
1918-03
-
Jahr
1918
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vvor- Vvr 100) in lei- o- «UUL suek >»«L" N«M seal- prei- rluug <Iea x «p- rrusr unci äeo kalt, kalt, uuä lcbsr irl- eben milt- l un- sup- ?e- erst -ölen »r i- sg?u ir. kos- > c k- 'ose! iolä- .^n- ituu- !- Ze- r kür ' S-» rms- e r- a Sc 'eui- ,86a 6 er- ll L seko unä cbe, aler /oll erer u t v »rirt- >rcb- uu<1 nleo sinä unä mut ?er rion ao- >au!c «Liilc Über i^sr üu- l m- um del- r. r8- ru- SU5- :06ll 6eu de ll r- iv cdt ed?- eut- »dke l i'n Sei- 86- res- 61e ,S9) Llu- 6c-v 017 ien, 6er >re:i ,38) mut äis eo6 lüu- leu. ein von /,o» > »Iz on- a i^e- »'de. . i>» o n- »o« em ^ze euo ül». «) Uw Ku- K tvll UL. Jahrgang Morgen-Ausgabe Nr ISS 1918 Dienstag, den 12. Mörz Die Neuordnung im Baltikum Die Optimisten sogar habe» begriffen, -atz es Die Arbeitslosigkeit steigert sich nach dem so hoch, bah täglich big 260000 Arbeiter t» herumirren und «ach Arbeit suche«. El» sich in die Provinz: ein Teil bleibt t« -er Die Streikgefahr in der Schweiz Bern. 11. März. (Eigener Drahtbericht.) In einer Konferenz der Schweizer Regierung mit de« Vertreter« der Frak tion«« de« KonlonsraleS machte der Regierungspräsident Dr. Wett stel« sehr ernste Mitteilung«« über die Borberei- tung von sozialistischen Agitation««. Die Entscheidung darüber, ob die Drohung mit dem Generalstreik wahr ge macht werden soll, wird in der Milt« diese« Monnt» getroffen. Dr. Wertstem betonte, dah die Umflurzbewegung auf anarchistisch« Einflüsse zurückgehe, mit denen die sozialistisch« Führerschaft di« V«m inschaft adlehne, die aber schon sehr tief eingeristu» seien. Dnrch die Umsturzbcwcgung werde auch die äußere Gefährdung der Schweiz drohend. Bon Sozialdemokraten wurde geäußert, es sei beinah« za spät um die drohende Explosion zu verhindern. Di« Frag« einer de- ruhlgenden Proklamation der Regierung über weiter« Maßaahm«» zur Linderung der Rot wurde erhoben und wird ans weiter«» Konfe renzen besprochen. Zu bemerken ist noch, daß die LedenSwtttelver» sorgaug im Kanton Zürich besonder« schwierig ist. Unsere Truppen vor Odessa Kämpfe mit Tschechen. — Wiederherstellung de- Zarentum- unter Großfürst Michael? G Berlin, 11. März. (Drahlbericht ouserer Ber liner Schrift leit ung.) Wie wir hören, haben unsere Truppen sich auf ihrem Bormarsch in der Ukraine Odessa auf S Kilo meter genähert. Lebhafte Kämpfe haben zwischen dealsche» Truppen und tschechischen Formationen bei Bach matsch ftattgefunde«. Diese Formationen, die sich zum größten Teil au« österreichische« De serteuren rekruliercu, werden von Offizieren de« Stabe« der 8. russische» Armee geführt, deren Mannschaftsbestand völlig aufgerlebea wurde. In Finnland herrscht furchtbare Hungersnot, a»L mit Ungeduld wird die Ankunft unserer Hilsslruppen erwartet, die die Weihe Gard« in ihrem schweren Kampfe gegen die Ro'e Garde «nterstützea sollen. Bou der Abberufung der Roten Garde verlautet blsher noch nicht«, vielmehr erhielt sie in der letzten Zeil neue Unterstützung aas Peters burg. In Moskau wird der Ausbruch einer Revolulionsbewegung erwartet, die o. a. auch die Anerkennung de« Friedens in ihr Pro gramm ausgenommen hat. Als zukünftiger Herrscher wird allgemein Großfürst Michael genannt. Ein Fonkspruch aus ZarSkofe Selo meldet, dah der Rücktrausport der aus Estland und Livland