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Liedertexte Hans Gal (geb. 1890): 2 Epigramme (nach Gedichten von Lessing) a) Hymnus, op. 27, Nr. 2 Lobt mir Davids weisen Sohn! Auch bei Lieb’ und Wein und Scherzen War er doch nach Gottes Herzen. Brüder, lobt den Salomon. Brüder, laßt sein Lob erschallen; Doch vor allen Lobt mir seinen weisen Schluß: Wer viel lernt, hat viel Verdruß! !•>) Grabschrift, op. 27, Nr. 5 Hier faulet Mimulus, ein Affe. Und leider! leider! welch ein Affe! So zahm, als in der Welt kein Affe; So rein, als in der Welt kein Affe; So keusch, als in der Welt kein Affe; So ernst, als in der Welt kein Affe; So ohne Falsch. O, welch ein Affe! Dieses laßt mir Wahrheit sein! Diese Wahrheit stets zu lieben, Hat mich die Natur getrieben. Die Natur und Lieb’ und Wein. Ehrt mit mir den weisen König! Lernet wenig! Brüder, und erwägt den Schluß: Wer viel lernt, hat viel Verdruß! Damit ich’s kurz zusammenraffe: Ein ganz originaler Affe. Hier liegt er nun, der kleine, liebe Pavian, Der uns so manches nachgetan! Ich wette, was er jetzt getan, Tun wir ihm alle nach, dem lieben Pavian. Friedr. E. Koch (geb. 1862): Heitere Madrigale, op. 45 a) „Gute Nacht", op. 45, Nr. 2 (Text von Gustav Falke) Das war der Junker Uebermut, Die Stirne frei, den schlappen Hut verwegen nur im Nacken; laut klirrten ihm die Hacken. Das war die Jungfer züchtiglich, ging stets einher, als schämt’ sie sich, als könnf sie beim Spazieren ihr Seelenheil verlieren. Das war, das war, das ist, das ist, sein Rößlein ihren Hafer frißt, er sitzt zu ihren Füßen und muß im Garne büßen. Draus wirkt sie ihm ein weiches Hemd, das macht ihn weit- und menschenfremd, der Rest, daß sie ihm nütze, der Rest gibt eine Mütze. Was sagt er jetzt, Herr Uebermut? Schön gute Nacht, und schlaf er gut! Das Spiel hat er verloren, sein Weib gewann die Sporen. b) „Es wird gesucht", op. 45, Nr. 4 (Text von Joh. Trojan) Es wird gesucht ein junger Gesell, der das Herz hat auf der rechten Stell’, wohlgestalt’t und gut zu schauen, und dem man gern mag etwas anvertrauen, der sich nicht fürchtet vor der Welt, seinen Freunden die Treue hält, der was gelernt hat und weiß und kann, sich geschickt stellt und fleißig an, gegen Jungfrauen ist bescheiden, Hochmut und Lüge nicht mag leiden, gern anhört eine gute Lehre, und nicht auf Geld sieht, sondern auf Ehre. Es wird gesucht ein Jungfräulein, von Antlitz lieblich, von Sitten fein, das emsig sich wie ein Bienchen regt, nicht eitel ist, doch sich zierlich trägt, das zu reden weiß und zu schweigen, Ordnung zu halten in ihrem Eigen, in Küch’ und Keller weiß Bescheid, Mägden gebietet mit Feierlichkeit, das frommen Sinnes und klug dabei, ein fröhlich Herz hat, von Falschheit frei, sich nicht zieren mag noch verstell’n: Das ist bestimmt für den jungen Gesell’n, sich ihm fürs Leben zu verbinden. Wollte Gott, daß sie einander finden!