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mittag aus hiesigem Staatsforstrevier, in der Nähe de- .Wiesenhauses-, in einem Holzschlage ein Wald- brand. Bei der herrschenden Dürre nahm da» Feuer sehr rasch überhand und erreichte in kurzer Zeit eine bedeutende Ausdehnung. Einige Hundert geschlagene Stämme sind durch den Brand so be schädigt worben, daß sie nur noch einen geringen Werth besitzen. Um da» Löschen des Feuers hat sich besonder» die Freiwillige Feuerwehr von Schön- heiderhammer verdient gemacht. — Dresden, I. Juli. Nachdem vor wenigen Monaten der Stadtbezirk um ca. 2600 Einwchner deS BororteS Strehlen erweitert worden ist, erfolgte heute in offiziellem Akte die feierliche Einverleibung de» Vorortes Striesen mit ca. 11,500 Einwohnern durch die städtischen Behörden, bezw. die Königl. Po lizeidirektion. Letztere übernahm bereits Nachts 12 Uhr den Sicherheitsdienst. — Leipzig. »Eine Anzahl Leipziger Bürger jüdischen Glaubens' wendet sich in einem großen Auf ruf an die christlichen Mitbürger, um sich dem An tisemitismus gegenüber ihrer Haut zu wehren und die ihnen gewährten Staatsbürgerrechte, die sie durch treue Erfüllung ihrer Staatsbürgerpflichten der eige nen Angabe nach verdienten, zu vertheidigen. In dem Aufrufe werden auch verschiedene Stellen aus dem Tal mud abgedruckt, durch die bewiesen werden soll, daß die jüdische Moral- und Sitkcnlehre gerade das Gegen- theil von dem verfolge, was die Antisemiten aus dem Talmud herausläsen, daß deren Uebersetzungen also gefälscht und unwahr seien. In der Erklärung heißt eS u. A.: .AuS der Bethätigung politischen oder kommunalen Wirkens verdrängt, gesellschaftlich zurück gesetzt, von allen Aemteru und Würden ausgeschlossen (obwohl die Staatsverfassung volle Gleichstellung der Staatsbürger ohne Unterschied des Bekenntnisses er fordert), im Erwerbe aus das Empfindlichste bedrängt, ist es bei uns in Leipzig thatsächlich so weit gekom men, daß der Verkehr an öffentlichen Orten für die Juden die Gefahr enthält, auf das Gröbste persönlich insultirt zu werden." Ob diese Darstellungen den thatsächlichen Verhältnissen entsprechen, muß zum mindesten als fraglich hingestellt werden. Jedenfalls ist durch diese in mehreren hiesigen Blättern abgedruckte Erklärung nur Oel in's Feuer gegossen worden. — Zwickau, 2. Juli. Ueber den zu erwarten den Besuch Sr. Majestät des Königs in hiesiger Stadt theilen wir vorläufig Folgendes mit: Se. Ma jestät wird am Abend des 13. d. Mts. gegen 7 Uhr Lengenfeld i. V. mittelst Extrazuges verlassen und zwischen 7 und 8 Uhr auf hiesigem Bahnhofe ein treffen. Nach daselbst erfolgter Begrüßung begiebt Sich Se. Maj. zu Wagen durch die Bahnhofstraße, Schumannplatz, Humboldtstraße, Schillerstraße, Korn markt, Münzstraße, Hauptniarkt nach dem Absteige quartier, dem Hotel zur Post. Nach Eintritt der Dunkelheit wird Se. Majestät vom Balkon deS Rath- hauseS aus eine Huldigung der Bergleute hiesigen Reviers entgegennehmen. Dieselben werden in ihrer kleidsamen Tracht mit Fackel- und Grubenlicht auf dem Hauptmarkte defiliren. Anderen Tages früh ^8 Uhr findet auf dem Hauptmarkte große Parade des hiesigen 9. Infanterie- Regiments Nr. 133 vor Sr. Majestät statt. Nach erfolgter Besichtigung der Marienkirche wird Se. Maj. einige hiesige Etablisse ments sowie der Umgegend mit einem Besuch beehren, auch die durch den Kohlenbergbau erfolgten Boden senkungen in Bockwa in Augenschein nehmen. Mittags >/,12 Uhr erfolgt die Weiterreise mittelst Geschirre» über Mosel, den Pelikan, nach Meerane. Auf dieser Fahrt finden in Mosel und am Feldschlößchen bei Waldsachsen Begrüßungen durch die Behörden, Ver eine und Schulen der umliegenden Ortschaften statt. In Meerane wird Se. Maj. König Albert, nachdem er