Verschleppten in die Heimat begönne» hat. Der Funkspruch ist noch von Trotzki unterzeichnet. Warschau» 11. März. (Drahlbericht.) Aus Petersburg be richtet .Kurscr Warszawski", daß die Situation sich immer «ehr ver schlimmert. Die größten kciarn Ausweg mehr gibt, sozialreoolukionäre» Putsch den Straßen Petersburgs Teil dieser Arbeiter begibt Stadt und bildet ein immer stärker werdendes Element der Anarchie, das nur auf den Augenblick wartet, am zu explodiere«. Es wurde» wieder drei Zeitungen verboten. Die neuen Kriegskredite D Berlin, 11. März. (Drahlbericht unserer Ber liner Schriftlettung.) Dem Reichstag ist der Entwurf eine» Gesetzes zugegangen, in dem «in neuer Kredit von 15 Milliarden Mark verlangt wird. Die bisher bewilligten Kre- dife belaufen sich auf 109 Milliarden Mark, so daß also nach An nahme dieser Dorloae 124 Milliarden Mark bewilligt sind. Bon den Krediten find bisher 72L Milliarden durch Kriegsanleihen flüssig gemacht. vEz«gv«reis. u>, -»»« Drache „«m» «.ros, »lvitljLdkllp M. «00. t>« Add-Kr »»naMch M. U7S; »scch «lsr« - SsSwärltI« FMairn tu« -aal ,«dr,chl moestlich M. ZL »tartal- - - . /Untsblatt des Rotes und des Polizei amten D»iid«tUll,«hadU Hauvtlchriftleiter: Dr. Erich Everth, Leipzig. Die Kümpfe in Tiunland Stockholm, 1l. März. (Drahtbericht.) Aus Wasa berichtet dtz« stunisch« Hauptquartier vom S. März:, Auf der Satakqnsafront hef tige Kämpfe bei Sändos, Ahtolne», Pirjtifärvi und Paomarkku, gegen welche Orlfchofleu der Feind bedeutende Kräfte au« Björneborg zu- sammsnzog. Unsere nach Lucte auf der Savolaksfront vorgeschobenen schwachen BorpostenadtetluNgen wurden etwas gegen SySmaS zurück gedrängt, nachdem sie von mannigfach überlegenen, au« Heinola kommen de« Kräften augegriffen worden «»ar««. In Karelen dauern di« blutigen Kämpfe bei Ahooa ununlerbroche« Tag und Rächt an. Ungeachtet der kolossale« Berlufle werfe« die Rusten stets ueue Truppen ins Feuer. Bei Raut» und Balkjäri wurden feindlich« Angriffe zurückgeschlagen. Feindliche Flieger warfen Aufrufe ab. Siochholm, 11. März. (Drahlbericht.) Die Bluttaten der Roten Gardisten in Südfininland mehren sich nach einem Tele gramm an .Stockholms Tidningen" täglich. In dec Rächt zum Sonntag wurden in Wasa auf offerier Straße wieder einige Morde begangen. In Heising fors erschossen die Roten Gardisten zur gleichen Zeit drei Brüdet. In St. Michel wurden vom Zugs aus sechs Leichen auf den Bahndamm hinausgeworfen. Die Roten Gardisten gehen seht methodischer vor als bisher, indem sic sich vor allem gegen die gebildeten Kkrssen wenden. In erster Linie sind Pfarrer und Gutsbesitzer ihrer Verfolgung ausgesetzt. Stockholm, 10. März. (Drahlbericht.) Nach einem Bericht des Helstngsorser Korrespondenten des Blattes .Socialdemokraten' stehen die finnländischen Sozialdemokraten nicht einig hinter der revolutionären Regierung. Schon zu einem früheren Zeitpunkte wurden Proteste gegen hre Taktik erhoben. Die Uebergriffe der letzten Zeit werden auch von führenden Kreisen nicht gebilligt. Da man beschlossen hak, mit Waffen- macht in die Revolution einzugrelfen, charakterisieren mehrere Führer der allen Sozialdemokratie dies als .Diktatur der Maste' und weigern sich, di« Resolut'on zu beschützen. Das sozialistische Hauptblatt .Tio- nenies'' sprach sich gegen die gewählte Taktik aus und weigert