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Verstorbenen und dem eigenen Herzenswünsche folgend, schlug nun Bad Teplitz als Platz dcS Rendezvous vor, welcher Vorschlag von Lothar auch bereitwillig genehmigt wurde. Der Leser weiß bereit», daß sich der gelehrte Vetter und Universalerbe vergeben» erwarten ließ, und welchen Ersatz da» Schicksal in Gestalt de» Grafen Lichtenfel» den Gekränkten geboten hatte. Kehren wir jetzt wieder zu denselben zurück. Acht Tage sind vergangen, und die Hofriithin hat sie nicht ungenützt verstreichen lassen. DaS ganze Quartier — obschon sich da- Mödle- ment noch in recht gutem Zustand befand, ist neu eingerichtet worden. Der gelbseidene Damast der Kauseusen glänzt im Sonnenstrahl, ebenso wie die reichen Rokoko-Verzier ungen der Goldrahmen und Spiegel. Im Saal — dem Ahnensaal — wie ihn die Hofräkhin zu benennen liebt, sind Tische, Stühle von Eichenholz mit Schnitzerei, „Alles antik", hier hängen allerlei Bilder. Und wo die Vorfahren nicht auSge- reicht haben, mußten alte Rüstkammern, ja selbst der Trödler aushelfen, um ein ansehnliches Kontingent von Ahnen denen veS gräflichen Schwiegersohnes ent- zegenzustellen. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Ein schreckliches Eisenbahnunglück hat sich, wie aus Berlin, 5. März, gemeldet wird, heute Morgen auf der Stadtbahn zwischen Char- lottenburg und dem Zoologischen Garten ereignet, indem 5 Bahnarbeiter von einem Zuge zermalmt, ein sechster schwer verwundet wurden. Eine Kolonne von 7 Arbeitern arbeitete beim Savignh-Platz auf dem Bahnkörper, und zwar auf dem Geleise für die nach Westen gehenden Fern- und Vorort Züge, ein achter, der mit einem Horn ausgerüstet war, hatte sie vor herankommenden Zügen zu warnen. Ein auf dem Geleise für Vorortzüge nach dem Osten fahren der Zug ließ um 7 Uhr 10 Min. in der Nähe der Stelle, wo die Arbeiter sich befanden, Dampf ab. Um dem heißen Dampf zu entgehen, traten sechs der Arbeiter auf das nebenanliegende Geleise der Stadt bahn, während der Mann, der die Warnungssignale zu geben hatte, von einer dichten Rauch- und Dampf wolke umhüllt wurde, die ihm jeden Ausblick benahm. In diesem Augenblicke ereignete sich die Katastrophe; ein von Charlottenburg nach Osten fahrender Zug brauste heran und überfuhr die sechs auf seinem Ge leise stehenden Arbeiter. — In welchem Ansehn das Turnen in Turn vereinen bei den Militärbehörden steht, zeigt ein vom „N. Görl. Anz." veröffentlichter Brief, den der Haupt mann Rudorfs vom l. Schl. Jiiger-Bat. Nr. 5 in Hirschberg an den Turnwart des Männerturnvereins in Landeshut sandte. In dem Schreiben theilt der Hauptmann zunächst mit, daß in seiner Kompagnie noch zweijährig Freiwillige angenommen werden und fährt dann fort: „Da die Turner bei der Kompagnie besonders berücksichtigt werden und denselben wöchent lich zwei Male Gelegenheit gegeben wird, außerdienst lich in der hiesigen städtischen Turnhalle die Turnerei weiter zu pflegen, auch am Allerhöchsten Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers und König« Vorstellungen im Reck- und Barrenturnen, sowie Gruppenstellungen rc. gegeben werden, so dürste eS den militärpflichtigen oder solchen Turnern de« Euer Wohlgeboren unter stellten Turnvereins, welche freiwillig beim