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al« Ehrenpreis für da» XlV. Mitteldeutsche Bun- deSschießen einen prächtigen, 40 em hohen Pokal mit der Widmung: .Kaiser und König Wilhelm dem besten Schützen XI V. Mitteldeutsche» Bunderschießen Weißenfels I0.-17. Juli 1892.' — Magdeburg, 29. Juni. In dem vor dem hies. Schwurgericht verhandelten Prozesse gegen die Dienstbotenmörder Agenten Fritz Erbe au» Burgstall und die Dorothea Bunkrock au» Holzminden wegen zwei fachen Morde» und schweren Raube«, begangen an der Emma Kasten und der Dora Klage», sind beide An geklagten schuldig befunden und in beiden Fällen zum Tode und zum Verlust ver bürgerlichen Ehren rechte verurtheilt worden. L-eale ««d fLchfisch« Nachrichten. — Schönheide, 30. Juni. In der Mulde ertrank gestern beim Baden ein ILjähriger hiesiger Knabe. — In Neuheide fand am 28. d. M. die feierliche Grundsteinlegung zur neuen Schule statt. Nach einer Ansprache de» Herrn Lehrer OechSler erfolgte die Vorlesung der Urkunde, die sodann nebst einigen Münzen in einer Zinkkapsel durch Herrn Baumeister Berger in den Grundstein eingesetzt worden ist. — Dresden. Der jetzt verstorbene, allgemein geachtete Wirkt. Geh. Rath und Oberkammerherr Graf L. Vitzthum von Eckstädt, dem seinerzeit die Verwaltung der Königs. Privatkasse, sowie die Ver waltung de» Königlichen Schlosse« unterstand, hatte eine» Tage« einen tüchtigen Schreck. ES war, irren wir nicht, in den vierziger oder fünfziger Jahren diese« Jahrhundert« eine Renovation de« Schloß- thurme« im Werke, und da auch auf der äußersten Thurmspitze zu thun war und der Blitzableiter auf Zeit entfernt werden mußte, so mußte man nach kalt blütigen, völlig schwindelfreien Zimmerlingen und Schlossern Umschau halten. Unter dem damaligen Theatermaschinistenpersonal befand sich nun Einer, der al« „Bäßiler', Jäger, Schnitzer, VogelauSstopfer rc. sich manchen Freund, manchen Kunden, ja manchen Bewunderer erworben hatte. Er stammte au« guter Familie und sein Bruder war Kaufmann aus der Meißnergasse. Derselbe meldete sich, arbeitete in der windigen Höhe de« Schloßthurm« wacker mit, legte sich aber nach beendigter Aufgabe auf die Spindel, gab sich mit dem Fuße einen Anstoß und begann sich wie ein Uhrzeiger waagerecht zu drehen. Graf Vitzthum stand gerade an einem Fenster de« Schlosse» und sah hinauf; er war wie versteinert, rieb sich die Augen und sah nochmals scharf hin. E« blieb so; e« war ein verwegener Mensch da oben, der sich drehte. „Um Gotteswillen,' rief er dem Schloßverwalter zu, „holen Sie mir mal augenblicklich den wahnwitzigen Menschen dort herunter!' Graf Vitzthum stand bleich da, bi« der kleine agile Maschinenzimmerling kam, dem er in seltsamer Stimmung gegenüberstand, näm lich halb tadelnd, halb verwunderungsvoll. „WaS fällt Ihnen denn ein?' .Exzellenz,' sagte bescheiden der Zimmerling, .ich wollte nur einmal auSruhen.' — Auerbach, 29. Juni. Heute Vormittag kurz nach */,11 Uhr gaben Alarmsignale der Frei». Feuerwehr und das Sturmläuten der Glocken den Ausbruch eine« Feuers kund; eS brannte der mit Holz, Spähnen und Reisig gefüllte nicht massive Schuppen des Herrn Louis Zöbisch am Wiesenweg total nieder. Die Feuerwehr hat insofern einen schweren Stand gehabt, als betr. Schuppen an das Wohngebäude angebaut und da» Feuer auch bereit» die Thüren und deren Füllungen, sowie die Diele de» Hause» ergriffen hatte, auch die Fenster de» Nachbargebäudes, Hrn. E. Neubert gehörig, zum Springen brachte. Letzterer Hal sich beim Löschen de» Brande» am Kopfe leicht verbrannt. Da» Feuer ist von einem fünfjährigen Knaben durch Spielen mit Streichhölzchen veranlaßt worden. — Waldheim, 29. Juni. In der Nacht zum 27. Juni wurde auf der Bahnhaltestelle zu Steina ein frecher LinbruchSdiebstahl