Volltext Seite (XML)
19598 22201 23462 2810« 29485 30777 30790 34982 40102 40082.40678 4I8I3 43714 44617 46085 49742 49842 62690 66347 62073 64338 66251 66668 67266 70563 75706 78145 82409 85227 85737 86565 87820 88004 93859 99695. Aus »er««»««« Jett — Mr »Miere Zeil. Bor 150 Jahren, am^8. Februar 1744, wurde Karl Theodor Freiherr von Dalberg geboren, ein Mann, der mit der deutschen Geschichte eng verknüpft ist, der in derselben einen Namen von gutem Klang hat und in dessen Person sich Leben und Weben vergangener Zeit so recht verkörpert. Er war Kämmerer von Worms, letzter Kurfürst von Mainz und Kur- erzkanzler, später Fürst-Primas des rheinischen Bundes und Großherzog von Frankfurt. Er hat die Stürme der franzö sischen Revolution kommen und daherbrausen gesehen, er wurde ielbst von ihnen mit ersaht und spielte dann bei der Errichtung des Rheinbundes, jener gegen Deutschland gerichteten Schöpf ung Napoleons, eine große Rolle; er war Vorsitzender der Bundesversammlung und Frankfurt wurde seine Residenz. Im Jahre 1817 ist er in seinem Erzbisthum Regensburg gestorben. Er hat überall eine auf das Edle und Gute gerichtete, für Wissenschaft, Kunst und gewerbliche Interessen bedeutungsvolle Thätigkeit entfaltet, er hob das Schulwesen in seinen Sprengel» und sicherte sich durch seine Schriften über Geschichte, Philo sophie, Naturwissenschaften und andere Gebiete einen bleibenden Nachruhm. 9. Februar. Am 9. Februar 1718 wurde die Kartoffel in Sachsen durch die Regierung eingesührt. Heutzutage besorgt keine Regierung mehr die Einführung eines Nahrungsmittels, heute bemächtigt sich der Weltmarkt rasch genug des Guten und Nützliche» und führt es sehr rasch den breitesten Volksschichten zu. Wie schwierig das in früheren Zeiten, in denen man die Eisenbahnen »och nicht kannte, war, geht daraus hervor, daß bereits 1647 der Bauer Hans Nogler aus Selb im Vogtlande die Kartoffel nach Sachsen brachte, daß sie aber erst 1717 durch den General von Milkau allgemeinere Verbreitung fand und dann erst durch Regierungsedikt empfohlen werden muhte. Uebrigens hat man die Kartoffel in Deutschland anfänglich lange Zeit als Lecker bissen erachtet, zugleich selbe aber auch als eine giftenthaltende Speise angesehen, die eigentlich als Viehfutter sich nur eigne. Erst die Hungersnoth des Jahres 1770, der in Böhmen allein ca. 180,000 Menschen zum Opfer fielen, lehrte die Kartoffel als Nahrungsmittel schätzen. Um die Welt. Erinnerungen eines Seemannes. Von O. R. (3. Fortsetzung., VI. I>«rch die Maghallaenstraße — Valparaiso — Kai in Sicht — Kakakaua's Weich. Die Augen tausend Bilder schauen. Das Herz jedoch sieht eines nur; Den Augen — Winken fremde Auen Das Herz — grüßt leis' die Heimathjlur. Wie die Wogen nicht Rast noch Ruhe kennen und stetig wandern, so findet auch der Seemann keine bleibende Stätte; rauschen beute noch Palmenwipfel über seinem Haupte, so sieht er schon in wenigen Tagen felsige, unwirthsame Gestade vor sich. Heute hier und Morgen hundert Meilen weiter; aber wohin er auch verschlagen wird, das Herz bleibt der deutschen Heimath treu, immer und ewig. Auch von Montevideo hieß eS wieder Abschied nehmen; mit südlichem CurS dampften wir der süd lich-gemäßigten Zone zu. Infolge der an der Süd spitze herrschenden kalten Meeresströmung gab eS manchmal recht empfindlich kalte Tage, so daß Ueber- zieher und Handschuhe wieder zu Ehren kamen. Am 15. Januar erreichten wir Cap Virginia und die Küste vom Feuerland, den Eingang der Maghallaenstraße. Dicht an der Einfahrt liegt die chilenische Colonic Punta-ArenaS, wo wir auf kurze Zeit zu Anker gingen und Kohlen übernahmen. Punta-ArenaS macht einen geradezu trostlosen Eindruck; niedrige, erbärmliche Hütten dienen den Bewohnern zur Behausung. Einige chilenische Soldaten, wahre Spitzbubengesichter, im zerlumpten blauen Mantel mit rolhen Aufschlägen lungerten unthätig herum und musterten uns höhnisch; gar zu gern hätten sie wohl