Militär cintreten wollen, angenehm sein, bei der diesseitigen Kompagnie dienen zu können." Schließlich bittet der Hauptmann, von diesem Schreiben den jungen Leuten im Turnverein Kenntniß zu geben, damit sich solche bei seiner Kompagnie rechtzeitig melden. — Die krumme Haltung der Radfahrer ist schon viel von Aerzten besprochen und getadelt worden. Nun aber erhebt sich ein berühmter eng- 'ischer Radfahrer, der selbst Arzt ist, Sir Benjamin Richardson, öffentlich gegen die Mißbräuche beim fahren. Er sagt u. A.: Der Brauch, daß sich mehr der minder alle Radfahrer über die Lenkstange beugen, at die gesundheitsschädlichsten Folgen. LS läßt sich icht leugnen, daß da« Fahren uns unwillkürlich zu dieser Haltung verleitet, und e» erfordert immer einen gewissen Zwang und stetige Ueberwachung, wenn man sich gerade halten will, wie ich au» eigener Beobacht ung weiß; aber die krumme Haltung ist nicht bloS unschön, sondern sie führt auch unabweislich zu einer Verkrümmung der Wirbelsäule. Auch die Brust wird geschädigt; der Brustkasten kann den fortwährenden Druck nicht aushalten. Die Lungen werden gehemmt und dadurch der ganze Blutumlauf gestört. E» liegt aus der Hand, daß alle diese Folgen genügen dürften, um die Radfahrer zu veranlassen, sich einer guten Haltung zu befleißigen. — In Madrid, beim letzten Schneefall, mach ten einige Freunde sich den Spaß, zu ergründen, ob der Mensch mit verbundenen Augen in ge rader Linie vor sich hinzuschreiten im Stande sei. Zu dem Behufe wurde eine noch unbetretcne schnee bedeckte Fläche ausgewählt. Der Erste, der mit un verbundenen Augen vom Stapel gelassen wurde, hatte kaum zwei Schritte gemacht, als er unwillkürlich all mählich nach links abbog, und seine Fußspuren bilde ten schließlich eine fast regelmäßige Kurve. Der Zweite, der zum Weiterführcn des Experiment« dienen sollte, merkte sich die Richtung seine« Vorgängers und bot Alles auf, um mehr nach recht» abzubiegen, in der Hoffnung, auf diese Weise die gerade Linie einzuhalten. Doch vergeben», auch er beschrieb auf dem Schnee eine krumme Linie nach link». Ein Dritter, ein Vierter und ein Fünfter erzielten dasselbe Er- gebniß; Alle nahmen die Richtung nach links und be schrieben bei anhaltendem Marsch einen Kreis auf der Schneefläche. Das Experiment wird von den Physiologen dahin erklärt, daß das linke Bein schwächer ist al» da« rechte, letztere« also den Körper beim Gehen unmerklich nach link» schiebt. — Der pfiffige Bauer. In einem Markt flecken WestpreußenS unweit der pommerschen Grenze hat sich jüngst, wie man der „Berl. Ztg." erzählt, an einem JahrmarktStage folgende Geschichte abge spielt. Dort wollte ein Bauer eine Kuh verkaufen. Durch eine seltsame Verkettung der Umstände wurde aber statt dieser ein dem Bauer ebenfalls gehöriger Ochse zum Jahrmarkt gebracht. In der Stadt suchte der Bauer nach seiner Kuh, und als diese auö be greiflichen Gründen nicht aufzutreiben war, betrachtete er sie als gestohlen, fügte sich aber allmählich in das ihm widerfahrene Schicksal und schien seinen Verlust standhaft zu ertragen. Trotzdem sah er sich doch noch mit seiner Frau in den verschiedenen Stallungen de» Gasthof«, wohin er seine Kuh beordert halte, um, und als er eine von diesen öffnete, sah er dort seinen Ochsen