verübt. Der oder die Diebe sind in die Expeditionslokalitäten ein gestiegen, haben Tische und Kästen erbrochen und au» «inem derselben einen sechsläufigen Revolver, sowie die in die Wand eingemanerte Geldkassette auSge- meißelt und gestohlen. In der Kassette, welche die Diebe bi» an den in der Nähe befindlichen Tunnel, woselbst Arbeiter Handwerkszeug liegen hatten, ge bracht, und daselbst mittelst eine» 10 Pfund schweren eisernen Hammer» zerschlagen hatten, befanden sich 108 Mk. Geld. — In der soeben in Kraft getretenen Feuerwehr ordnung für die Stadt Mittweida ist Folgende von Interesse. Jede« männliche Gemeindemitglied ist in der Zeit vom 23. bi« 38. Lebensjahre feuer wehrdienstpflichtig, aber e» kann sich durch eine jähr liche Steuer von der persönlichen Dienstleistung be freien. Die Steuer wird nach dem Einkommen be messen und steigt von 3 Mk. bei einem Einkommen von 501 bi» 1000 Mk. stufenweise bi- auf 30 Mk. bei einem Einkommen von über 10,000 Mk. Diese Gelder sind zu Gunsten der Feuerwehr, in erster Linie zu Gunsten der freiwilligen Feuerwehr zu ver wenden. — Aue, 29. Juni. Gestern wurde Bürger meister Vr. Kretzschmar, der nunmehr auf Leben-zeit al» Bürgermeister hiesiger Stadt gewählt worden ist, durch Oberregierungrath Or. Hau-mann von der König!. Krei-Hauptmannschaft Zwickau im Beisein der städtischen Kollegien, der städtischen Beamten, de« k. Kaiser und de» Schuldirektor» Neumeister in feier licher Weise wiederverpflichtet. Am Nachmittage fand ein Festmahl statt, an dem 40 Herren iheil- nahmen. — Am Mittwoch früh in der dritten Stunde ist der dem Gastwirth Ernst Emil Herold in Lichtens» gehörige Gasthof, bcstehenv au« Wohnhaus mit Tanz saalanbau, Scheunengebäude und Wagenschuppen ab gebrannt. Sitzung -r» Lerirksausschusses der Königlichen Ämtshaupt- maimschast Zchwarzcnberg, am L5. 3uni 1892. 1) Der Bezirksausschuß tritt in die Vorberathung de» Haushaltplanes für die Bezirksanstalt zu Grünhain auf da« Jahr 1892/93 ein und stellt die aufgestellten Entwürfe fest, 2) erledigt mehrere die Bezirksanstalt und da» Be zirksvermögen betreffende Angelegenheiten, 3) beschließt den Körzwang vom I. August 1892 an in Johanngeorgenstadt eintreten zu lassen, 4) lehnt das Gesuch Moritz Beer's in Rittersgrün um Abänderung einer seine Wehranlage betreffende Concessionsbedingung auf Grund technischen Sach verständigen Gutachtens ab, 5) nimmt Kenntniß von einer Verordnung des König lichen Ministerium« des Innern, die Aufstellung von Anlagenregulativen für exemte Güter betr., 6) beschließt wegen Neufeststellung der ortsüblichen Tagelöhne den Vorschlägen der Königl. AmtS- hauptmannschaft beizutreten, 7) genehmigt a. da« Regulativ, die Ausschließung säumiger Abgabenpflichtiger von öffentlichen Vergnllg- ung-orlen in Zschorlau und I). da« Anlagenregnlativ für Obersachsenseld probeweise auf 2 Jahre, beide vorbehältlich der Berücksichtigung der gezogenen Erinner ungen, 8) von den gegen Heranziehung zu den Gemeinde anlagen eingewendeten Recursen werden a. die von Gustav Gehlert, Ernst Hugo Groß und der Wittwe Behreuther in Johann georgenstadt Mangels genügender Beweis mittel, b. der von dem Handelsmann Friedrich Hermann Lorenz daselbst au« formellen Gründen und c. der von Richard Schlott daselbst au« formellen und materiellen Gründen verworfen, 6. der von Gustav Schäfer daselbst an den Stavtgemeinderath zu Johanngeorgenstadt zur Einsichtnahme der Geschäftsbücher und nochmaligen Beschlußfassung zurückgegeben, während e. dem Recurrcnten Tischler August Friedrich Heinz die eidliche Bestärkung seines behaup teten Arbeitseinkommens nachgelassen und s. der RecurS de« ConsumvereinS zu Aue gegen seine Abschätzung zu den Gemeindeanlagen in Lauter für beachtlich gefunden wird, 