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Aesper in der RreilMröie. Dresden, Sonnabend, den 21.SePtbr. 1895, Nachm. 2 Uhr. 1. Aoppekfuge für Orgel (L-moll) von I. G. Herzog. 2. „Laß mich dein sein und öleiben," Motette von W. Berge r 3. Arie für Sopran aus der Cantate „Wer Dank opfert, der preiset mich," von I. S. Bach, gesungen von Fräulein Marg. Knot he, Concertsängerin hier. Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit langt, so weit die Wolken gehen. Müßt' ich gleich sonsten nicht, wie herrlich groß du bist, so könnt' ich es gar leicht aus deinen Werken sehen. Wie sollt' man dich mit Dank dafür nicht stetig preisen? Du, du uns willst den Weg des Heils dagegen weisen. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 326, V. 1. Meinen Jesum laß ich nicht, weil er sich für mich gegeben, so erfordert meine Pflicht, nur allein für ihn zu leben. Er ist meines Lebens Licht: meinen Jesum laß ich nicht. Vorlesung. 5. Knmne für Sopran von C. A. Fischer, gesungen von Fräulein Marg. Knothe. Die Thoren sprechen in ihren Herzen: Es ist kein Gott! Der Herr schauet vom Himmel auf seine Menschenkinder, zu seh'n ob Jemand klug sei und nach Gott frage. Aber sie sind alle abgefallen, und es ist keine Gottesfurcht bei ihnen. Und doch ist seine Güte alle Morgen neu und seine Treu so groß. Erhebe Dich, Herr, über den Himmel und deine Ehre über alle Welt! Wache ans, meine Ehre, wache auf Psalter und Harfe, denn mein Herz ist bereit, daß ich singe und lobe. Früh will ich aufwachen, daß ich singe und lobe. Herr, ich will dir danken unter den Völkern, ich will dir lobsingen unter den Leuten; denn deine Güt' und Wahrheit ist, so weit die Wolken gehn. 6. Aer Lebensstrom, achtstimmige Motette (op. 101; zum 1. Male) von Oskar Wermann. Es ist ein Strom erflossen, der wallt gar tief und Hell; Gott selbst hat ihn ergossen aus seines Herzens Quell. In Abrahams Gezelten begann er seinen Lauf, rauscht nun durch alle Welten und höret nimmer auf. Das ist der Strom, der Schmerzen und Angst vom Busen spült, den heißen Durst der Herzen mit süßer Labung kühlt, der Strom, von dem vergebens kein Lechzender genießt: der Strom des Gotteslebens, das durch die Menschheit fließt; Der Strom, der, nie verschwunden, jetzt, eine Fluth von Licht, aus Jesu heil'gen Wunden Lieb überwallend bricht; der Schuld und Todesgrauen in seiner Fluth versenkt und, die sich ihm vertrauen, mit ew'gem Leben tränkt. Und wer da weiß zu lauschen, wie seiner Wogen Gang mit wunderbarem Rauschen durch alle Zeiten klang, dem wird die Welt zum Bette für diesen Strom allein, und aller Sel'gen Kette reicht bis zu ihm herein. O Strom der heil'gen Gnade, von Lieb' und Licht durch haucht, in deinem Wellenbade sind wir ja eingetaucht; vom Himmel quillst du nieder, zogst uns in deinen Lauf, und strömst zum Himmel wieder und ziehst uns mit hinauf. O heil'ge Fluth, durchwalle die Herzen kräftiglich, daß neu geeinigt Alle lobjauchzen über dich; daß aus der Seele Tiefen dein Wogen mächtig bricht, daß segnend von uns triefen Geist, Leben, Lieb und Licht! Dann wird von deinem Bade das dürre Ufer grün, dann wird dein Weltgestade von Friedenssegen blüh'n, dann ziehn in deinen Wogen wir fröhlich durch die Zeit, bis sie uns auf gezogen zur stillen Ewigkeit. (Victor v. Strauß.) Druck von LieviÄ L Reichardt in Dresden.