mit uns angebunden. Wir hielten uns nur wenige Stunden auf und dampf- tcn langsam durch die Maghallaenstraße; in jeder Nacht wurde Anker geworfen, da die Passage äußerst gefährlich ist. Die erst etwa eine Viertelmeile breite Straße verengte sich allmählich mehr und mehr, so daß man bequem beide Ufer betrachten konnte. Fehlt auch hier die tropische Vegetation, so prangt doch Alle in frischem Grün. Myrthen, Lorbeerbäume und wilde Fuchsien mit winzigen Blüthen schmücken die Ufer, während die majestätischen Ausläufer der Anden mit ihren schneebedeckten Kuppen stumm herüber schauen; unten fröhliches Blühen und Grünen, oben starre EiseSruhe; ein seltsamer Contrast zeigt sich hier den staunenden Augen. Einige Berge liegen dicht an den Ufern; hier und da stürzt ein Wasserfall mit lustigen Sprüngen den Berg herab in die Flulh; diese Stellen im Wasser sind von Süßwasserfischen außerordentlich besucht, und ein Fischzug ist reichlich lohnend, wie wir da« zu unserer Freude erfahren konnten; da seltene Abendbrot- mundete vorzüglich. Von Zeit zu Zeit tauchte ein Boot mit Feuer ländern au- einem versteckten Schlupfwinkel am Ufer auf, um sich schleunigst hinter un« her zu machen. Die Boote bestehen au- auSgehöhlten Baumstämmen, welche innen mit weichen Thierfcllen au-gefüttert sind; in diesen Booten hält sich der Feuerländer auf, hier wird er geboren, wächst heran und lernt mit Pfeil und Bogen Wildente und Biber erlegen. SS find kleine, gedrungene Gestalten von rothbrauner Gesichts farbe; die strähnigen, schwarzen Haare hängen ihnen weit in da- Gesicht hinein. Seife kennen die Feuer länder nicht, aber Tabak und Whisky wünschten sie von uns und hielten al» Gegenleistung eine geschlach tete Ente empor. In dem Boote hockte eine ganze Familie; die Familienmitglieder machten jedoch den Eindruck, al« wären sie nicht die einzigen lebenden Bewohner des Boote», weswegen die Ente dankend abgelehnt und ihnen Tabak geschenkt wurde. Zur Durchfahrt gebrauchten wir nahezu 8 Tage; am 24. Januar gelangten wir zur westlichen Ausfahrt der Straße, wo un« eine »fixe Brise" au» dem Großen Ocean entgegenwehte. Segelschiffe können die Mag hallaenstraße nicht benutzen, sie müssen um Kap Horn herum, wo immerwährend orkanartige Stürme wehen und wo manches Schiff zerschellt auf dem Meeres gründe ruht; auch das Schiff de« österreichischen Erz herzog«, Johann Orth, verschwand an dieser Stelle. Noch weitere 8 Tage vergingen; am 30. Januar erreichten wir Valparaiso, wo wir Morgens 4 Uhr vor Anker gingen. Eine deutsche Corvette, S. M. S. Moltke, befand sich bereit« hier im Hafen; erst vor einigen Tagen war sie von Süd-Georgien (Insel süd lich von Kap Horn) zurückgckehrt, wohin sie deutsche Gelehrte gebracht hatte, welche einige Zeit astronomischer Beobachtungen halber dort zubrachten. Valparaiso ist neben Santiago die bedeutendste Stadt der Repu blik Chile; sie besitzt etwa 120,000 Einwohner, unter denen sich viele Deutsche befinden, die fast alle in an gesehenen Verhältnissen leben. Die Häuser sind nach europäischer Art gebaut, man findet hier ein hübsches Theater, viele Jndustriegebäude sowie eine deutsche Brauerei. Auf einem vor der Stadt gelegenen Berge befindet sich ein Biergarten; von hier aus genießt man eine prächtige Aussicht auf Stadt und Hafen unv — auf ein gute« Glas Bier. Der Hafen ist gut gegen Winde geschützt und durch drei Fort« ver- theidigt. Von Valparaiso nach Santiago führt seit 1863 eine Eisenbahn, in welcher e« nur zweierlei Klassen giebt. Die Wagen zweiter Klasse sind halb offen; man kann daher das Leben und Treiben der chilenischen Landleute recht gut beobachten. Von allen Getreidearten gedeiht der Weizen hier vorzüglich und wird auch in großen Mengen gebaut; außerdem erzielt man in reichen Quantitäten unsere heimischen Pro dukte mit verschiedenen Aenderungen: so kennt man hier von der Kartoffel allein an 16 Arten. Tabak und Früchte sind ebenfalls wichtige