9) der Bezirksausschuß setzt für die Hebamme in Bernsbach eine Umgehungsgebühr in Höhe von 2 Mk. — fest, 10) genehmigt die Gesuche u. Eduard Preiß' in Schönheide um Ertheilung der Erlaubniß zum Bier- und Branntwein schank während des Umbaue» der fiScalischen Bahnhofsstraße, d. Paul Ficker'» in Bernsbach um Uebertrag- ung der seiner Mutter ertheilten Erlaubniß zum Bier- und Branntweinschank auf seine Person und c. de« Gasthofpachters Gustav Pätzold in Mul denhammer zur Abhaltung von Gesellschafts tanzvergnügungen, 11) lehnt die Gesuche ». Albin Weißflog'S in Lauter um Uebertrag- ung der seinem Vater ertheilten Concession zum Kleinhandel mit Branntwein auf seine Person, d. Heinrich Unger'» in Sosa um Erlaubniß zum Krippensetzen, c. Eduard Meinel'S in Johanngeorgenstadt um Erlaubniß zum Bier- und Branntweinschank und 6. Friedrich Hermann Blobel'» in Streitwald um Erlaubniß zum Branntweinschank, sämmt- lich Mangel örtlichen Bedürfnisse» ab und 12) ertheilt zu den nachgesuchten Grundstücksabtrenn ungen von den Grundstücken ». Fol. 203 und Fol. 9 de» Grund- und Hh- pothekenbuch» für Zschorlau, d. Fol. 152 und 153 de» Grund- und Hhpo- thekenbuch» für Schönheide, c. Fol. 1 de» Grund- und Hhpothekenbuch» für Wildenthal, ä. Fol. 11 de» Grund- und Hhpothekenbuch» für Zelle und e. Fol. 1 de« Grund- und Hhpolhekenbuch« für Schönheiderhommer Genehmigung. Ms vergangener Jett — für »nsere Jett. Am 2. Juli 1724 ist zu Quedlinburg F. G Klopstock, von seinen Zeitgenosten der „große Barde Deutschlands" genannt, geboren. Vierundzwanzig Jahre alt veröffentlichte er die drei ersten Gesänge seines hochberühmt gewordenen Werkes „die Messiade" und diesem Hauptwerk folgten ein« Reihe von Oden, Hymnen, Elegien, biblisch« und vaterländische Dramen, Klop- stockS Dichtungen, die von nachhaltigem Einfluß aus die deutsche Literatur waren, weckten durch ihre poetische Sprache, ihre an die alten Elassiker erinnernde Formvollendung, ihre GefühlS- wärme und ihren lebendigen vaterländischen Freiheitssinn Be geisterung im deutschen Volk, daS dem Dichter bis an seinen Tod — er wurde säst 80 Jahre alt, — unbedingte Verehrung bewahrte. Namentlich das Entstehen der „Messiade" wurde von der ganzen Nation mit gespanntestem Interesse verfolgt und der elegisch-empfindsame Don der Dichtung war von großem Einfluß auf die Zeitgenosten. Auch heute noch'zählt Klopstock zu den deutschen Klassikern und seine Werke dürsten in einem rechten Bücherschrank kaum fehlen. Allein das Interesse für seine Dichtungen ist erloschen: man bewundert nach wie vor die schöne Form, die klangvolle Sprache, aber nur von weitem: man schätzt den Dichter als Elassiker, als den Heros der „Messiade", aber man liest ihn nicht mehr, nicht einmal mehr dieses sein Hauptwerk. Denn man verlangt in unserer be wegten Zeit vor Allem Handlung in der Dichtung und Klop, stock'sche Dichtungen sind viel zu sehr für „stille Stunden" be rechnet, als daß sie die Aufregung unserem nervösen Zeitalter bieten könnten, nach der es verlangt. Heutzutage ist Klopstock nur noch sür Kenner. 3. Juli. Der 3. Juli dieses Jahres ist der 100jährige Todestag eines der bedeutendsten und berühmtesten Feldherrn seiner Zeit, des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, Friedrich des Großen bedeutendsten Generals. Bei Mollwitz und Neiße, bei Striegau, Sorr, Prag war er mit im Kampfe und letzterer Sieg wurde durch sein entscheidendes Eingreifen erfochten. Bis zum Schluss« des siebenjährigen Krieges war er beständig Befehlshaber unter Friedrich ll. und dieser ehrte in ihm de» genialen, siegreichen Feldherr«. Sonderbarer Weise entzweite er sich kurz nach dem Kriege mit dem König und lebte dann zurückgezogen aus einem Lustschloß, sich dem Verkehr mit Gelehrten und Künstlern wid mend. Es ist dieser Herzog Ferdinand nicht zu verwechseln mit seinem Siesten, der zwar auch ein tüchtiger General, aber vielfach weniger vom Glück begünstigt war. Am 3. Juli 1792 ist der ehemalige Freund des großen Friedrich gestorben. 