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Wie rauscht so sacht Die stille Nacht, Hat Tal unü Gipfel Zur Ruh gebracht. Nur der Mensch in Träumen Sinnt fort, was er bei Tag gedacht. Weiß nichts von dem Lied in den Bäumen Und von des Himmels Pracht, Der in den stillen Räumen Ueber allen wacht. Es ist kein Döglein sv gemein, Ls spürt geheime Schauer, Wenn draußen streift der Sonnenschein Vergoldend seinen Bauer. Und du hast es vergessen fast 2n deines Kerkers Spangen, G Menschlein, daß du Flügel hast Und daß du hier gefangen. Nächtlich macht der Herr die Rund' Sucht die Seinen unverdrossen, Aber überall verschlossen Trifft er Tür und Herzensgrund, Und er wendet sich voll Trauer: Niemand ist, der mit mir wacht. — Nur der Wald vernimmt's mit Schauer Rauschet fromm die ganze Nacht. Waldwärts durch die Einsamkeit Hört ich über Tal unü Klüften Glocken in den stillen Lüften, Wie aus fernem Morgen weit. — An die Tore will ich schlagen, An Palast und Hütten: Auf! Flammend schon die Gipfel ragen, Wachet auf, wacht auf, wacht auf! Steig nur, Sonne, Auf die Höhn! Schauer wehn, Und die Erde bebt vor Wonne. Kühn nach oben Greift aus Nacht Walüespracht, Noch von Träumen kühl durchwoben. Und vom hohen Felsaltar Stürzt der Aar Unü versinkt in Morgenlohen. Frischer Morgen! Frisches Herz, Himmelwärts! Laß den Schlaf nun, laß die Sorgen. Dom Münster Totenglocken klingen, Dom Tal ein Jauchzen schallt herauf. Zur Ruh sie dort dem Toten singen, Die Lerchen jubeln: „Wache auf!" Nit Erde sie ihn still bedecken. Das Grün aus allen Gräbern bricht. Die Ströme hell durchs Land sich strecken, M Der Wal- ernst wie in Träumen spricht, W Und bei den Klängen, Jauchzen, Trauern, W Soweit ins Land man schauen mag, Ls ist ein tiefes Frühlingsschauern Als wie ein Auferstehungstag. Laß dich die Welt nicht sangen, Brich durch, mein freudig Herz, Ein ernsteres Verlangen Erheb dich himmelwärts! Es mag, will alles brechen, Die gotterfüllte Brust Mit Tönen wohl besprechen Der Menschen Streit unü Lust. Greif' in die golünen Saiten, Da spürst du, daß du frei, Es Hellen sich die Zeiten, Aurora scheinet neu. Und eine Welt von Bildern Baut sich da auf so still, Wenn draußen dumpf verwildern Die alte Schönheit will. Selig Herze, das in kühnen Bildern Ewig sich die Schönheit hält. Mitwirkende: Die Dresdner Madrigalvereinigung Drgel: Kirchenmusikdirektor B. Pfann stiehl Leitung: Musikdirektor Gtto Winter Grgel von Gebr. Jehmlich, Dresden Näch der Vesper Turmblasen (Posaunenchor von Pf. Ad. Müller): 1. Turmsonate von 2. G. L. Störl. Gest. 1719. ^ 2. „Warum sollt ich mich denn grämen?" 1666. 3. „Ach Gott, vom Himmel sieh darein." I. S. Bach. 4. „Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich." (Rolandmelodie.) W M Nächste Vesper, Sonnabend, den 3. Gktober 1931, nachm. 6 Uhr: Solistenvesper: Werke von Karl Hasse. Leitung: Karl Hasse, Professor an der Universität Tübingen. Liepsch L Reicharüt, Dresden