einsam dastehen. „Kiek", sagte er zu seiner Frau, „de seiht akrat so ut, a« de, de we tau HuS hewen. Dat mütt mit de us' een wunnerscheenet Poor Tugossen asgewen. Wenn ick de tau köpen kreg, köp ick en. Vertig (40) Dahler würd' ick all daför sülwst bi de slichten Tiden utgewen." „I", sagte seine Frau, „dit i« tau narrsch. Wenn ick ni secker weilen dhät, vat de us' tu Hu« blewen wir, ick würd' wohrhoftick swüren, des' i« de." Selbstverständlich war nun kein Mensch da, dem der Ochse zu gehören schien, und vergeblich suchte da« Paar nach dem Be sitzer seine« eigenen Ochsen. Nun, e« sollte sich bald ein solcher finden. Ein geriebener Gauner hatte da« Gespräch mit angehört, und dieser machte sich die eigenartigen Verhältnisse schnell zu Nutze. — Als der Bauer nach einer Weile wieder den Stall betrat, sah er daselbst einen Menschen, der sich bei dem Ochsen zu schaffen machte, ihm Futter gab, Wasser brachte, kurz, so that, al« ob der Ochse ihm gehörte. „En- schullen Sei", fragte ihn bald der Bauer, „ghürt de Oss Sei?" „Jau." „Wüllen Sei de verköpen?" „Jau." „Na worum führen Sei en denn ni up den Markt herut?" „Ja, dat'S 'ne slimme Sack; ick hew min Attest verluren un ahn dat kann ick en ni ver köpen." „Wohar sin Sei denn?" „Ut N." „I dat Dörp kann ick jo." „Dünn kanen Sei jo ock wul de?" fragte der Gauner, der zufälliger Weise in einem entlegenen Ort einige Besitzer dem Namen nach kannte. „I, de hat jo vörigt Harwst en Pärd von mi löst." „Un kanen Sei de?" „I, von de wew ick all mol en Swin hett. Dunnerlüchting, do sin wi jo gaude Bekennt, dann künnen Sei mi de Offen man drift verköpen, un det Attest künnen Sei mi nahsten schicken. Wat wollen Sei denn hewen?" „Vertig Dahler." „Ne ick gew Sei dörtig (30), da künnen Sei tau- sredden sin, bi de slichten Tiden." Man einigte sich schließlich auf 35, und so „wechselte" denn der Ochse seinen Besitzer. — Am nächsten Morgen wollte sich der Bauer, der den Ochsen durch eine zuverlässige Person halte nach Hause führen lassen, seine beiden Ochsen ansehen, zündete seine Laterne an und begab sich in den Viehstall. Hier leuchtete er die Viehreihe entlang. „Nanu, wat i« denn allwedder lo«, de en Oß steiht do, äwer wo iS de anner? Un do steiht ja ock de Kauh, de sei mi up den Johrmorkt stuhlen hewen, i da ward jo ken Minsch darut klaug, do mött jo wul de Swart im Spei sin", und damit begab er sich zu seinem Knecht herein. „Wo kummt de Kauh dorhen?" war seine erste Frage. „De Kauh hat gistern all den ganten Tag dor stann, ick glöw, Sei wullten sei kaum Johrmorkt nahmen, an ehr Stell iS äwer de Off taum Johrmorkt west." Das war eine nette Auskunft. Jetzt war Alle» klar. Schnell kehrte der Bauer um, um seiner Frau davon Mit theilung zu machen. Da hagelte eS denn nun fürchter lich auf ihn hernieder. Der Bauer hörte Alle« ge lassen an, dann sagte er in einem Anflug von Gal genhumor. „Na, Mudderken, nu drähn man ni; kiek, din Kauh hast wedder, un twee Offen heft ock, enen in Stall un enen in de Stauw. De Spitzbauw hew ick äwer do rinleggt, denn ick hem ehm man föfun- dörtig (35) Dahler gewen, un de Oss is gaud föftig (50) Warth." — Kurz und erbaulich ist eine weimarische Regierungsverordnung vom Jahre 1736, welche lautet: „Das vielfache Raisoniren der Unterthanen wird