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2 Leipziger Jüdische Wochenschau Gedenkrede am Volkstrauertag 1933 gehalten Im Aufträge vom Vorstand und Bat der Israelitischen Semeinde Bremen in der Halle des Gemeindefriedhols von B. A. Dr. Bosenak, Bremen (Diese Rede entnehmen wir dem Gemeinde blatt der Israelitischen Gemeinde Bremen. D. R. Hugo Zuckermann in seinen „Kriegsliedern“: „Bin schlichtes Holz Zwischen zwei Ackerfalten. Bald schneits Und deckt die letzte Spur Von einem, der zur Fahne schwur Und seinen Schwur gehalten Der Regen wusch den Namen ab — Verloren und vergessen |- Soldatengrab, Soldatengrab, Das keine Tränen nässen . . Es war gegen Ende Oktober 1916. Von Ypern waren wir an die Somme geworfen worden. Für wenige Stunden hatten wir noch ein letztes Ruhequartier hinter der Front bezogen. Nach hereingebrochener Nacht sollten wir nach vorn, zur Ablösung von Regimentern, deren klägliche Überreste dem Augenblicke der Ruhe in unendlicher Furcht, ihn nicht mehr zu erleben, entgegenzitterten. Düstere Wolkenfetzen jagten einander am französischen Himmel, und während der Tag sich langsam seinem Ende zuneigte, gingen auf dem, was früher einmal Landstraße gewesen sein mochte, einsam und schweigend zwei deutsche Soldaten: ein ergrauter Mann und ein Jüngling. Des Älteren feldgrauer Umhang blähte sich im Oktobersturm, und wäh rend sie wortlos schritten, dröhnten am Horizont die Ge schütze in ununterbrochenem, fürchterlichen Rollen. Die da gingen, waren Vater und Sohn. Das Schweigen, das zwischen ihnen stand, war die Sprache des Abschiedes. Und wie sie so schritten in den verlöschenden Tag, sprach endlich, zum Abschluß der stummen Zwiesprache, die sie gehalten hatten, der Vater zum Sohn: „Viele, die waren, sind nicht mehr. Und alle, die sind, werden nie mehr sein, wie sie waren. Denn immer wird die Erinnerung an die Gefallenen in ihnen sein. So wie Du, •mein Sohn, diese Stunde nicht vergessen wirst, solange Du lebst, so wird die Welt ihre Toten nicht vergessen, die sich ■in diesem Kriege hingeopfert haben. Aus den Granat löchern des Schlachtfeldes, aus den Feldgräben Europas wird sie aufsteigen, diese Erinnerung, und wird wie ein Brandmal stehen am Kulturhimmel der Menschheit. Und so wird, dies eine weiß ich gewiß, das Leid, das dieser Krieg über die Erde gebracht hat, Segen bringen den kommenden . Geschlechtern. Allen, die diesen Krieg überdauern, wird die Erinnerung an die Toten des Krieges vorstrahlen wie eine Sonne, die aufgeht, wenn die Nacht dieser Kultur barbarei versunken sein wird im Schöße der Geschichte.“ Die gütigen Augen des ergrauten Mannes, während er so sprach, blickten in die Ferne, voraus in die Jahrzehnte, vielleicht gerade in unsere Tage hinein. Und während ich heute in Erfüllung der ehrenden Aufgabe, die Vorstand und Rat unserer Gemeinde mir gesetzt haben, das Wort an dieser weihevollen Stätte ergreife, um das Gedächtnis an unsere Kriegsgefallenen zu feiern, steht jene Szene vor meinem Auge und klingen jene Worte mir im Ohre, die damals mein Vater, der Diener des Friedens, in unmittel barem Angesicht der Schrecken der Schlacht zu mir sprach: „Aus den Kriegsgräbern Europas wird die Erinnerung an die Kriegstoten aufsteigen und wie ein Brandmal stehen am Kulturhimmel der Menschheit, Segen bringend den kommenden Geschlechtern.“ Wenn das für die Opfer des Krieges allgemein gilt, so gilt es für unsere jüdischen Kriegsopfer im besonderen. 