sich, sich nach den Beiordnungen der Leitung zu richten. Dis sozialdemokrati schen Gegner der Revolution werden immer zahlreicher und protestieren osfen gegen die Geschehnisse. Die Resolut on wird als ein Verbrechen gegen die Arbeiterklasse und ihre Interesten betrachtet. Die kurländische Herzogskrone für den Kaiser D Berlin, 11. März. (Drahtberlcht onserer Ber- einer Schriflleilung.) Durch dl« Korrespondenz v jst in den deutschen Tageszeitungen von Ober-Ost die Nachricht ocr- dreiiet worden, der kurländische Landesrat habe dem Deutschen Kaiser die kurländische Herzogs krone angeboten. In Berlin ist, wie wir hören, eine Be- stäligung dieser Nachricht an amtlicher Stelle noch nicht ein getroffen, doch ist an der Richtigkeit der Meldung nicht zu zweifeln, da auch die litauischen Zeitungen sie bringen. «- Falls diese Nachricht sich bestätigt, nehmen wir an, daß das Angebot nicht angenommen wird. Es wäre keine angenehme Aussicht, dah von allen etwa vorkommenden unerwünschten Vor gängen in Kurland die Person des Deutschen Kaisers unmittelbar betroffen werden könnte- vvtb. Berlin, 11. März. (Drahlbericht.) Die deutsche Regierung hat am 8. März durch einen Funkspruch an di« russische Regierung darauf hingewlese«, dah 450 Balle« aus Dorsal und Reval und 130 Bal- <e« aus anderen livländische« Städten verschleppt wurden, am nach Si birien ablransportierl zu werde«. Der Transport erfolgte in Vieh wagen mit Zertifikaten vom Smolny-Institut. Die deutsch« Regierung legte gegen Vies« Mahregel, die mit ArNkel S, Absatz 2 des FrlrdenS- nerlrages im Widerspruche staad, Verwahrung eia «ad verlangte so fortige Rückbeförderung der Berschleppten. . Der Beisitzer deS Volkskommissars für auswärtige Angelegenheiten in Petersburg erwiderte hierauf namens der russische» Regierung, «S würde bereits Verfügung getroffen, dah dle Verschleppte« «ach ihrer Helma» zurückbefördert würde». Ihre Zurückschafsung werde nur darch die Trausporlschwierigkeiten aufgehalle«, die dnrch di« Demobilisation der russischen Armee entstanden. Der Feldzug ä» Palästina Konstantinopel, 10. März. Awtttcher He«r«-7 bericht. Palästinas«:»«!: Am v. März herrscht« fall M Hex ganze« Front lebhafte GefechlSlätlgkeii, di« tefiweis^ HWte» Kämpfen führte. In der Gegend von El Kafr, Bel M»m mb R«iU Saleh kam es nur zu Dorfcldgefechtea, tu denen unsere Posiserungen besehlsgemäh fechtend de» ernsten Kämpfen auSwichea. Weller >»Blich waren schon in der vorhergehenden Rachl feindlich« Erku»da»gsvorsiöh« im Handgranatenkampf abgewiesen worden, als am frühe« Morge» starkes Artillerlefeuer auf einem grohen Teile der Front «tafetzt«, dein bald darauf ein Angriff folgte. De« auf die Haoplftellongea a»sa>«iche»- den vorgeschobene« Sicherungen folgend, besetzte der Fellrd Kairo»«), Alara und Silwand. Nördlich InSrud fehle« starke Angriffe des Gegaers über Burdsch-Berdaoill ein; sie wurden unter schwere» Verloste« für -«» Feiad restlos abgeschlagen. Seiu Hauplangrl» ricklete sich -ege» dt« Höhen der T el l - A s u r st e l l u a g. Sechsmal wechselte dies« Slella»- in erbittertem Kampf ihren Besitzer. Schließlich «leb sie dank der heldenmütigen Abwehr unserer Truppen fest la anserer Hand. Am linke» Flügel unserer Wcstjordanfront war eS auch schon in der Rächt z» Palrouillengefechlen gekommen, bei denen ein Offizier, eia