hiermit bei halbjähriger Zuchthausstrafe verboten und haben die Beamten solches anzuzeigen. Maßen da« Regiment von Un« und nicht von den Bauern ab hängt und wir keine Raisoneurs zu Unterthanen haben wollen." — Ein guter Vater. Vater: „Ich sags Euch nochmal, Kinder — nur nicht stehlen! Wenn Ihr einen Anzug braucht, nachher schaut, daß Ihr einen auf Pump kriegt und bleibt ihn schuldig. So sind wir noch alleweil gut gekleidet gewesen, haben keinen Pfennig dafür bezahlt und sind dabei ehrliche Leute geblieben!" — Der Gattin Finanzpolitik. Mann: „ . . Einen Mantel will ich Dir noch kaufen. Ver sprichst Du aber auch, mich dann in Ruhe zu lassen?" — Frau: „Ganz gewiß! Wenn ich einen feinen Mantel habe, bekomme ich schon gepumpt, was ich sonst noch brauche!" — Am Stammtisch. Ehemann: ,. . . Ja, ja, eS hat doch etwas für sich, wenn man verheirathet ist! Dann weiß man wenigstens, wo man des Abend« sein sollte!" Mittheilungen des Lönigt. Standesamts Eibenstock vom 28. Februar bis mit 6. März 1894. Aufgebote: 8) Der Strumpfwirker Otto Oswald Ott hier mit der Haustochter Paulie Albine Siegel hier. 9) Der Tischler Ernst Adolf Krauß in Wildenthal mit der Wirthschaftsgehilfin Clara Alma Seltmann in Wildenthal. Eheschließungen: Vacat. Gelnirtssälle: 82) Fritz Georg, S. des in Wildenthal wohnhaften Waldarbeiters Eduard Constantin Siegel. 63) Klara Elsa, T. des Hausmanns Otto Christian Funk hier. 86) Johanne Paula, T. des Bäckers Johann Richard Boigt hier. 66) Curt Erich, S. des Handarbeiters Emil Gustav Radecker hier. 68) Fritz Bernhard, S. des Stickmaschinenbe sitzers Friedrich Bernhard Sändler hier. 69) Martha Marie, T. des Zimmermanns Heinrich Gustav Müller hier. Hierüber: Nr. 6l, 64 und 67) unehel. Geburten. Sterbefälle: 49) Der Hutmacher Joseph Valentin Kornowski hier, ein Ehemann, 41 I. 22 T. SO) Linda Marianne, T. des Schuhmachers Heinrich Fürchtegott Goldhahn hier, 4 M. 2 T. Sl) Klara Elsa, T. des HauSmanns Otto Christian Funk hier, 2'/, St. SL) Karl Richard, außerehel. S. der Tambourirerin Johanne Lina Siegel hier, 4 T. S3) Max Rudolf, S. des Tuchmachers Heinrich Herrmann hier, 20 T. 64) Der Tischler und Glaser Adolf Moritz Krauß in Wilden thal, ein Ehemann, 46 I. 7 M. SS) Die Vordruckersehesrau Barbara Rosine Uhlmann geborene Hähnel hier, 71 I. 6 M. 7 Tage. Lirchennachrichten ans Schönheide. Freitag, den 9. März. Früh 8 Uhr: PassionS- gotteSdienst mit Predigt. Herr Diac. Wolf. Wrnm-tHle i verschiedenen Farben, Qualitäten md neuester Fa^on billigst bei HörniLNQ kLU. Rodle 2ädn6 erhält man dauernd in gutem branch- baren Zustand und schmerzfrei durch Selbstplombiren mit Künzels schmerz killenden Zahnkitt. Flaschen für 1 Jahr ruSrcichend L 50 Pf. bei Apotheker » Frischen Schellfisch mpfiehlt HtoIIirorvk's davao. Lüodssil mib SS 0LOLo-8sr2sn 7S kksnniA. Wokl8ckmöckkn^68, Zl6iesims88i868 üsttänk. Qleick crripfeklensvvertk kur Qesuncke unck Krsnlre. , In nllsn govignvten Kesetillttsn vorrktkig. Ill keituer ZMen-Ltnj sind zu verkaufen bei Zwei schwarze Italiener Hühner haben sich verlausen. Gegen Belohnung abzugeben Am Kraken 1. Oesterreich. Banknoten 1 Mark 64,„» Ps. Die Etage im oberen Kreihof ist zu vermiethen. Näheres bei Ilt elrrlzx »«ernten. 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