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gemeinde, Herr Postsekretär Baumann widmete Na mens der Postunierbeamten dem scheidenden AmtSchef warm empfundene Worte des Danke« und der Anerkenn ung und herzliche Wünsche für sein fernere« amtliche« Wirken. Andere Licht- und Schattenseiten de« Gefeierten beleuchteten in zum Theil launiger Weise die Herren Kfm. Ludwig, Rechtsanwalt Lanbrock, Pastor Bött- r i ch und Kaufmann Hertel. Namen« einiger Herren überreichte Herr Kaufmann C. I. Dkrffel eine vor trefflich ausgeführte bildliche Darstellung des Kaiser lichen Postamtes al« Andenken an Eibenstock. Herr Postdirektor Jährig dankte mit bewegter Stimme für alle die herzlichen Zeichen und Aeußerungen der Zuneigung und die ihm entgegcngebrachten freund schaftlichen Gesinnungen, betonte, daß er sich in Eiben stock wirklich heimisch gefühlt habe, und daß ihm das Scheiden von dieser Stadt und seiner herrlichen Um gebung schwer falle und versicherte, sich der hier ver lebten Zeit jederzeit gern erinnern zu wollen. Sein Hoch galt dem ferneren Blühen, Wachsen und Ge deihen der Stadt Eibenstock. Noch mancher Trink spruch folgte, die Musik spielte ihre lustigsten Weisen und erst in früher Morgenstunde endete das in jeder Beziehung gelungene Fest. — Dresden, 24. Juni. Ihre Majestäten der König und die Königin von Italien, die be kanntlich seit Montag Gäste der kaiserlichen Familie in Berlin waren, treffen heute zu kurzem Besuche des sächsischen Königshauses in Villa Strehlen ein. Der Sonderzug, der da« italienische KönigSpaar mit großem Gefolge in die sächsische Residenz führt, verläßt Nachmittags '/»3 Uhr Berlin und dürfte kurz nach Uhr in der Haltestelle Strehlen einlausen. Offizieller Empfang ist nicht in Aussicht genommen. Nach Ankunft in der Villa findet König!. Familien tafel statt. Noch an demselben Abend setzen die italienischen Herrschaften die Reise ab Strehlen über Frankfurt a. M. fort. — Nachdem bei der Königlichen Altersrentenbank zu Dresden das Gesetz vom 30. April dS. IS., einige Abänderungen des Gesetzes über die veränderte Einrichtung der Altersrentenbank vom 2. Januar 1879 und die Aushebung des Nachtragsgesetzes dazu vom 9. April 1888 betreffend, mit dem 1. Juni dS. I». in Kraft getreten ist, wird noch besonders darauf hin gewiesen, daß der Lauf von sofort beginnenden Renten ohne alle Ausnahme am ersten Tage nach Ablauf desjenigen Vierteljahrs beginnt, in welchem die Ein zahlung geleistet worden ist. Daher ist vom 1. Juni ds. IS. ab auch die bisher giltige Bestimmung auf gehoben worden, daß bei Erwerbung sofort beginnender Renten Einzahlungen, die in den ersten 5 Tagen eines Kalendervierteljahrs erfolgten, gegen Entrichtung 4- procentiger Verzugszinsen als bis zum vorherge gangenen VierteljahrSschlusse erfolgt angesehen wurden. Wer also am 30. September zum ersten Male Rente von der Altersrentenbank beziehen will, muß die er forderliche Einzahlung spätestens am 30. Juni bewirken. — Chemnitz, 24. Juni. Gestern Nachmittag fiel in einem Grundstück der äußeren Zschopauerstraße während der Einfahrt eines mit Kisten beladenen Wagens, infolge Anpralls, die steinerne Thorweg- krönung herab und traf den unter dem Thor stehen den 8jährigen Knaben Taubert so unglücklich, daß er, entsetzlich verstümmelt, auf der Stelle todt blieb. — Zwickau, 22. Juni. In der heutigen Sitz ung der zweiten Strafkammer wurde der Fabrik arbeiter Carl Hermann Kleditzsch aus Eibenstock wegen Entwendung zweier Kaninchen zu einer Ge- fängnißstrafe von 3 Tagen verurtheilt. — Zwickau. Anläßlich der diesjährigen, in unserer Gegend stattfindenden Brigade- undDivi- sionSmanöver werden in der Zeit vom 5. bi« 23. September die Stadt Zwickau und die Ortschaften der Umgebung starke militärische Einquartierung er halten. Den Schluß der Herbstübungen bildet am 19., 20. und 21. September ein gegenseitiges CorpS- manöver der 2. Division Nr. 24 und der 3. Division Nr. 32, welches in der Gegend zwischen Zwickau, Reichenbach und Plauen sich abspielen