daselbst ein Frühstück eingenommen, drei Fabriken besuchen und darauf über Remse nach Waldenburg fahren, um bei dem Fürsten von Waldenburg Nacht quartier zu nehmen. Am Freitag, 15. Juli, wird Se. Majestät in Glauchau verweilen. — Plauen. Ein in doppelter Beziehung, für Besitz wie Leben der Bewohner deS betreffenden HauseS, recht gefährliches Schadenfeuer wurde am Mittwoch Abend in Plauen, glücklicherweise noch bevor es große Ausdehnung nehmen konnte, gelöscht. Die 18jährige Tochter deS in der hiesigen Forststraße wohnenden Malermeisters Pfretzschner bemerkte näm lich vom Obergeschoß aus, daß die im Hausflur brennende Petroleumlampe explodirt war und das herabfließende brennende Oel die Strohumhüllung eines erst am Nachmittag angekommenen gläsernen Behälters mit Terpentinöl in Brand gesetzt hatte. Schnell entschlossen, erstickte das junge Mädchen die Flammen durch Aufgießen von Wasser. Unterdessen fiel jedoch die gesprungene Lampe herab, und gleich zeitig zerbarst der erwähnte, mit Terpentin gefüllte GlaSballon, sodaß daS Mädchen schleunigst die Treppe hinauf flüchten mußte. Obgleich Fräulein Pfretzschner die Treppenthür hinter sich zuschlug, so erlitt sie doch im Gesicht und an der Hand Brandwunden, da durch die emporlodernde mächtige Feuersäule im Augenblicke die Glasscheiben der Treppen-, wie auch der HauSthüre sprangen. Durch die letztere hindurch lief da» brennende Oel bi» auf dir Mitte der Forststraße. Sin im Flur stehender Schrank mit leicht brennbaren Malerutensilien und die nach dem Musterlager und der Werkstatt führen den Thüren geriethen ebenfalls sehr schnell in Brand, doch gelang e« der herdeigeeilten Feuerwehr und hilfs bereiten Nachbarn, die Weiterverbreitung de» Feuer» zu hinvern. Während dessen befanden sich die von schwerer Krankheit noch nicht ganz wieder genesene Frau Pfretzschner, deren Tochter und daS Dienst mädchen in größter Lebensgefahr. Dieselben konnten jedoch mit großer Anstrengung auf Leitern gerettet werden. Der angerichtete Schaden ist trotz der schnellen und erfolgreichen Hilfe beträchtlich. — Mylau. In einer am vergangenen Donners tag im SchlltzcnhauS stattgefundenen Versammlung wurde ein »Verein für Wiederinstandsetzung und Er haltung de« alten Kaiserschloßes zu Mylau" gegründet. Dabei konnte die erfreuliche Mittheilung gemacht werden, daß sich auf der zur Sammlung von Beitritts erklärungen und Zeichnung von Beiträgen in Umlauf gesetzten Liste bereits etwa 200 Personen mit der ansehnlichen Beitragssumme von 1356 Mk. 75 Pf. eingetragen haben. — AuS dem Vogt lande wird berichtet: Be reits im Jahre 1883 nach der Ausstellung in Zürich wurde von der Aufsehen erregenden Erfindung der Dampfstickmaschine von Saurer in Arbon in der Schweiz Mittheilung gemacht. Damals erregten die Angaben noch Zweifel; aber heute sind sie in den betheiligten Kreisen allgemein bekannt. Saurer, Be sitzer einer großen Stickmaschinensabrik am Bodensee, hat seine Erfindung schon verschiedenen Sachverständigen gezeigt, und diese sind Alle der Meinung, daß damit die Maschinenstickerei in ganz neue Bahnen gelenkt werden wird. Die Fabrikanten in St. Gallen sind deshalb bemüht, das amerikanische Patent für diese Dampfslickmaschine zu erwerben, um sich den ameri kanischen Markt auf alle Fälle zu sichern. Der Er finder fordert dafür 600,000 Francs und wird sie wohl auch bekommen, zumal die Cantonsregierung sich selbst in's Mittel legen wird. Unsere Stickerei fabrikanten sind durch die neue Erfindung nicht be unruhigt. — Alpenfahrten. Wie wir unseren Lesern bereits kurz mittheilten, beabsichtigen die sächsischen und bayerischen Staatsbabu-Verwaltungen zur Er leichterung des Besuchs der herrlichen Gegenden Ober bayerns, sowie der Tyroler und Schweizer Alpen am 16. Juli und 13. August von Dresden- Ältst., Leipzig und Chemnitz aus Sonderzüge nachMünchen, Salzburg, Bad Reichenhall, Kufstein und Lindau abzulassen. Dieselben werden an den genannten Tagen Nachm. 