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Sommerlied Robert Schumann (isio—1856): Seinen Traum lind wob Frühling kaum, Wind schnob, seht, wie ist der Blütentraum verweht! Wie der Hauch kalt weht, wie der Strauch alt steht, der so jung gewesen ist vorher! Ohne Lust schlägt Herz, und die Brust trägt Schmerz, o wie hob sie sonst sich frei und froh! Als ich dir lieb war, o wie mir trieb klar vor dem Blick ein Freudenlenz empor! Als ich dich gehn sah, einsam mich stehn sah, o wie trug ichs, daß mein Leben floh? Wo ist dein Kranz, Mai? Wohnt dir kein Glanz bei, wann der Liebe Sonnenschein zerrann? Nachtigall, schwing dich laut mit Schall, bring mich zur Ros hinab ins Grab! (Fr. Rückert) Johannes Brahms (1833—1897): a) Vineta (für 6 stimm. Chor; Op. 42, Nr. 2) Aus des Meeres tiefem Grunde klingen Abendglocken dumpf und matt, uns zu geben wunderbare Kunde von der schönen, alten Wunderstadt. In der Fluten Schoß hinabgesunken, blieben unten ihre Trümmer stehn; ihre Zinnen lassen goldne Funken widerscheinend auf dem Spiegel sehn. Und der Schiffer, der den Zauberschimmer einmal sah im hellen Abendrot, nach derselben Stelle schifft er immer, ob auch rings umher die Klippe droht. Aus des Herzens tiefem Grunde klingt es mir wie Glocken dumpf und matt. Ach, sie geben wunderbare Kunde von der Liebe, die geliebt es hat. Eine schöne Welt ist da versunken, ihre Trümmer blieben Unten stehn; lassen sich als goldne Himmelsfunken oft im Spiegel meiner Träume sehn. Und dann möcht ich tauchen in die Tiefen, mich versenken in den Wunderschein, und mir ist, als ob mich Engel riefen in die alte Wunderstadt herein. (W. Müller) b) „Fahr wohl, o Vöglein!“ Fahr wohl, o Vöglein, das nun wandern soll, Fahr wohl, o Blättlein, das nun fallen soll; der Sommer fährt von hinnen, dich hat rot angestrahlet du willst mit ihm entrinnen: der Herbst im Tod gemalet: Fahr wohl, fahr wohl! Fahr wohl, fahr wohl! Fahr wohl, all Liebes, das nun scheiden soll! und ob es so geschehe, daß ich nicht mehr dich sehe: Fahr wohl, fahr wohl! (Fr. Rückert) Drei Jägerlieder ä) „Frisch auf, zum fröhlichen Jagen (bearbeitet von A. v. Othcgraven) Frisch auf zum fröhlichen Jagen, frisch auf ins freie Feld! Es fängt schon an zu tagen, das Weidwerk mir gefällt. Und bei den frohen Stunden, mein Herz, ermuntre dich! Die Nacht ist schon verschwunden, und Phöbus zeiget sich. Schau, wie das Heer der Sterne den schönen Glanz verliert, und wie sie sich entfernen, wenn sich Aurora rührt! Die Vögel in den Wäldern sind schon vom Schlaf erwacht und haben auf den Feldern ihr Morgenlied gebracht. Das edle Jägerleben vergnüget meine Brust, den kühnen Fang zu geben, ist meine größte Lust. Wo Reh und Hirsche springen, wo Rohr und Büchse knallt, wo Jägerhörner klingen, da ist mein Aufenthalt Drum auf, ihr lieben Brüder, ergreifet das Geschoß! Auf, laßt die Winde nieder, geht auf das Wildbret los! Auf, frischt die starken Hunde durch frohen Zuruf an und singt aus vollem Munde, so viel als jeder kann! Auf, auf, Gutmann, nur frisch heran! Auf, auf, was jagen kann!