Unteroffizier und sechs Mann als Gefangene eingebrachl wnrde». Die hier am Marge» einsehendeu feindlichen Angriffe wurden sämtlich verlustreich abgeschlagen. Alle Stellungen sind in unserer Hand geblieben. Im Vormarsch auf Erzerum wurden unsere Dorlruvpe» westlich Illdsche von Armeniern angegriffen, di« verlustreich und leicht abgewlese» wurden. Den Rebellen im HedschaS wnrde eine empfindlich« Niederlage beigebracht: nachdem sie schon am 6. März bei Tuwane geschlaaen waren, worden sie gestern unter schweren Berlullen weiter uach Süden getrieben in Richtung Schebak. Englischer Bericht aus Palästina. Am frühen Morgen des 9. März setzten die Truppen des Generals AUcndy im Westtale deS Jordan den Gcneralvormarsch nordwärts fort. Der Wadi Auje wurde mit leichtem Widerstand überschritten und dle türkische Stellung Ahel Bet Iudak-Abu Telul auf der Hochfläche, fünf Meilen westlich des Jordan, angegriffen. Die Stellung wurde vom Feind zäh verteidigt, ober um 3 Uhr nachmit tags von uns genommen. Auf beiden Seiten der Straß« Jerusalem— Nablus erstreckte sich das Borcückcn auf eine Front von 13 Mellen bis 2 oder 3 Meilen tief. Im Osten befehlen unsere Truppen Kefrmolik, Tal Asur und Selwad. Tagsüber machte der Feind verschiedene erfolglose Versuche, Tal Asur wiedcrzunchmen. Westlich der Straße nach Nablus wurde die Linie Burs—Bartawitt—Attara—Abu Delr-ez-Sudan unter geringem Widerstand erreicht. Vom Fliegerkorps wurden erfolgreiche B^moenunkernehmungen ausgeführt. Bei Lubban wurden direkte Tref fer auf Truppen und Transporte beobachtet. «»»«ige-zirei,: LLSL L'N ». l« „tt. I«U i«, « Pf. » Di Vf-. »t« »I rs Vk OelchefX«^«ta<, «U vlat»«r'chr>t'k» » vr«N» »-»er. A«»«evu M. 7^- »«« «Milcht. vo«a«d»tzr. V,. - . »» S«»I«^ li p». «m»««»><«»«. - v-i»»«»»»«»» SchrM1«lt«», «ch vilchäNei«!« Z»tz«>»i»,«ll« Lr. R, Verlag, vr Reinhold L Lo. Lawrie. Zukunft des Battenlandes Der folgende Aufsatz unseres Berliner Mitarbeiters behandelt ein augenblicklich viel besprochenes und eifrig dnrchdachkes Problem, nämlich das künftige Verhältnis von Liv- und Estland zu Kurland und aller drei zum Deutschen Reiche, worüber sich sa auch der Abgeordnete Dr. Strese- mann in der Zeniralvorstandssthung der nalionallibcralen parke: ausgesprochen hat. Wir glauben deshalb, unseren Lesern die folgenden Gedankengänge eines Baten unter breiten zu sollen, da sie kenntnisreich die Frage von manchen Seiten beleuchten, wenn sie uns auch andere Seiten und namentlich Bedenken, die sich gegen die von ihm angestrebie Lösung geltend machen lasten, nicht hin- reichend zu würdigen scheinen. Die Schriftlettung. D Der Tag des Friedensschlusses mit Rußland ist zugleich die Geburtsstunde der baltischen Frage im engeren Sinne. Kurland, so heißt es im Artikel 3 des Frieöensverlroges, hört auf, der russischen Staatshoheit zu unterstehen. Und Liv- und Estland, verfügt her nach her 6. Artikel des nämlichen Instruments, werden von russi schen Truppen und Roter Garde geräumt und bleiben von deutscher PoUzelmacht besetzt, .dis die staatliche Ordnung hergestellt ist'. Aber was dann? Was geschieht mit diesen drei Provinzen, die durch eine 700jährige Geschichte, durch Bande des BluteS und hundertfältige Familienbeztehungen, durch Verkehr und Wirtschaft and — olelletcht mit am stärksten — durch Leid und gemeinsame seelische Nöte