wird. Dem CorpSmanöver wird auch Se. Majestät der König beiwohnen und wird Allerhöchstderselbe vorauSsichtlick vom 20. zum 21. September in Zwickau Wohnung nehmen. In einem so großen Umfange wie das dies jährige Manöver, hat in hiesiger Gegend ein Manöver noch nicht stattgefunden und werden daher die gern gesehenen interessanten militärischen Schauspiele zahl reiche Schaulustige auch von auswärts anlocken. — Glauchau. Dieser Tage ist ein Mitglied der in Konkurs verfallenen Spar- u. Kreditbank auf Anordnung de- Untersuchungsrichter« beim Land gericht Zwickau in Haft gebracht worden. Gegen den Betreffenden ist da« Strafverfahren eingeleitet, weil er bei Gelegenheit de» von ihm geleisteten Offen- barungSeide« Vermögen-gegenstände verschwiegen und überdies durch Veräußerungen sich vermögenslos ge macht hat. Ueberdie« soll auch gegen weitere Mit glieder der Genossenschaft die strafrechtliche Unter suchung bereit« eingelcitet oder zu erwarten sein, da die Zahl der vorgekommenen Rechtsverletzungen eine sehr bedeutende ist. — Ein recht betrübender Zwischenfall spielte sich am verg. Sonnabend auf dem Bahnhof JägerS- grün ab. Ein Güterzug war eben eingefahren und e» mußten mehrere Wagen au«gewechselt werden. Ein Bremser, welcher von seinem Sitze au« die Bremse bediente, verlor durch einen Anprall der Wagen da« Gleichgewicht, stürzte herab und wurde dermaßen über fahren, daß sein Auskommen bezweifelt wird. Der Verunglückte ist unverheirathet. Sein Vorgänger im Dienste verlor im vorigen Jahre bei Bockau auf gleiche Weise sein Leben. — Mit dem 1. Juli treten viele wichtige Neuer ungen für die Aufgabe von Postsendungen aller Art in Kraft. Als Waarenproben dürfen nunmehr auch Fette und abfärbende Stoffe unter neuen, die Versendung sichernden Vorschriften abgeschickl werden. Auch lebende Bienen können in vorgeschriebencr Ver packung als Waarenproben versendet werden. Die Ausdehnung der Waarenproben ist aus 30, 20 und 10 Centimeter für Länge, Breite und Höhe und für Rollen auf 15 Centimeter Durchmesser bei 30 Centi meter Länge erweitert worden. Unsrankirte Post karten werden nicht mehr von der Beförderung aus geschlossen, sondern wie unfrankirt aufgelieferte Briese behandelt. Der Klasse der Werthbriefe treten Werth kästchen für Versendung von Schmucksachen und kost baren Gegenständen hinzu, welche wie Werthbriefe behandelt werden, also keiner Begleitadresse bedürfen, wie die Werthpackete. Die Versicherungsgebühr für Werthsendungen wird unter Beibehaltung des bis herigen Gebührensatzes durch Ausdehnung der Werth stufen auf je 300 Franken (bisher 200) ermäßigt. Die Nachnahmegebühr ist mit Feststellung eines Mindest satzes von 20 Pf. auf 1 Prozent des Betrages er mäßigt worden. Zollbeträge dürfen auch — durch Anwendung des Verfahrens der Frankozettel — vom Absender entrichtet werden, doch ist dies nicht nach allen Ländern gestattet. Für Postanweisungen kommt der jetzige Mindestbetrag von 40 Pf. in Wegfall, so daß für 20 Mk. nur 20 Pf. erhoben werden. Tele graphische Postanweisungen find nach fast allen Ver einsländern zulässig, überall rahm, wo sich StaatS- telegraphen befinden. Den Postpacketen dürfen offene Rechnungen beigelegt werden. Die Abschnitte dürfen fast überall hin zur Niederschrift von folchen Mil theilungen benutzt werden, die sich auf die Sendung beziehen. Die EinlösungSsrist für Postaufträge ist von 2 auf 7 Tage erweitert worden. Für den Fall der Nichteinlösung eines Postauftrages kann eine Nothadresse, also eine zweite Person bezeichnet wer den, an welcher der nicht eingelöste Postauftrag weiter zu geben ist. — Die Gerichtsserien beginnen am 1b. Juli und endigen am 15. September. Während dieser Zeit werden nur in Feriensacben Termine ab gehalten und Entscheidungen erlassen. Feriensachen sind: I. Strafsachen, 2. Arrestsalben und die eine einstweilige Verfügung betreffenden Sachen, 3. Meß- und Marktsachen, 4. Streitigkeiten zwischen Vermie- thern und Mielhern von Wohnung«- und anderen Räumen wegen