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Dienstag, den 14. Juni 1892, Vormittags 1l Uhr soll im hiesigen AmtsgerichtSgebäube ein Klavier gegen Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 11. Juni 1892. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Liebmann. Hras-Hersteigerung aus Carlssclder und Eibenstocker Staatssorstrevier. Montag, den 29. Juni 1892 soll die diesjährige Grasnutzung der Kunstwiesen de« Carlsfelder Reviers, 11b. d. o. unter Friedrich'« Werk, an der Mulde und Bahn, sowie der de« Eibenstocker Reviers, 11t. L. d. am Riedertbach, 11t, o. ä. s. oberhalb de« ForsthauseS an der Mulde; Zusammenkunft r Bormittags 9 Uhr an Friedrich'« Werk, bei der Bahn station Wilzschhau«, sowie Mittwoch, den 22. Juni 1892 die Gra«nutzung der Wiesen de« Carlsselder Reviers, 11t. ä. recht« der Wilzsch (an beiden Seiten der Straße) und 11t. s. I. an der Bretmühle Wilzsch- hau« und Donnerstag, den 23. Juni 1892 die GraSnutzung der Wiesen ve« vorgenannten Reviers, 11t. ä. link« der Wilzsch (zwischen dem Rautenkranzer Wiesenweg und der Wilzsch) gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu gebenden Bedingungen meistbietend versteigert werden. Znsammenkunstr je Vormittag« 9 Uhr an der Bahnstation Wilzsch- hau«. KSnigl. Forstrevierverwaltungen Carlsseld und Eibenstock und Königl. Forstrentamt Eibenstock, Gehre. Sretschneider. am 13. Juni 1892. tvolfframm. Eine Aussöhnung des Kaisers mit Bismarck. Der „Hamb. Korresp." schreibt: „Daß in weiten und zumal in den patriotischen Kreisen der Bevölker ung der lebhafte Wunsch lebendig ist, zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck ein gute« Verhält- niß hergestellt und den Alt-Reichskanzler nicht ferner grollend bei Seite stehen zu sehen, unterliegt keinem Zweifel. Da« gilt insbesondere auch von solchen Kreisen, die eine entschieden nationale Gesinnung mit einer ebenso entschiedenen Anhänglichkeit an den Kai ser und an sein Regiment verbinden. Freilich ist da bei der Gedanke, als handle es sich darum, dem Fürsten Bismarck wieder den Weg ins Reichskanzleramt zu ebnen, gänzlich ausgeschlossen. Vielmehr ist man sich allseitig darüber einig, daß hiervon keine Rede sein und daß, was immer geplant werden möge, auf keiner anderen Grundlage als auf der des dauernden Ruhe standes des Fürste» operirt werden könne. In dieser Auffassung begegnen sich alle guten Deutschen, die 1890 den Fürsten mit Bedauern aus seinem Amte scheiden sahen, mit den Anhängern der Auffassung, daß dieser Akt eine politische Nothwendigkeit war. Die Gründe, die man, und zwar i» immer dring licherer Weise, für den Wunsch einer Wiederannäher ung geltend macht, knüpfen an die Person des Kaisers, au die Person des Fürsten Bismarck und an die Interessen des Vaterlandes an. Man ist überzeugt, daß dem Kaiser die Aussöhn ung mit dem großen StaatSmanne zahlreiche Herzen gewinnen und eine nicht zu unterschätzende Quelle der Unzufriedenheit beseitigen werde. Dies gilt nament lich auch von der Bevölkerung Süddeutschlands, wo man sich das Bild des großen Kanzlers ungetrübt durch den unmittelbaren Eindruck der letzten Jahre seines Regiments erhalten Hal und wo man von oer scharfen kritischen Strömung, wie sie namentlich in Berlin herrschte, freigeblieben ist. Aber man denkt auch an das Urtbeil der Geschichte, das über da« Regiment Wilhelm's II. mindestens