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Vesper in -er Sophienlnrihe. Dresden, Sonnabend, den 11. Novbr. 1899, nachm. 2 Uhr. 1. Aanlaste für Orgel von Joh. Seb. Bach. 2. Motette für fünfstimmigen Chor von Carl Reinthaler. Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Seligkeit und unsere Zunge voll Rühmens sein. Dann wird man sagen unter den Heiden: der Herr hat Großes an ihnen gethan! Herr, wende unser Gefängniß, wie du die Wasser gen Mittag trocknest. Die mit Thränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben. 3. Arie aus „Josua" von G. F. Händel, gesungen von Herrn Hermann Nüßle. Soll ich auf Mamre's Fruchtgefild vollenden meiner Tage Laus, und soll, wenn sich mein Auge schließt, ich dort bei Abrah'm ruh'n im Grab? Für so viel Gnade sing ich dann unendlich Lob dem Herrn der Welt. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 334, l. Such, wer da will, ein ander Ziel, die Seligkeit zu finde»; mein Herz allein bedacht soll sein, auf Christum sich zu gründen. Sein Wort ist wahr, sein Werk ist klar; sein heil'ger Mund hat Kraft und Grund, all' Feind zu überwinden. Vorlesung. 5. H*sakm 25 <op. 59, Nr. 6) von Osk. Wermann, gesungen von Herrn Herm. Nüßle. Mein Gott, ich hoffe auf dich: laß mich nicht zu Schanden, nicht zu Schanden werden, daß sich meine Feinde nicht freuen über mich. Denn Keiner wird zu Schanden, der deiner harrt. Herr, zeige mir deine Wege und lehre mich deine Steige. Leite mich in deine Wahrheit und lehre mich; denn du bist der Gott, der mir hilft; täglich harre ich dein. Bewahre meine Seele und errette mich; laß mich nicht zu Schanden werden, denn ich traue auf dich. 6. Kkorgesang (op. 31, Nr. 4) von Gustav Schreck. O Ursprung des Lebens, o ewiges Licht, da niemand vergebens sucht, was ihm gebricht! Lebendige Quelle, die lauter und Helle sich aus seinem heiligen Tempel ergießt und in die begierigen Seelen eiufließt. Du sprichst: Wer begehret zu trinken von mir was ewig lich nähret, der komme, allhier sind himmlische Gaben, die süßiglich laben; er trete im Glauben zur Quelle heran, hier ist, was ihn ewig beseligen kann. Hier komm ich, mein Hirte, mich dürstet nach dir, o Liebster, bewirthe dein Schäflein allhier! Du kannst dein Versprechen mir Armen nicht brechen, du siehest, wie elend und dürftig ich bin; auch giebst du die Gaben aus Gnaden nur hin. Wenn du auch von Leiden was schenkest mir ein, so gieb, dir mit Freuden gehorsam zu sein. Denn alle die, welche mit trinken vom Kelche, den du hast getrunken im Leiden allhier, die werden dort ewig sich freuen mit dir. D'rum laß mich auch werden, mein Jesu, erquickt, da wo deine Herden kein Leiden mehr drückt, wo Freude die Fülle, wo liebliche Stille, wo Woune, wo Jauchzen, wo Herrlichkeit wohnt, wo heiliges Leben wird ewig belohnt. Druck von Lievscki <L Neickardt in Dresden.