aneinander gekettet wurden, später und für dle Dauer? Wie sollen die staatlichen Gebilde ausschauen, die wir oder dle auch -le in Kur-, Llv- und Estland Siedelnden zu schassen vor haben? Wie dürfen sie überhaupt nur ausschauen, wenn der Bürgerfrlede im Innern und dle Ruhe nach Außen gewahrt bleiben und ote Interesten des Deutschen Reiches zu ihrem Recht kommen sollen? Man hört vielfach — und nicht nur von ungelehrten Leuten — btt Meinung, Kurland, an da- man sich in dieser bald dreijährigen Okkupation gewöhnt hat, würde nun also in Irgendeiner Form elwa-vte Kn Anhängsel deS Deutschen Reiches werden. Von Llv- viele aus Respekt vor dem ehemaligen Zarenreich »zu hoffen, daß sie irgendwie und irgendwann zu Buß land als dem «natürlichen Hinterlande' zurückkehren könnten. Ganz nebenbei: die Lehre von dem .natürlichen Hinterland«' ist, wennschon sie sich auf Auloriläten wie Friedrich Ratzel stützen kann, in neun von zehn Fällen leeres Gerede. Dle Geographie allein schafft keinen Staat und Staatenverblndungen, es muß schon wie bet Björnson .Geographie und Liebe' sein. Wo die inneren Zu sammenhänge fehlen, hilft — man kann, wenn man will, das auch qus der ernsten Staakskrise abnehmen, die Oesterreich zurzeit durchlebt — alles gute Zureden nlcht. Politische Abneigungen sprengen auch das natürlichste Wirtschaftsgebiet. Aber wa- dann? Ich wiederhole: Wie will man nach dem Provisorium sich auf die Dauer einrichten? Eine Scheidung nach dem Schema: hier Kurland, dort Liv- und Estland, ist im Ernst gar nicht zu diskutieren. Die deutsch-baltischen Politiker haben, solange in den beiden nördlichen Provinzen noch der Rüste gebot, über diese Dinge nicht geredet. Man muh in der Politik die Kunst verstehen, wie bei der Artischocke blattweise zu genießen, muß ab warten können. Aber keiner von ihnen ist sich wohl auch nur einen Augenblick darüber im Zweifel gewesen, daß eine Lösung, die Kur land an- Neich brachte oder selbständig werden lieh, indes Liv- und Estland bei Rußland blieben, schlechthin eine Unmöglichkeit ge wesen wäre. Die Sprachgrenze, dle Letten und Esten trennt, geht mitten durch Livland. Wir hätten dann also eine lettische Irre- denta bekommen, hätten ein Volk, das zusammengehört und dessen Glieder zueinanderstreben, ohne Not entzweigerissen. Der deutsch baltische Stamm aber wäre, indem wir einen seiner Zweige ge rettet, in Wirklichkeit vernichtet worden. Kurland als preußische Provinz wäre etn Notgebilde gewesen, als selbständiger Staat eine Gelegenheitsschöpfung, dle nicht leben und nicht sterben konnte: in einem wie dem anderen Falle der Herd ungestillter Sehnsüchte, der Keim neuer Verwickelungen. Erst der Friede von Brest-Lttowsk gibt an- die Möglichkeit einer Neuordnung, die Bestand haben und auch ernsthafteren stürmen trotzen kann. Dle drei Provinzen — ich sagte eS schon vorhin — bilden auS Gründen der Geschichte, des Blutes, deS Verkehrs und der Wirtschaft eine Einheit, die ohne schwere Gefahren nicht gelöst werden kann. Die Erhaltung dieser Einheit haben die meisten deutsch-bal tischen Politiker sich in der Form einer einfachen Angliederung an da- Reich gedacht. Sie wollten annektiert werden wie 1870 die Deutsch-Nationalen Oesterreichs, die mit ehrlichem Neid aus Elsaß-Lothringen blickten. Es mag wohl auch sein, daß manche von ihnen selbst heuke