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unter einen Trupp Leute geriet, die in der Gasse zusain- mengelaufen waren. Eine Kinderstimme gellte durch das Geschrei und Gemurmel der Anwesenden, und ich erblickte mitten im Menscifenhausen einen Knaben, der den Händen eines anderen Mannes, der ihn an den Ohren zerrte, zu entwischen suchte. Als ich hinzutrat, wich die Menge, und die Augen des Knaben wendeten sich zu mir, so flehentlich und durchdringend, daß eS mir durch die Seele ging. Ich konnte dem Blicke dieser blauen Augen nicht widerstehen und fragte teilnehmend, was es sei. Ter Mann, der den Knaben fesrhielt, war ein reicher Zuckerbäcker, dessen Zucker- düten den armen Sck»elm angelockt und verführt batten, daß er erne davon berausholte und davonlief. Ter Bäcker aber kam ihm auf die Sohlen und ergriff ihn, che er weit weg war. Jetzt sollte er ins Gefängnis. Ich führte den Kleinen beiseite, um ihn ins Verhör zu nehmen. „Wie kannst du," fragte ich. „dich zur Naschhaftig keit und zum Stehlen verleiten lassen? Ter Knabe, der bisher verdutzt und beschämt dagestan den hatte, erhob stolz die Augen. „Herr," antwortete er, „nicht aus Naschhaftigkeit habe ich gestohlen. Ich wollte diese verzuckerten Früchte meiner kranken Mutter bringen. Sie hat einen kranken Magen und kann fast nichts ge nießen: das aber hätte ihr gut getan." „Nun, dann hättest du den Zuckerbäcker darum bitten sollen." „Es ist wahr, aber ich hatte nicht das Herz, und dann erzählten inir meine Kameraden so oft, wie sie allerlei sti bitzen, daß ich es auch probieren wollte. O, lieber General, machen Sie mich doch nicht zu sck»anden. Ich bitte Sie, tun Sie meiner armen Müller das Leid nicht r.n, daß Sie mich als Tieb einspcrrcn lassen. Ich stürbe vor Kummer." „Führe mich zu deiner Mutter." „Gern, aber Sie müssen ihr nichts von allem sagen, cs täte ihr so weh!" Bald befand ich mich mit meinem kleinen Führer in einem elenden Tachziminer, wo in einem dunklen Alkoven jemand unbeweglich auf dem Bette lag. Langsam regte sich die Gestalt und fragte, ohne sich umzuwenden: „Wo bleibst du denn ss lange? Schon drei Stunden sind es, daß du fort bist." Ter Knabe antwortete nicht, sondern drückte sich auf das Lager und küßte die Mutter. Er hielt ihr dann die verzuckerten Mandeln hin und jagte: „Sieh mal, Mutter, da ist etwas Gutes für dich!" „Wo hast du das her?" fragte sie erstaunt. „Ter Herr hat sie mir gekauft." Ich hatte in der Tat dem Zuckerbäcker das Gestohlene bezahlt. Jetzt erst erblickte mich die arme Frau. Sie er zählte mir ihre Leidensgeschichte. Sie war die Witwe eines Schveizersoldaten, den das Fieber hinweggcrafft hatte. Er hatte nichts hinterlassen als ein kleines Kruzifix und seine Epauletten. Ich suchte zu trösten, empfahl die Arme dem Pfarrer der Gemeinde, der bald gute Seelen für diese zu gewinnen wußte und den Buben irgendwo unterbracht«:. Treißig Jahre später mußte ich Geschäfte halber wieder in die Stadt zurückkehren. Als ich eines Tages meinen Kaffee schlürfte und auf die Gasse hinausschaute, erblickte ich eine Toppelrcihe von Knaben, die