Ueberlassung, Benutzung und Räumung derselben, sowie wegen Zurückhaltung der vom Mie- ther in die MiethSräume eingebrachten Sachen, 5. Wechselsachen, 6. Bausachen, wenn über Fortsetzung eine« angefangenen Baues gestritten wird. Das Ge richt kann auf Antrag auch andere Sachen, soweit sie besonderer Beschleunigung bedürfen, als Ferien fachen bezeichnen. Die gleiche Befugniß hat vorbe hältlich der Entscheidung des Gericht» der Vorsitzende. Zur Erledigung der Feriensachen können bei den Land gerichten Ferienkammern, bei den Oberlandesgerichten und dem Reichsgerichte Feriensenate gebildet werden. Auf da» Mahnverfahren, da« Zwangsvollstreckungs verfahren und da« Konkursverfahren sind die Ferien ohne Einfluß. Durch die Gerichtsferien wird der Lauf einer Frist gehemmt, der noch übrige Theil der Frist beginnt mit dem Ende der Ferien zu laufen. Fällt der Anfang der Frist in die Ferien, so beginnt der Lauf der Frist mit dem Ende derselben. Diese Bestimmungen finden auf Nachfristen und Fristen in Feriensachen keine Anwendung. Nachfristen sind nur diejenigen Fristen, welche in dem Gesetze als solche bezeichnet werden. Diese Ausführungen gründen sich auf ß 201 de« Gerichtsverfassungsgesetze« vom 27. Januar 1877 und 8 201 der Civilprozeßordnung. Wer daher noch einen rechtskräftigen Titel vor den Ferien erlangen will, mag sich mit Einreichung der Klage beeilen; noch ist eS Zeit, um dem Schuldner nicht zwei Monate unfreiwillige Frist gestatten zu müssen. Bei den Amtsgerichten von größerem Ge- schäftSumsange empfiehlt e« sich, mit Einreichung der Klage die Bitte um Verhandlung der Sache noch vor den Ferien zu verbinden. Ans vergangener Jett — für «nsere Zeit. 28. Juni. lN-chdrua v-rdotr»). Bor 28 Jahren, am 28. Juni 1867, wurde die Verfassung des norddeutschen Bunde« verkündet und damit dem Bolle kund gethan, daß endlich aus dem Wege der Einigung Deutschland« ein bedeutender Schritt vorwärts gethan worden. In Deutsch land selbst betrachtete man bereit« damals den norddeutschen Bund nur al« den Borläuser eine« großen deutschen Bunde-, Im AuSlande, wo man überhaupt die Zusammensafsung der deutschen Stämme mit gemischten Gefühlen betrachtete, insbe sondere weil man trotz aller Gegenversicherungen fürchtete, Preußen gehe aus Eroberungen au«, glaubte man keineswegs an die endliche und vollständige Einigung. Namentlich in Frankreich hoffte man, wie die späteren Jahre lehrten, auf das Widerstreben der südlichen Deutschland und nicht zum wenigsten mit Rücksicht aus diesen gehofften Widerstand des Südens hat Napoleon III. den 70er Krieg begonnen. Daß jedoch auch schon damals, als die norddeutsch« Bundesverfassung publicirt wurde, die SUdstaaten dem Bund« freundlich gegen über standen, da« bewiesen di« militärischen Conventionen mit diesen. 26. Juni. Bekanntlich war bereit« im April des Jahres 1792 die Kriegserklärung Frankreichs an Deutschland erfolgt, dai sich zu Gunsten der Emigranten in Frankreichs innere Angelegen heiten gemischt und dadurch die Lage König Ludwigs noch verschlimmert hatte. Obschon somit Preußen in die Kriegser klärung Frankreichs mit eingeschlossen war, erfolgte doch noch seitens des Königs Friedrich Wilhelm 11 von Preußen eine besondere Kriegserklärung am 26. Juni 1792 an Frankreich. Diese Kriegserklärung geschah in dem Gefühle, noch daS sieg gewohnte Heer des großen Friedrich hinter sich zu haben, während in Wirklichkeit jene Lässigkeit und KriegSuntüchtigkeit bereits eingerissen war, die zu den späteren schweren Katastro phen führte. 