nicht weniger gün stig lauten wird, wenn Fürst Bismarck dereinst ver söhnt mit seinem Kaiser und König aus dem Leben scheidet. Wenn es dem Fürsten ermöglicht werden könnte, sich mit ruhiger Zufriedenheit seines Werkes zu er freuen und nach einem so thaten- und erfolgreichen Leben einen von Bitterkeit freien Lebensabend zu ge nießen, so wäre der größte Herzenswunsch zahlreicher guter Patrioten erfüllt. Wie immer man über die innere Politik des gealterten Alt-ReichskanzlerS gedacht hat, so tritt doch, und zwar je länger desto weiter, alles das zurück gegen die Macht der Erinnerung an die unsterblichen Verdienste des Fürsten, gegen die uu- auSlöschbare Dankbarkeit für alles das, was er für Deutschlands Einheit, Größe und Stärke geleistet hat, und eö bleibt in den deutschen Herzen ein Stachel, so lange sich sein Lebensabend nicht entsprechend be friedigend und glücklich gestaltet. Liegt schon die Beseitigung dieses Stachels und der von ihm genährten Unzufriedenheit im öffentlichen Interesse, so liegt auch das Bedauern nahe, daß die Erfahrung und Weisheit des großen Staatsmannes namentlich in Sachen der auswärtigen Politik für das Vaterland nicht anders nutzbar gemacht werden kann als auf dem Wege fragwürdiger Preßleistungen. Wie bereits hervorgchoben wurde, ist dabei keineswegs an die Wiederherstellung amtlicher Beziehungen in irgend einer Art gedacht; allein auch ohne eine solche bieten sich leicht die Wege, in wichtigen und schwie rigen Fragen einen Meinungsaustausch herbeizuführen. Wer jemals Gelegenheit gehabt hat, mit dem Fürsten Bismarck eingehende große Fragen namentlich der auswärtigen Politik zu erörtern, wird sich der reichen Fülle von Anregung und Belehrung, die man au« der Unterhaltung selbst dann mitnahm, wenn man zu dem ganz entgegengesetzten Endurtheil gelangte, dank bar erinnern. Diesen jetzt vergrabenen Schatz von Staatsweisheit zu Nutz und Frommen des Vaterlandes wieder an» Tageslicht zu heben, liegt augenscheinlich im öffentlichen Interesse. ES ist nach alledem verkehrt, über den Gedanken der Herstellung eines befriedigenden moäus vivuiuii zwischen Berlin und FriedrichSruh oder über etwaige Bemühungen, sie zu verwirklichen, absprechend zu ur- theilen, wie dies die sozialdemokratische und deutsch freisinnige Presse Richier'scher Observanz thut. Im Gegentheil wird man eS den Männern, die ihre Kraft in den Dienst dieses Gedankens stellen, zum Verdienst umsomehr anrechnen müssen, als die zu lösende Auf gabe die größten Schwierigkeiten bietet und ein Miß erfolg nicht ohne empfindliche Rückwirkung auf die Betheiligten bleiben würde. Es gehört eine unge wöhnlich geschickte und glückliche Hand dazu, die 1890 zerrissenen Fäden wieder anzuknüpfen. Möge sie nicht fehlen!" Hagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser hat angeord net, daß ihm fortan über alle Reibungen zwischen Offizieren und Civilistcn Vortrag unter genauer Darlegung des Sachverhaltes gehalten werde. — Berlin. Wer ist der größte Diplomat der Jetztzeit? Bis vor Kurzem hätte eS auf diese Frage, wo und von wem immer gestellt, wohl nur eine ein zige Antwort gegeben. Nachdem indessen Fürst Bis marck zum Herzog von Lauenburg und frühzeitig in den Ruhestand befördert worden ist, werden die Antworten wohl je nach dem Standpunkt und der Gesinnung des Antwortenden recht verschiedenartig ausfallen. Man wird