vorbeimarschierten. „Tos sind Kinder," sagte mein Wirt, „die einen Streich gemacht haben ohne Ueberlegnng. Ein Geistlicher ist ihr Nährvater und Erzieher und bildet ans denselben tüchtige Arbeiter, Gärtner, ja sogar Schullehrer. Ter Geistliche hat sich als Hauslehrer in Tentschland etwas Geld erspart, hat dazu milde Gaben gesammelt und erzieht nun bei achtzig solckser Knaben in seiner Anstalt." Ter Geistliche aber war, wie es sich bei näherer Nack forlchung herausstellte, jener Knabe, den ich aus den Hän den des Zuckerbäckers befreit hatte. Als ich seine Anstalt besuchte, erkannte er mich mit unsäglicher Freude und er klärte mir: „Von jener Stunde an, wo Sie mein Retter wurden, hatte ich nur einen Gedanken: Ich will anderen tun, was Sie mir getan haben. Diesen Gedanken habe ich vollsührt unter Gottes Segen, uird habe manchen Knaben, der sonst übel ausgefallen wäre, zum guten Christen und Mann herangebildet." So war also dieses gute Werk des Generals zu einem Samenkorn geworden, welches sich fortan vervielfältigte von Jahr zu Jahr zu immer reicherer Frucht. Und welche Frucht! Verwahrloster Kinder sich anzunehmcn, sie für Gott, Religion und Tugend zu erziehen, gibt es denn ein schöneres Werk? Humoristisches. Frech. Hausfrau: .Sie haben aber schlechte Zeugnisse.' Köchin: .Mein Jmofzeugris ist tadellos/ Heimgezahlt Der Herr mit der Glatze: „Mit was für einem Sport soll ich meine freie Zeit ausfüllen?' Der Herr mit der roten Nase: „Pho »graphieren Se! Eine Platte haben S'e ja schon!" Ter Herr mit der Glatze: „Gm, und Sie können mir dabei Heven, «ie haben das roic Licht." Schöner Wunsch. Nach dem Kegelabcnd. Krause lzu Lehmann, dessen Frau am Haustor mir dem Besenstiel wartet-: .Na, nu gut Nacht, Lehrnann, und gut Holz!' Au! Herr: .Ach, welch schöne? Buken! Wer ist denn der Spender?' Fräulein: .Mein Bräutigam in 8po.' Herr: .In Spc? Wo liegt denn das Nest?" Auch ein Vorteil. Dame: Auf diesem Bilde sehe ich um zehn Jahre älter aus. als ich bin.' Photograph: .Ta brauchen sich Gnädige in zehn Jahren nicht abermals photographieren zu lassen.' Rätsel. Lcke. Bilderrätsel. K> / / /p Mögliches Quadrat. ll k! u u k u II I u u Ll Ll X X 17 17 Vorstehende Buchstaben und in Ouadralform derart zu ordnen, i dah wagercchl und senkrecht vier Reihen entstehen, die bedeuten: 1. ^chußwaife, 2. Kletterpflanze, 3. NutzgewächS, 4. Teil des Kopfes. Bleichklang. Man kann es Rohre und ö leise Geschäfte und Straßen sogar. Manch cin'r ist's doch noch geworden. Der frech und stolz sonst war. Muß man cs für andere Geld, Wer weiß ob man's wieder erhält. Auflösung des Vexierbildes in Nr. 48: Der Bote kommt rechts vom Sänger. Man betrachte das Bild von oben. Auflösung de? Bilderrätsels in Nr. 43: Graf Zeppelin. Auflösung des Worträtsels in Nr. 43: Tachs — Tube, Dachstube. Auflösung deS Scherzrätsels in Nr. 43: Bauland (Ba—Ulan -d-. Richtige Auflösungen sandten ein: Friedrich Sperk, Bautzen; Franz Wenzel, Tresden>A. Druck: Saxonia-Buchdruckerei. Verlag des kath. PrcßvereinS.Dresden, Pillnitzer Stroße48. — Derart«. Redakteur: PhilivpRauer.Dresden