96000 Juden standen nachweisbar in der Armee, von •mehreren Tausenden deutsch-jüdischer Kriegsteilnehmer abgesehen, die von den Statistiken nicht haben erfaßt wer den können. 550000 Juden gab es nach der letzten Volks zählung vor dem Kriege. Man kann also sagen, daß jeder fünfte Jude, einschließlich der Greise, Frauen und Kinder, unter den Waffen war. 12000 deutsche Juden aber sind gefallen; 12000 jüdische Tote, deutsche Väter und Söhne jüdischen Glaubens, liegen Grab an Grab und in Massen gräbern mit ihren christlichen Kameraden in fremder Erde. Mit ihren Leibern haben sie die heilige Gemeinschaft be siegelt, die in großer Stunde alle Deutschen ohne Unter schied des Bekenntnisses umschloß. Diese Gemeinschaft war keine Gemeinschaft des Zwecks, sie war eine Gemein schaft der Hingabe des Blutes, eine Gemeinschaft der Auf opferung für das gemeinsame Vaterland, eine nationale Gemeinschaft in des Wortes edelstem, lauterstem Sinn. Die heldenhafte Haltung unserer jüdischen Kameraden, die zur Ehre deutscher Waffen und zum Ruhme des deut schen Vaterlandes draußen gekämpft haben, ist eine histo risch geheiligte Tatsache, und wer an ihr zweifelt, schändet das Andenken und das Grab unserer Toten. Niemand darf wagen zu sagen, daß wir den Kameraden anderer Kon fessionen in der Erfüllung unserer vaterländischen Pflicht nachgestanden hätten. Nur beispielsweise mag es erwähnt sein, daß der jüngste Freiwillige der deutschen Armee ein jüdischer Junge von 13 Jahren war, der schon in diesem Dr. med. KuritzKes Facharzt > fürjmnereJ<rard<he^ Röntgen - Elektrotherapie - Klinisch-chemisches Unter suchungslaboratorium • zu allen Kassen zugelassen Naue Spr.ohz.it. SÄd.'Äl-ilöfc Nordetr I, Ecke Tröndlinring - Fernspr. 16026 Restaurant und Kaffee Die hervorragende Kempinski-Küche Ein Versuch — und auch Sie sind unser Stammgast Kempinski- Weine _ in vorzügl. Güte 1 / 1 Flasche ab 1.75 GBS'tSIR it'Bfl Kapelle SENZ-WIEMER BEWIRTSCHAFTUNG: Casino Das eleg. Tanzkabarett Nachmittags und abends: Programm der Attraktionen RUDI BACH konferiert Tanz-Orchester ADAM spielt auf KEMPINSKI-BERLIN Alter das Eiserne Kreuz erhalten und der im Kriege beide Beine verloren hat. Daß der erste gefallene Abgeordnete des Reichstages der kriegsfreiwillige jüdische Deutsche Ludwig Frank gewesen ist, weiß jedermann. Daß jüdische Flieger mit dem höchsten Orden, den der Kaiser zu ver geben hatte, mit dem Pour le Merite, geschmückt worden sind, ist gleichfalls bekannt. Die ganze Glut vaterländischer Gesinnung aber lodert aus den wunderbaren Versen des Juden Hugo Zuckermann, die er auf dem Verbandsplatz auf einen Notizzettel kritzelte, kurz bevor sein junges Herz Stillstand, Verse, die man nur mit unnennbarer Er schütterung lesen kann: „Heute darf ich den Genossen Makkabäerlieder sagen, Weil ich selbst ein Schwert getragen Und mein rotes Blut vergossen.“ Wir wissen es, daß die Welt es liebt, das Strahlende zu schwärzen, und sehr gut erinnern wir uns, daß 1916, mitten im Kriege, da Tausende und Tausende von jüdischen Deutschen, von feindlichen Geschossen getroffen, tödlich dahinsanken in der Blüte ihrer Jahre, der preußische Kriegs- Kohlenhandlung<t> P. PORGES Kaiser-Wilhelm-Straße 43 — Telefon 31063 Koks - Jriketts - Anthrazit - Brennholz Vertreter: Jakob MindeS, Einertstr. 