27. Juni. Am 27. Juni 1888 wurde der Friede zu Tientsin (Hasen von Pekings unterzeichnet. Damit wurde der Krieg zwischen China und Frankreich-England beendet, «in Krieg, in dem sich die große Ueberlegenheit europäischer Kriegskunst gegenüber den Asiaten gezeigt hatte. Die Ausübung des Lhristenthums in China wurde fortan geduldet, in Peking sollten europäische Gesandte residiren, England erhielt 8, Frankreich 4 Millionen Thaler KricgSkosten. Dieser Friede war insofern sür Europa von Wichtigkeit, als durch ihn die bisherige Abgeschlossenheit Chinas mehr als bisher durchbrochen und europäischer Cultur wenigstens einigermaßen Eingang verschafft wurde. Vermischte Nachrichten. — Im Oberpostdirektionsbezirk Kon stanz sind bereit- einigeLandposlboten mitFahr- rädern ausgerüstet; auf Grund der gegenwärtig eingeforderten Berichte wird geprüft, inwieweit sich der Lankbestclldienst mittelst Rad dis jetzt bewährt hat. ES sollen zunächst Postunterbeamte, die sich dazu erbieten und im Gebrauche des Fahrrades geübt sind, auf eigene Kosten sich mit letzterem auSrüsten. Der Anschaffungspreis soll durch eine Vergütung pro Kilomtr. Wegstrecke, welche täglich ein bestimmtes Minimum erreichen muß, nach und nach ersetzt wer den. In den Landbezirken, in welchen die Terrain verhältnisse diese Neuerung erlauben, wird man dieses Projekt im Interesse einer rascheren Postbestellung dankbar begrüßen. — Zur Wetterprophezeihung. Die besten Wetterpropheten sind noch immer vie Thiere, aller dings nur auf ganz kurze Zeit vorher. Gute«, Helle« oder wenigstens trockenes Wetter giebt es, wenn die Fledermäuse viel umherflattern, die sogenannten Mist käfcr auf den Fahrwegen schwärmen und nach Son nenuntergang die Mücken spielen. Ferner, wenn sich aus den Felvern die Raben schaaren unv im Walde die Holztaube girrt, wenn Lerchen und Schwalben hoch fliegen und die Vögel häufig mit dem Schnabel nach den Fettdrüsen am Ende des Rücken» hinfahren, um Oel auszupressen und die Federn damit zu salben, auch wenn des Abends in den Teichen die Frösche lebhaft quaken, wenn die Wetterfische ruhig im Glase liegen und die Laubfrösche hoch oben sitzen. Schlech tes Wetter ist dagegen zu erwarten, wenn daS Horn vieh unruhig wird, die Pferde und Esel sich reiben, die Köpfe schütteln und in die Höhe schnüffeln, wenn die Esel viel schreien und springen und daS Rind vieh viel scharrt und tritt. Ebenso wenn die Schafe ungewöhnlich gierig fressen, die Schweine wühlen, die Katzen sich putzen, die Hunde unruhig werden, umherlaufen, scharren und GraS fressen. Thun sie die« bei heißem Wetter, so kommt sicherlich ein Ge witter. Regen zeigt auch an, wenn die Maulwürfe emsig graben, die Hähne oft krähen und sich darauf verkriechen, die Schwalben niedrig fliegen, die Wasser vögel sich baden und tauchen, die Pfauen außer rer Paarungszeit nächtlicherweile rufen, die Stechfliegen in die Häuser dringen und die Menschen belästigen und die Regenwürmer au- der Erde hervorkommen. Auch das ist ein Zeichen, daß es bald regnen wird, wenn die Bienen nicht recht ausfliegen, sondern als bald mit halber Ladung zurückkehren. — Allgemein wird bedauert, daß die Zahl der Singvögel immer kleiner wird, und wird der Grund darin gesucht, daß e« an geeigneten Nistplätzen in Gärten und öffentlichen Anlagen rc. fehle. Die« trifft aber nur zum kleinen Theil zu, in der Haupt sache sind e« die Katzen, welche den Vögeln den Aufent halt gründlich verleiden. Manche« Kätzchen schleicht scheinbar ganz harmlo« im Garten oder Feld umher und wenn man e« genauer beobachtet, so findet man, wie e« sich für Vögel und deren Nester interessirt. Eine einzige Katze reicht schon au«, die Bogelwelt eine« Garten« zu zerstören. Sie thut die« nicht etwa au« Hunger, denn auch die gut gefütterten Katzen gehen au« lauter Raublust auf Jagd. Wenn man nun be denkt, daß manche Gärten und freie Plätze, besonder« auch de« Nacht«, von mehreren Katzen besucht werden, so darf e« nicht Wunder nehmen, wenn die Vögel ver trieben und ihre Nester zerstört werden. Die Katzen werden ausschließlich zu dem Zwecke gehalten, Ratten und Mäuse au« Hau« und Hof zu vertreiben; dieser Pflicht kommen jedoch nur wenige derselben nach, vielmehr treiben sie sich im Garten rc. umher, um den Singvögeln nachzustellen, während im Hause nicht« vor Ratten und Mäusen sicher ist. In solchem Falle ist die Katze kein HauSthier mehr und kann ihre Bei seiteschaffung nicht dringend genug empfohlen werden. E« ist der Nachweis geführt, daß Gärten und Park-