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Amts- Md Anzeigevlatt fitr den «rfcheiut wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSprei«: die kleinsp. Zeile 10 Pf. und dessen Umgebung. Lejirk -es Amtsgerichts Eibenstock MW« Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. 81. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »S. A«yr»«««. Dienstag, den 12. Inti 18»L Der dritte diesjährige wird Mittwoch, den 2V. t. W., von 11 Mhr Wormittags an im Sitzungssaale der unterzeichneten Behörde in öffentlicher Sitzung abgehalten werden. Schwarzenberg, den 9. Juli 1892. Königliche Amtshautztmannschast. Arhr. v. Wirfing. Mittwoch, den 13. Juki 1892, von Worin. '/,11 Mr an im Rathhause zu Schönheide. Schwarzenberg, am 7. Juli 1892. Königliche Amtshauptmannschast. Frhr. v. Wirfing. Leschr. Freiwillige GnmdstiiilsvcrstcigcrWg. Das zum Nachlasse der ^uxust« verw. Tlnxvr geb. Strobelt in Eibenstock gehörige Feld- und Wiesengrundstiick, Folium 563 des Grundbuch«, Nr. 425, 426 und 427 de« Flurbuchs Abtheilung L für Eiben stock, soll auf Antrag der Erben Sonnabend, den 16. Juki 1892, Nachmittags 2 Mr an unterzeichneter Gerichtsstelle versteigert werden. Die Versteigerungsbedingungen werden im Termine bekannt gemacht, können auch vorher hier eingesehen werden. Eibenstock, am 9. Juli 1892. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Staab. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über da« Vermögen der Fra» < ««illl« verehel. «t»»!, geb. Beer in Schönheide, in Firma v. „Sachs. Waaren- haus", ist zur Prüfung nachträglich angemeldeter Forderungen "Termin auf den 18. August 1892, Wormittags §1 Uhr vor dem Königlichen Amtsgericht Hierselbst anberaumt. Eibenstock, den 9. Juli 1892. Der Gerichtsschreiber des Kgl. Sachs. Amtsgerichts das. Grnhle. Die Krisis in Norwegen. In Norwegen wird gegenwärtig nicht regiert. DaS Ministerium Steen hat seine Entlassung ein gereicht, weil König Oskar seine Einwilligung zur Bestallung besonderer norwegischer Konsuln verwei gerte (bisher existiren gemeinsame schwedisch-norweg ische Konsulate), ein neues Ministerium läßt sich nicht bilden, da die Rechte bei der ersten Kammer abstimmung unterliegen würde und daher die Bil dung eine«. KabinetS abgelehnt hat; die Budgetbe willigung ist von der liberalen Mehrheit „bis nach beendigter Krisis" vertagt und so zeigt man denn seine Stärke gegenseitig einstweilen im „Demon- striren", ohne daß irgend Jemand sagen könnte, was nun weiter zu geschehen hat, oder geschehen soll. Die Norweger sind ein freiheitliebendes Volk und von jeher auf die Schwesternation der Schweden schlecht zu sprechen. Die ältesten heimischen Könige, die OlfaS, wurden 1028 durch Knut von Dänemark ge stürzt, die dänische Herrschaft endete aber schon nach sieben Jahren wieder und heimische Könige herrsch ten dann bi« 1397, wo in der Kolmarischen Union die dänische Prinzessin Margarethe die Kronen von Dänemark, Schweden und Norwegen vereinigte. Unter den WasaS machten sich die Schweden wieder frei, Norwegen blieb bi« 1814 unter dänischer Herr schaft, wurde dann aber im Kieler Frieden an Schweden abgetreten. DaS Land unterwarf sich dem nachmaligen Könige Bernadotte aber erst, nachdem dessen Adoptivvater eine freie Verfassung gewährt hatte; seitdem haben die Bewegungen der Norweger gegen eine innigere Verbindung mit Schweden nie aufgehört. Der gegenwärtige Streit liegt mit seinen Ur sachen weit zurück. 