3 minister Wild v. Hohenborn den bewundernswerten Mut aufbrachte, eine Zählung—nicht etwa des gesamten Heeres — nein, der im Heere Stehenden Juden zu verfügen. Aber jener Kriegsminister, der offenbar geglaubt hat, den Feind zu schlagen, indem er einen Teil seiner eigenen Krieger in das Gesicht schlug, hat sich, das mag uns genügen, ver abschiedet, durch seinen Nachfolger, den Kriegsminister von Stein, zurechtweisen lassen müssen, indem er ihn öffentlich erklären hörte: „Jedenfalls habe ich festgestellt, daß das Verhalten der jüdischen Soldaten und Mitbürger während des Krieges keine Veranlassung zu der Anordnung meines Vorgängers gegeben hat.“ Es ist nicht nötig, Eulen nach Athen zu tragen, uns ins besondere hier in diesem Kreise erscheint es überflüssig, Wahrheiten zu verteidigen, die niemand zu bestreiten wagt. Zur Ehre unserer christlichen Mitbürger aber darf ich wohl feststellen, daß die Ehrfurcht vor der heldenhaften Führung der deutschen Soldaten und vor dem Heldentode konfessio nelle Grenzen nicht kennt. Als ich kürzlich in einer Bremer Tageszeitung an unsere 12000 Toten zu erinnern und in ihrem Gedächtnis gegen die konfessionelle Verhetzung Stellung zu nehmen mir erlaubt habe, sind mir Zustimmungs erklärungen so mannigfacher Art zugegangen, daß ich mich, wenn der Schluß, vom kleinen Teilchen auf das Ganze erlaubt ist, zu sagen berechtigt fühle: Unsere Kriegstoten sind am heutigen Tage in ganz Deutschland Gegenstand des ehrfurchtsvollen Gedächtnisses nicht nur der jüdischen Kreise, sondern des ganzen deutschen Volkes, soweit es seine Urteilskraft sich bewahrt hat. Daß umgekehrt unsere Gedanken in dieser Stunde der Erinnerung aller Opfer des Krieges gewidmet sind, braucht wahrhaftig nicht erst be tont zu werden. Wenn diese Kriegsopfer einen Sinn gehabt haben, so kann es nur der sein, daß sie mit ihrem Blute den Völker frieden für alle Zeiten besiegeln. Und wenn Frontsoldaten, die den Krieg nicht nur aus Märchenbüchern kennen, heute in der Erinnerung an ihre gefallenen Kameraden zu sammenstehen, so eint sie das Bewußtsein der Pflicht, für den Frieden unter den Menschen zu leben und zu wirken, wie die toten Kameraden im Felde für den Frieden unter BiOXULTRA -Ymnpästä Mit einer kleinen Tube zu 60 Pf. können Sie mehr eie 100 X Ihre Zöhne putzen, weil BiOX*ULTRA hochkonzentriert let und nie hart wird. uiiinilnen die Arzte »am !■*! UnlaaZlral^^^ bei Heiserkeit Kalirrhe'der Stfileimhiute de* Radien* und de* Munden bei MandelenliQndung (Angina) und Erkaltungen. Ein VorbeugungstaHlel gegei Ansteckung (Oripps sie.). AuMezeldinei ffir Raudier, weidie stark tu Radien Katarrh neigen, für Singer. Redner etc Beutel a Pfg., Po** 72 Ptg. # Man Elb. A.-Q, Dresden. Herstellerin der BiOX-ULTRA-ZAHNPASTA den Menschen gefallen sind. So nur wird dann wirklich das Gedächtnis an unsere Toten zum Segen werden, und das Wort des Dichters wird sich an uns und den Zukünftige» erfüllen: „Wenn die tiefe Nacht vergangen, Steigt die Sonne strahlend auf, Alle Nebelstäubchen fangen Will ihr rasch bewegter Lauf. Alle Herzen will sie trösten, Alle Tränen stillen gehn, Bei Befreiten und Erlösten Soll ihr letztes Leuchten stehn.