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Feierabend .Fo 44^ Zlnterhllltungs-Ktilllgr der Sachs. Bolkszeitung onntag den 31. Oktober ir-or- Allerheiligen. Eo.: Tic acht Leligkeuen. Vlatth. 5-, 1—9. »Wie der Mensch, so der Gegenstand seiner Verehrung," sagr ein alte-:-, bewährtes Wort. Es gab und gibt der Kulte gar nicht wenige ans Erden. Vom Heidentume zu schwei gen — und war- ist nicht olles in demselben sogor gött- I i ch verehrt ivorden? - Hot denn unter Ehrisren jede Art solscher Verehrung ansaebört? Aä>, lvöre dein so! Mon spricht hentzntogc viel von einem .Kultus des Genies. TaS Genie ist eine Gode (Voltes in der Trdnung der 'Natur — oller Anerkennung und Hochachtung Iverl. Toll denn nun ober das Genie onderer Art, die geistige Gröste in der höhe ren Trdnnng der Gnode, der Heroismus der christlichen fugend, nicht die Anerkennung sinden, die ihr gebührt und die, d<r sie selbst übernatürlicher Art ist, nur eine religiöse sein kann? Allein während dem Genie ost in ungebühr licher, wohrhost blasphemiscbcr Weiie gehuldigt wird, sollen die Heroen christlicher Tugend leer ausgehen, so will es der Zeitgeist. Mon spricht mich nicht selten von einem Kultus der Schönheit. Körperliche Schönheit ist eine Gobe der i>latnr, ost mistlich genug und zweideutigen Wertes, beider ist es nicht selten gerode die üppige Tinuenschönheit einer leichtsertigen Person, die kunstgerechte Fnßgeschicklichkeit einer schomlosen Tänzerin, die tonfertige Kehle einer koket ten Tchampielerin, die unter uns eine Huldigung sinden, die jeder bester denkende nüchterne Mensch eine abgötti'che nennen must — und die geistige Tchönbeil der Teele, der christliche Adel und die Anmut de-:- Herzens sollen nicht mehr geschäht und verehrt werden dürfen? „Wie der Mensch, so seine Götter" -- ein oltes Sprichwort, (Gerade in unseren Togen, welch ein schnöder Tiensk wird nicht mit den Götzen, denen der Zeitgeist huldigt, getrieben: mit dem Genus; und den Mitteln desselben, dem Erwerb und Peutz. Tos sind die Idole, um deren Gunst Tausende und Millionen wer ben, und ous deren Altären sie ol-:- ivohre Baalspfaffen räuchern. Wird denn nicht von einem grosten Teile der heutigen Menschheit mit den moieriellen Interessen, der Industrie und dergleichen eine wobre Abgötterei getrieben, eine solche, die unserem Zeilolter bei der Nachwelt scheint den Nonien geben zu solle»? Wenn nun die .Kirche, olt und unwondelbor, ihres Ursprunges von oben und ihres Zieles noch oben sich bewusst, den Heiligen religiösen .Kultus zu- erkennt, wos tut sie? Tic legt mit der Ttimme Gottes und in Kraft des heiligen Geistes Perivobrung ein gegen die Tendenzen des überwuchernden Wcltgeistes. Gewist, sie hebt die Tugend, die chrisllickk? Gottseligkeit ous den Altor: nicht die Münze und den irdi'chen Ncichtum, die Abgötter irdischer Selbstsucht, vielmehr die Armut, die äustere wie die innere, nicht den Glonz und den Schimmer des An sehens und des Nulunes, vor denen die minder dieser Welt dos Knie beugen, nein, stille Temnt und verborgene Zurück gezogenheit, nicht die Gröste des Toleutes und der geistigen Begabung, so ost gepaart mit sittlicher Verworfenheit, son- der» die Höhe opferwilliger Selbstverleugnung und Ab tötung. Tos ist allerdings ein Gegensatz zwischen dem Dienste der Kirche und dem Tienste der Welt, allein ist cs ein anderer, als