aber weit und breit Herum fragen müssen, ehe man eine Antwort erhalten wird, wie sie der Pariser „Figaro" vom 8 d. M. ertheilt. Der be—rühmte Auslandsredakteur des Boulevard blattes Jacques St. Eure, zu deuisch der wahre Jakob, hat in dieser Nummer allergnädigst geruht, Se. Maj. den Kaiser aller Neuffen zum „größten Diplomaten der Gegenwart" zu ernennen und diese Ernennung dem Erdkreise kund zu thun. Und warum? Man wird errathen, daß der Zar in dieser überschwäng lichen Weise herauSgestrichen wird, weil er den Großfürsten Konstantin zur Begrüßung des fran zösischen Präsidenten nach Nancy gesandt hat. Der „Figaro" ist ein geübter Flunkerer und wird wohl von keinem Politiker ernst genommen werden. Aber das muß man ihm lassen, schlau ist er und versteht sich recht gut darauf, Leuten, an deren Gunst ihm gelegen ist, zu schmeicheln und Angenehmes zu sagen. Er kennt den Zaren und ist sicher, daß von diesem günstig ausgenommen wird, was als Schmeichelei eigentlich viel zu plump und als Ironie wieder nicht fein und geistreich genug ist. „Sie glauben gar nicht, wieviel Lob ich vertragen kann!" hat einmal der verstorbene Dingelstedt zu einem Wiener Kritiker ge äußert. Es scheint, daß der ernste mißtrauische Kaiser Alexander III. in ähnlicher Weise für Lob und Schmeichelei empfänglich ist. — Während fünf Monaten ist aus ganz Deutsch land kein Pfund Zucker nach Amerika expor- tirt worden; die Ausfuhr dorthin hat also vollstän dig aufgehört. Die andauernde vortreffliche Ernte auf Kuba und in den Kolonien hat es dem ameri kanischen Zuckertrust ermöglicht, von Ankäufen in Deutschland ganz abzusehen. Trotzdem ist man in Jnteressenten-Kreisen hier nach wie vor der Ansicht, daß die Amerikaner bald gezwungen sein werden, sich nach Deutschland zu wenden. Nach anscheinend zu verlässiger Schätzung wird die in Deutschland jetzt lagernde unverkaufte Quantität Zucker auf 200,000 Tonnen zu 280 Mk. die Tonne geschätzt, d. h. auf einen Betrag von 56 Mill. Mark, der der Ausfuhr eines ganzen Jahres ziemlich gleich kommt. — Mainz. Der vor einigen Tagen hier ein getroffene neue Kommandeur des 88. Infanterie- Regiment« hat bei seinem Dienstantritt eine bemer- kenSwerthe Ansprache gehalten, welche sowohl bei den Mannschaften des Regiment« wie auch in den bürgerlichen Kreisen eine sehr beifällige Aufnahme gefunden hat. Sich für die Nothwendigkeit einer strammen DiSciplin aussprechend, warnte der Kom mandeur energisch vor jeder Soldatenmißhandlung oder Schinderei, welche er mit den strengsten Strafen belegen würde. — Thorn, 10. Juni. Mehrere junge und wohlhabende Leute au« Russisch-Polen versuchten dieser Tage, um sich der russischen Militärpflicht zu entziehen, in« Ausland zu flüchten. An der Grenze wurden sie jedoch von der russischen Grenz wache sestgehaltcn. Es kam zum Kampf, wobei zwei der jungen Leute von den russischen Soldaten er stochen wurden. Ein dritter entkam, wenn auch schwer verwundet, auf preußische« Gebiet. Bei der einen Leiche fand man 5000 Rubel in baar. Der eine der Erstochenen war der Sohn eines reichen Polen in Kowno. Loeale und sLchfifche Nachrichten. — Dresden. Die Ovation, welche von feiten der Dresdner Bürgerschaft für den Altreichskanzler Deutschlands und den Ehrenbürger unserer Stadt, Fürst Bismarck, geplant ist, wird allem Anschein nach sich zu einer großartigen Kundgebung der Dank barkeit