Bodenerzeugnisse. Die Viehzucht wird äußerst lebhaft betrieben; einige Hacienda- (Bauernhöfe) besitzen 50,000 Rinder. Horn, Knochen, Schinken, Fette rc. bilden Hauptausfuhrartikel. Am 20. Februar hißte S. M. S. Moltke den HeimathSwimpel, rüstete sich zur Heimreise und lichtete Anker. Beim Passiren der Leipzig enterte die Moltke- Mannschaft in die Wanten und nahm von un« mit drei kräftigen HurrahS Abschied. Beim letzten Hurrah flogen al« sichtbares Abschiedszeichen alle weißen Mützen, etwa 400 Stück, über Bord. Unsere HurrahS klangen nicht ganz so freudig als die der Heimreisen den, und auch unsere Mützen konnten wir noch nicht missen und über Bord werfen; aber auch wir ziehen einst heimwärts, wartet nur. — Immer kleiner und winziger wurde das .glückhafte Schiff", bi« e« unseren Augen völlig entschwunden war. Grüßt die Heimath! Einige Tage später verließen auch wir Valparaiso, steuerlen zunächst westlich, passirten die Juan-Fernan- dez-Jnseln, auf denen Robinson gewohnt haben soll, und nahmen dann nordwestlichen CurS nach den Hawaii-Inseln. Die SchiffS-VerkebrSlinien im Ocean sind außerordentlich reich von Fischen, insbesondere von Haifischen, die sich an den über Bord geworfenen Proviant-Abfällen zu sättigen suchen. Bekanntlich ist der Hai einem über Bord gefallenen Menschen sehr gefährlich, indem er diesen als gute Prise erklärt und verschlingt. Manche Leute behaupten zwar, dies sei eine Fabel, der Hai greife keinen Menschen an; das ist aber nicht wahr. Während unseres Aufenthalts vor Curacao in Westindien bei einer früheren Reise, wurde ein Neger beim Baden von Haien bei den Beinen gepackt und unter Wasser gezogen; der arme Kerl schrie jämmerlich, er wurde aber unbarmherzig von den heißhungrigen Bestien aufgefressen. ES ist erklärlich, daß der Hai der ausgesprochene Feind de« Seemanns ist, und wo sich die charakteristische drei eckige Rückenflosse über Wasser zeigt, da fliegt im näch sten Augenblick ein fußlanger Angelhaken mit einem halben Pfund Speck daran über Bord. Verschiedene Mule hatten wir versucht, einen Hai zu angeln, aber immer ohne Erfolg; die mißtrauischen Gesellen hielten sich vom Schiff immer in respektvoller Entfernung, bi» uns der Versuch aber doch einmal glückte. Und da« kam so: Kaum zeigte sich am Heck des Schiffes die Rückenflosse, da lag die Angel auch schon unten im Wasser. Der Hai schoß gierig auf den saftigen Happen lo«, im nächsten Augenblick mußte er zubeißen. Doch merkwürdigerweise geschah dies nicht ; der Hai ließ die Angel im Stich und schwamm nach der anderen Seite de- Schiffes. Mit klopfendem Herzen verfolgten wir von der Campagne aus die Bewegungen de» UngethümS; sollte e« da« rare Früh stück verschmähen? Doch nein, der Hai kam zurück, warf sich plötzlich auf den Rücken und hapS — prosit Mahlzeit — heiß auf! Da hing unser Todfeind an einem Kulterdavit, krümmte sich und schlug mit dem Schweif einen furchtbaren Reif. Da» half ihm aber Alle« nicht», er war unser Gefangener; ein wohlge zielter Schuß aus der Iägerbüchse Modell ,71" machte seinem Räuberleben ein wohlverdientes Ende. Da» Uebernehmen war nicht so bald geschehen; der Hai war ein stattlicher Bursche und wog wohl seine 4—5 Centner; beim Zerlegen fanden sich eine Unmenge kleiner Fische in seinem Magen, ziemlich drei Eimer voll. Gerippe und Gebiß fanden genug Liebhaber, da« Fleisch dagegen wurde über Bord geworfen; eS soll, wie »Kenner" versicherten, furchtbar thranig und überhaupt nicht zu genießen sein. Nach 5 Wochen, am 9. April, meldete der Aus guck: Land in Sicht; wir befanden un» vor den Sand- wich-Inseln, und erreichten unfern Bestimmungshafen Honolulu auf Oahu am 11. April Vormittags. Der Sandwich-Archipel wurde bekanntlich 1778 durch Cook entdeckt und dieser von den Eingeborenen ermordet. Ein energischer Häuptling Kameahmea vereinigte zu Anfang diese» Jahrhundert» die drei Inseln zu einem Königreiche; seine Nachfolger wußten die Geschäfte des Landes