der zwischen Christus und Belios, zwischen - Licht und Finsternis? Während die Weltkinder nach den ! Gelüsten ihres Herzens Idole sich schassen, denen sie dienen, ^ ruft die Kirche unbeirrt durch den Lärm der Leidenschaft, ! i n d e m sie d e n H eilige n K uItus zuerkennt. ollen, die ihre Stimme hören wollen, zu: Eure Götter sind falsche Götzen, es gibt andere Gröstcn, welchen Verehrung gebührt, die Tugend, die Tod und Grob überdauert, die ; Heiligkeit, die ewigen Wert bot. Wühlet ihr und grabt euch hinein wie Maulwür'e in die dunkle Erde und ver senket euch in ihre vergänglichen Interessen — so lasst euch j doch warnen, denn zu edel ist dos menschliche Herz, um für diesen Erdklumpen sich zu opfern; wie im Fluge des Adlers ! erhebt euren Blick in die lichten Nänme des Himmels, noch oben, dort seien eure Ideale. Ter feierliche Protest, den die Kirche durch die Verehrung der Heiligen gegen jede Art nichtsnutzigen Götzendienstes oblegl, schützt und wahrt in der Milte eines verderbten Zeitalters die Interessen der Tugend, denn da der Mensch, von Natur aus erdwärts ge richtet, nur mühsam den Blick zur sittlichen Höhe der Tu gend erhebt, Ivos würde erst in der Well geschehen, wenn die so leicht verkannte sittliche Tuaendgröße auch bei der .Kirche nickst mebr Zuflucht und Anerkennung fände? To ost die >ijrwe der vollendeten Heiligkeit die Ehren des Altars zu- erkennl und alle Gläubigen heisst, vor denjenigen sich zu neigen, die sie im Himmel gekrönt sielst, ist es nickst, als ob der Gläubige von oben eine Warnungsstimme vernähme, i die da mitten in das Treilxn und Tosen dieser Welt feierlich und ernst hincinru't: „Angenlusl, Fleischeslust und Hoffart z sind eure Götzen; reifst sie herab von ihrem Thron, die Idole sündlicher Lust; verelirungswürdig allein ist die Tugend." Wird auch der Nuf vielfach überhört, so ist cs ^ doch von nnermesstichem Tegen, das; er immer wieder von neuem erschallt und auch bei manchen noch Beachtung fin det. Wenn bürgerliches Verdienst seine Trden und wenn die Wissenschaft ihre Grade hat, die sie verleibt, soll dann nickst, damit trotz Welt und Hölle der Tugend ihre Achtung bleibe, dem sittlich religiösen Verdienste seine kirchliche Ehre ! Zufällen? Freilich haben die Heiligen die Ebre vor den i Menschen nickst gesucht, aber ist es darum billig, das; sie ! ihnen nunmehr, wo sie ihnen nickst mehr schaden kann, ent zogen werde? Tas wellkundigc Zeugnis, das die Kirche in . der Verehrung der Heiligen für die sittliche Tugcndgröße ! ablegt, ist die letzte Bürgschaft ihrer Hockxrchtung auf Erden. Kinder der Kerge. Nom.in von L. Klingcr. gorllexun-. N.ickiLiuck rkrr,i?n. Ter Fölm, der in den niederen Gebirgslagen als Glut- wind sich fühlbar mackst, bringt aus der Höbe Sckmeegestölx'r. Tie unglückliche Veronika war also von einem Schnee- slurm in der Teuselsschlncht überrascht worden, und in ihrer rasenden Ttimmung glaubte sie in dem plötzlich nieder- fallenden Tchnee die Gestalt des Berggeistes zu erblicken. ..Zweiflerin!" hörte sie ihn jetzt drohend rufen, „trotz meiner Mahnrufe in deinem Elternhaus, die du niemals verstehen wolltest, hast du das äustersle gewagt und dich ganz ! in meine Mackst begeben, so das; ich dich jetzt vernichten könnte, wie mau einen Wurm zertritt. Aber da ich weiß, j daß du nur aus Schwachheit gefehlt und nicht au» bösem