1 Uhr 20 Min. von Dresden-Ältst, bez. 2 Uhr 45 Min. von Leipzig, Bayer. Bhf. und 3 Uhr 30 Min. von Chem nitz abgehen, um am nächsten Tage gegen 6 Uhr früh in München anzukommen. Alles nähere über die Weiterführung dieser Züge nach Salzburg, Lin dau rc., sowie die speziellen Angaben über die be deutend ermäßigten Fahrpreise und über die sonstigen Bestimmungen sind aus der Uebersicht über die genannten Sonderzüge zu ersehen, welche auf Ver langen bei allen größeren sächsischen Staatsbahn stationen, sowie bei den Ausgabestellen für zusammen stellbare Fahrscheinhefte in Leipzig, Dresdner Bhf. und Dresden, Wienerstr. 7 unentgeltlich abgegeben werden. Brieflich eingehenden Bestellungen sind zur Frankirung 3 Pfg. in Marken beizulegen. Amtliche Mittheilunge» aus den Sitzungen -es Stadtrathg zu Eibenstock. Sitzung vom 12. Mai 1892. Vorsitzender: Bürgermeister Or. Körner. An wesend: 4 Rathsmitglieder. 1) Bezüglich der Brücken über den Grüner-Graben im Crottensce soll daS zur Herstellung Erforder liche angeordnet werden; die obere Brücke am Zeuner'schen Sägewerk soll jedoch nur dann be fahrbar hergestellt werden, wenn die betheiligten Grundstücksbesitzer zur Mitunterhaltung bereit sind. 2) Als stellvertretende Leichenwäscherin soll die ver- ehel. Voigtmann bestellt werden. Außerdem gelangen die Rekurse gegen die Ent scheidungen der Anlagenreklamationen und eine Sparkassensache zum Vortrag und zur Beschluß fassung. Sitzung vom 16. Mai 1892. Vorsitzender: Bürgermeister Or. Körner. Anwesend: 5 Rathsmitglieder. Man nimmt Kenntniß von der Bdg. in der Sei- del'schen Rekurssache wegen Versagung der Schank- concession, von der Einweisung deS Frl. Gerischer al» Handarbeitslehrerin und von der neuerlichen Ein gabe der Anwohner deS Platzes vor dem Englischen Hof, die Aufstellung einer russischen Schaukel mit Drehorgel betr., die letztere soll einberichtet werden. Auch faßt man in einer dringlichen Baugenehmig ung-fache und auf mehrere Straferlaßgesuche Ent schließung. Sitzung vom 20. Mai 1892. Vorsitzender: Bürgermeister Or. Körner. An wesend: 4 RathSmitglieder. 1) Der K. Kreishauptmannschaft will man anzeigen, daß der jetzt festgestellte ortsübliche Tagelohn den hiesigen Verhältnissen dermalen noch entspreche. 2) Die Lieferung des zur Dielung deS Speisesaales im Rathhause erfordert. Holzes wird vergeben; auch genehmigt man die Rückgabe 2er Kautionen wegen Lieferung von Schulbänken. 3) Man faßt vorläufige Entschließung wegen Regel ung der Sonntagsruhe im Handelsgewerbe. 4) Wegen event. Errichtung eines Statut« im Sinne von 8 1I9u d. Gew.-Odg., die Auszahlung de« Arbeitslöhne« minderjähriger Arbeiter betr., will man zunächst vie Vorstände der beiden Orts krankenkassen und des Handwerkervereins gut- achtl. hören. 5) Von der Bdg., die Bildung von Zuchtgenossen schaften nnv die Körung von Zuchtbullen betr., nimmt man Kenntniß. Die Unterlagen sollen dem Vorstand des landwirthschaftlichen Vereins hier mit der Aufforderung zugänglich gemacht werden, sich in der Sache vorerst zu äußern. 6) Die Mesenparcellen l55 und 156 werden an den Oekonom Karl Dörffel hier anderweit auf ein Jahr verpachtet. 7) Da« Steinmaterial am Steinfelsen soll unter sucht und dieserhalb an verschiedenen Stellen abgesprengt werden. 8) Für die Promenaden in der Stadt will man vier Bänke anschaffen. 9) Von der Erklärung de« Tischler« Kunz nimmt man Kenntniß und beschließt, das Befahren de« unteren Theils der Quergasse mit bespanntem Fuhrwerk bei Strafe zu verbieten. 