1884 war da» „gemäßigt radikale" Ministerium Swerdrup an« Ruder gelangt, wurde aber 1889 durch eine eigenartige Verbindung zwischen entschieden Radikalen und Konservativen gestürzt. Die letzteren bildeten »in Ministerium Stang, da» aber naturgemäß nicht lebensfähig war, denn die Radikalen vertrugen sich sehr bald mit ihren .ge mäßigten" Freunden wieder und Stang selbst schlug dem Könige vor, den Rektor Steen, der gar nicht einmal Abgeordneter, aber sonst ein strammer Radi kaler war, mit der Bildung eine« neuen Kabine!« zu betrauen. Die« geschah. Steen stellte sich auf den rein norwegischen, d. h. schwedenfetndlichen Standpunkt. Die Radikalen, ja selbst die Gemäßigten folgten ibm darin. Ader Steen ist Norweger und man kann diesem nicht den Vor wurf machen, wie dem greisen Gladstone, der durch Homerul» da« britische Reich verstümmeln will. Die Konsulatlfrage, in der König Oskar nicht nachgeben will, ist nur ein Symptom. Da« Geschwür wäre an einer anderen Stelle aufgebrochen, wenn nicht an diesem Punkte. Die Norweger, die lange von den Dänen in der Abhängigkeit einer eroberten Provinz gehalten wurden, können es seit den letzten 80 Jahren den Schweden nicht verzeihen, daß diese ihnen in vielen Punkten überlegen sind. Persönliche Gründe, an sich sehr kleinlicher Natur, traten hinzu. König Oskar soll sich über den norwegischen Dichter Björnstjerne Björnson abfällig geäußert haben. Björnson ist darüber zum Republikaner geworden und durch ihn tausende seiner literarischen Anhänger. Henrik Ibsen spottete anfänglich über diese Wandlung seines Dich terkollegen; aber sein Sohn heirathete Björnsons Tochter und will einmal norwegischer Minister des Auswärtigen werden. Die Sache wäre zum Lachen, wenn sie nicht zu ernst erschiene. Der König Oskar hat in Norwegen keine andere Machtstellung, als die ihm da« Vertrauen des Volkes und ... ter Beistand de« Militärs bieten. Mit dem ersteren sieht eS nicht vom besten au« und man kann sich auch durch den Umstand nicht beirren lassen, daß der in Christiania anwesenden KönigS- familie vor einigen Tagen ein HuldigungSzug dar gebracht wurde. Kenner der Verhältnisse behaupten zwar, daß die Mehrheit de« Volkes dem Könige persönlich wohlgesinnt sei, aber seine Eigenschaft als König von Schweden und die Möglichkeit, daß er von Schweden her .Hilfsmittel" zur Durchführung seines Willens bekommen könnte, sprechen wiederum gegen ihn. In zwei Jahren erst hätten Neuwahlen stattzu finden, und bis nach denselben möchte der König die Entscheidung über die Streitfrage vertagen; er hofft nämlich durch Neuwahlen das radikale Regiment gestürzt zu seheit. Und da die am Ruder befind lichen Radikalen da« gleiche fürchten, so drängen sie natürlich aus schnelle Entscheidung. Sie wollen das Eisen schmieden, so lange e« warm ist. Wie sich die Dinge gestalten, ob e« möglicherweise zum Blut vergießen kommt, läßt sich natürlich noch nicht sagen. Wir Deutsche haben dem Konflikt gegenüber die Rolle passiver Zuschauer. Hagesgeschtchle. — Deutschland. Der .ReichSanzeiger" ver öffentlichte unterm 7. d. einen Erlaß de« Reichskanzler« Caprivi vom 23. Mai 1890 an sämmtliche kaiserl. deutsch» und königl. preußische Missionen, welcher die Auslassungen der Stimmungen und Anschau- ungen de« Fürsten Bitmarck durch die