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Vesper in der BrenMrche. Dresden, Sonnabend, den 21. Juni 1890, Nachm. 2 Uhr. 1. Kuge für Orgel (6-äur) von I. S. Bach. 2. Motette für Chor und Solostimmen von M. Hauptmann. Wer unter dem Schirme des Höchsten sitzet und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibet, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe. — Er wird dich mit seinen Fittigen decken, denn er ist dein Gott, er ist deine Zuversicht. Er wird dich sättigen mit langem Leben und wird dir zeigen sein Heil. Amen! 3. Gebet für Sopran und Orgelbegleitung von G. Gottfr. Weiß, gesungen von Fräul. Marg. Lengnick. Herr, den ich tief im Herzen trage, sei du mit mir! Du Gnadenhort in Glück und Plage, sei du mit mir! Behüte mich am Born der Freude vor Uebermuth, und wenn ich an mir selbst verzage, sei du mit mir. Dein Segen ist ein Thau den Reben, nichts kann ich selbst; doch daß ich kühn das Höchste wage, sei du mit mir! O du mein Trost, du meine Stärke, mein Sonnenlicht, bis an das Ende meiner Tage sei du mit mir! 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 284, 5. An dem, was wahrhaft glücklich macht, läßt Gott es Keinem fehlen; Gesundheit, Reichthum, Ehr' und Pracht sind nicht das Glück der Seelen. Wer Gottes Rath vor Augen hat, beim wird ein gut Gewissen die Trübsal auch versüßen. Uovlesung. 5. Wecitativ und Arie aus „Paulus", von Mendelssohn- Bartholdy, gesungen von Fräul. Marg. Lengnick. Wie die Apostel äusgesandt von dem heiligen Geist, so schifften sie von dannen und verkündigten das Wort mit Freudigkeit. Laßt uns singen von der Gnade des Herrn ewiglich und seine Wahrheit verkündigen. 6. Zwei geistliche Lieder von Gottfried Aug. Schnrig (st 1881). a> Wenn Alle untreu werden, so bleib' ich dir doch treu, daß Dankbarkeit auf Erden nicht ausgestorben sei. Für mich umfing dich Leiden, vergingst für mich im Schmerz, d'rum geb' ich dir mit Freuden auf ewig dieses Herz! Oft muß ich bitter weinen, daß du gestorben bist, und Mancher von den Deinen dich lebenslang vergißt. Von Liebe nur durchdrungen, hast du so viel gcthau. ' Und doch bist du verklungen und Keiner denkt daran. Du stehst voll treuer Liebe noch immer Jedem bei, und wenn Dir Keiner bliebe, so bleibst du dennoch treu; die treuste Liebe sieget, am Ende fühlt man sie, weint bitterlich und schmieget sich kindlich an dein Knie. Ich habe dich empfunden, o lasse nicht von mir; laß innig mich verbunden auf ewig sein mit dir! Einst schauen meine Brüder auch wieder himmelwärts und sinken liebend nieder und fallen dir an's Herz. b) Arostkied. Mag auch die Liebe weinen! Es kommt ein Tag des Herrn; es muß ein Morgenstern nach öder Nacht erscheinen. Mag auch der Glaube zagen! Ein Tag des Lichtes naht; zur Heimath führt sein Pfad, aus Dämm'rung muß es tagen. Mag Hoffnung auch erschrecken! Mag jauchzen Grab und Tod! Es muß ein Morgenrots) die Schlummernden erwecken. Druck von Licvlch L Neickardl in Dresden.