und der Sachsentrcue gestalten. Dieselbe wird in einem großartigen Fackelzuge bestehen, der am kommenden Sonnabend Abend gegen '^lO Uhr vor dem Hotel Bellevue, wo Fürst Bismarck Wohn ung zu nehmen gedenkt, Aufstellung nehmen wirv. Dort werden auch die Gesangvereine Liedervorträge veranstalten. Voraussichtlich wird Se. Durchlaucht Fürst Bismarck von einem Fenster de« Hochparterre aus den Zug an sich vorüberziehen lassen, so baß es den Theitnehmern möglich werden dürfte, den greisen Helden von Angesicht zu Angesicht zu schauen. Die Ankunft des Fürsten wird mit dem fahrplanmäßigen Zuge auf dem Neustädter Bahnhofe stattfinden, die Abfahrt dagegen soll von dem Böhmischen Bahnhöfe aus am nächsten Mittag nach 11 Uhr erfolgen. Bald nach seiner Ankunft im Hotel wird der Fürst durch eine Deputation, bestehend aus Mitgliedern des Comitecs, begrüßt werden. — Wurzen. Ein origineller Bismarck verehrer ist der durch seinen Kräuter-Cognac be kannte Herr Gustav Hahmann hier. So ließ er z. B. am 1. April, dem Geburtstage des Altreichskanzlers, hundert würdige Arme der Stadt Wurzen auf seine Kosten speisen, und hat sich verpflichtet, dieses so lang am 1. April jeden Jahres zu thun, als Fürst Bismarck am Leben bleibt. Diese letzte Bedingung knüpfte er ausgesprochener Weise deshalb daran, um die jedeSmal zu Speisenden zu veranlassen, für das Wohl und die Erhaltung des Lebens des Geburts tagskindes recht inbrünstig zu beten. — Crimmitschau, 9. Juni. Ein zu Pfingsten nach hier beurlaubter Carabinier wurde gestern Abend in einem Gehölz an der Zeitzer Straße leblos aufge funden. Der Soldat hatte sich mittelst seines Säbel riemens erhängt. Der Säbel war vor ihm in die Erde gestoßen. Was den jungen Menschen, der im dritten Jahre dient, zu diesem bedauerlichen Schritte verleitete, ist noch unklar, doch soll er, wie die hiesige „Stadt- und Land-Zeitung" erfährt, seinen Eltern gegenüber bei seiner Ankunft geäußert haben, daß er infolge ihm widerfahrener schlechter Behandlung im Dienste das Leben satt habe. — Bei der bevorstehenden Zusammenkunft der deutschen Jäger und Schützen (25.-27. Juni) in Oederan wird sich nach mehrjähriger Pause wieder den von einem trefflichen Corpsgeist beseelten „Schwar zen" und „Grünen" aller Altersklassen Gelegenheit bieten, die meisten Kameraden begrüßen zu können, welche vor 21 Jahren auf den Schlachtfeldern Frank reichs für Deutschlands Ehre, Macht und Ruhm ge kämpft haben. Allen Combattanten der Kriege von 1866 und 1870/71 zu Ehren, mit besonderer Rück sicht auf die Kämpfer von Villier« ist eine Ovation geplant, welcher zwar in der an Abwechselung reichen Festordnung nicht speziell gedacht, wohl aber eine der großen Zeit würdige Form gesichert ist. Bekanntlich verlor allein das brave Kgl. Sächs. Schützenreg. Nr. 108 in der zweiten AuSfallSschlacht von VillierS, am 2. Dezember 1870, nicht weniger al« 36 Offiziere und 633 Mann binnen wenigen Stunden. Da den Kameraden bi« zum 19. Juni Freiquartiere bei der Bürgerschaft zugesichert werden können, so empfiehlt es sich, die noch außenstehenden Anmeldungen zur Theilnahme an der militärischen Feier möglichst bald bei dem Festausschuß in Oederan zu bewirken. A«s vergangener Zeit — für unsere Zeit. 14. Juni. «Nachdruck verboten). Bor 28. Jahren, am I«. Juni 1867, wurde Kaiser Maxi milian von Mexiko vom Kriegsgericht zum Tode verurtheili.