“ Zum Wocbenabscbnitt Moses geht, nachdem er die Israeliten zur Heilighaltung des Sabbaths erneut gemahnt hat — aue.h die Arbeiten für das heilige Wüstenzelt dürfen am Sabbath nicht hergerich tet werden, dazu über, die Stoffe sammeln zu lassen, die für die Umfassungsmauern, für die Geräte des Heiligtums und für die Priestergewänder nötig waren; die Überfülle der angelieferten Materialien zwingt ihn dazu, den Ruf zu ver breiten, mit dem Herbeischaffen aufzuhören. Die Stoffe werden an Bezalel und Oholiab weitergegeben; sie führen die Aufsicht und die Verantwortung über das gesamte Werk, an dem alle kunstverständigen und sachbegabten Personen beteiligt sind. Die Art der Herstellung wird einzeln und genau hier bei der Ausführung neu erzählt. Am 1. Nissan des zweiten Jahres nach dem Auszug aus Ägypten erfolgt nun die Übergabe und Aufstellung der Gegenstände und Geräte, deren Platz und räumliche Anordnung wir jetzt erfahren. Moses selbst vollbringt das Werk der Aufstellung. So ist das Zelt der Zusammenkunft geschaffen, über dem die Wolke lagert, und das erfüllt ist von der Herrlichkeit des Höchsten; die Herrlichkeit umgibt Heiligtum und Volk, die nimmer schwindet, die Wolke schützt das lagernde Volk und zeigt in ihrem Erheben dem wandernden Volke den Weg. So schließt das zweite Buch Moses mit diesem Berichte, daß „ganz Israel noch in seinen Zügen“ sich befindet. Wir lesen an dem gleichen Sabbath auch die parschass haucha- desch, den Bericht über die Festsetzung des neuen Monats, dessen Ankündigung durch Zeugen erfolgen muß, ferner die Vorschrift für das erste Pessachlamm, das beim Auszug aus Ägypten genossen werden mußte. Damit ist der letzte Vor bote für Pessach erschienen. Israels Familie steht am Beginn der ersten Freiheit einig zusammen. Israels Einigkeit in Familie, Haus und Gemeinschaft wird stets Befreiung bringen. Huslands=Rundscbau Ein Jude als Botschafter der Vereinigten Staaten in Frankreich Präsident Franklin D. Roosevelt hat Herrn Jesse Isidor Straus zum Botschafter der Vereinigten Staaten in Frankreich ernannt. Jesse Isidor Straus ist ein Sohn des bei der „Titanic“- Katastrophe ums Leben gekommenen Isidor Straus und ein Neffe des verstorbenen Diplomaten Oscar Straus und des verstorbenen großen jüdischen Philanthropen Nathan Straus. Jesse Isidor Straus ist Leiter der riesigen Macey- Warenhäuser in New York und Vorsitzender der New Yorker Handelskammer. Er und Henry Morgenthau jr., Sohn des früheren Botschafters der Vereinigten Staaten in der Türkei, Henry Morgenthau, wurden sofort nach der Wahl Roosevelts zum Präsidenten der Vereinigten Staaten als Anwärter für Regierungsposten in Roosevelts Kabinett genannt. Man erwartete, daß Jesse Isidor Straus zum Han delsminister ernannt werde, ein Amt, das sein verstorbener Onkel Oscar Straus unter dem verstorbenen Präsidenten Theodore Roosevelt bekleidet hatte. Stattdessen wurde nun Jesse Isidor Straus zum Botschafter in Frankreich er nannt. Henry Morgenthau jr., in dem man den zukünftigen Landwirtschaftsminister sieht, wurde vor einigen Tagen vom Präsidenten Roosevelt zum Vorsitzenden des Federal Farm Board ernannt. Ein Bruder von Jesse Straus, Percy Seiden Straus, ist Präsident der jüdischen Landwirtschaftsgesellschaft. m W R Hat der Vater, hat der Sohn RR Kopfschmerz,Gnppe Ntft Heion nuben gegen Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Rheuma, Hexenschuß, Grippe, Erkältung. In Röhrchen zu 45 Pf., 90 Pf. u. 1.35 RM. in allen Apotheken. Ein Di« etwa gewa dem I Wiss« langj; versit minis Septf autol Verw Lehr: sophi' 1930 I Wisst Der 1 sucht sönlic Dubr Ismai Euge An: lichei De; wisse tät. £ der ji diese! tor) « jüdis« legen Mögli lichei Lehrs in Sp schaf Schn tare, ; Wie ; jüdis«: ge teil vorge Air, sitäts 1 stätig sprec! sein \ dem ,■ ist ui| •Im letzte' es sic! litaui: keit : Anst£| das II Gegei stalte lunge schul« Bedei Arbei rei d eines« Auftri 2. Ei: Betri schne| 6. Pi Frauej 8. Al der G Jahre im me ausge