ebenfalls mit Erfolg zu leiten, so daß Hawaii zu großer Bedeutung gelangte. Seit 1874 regierte König Kalakaua I., welcher auch in Europa durch seine Reisen bekannt wurde. Dieser Regent modernisirte Honolulu vollständig; sich selbst baute er ein hübsche» Palais und dem Begründer der Dy nastie, Kameahmea I., ließ er aus Paris ein Denkmal kommen, das aber zur Zeit unserer Anwesenheit noch nicht bezahlt war. Da« „Heer" beträgt 109 Soldaten und 20 Offiziere; Uniform und Exerzier-Reglement ist nach preußischem Muster eingerichtet ; die wackeren Grenadiere klagten jedoch, daß sie ihren Sold nicht pünktlich ausgezahlt erhielten. Einen netten Eindruck macht die königliche Musikkapelle, die von einem Deutschen, Berger mit Namen, einem Musiker aus einem preußischen Garderegiment, geleitet wird und auch gut concertirt. Die Straßen Honolulu'« sind sauber und regel mäßig, mit Doppelreihen von Bäumen bepflanzt, und tragen fast alle englische oder, französische Namen. Es giebt glänzend ausgestattete Kaufläden und Hotels mit europäischer Ausstattung; außerdem sind ein Mu seum, ein Waisenhaus u. mehrere Kirchen, von letzteren die katholische Frerich Church, als sehenswerth zu be zeichnen. (Fortsetzung folgt.) Bermischte Nachrichten. — Auf die Gefahren der elektrischen Beleuchtung in den Hotels macht der „Bahr. Kur." aufmerksam, indem er schreibt: Alle modernen Hotels sind jetzt mit elektrischer Beleuchtung einge richtet. In jedem Zimmer kann der Hotelgast sich eine oder mehrere elektrische Lampen durch Umdrehen einer kleinen Kurbel dienstbar machen, und selbst mitten in der Nacht vom Bett aus entzündet man sich seine Lampe bequem, ohne aufzustehen. Wie aber nun, wenn mitten in der Nacht ein Brand im Hotel aus bricht und die elektrische Leitung unterbrochen ist? Nothlampen oder Nothkerzen sind in den modernen elektrischen Hotels so wenig vorhanden, wie Streich hölzer; es sei denn, der Gast habe welche selbst in der Tasche. Die Reisenden in den verschiedenen Zimmern können nun ohne Licht sich weder ankleiden, noch finden sie in dem Labyrinth der Gänge einen Ausweg! ES ist daher wohl nölhig, daß allenthalben für Hotels eine polizeiliche Vorschrift erlassen wird, in welcher sich die Bestimmung befindet, daß in jedem Zimmer ein Nothlicht und auf jedem Gange eine Nothlampe brennen muß. Besser ist cs, man sorgt zu früh, al» zu spät. — Ein Wort deS Zaren. Der Pariser Be richterstatter der „Times" verzeichnet folgende Anekdote, die ihm angeblich von einem jüngst au« St. Peters burg zurückgekchrten Bekannten mitgethcilt worden ist: „Vor nicht langer Zeit kam die Unterhaltung am russischen Hofe darauf zu sprechen, welchen Beinamen man wohl dem jetzigen Zaren geben solle. Sein Vater hieß bekanntlich „der Befreier" und der „Märtyrer". Einer der Höflinge schlug den Namen „der Gerechte" vor. „Mit Nichten", erwiderte der Kaiser, „ich bin und will „der Bauernkaiser" bleiben. Ich habe ver sucht, auch dem Niedrigen die Mittel zu verschaffen, sein Dasein zu fristen, und das ist, denke ich, das beste Mittel, die Welt im Gang zu erhalten. Nach Allem, glaube ich, haben nur zwei Leute wirklich ver standen, wa« Sozialismus ist, Heinrich IV., welcher davon träumte, jedem Bauern sein Huhn im Topf zu geben, und vielleicht ich selber, dessen größter Ehr geiz e« ist, den Bauern vor dem Hungertode zu retten. Sobald das Volk weiß, daß ihm keine Gefahr droht, zu verhungern, fängt e« an, Gott zu segnen, und end lich liebt e» seinen Herrscher, der Gott auf Erden vertritt. Ich gehöre nicht zu denjenigen, welche glauben, daß man nur dann leicht regieren kann, wenn man da« Volk ohnmächtig macht durch Entbehrungen und die Furcht vor dem Morgen. Mein größter Ehrgeiz ist e«, den Titel eine» Bauernzaren zu verdienen." — Aepfel sollen auf Pferde eine ganz un gemein kräftigende, dabei beruhigende Wirkung auS- üben. Ein Fuhrherr sagt darüber: Ein einziger Apfel, den ich meinen Pferden reiche, ist mehr werkh