Presse zum Gegenstände hat. In derselben Nummer de« .ReichSanz." wird aber auch eine Depesche de« ReichS- kanzler« Caprivi vom 9. Juni 1892 an den kaiserl. Botschafter in Wien, Prinzen Reuß, veröffentlicht, welche den Uneingeweihten Aufschluß über die Gründe giebt, weshalb BiSmarck in Wien seiner Stimmung öffentlich Ausdruck gegeben hat. Die betreffende De pesche lautet: Im Hinblick aus die bevorstehende Vermählung des Grafen Herbert Bismarck in Wien theile ich Euer -c. nach Vortrag bei Seiner Majestät Folgendes ergebens» mit- Für die Gerüchte über eine Annäherung des Fürsten Bis marck an seine Majestät den Kaiser fehlt es vor Allem an der unentbehrlichen Voraussetzung eines ersten Schrittes seitens des früheren Reichskanzlers. Die Annäherung würde aber, selbst wenn ein solcher Schritt geschähe, niemals soweit gehen können, daß die öffentliche Meinung das Recht zur Annahme erhielte, Fürst Bismarck hätte wieder auf die Leitung der Geschäfte irgend welchen Einfluß gewonnen. Falls der Fürst oder seine Familie sich Eurer Durchlaucht Hause nähern sollte, ersuche ich Sie, Sich aus die Erwiederung der konventionellen Formen zu beschränken, einer etwaigen Ein ladung zur Hochzeit jedoch auszuweichen. Diese Verhaltungs maßregeln gelten auch für das Botschastspersonal. Ich füge hinzu, daß Seine Majestät von der Hochzeit keine Notiz nehmen werden. Euer -c. sind beauftragt, in der Ihnen geeignet scheinenden Weise sofort hiervon dem Grafen Kulnoky Mittheilung zu machen. Graf von Caprivi. Ob die Veröffentlichung dieser Depesche im All gemeinen den Erfolg haben wird, den sich der jetzige Reichskanzler vorher davon versprochen hat, ist jeden falls zweifelhaft, wenn man berücksichtigt, welchen Eindruck gerade die Veröffentlichung der Schriftstücke in großen Schichten des Volke« hervorgebracht hak. Einen Kommentar dazu finden wir in einem Artikel der „Dresdner Nachr.", welche, der Stimmung weite ster Kreise Rechnung tragend, in Rücksicht auf die unsterblichen Verdienste de» Fürsten BiSmarck folgen dermaßen schreiben: „ES unterliegt gar keinem Zweifel, daß eS sich bei dem Erlaß der beiden Schriftstücke, vor Allem bei der Abfassung der Wiener Note, um einen ge waltigen diplomatischen Mißgriff handelt, der nur noch durch einen zweiten Schritt übertrumpft werden konnte, durch ihre Veröffentlichung. Sie beweist doch nur, daß BiSmarck die Wahrheit sprach und daß er ein Recht hatte, beleidigt zu sein. Oder will man damit das Volk gewinnen? Will man all die Hundert tausende von Herzen herüberziehen, die jüngst dem greisen Kanzler so begeistert, so überströmend zu jubelten? Da« Auge de« Volke» ist klar und sein Handeln natürlich. Dem geächteten Mann, der fried los durch den Wald wanvert, öffnet Sieglinde, Hun ding'« Gattin, da« Hau«; ihm erschließt sich in Liebe ihr Her,. Wen die Großen der Erde mit ihrem Zorne verfolgen, dem versetzt da« Volk nicht hinter rücks einen Fußtritt. Fast möchte man glauben, daß irgend »in Todfeind dem jetzigen Kanzler unter der Maske der Freundschaft zu seinem Vorgehen gerathen. Wo bisher vielleicht der Sine oder Andere in seinem Urtheil noch schwankte, da wird er jetzt offen Partei ergreifen. Und da« ist sicher, seine Sympathie»« werden ihn nicht zu den Männern vom ReichSan- zeiger ziehen, wohl aber zu einem BiSmarck, vor dem seine Erben den letzten Botschaftssekretär warnen.