Volltext Seite (XML)
3. a) Srchsstimmige Motette. Gottes ist der Orient! Gottes ist der Occident! Nord- und südliches Gelände ruht im Frieden seiner Hände. Er, der Einzige, Gerechte, will für Jedermann das Rechte. Sei von seinen hundert Namen dieser hochgclobet, Amen. iW. v. Goethe). b) Schnitter Tod. Es ist ein Schnitter, der heißt Tod, hat Gewalt vom höchsten Gott; heut' wetzt er das Messer, es schneid't schon viel besser: bald wird er drein schneiden, wir müssen's nur leiden! Hüte dich, schön's Blümelein! Was heut' noch grün und frisch dastcht, wird morgen schon hinweg gemüht: die edlen Narzissen, die Zierden der Wiesen, die schön' Hyazinthen, die türkischen Binden. Hüte dich rc. Viel hunderttausend ungezählt, was nur unter die Sichel fällt, ihr Rosen, ihr Listen, euch wird er austilgen; auch die Kaiserkronen wird er nicht verschonen. Hüte dich rc. Das himmelfarb'ne Ehrenpreis, die Tulipanen gelb und weiß, die silbernen Glocken, die goldenen Flocken, sinkt alles zur Erden, was wird daraus werden? Hüte dich rc. Trotz! Tod, komme her, ich sürcht' dich nicht! Trotz! eil' daher in einem Schritt! Werd' ich auch verletzet, so werd' ich versetzet in den himmlischen Garten, auf den alle wir warten. Freu' dich, schön Blümelein! (Altdeutsches Lied). e> Romanze vom Gänsebubrn. elf' mir Gott, wie fliegen die Gänse, elf mir Gott, wie fliegen sie all'! — 's hütete Cimocho, seinem Orte nah', Gänselein und Sorgen, eine böse Schaar. Daß sie fort ihm gingen, des hat er kein Arg, Leute, die nichts wissen, führen leicht sich an. Baden in den Teichen ließ er allesammt. Seine Augen gießen mehr dazu als halb. Wie er schaut und sieht hin sie fliegen all'. Sagt er ganz erschrocken über solchen Fall: Helf mir Gott, wie fliegen die Gänse, Helf mir Gott, wie fliegen sie all'! Äch, ihr meine Schmerzen, fliegt nicht ihr einmal Aus dem schweren Herzen, ein für allemal? Wie nur, thut ihr Wunder noch mit meiner Qual, Macht Unmöglichkeiten möglich mir zumal? Falsche Bartolila freu' dich jetzt einmal, Giebst ja mir allein jetzunder nicht allein mehcQual. Und nun sieht er wieder, und er wieder stugc Weil er von der Erde nichts mehr sehen — Helf' mir Gott, wie fliegen die Gänse, Helf' mir Gott, wie fliegen sie all'! Mein wild' Mißgeschicke hängt euch Flügel an, Aber meinem Glücke sind sie abgebrannt. Ich geh' fort, Bartola, denn du bist mir ja Gleichfalls fortgegangen, einem Andern nach. Immer macht mich bangen, was geseh'n ich Hab', Aber daß ihr flöget, Hab' ich nicht gedacht. — Helf mir Gott, wie fliegen die Gänse, Helf mir Gott, wie fliegen sie all'. (Aus dem Spanischen). 6. Zigeunerleben. Rings auf den kahlen Bergen saß Das schwarze Weib, die düstre Nacht, Da hat im Wald, im feuchten Gras igeunervolk geschmaust, gelacht, in Feuer brannte in nächt'ger Stund' Im herbstlich öden Waldgebiet, Da ward gebraten Katz' und Hund Bei Fidelton und Schelmenlied. Dann ward getanzt. Ha, welche Gluth Da über Stirn und Wange floß! Das war ein Tanz, bei dem das Blut Im Sturm durch alle Adern schoß; Ein Tanz zum Takt des Geigenspiels, Des Spiels, dem schon der Ahn' gelauscht, Zu dessen Füßen noch des Nils Von Schlamm gefärbte Flut gerauscht. Ein Trunk, ein Kuß! O Lust, o Lust, Wie hat gewogt im wilden Reihn Der Dirnen sonnverbrannte Brust Im grellen roten Flammenschein! Wie hat gejauchzt des Südens Kind! Das war ein Jubeln, ein Getob; Das hat noch übertönt den Wind, Der durch der Bäume Wipfel schnob. Entfernt vom Tanz, im Laub versteckt, — Entfernt vom warmen Flammenschein, Da lag, ins Heidekraut gestreckt, Ein krankes, altes Weib allein. Das hat gestöhnt, das hat geächzt, Das hat gerauft sein grauses Haar Vor Pein, doch ob die Eule krächzt, Was kümmert das die Tänzerschaar!