10) Zur Legung von Trottoir aus Klinkersteinen vor dem Uhlemann'schen und Unger'schen Hause in der Langestraße wird Genehmigung ertheilt. Außerdem werden Nachschätznngen zur städt. An lage vorgenommen und verschiedene Straf- und Kostenerlaßgesuche erledigt. Sitzung vom 2. Juni 1892. Vorsitzender: Bürgermeister 1)r. Körner. An wesend: 4 Rathsmitglieder. 1) Von den Beschlüssen der Stadtverordnetensitzung am 27. Mai nimmt man Kenntniß und beschließt, a. die Angelegenheit, betr. die Erneuerung der Mauer am Rathhausgarten an den Bauaus schuß zu verweisen und b. der Errichtung einer allgem. Wasserleitung bei den jetzigen Erwerbsverhältnissen und solange nicht die Schulbaufrage erledigt ist, nicht näher zu treten. 2) Nachdem durch das Gesetz vom 16. April 1892 die Pensionen der Civilstaatsdiener und ihrer Hin terlassenen auf die Zeit vom 1. Januar d. I. ab um 7,s bis 12,s"/„ erhöht worden sind, sollen die Pensionen der früheren städtischen Beamten und bez. deren Hinterlassenen gemäß den statutarischen Vorschriften in gleicher Weise erhöht werden. Hier zu werden 176 M. 25 Pf. auf 1892 nachverwilligt. 3) Der über die Beurlaubung der städtischen Be amten aufgestellte Plan wird mit geringen Ab änderungen genehmigt. 4) Die Vdg. über die Sonntagsruhe im Handels gewerbe soll unter den RathSmitglieder» in Um lauf gesetzt werden. 5) Der LaßzinSvertrag mit dem Handelsmann Her mann Klemm, die Abführung seine- Betriebs wassers durch die Winklerstraße nach dem Unger- schen Teich betr., wird genehmigt. 6) Auf daS Gesuch deS Turnvereins, die Abhaltung deS Erzgebirgischen Gauturnfestes in Eibenstock und die Erweiterung de« Sandplatzes im Schul garten betr., faßt man beifällige Entschließung. 7) Die GraSnutzungen am Rosinenberg und am Kriegerdenkmal werden vergeben. 8) Im Armen- und im Krankenhaus sollen die er forderlichen baulichen Ausbesserungen erfolgen. Hierüber wird auf ein Baugenehmigung«- und ein Straferlaßgesuch, sowie in einer Wasserbewirth- schaflungS- und einer Beleuchtungssache Entschließung gefaßt. Aus vergangener Zeit — Mr «ufere Zeil. 5. Juli. -«»chdrixt «rbrtn». Vor 100 Jahren, in dem so ereignißreichen Jahre 1782, am 5. Juli sand die letzte deutsche Kaiser-Wahl statt, die durch die Kurfürsten gethätigt wurde. Es war eine leere Form, durch welche der König von Böhmen und Ungarn, aus dem Hause Habsburg, als Franz ll. zum deutschen Kaiser gewählt wurde und eine wenig geeignetere Persönlichkeit für die Hobe Würde war wohl kaum denkbar. UebrigenS hatte man Wohl bei der Wahl selbst schon das Gefühl, daß es mit der Herrlichkeit des heiligen deutschen Reiches zu Ende gehe, wennschon man das damals noch nicht aussprach. Sonderlich festlich scheint es bei jener Kaiserwahl nicht zuaegangen zu «ein; denn die Ge schichtsbücher vermelden nur die Thatsache ohne Nebenumstände. 8. Juli. Am 6. Juli 1877 ist F. W. Hackländer gestorben, ein deutscher Schriftsteller, der bei Lebzeiten ebensosehr überschätzt worden, als er jetzt, IS Jahre nach seinem Tode, in Gefahr ist, allzurasch vergessen zu werden. Hackländer, der eine sehr große Anzahl Romane geschrieben hat, erhob sich niemals, auch nicht in seinem vielgerühmten „Europäischen Sklavenleben" über di« Mittelmäßigkeit, er sank allerdings niemals bis zur Trivialität herab. Er war und ist es noch zum Theil: der richtige Vertreter der leichten Leihbibliotheken-Romane, viel ge lesen und rasch vergessen, viel geehrt und viel begehrt, aber eben so schnell bei Seite gelegt, das ist auch Hackländers Loos. Dem neuesten Zeitgeschmack kann Hackländer schon deshalb nicht mehr entsprechen, weil seine breite Behaglichkeit, die in ebensoviel Seilen sagt, was sich in Zeilen sagen läßt, längst von der routinirten Schreibweise ähnlicher leichter Waare heutigen Tages überholt ist.