4. Juli. Vor zwei Jahren, am 4. Juli 1890, fing Helgoland a». deutsch zu werden. An diesem Tage genehmigte das englische Oberhaus in erster Lesung die Abtretung der Insel an Deutsch land und damit war der wichtigste Schritt in der Sache ge- than. Nun ist die Insel säst zwei Jahre deutsch und weder Deutschland, noch England, noch die Inselbewohner haben die Abtretung zu bereuen Ursache gehabt. Kirchliche Nachrichten aus der parochie Eibenstock vom 28. Juni bis 2. Juli 1892. Aufgeboten: 29) Franz Matouschek, Tapezierer hier, ehel. S. des weil. Franz Matouschek, Postmeisters in Sercgelyes in Ungarn und Marie Friederike Bauer hier, ehel. T. des Albrecht Bauer, ans. Bs. u. Zimmermanns hier. 30) Felix Kallmann, Rechtsanwalt in Berlin, ehel. S. des weil. Lesser Kallmann, Buchhändlers in Nakel und Ernestine Sophie Hirschderg hier, ehel. T. des weil. Moritz Hirschderg, ans. Bs., Kaufmanns u. Königl. Sächs. Connnerzienraths hier. 31) Louis Hermann Krönert, Zimmermann in Wildenthal, ehel. S. des Gottlieb Wilhelm Krönert, ans. Straßenwärters ebendas, und Emilie Albertine Siegel in Wildenthal, ehel. T. des Heinrich Moritz Siegel, ans. Waldarbeiters ebendas. 32) Hermann Huster, Zimmermann hier, ehel. S. des Albrecht Hermann Huster, Zimmermanns hier und Anna Ottilie Jugelt hier, Tochter der Anna Auguste Jugelt, jetzt verehel. Huster hier. 33) Friedr. August Seidel, Musterzeichner in Berlin, ehel. S. des weil. Karl August Seidel, ans. Bs. u. Restaurateurs hier und Anna Cäcilie Müller hier, ehel. T. des Karl Ottomar Müller, ans. Bs. u. Schornsteinfegermstrs. hier. Getraut: 24) Louis Paul Gläß, Maschinensticker hier mit Anna Marie geb. Seidel hier. 25) Ernst Albert Meichßner, Waldarbeiter hier, ein Wittwer mit Theresia geb. Großer hier. Getauft: 148) Anna Martha Seltmann in Wildenthal. 149) Ernst Wilhelm Heinz. 180) Emil Lein. 151) Erdmann Hans Pöhler in Blauenthal. 152) Martha Elsa Oeser. 153) Ernst Willy Franz, unehel. 154) Hans Paul Horbach, unehel. 155) Käthe Gertrud Johanna Riebel. 156) Willy Reinhold Sändler. 157) Curt Willy Theilmann, unehel. 158) Heldne Johanne Mühlmann. Begraben: 122) Johanne Anna, ehel. T. des Friedrich Gustav Schlegel, Schuhmachers hier, 1 I. 10 M. 4 T. 123) Gertrud Helene Funk, ledigen Standes, ehel. T. des Christian Friedr. Funk, Zeichners hier, 19 I. 8 M. 29 T. 124) Hermann Eduard Oeser, Maschinensticker hier, ein Ehemann, 58 I. 8 M. 4 T. 125) Clara Helene, ehel. T. des Stephan Martin Rausch, ans. Bs. und Bürgerschullehrers hier, 3 M. 20 T. 128) Karl Alexander Ludwig Reichel, 0r. pkil., Ritterguts- und Fabrik besitzer in Blauenthal, ein Ehemann, 88 I. 4 M. 18 T. 127) Helene Johanne, ehel. T. des Gustav Emil Mühlmann, Kutscher« hier, SV, Stunde. 128) Walther Emil, ehel. S. des Friedr. Ernst Lenk, Maschinensticker« hier, 4 I. S R. 2 T. Am S. Sonntage »ach Lriuitatis: Borm. Predigttext: 2. Tim. 3, 15—17. Herr Diaconu» Fischer. Nachm. Unterredung mit der con- firmirten Jugend. Derselbe. Die Beichtrede hält Herr Pfarrer Böttrich. Nächsten Montag, Vormittag 9 Uhr Wochen- Communion. Die Beichtrede hält Herr Diaconu» Fischer. Dienstag früh 6 Uhr Betstunde. Lirchennachrichtc» am Schönheide. Sonntag, am 3. Juli (l). III. p. Irin.), Vor mittag» 9 Uhr Gotte-dienst mit Predigt. Die Predigt hält Herr Diac. vic. Schreiber. Nach der Predigt Beichte und heil. Abendmahl. Die Beichtrede hält Herr Diac. Vic. Schreiber. Mittwoch, am 6. Juli, Vormittag» 10 Uhr, Wochrncommunivn. Die Beicht rede hält Herr Diac. vic. Schreiber.