noch mit diesem Gedanken spielen; nur daß sie statt Annexionen jetzt Personalunion sagen, Personalunion mit Preußen: der leweilige Deutsche Kaiser und König von Preu ßen zugleich Landesherr in der Battenmark. Aber es ist nicht richtig, dah diese Auffassung, wie das neuerdings irgendwo zu lesen stand, vorwiegend von den baltischen .Großgrundbesitzern' genährt würde. Der dies schreibt, ist kein Großgrundbesitzer, kein .baltischer Junker', und bat doch für eine ganze Weile für seine alte Heimat eine solche Lösung sich erstrebt. Heutenicht mehr. Heule sind wlr vor der Welt, nach deren Urteil wir doch zu fra gen Haden, auch wenn wlr mit ihrer guten Hälfte noch lm Kriege liegen, durch das Wort des Kanzlers gebunden: wir erstrebten in Liv- und Estland keinen Landerwerb. Die Personalunion aber würde, wie eng oder wie lose wir sie auch gestalten, Feinden und Neutralen, würde selbst einem großen Teil der ReichSgenosien nur al- eine andere, höflichere Form der Annexion erscheinen. Darum gilt es, nach etwas Neuem zu suchen, das an da historisch Gewordene anknüpst und dennoch eS organisch weiter- zvbilden und weiterzulelten vermag. Da- die Deutsch-Balten nicht voneinder trennt, die Letten nicht von den Letten und trotzdem Brücken zu Deutschland schlägt und einer gemeinsamen Zukunft die Weg« bereitet. Da- unseren baltischen Volksgenossen (sie stich Wie seder andere auf sich allein angewiesene Kolonialstem»» Kött, 11. März. (Eigener Drahtbericht.) Die .Köln. Ztg.' berichtet aus Stockyolm: In einem sehr beachtenswerten Artikel wendet sich .Dazblad' gegen die von der schwedischen Regierung getriebene Hetze gegen Deutschland als etwas Unberechtigtes, zumal wenn man die Haltung in Betracht ziehe, welche d e Linke während des Krieges Deutschland gegenüber eingenommen habe. Richt Freundschaft für Deutschland habe den sogenannten Akklvismus in Schweden bei seiner Politik geleitet, sondern die Erkenntnis, dah Schweden rechtzeitig sich seine Stellung gegen eme etwaige deutsche Vorherrschaft in der Ostsee Ochern müsse. Daher die Sympathie für ein einem nordischen Staatenbund angehöriges Finnland. Branting und Genossen hätten sich durch ihren überzeugten Haß gegen Deutschland zu Stützen der zarischen Gewalt politik gegen Finnland gemacht, weil sie im Zarismus den stärksten Feind des verhaßten Deutschlands gesehen hätten. Bereits !n den ersten Krteasjahren habe man in Finnland erkannt, wessen man sich von einem Freiheit-Kampf auS diesen Kreisen in Schweden zu versehen haben würde. Auch als in Schweden im letzten Sommer die Partei der Linken die Regierung übernommen hatte, habe man in Finnland mit der Mög lichkeit m rechnen begonnen, sich nach Hilfe von anderer Seite umzu sehen. Ohne es seilst zu ahnen, seien die schwedischen Freunde des Verbandes die besten Verbündeten der Deutschen gewesen. Sie hätte Finnand vom Norden losgelöst und dort Mißstimmung gegen Schweden grohgezogen. Auch Serbien und Montenegro? O Berlin, 11 März. (Drahlbericht unserer Ber liner Schriftleitung.) Ein in Zürich wohnender früherer Balkanstoatsmann erklärte dem Mitarbeiter der .Deutschen Tageszeitung' in Zürich, daß es trotz der Dementis der Ne gierungen Serbiens und Montenegro- wshl in kurzer Apik z» einem allgemeinen Bolkanftieden kommen werde.
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